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Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden

Nr.2| 2017

© Jãšrg Mâÿller/HEKS

Weltweite Kirche – Hand in Hand bleiben wir dran


contigo

Nr.2 | 2017

INHALT

contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von Brot für alle, HEKS, Mission 21 und den OeME-Fachstellen ISSN 1660-3788

Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Mail: info@bfa-ppp.ch, Web: www.brotfueralle.ch Spendenkonto: 40-984-9

© ACT/Sean Hawkey

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HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Mail: info@heks.ch, Web: www.heks.ch Spendenkonto: 80-1115-1

DOSSIER

S4 – 9

In der letzten Ausgabe des «contigo» kommen Menschen zu Wort, die rund um die Welt an einer gerechteren Welt arbeiten. Im Süden wie im Norden, im Osten wie im Westen meistern sie Herausforderungen. Sie alle wissen und sind überzeugt, dass es nur gemeinsam – contigo – gelingen kann. Das braucht viel Standhaftigkeit. Doch Beispiele in den Beiträgen von Heinz Bichsel (Seite 4) wie von Bruno Stöckli (Seite 8) machen Mut, den Weg der Veränderung zu gehen. uw BROT FÜR ALLE

S11 Tempo und Musse – mit dem Gast der Ökumenischen Kampagne unterwegs

S12 Tipps, Hilfe und Informationen – das reichhaltige Angebot

von Brot für alle

S13 Kinderarbeit in der Lieferkette von LafargeHolcim in Uganda HEKS

S14 Kampagne «Farbe bekennen» für eine menschliche Schweiz S16 Nothilfe von HEKS gegen Hungersnot in Äthiopien,

Mission 21 – Evangelisches Missionswerk Basel Missionsstrasse 21, 4009 Basel Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 Mail: info@mission-21.org, Web: www.mission-21.org Spendenkonto: 40-726233-3 OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen Web: www.oeme.ch Redaktion Dorothee Adrian (da) Mission 21 Heinz Bichsel (hb), OeME Olivier Schmid (os), HEKS Urs Walter (uw), Brot für alle Redaktionsleitung Urs Walter Tel. 031 380 65 71 Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: walter@bfa-ppp.ch Layout comDesign AG, 4562 Biberist Druck rubmedia, 3084 Wabern Adressänderungen und Abonnementsverwaltung Administration Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: contigo@bfa-ppp.ch Tel. 031 380 65 65 Fax 031 380 65 64

im Südsudan und in Uganda

S17 HEKS gewinnt «Roma Integration Award» MISSION 21

S18 Südsudan: «Trauma-Arbeit ist Friedensarbeit»

S20 Reformation geschieht auch heute: Herbstkampagne 2017 S21 Herbstbazar zum Herbstkampagnen-Thema «Reformator/innen

von heute»

HINWEISE, AGENDA UND FILMTIPP

S22 So bleiben Sie auch künftig gut informiert S23 Filmtipp

Titelbild: An einem Workshop in Südindien bereiten sich Frauen auf Gemeindearbeit nach einem Tsunami vor: Gemeinsam, verbunden und auf ihren Auftrag ausgerichtet, meistern sie die Herausforderungen. Rückseite: Der Bau einer Schnellstrasse in Kolumbien verdrängte auch die Familie dieser Mädchen. Gemeinsam verhandelten die Angehörigen des Volkes der Wohan und die afrikanischstämmige Bevölkerung mit der Regierung und konnten nach Cacarica, Region Chocó, zurückkehren.


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EDITORIAL

Abschied – dennoch bleiben wir gemeinsam dran Urs Walter, Redaktionsleitung «contigo»

gemeinsam politisch agiert. Jedes der drei Werke arbeitet auf seine Art daran, die Welt gerechter und besser zu machen. Diesem Ziel bleiben Brot für alle, HEKS und Mission 21 auch ohne «contigo» verpflichtet. Und die OeME-Fachleute und -Stellen tragen diese Arbeit in die Kirchgemeinden und zu vielen engagierten Frauen, Männern und Jugendlichen, die mithelfen. Dafür danke ich Ihnen im Namen der Redaktion. Dafür danken Ihnen auch die Menschen aus dem Süden, © Brot für alle / Urs Walter

wie die Beiträge im Dossier belegen. «Für meine Arbeit ist es ganz wesentlich, Teil eines weltweiten Netzwerkes zu sein», betont zum Beispiel Kartini Samon aus Indonesien. Dieses «gemeinsam» öffnet auch neue Perspektiven, um zukunftsfähige Modelle für Wirtschaft und Nach fast sieben Jahren «contigo» – auf Spanisch

Gesellschaft zu leben. Ein Beispiel sind die wieder

«mit dir» – sagen wir mit dieser letzten Ausgabe

entdeckten Vorteile der Commons, diesen allen zu-

Adieu: 26 Ausgaben lang waren wir gemeinsam

stehenden Gemeingütern (Seite 8).

unterwegs, eine Vielzahl von Themen rund um das

Von «contigo» nehmen wir Abschied – gemeinsam

Engagement der Werke und der Kirchgemeinden

mit Ihnen brechen wir auf zur weiteren Arbeit für

prägte die Hefte des «contigo». Unterschiedlichste

Veränderung, Verbesserung und Gerechtigkeit. Wie

Gesichter aus allen Weltgegenden auf den Titel- und

Sie künftig die Informationen und Geschichten rund

Rückseiten verdeutlichten die Vielfalt der Welt.

um die Arbeit der Werke finden, steht auf den Sei-

Vielzahl und Vielfalt belegen auch die Jahresberich-

ten 22 und 23.

te 2016 der Werke, die kürzlich veröffentlicht wurden oder diesem «contigo» beiliegen. Auf allen Kontinenten wurden Projekte unterstützt, Not gelindert und Mut gestärkt, Gemeinschaften aufgebaut und einzelne Menschen gefördert oder in der Schweiz

Freundlich grüsst


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DOSSIER

WELTWEITE KIRCHE SEIN

Das Gemeingut Religion sorgfältig pflegen Heinz Bichsel

Die Reformation hat der Vielfalt des Glaubens Tür und Tor geöffnet. Seither wird den Reformierten aber auch vorgehalten, sie würden sich aufsplittern, den Sinn fürs Ganze verlieren. So feiern wir dieses Jahr auch 500 Jahre Ringen um das Bewusstsein, zu einer weltweiten Kirche zu gehören. In der globalisierten Welt gibt es keine lokale Realität, welche nicht weltweit verbunden wäre. Vielleicht haben wir in der heutigen international vernetzten globalisierten Welt wie nie zuvor die Möglichkeit, die Universalität Jesu Christi und ihre vielfältigen kirchlichen und säkularen Ausdrucksformen wahrzunehmen. Jesus Christus ist viel grösser als die Grenzen von Konfessionen, Weltbünden, ökumenischen Räten und Religionen. Der Kern unseres Glaubens lebt überall dort, wo die grosse Erzählung der Befreiung in Wort und Tat weitergegeben und die Welt nicht auf das reduziert wird, was wir heute an Gewalt, Krieg und Ausbeutung von Mensch und Natur vorfinden. Um aber nicht bei hehren Gesinnungen stehen zu bleiben, braucht es Organisationen, die Anstösse geben und mit beharrlichen Schritten einen konkreten Beitrag zu einem Leben in Würde und zur Selbstbestimmung von Gemeinschaften leisten. Dazu sind die reformierten Kirchgemeinden auf die Verbindlichkeit der Arbeit von HEKS, Brot für alle, Mission 21 und DM échange et mission angewiesen.

weil z.B. Kirchen in jeder Stadt und jedem Dorf präsent sind. Es braucht die Kirchen aufgrund ihrer Fähigkeit, Worte miteinander zu verweben, Hoffnung auszudrücken, Lebenssinn zu verankern. Es braucht die Kirche, weil Religion eine gute Rolle im Aufbau von friedvollen, gerechten und würdigen Gesellschaften spielen kann.»

