Nachrichten 2 2017

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Nr. 2 Juni 2017

Südsudan: Die leise Hoffnung auf Frieden Unser Projekt Schulbildung für benachteiligte Kinder auf Sabah, Malaysia. S.6

Interreligiöse Begegnung Ein Berufsbildungsprogramm in Nigeria stärkt das Vertrauen zwischen Christinnen und Muslimen. S.8

Intensiver Austausch in Ghana Einer der ersten Teilnehmer des Jugendbotschafterprogramms von Mission 21 über seine Reiseerfahrung. S.11


Trauma-Arbeit

Liebe Leserin, lieber Leser

Jochen Kirsch

Editorial

Seit Jahren engagiert sich Mission 21 im Südsudan. Das Engagement ist leise, aber wertvoll: Hebammen werden ausgebildet, sie arbeiten in Flüchtlingslagern in prekären Verhältnissen und hoffen auf die Möglichkeit, bald wieder zurückkehren zu können in ihr Heimatland. Bis dies möglich ist, wenden sie das Gelernte dort an, wo sie sind. Es wird angepflanzt, auch wenn die sogenannten «Warlords», die kriminellen Milizen, immer wieder kaputt machen, was mühsam gesät worden ist. Und vor allem engagiert sich Mission 21 zusammen mit den Menschen vor Ort für den Frieden. Der Bürgerkrieg, der 2013 im Südsudan ausgebrochen ist, hat bisher über 300‘000 Menschenleben gefordert. Etwa 3.5 Millionen Menschen sind auf der Flucht, das ist mehr als ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Die Menschen sehnen sich nach Frieden. Diese Grundhaltung drücken sie mit Sprichwörtern aus wie: «Besser nur Gemüse essen, aber mit Liebe, als einen gemästeten Ochsen mit Hass.» Der Konflikt verläuft entlang ethnischer Linien. Deshalb geht es im Friedensprozess darum, das Vertrauen zwischen den Ethnien Nuer und Dinka langsam wiederherzustellen. «Die Kriegshandlungen lassen alte Konflikte wieder aufleben, auch jene zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern», erzählen die ökumenischen Mitarbeitenden Dorina und Mathias Waldmeyer bei ihrem Besuch im Missionshaus in Basel. Das Paar lebt und arbeitet im Auftrag von Mission 21 vor Ort. Sie stützen und ermutigen die Menschen, wo immer sie können. Es ist schwer auszuhalten, dass mühsam überbrückte Gegensätze nun wieder in tödliche Auseinandersetzungen münden. Es kann nicht gepflanzt, es kann nicht geerntet werden. Die Hungersnot im Südsudan wurde vor allem von Menschen ausgelöst. Peter Gai, Vorsitzender unserer Partnerkirche sowie Präsident des Südsudanesischen Kirchenbundes, führt zusammen mit anderen Vertrauensträgern die nötigen Schritte durch, um den friedlichen Dialog zwischen den verfeindeten Lagern zu ermöglichen. Der Südsudanesische Kirchenbund ist einer der grössten Hoffnungsträger für den Frieden und initiierte die Friedenskampagne «Action Plan for Peace», welche auch von Mission 21 unterstützt wird. Dieser Aktionsplan ist vielleicht die letzte Chance für den Südsudan, aus dem Teufelskreis von immer neu aufflammenden Konflikten, unsäglicher Gewalt und sinnlosem Leid auszubrechen. Ihre

Claudia Bandixen, Direktorin Mission 21

Titelbild: Mission 21 leistet Unterstützung für Menschen, die vom Bürgerkrieg betroffen sind und arbeitet längerfristig auf den Frieden hin. Foto: Ulrich Kleiner 2

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Frauen tragen die Hauptlast der aktuellen Konflikte im Südsudan. Mitglieder der Frauengruppe der südsudanesischen Flüchtlingsgemeinde Kakuma in Kenia.

Im heutigen Südsudan herrscht seit Jahren Bürgerkrieg. Karin Augustat, Programmverantwortliche bei Mission 21, glaubt, dass Frieden möglich ist. Trotz allem Leid haben auch unsere Partner im Südsudan die Hoffnung noch nicht aufgegeben. In einem Dorf, das durch einen Fluss getrennt ist, bekriegen sich wie im Grossteil des Südsudans die verfeindeten Volksgruppen seit vielen Jahren. Auf beiden Seiten des Flussufers hatte sich je eine ethnische Gruppe niedergelassen, ohne Kontakt. An einem Sonntag betrat eine Frau die Brücke. Sie wurde gewarnt, dass sie ihr Leben mit dieser Geste aufs Spiel setze. Doch schliesslich folgten ihr Frauen der beiden Seiten und kamen ins Gespräch, bis sie sogar alle gemeinsam den Gottesdienst besuchten und um die vielen Opfer weinten. Karin Augustat, Programmverantwortliche bei Mission 21, erzählt nach ihrer Rückkehr von diesem Ereignis, das ihr während der


Doch die traurige Realität ist: Die negativen Folgen von Kriegstraumata überwiegen. «Viele der Rebellen haben selbst Unaussprechliches erlebt, und verarbeiten dieses Trauma nun durch Gewalt.» Frauen hingegen reagieren auf traumatische Erlebnisse eher mit Rückzug und Depression. Sie geben ihr Trauma somit oft an die Kinder weiter, da sie zu diesen keine emotionale Bindung pflegen können. «Es ist also ein Teufelskreis», sagt Augustat. Denn wer selbst stark traumatisiert ist, kann auf andere oft nicht mehr vertrauensvoll zugehen. «Ohne Traumabewältigung sind Versöhnung und Frieden schwer zu erreichen», ist Augustat überzeugt.

