K1magazin 2017: Digitale Vordenker - Warum die Digitalisierung für Kommunen enorme Vorteile bringt

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... HAJO SCHUMACHER ANTWORTET Der bekannte Journalist und Autor stellt sich mutig den Fragen von Neven Subotić. Vielen ist Schumacher durch die wöchentliche Talkshow „Links-Rechts“ auf N24 (2006-2009) bekannt oder durch zahlreiche Auftritte im TV.

1. 2. Foto: Annette Hauschild

Über Hajo Schuhmacher Geburtsjahr: 1964 Geburtsort: Münster in Westfalen Werdegang: Schumacher studierte Journalistik, Politikwissenschaft und Psychologie. Er arbeitete von 1990 bis 2000 beim Spiegel. Von 2000 bis 2002 war er Chefredakteur der Zeitschrift „Max“. 2006 promovierte der Journalist mit der Dissertation „Führungsstrategien der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel im innerparteilichen Machtgeflecht 2000–2004“ an der Universität Duisburg-Essen zum Dr. phil. Der Journalist ist regelmäßig für diverse TV-Sender tätig. Schumacher wurde mit dem „Deutschen Reporterpreis 2013“ für das Beste Interview 2013 ausgezeichnet.

In seinem neuen Buch „Solange du deine Füße auf meinen Tisch legst: Mein schrecklich lustiges Leben als Vater“ beschreibt Hajo Schumacher das Vaterdasein zwischen Helikopter-Anflügen und der anarchischen Lust, ganz anders als andere Eltern sein zu wollen. Amüsant skizziert er das tägliche Glücksdrama zwischen Dürfen, Können und Müssen, ob es um Lego oder Computerspiele geht, um Allergien oder Elternabende. Sein Fazit: Erziehen ist keine Einbahnstraße. Irgendwann kommt alles zurück.

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Foto: GABO

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Privat ziemlich oft, dienstlich zu selten. Leider pausenlos. Eine Kartoffel zum Beispiel ist für mich der Anlass, nach fairem Lohn für den Erntehelfer zu fragen, nach dem Einsatz von Düngemitteln und Unkrautvernichtern, nach Nitrat im Grundwasser, nach der Bedenklichkeit von Kohlehydraten und schließlich danach, ob ich die Schalen heimlich in den Hausmüll statt in die braune Tonne werfen darf. Das ist etwas anstrengend, aber eine journalistische Berufskrankheit. Puuh, wenn ich in meinem Gedächtnis krame, komme ich vielleicht auf ein Dutzend, „Tashi delek“ zum Beispiel. Über andere Kulturen kann ich mir eine Menge anlesen oder anhören, aber wirklich hineinfühlen kann ich mich nicht. Um ehrlich zu sein: Ich weiß über meine eigene Kultur noch viel zu wenig. An schlechten Tagen niemand, an guten Tagen die ganze Welt, an normalen Tagen jeder, dem ich begegne. Aber ja. Jeder Atemzug, jeder Schritt, vielleicht sogar jeder Gedanke hat Folgen. Ich versuche, die Welt ein wenig besser zu hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe. Das beginnt schon damit, die Kinder zu guten Menschen zu erziehen und ihnen eine gute Mischung aus Empathie, Pragmatismus, Konsequenz und Resilienz mitzugeben. Ich unterstütze und spende für etwa ein Dutzend Organisationen, ob Amnesty International, Reporter und Ärzte ohne Grenzen, aber auch mutige journalistische Initiativen wie die Krautreporter, perspective daily oder Correctiv sowie Aktionen in meinem nächsten Umfeld, auf die ich aber nicht weiter eingehen möchte. Dass im Winter die Heizung funktioniert und das Dach dicht ist, dass ich nicht jede Sekunde daran denken muss, wie ich mich und meine Familie durchbringe, dass ich schreiben und lesen kann, was ich will, dass ich so viele Freiheiten habe wie fast nirgendwo sonst auf der Welt. Jeden Tag denke ich das, jede Woche handele ich danach.


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