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Ahorn sichert 95 Schulklassen Schwimmunterricht Hallenbad Witzmannsberg hat überregionale Bedeutung - Hilfe von außen? Herr Bürgermeister Finzel, 95 Schulklassen aus dem Landkreis Coburg kommen zum Schwimmunterricht in das Freizeitzentrum Witzmannsberg. Können Sie noch weitere aufnehmen? Finzel: Die Gemeinde Ahorn ermöglicht aktuell etwa 60 Schulklassen aus Untersiemau, Seßlach, Weitramsdorf, Großheirath, der Mauritiusschule und der HeinrichSchaumberger-Schule, der vhs Coburg Stadt und Land sowie der eigenen Gemeinde ihren Schwimmunterricht im Hallenbad des Freizeitzentrums in Witzmannsberg durchzuführen. Ich sage ganz bewusst ermöglichen, da Witzmannsberg das einzige Hallenbad im süd- westlichen Landkreis Coburg ist. Würde Ahorn schließen, wäre die Durchführung des Schulunterrichts in der gesamten Region fraglich. Die genannte Zahl von 95 Schwimmklassen ist aktuell für die Anerkennung als Lehrschwimmbecken von der Regierung von Oberfranken ermittelt worden. Sie drückt die möglichen Schwimmklassen in unserem Bad im Verhältnis zu den nutzenden Schulen aus. Der Bedarf ist groß, allerdings spielen die zur Verfügung stehenden Sportlehrer, die schulinternen Terminplanungen und anderes bei den tatsächlichen Belegungen eine wichtige Rolle. Neben der schulischen Nutzung kann auch die Öffentlichkeit das Bad nutzen. Die Wasserwacht Witzmannsberg und ein engagierter Förderverein helfen der Gemeinde dabei. Während der allgemeinen Öffnungszeiten sowie während der Trainingszeiten der Wasserwacht findet kein Schulunterricht statt. Wer trägt die Kosten für den Schwimmunterricht? Was muss für eine Klasse mit rund 15 Schülerinnen und Schülern bezahlt werden?

Die Deutsche Lebens-RettungsGesellschaft (DLRG) schlägt nach einer Umfrage in 1200 Schulen zum Thema „Schwimmunterricht“ Alarm. Danach haben zwar 77 Prozent der Grundschüler am Ende der vierten Klasse eine Seepferdchenprüfung absolviert, aber nur 55 Prozent das Jugendschwimmabzeichen in Bronze erworben. Letzteres betrachtet die DLRG allerdings als Mindestanforde03/2010 - 5. Jahrgang

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Finzel: Natürlich beteiligen sich die Schulen oder die Kommunen als Sachaufwandsträger in Höhe von 40 Euro je Schwimmstunde an den Kosten. Im Vergleich zu den gesamten Unterhaltskosten, die Instandhaltung, sowie die möglichen Investitionskosten ist dieser Betrag allerdings verschwindend gering. Vor dem Förderverein „Erhalt des Ahorner Hallenbades“ haben Sie kürzlich darüber geklagt, dass es mit einer Förderung aus dem Konjunkturpaket II nicht geklappt hat. Woran hat es gelegen? Finzel: Klagen ist falsch ausgedrückt! Eine Förderung aus dem Konjunkturprogramm hätte mir manche Sorge genommen und die Gemeinde bei der dringend notwendigen Sanierung unterstützt. Da wir sehr fundierte Zahlen und Unterlagen eingereicht haben, war natürlich auch eine gewisse Enttäuschung mit der Absage verbunden. Der Grund lag in der ursprünglichen Finanzierung des gesamten Freizeitzentrums aus Mitteln der Grenzlandförderung und anderen Fördertöpfen. Dies stand einer Bezuschussung entgegen. Nun wollen Sie Mittel „aus anderen Fördertöpfen“. Wo sehen Sie konkret Möglichkeiten dafür? Hier kann ich an Ihre vorangegangene Frage anknüpfen. Die Gemeinde steht seit einigen Monaten in gutem Kontakt mit der Regierung um die Sanierung - zumindest des Bades - zu einem Teil zu finanzieren. Finzel: Dazu ist die Anerkennung als Lehrschwimmbecken eine Voraussetzung, die mit geringen baulichen Veränderungen gegeben ist. Allerdings bleibt auch dann ein hoher Eigenanteil der von unserer finanzschwachen Gemeinde kaum zu schultern ist. Auch ist für mich, das Freizeitzentrum als Gesamtes

