Empreintes
Haus 10 Eine weitere besondere Stuckdecke, wenn auch einfacher in der Ausführung, galt es in Raum 0.14 im Erdgeschoss des Hauses 10 zu erhalten und den Museumsbesuchern zu präsentieren. Nach der Mitte des 18. Jahrhunderts und besonders im 19. Jahrhundert hatte man eine neue Art von Putzträger verwendet. Der Halt des Stuckfeldes wurde dadurch erreicht, dass mit Drähten gebundene Stroh- oder Schilfrohrmatten an die Balken und die Verbretterung genagelt wurden. Auf diesen Untergrund konnte sich eine Schicht aus einem Brei von Lehm, Kalk und Zuschlägen festkrallen und diente als Unterputz für die Feinputzschicht. Unter einer falschen Decke, die im 19. Jahrhundert oder später eingezogen wurde, hatte sich dieser Stuck erhalten. Dies ist für schlichte Stuckdecken sehr selten und damit kunsthistorisch hoch interessant. Es fehlten lediglich die Unterseiten an den Balken. Diese Fehlstellen mussten nun aufwendig wieder mit Strohbahnen kaschiert und beigeputzt werden. Ebenso erfolgte eine flächige Sicherung der historisch interessanten, funktionalen Stuckdecke aus der Zeit um 1800 mit speziellen Glasfaserdübeln. Eine abschließende Weißfassung rundete die Arbeiten ab. Um dem Museumsbesucher den Aufbau einer solchen einfachen und funktionalen Decke zu erläutern, wurde ein Sichtfenster an einem der Balken angelegt (Abb. 8). Die verschiedenen Arbeitsschritte und verwen deten Materialien sind somit dokumentiert und ablesbar.
2014
Abb. 8 Funktionale Stuckdecke mit Sichtfenster. Markiert sind die neuen Ergänzungen. Foto Tom Lucas MNHA, 2014
Haus 8b Alle Holzelemente, die nach der Generalsanierung wieder eingebaut werden sollten, wurden abgenommen und im Museumsdepot aufbewahrt oder vor Ort geschützt. Hierzu gehören auch die alten Türverkleidungen. Neue sicherheitstechnische Bestimmungen oder Anforderungen wie die Barrierefreiheit führten jedoch auch dazu, dass einige Leibungen ausgebaut werden. Hinter einigen abgenommenen Holzverkleidungen verbargen sich, neben Resten von Wandmalereien aus der Zeit vor 1800 und Mitte 19. Jahrhundert, auch dicke Farbkrusten auf den Steinleibungen selbst. Exemplarisch wurden an zwei Türdurchgängen vom Korridor 1.11 in den Raum 1.05 Farbfenster angelegt um diese Malereien zeitlich einordnen zu können, eine Stelle wird dauerhaft sichtbar bleiben (Abb. 9). Insgesamt 20 Farbschichten aus zwei Jahrhunderten legte das Skalpell unter fachmännischer Führung frei. Datieren können wir die Malereien durch den Befund von synthetischem Ultramarinblau in der fünfzehnten Farbschicht. Mit dem Beginn der industriellen Herstellung ab 1829 konnte der große Bedarf an dem synthetischen und
Abb. 9 Farbfenster an der Türleibung im 1. Geschoss. Foto Tom Lucas MNHA, 2014
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