Magazin Museum.de Nr. 23

Page 31

artiges Ereignis bejubelt, das in kurzer Zeit mit der alten Gesellschaftsordnung hätte abrechnen und eine bessere Zukunft einleiten sollen. Schnell verwandelte sich diese Euphorie in lähmendes Entsetzen. Viele Künstler verarbeiteten ihre grauenvollen Kriegserfahrungen in Bildern und Grafiken. Die teilweise bereits während des Krieges entstandenen Werke sendeten bis in die 20er Jahre hinein eine deutliche Anti-Kriegs-Botschaft aus, die ihr Echo in weiten Teilen der Bevölkerung fand. Doch noch im Laufe der Weimarer Republik

begann ein Umdenken und seit Beginn der 30er Jahre erfuhren Kriegsbilder einen deutlichen Funktionswandel, indem sie ein wichtiger Teil der politischen und militärischen Propaganda des rechten politischen Spektrums wurden. Auch Erich Klahn beschäftigte sich mit dem Thema, doch seine Bilder teilen weder eine kriegsverherrlichende noch eine offensichtlich pazifistische Botschaft mit. Klahns Interesse galt offenbar vor allem den Auswirkungen des Krieges auf den Menschen: Der Ausbruch roher Gewalt und die Ge-

fühlsarmut angesichts einer ausweglosen Situation sind Themen der Bilder „Nahkampf an der Westfront“ und „Rückzug der napoleonischen Armee aus Russland“. In erschreckender Nahsicht führte er dem Betrachter einerseits gewissenlose Brutalität vor Augen, um im anderen Gemälde die winzige Nichtigkeit des Menschen angesichts der unendlichen, winterlichen Weite Russlands zu zeigen. Die bei näherer Betrachtung erkennbaren, miniaturhaft gemalten Figuren erzählen eine traurige Geschichte der Mitleidlosigkeit.

31


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.