Spirituell und materiell teilen und tauschen Aus kirchlicher Perspektive ist Religion ein gesellschaftliches Gemeingut, ein «Common». Auch die «säkulare Welt» deutet mit dem Menschenrecht Religionsfreiheit an, dass ihr das Verständnis von Religion als Gemeingut nicht fremd ist. Glaubensbasierte Organisationen wie die Kirchen haben deshalb eine besondere Verantwortung für den sorgfältigen Umgang mit diesem Gut und dafür, dass es nicht mit Exklusivität belegt und durch «Privatisierung» bedroht wird. Ein ganzheitliches Teilen und Tauschen, das tönt wie eine jüngere urbane Lebensweise. Doch es ist das, was Kirchen seit der Kollekte für Jerusalem (2. Kor 8,12-14) zum Zusammenleben der Menschen beitragen können. Geld geben, Personalaustausch betreiben, im Gespräch sein über verschiedenste Glaubensformen und den existenziellen Herausforderungen über alle Grenzen hinweg begegnen, damit haben wir Teil an der weltweiten Kirche und an einem lebensfördernden Gemeingut Religion.

Gerade heute braucht es die Kirche Auch in der Schweizer Kirchenlandschaft mehren sich Stimmen, die bezweifeln, dass Kirche und kirchliche Werke zur globalen Entwicklung einen spezifischen Beitrag leisten können. Gerade jetzt, wo der Missbrauch von Religion augenfällig ist, sind viele Menschen nicht mehr bereit, die menschenrechtsbasierte Arbeit kirchlicher Hilfswerke, die kirchliche Zusammenarbeit und eine verantwortliche theologische Ausbildung zu unterstützen. Dazu sagt die brasilianische Theologin Elaine Neuenfeldt: «Der Beitrag der Kirchen zur Entwicklungszusammenarbeit ist nicht nur nötig,

© Brot für alle / Maryline Bisilliat

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Gemeinsam unterwegs mit konkreten Forderungen: Karawane gegen Land Grabbing in Westafrika vom März 2016.


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NETZWERKE

Vielfalt und weltweit verbunden sein hilft Brot für alle, HEKS und Mission 21 arbeiten mit Partnerorganisationen und Partnerkirchen in vielen Ländern zusammen. Wir fragten bei engagierten Frauen und Männern im Süden und bei uns in der Schweiz nach, was dieses weltweite Netzwerk für ihr Engagement zugunsten der Weltweiten Kirche und der Entwicklungs-

Begegnungen und Kontakte inspirieren

Verbunden als Schwestern in der Ökumene

Alena Fedrychova

Cecilia Castillo Nanjarí

© HEKS/Matthias Herren

Ich bin Mitglied der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, einer reformierten Minderheitskirche in Tschechien, wo nicht einmal 20 Prozent der Leute zu einer Kirche gehören. Beruflich setze ich mich dafür ein, dass Flüchtlinge besser in die tschechische Gesellschaft integriert werden. Dabei arbeiten wir eng mit unseren Kirchgemeinden zusammen. Das ist aber oft eine grosse Herausforderung. Nicht nur die tschechische Regierung und viele meiner Landsleute haben eine negative Einstellung zu Fremden. Ich erlebe diese Haltung auch in meiner Kirche. Kürzlich war ich in einer Kirchgemeinde. Der Pfarrer sprach in der Predigt über die Liebe und Toleranz. Doch während der anschliessenden Informationsveranstaltung sagten ein paar Frauen, dass es ihnen als Christinnen nicht erlaubt sei, mit Muslimen zu sprechen. Sie haben offenbar Angst vor Muslimen. Sie denken, dass sie bereits bei einem Wortwechsel in Gefahr wären. Das ist zum Verzweifeln. Alena Fedrychova: Mitarbeiterin Da bin ich um meine vielen inDiakonie der Evangelischen Kirche ternationalen Kontakte zu Kirchen der Böhmischen Brüder in Tschechien. und Christen sehr dankbar. Ich habe in Deutschland Kirchgemeinden besucht und gesehen, wie offen Kirchenmitglieder auf Flüchtlinge zugehen. Ich war auf Sizilien und habe erlebt, wie eindrücklich sich die kleine reformierte Minderheit der Waldenser für die Aufnahme der Flüchtlinge einsetzt. Diese Begegnungen und Kontakte inspirieren mich, mich auch weiterhin in Tschechien und in meiner Kirche für die Fremden einzusetzen.

Die ökumenische Gemeinschaft befindet sich in einer Krise. Unser gemeinsamer Weg ist hart, manchmal könnte man den Mut verlieren. In Lateinamerika und in anderen Teilen der Welt sind verschiedene fundamentalistische Strömungen erstarkt. Unsere Schwächen und Unstimmigkeiten machen es ihnen leicht. Trotz aller Schwierigkeiten halte ich aber an der Ökumene fest. Denn ich glaube, dass wir uns geCecilia Castillo Nanjarí: Seit März 2017 theologische Mitarbeiterin von Mission genseitig bereichern. 21 in Chile, zuvor Koordinatorin des Teil der weltweiten Kirche zu Programms für Frauen und Gendergesein bedeutet für mich, Leben rechtigkeit sowie des sozialen und und Glauben zu teilen und vonpastoralen Netzwerkes des Lateineinander zu lernen. Wir erleben amerikanischen Kirchenrates (CLAI). uns als Schwestern, ungeachtet ideologischer, ökonomischer und politischer Begrenzungen. Wir üben uns in Liebe und Sorgfalt und gehen gemeinsam den ökumenischen Weg. «Schwesternschaft» – die Verbindung mit anderen Frauen – ist für mich eine intensivierte Form der Solidarität. Sie führt zu gemeinsamem Engagement und setzt uns in Bewegung. Ich möchte die Weisheiten der afrikanischen Frauen in ihrem täglichen Kampf in mein Leben aufnehmen; ich schätze jede Minute, die ich mit Frauen aus Lateinamerika und der Karibik teilen darf; ich meditiere mit Asiatinnen über das Göttliche und ich erforsche den Kampf der Europäerinnen um die Menschenwürde. Es heisst, wir sollen das pflegen, was uns lieb ist. Und so will ich den Weg der «iglesia re-unida», der wieder vereinigten Kirche, lieben und pflegen.

© Mission 21 / Tobias Frey

arbeit bedeutet.


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«Weltweite Netzwerke stärken bei der Arbeit mit den Partnern im Alltag»

In meiner Arbeit für Grain ist es ganz wesentlich, Teil eines weltweiten Netzwerkes zu sein. Kirchennahe Partner sind ebenso wichtig wie säkulare. Erst mit einem weltweiten Netzwerk können wir die Fragen unserer Partner vor Ort fundiert beantworten. Zugleich ermöglicht diese Solidarität, umfassender und wirkungsvoller gegen die Herausforderungen des globalen Systems der Nahrungsmittelproduktion anzugehen. Das Netzwerk hilft Grain auch, schnell weltweit über unsere Themen rund um gemeinschaftliche und biodiversitätsbasierte Landwirtschaft zu informieren. Dank unserem guten Netzwerk bleiben wir führend in der Beobachtung und Analyse der Entwicklungen. Das erlaubt den Gruppen vor Ort, ihren täglichen Überlebenskampf in einen grösseren Rahmen zu stellen. So arbeitet Grain mit Gemeinschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika zusammen, die alle unter Ölpalmplantagen leiden. Informationen und Wissen über das geeignete Vorgehen der Gemeinschaften wird ausgetauscht, um so das Problem des Land Grabbing wirkungsvoller anzugehen. Dank diesem Austausch verstehen wir aber auch besser, wie die Agroindustrie rund um den Globus die Ernährungskultur umpflügt. In Ländern mit wenig stabilen oder sicheren Verhältnissen bilden glaubensbasierte oder kirchliche Partner oft wichtige Stützen. Als neutrale Orte können sie heikle Gespräche erleichtern. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, Kirchen und kirchliche Organisationen mit den aktuellen weltweiten Entwicklungen zu vernetzen.

Kartini Samon hat ländliche Entwicklung studiert und lebt in Jakarta. Sie arbeitet für Grain und betreut die Programme bei deren Partnerorganisationen in Asien.