Ökumenische Stimme des Friedens

«Trauma-Arbeit ist Friedensarbeit»

Mission 21 unterstützt den Aktionsplan für Frieden (Action Plan for Peace, APP), der vom Südsudanesischen Kirchenbund initiiert wurde. Die internationale Gemeinschaft steckt viele Hoffnungen in den APP. Grosse Partner sind zum Beispiel die Europäische Union und die USA. Der Aktionsplan sieht vor, mit allen vereinten Kirchen des Landes den Frieden im Land zu ermöglichen. «Die Kirchen stehen geschlossen als starke, ökumenische Stimme

Bürgerkrieg im Südsudan Dienstreise anfangs 2017 zu Ohren kam. Es ist eine kleine, leise Geschichte von Hoffnung, vielleicht auch nur ein Mythos; mit Vorsicht zu geniessen im kriegerischen Kontext des Südsudans, wo auch die Hungerkrise zahlreiche Opfer fordert. Und dennoch kommen in dieser Anekdote zwei wichtige Aspekte zum Ausdruck: «Man sieht darin die Schlüsselrolle des christlichen Glaubens sowie der Frauen für den Friedensprozess», sagt Augustat.

Traumatisiertes Volk Viele Dörfer werden hauptsächlich von Frauen und Kindern bewohnt, da viele Männer am Kämpfen oder bereits im Krieg gefallen sind. «Ein Grossteil der Frauen hat die Notwendigkeit von Frieden längst erkannt. Sie sind es, welche die Gesellschaft – so gut es geht – aufrechterhalten.» Zum Beispiel im Flüchtlingslager Kakuma an der kenianischen Grenze, wo sich Frauen mit viel Engagement um die Hilfebedürftigen kümmern, obschon viele von ihnen selber enormes Leid erfahren haben. «Manchmal entwickeln Menschen nach Traumata eine neue Kraft», so Augustat, «und diese Frauen sind wirklich unglaublich stark!»

Der Südsudan erlangte im Juli 2011 die Unabhängigkeit vom Sudan. Kurze Zeit danach versank der weltweit jüngste Staat wieder im Chaos eines Bürgerkriegs: Zwei Vertreter der Regierungspartei SPLA, Präsident Salva Kiir und sein damaliger Vizepräsident Riek Machar, begannen sich im Jahr 2013 mit ihren jeweiligen Gruppen gegenseitig zu bekämpfen und führten den Südsudan in eine humanitäre Krise. Im April 2016 gab es für wenige Monate den Versuch einer erneuten Einheitspartei, welcher jedoch kläglich scheiterte und in einem erneuten Gewaltausbruch endete. Weit über 300‘000 Menschen haben durch den Krieg bereits ihr Leben verloren. Über 3.5 Millionen Personen wurden aus ihrer Heimat vertrieben und befinden sich auf der Flucht.

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Mission 21

Trauma-Arbeit

Karin Augustat mit unseren südsudanesischen Partnern und Mathias Waldmeyer, der mit seiner Frau Dorina die Projekte von Mission 21 im Südsudan von Nairobi aus koordiniert.

Action Plan for Peace Der «Aktionsplan für Frieden» des Südsudanesischen Kirchenbundes umfasst vier Säulen: Mobilisierung der Öffentlichkeit zur Beendigung des Konflikts; ein neutrales Forum zur Begegnung zwischen Menschen aller sozialen Schichten; eine breit angelegte landesweite Versöhnungskampagne sowie Capacity Development zur Stärkung lokaler Organisationen. Mission 21 kann dank langjähriger Erfahrung in der Friedensförderung und enger Zusammenarbeit mit internationalen und lokalen kirchlichen und säkularen Netzwerken einen entscheidenden Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben im Südsudan leisten. In den kommenden Jahren ist der Aktionsplan für Frieden der Hauptfokus unserer Projektarbeit im Land. Alle anderen Einzelprojekte von Mission 21 im Südsudan werden zwar weitergeführt, aber auf dieses übergeordnete Ziel ausgerichtet. Konkret geht es vor allem um folgende Massnahmen: • Versöhnungsarbeit mit Kirchgemeinden, Schulen und Basisorganisationen • Konfliktbewältigung / Versöhnung / Vergebung / Tagungen, Kurse, Infomaterial • Psychosoziale Rehabilitation, Trauma-Heilung / Ausbildung / Begleitung • Jugendarbeit zu interreligiöser Zusammenarbeit / Tagungen / Kurse / Camps • Leadership-Seminare für kirchliche Kader und für Frauen- und Jugendgruppen • Schulung und Weiterbildung für lokales Personal / Managementkurse / Trainings • Veranstaltungen und Schulungen zu Geschlechter-Gerechtigkeit • Verknüpfung von Friedensarbeit mit Projekten zur Existenzsicherung • Zusammenarbeit mit südsudanesischen Kirchen und internationalen Organisa tionen • Projektkoordination, Qualitätssicherung, externe Begleitung und Evaluation

des Friedens da», sagt Augustat. «Vor einigen Monaten verweigerte der katholische Bischof dem Präsidenten vor laufender Kamera den Handschlag und sagte ihm vor den Augen der Bevölkerung: «Jetzt musst du dich entscheiden zwischen Frieden und dem Bösen». Damit setzte er ein klares Zeichen, dass die Kirchen bei diesem Konflikt nicht mehr mitmachen.» Die Kirche hat als Institution enormes Potenzial, denn sie ist nahe bei den Leuten und geniesst sogar in Regierungskreisen ein hohes Ansehen. Die ethnische Diversität im Südsudan wurde in diesem Konflikt instrumentalisiert, um die Unterschiede des südsudanesischen Volks zu betonen, was zu Feindschaft und Krieg führte. Dagegen ist der christliche Glaube, der im Südsudan fast flächendeckend in der Bevölkerung vorherrscht, ein verbindendes Element. Der Action Plan for Peace baut auch auf den Inhalten des christlichen Glaubens auf: «Da die Konzepte von Vergebung und Versöhnung im christlichen Wertesystem enthalten sind, kann Frieden bei den tief christlichen Südsudanesinnen und Südsudanesen möglich werden», sagt Augustat.

