MUSEOMAG 4 | 2019

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MONTAGE

nografen, nein, es ist immerhin auch eine Art lydischer Stein in der Museumsbranche, die jedes einzelne Mitglied des Museums mit einfordert. Eine regelrechte Belastungsprobe. Denn jeder (fehlende) Zentimeter (egal ob in einer Vitrine, an der Wand oder im Raum selbst) kann zu einem katastrophalen Wendepunkt im Ausstellungsbau und zu einem der berüchtigten „imprévus“ werden.

LERNFAKTOR GARANTIERT

Ein demnach bestens geeigneter Zeitraum, um als wissenschaftlicher Praktikant an das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst zu kommen. So jedenfalls meine Feststellung. Seit nunmehr Anfang Juli durfte ich, Museumskurator Régis Moes zur Seite gestellt, die „heiße Phase“ einer Ausstellungsplanung miterleben und aktiv daran teilnehmen. Vornehmlich aus der Perspektive eines Nachwuchshistorikers blickend, kam ich in den Genuss praktischer Anwendung mir gänzlich unbekannter Fähig- und Fertigkeiten, welche man nicht unbedingt mit dem Metier des Historikers in Verbindung setzen würde. Wird man jedoch mit den schier unüberwindbaren Herausforderungen eines fehlenden Meterstabs konfrontiert (einen solchen, man bekommt ihn in jedem Baumarkt, habe nun auch ich stets dabei) entkommt man Goethes „grauer Theorie“ ungemein rasch – und schmerzlos. Denn was man uns Nachwuchshistorikern oftmals nicht nahebringt, ungeachtet welcher Subdisziplin man sich zugehörig fühlt, ist die in einem Museum so dominierende und über alle intradisziplinären Abzweigungen hinausgehende räumlichmaterielle Komponente.

RÄUMLICH DENKEN, BITTE!

Überhaupt alles dreht sich um das Zusammenspiel von verfügbarem Raum und Ausstellungsobjekt. Zu keinem Zeitpunkt wird das greifbarer als während einer Ausstellungsmontage. Wenn nämlich Maler auf

Schreiner und Kuratoren auf Szenografen treffen, kann es mitunter unübersichtlich werden. Entscheidend ist hier vor allem eine effiziente Kommunikation. Wir reden jedoch keinesfalls nur von der zeitnahen Bearbeitung elektronischer Nachrichten oder das Weiterleiten entscheidender Informationen. Es ist wiederum insbesondere die Räumlichkeit selbst, sprich die räumliche Distanz zwischen den verschiedenen Büros der Administration einerseits, sowie der eigentlichen Ausstellungsfläche andererseits, welche dem Praktikanten oftmals ein unverhofftes, dennoch willkommenes frühmorgendliches Kardiotraining bescherten.

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