Magazin Museum.de Nr. 10

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War es in den 1990er Jahren seit Eröffnung des Museums nicht ganz selbstverständlich, über ein Fachpublikum hinaus Menschen aller Generationen für die Sepulkralkultur zu interessieren, so etablierte sich das Museum für Sepulkralkultur über die Jahre in der Museumslandschaft. Bis zum heutigen Zeitpunkt konnte eine Außenwirkung erzielt werden, die dem Museum mit seinen zahlreichen Ausstellungen und Aktivitäten ein sehr positives Ansehen als zentrale Einrichtung für die Themenbereiche Sterben, Tod und Bestatten in Deutschland und darüber hinaus einbrachte. oben: Tödlein, geschnitzt, Nachbildung, 19. Jh.

oben: Carl Julius Zinnert, Liegebüste einer Unbekannten, 1855 rechts: Wegweiser, Karolin und Daniel Bräg, 2000 unten: Ringinger Leichenkutsche, 19. Jh.

Die eigentliche Zielrichtung des Museums entwickelte sich erst im Laufe der Jahre. Wurden in den ersten Jahren seit Eröffnung volkskundliche, kulturgeschichtliche Zeugnisse der Bestattungs- und Trauerkultur in Sonderausstellungen gezeigt, wie beispielsweise die Kulturgeschichte des Sarges, des Trauerschmuckes, des Totentanzes, des Bestatterberufes, der Totenkronen und vieles mehr, hat sich die Ausstellungspraxis durch die Übernahme der bemerkenswerten, äußerst erfolgreichen Ausstellung Last minute – Eine Ausstellung zu Sterben und Tod aus der Schweiz 2000/2001 stark dahingehend geändert, dass nun häufig ‚das Leben’, das ‚Hier und Jetzt‘ im Mittelpunkt steht. In jener Ausstellung Last minute ging es neben der Informationsvermittlung um die Weitergabe von Erfahrungen heute! – Erfahrungen von Sterbenden und Begleitenden, Handelnden und Trauernden. Last minute fragte dabei nicht nach den konventionellen Handlungsmustern, sondern stellte die Multioption mögli-

unten: Motorisiertes Dreirad, »Pony«, 1971

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chen Handelns angesichts des Fehlens verbindlicher Antworten in einer säkularisierten Gesellschaft in den Vordergrund. Der große Erfolg der Ausstellung zeigte deutlich, was Menschen bewegt und dass ihre Auseinandersetzung mit dem Ende durchaus im Hier und Jetzt angesiedelt ist. Eine weitere Sonderausstellung, die an dieser Stelle erwähnenswert ist und eine veränderte Ausstellungspraxis nach sich zog, ist »Erzähl mir was vom Tod. Eine interaktive Ausstellung über das Davor und Danach« aus dem Kindermuseum FEZ Berlin-Wuhlheide. Der große Erfolg zeigte, dass Sterben und Tod auch für Kinder, selbst im Vorschulalter, aufschlussreich sein kann. Darüber hinaus ist

es uns hier gelungen, einen Dialog zwischen den Generationen in Gang zu setzen, auch wenn viele Eltern der Meinung waren, ihre Kinder vor dem schwierigen Thema Sterben und Tod beschützen zu wollen. Sehr gute Erfahrungen machen wir immer wieder gerade mit Kindern zwischen fünf und zehn Jahren, die in der Begegnung mit der Thematik wenig


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