Trauma-Arbeit in den Kirchengruppen

Unterstützen Sie unsere Arbeit im Südsudan! > Spenden: Konto: PC 40-726233-2 IBAN: CH58 0900 0000 4072 6233 2 Vermerk: «179.1001» 4

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Eine der Hauptsäulen des Action Plan for Peace ist die Trauma-Bewältigung. «Persönliche Gespräche und die Bibellektüre sind dafür eine wichtige Grundlage», sagt Augustat. «Es braucht aber noch andere Methoden, um


Beispiel fragte eine Frau, welche bei den Unruhen im Juli mehrere Angehörige verloren hat: «Was nützt es, unsere Traumata aufzuarbeiten, wenn am nächsten Tag schon die nächste Katastrophe passiert?» Die seelischen Wunden der Menschen sind sehr tief, und es kommen immer wieder neue dazu. Dennoch hält Augustat an der Wichtigkeit der Trauma-Arbeit fest. «Das trägt jetzt schon zu einer Verbesserung ihrer Lage bei – auch wenn sich die äusseren Umstände leider noch nicht verändern.»

Ohne Saat keine Ernte

die psychologische Herausforderung zu meistern, vor der der Südsudan steht.» Psychologische Einzeltherapie ist im südsudanesischen Kontext undenkbar. «Dazu fehlen schlichtweg die Ressourcen. Alle sind irgendwie traumatisiert!» Im Vordergrund steht deshalb ein kollektiver Ansatz: Multiplikatoren werden ausgebildet, also einzelne Personen, welche ihr Wissen dann an die breite Bevölkerung weitergeben. Somit vervielfacht sich die Wirkung der Workshops und Weiterbildungen. Schon länger unterstützt Mission 21 Trauma-Workshops für die Mitglieder ihrer Partnerkirche Presbyterianische Kirche des Südsudans (PCOSS). Im laufenden Jahr soll dieser Bereich intensiviert werden. Der nächste Schritt ist es, mithilfe von Fachkräften vor allem Pfarrerinnen und Pfarrer in der TraumaArbeit auszubilden. «Wir müssen systematisch vorgehen, um dieses Multiplikationssystem erst einmal aufzubauen», sagt Augustat. Die bestehenden kirchlichen Strukturen eignen sich bestens, um eine weitreichende Trauma-Bewältigung zu ermöglichen: «Die Kirchengruppen haben enormes Potenzial», sagt Augustat. «Wenn wir es schaffen, dass dort Trauma-Arbeit geleistet wird, dann sind wir an den Leuten dran. Denn fast alle sind in der Kirche.» Karin Augustat erzählt von viel Zuspruch, den sie auf ihrer Reise erleben durfte. Mehr als einmal musste sie aber auch schlucken. Zum

Seit einigen Monaten steht vor allem die Hungerkrise im Südsudan im internationalen Fokus. Dazu sagt Augustat ganz klar: «Diese Katastrophe ist von Menschen gemacht.» Zwar trage die anhaltende Dürre dazu bei, «aber das Hauptproblem ist, dass die Bauern wegen des Kriegs ihr Land nicht mehr bestellen können.» Das Vieh verhungert in grossen Herden, hungernde Kinder nuckeln an der Brust ihrer bereits halbtoten Mutter. Es sind schreckliche Bilder, welche in letzter Zeit oft durch die Medien gehen. Solche Tragödien bringen uns auch als Missionswerk unter Druck. Häufig wird Augustat gefragt, weshalb Mission 21 im Südsudan keine Soforthilfe leistet. «Wir können uns nicht plötzlich darauf konzentrieren», sagt sie. Denn die Einfuhr und Verteilung von Nahrungsmitteln und Hilfsgütern ist äusserst komplex, dafür gibt es unter den Hilfswerken Spezialisten. «Als Missionswerk müssen wir tun, was wir am besten können. Deshalb nutzen wir unser Netzwerk von Kirchen und Partnerorganisationen, um den Friedensprozess zu unterstützen.» Längerfristig führt auch dies zur Ernährungssicherung. Denn ohne Frieden können die Bauern auch im Jahr 2018 ihre Felder nicht bestellen. Und das Land wird sich noch immer nicht selber ernähren können. Karin Augustat macht sich keine Illusionen: «Es ist ein langer Weg bis zum Frieden, wenn es denn einen gibt. Wir sprechen möglicherweise von bis zu 15 Jahren.» Dennoch ist sie überzeugt von der Idee, als christliche Gemeinschaft den Frieden zu implementieren, bevor der Südsudan definitiv den Status eines gescheiterten Staates erhält. Der Aktionsplan für Frieden als ökumenische Initiative könnte die letzte Chance sein für das vom Bürgerkrieg geplagte Land. «Wenn es denn klappt», meint Augustat vorsichtig, «dann ist der Action Plan for Peace ein Beispiel für die Welt». | Mara Wirthlin Nachrichten 2 | 2017

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Unser Projekt

Eine Zukunft für die Kinder aus Sabah

Karin Praxmarer

Bildung ist für viele Kinder in Sabah, Malaysia die einzige Möglichkeit, der Armut zu entkommen. Der Schulbesuch ist für die meisten aber nicht selbstverständlich. Mission 21 setzt sich zusammen mit ihren Partnerkirchen für benachteiligte Kinder und Jugendliche in Sabah ein. Schule und erhöht damit ihre Chance, später Arbeit zu finden. Da die Schule weit weg von Arissas Dorf liegt, lebt die Schülerin nun in einem Wohnheim der PCS in der Stadt. Die Schülerwohnheime der PCS bieten zurzeit 119 Kindern, mehr als die Hälfte davon Mädchen, ein Zuhause und damit die Möglichkeit, weiter zur Schule zu gehen. Die Wohnheime der PCS sind eine Ergänzung zu den staatlichen Schülerwohnheimen, die islamisch geprägt sind und in denen nicht selten die christlichen Kinder benachteiligt werden. Viele junge Menschen aus den PCS-Wohnheimen kehren nach erfolgreichem Abschluss in ihre Dörfer zurück, um das erworbene Wissen als Lehrerin, Krankenpfleger oder Pfarrerin einzusetzen.

Das schwere Los der Immigrantenkinder

Die Schülerinnen und Schüler an der Migrantenschule sind motiviert, sie wissen ihre Chance zu schätzen.