© Globethics

Kartini Samon

© Brot für alle / Urs Walter

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Martin Robra: Seit 1994 beim Ökumenischen Rat der Kirchen, 2007 bis 2012 Direktor der Programmeinheit «ÖRK und ökumenische Bewegung im 21. Jahrhundert», heute Stabsgruppe für den Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens

Die ökumenische Bewegung schärft Gewissen und ist unbequem Martin Robra

Am 25. Juni 1992 wurde unser drittes Kind geboren: Michel. Seit er die Chance hatte, bei der Generalversammlung des Reformierten Weltbundes 2004 in Ghana mit dabei zu sein, ist er sensibilisiert für die Wirklichkeit dieser Welt mit ihren Herausforderungen von Ungerechtigkeit und Ungleichheit, Rassismus und nicht zuletzt dem Klimawandel. Am 25. Juni 1992 schrieb ich auch die letzten Zeilen meiner Dissertation zur ökumenischen Sozialethik. Was ich damals formulierte, bleibt auch heute für mich wichtig und gültig: «Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) erinnert ... daran, dass für die Kinder Afrikas die achtziger Jahre ein verlorenes Jahrzehnt waren». ... Die Anklage des Kinderhilfswerks steht gleich unter der Meldung vom Umweltgipfel 1992 in Rio «…Die Arbeit an der Veränderung der Situation muss sich schonungslos dieser Wirklichkeit aussetzen und darf Augen und Ohren davor nicht verschliessen. Die ökumenische Bewegung schärft die Gewissen. Sie ist unbequem, weil sie falsche Hoffnung unbarmherzig desillusioniert und ins Gericht stellt. Aber sie führt Menschen im Glauben an den dreieinigen Gott zueinander, wenn sie umkehren und die Gegenwart Gottes in seiner gequälten Schöpfung und unter den Armen suchen. Damit bezeugt die ökumenische Bewegung das Evangelium vom kommenden Gottesreich vor der Welt und lässt hoffen, solange Hoffnung bleibt.» Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens nennt der Ökumenische Rat der Kirchen heute die gemeinsame Reise der ökumenischen Bewegung mit vielen anderen Schwestern und Brüdern, die sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen. Wir sind dankbar, dass es sie gibt und wir gemeinsam unterwegs sind.


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«Die Zukunft unserer Kirchen gehört der Vielfalt » Andreas Pauli

© Mission 21 / Dorothee Adrian

Andreas Pauli: Pfarrer in Buchs/AG und Gefängnisseelsorger.

Viola Raheb wuchs in Bethlehem in einer palästinensisch-christlichen Familie auf und ist heute freiberufliche Beraterin und Bildungsreferentin für Entwicklungszusammenarbeit und Erwachsenenbildung in Wien.

© OeME Bern

Die Auseinandersetzung mit andern Kulturen stärkt die eigene Identität. Ich durfte mit meiner Frau 1992 bis 1997 in der «Kirche der Geschwister» in Nordnigeria dienen. Der Aufenthalt in Mubi im Auftrag der Basler Mission hat unser Familienleben und meine berufliche Laufbahn geprägt. Zur Vorbereitung in Birmingham wohnten wir mit Studierenden aus 60 Ländern und verschiedenster Kirchen zusammen. Welch kleine Stimme unsere Reformierte Kirche im weltweiten Konzert der Christenheit doch ist! Auch im Kulp Bible College im ländlichen Mubi werden sechs regionale Sprachen gesprochen. Wie unterschiedlich wirkt die Bibellektüre in verschiedenen Sprachen. Jede Kultur drückt die Botschaft doch anders aus. Meistens ist dies ein Gewinn, finde ich. Seit zwölf Jahren bin ich nebenamtlich Seelsorger in einem Hochsicherheitsgefängnis. Die Kirche hinter den Mauern ist nicht nur überkonfessionell, sondern wie ihre Insassen vor allem international. Dank meinen Erfahrungen fällt mir der Zugang zu Menschen aus anderen Kulturen oftmals leicht. In der Kirchgemeinde pflege ich u.a. Kontakte zur eritreisch-orthodoxen Kirche. Ich denke, es wird mehr und mehr Aufgabe unserer Kirche sein, verschiedensten Gruppen Raum zu geben und sie zu begleiten. Ein gutes Beispiel für die weltweite Kirche erlebe ich zurzeit in Costa Rica, wo ich für einen Studienaufenthalt weile. Lehrkörper und Studentenschaft der «Universidad Bíblica Latinoamerica (UBL)» kommen aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas. Der Dialog mit den Kulturen wird hier gesucht und gepflegt. So hat die UBL eine Ausstrahlung in den ganzen Kontinent. Ich bin überzeugt: Die Zukunft unserer Kirchen gehört der Vielfalt.

Ort der Hoffnung, Solidarität und Inspiration Viola Raheb

Als ich anfing, mich in der Ökumene zu engagieren, war der konziliäre Prozess zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, voll im Gange. Ich war zu jung, um zu begreifen, was dieser Prozess wirklich bedeutet und welche zentrale Bedeutung diese Themen für meinen Glauben haben. Erst viel später und vor allem durch die theologische Reflexion über das Leben und den Glauben im Kontext von Besatzung ist es mir klar geworden. Gleichzeitig bekamen diese zentralen theologischen Themen eine völlig andere Bedeutung durch die Begegnungen mit den Geschwistern aus allen Teilen der Erde. An vielen Orten, an denen das Leben der Menschen von Gewalt, Krieg, Ungerechtigkeit und Ausbeutung gekennzeichnet war, lernte ich wunderbare Initiativen kennen, in denen Menschen sich gewaltfrei und kreativ für eine gerechtere Welt einsetzen. Dort bin ich Geschwistern im Glauben begegnet, die jeden Tag aufs Neue ein Stück Welt mit Wort und Tat verändern. Der Einsatz für diese unsere gemeinsam «bewohnte Erde» gewann durch sie und mit ihnen eine andere Bedeutung. Auf einmal schienen diese vielen kleinen Schritte Sinn zu ergeben, ein Mosaikstück eines grösseren Bildes zu sein. Auf einmal wurde die Verbindung zwischen meinem Einsatz in meinem lokalen Kontext und jenem der Geschwister sichtbar. In den vielen Jahren meines Engagements sowohl in meiner Heimatgemeinde in Bethlehem als auch in den verschiedenen ökumenischen Initiativen war und sind diese Begegnungen stets ein Ort der Hoffnung, der Solidarität und der Inspiration.

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COMMONS

Der neu erkannte Reiz der Gemeinwirtschaft Bruno Stöckli *

Was müssen wir zwingend mitnehmen, um erfolgreich eine Survival-Tour zu überstehen? Essen, Trinken, angepasste Kleidung, das packen alle ein. An Luft, das überlebenswichtige Gemeingut, denken aber wohl die wenigsten. Welche elementaren Dinge des Lebens braucht es, um erfolgreich ausserhalb der Zivilisation zu überleben? Die meisten denken wohl an: Etwas zu trinken und zu essen, gute Kleider gegen Nässe und Kälte. Einige packen noch das Sackmesser ein und laden das GPS aufs Handy. Dass auch Luft zu den elementaren Dingen des Lebens gehört, wird den wenigsten in den Sinn kommen. Luft gibt es ja überall – und überhaupt, Luft lässt sich nicht kaufen.

Wichtiges ist nicht käuflich Das Beispiel der Survival-Tour zeigt aber, dass elementare Dinge des Lebens nicht käuflich sind. Nicht nur Luft zum Atmen, auch Ruhe der Natur oder Rückbesinnung in der Abgeschiedenheit gehören dazu. Das sind sich selbst die Volkswirtschaftler bewusst. In der Ökonomie werden die materiellen und immateriellen Güter in die zwei Kategorien Rivalität und Exklusivität eingeteilt. Ein Stück Brot ist ein rivales Gut, weil es nur einmal gegessen werden kann. Ausserdem ist es exklusiv, weil es dem einen Käufer eines Brots möglich ist, andere vom Konsum auszuschliessen. Diese beiden Eigenschaften machen Brot gemäss ökonomischer Theorie zu einem privaten Gut, ganz im Gegensatz zur Luft, einem so genannt öffentlichen Gut. Eingeatmete Luft wird zwingend ausgeatmet (nicht rival) und niemand kann niemandem die Luft entziehen (inklusiv statt exklusiv). Wie ist das nun mit anderen elementaren Gütern wie Wasser oder Land? Ein Liter Wasser, er abgefüllt in einer Flasche im Laden steht, ist exklusiv. Ein Liter Wasser aus dem Bach hingegen nicht. Im Gegensatz zum Stadtpark ist der eigene Garten exklusiv. Diese beiden Beispiele zeigen, dass es noch eine dritte Kategorie von Gütern gibt, die Gemeingüter, gelegentlich auch als Almende oder Commons bezeichnet. Stadtpärke oder Bergbäche gehören allen

(exklusiv), gleichzeitig sind sie rival, weil sauberes Wasser nur einmal getrunken – oder verschmutzt – werden kann. Und der Stadtpark kann an einem sonnigen Sonntag so überfüllt sein, dass kaum noch ein Plätzchen frei ist.