zu sehen. Neben einer kleinen Gastronomie und einer Kegelbahn ist vor allem die Kulturhalle von Gewicht. Hier finden Theatervorführungen, Konzerte, Versammlungen, VHS-Kurse und vieles mehr statt. Es ist dieses breite Angebot, das es für unsere Dorfgemeinschaft zu erhalten gilt und für ein Querdenken die Grundlage bildet. Nach Ihrer Aussage ist das Schwimmbad in Witzmannsberg kein Freizeitbad sondern ein Lehrschwimmbecken. Um dieses zu erhalten, sehen Sie den Freistaat Bayern in der Pflicht. Warum? Finzel: Die Schließung des Hallenbads in Witzmannsberg wäre, wie auch in Seßlach und Weitramsdorf, der einfachste Weg für die Gemeinde. Hohe Sanierungskosten könnten so vermieden und die freien Mittel in dringend notwendige andere Maßnahmen wie zum Beispiel in unsere Schule investiert werden. Würde das Bad allerdings schließen, wäre der Schwimmunterricht in der gesamten Region nicht mehr möglich. Ich bin daher der festen Überzeugung, dass die Sanierung des Bades eine regionale oder überregionale Aufgabe ist, die einer einzelnen Gemeinde alleine nicht zuzumuten ist. Finanzielle Unterstützung muss daher von außen kommen! Um Ihr Ziel zu erreichen, könnten Sie heimische Abgeordnete um Unterstützung bitten. Haben Sie dies im „Fall Witzmannsberg“ schon getan? Finzel: Natürlich habe ich sehr früh die heimischen Landtagsabgeordneten, allen voran Jürgen W. Heike, in die Gedanken und Planungen eingeweiht und stehe in einem guten Informationsaustausch. Auch die Vizepräsidentin des Regierungsbezirks Oberfranken, Petra Platzgummer-Martin, kennt die Sorgen

DLRG schlägt Alarm rung für einen sicheren Schwimmer. Dass am Ende der Grundschulzeit 45 Prozent der Schülerinnen und Schüler keine sicheren Schwimmer sind, bedauert Jochen Brünger, DLRG-Vizepräsident. Die Ergebnisse in den Bundesländern sind sehr uneinheitlich. Mit 71,5 Prozent Schü-

lerinnen und Schüler, die das Jugendschwimmabzeichen in Bronze erworben haben, schneidet Niedersachsen am Besten ab. Bayern liegt unterhalb des Bundesdurchschnitts. Das bedeutet: Die relative Zahl der Nichtschwimmer oder unsicheren Schwimmanfänger liegt zwischen

Bürgermeister Martin Finzel der Gemeinde und die Bedeutung des Objekts für den Schwimmunterricht in der Region. Ahorn steht daher nicht alleine da! Dennoch ist es zunächst an uns, in Ahorn mit guten Konzepten und Planungen in Vorleistung zu gehen. Erst auf dieser Grundlage können wir weiter an Mandats- und Entscheidungsträger herantreten. Welche Maßnahmen sind im Freizeitzentrum Witzmannsberg nötig? Finzel: Das Freizeitzentrum als Gesamtanlage ist gut 30 Jahre alt. Zwar haben wir das Objekt über die Jahre gepflegt und wo nötig saniert, dennoch ist zum Beispiel die Technik nicht mehr zeitgemäß, energetische Maßnahmen sind dringend erforderlich und auch bauliche Instandsetzungen müssten zeitnah umgesetzt werden. Von der Gemeinde Ahorn wurde daher das Architekturbüro Glodschei in Weitramsdorf mit einer fundierten Bestandsaufnahme der Anlage beauftragt, auf die eine Beschreibung konkreter Maßnahmen, die Ermittlung von Kostengrößen und weiteren Planungen aufbauen. Die Fragen stellte Horst Mitzel.

28,5 und 62,6 Prozent. Als Grund für die unzufriedenen Zahlen werden fehlende Schwimmhallen, der zeitliche Aufwand für den Transport der Kinder, eine nicht ausreichende Anzahl qualifizierter Lehrkräfte und anderes genannt. An 86,4 Prozent der Schulen wird Schwimmen unterrichtet. Auch wenn es sich um keine repräsentative Umfrage handelt, gibt das Ergebnis zu denken. NACHTWÄCHTER / ANZEIGENSEITE

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