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Sabah, der ärmste malaysische Bundesstaat, liegt am nordöstlichen Zipfel der Insel Borneo. Viele Menschen hier leben unter der Armutsgrenze, obwohl die Insel reich an natürlichen Ressourcen ist. In Sabah lebt auch Arissa. Das Einkommen ihrer Eltern reicht kaum aus, um die Familie zu ernähren. Für Arissas Ausbildung an einer weiterführenden Schule in der Stadt bleibt kein Geld übrig. Nicht selten werden Mädchen in Sabah früh verheiratet und erleiden dasselbe Schicksal wie ihre Mütter: keine Bildung, harte Arbeit und kein Entkommen aus der Armutsfalle. Arissa aber hat eine bessere Perspektive: Die Protestantische Kirche in Sabah (PCS) ermöglicht ihr den Schulbesuch in einer weiterführenden

Die 9-jährige Junaiti ist mit ihren Eltern aus Indonesien nach Sabah gekommen, da diese in der Heimat kein Auskommen fanden. Ihre Eltern arbeiten als Gemüsebauern und sind Arbeitsmigranten ohne gültige Papiere. In Sabah gibt es rund eine Million Migrantinnen und Migranten ohne gültige Papiere. Ihre Lage ist prekär: Sie arbeiten meist als billige Arbeitskräfte in ungewissen und abhängigen Verhältnissen. Wegen der fehlenden Papiere bleibt Junaiti der Zugang zu den öffentlichen Schulen verwehrt. Das Mädchen ist oft sich selbst überlassen, muss auf ihre jüngeren Geschwister schauen oder auf dem Feld aushelfen. Ohne Bildung gibt es für sie keine Zukunftsperspektive. Mit Unterstützung von Mission 21 hat die Basel Christian Church of Malaysia (BCCM) im Jahr 2005 die erste Grundschule für Migrantenkinder gegründet. Mittlerweile sind es vier Schulen, die sich gegen die Diskriminierung von Migrantenkindern einsetzen und 471 Kindern den Schulbesuch vom Kindergarten bis in die sechste Klasse ermöglichen. Junaiti hat in der BCCM-Schule neue Freunde gefunden und vor allem Zukunftsvisionen entwickelt. Sie möchte später studieren und mit ihrem Wissen anderen Menschen helfen.


Das Projekt der BCCM findet grossen Zulauf und die Schulabschlüsse der Kinder werden mittlerweile von Indonesien und den Philippinen anerkannt. Die Migrantenkinder haben dadurch die Möglichkeit, nach der Rückkehr in ihren Heimatländern weiterführende Schulen zu besuchen.

Ein neues Zuhause und neue Hoffnung Der Druck, die Familie über Wasser zu halten und die harte Arbeit führen dazu, dass manche Kinder von ihren Eltern vernachlässigt werden oder gar physische oder psychische Gewalt erfahren. Für diese Kinder initiierten Dozierende des Theologischen Seminars Sabah (STS) mit Unterstützung von Mission 21 das Kinderheim Jireh Home. Das Heim bietet Nachhilfestunden an und sorgt für ein stabiles und sicheres Zuhause. Nach einem Schultag findet man die Kinder des Jireh Home meist draussen, wo sie ausgelassen Fussball oder Badminton spielen. Inzwischen haben im Jireh Home 45 Kinder zwischen neun und 20 Jahren ein neues Zuhause gefunden. Bereits haben sieben ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner ein Universitätsstudium begonnen, vier haben eine Hotelfachlehre abgeschlossen und drei weitere Jugendliche haben 2015 erfolgreich das Gymnasium beendet. Mission 21 leistet mit der Unterstützung dieser Projekte einen Beitrag zur Reduktion der Kinderarbeit und Abnahme der Zwangsverheiratung von Mädchen. Die Projekte ermöglichen den Ausstieg aus der Sackgasse von Armut, Kriminalität und Gewalt. Zusammen mit ihren Partnerkirchen bietet Mission 21 den Kindern aus Sabah eine Perspektive und macht Hoffnung auf eine bessere Zukunft. | Meret Jobin Weitere Informationen unter www.mission-21.org/malaysia

Wir brauchen Ihre Unterstützung > «Kooperationsprogramm Indonesien, Malaysia und Hongkong» Nummer: 225.1001 > Spenden: Konto PC 40-726233-2 IBAN: CH58 0900 0000 4072 6233 2, Betreff: «225.1001» oder online: www.mission-21. org/spenden > Information: Projektdienst, Telefon +41 (0)61 260 23 03 miriam.glass@mission-21.org

Die gute Nachricht

Vom Sinn des Glaubens Korinther 15:14: Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube. Haben Sie je daran gedacht, dass es eine Verschwendung von Zeit und Energie sein könnte, an Christus zu glauben und gute Dinge zu tun? Ich schon. Der Korinther-Vers antwortet auf meine diesbezüglichen Fragen und Ängste. Paulus erinnert mich eindringlich daran, wie bedeutsam der Glaube an Christus ist, weil Er von den Toten auferstanden ist. Die Auferstehung ist ein entscheidender Aspekt meiner Hoffnung und meines Glaubens an Ihn. So wie ich mich entschieden habe, Jesus zu folgen, entscheide ich mich auch dafür, hoffnungsvoll zu handeln und hoffnungsvoll zu predigen. Jesus‘ Auferstehung ist der Antrieb für meine Worte und Taten in dieser Welt. Die Hoffnung auf Jesus macht entschlossen, mutig, freudvoll, liebend, nachdenklich und anteilnehmend ohne Rücksicht auf Grenzen, Distanz oder Herkunft. Diese Einstellung eröffnet unzählige Wege, Gutes zu tun und anderen zu helfen. Das sehe ich an meinem eigenen Leben, aber auch überall um mich herum. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit der Mission in den Schülerwohnheimen der Protestantischen Kirche in Sabah (PCS). Hier kommen Kinder unter, deren Familien in Dörfern weit entfernt von weiterführenden Schulen leben. Die Wohnheime sind die einzige Möglichkeit für die jungen Menschen, die Schule zu besuchen. Die lokale Bevölkerung entwickelt hier Visionen für eine bessere Zukunft. Gute Bildung gepaart mit spiritueller und sozialer Unterstützung gibt den Menschen eine gute Grundlage für stabile Karrieren, die ihren sozialen und wirtschaftlichen Standard heben. Zudem sind die Abgängerinnen und Abgänger aus den Schülerwohnheimen gute Vorbilder für die Menschen in ihren Gemeinden. Viele der Alumni des Wohnheims helfen in meinem Dorf freiwillig und aktiv in der Kirche und der Gemeinde mit. Zum Beispiel unterrichten sie Kinder in der Sonntagsschule oder kochen Unmengen an Essen für Hochzeiten. Beides – das Unterrichten und das Kochen – haben sie im Wohnheim der PCS gelernt. Die Hoffnung auf Christus drückt sich in konkreten Taten aus. Zum Beispiel über die Arbeit der Mission in Malaysia, die vielen von Armut betroffenen Mädchen und Jungen hilft, ihre Träume zu verfolgen und zu erfüllen. Im Wohnheim finden sie Zuflucht, vertiefen ihre Freundschaften, konzentrieren sich auf ihre Studien und entwickeln Führungsstärke. Und wenn sie ihren Abschluss erlangt haben, kehren sie als gut ausgebildete Männer und Frauen in ihre Heimat zurück und sind in der Lage, positiv auf andere einzuwirken. Die meisten Führungspersönlichkeiten der PCS gingen aus den Schülerwohnheimen hervor. Sie sind die Früchte der Hoffnung, die aus geistlicher Arbeit erwächst und in Berührung steht mit dem Leben. Durch dieses Projekt kommt der Glaube an Jesus und seine Auferstehung konkret zum Ausdruck.