Rückkehr der Allmenden Gemeingüter hatten lange einen schlechten Ruf. Falls jede Frau und jeder Mann freien Zugang zu einer Ressource haben, so die landläufige Meinung, sind Übernutzung und Zerstörung vorprogrammiert. Wie andere Bodenschätze seien Wasser und Land knappe Güter, die es zu schützen gelte. Am besten durch Privatisierung. Bereits im 18. Jahrhundert wurden die Allmenden fast überall in Europa als private Grundstücke eingezäunt und exklusive Wasserrechte erteilt. Dasselbe passiert zurzeit im globalen Süden. Im Namen von Entwicklung und Fortschritt wird das traditionelle Nutzungsrecht durch ein westliches Eigentumsrecht ersetzt. Nur wenn natürliche Ressourcen in privater Hand sind, wird Sorge zu ihnen getragen, lautet die Lehrmeinung dahinter. Angesichts der globalen Zerstörung von Ressourcen oder wenig nachhaltiger Nutzung von Elementargütern kommen Zweifel auf, ob diese Thesen stimmen. Genährt wurden diese Zweifel durch die umfangreichen Forschungsarbeiten von Elinor Ostrom, welcher 2009 als bisher einziger Frau der Wirtschafts-Nobelpreis zugesprochen wurde. Eine ihrer Kernfragen: Welche Form der Bewirtschaftung von Ressourcen ist die nachhaltigste, die staatliche, die private oder die gemeinwirtschaftliche? Diese Frage führte die For-

Sieben Lesetipps «Commons», Silke Helfrich und Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.); «Die Null Grenzkosten Gesellschaft», Jeremy Rifkin; «Ecommony», Frederike Habermann; «Enlivement», Andreas Weber; «Menschenzeit», Christian Schwägerl; «Selbst denken – Eine Anleitung zum Widerstand», Harald Welzer; im Web: www.keimform.de; www.neustart-schweiz.ch


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schaftens, die sich an der Idee der Commons orientieren und gemein-wirtschaftlich ausgerichtet sind. Dazu gehören die solidarische Ökonomie, die Transition Town Initiative oder die Gemeinwohl-Ökonomie. Sie alle zeigen, dass die nachhaltige Verwendung von Ressourcen nicht zwingend durch Preise und Märkte geregelt werden muss. Die angesprochenen Initiativen verstehen sich als zukunftsgerichtet und wollen nicht zurück in längst vergangene Zeiten. Das gilt auch für die Open Source Bewegung, die Wikipedia und Linux unterhalten. Sie versteht Wissen als Gemeingut der Menschheit. Wie das Saatgut, das die Natur in Fülle bereitstellt, soll Wissen nicht durch Patente und Urheberrechte künstlich verknappt und so der Allgemeinheit entzogen werden. Darum ist die Eingangsfrage nochmals zu stellen: Welche elementaren Dinge des Lebens braucht es für die Survival-Tour? Sind es bloss Wasserflasche, Notnahrung, Outdoor-Bekleidung, Sackmesser und Handy mit GPS? Oder lautet die grundsätzliche Antwort schlicht: Luft, Wasser und Nahrung in Fülle für alle? * Bruno Stöckli; Bis zur Pensionierung bei Brot für alle zuständig für die Wissensplattform Dialog4change. Seither Mit- und Vordenker im Bereich Alternative Wirtschaftsformen.

Was fördert die Initiative Blue Community? Wasser sei ein Gemeingut und der Zugang zu Wasser ein © Act Alliance / Paul Jeffrey

Menschenrecht, formulierte die ehemalige Sonderberichterstatterin der Uno für Wasser, Maude Barlow. Sie hat in der Auseinandersetzung um Wasserprivatisierungen in Kanada die Initiative Blue Community gegründet. In der Schweiz wird die Initiative durch die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn

Oft bedeutet die Nutzung von Gemeingütern auch gemeinsame Arbeit (im Bild ein Brunnen

vertreten und propagiert. Auch HEKS, die Stadt Bern, die

in Deley, Südsudan).

Universitäten Bern und St. Gallen und mehrere Kirchgemeinden

scherin in verschiedene Regionen, unter anderem auch in die Walliser Alpen. Dort untersuchte sie die Nachhaltigkeit verschiedener Formen der Alpbewirtschaftung. Ihre Resultate liessen aufhorchen. Anhand zahlreicher Fallbeispiele konnte sie nachweisen, dass gemeinwirtschaftliche Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen keineswegs zu Übernutzung und Zerstörung führt. Mehr noch: vielerorts ist sie der privaten und staatlichen Bewirtschaftung hinsichtlich Nachhaltigkeit überlegen.

Gemeingüter auch im Digitalen Die neuere Commons-Forschung hat den Blick wieder frei gemacht für das Gemein-Wirtschaftliche. Indigene Kosmovisionen wie Ubuntu im südlichen Afrika oder Buen Vivir in Lateinamerika wurden wiederentdeckt. Und überall auf der Welt entstanden neue Formen alternativen Wirt-

sind «Blue Communities». Basis der Selbstverpflichtung als Blue Community bilden vier Prinzipien: Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht, Wasserdienstleistungen bleiben Aufgabe der öffentlichen Hand, Leitungswasser anstelle von Flaschen propagieren, in der internationalen Zusammenarbeit im Wassersektor die öffentlichöffentliche Kooperation unterstützen. Blue Communities setzen mit ihrer Ausrichtung ein Zeichen für Gemein-Wirtschaft und gegen die Privatisierung der Lebensgrundlage aller Menschen, des Wassers. hb www.bluecommunity.ch

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RÜCKBLICK KAMPAGNE 2017

Gegen Land Grabbing – für Neuland Urs Walter

«Land muss dem Leben dienen und nicht dem Profit» – dieser Satz prägte die Ökumenische Kampagne 2017. Aufgezeigt wurde, wie Schweizer Banken und Finanzinstitute an der Finanzierung von Land Grabbing beteiligt sind. Zwei Kernsätze erläuterten die drei Entwicklungsorganisationen Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein an der Medienkonferenz zum Auftakt einer grossen Zahl Medienschaffenden: 1. Land Grabbing, der Kauf von Land, um grosse Plantagen anzulegen, nimmt den Bäuerinnen und Bauern den Zugang zu Land. 2. Es darf darum nicht sein, dass sich auch Schweizer Banken an der Finanzierung solcher Geschäfte beteiligen. Als Zeichen gegen diesen Landraub wurde in der Ökumenischen Kampagne die Aktion Neuland lanciert. Sie stiess auf grosses Interesse. In der ganzen Schweiz wurde in vielen Paletten gesät und gepflanzt. Entstanden sind bunte, vielfältige Symbole gegen den Verlust an fruchtbarem Land, die lange über die Kampagne hinaus sichtbar bleiben. Eine Auswahl der Bilder der vielen Aktionen finden Sie auf der Webseite (https: sehen-und-handeln.ch/neuland). Der Rosenverkauf fand erneut regen Zuspruch. Als Weltneuheit wurde eine App entwickelt, mit der eine digitale Rose verschenkt und zugleich gespendet werden kann. Diese Aktion läuft weiter. Die Solidarität und viele Spenden stärken die Projektarbeit der Werke im Süden und im Nor-

© Brot für alle / Patrik Kummer

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Start zur Aktion Neuland: An der Medienkonferenz pflanzten Kartini Samon, Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik Brot für alle (rechts), und Matthias Dörnenburg, Co-Leiter Kommunikation Fastenopfer, erste Frühlingsblüher.

den. Bischof Alvaro Ramazzini, Menschenrechtsaktivist aus Guatemala, zeigte sich von der Rosenaktion begeistert: «Indem ich einer mir lieben Person eine Rose schenke, helfe ich einer anderen Person. Auch wenn diese Person und ich uns wahrscheinlich nie begegnen werden, kreuzen sich unsere Wege, und das schafft einen besonderen Moment.» Der Dank von Bischof Alvaro Ramazzini richtet sich an die vielen Menschen in den Kirchgemeinden und Pfarreien: Sie alle haben mit ihrem Engagement und ihrer tatkräftigen Unterstützung die Ökumenische Kampagne 2017 zum Erfolg gemacht. Dank dieser Solidarität können Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein ihre Partnerorganisationen im Süden unterstützen.

