Magazin Museum.de Nr. 23

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Der Webmeister schiebt den Antriebsriemen auf die Transmissionsscheibe und zieht kräftig an der Weblade: Der Webstuhl setzt sich augenblicklich in Gang. Die hölzernen Schlagarme schleudern den Webschützen von einer Seite zur anderen, die Schäfte bewegen sich kraftvoll auf und ab. Nach und nach beginnen unter der kundigen Hand des Webmeisters sämtliche Webstühle an zu laufen, der Lärm wird ohrenbetäubend. Im metallischen Rattern der Maschinen entsteht Faden für Faden meterweise Stoff. Was die Besucher heute während des Vorführbetriebs im Bocholter Industriemuseum erleben können, war jahrzehntelang harter Alltag von hunderten Frauen und Männern, die in den zahlreichen Webereien des westlichen Münsterlandes arbeiteten. Kleinere Betriebe zählten rund 80 Webstühle, in größeren Webereien wurde an über 800 Maschinen produziert. Mit seinen gut 30 Webstühlen aus den vergangenen 130 Jahren präsentiert das Museum nicht nur die Entwicklung der mechanischen Weberei, auch die Herstellung von unterschiedlichen Gewebearten ist nachzuvollziehen. Neben einfachen Leinwandbindungen wurden in der Region auch aufwändig gemusterte Stoffe hergestellt, für die Schaft- und Jacquardsteuerung nötig waren. Gewebt wurden vor allem Baumwollartikel, die zu Heimtextilien oder Arbeitskleidung weiterverarbeitet wurden.

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