| Rev. Noria Majaman, Protestantische Kirche in Sabah, Kudat. Sie ist ordinierte Pfarrerin und war von 2013 bis 2016 als erste Frau Finanzchefin der Kirche. Nachrichten 2 | 2017

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Mission 21 aktuell

Interreligiöse Friedensarbeit in Jos, Nigeria

Mathias Tanner

Ein Berufsbildungsprogramm führt junge Muslime und Christinnen zusammen. Der Autor Mathias Tanner forschte in Nigeria zu Konflikten und interreligiöser Friedensförderung und begleitete auch Programme von «Lifeline Compassionate Global Initiative» (LCGI), Partner von Mission 21.

Muslime und Christen an einen Tisch bringen: Das ist das Ziel unserer Partnerorganisation LCGI.

Hawa* ist eine 22-jährige muslimische Frau, die im Berufsbildungsprogramm von LCGI für Jugendliche eine Lehre als Schneiderin absolviert. Marc*, 24 Jahre alt, ist Christ und lernt im gleichen Programm Modedesign. Beide verloren 2001 während den gewaltsamen Auseinandersetzungen in Jos Familienmitglieder. Seither gab es immer wieder Zusammenstösse und Bombenanschläge in der Stadt Jos, bei denen mindestens 4000 Menschen ums Leben kamen. Beim Konflikt zwischen christlich und muslimisch geprägten ethnischen Gruppen geht es um den Zugang zu politischen Ämtern und Ressourcen. Verschärft wird die Situation durch Armut, Korruption, Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Drogenkonsum insbesondere unter Jugendlichen. Vormals von Muslimen und Christen gemeinsam bewohnte Quartiere haben sich als Folge des Konfliktes entmischt. Furcht und Misstrauen sind verbreitet.

Beten und Predigen für den Frieden Hawa wuchs in einem rein muslimischen Quartier der Stadt Jos auf. Ihre Eltern schickten sie nicht auf eine gemischte Schule – aus Angst, es könne ihr etwas passieren. Somit sei sie ohne Kontakt zu Christen aufgewachsen. Marc * Namen von der Redaktion geändert 8

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wuchs mit Muslimen auf, ging mit ihnen zur Schule und hatte viele muslimische Freunde. Nach den Ausschreitungen 2001 «mussten wir alle Kontakte zu ihnen abbrechen», erzählt er. Hawa und Marc sprechen von Enttäuschung, Trauer und Wut, wenn sie an den Konflikt denken. Das persönliche Gebet helfe ihnen, das Vergangene zu verarbeiten. Beim interreligiösen Workshop von LCGI, den Hawa und Marc vor Beginn ihrer Ausbildung besucht haben, sprachen ein muslimischer und ein christlicher Gelehrter ein Gebet und eine Predigt für den Frieden. «Ich bin glücklich darüber, denn normalerweise beten Muslime und Christen getrennt», sagt Hawa. Marc ist berührt über die Art, wie die beiden Gelehrten mit ihnen sprachen. «Ich wünschte mir, die ganze Nation hätte ihnen zugehört.»

Wirtschaftliche Selbständigkeit als Ziel Im Hauptteil vermittelt der Workshop von LCGI den Teilnehmenden Grundlagenkenntnisse zur Berufslehre, zu einzelnen Berufen und zur Unternehmensführung. Um daneben auch Beziehungen zwischen den muslimischen und christlichen Teilnehmenden aufzubauen, werden sie von den Organisatoren gebeten, religiös gemischt zu sitzen, zusammen zu essen und ihre Telefonnummern auszutauschen. «Ich


Mission 21 aktuell

habe mich gut gefühlt, weil ich gemerkt habe, dass ich neben Muslimen auch noch andere Freunde haben kann», sagt Hawa. Sie sei nach dem Workshop mit ihren neuen christlichen Freundinnen in Kontakt geblieben. Sie würden sich anrufen, einladen und gegenseitig beraten. Marc sagt: «Der Workshop-Tag war der erste, an dem ich wieder viele Muslime getroffen habe und ihnen nahe gekommen bin. Es war berührend und interessant.» Auch er habe Kontakt zu ihnen gehalten. Er fühle sich aber noch unsicher, wenn er seine neuen muslimischen Freunde bei ihnen zu Hause besuche. Marc nimmt am Programm von LCGI teil, weil er nicht nur herumsitzen, sondern etwas zu tun haben und Geld verdienen möchte. Und Hawa möchte wirtschaftlich selbständig werden und andere unterstützen, die sich für Frieden einsetzen.

| Mathias Tanner Der Theologe schreibt an der Uni Basel eine Dissertation zu Konflikten und interreligiöser Friedensförderung in Nigeria. Er verbrachte vier Monate in Nigeria und untersuchte dabei auch Programme von Partnerorganisationen von Mission 21.