Tempo und Musse – mit dem Kampagnengast unterwegs Fabian Weidmann

«Wir müssen uns ein wenig beeilen, wenn wir den Anschluss nicht verpassen wollen», hörte ich mich zwei Wochen lang immer wieder sagen. Ich war unterwegs mit Kartini Samon aus Indonesien und Aktivistin bei Grain, einer Organisation, die sich weltweit für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern engagiert. Sie besuchte die Schweiz im Rahmen der Ökumenischen Kampagne 2017, in der sie als Referentin über Landraub als Folge der massiven Expansion von Ölpalm-Plantagen in Südostasien berichtete. Ich begleitete sie auf ihrer «Tour de Suisse», sorgte für die Organisation der Referate und übersetzte, wo nötig, ins Deutsche. Wir legten Tausende von Kilometern mit unserem zuverlässigen und bis ins letzte Detail durchdachten öffentlichen Verkehr zurück. Kartini Samon trat an über zwanzig Veranstaltungen zwischen Schaffhausen und Lugano, Bern und Zürich auf – oft zweimal täglich. So erstaunt es nicht, dass uns zwischen den einzelnen Events meist nur wenig Zeit zur Verfügung stand. Wir waren auf einen funktionierenden und pünktlichen öffentlichen Verkehr angewiesen. Und wir wurden nicht enttäuscht: Kein einziges Mal mussten wir die Veranstalter über eine verspätete Ankunft informieren. Der öffentliche Verkehr in der Schweiz ist einfach Weltklasse! Und dennoch: Gerade zwischen zwei ländlichen Ortschaften – etwa Altdorf im Kanton Uri und Stetten im Aargau, wo man vier Mal umsteigen muss, um ans Ziel zu gelangen – stösst die Benutzung des auf die Sekunde durchgetakteten Systems bisweilen an Grenzen. Immer wieder mussten wir Sprints hinlegen, damit uns der nächste Zug nicht direkt «vor der Nase» abfuhr. Meine indonesische Begleiterin hasste dies! Solches Hasten sei sie sich schlicht nicht gewohnt, betonte Kartini Samon mehrmals. «Ihr


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© Brot für alle / Patrik Kummer

der Schweiz anerkannten Uno-Leitprinzipien für Menschenrechte und Umwelt gesetzlich verankern wollen, so wie es die Konzernverantwortungsinitiative fordert. In Frankreich ist im März 2017 das Gesetz für eine Sorgfaltspflicht für Unternehmen vom Verfassungsgericht genehmigt worden. In Grossbritannien und den Niederlanden soll die Sorgfaltspflicht in Bezug auf Kinderarbeit und Zwangsarbeit vorgeschrieben werden. uw

An der Medienkonferenz zum Auftakt der Ökumenischen Kampagne 2017 gab Kartini Samon Einblicke in die Folgen des Land Grabbing in Indonesien.

Schweizer habt die Uhren, wir haben die Zeit», erinnerte sie mich hin und wieder an das bekannte geflügelte Wort. In Indonesien sei Zeit wie Gummi – äusserst dehnbar und flexibel. In Indonesien gibt es mit «Jam Karet» sogar einen Begriff, der die «Gummi-Zeit» umschreibt, wie ich lernte. Einen Fahrplan gibt es dort oft nicht, man ist froh, wenn der Bus überhaupt fährt. «Ich glaube, wir geniessen einfach das Leben mehr, wir leben den Moment», sagte mir Kartini Samon einmal. Und ich musste ihr beipflichten. Wir Schweizerinnen und Schweizer sind zwar Meister der Effizienz, Pünktlichkeit und Planung, doch wir haben verlernt, was es heisst, den Moment zu leben. Während ich auf den Zugfahrten oft meinen Laptop öffnete und in die Tasten haute, schloss Kartini Samon einfach die Augen und genoss die Ruhe. Seit ich die indonesische Aktivistin zum Flughafen begleitet habe, versuche ich etwas gemächlicher zu gehen – und bewusst nicht die maximale Effizienz aus mir herauszuholen. Dies ist nur ein kleiner Schritt, aber bestimmt einer in die richtige Richtung.

KONZERNVERANTWORTUNG

Frankreich führt Sorgfaltsprüfung ein Letztes Jahr stand die Ökumenische Kampagne im Zeichen der Konzernverantwortungsinitiative. Diese wurde im Herbst 2016 eingereicht. Der Bundesrat hat jedoch die Einführung einer Sorgfaltspflicht für Unternehmen abgelehnt. Jetzt beraten National- und Ständerat darüber, ob sie die von

VORSCHAU KAMPAGNE 2018

Gemeinsam Verantwortung für die Zukunft tragen Die Welt steckt in einer existenzbedrohenden Krise, die ökologische, ökonomische, gesellschaftliche und spirituelle Komponenten hat. Doch: Brot für alle ist überzeugt, dass ein Wandel hin zu einer Welt, in der alle genug zum Leben haben, möglich ist. Um die Menschenrechte, die Natur und das Klima wirkungsvoll zu schützen, braucht es einen Paradigmenwechsel – vergleichbar mit der Reformation oder der Aufklärung. Das heutige Werte- und Lebensmodell muss grundlegend verändert werden. Künftig müssen sich Wirtschaft und Gesellschaft viel umfassender am Gemeinwohl orientieren, auf Kooperation in Gruppen setzen und so neue Freiräume für Menschen und Umwelt schaffen. Diese Ausrichtung prägt die Arbeit der drei Entwicklungsorganisationen Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein. In der Ökumenischen Kampagne 2018 werden gezielt Alternativen zum bisherigen Modell und inspirierende konkrete Handlungsformen für das neue, zukunftsfähige Wirtschaften sowie für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion aufgezeigt. Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein möchten die Menschen zum Mitmachen ermutigen und nachhaltigere Lebensformen fördern. Ziel der Ökumenischen Kampagne 2018 ist, gemeinsam Verantwortung für unsere Zukunft zu übernehmen und alle in die Gestaltung dieser Zukunft einzubeziehen. Die Projekte machen das Kampagnenthema konkret und zeigen, wie wir über die Grenzen der Länder und Kontinente hinweg solidarisch sein können. uw Ökumenische Kampagne 2018: 14. Februar bis 1. April 2018 Rosenaktion: 10. März 2018 Rosenapp: Rosen digital zu verschenken und dabei zugleich für Projekte zu spenden, bleibt weiterhin möglich: Die dafür nötige App «Give a rose» kann gratis im App-Store für Ihr Betriebssystem heruntergeladen werden. Informationen: www.sehen-und-handeln.ch


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Was ist die häufigste Frage in der Beratung der Kirchgemeinden?

PROJEKTE UND AKTIONEN

Wir helfen mit Rat und Tat und Text und Bild Urs Walter

Ob für die Wahl eines neuen Projektes, Unterlagen zur Ökumenischen Kampagne oder allgemeine Auskunft zum Spenden: Für Ihre tägliche Arbeit in der Kirchgemeinde geben wir Ihnen viel Unterstützung. Anlaufstelle ist Maria Dörnenburg. Ein Gespräch: Welche regelmässigen Informationsmittel stehen von Brot für alle für die Arbeit rund um Entwicklung und Weltweite Kirche zur Verfügung? Die Zusammenarbeit zwischen Brot für alle und den Kirchgemeinden dreht sich zu einem grossen Teil um die Ökumenische Kampagne. Darauf richten sich unsere Informationsmaterialien aus. Im Herbst verschicken wir eine Kampagnenvorschau und später den Musterversand mit den wichtigsten Materialien und Fakten zur Kampagne: Fastenkalender, Gottesdienstvorlagen oder Unterrichtsmaterialien etc. Insbesondere während der Kampagnenzeit unterstützen die Kirchgemeinden Projekte im Gottesdienst, mit dem Suppentag oder mit Aktionen im Religionsunterricht. Das Projektheft bietet eine Übersicht über alle von uns unterstützten Projekte und wird im Herbst verschickt. Wichtige Informationen sind aber nicht immer planbar. Deshalb haben wir einen speziellen Newsletter für die Kirchgemeinden. Darin informieren wir in unregelmässigen Abständen über Themen, die für sie und ihre Arbeit von Interesse sind.

