Da hilft nur Schenken

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Geldqualitäten: Kaufgeld, Leihgeld, Schenkgeld

Autor // Harald Spehl Prof. Dr. Harald Spehl (Mainz), geb. 1940, Studium der Volkswirtschaftslehre. Forschungsund Lehrassistent an den Universitäten Münster und Köln, 1973 bis 1975 Professor für Volkswirtschaftslehre in der Abteilung Raumplanung der Universität Dortmund, von 1975 bis zur Emeritierung 2007 Professor für VWL in Trier. Schwerpunkte: Regionalentwicklung und -politik, Ökologie, Ökonomie und Sozialentwicklung. Seit 1990 Neuorientierung auf der Grundlage der Dreigliederung des sozialen Organismus.

Die Bedeutung von Schenkgeld in Wirtschaft und Gesellschaft Den Begriff des Schenkens verbindet man normalerweise mit dem Bereich des Privaten. Man gibt Almosen, man schenkt zu Geburts- und Festtagen, man beschenkt Kinder mit größeren Geldbeträgen, man schenkt sogar ein Auto oder ein Haus. Man kann das als Schenkung zu Lebzeiten bezeichnen. Konkrete Zahlen über den Umfang solcher Schenkungen sind nicht bekannt. Eine andere Qualität hat die Schenkung von Todes wegen, das Vererben von Geld- und Sach­ vermögen beim Tod eines Menschen. Diese Schenkungen sind gesetzlich geregelt, aller­dings vom Erblasser durch ein gültiges Testament gestaltbar. Auf den ersten Blick handelt es sich beim Erbe auch um eine persönliche, private Schenkung, aber angesichts der Größenordnung gehen von diesen Schenkungen erheb­ liche wirtschaftliche und gesellschaftliche Wirkungen aus. Nach Schätzungen werden in Deutschland jährlich etwa 200 Mrd. Euro vererbt.1 1. Spiegel Online 2008 2. Deutsche Welle 2010 3. Bundesverband Deutscher Stiftungen 2010 a 4. Bundesverband Deutscher Stiftungen 2010 b 5. Social Times 2008

Ein weiterer Bereich sind Spenden an kirchliche oder karitative Organisationen, gemeinnützige Institutionen und auch an politische Parteien. Das Spendenaufkommen ist in Deutschland im 44

Jahr 2009 zwar um 3 % gegenüber dem Vorjahr gesunken, betrug aber immer noch über 2 Mrd. Euro.2 Stiftungen haben in den vergangenen Jahren in Deutschland eine immer größere Bedeutung erlangt. Einzelpersonen, Personengruppen oder Unternehmen statten eine juristische Person – eben eine Stiftung – mit Geld- oder Vermögenswerten aus und legen über die Zweckbestimmung die Verwendung der künftigen Erträge fest. Im Jahr 2009 gab es in Deutschland 17.372 Stiftungen,3 die überwiegend gemeinnützige und soziale Zwecke verfolgen, aber auch auf den Feldern von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur sowie Umweltschutz tätig sind.4 Die Gesellschaft hat dazu festgelegt, welche Stiftungszwecke zu steuerlichen Vorteilen führen. Alle Stiftungen zusammen verwalteten im Jahr 2008 ein Vermögen von 100 Mrd. Euro, die Erträge, die für die Stiftungszwecke zur Verfügung standen, betrugen in den Jahren 2008/09 durchschnittlich 4,4 %, also 4,4 Mrd. Euro.5 Aus dieser Darstellung von Schenkungen in Deutschland wird deutlich, dass Schenkungen, die wirtschaftlich relevant sind bzw. bestimmte


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