Terror in Nigeria Seit 2009 leidet der Nordosten Nigerias an der unsäglichen Gewalt der Terrormiliz Boko Haram und hat die Region in einen bürgerkriegsähnlichen Zustand versetzt. Schätzungen gehen von insgesamt 2,6 Millionen Binnenflüchtlingen aus. Es gibt immer noch gewisse Gebiete, die durch Boko Haram kontrolliert und nicht zugänglich sind. Der grösste Teil der besetzten Gebiete wurde durch das nigerianische Militär zurückerobert. In diesen herrscht relative Sicherheit. Schätzungen zufolge konnten bisher zirka 1.1 Million Menschen zurückkehren (Stand März 2017).

Save the date! Theaterprojekt und Austausch mit Nigeria Das Theaterensemble Johannes aus Bern probt wieder für ein neues Theaterprojekt, das im Oktober und November 2017 aufgeführt wird. Aus aktuellem Anlass beleuchtet das Stück die Reformation auf unterhaltsame Art und Weise: Luther & Co. sind nicht länger bereit, sich zu Heiligen verklären zu lassen. Sie steigen von den Denkmalsockeln und mischen sich in die Diskussion ein. Somit werden die Reformationshelden von damals zum Sinnbild für eine engagierte, gesellschaftlich relevante Kirche von heute. Eine solche Kirche ist im multireligiösen Kontext unserer Zeit wichtig, denn die Stimmung kann schnell in religiöse Hetze und Angstmacherei umschlagen. Sehr deutlich wird dies zum Beispiel in Nigeria, wo der schon viele Jahre andauernde Terror das einst friedliche Klima zwischen den Religionen vergiftet hat. Die jungen Theaterschaffenden begaben sich auf Spurensuche: Teil des Projekts ist eine Partnerschaft mit der Kirche der Geschwister (EYN) in Nigeria. Vier Mitglieder des Theaterensembles besuchten die Partnerkirche von Mission 21 im November 2016 und im Juli 2017. Als Begleitausstellung zum Theaterprojekt wird eine Bei der Nigeria-Reise entstand zum eindrückliche Fotoausstellung über die Beispiel dieses Porträt von Sarah interreligiöse Friedensarbeit der Kirche Roberts, die bei der improvisierten in Nigeria gezeigt. Zudem werden zwei Grundschule im Flüchtlingsdorf Gurjunge Gäste aus Nigeria in der Schweiz ku Village engagiert ist. zu Besuch sein. Der gesamte Ertrag aus der diesjährigen Theaterkollekte fliesst in die Projektarbeit von Mission 21 in Nigeria. Wir bedanken uns jetzt schon für diese grosszügige Unterstützung! Und wir freuen uns auf das Theater, das jedes Mal durch hohes Niveau und brisante Inhalte zu überzeugen vermag. Angebote für Gruppen und Klassen Die beiden Projekte eignen sich, um in den Schulunterricht und die Gemeindearbeit einbezogen zu werden. Es besteht dabei nicht nur die Möglichkeit, die Theatervorstellung und die Ausstellung zu besuchen: Das Theaterensemble bietet Workshops und Führungen für Gruppen an, vermittelt Begegnungen mit den jungen Gästen aus Nigeria und stellt eine Modell-Lektion zur Vorbereitung des Theaterbesuchs bereit. Für Gruppen und Klassen empfiehlt sich eine frühzeitige Platzreservation unter www.theaterensemble.ch (Platzzahl beschränkt). Daten Vernissage der Ausstellung am 22. Oktober 2017 mit einem Referat von SRF Afrika-Korrespondent Patrick Wülser, danach geöffnet bis am 12. November 2017. Theateraufführungen: 29.10. (17 Uhr), 3.11. (14 Uhr nur für Schulklassen, sowie um 19 Uhr), 4.11. (19 Uhr), 10.11. (19 Uhr), 11.11. (17 Uhr), 12.11. (15 Uhr) Ort Kirchgemeindehaus Johannes, Wylerstrasse 5, 3014 Bern Nachrichten 2 | 2017

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Mission 21 aktuell

Good News aus unseren Partnerländern Wie Nitika Kalonge Lehrerin wurde

Als Nitika Kalonge zwei Jahre alt war, starb ihre Mutter. Von da an wuchs sie bei ihrer Grossmutter auf. Dieser war die Ausbildung ihrer Enkelin sehr wichtig und über viele Jahre gelang es ihr, das Geld für die Schulgebühren und Lehrmittel aufzubringen. Doch mit zunehmendem Alter und steigenden Schulgebühren wurde es für die Grossmutter unmöglich, Nitikas Ausbildung weiter zu finanzieren. Trotzdem konnte Nitika weiter lernen: Das Waisenkinderdepartement kam für die Kosten der Schule auf. Nitika schloss die Schule mit der Matura ab und besuchte anschliessend ein College, wo sie zur Lehrerin ausgebildet wurde. Seit zwei Jahren arbeitet sie als Lehrerin für Geschichte und Swahili an einer Sekundarschule. Nitika ist sehr dankbar für die Chance, die sie durch das Projekt erhalten hat und stolz, dass

sie diese gepackt hat. Heute unterstützt Nitika unabhängig vom Waisenkinderprojekt in Rungwe zwei Mädchen. Auch diese sollen die Chance erhalten, eine Ausbildung zu machen und später ein unabhängiges Leben zu führen. Dies zeigt, dass das Projekt auch über die direkt unterstützten Kinder hinauswirkt und zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Region führt. Mission 21

Ein schönes Beispiel für die Wirksamkeit unserer Projektarbeit – über den Kreis der direkt Begünstigten hinaus.

Nitika Kalonge (links) gemeinsam mit Nikwisa Mwakamele, welche das Waisenkinderdepartment in Rungwe, Tansania leitet und sie als Kind unterstützte.

| Anina Koch Die Ethnologin unterstützt zurzeit im Rahmen des PEP!-Programms das Waisenkinder-Department unserer Partnerkirche in Rungwe, Tansania.

Happy Birthday, Tsung Tsin Mission!