Die meisten Fragen drehen sich um die Projektunterstützung: Welches Projekt eignet sich? Wie kann ich die Spenden einzahlen? Gibt es Bilder und Geschichten, die man im Gottesdienst oder am Suppentag verwenden kann? Auch zum Versand des Fastenkalenders kommen viele Fragen. Informationen, die für alle gültig sind, wie zu den Versandarten des Fastenkalenders, finden sich online oder in den Kampagnenunterlagen. Viele Fragen sind jedoch individuell. Deshalb stehe ich auch per Telefon und Mail zur Verfügung und berate die Mitarbeitenden in den Kirchgemeinden individuell. … und was die häufigste Klage? Die meisten Rückmeldungen erhalten wir zu den Informationsmaterialien: zu häufig oder an die falschen Personen adressiert. Da hilft, wenn wir rasch erfahren, falls Unterlagen an eine falsche Adresse oder doppelt verschickt wurden. Gerne passen wir die Versände an. Neben dem «Newsletter für Kirchgemeinden» kann auf der Webseite auch ein «Newsletter» bestellt werden. Was ist der Unterschied? Der «Newsletter für die Kirchgemeinden» ist speziell für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gedacht und enthält Informationen zur Kampagne oder wie man sich engagieren kann. Der allgemeine Newsletter richtet sich an alle und informiert über Themen, die bei Brot für alle gerade aktuell sind. Beide Newsletter ergänzen sich gegenseitig. Maria Dörnenburg, Beratung und Fundraising Kirchgemeinden, Kontakt: doernenburg@bfa-ppp.ch / 031 380 65 62

So kommen Sie zur gewünschten Information • Newsletter für Kirchgemeinden: www.brotfueralle.ch/fuer-kirchgemeinden/ • Internet: www.brotfueralle.ch/fuer-kirchgemeinden; alle Informationen sowie Materialien für Kirchgemeinden zu den laufenden Kampagnen: https://sehen-und-handeln.ch/fuer-pfarreien-und-kirchgemeinden • Materialien etc.: Musterversand für die Ökumenischen Kampagnen, Bildungsunterlagen oder Unterstützung beim Versand des Fasten- kalenders: bei Maria Dörnenburg anfragen.

Allgemeine Informationen über die Arbeit von Brot für alle

© Brot für alle / Mathias Räber

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Maria Dörnenburg, Ansprechperson für Kirchgemeinden bei Brot für alle

• Newsletter Brot für alle bestellen: www.brotfueralle.ch/newsletter • Magazin «Perspektiven» herunterladen: www.brotfueralle.ch/publikationen • Dossier: Zu «Perspektiven» gehört regelmässig ein Dossier zu speziellen Themen oder der aktuellen Kampagne. • Webseite: www.brotfueralle.ch • Facebook: /www.facebook.com/brotfueralle/ • Twitter: www.twitter.com/brot_fuer_alle


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KINDERARBEIT

LafargeHolcim bleibt in der Verantwortung Über zehn Jahre lang kauften LafargeHolcim und seine Zulieferer in Uganda Rohstoffe aus kleinen Steinbrüchen, in denen auch Kinder und Jugendliche arbeiteten. Rund 150 junge Menschen waren zuletzt betroffen, belegt eine Studie von Brot für

Mehr als zehn Jahre hat Hima Cement, eine Tochterfirma von LafargeHolcim in Uganda, von der Arbeit von Kindern und Jugendlichen profitiert. Sie waren günstige Arbeitskräfte im handwerklichen Abbau von Pozzolan, einem Zusatzstoff für Zement. Das belegt eine Studie von Brot für alle und Twerwaneho Listeners‘ Club (TLC) in Uganda. 54 Kleinschürfer und Lastwagenfahrer, Behördenvertreter und lokale Landbesitzer wurden zwischen März bis November 2016 befragt. Für drei Bezirke in der Region Harugongo im Südwesten von Uganda schätzten sie die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen auf 150. Übereinstimmend wiesen sie darauf hin, dass diese Kinderarbeit bis in die frühen 2000er-Jahre zurückreicht. Erst als der Skandal zur Kinderarbeit in der Lieferkette von Hima Cement publik wurde, reagierte der Konzern LafargeHolcim. Seit Januar 2017 kauft er den Rohstoff nur noch aus mechanisierten Steinbrüchen, die einzig erwachsene Arbeitskräfte beschäftigen. Die Folge: Nun sind die Kinder und Jugendlichen arbeitslos. Brot für alle und Fastenopfer fordern den Konzern LafargeHolcim auf, seine Verantwortung wahrzunehmen, damit diese «vergessenen Kinder» wieder zur Schule gehen können oder eine Berufsausbildung erhalten.

LafargeHolcim trägt noch immer Verantwortung «Der Entscheid hat Folgen und dafür trägt LafargeHolcim auch Verantwortung», sagt Yvan Maillard Ardenti, Fachperson Unternehmen und Menschenrechte bei Brot für alle. «Das gehört zu seiner Sorgfaltspflicht, so wie dies die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Uno (UNGP) verlangen.» Jahrelang habe der Zementkonzern Profit auf Kosten von Kindern und Jugendlichen erwirtschaftet. Diese hätten dafür Schule und Ausbildung vernachlässigt. Darum fordern Brot für alle und Fastenopfer von LafargeHolcim und den Lieferanten vor Ort Programme für die früheren Kinderarbeiter. «Der Konzern soll die jungen Menschen unterstützen, damit sie fehlende Schuljahre und Ausbildungen nachholen können», sagt Maillard Ardenti.

© Twerwaneho Listeners‘ Club TLC

alle.

LafarageHolcim hat auch Rohstoff aus handwerklichem Abbau verarbeitet. In diesen Minen in der Region Harugongo im Südwesten von Uganda arbeiten Kinder und Jugendliche mit.

Sonst wirke das schnelle Ende der Einkäufe in Steinbrüchen mit Kinderarbeit wie ein blosser Schachzug, mit dem sich der Konzern aus seiner Verantwortung stehle. Aber auch die Schweizer Politik muss handeln, fordern Brot für alle und Fastenopfer. Es braucht gesetzliche Bestimmungen, damit Konzerne über ihre ganze Lieferkette hinweg prüfen, ob das weltweit anerkannte Verbot von Kinderarbeit tatsächlich eingehalten wird. Freiwillige Schritte oder Vereinbarungen der Konzerne, wie sie der Bundesrat in seinem kürzlich veröffentlichten Bericht zu Kinderarbeit umriss, genügen nicht.

Gravierende gesundheitliche Folgen Die Arbeit in den Steinbrüchen hat für die Kinder und Jugendlichen gravierende gesundheitliche Folgen. Das belegen die Aussagen in der Untersuchung. «Die Arbeit ist riskant und ermüdend. Die Puzzolan-Steine sind schwer, 10 bis 15 Kilogramm und mehr», sagt ein 16-Jähriger, der in einem der vielen kleinen Steinbrüche in der Region Harugongo geschuftet hat. Ein 12-Jähriger fügt im Gespräch mit TLC an: «Oft habe ich im ganzen Körper Schmerzen. Einmal brach ich die Hand. Die Behandlung musste mein Vater bezahlen.» Informationen und Bilder: https://brotfueralle.ch/lafargeholcim


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FLÜCHTLINGSKAMPAGNE

Farbe bekennen für eine menschliche Schweiz Andrea Oertli

Weltweit sind mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Auch wir in der Schweiz sind gefordert, geflüchteten Menschen Schutz zu gewähren und sie zu integrieren. Mit der Kampagne «Farbe bekennen» setzt HEKS ein Zeichen der Solidarität.

