den 12 und 16 Jahre alten Söhnen im „Zigeunerdorf“
verkauft wurden: „Mein Großvater Alfred Meistermann
Lüsche lebt, wohnt Schmitz ehemaliger Chef gegenüber
hat die Ziegelei von Anton Krogmann übernommen,“
auf der anderen Straßenseite.
gibt Paul Meistermann einen Überblick. Die Historie der ursprünglichen Ziegelei ist aber noch weiter zurückzu-
Von Ton und Ziegeln
verfolgen: Schon Anfang des 18. Jahrhunderts wurde
„Das ist sehr schön. So kann ich immer mal nach dem
zur Herstellung der Steine für den Neubau der St-Ger-
Rechten sehen und mich überzeugen, dass alles gut
trud-Kirche die Lohner Kirchenziegelei gegründet, die
läuft,“ sagt Paul Meistermann mit einem Augenzwin-
später als „Ringofenziegelei Meistermann“ firmierte.2
kern. Er ist der zweite Jubilar – vor 65 Jahren über-
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Quelle: Lohner Blätter, Industriemuseum Lohne, 1993
nahmen der heute 78-Jährige und sein Bruder Heinz Sechs Fußballfelder
gemeinsam von ihrem Vater den traditionsreichen Familienbetrieb: „Damals haben wir noch Ziegel hergestellt.“
Betonfertigteildecken
Bis zu zwei Millionen Vor- und Hinterwandziegel wurden
Nach dem Ende der
bis 1973 jährlich produziert, bevor der Betrieb einge-
Stein- und Ziegelpro-
stellt wurde. Den dafür benötigten Ton bekamen die
duktion wurden ab 1974
Brüder wie schon ihre Vorgänger aus der firmeneigenen
Ziegelstürze und Zie-
Tongrube. Sie war die tiefste in Nordwestdeutschland
geldecken vor allem für
und bekannt für ihr mächtiges Tonvorkommen. 1986 und
Bauunternehmen
1990 wurde die Grube Meistermann abgepumpt und
der Region hergestellt,
großflächig Ton abgebaut, da der Landkreis Vechta Ton
bevor ab 1990 die Ära
zur Abdichtung der Mülldeponie „Tonnenmoor“ benö-
der gegossenen Beton-
tigte. Die dabei aufgeschlossenen Tonschichten wurden
decken begann. „Sie
aus
vor 15 Millionen Jahren in einer Tiefe von 200 Metern
sind von unten völlig
abgelagert und enthalten Überreste der damaligen
glatt und müssen nicht nachgearbeitet werden,“ be-
Tierwelt wie Schalen von Muscheln, Schnecken, Teile
nennt Albert Schmitz einen Vorteil dieser Fertigungs-
von Fischen, Krebsen und Seeigeln und auch Reste von
technik. Er berechnet anhand der Baupläne und Statik
Walen und Haifischen.
die Größe der einzelnen Deckenelemente. Die soge-
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Quelle: Lohner Blätter, Industriemuseum Lohne, 1993
nannten Betonfertigteildecken bestehen aus Stabstahl, Gitterträgern und – wie der Name schon sagt – aus Beton: „Mit sieben Mitarbeitern stellen wir täglich rund 300 Quadratmeter Decken her. Unsere Jahresproduktion an Betonfertigteildecken umfasst knapp sechs Hektar,“ stellt Albert Schmitz fest und verdeutlicht an einem Beispiel welcher Fläche das entspricht: „Ein normales Fußballfeld ist fast einen Hektar groß.“ Wenn es nach ihm geht, dürfen es zukünftig auch gerne noch ein paar mehr werden.
Die Luftaufnahme mit Schornstein, Ringofen, Maschinenhalle, Trocknungshallen; Aufnahme nach dem Abriss des kleinen Schornsteins im Jahr 1959.
Einer der ältesten Lohner Betriebe Ganz so alt ist das Unternehmen zwar nicht – aber mindestens 140 Jahre stolze Firmengeschichte hat es aber auch schon vorzuweisen: „Damit dürften wir zu einem der ältesten Betriebe in Lohne gehören,“ stellt Albert Schmitz stolz fest. Alte Rechnungen aus 1875 belegen, dass schon damals von der Firma Meistermann Steine FIRMENPORTRÄT
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