Mission 21

Unsere Partnerkirche in Hongkong ist 170 Jahre alt und gedeiht noch immer. Eine Delegation aus der Schweiz reiste zu diesem besonderen Anlass im März nach China.

Delegation aus der Schweiz mit unseren Partnern von der Tsung Tsin Mission. 10

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Es gibt Grund zum Feiern: Im März 1847, also vor 170 Jahren, betraten Missionare aus Basel Hongkonger Boden. Sie begannen eine Mission beim chinesischen Volk der Hakka, deren Gebiet sich 300 Kilometer bis ins Festland erstreckt. 1949 wurde die Volksrepublik China gegründet; die Basler Mission zog sich zurück. Die Hakka-Kirche entwickelte sich von da an selbstständig und gedeiht bis heute prächtig. In Hongkong blieb sie unter dem Namen Tsung Tsin Mission (TTM) Partner der Mission. Vom 10. - 12. März 2017 feierte diese Kirche ihren 170. Geburtstag. Zwei Tage lang thematisierten spannende Referate und Diskussionen die Entwicklung der TTM. Höhepunkt war dann ein Fest mit Gottesdienst, zu dem 3000 Personen kamen. | Peter Felber Der Pfarrer und ehemalige Leiter der Kommunikationsabteilung von Mission 21 ist mit unseren Partnern immer noch eng verbunden.


Intensiver Austausch

Archiv & Buch

Wasser entscheidet über Leben und Tod

Jan Tangermann (27) reiste im März als Jugendbotschafter von Mission 21 nach Ghana.

Tobias Frey

16 Jugendbotschafterinnen und Jugendbotschafter knüpfen an einem Netz über Konfessionen und Kontinente hinweg. Sie suchen den Austausch über Spiritualität und Glauben und reisen dafür nach Afrika, Asien und Lateinamerika und an Jugendtreffen in der Schweiz. Ziel ist es, aktiv an der Begegnungskultur von Mission 21 teilzuhaben. Den Anfang machte im März eine Gruppe von vier jungen Erwachsenen mit einer Reise nach Ghana. Unter ihnen der deutsche Theologiestudent Jan Tangermann. Nach seiner Rückkehr fasst er zusammen: «Ich habe Menschen kennen gelernt, nicht nur Sehensw ürdigkeiten.» Die Hälfte der Zeit verbrachten die Jugendbotschafter bei Gastfamilien. «Mein Gastvater hat mir die Gegend gezeigt, in der er aufgewachsen ist und mir von seiner Jugend erzählt», sagt Jan. In einem Workshop mit Jugendlichen aus zahlreichen afrikanischen Ländern gab es intensiven Austausch über die Themen Frieden, Terrorismus und Umwelt. Zu allen positiven Eindrücken kamen Herausforderungen. Zum Beispiel ein höchst ungewohnter Gottesdienst: Es war laut und chaotisch, manche Besucher zitterten am ganzen Körper, andere sahen Dämonen. Was zunächst eine verstörende Erfahrung war, wandelte sich für Jan zur Bereicherung: «Nach dem Gottesdienst kam ein echter Dialog in Gang», sagt er. «Es gab Gespräche mit der Kirchenleitung und eine intellektuelle Auseinandersetzung über unsere verschiedenen Arten, Spiritualität zu leben.» Kommendes Jahr werden die Jugendbotschafterinnen und Jugendbotschafter selbst Gäste empfangen. Jan freut sich auch auf diesen Teil des Programms: «Unsere Gastgeber haben sich sehr gut um uns gekümmert und uns die Möglichkeit gegeben, uns zu öffnen. Ich hoffe, wir können davon etwas zurückgeben.» | Miriam Glass

Dass die deutsche Übersetzung des Buches «A long walk for water» ausgerechnet letztes Jahr herauskam und das Thema Wasser heute angesichts der Hungersnot eine noch grössere Aktualität besitzt, mag Zufall sein. Die Autorin Linda Sue Park zeichnet in ihrem Buch die wahre Geschichte von Salva Dut, eines sudanesischen «Lost Boys»* auf. Geschickt flicht sie die Stimme des Nuer-Mädchens Nya ein, das 2008 täglich acht Stunden zur Wasserstelle läuft. Das Buch wurde zum New York Times Bestseller erkoren. Menschenrecht auf Wasser, Wasser als Naturrecht: Was bleibt von diesen Maximen der Entwicklungspolitik übrig, wenn der Regen einfach nicht kommt, wie es in den letzten Jahren im Südsudan geschieht? Ausgetrocknete Tierkadaver, verhungerte Menschen: die Bilder verursachen zwar Entsetzen, aber sich ein Leben ohne Wasser konkret vorzustellen, das gelingt uns hier in Mitteleuropa kaum. Wie würden wir reagieren, wenn uns wie Nyas Mutter eine Krankenpflegerin im Sanitätszelt erklärt, dass wir von nun an das Wasser immer abkochen und dabei auf zweihundert zählen müssen, bevor wir es trinken? Obwohl wir doch aus dem Tümpel nur eine einzige Kelle Wasser schöpfen könnten und dieses kostbare Nass beim Abkochen längstens verdunstet wäre, bevor wir auf hundert zählen könnten? Wasser ist auch das alles bestimmende Element im Leben von Salva Dut, sei es beim Durchqueren der Wüste als Elfjähriger oder beim Überwinden der Grenze zwischen Äthiopien und Sudan durch die reissenden Fluten des Gilo während der Regenzeit. Und mehr denn je heute, wo er sich den grössten Teil des Jahres seiner 2003 gegründeten Organisation «Water for South Sudan» vor Ort im Südsudan widmet. Wir hoffen, dass er seine Projekte auch in der schwierigen Situation 2017 erfolgreich weiter betreiben kann und dass der Grundwasserspiegel im Südsudan hoch genug bleibt fürs Brunnenbohren. *Lost Boys werden die mindestens 20'000 Jungen im Alter von 5-17 Jahren genannt, die ab 1983 im zweiten sudanesischen Bürgerkrieg ihre Familienangehörigen verloren und auf eigene Faust oder in Gruppen vor den Kämpfen flohen. Die meisten Überlebenden sind in afrikanischen Flüchtlingslagern gelandet, nur einige Tausend schafften es über UN-Programme in die USA oder in andere Staaten. Angaben zum Buch: Linda Sue Park, Der lange Weg zum Wasser, München 2016 Linda Sue Park, A Long Walk to Water, New York 2010 | Claudia Wirthlin, Leiterin der Bibliothek von Mission

Nachrichten 2 | 2017

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Agenda

Veranstaltungen Veranstaltungsorte Wenn nicht anders angegeben, finden die Veranstaltungen bei Mission 21 an der Missionsstrasse 21 in Basel statt.