Humanitäre Korridore für Flüchtlinge: Bald auch in der Schweiz? Die reformierten Kirchen und die katholische Laiengemeinschaft «Sant’Egidio» in Italien haben es vorgemacht: Sie haben mit den Behörden ihres Landes vereinbart, dass innert zwei Jahren insgesamt tausend besonders verletzliche Flüchtlinge, vorwiegend aus Syrien, mit einem humanitären Visum sicher nach Italien gelangen können und dort während des ordentlichen Asylverfahrens von Freiwilligen begleitet werden. Die Kosten für die Unterbringung und die ersten Massnahmen zur Integration der Flüchtlinge werden von den beiden kirchlichen Organisationen getragen. Dieses zivilgesellschaftliche, von grosser Menschlichkeit und Solidarität geprägte Engagement für Menschen auf der Flucht sollte für die Schweiz beispielgebend sein und könnte auch bei uns Schule machen. Denn die Schweiz als eines der weltweit reichsten Länder könnte und sollte zweifellos bedeutend mehr als bisher tun zur Bewältigung der Krise. HEKS wird deshalb in den nächsten Wochen und Monaten mit Behörden und zivilgesellschaftlichen Akteuren Gespräche darüber führen, wie das Modell der «humanitären Korridore» auf schweizerische Verhältnisse adaptiert werden könnte, um noch mehr schutzbedürftigen Menschen die lebensgefährlichen Fluchtwege zu ersparen. dw

© HEKS/Sabine Buri

Vor gut einem Jahr erschütterten uns die Bilder von geflüchteten Frauen, Männern und Kindern, die auf der Suche nach Schutz und einer besseren Zukunft nach Europa kamen. Mit der Schliessung der Balkan-Route sind diese Bilder aus den Medien verschwunden. Doch das bedeutet

Es braucht Menschen, die Brücken bauen – zum Beispiel als Freiwillige in den «Neuen Gärten« von HEKS, dem Integrationsprojekt für Flüchtlinge.

nicht, dass auch die Menschen und ihre Not verschwunden sind – im Gegenteil. Traurige Realität ist, dass sich heute mehr Menschen denn je auf der Flucht befinden. Weltweit haben Kriege und Gewalt mehr als 65 Millionen Menschen dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die Fluchtwege über Land sind jedoch zunehmend blockiert. So riskieren die Flüchtenden die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer oder harren unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Flüchtlingscamps aus. Trotz dieser anhaltenden Not droht in der Schweiz die gesellschaftliche und politische Haltung zu Geflüchteten von Solidarität in Ablehnung umzuschlagen.

Das menschliche Gesicht der Schweiz und unser humanitäres Erbe sind in Gefahr Mehr denn je ist es notwendig, dass wir zusammenstehen und der Stimme der Menschlichkeit Gehör verschaffen. Unsere Schweiz ist eine menschliche Schweiz. Eine Schweiz, die Brücken baut und schutzbedürftige Flüchtlinge sicher einreisen lässt. Und eine Schweiz, deren Bevölkerung den geflüchteten Menschen mit Offenheit begegnet und sie dabei unterstützt, einen Neuanfang zu schaffen – neue Freundschaften zu schliessen, die Sprache zu lernen und einen Einstieg ins Schul- und Berufsleben zu finden.


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So können Sie Farbe bekennen

1. Wir sehen eine Welt im Umbruch. Kriege und Katastrophen führen dazu, dass viele Menschen ihre Heimat verlassen und in fremden Ländern Zuflucht und eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder suchen. 2. Wir verstehen, dass die rasanten Veränderungen in der Welt und die enorme Zahl von Menschen auf der Flucht verunsichern können. Manche haben Angst davor, was die Zukunft bringen könnte. 3. Wir haben Mitgefühl für alle Menschen, die verfolgt werden, deren Existenz bedroht ist oder die in ihrer Heimat keine Zukunft mehr haben. Denn niemand flüchtet freiwillig. 4. Wir sind uns bewusst, dass viele Menschen, die bei uns Zuflucht gesucht haben, bei uns bleiben werden. Sie brauchen so schnell wie möglich Gewissheit über ihre Zukunft. 5. Wir wissen, dass jeder Mensch Essen, eine sichere Unterkunft und eine Perspektive für sich und seine Familie braucht. Diese existenziellen Dinge stehen jedem Menschen zu, auch in der Schweiz. 6. Wir glauben daran, dass wir diese Herausforderungen meistern und dass alle Menschen, die in diesem Land leben, ihren Beitrag für eine erfolgreiche Zukunft der Schweiz leisten können und sollen. 7. Wir wollen zusammen die Herausforderungen mit Zuversicht annehmen. Wir wollen Chancen und Potenziale nutzen und gemeinsam eine sichere Zukunft gestalten. 8. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere erfolgreiche Schweiz von heute mit einer menschlichen und solidarischen Stimme in der Welt von morgen besteht. 9. Wir alle sind diese Stimme. Bekennen wir Farbe für eine menschliche Schweiz. Jetzt.

Tragen Sie das Armband: Mit dem Menschlichkeitsarmband bekennen Sie sich zu Solidarität mit Menschen auf der Flucht. Erhältlich

© HEKS

Schweizer Appell für Menschlichkeit

in den Farben Purpur, Ozean oder Gold. Zeigen Sie Flagge: Bestellen Sie die Menschlichkeitsflagge (Format 68 x 47,5 cm) und hängen Sie diese © HEKS/Sabine Buri

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bis zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni gut sichtbar unter Ihr Fenster oder an Ihren Balkon.

Engagieren Sie sich: Durch einfache Formen der Alltagsbegleitung können Sie für Flüchtlinge bereits eine wichtige Unterstützung leisten. Auf der Plattform www.engagiert.jetzt finden Sie Projekte für und mit Flüchtlingen in Ihrer Umgebung.

Es braucht Menschen, die Brücken bauen

Freiwillige Helferinnen und Helfer gesucht!

Dies sind keine einfachen Aufgaben. Sie erfordern von allen Seiten Mut, Geduld und den Willen, sich gemeinsam für eine hoffnungsvolle Zukunft einzusetzen. Wir sind überzeugt, dass eine menschliche Schweiz möglich ist. Dazu braucht es keine Mauern oder Zäune. Es braucht Brücken zwischen den Menschen. Und Menschen, die Brücken bauen. Setzen wir deshalb ein Zeichen für Menschlichkeit und Solidarität. Bekennen wir Farbe! Jetzt!

Bekennen Sie Farbe am Flüchtlingssonntag Am Flüchtlingssonntag, am 18. Juni 2017, bietet sich für Kirchgemeinden die Gelegenheit, den Gottesdienst den Menschen zu widmen, die ihre Heimat verlassen mussten und hier in der Schweiz um Aufnahme bitten. Die Kirchgemeinden können eine wichtige Rolle spielen: Sie können Flüchtlinge zu Anlässen einladen und sie mit Mitgliedern der Gemeinde bekannt

Mehr Informationen: www.farbe-bekennen.ch

machen, zur Solidarität aufrufen, Menschlichkeitsarmbänder unter die Leute bringen und Kollekten oder Budgetmittel für die Flüchtlingsarbeit bestimmen. Als Unterstützung für Kirchgemeinden stellt HEKS auch dieses © HEKS/Frank Egle

Jahr eine breite Palette von Materialien wie Predigtbausteine,

Die interkulturellen Vermittlerinnen vom HEKS-Projekt «Vitalina» geben fremdsprachigen Eltern mit Kindern im Vorschulalter wichtige Tipps zu Gesundheitsthemen und Angeboten in den Gemeinden.

Kollektenansagen, Reportagen und vieles mehr zur Verfügung.

Materialien bestellen oder herunterladen: www.heks.ch/fluechtlingssonntag


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HUMANITÄRE HILFE

Hungersnot in Ostafrika Bettina Filacanavo

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind am Horn von Afrika 15 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht. HEKS hilft mit Unterstützung der Glückskette den Notleidenden in Äthiopien, im Südsudan und in Uganda. Im Südsudan hat sich die humanitäre Lage weiter verschlimmert. Mehr als 3,4 Millionen Menschen sind wegen des Bürgerkriegs auf der Flucht. Im Februar hat die UNO die Hungersnot in der Region ausgerufen. Als Antwort auf diese humanitäre Krise hat HEKS gemeinsam mit Terre des hommes ein Nothilfe-Projekt lanciert. Unterstützt wird die lokale Partnerorganisation South Sudan Health Association» (SSUHA), die intern Vertriebene mit lebensnotwendigen Gütern versorgt. Das Hauptaugenmerk des Projekts liegt beim Zugang zu sauberem Trinkwasser für rund 47 000 Menschen und der Verteilung von Saatgut und Arbeitsgeräten zur Pflanzung von Nahrungsmitteln.

Flüchtlingskrise in Uganda Wegen der Konflikte in Südsudan sind laut UNHCR bereits über 800 000 Menschen ins Nachbarland Uganda ge-

flüchtet. Täglich überqueren rund 3000 Menschen, meist Frauen und Kinder, die Grenze. Sie haben kaum Zugang zu Nahrungsmitteln und Trinkwasser. HEKS wird mit seiner Partnerorganisation ACORD Nothilfe für die Flüchtlinge in Uganda leisten. Im Vordergrund steht auch hier der Zugang zu sauberem Trinkwasser.