Missionssynode mit anschliessendem Missionsfest Synode 9. und 10. Juni 2017 Missionsfest am 11. Juni Das Missionsfest beginnt dieses Jahr um 10.00 Uhr mit einem Gottesdienst in der Peterskirche Basel. Anschliessend internationales Fest im Garten des Missionshauses unter dem Motto: «Verbunden im Engagement für Gerechtigkeit, fröhlich und bunt!», mit familienfreundlichem Programm, Musik und Kulinarischem aus aller Welt. Infos: gisele.wittmer@mission-21.org Tel. 061 260 22 76

Öffentlicher Anlass: Advocacy für Frauen Mittwoch, 28. Juni 2017, 18.00-19.30 Uhr Spannende Einblicke in unsere weltweite Advocacy-Arbeit für Frauen-Menschenrechte! Es kommen internationale Gäste zu Wort, die sich für Workshops in der Schweiz befinden. Thematischer Schwerpunkt ist dabei die kontextuelle Theologie und ihr Potential, internationale Frauenrechtsstandards zu erreichen. Infos: sibylle.dirren@mission-21.org Tel. 061 260 22 29 Ferien für Missionsinteressierte 1.-8. Juli 2017 Wieder einmal laden wir Missionsinteressierte zu Sommerferien ein, dieses Jahr im Hotel Credo (Schloss Unspunnen) in Wilderswil nahe Interlaken. Inhaltlich im Fokus steht die Projektarbeit von Mission 21 in Übersee. Gemeinsame Aktivitäten ergänzen das Programm. Die Kosten für Vollpension und Programm betragen rund 900.- Franken, An- und Abreise auf eigene Kosten. Infos und Anmeldung: pia.mueller@baselmission.org Tel. 061 260 22 53 12

Nachrichten 2 | 2017

Theaterensemble Johannes: Theater- und Fotoprojekt Vernissage der Ausstellung am 22. Oktober 2017 mit einem Referat von SRF AfrikaKorrespondent Patrick Wülser, danach geöffnet bis am 12. November 2017. Theateraufführungen: 29.10. (17 Uhr), 3.11. (14 Uhr nur für Schulklassen, danach um 19 Uhr), 4.11. (19 Uhr), 10.11. (19 Uhr), 11.11. (17 Uhr), 12.11. (15 Uhr) Ort: Kirchgemeindehaus Johannes, Wylerstrasse 5, 3014 Bern Dieses Jahr widmet sich das Theaterensemble Johannes dem Thema Reformation: Luther & Co. sind nicht länger bereit, sich zu Heiligen verklären zu lassen. Sie steigen von den Denkmalsockeln und mischen sich in die Diskussion ein. Parallel dazu läuft ein Austauschprojekt mit der Partnerkirche von Mission 21 EYN in Nigeria, woraus eine tolle Publikation und Fotoausstellung entsteht. Die beiden Projekte eignen sich bestens, um in den Schulunterricht und die Gemeindearbeit einbezogen zu werden. Infos und Anmeldung: www.theaterensemble.ch

Impressum Nachrichten Mission 21, Nr. 2 | 2017 Herausgeberin: Mission 21, Evangelisches Missionswerk Basel, Missionsstrasse 21, 4009 Basel Auflage: 21‘200. Redaktion: Mara Wirthlin Layout: Helge Neuschwander-Lutz Layoutvorlage: VischerVettiger AG, Basel Druck: MHD Druck und Service GmbH, Hermannsbrug, D Spendenkonto: PC 40-726233-2 IBAN CH58 0900 0000 4072 6233 2

Herbstbazar von Mission 21 26. Oktober 2017 12.00-18.00 Uhr, 27. Oktober 10.00-18.00 Uhr Herbstzeit ist Bazarzeit! Der diesjährige Herbstbazar zum HerbstkampagnenThema «Reformator/innen von heute» lädt ein zum Verweilen, Schmökern und gemütlichen Austausch. Infos: pia.mueller@mission-21.org Tel. 061 260 22 53 Reform Action! 3.-5. November 2017, Genf Unter dem Motto «Reformaction» treffen sich junge Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren in Genf zu einem einmaligen Festival rund um den Glauben. Der Anlass verspricht internationale Konzerte, SlamPoeten, einen Sternenmarsch und vieles mehr. Man kann sich gerne der Delegation von Mission 21 anschliessen und mit uns gemeinsam dieses tolle Event geniessen. Infos und Anmeldung: young@mission-21.org www.mission-21.org/reformaction Packende Jugendkurse mit Mission 21 Impulse aus der weltweiten Kirche in den Konfirmationsunterricht bringen? Im Missionshaus Klippen und Chancen interkultureller Kommunikation erproben? Ein Kurs von Mission 21 weitet den Horizont. Wir bringen konkrete Erfahrungen aus unserem internationalen Netzwerk ein – und verknüpfen sie mit der Lebenswelt der Jugendlichen. Die Kurse können bei Ihnen oder im Missionshaus in Basel stattfinden. Infos und Anmeldung: www.mission-21.org/jugendkurse christa.nadler@mission-21.org

Mission 21 vereint die Arbeit der Basler Mission, der Evangelischen Mission im Kwango und der Herrenhuter Mission. Mission 21 ist Mitglied der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS), Stuttgart. Die Nachrichten erhalten Gönnerinnen und Gönner von Mission 21. Sie erscheinen viermal jährlich.

Den laufend aktualisierten Veranstaltungskalender mit weiterführenden Informationen finden Sie auf: www.mission-21.org/agenda


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