© HEKS

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HEKS unterstützt im Südsudan die Reparatur von Handpumpen. 47 000 Menschen erhalten dadurch Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Dürrekatastrophe in Äthiopien Der Süden und Osten von Äthiopien sind schwer betroffen von einer Dürre, bedingt durch das Klimaphänomen «El Niño». Über fünf Millionen Menschen sind in ihrer Existenz bedroht und haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die HEKS-Partnerorganisation Gayo Pastoral Development Initiative wird ein «Cash for work»-Projekt für rund 1200 Familien umsetzen, damit diese in der Lage sind, Lebensmittel zu kaufen. Weiter ist die Instandsetzung der Wasserversorgung für rund 35 000 Menschen und 121 000 Rinder und Schafe geplant.

Jetzt Spenden für Afrika! Helfen Sie mit und unterstützen Sie die notleidende Bevölkerung in Ostafrika. Mit Ihrer Spende können wir rasch helfen und Not lindern. Herzlichen Dank! Spendenkonto: 80-1115-1, Vermerk «Hungersnot in Afrika» Online unter spenden.heks.ch/hungersnot-afrika

Ein sicherer Hafen Olivier Schmid © HEKS

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Die Philippinen werden regelmässig von Naturkatastrophen heimgesucht. HEKS baute deshalb zum Abschluss seines Engagements auf den Philippinen Evakuierungszentren, die den Menschen im Notfall Schutz bieten. Am 8. November 2013 traf der Taifun «Haiyan» die Philippinen mit voller Wucht. Er kostete über 6300 Menschen das Leben, Millionen von Menschen wurden obdachlos und verloren ihre Lebensgrundlage. HEKS leistete gemeinsam mit seiner Partnerorganisation Task Force Mapalad (TFM) Nothilfe, unterstützte die Menschen beim Wiederaufbau

Ende März 2017 wurde das Evakuierungszentrum in Manapao eingeweiht und den lokalen Behörden übergeben.

ihrer Häuser und bei der Sicherung ihrer Lebensgrundlagen. Da die Philippinen jährlich von rund zwanzig Taifunen heimgesucht werden, legte HEKS zudem grossen Wert auf die Verbesserung der Katastrophenvorsorge. Zum Abschluss seines Engagements auf den Philippinen baute HEKS auf der Insel Panay drei neue Evakuierungszentren, die 316 Menschen Schutz bieten und ausserhalb von Katastrophenzeiten von 581 Schülerinnen und Schülern für Schulzwecke und Sportaktivitäten benutzt werden können.


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KOSOVO

Chili und Pfeffer aus Kambodscha

HEKS gewinnt «Roma Integration Award»

Schon bald können Sie die Früchte der Arbeit von HEKS in Kambodscha geniessen. HEKS unterstützt Kleinbauernfamilien in Kampong Chhnang bei der ökologischen Produktion von feinstem Memot-Gourmetpfeffer und von scharfem Chili. Gemeinsam mit Gebana werden die beiden Gewürze bald auch in die Schweiz importiert. Sobald genügend Bestellungen eingegangen sind, werden die von Hand gepflückten und verarbeiteten Gewürze in die Schweiz geliefert. Die Bauernfamilien können so ihren Marktzugang erweitern und Sie erhalten feine Gewürze für Ihre Küchenkreationen oder als sonnige Geschenke für Ihre Familie und Freunde. os Pfeffer bestellen: www.gebana.com/projects/ch/project/information/7 Chili bestellen: www.gebana.com/projects/ch/project/information/3

«VoRAE», die Partnerorganisation von HEKS im Kosovo, hat den «Roma Integration Award» der Europäischen Union gewonnen. Die EU zeichnete je ein Projekt in 13 Ländern auf dem Balkan und in der Türkei aus. «VoRAE» wurde für den Stützunterricht für Roma-Kinder ausgezeichnet, den die Organisation mit Unterstützung von HEKS in 15 Gemeinden aufgebaut hat und der mittlerweile Teil des staatlichen Schulangebots ist. Der Award ist eine Bestätigung für die Qualität der über die Jahre geleisteten Arbeit. os

© HEKS/Christian Bobst

MARKTZUGANG

HEKS setzt sich dafür ein, dass RomaKinder zur Schule gehen können.

?links im Text Roma-Kinder auch so geschr.

ASYLSUCHENDE

© HEKS

Die Zürcher Beratungsstelle braucht Ihre Unterstützung

Die Pfefferschoten werden von Hand gepflückt und verarbeitet.

LUNCHKINOS

«Lunchkinos» in verschiedenen Schweizer Städten Auch dieses Jahr präsentiert Ihnen HEKS im Rahmen von «Lunchkinos» in fünf Schweizer Städten den Film zur jährlichen HEKS-Kampagne «Fragen Sie ihn». Der Film zeigt die Arbeit von HEKS im Libanon auf. Für Verpflegung ist gesorgt. • Zürich, 28. August • Luzern, 31. August • Basel, 8. September

• Bern, 14. September • St. Gallen, 15. September

Mehr Informationen ab Juli: www.heks.ch/lunchkinos

Die Zürcher HEKS-Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende (ZBA) informiert seit 30 Jahren Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene über das Asylverfahren und leistet juristische Beratung. Mittlerweile berät sie 2500 Menschen pro Jahr. Wegen der vielen Hilfesuchenden muss die ZBA ihre Büros leider räumen, ihr Mietvertrag wurde nicht verlängert. Zwar hat die ZBA neue Räumlichkeiten gefunden, die Voraussetzungen für diskrete Beratungsgespräche sind aber nicht ideal. Für die Einrichtung von Einzelbüros fehlen der ZBA 20 000 Franken. Sie hat deshalb eine Crowdfunding-Kampagne inklusive humorvollem Video lanciert. os Helfen Sie mit: www.100-days.net/de/projekt/rechte-fuer-fluechtlinge

HEKS-DIREKTION

Hanspeter Bigler Direktor ad interim Hanspeter Bigler, Leiter Kommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung, wurde vom HEKS-Stiftungsrat zum Direktor ad interim ernannt. Das Rekrutierungsverfahren für die ordentliche Stellenbesetzung ist im Gange. Diese dürfte Anfang 2018 erfolgen. os


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SÜDSUDAN

«Trauma-Arbeit ist Friedensarbeit» Mara Wirthlin

Im Südsudan herrscht Bürgerkrieg. Karin Augustat, Programmverantwortliche bei Mission 21, glaubt, dass Frieden trotz allem möglich ist. Ein Beispiel: Frauen treffen sich, kommen ins Gespräch, besuchen gemeinsam einen Gottesdienst. In einem Dorf, das durch einen Fluss getrennt ist, bekriegten sich wie im Grossteil des Südsudans die verfeindeten Volksgruppen seit vielen Jahren. Auf beiden Seiten des Flussufers hatte sich je eine ethnische Gruppe niedergelassen, ohne Kontakt. An einem Sonntag betrat eine Frau die Brücke. Sie wurde gewarnt, dass sie ihr Leben mit dieser Geste aufs Spiel setze. Doch schliesslich folgten ihr Frauen von beiden Seiten und kamen ins Gespräch, bis sie sogar alle gemeinsam den Gottesdienst besuchten und um die vielen Opfer weinten. Karin Augustat, Programmverantwortliche bei Mission 21, erzählt nach ihrer Rückkehr von diesem Ereignis, das ihr während der Dienstreise Anfang 2017 zu Ohren kam. Es ist eine kleine, leise Geschichte von Hoffnung, vielleicht auch nur ein Mythos, mit Vorsicht zu geniessen im kriegerischen Kontext des Südsudans, wo auch die Hungerkrise zahlreiche Opfer fordert. Und dennoch kommen in dieser Anekdote zwei wichtige Aspekte zum Ausdruck: «Man sieht darin die

Schlüsselrolle des christlichen Glaubens sowie der Frauen für den Friedensprozess», sagt Augustat.

Traumatisierte Menschen Viele Dörfer werden hauptsächlich von Frauen und Kindern bewohnt, da viele Männer am Kämpfen oder bereits im Krieg gefallen sind. «Ein Grossteil der Frauen hat die Notwendigkeit von Frieden längst erkannt. Sie sind es, welche die Gesellschaft – so gut es geht – aufrechterhalten.» Zum Beispiel im Flüchtlingslager Kakuma an der kenianischen Grenze, wo sich Frauen mit viel Engagement um die Hilfebedürftigen kümmern, obschon viele von ihnen selber enormes Leid erfahren haben. «Manchmal entwickeln Menschen nach Traumata eine neue Kraft», so Augustat, «und diese Frauen sind wirklich unglaublich stark!» Doch die traurige Realität ist: Die negativen Folgen der Kriegstraumata überwiegen. «Viele der Rebellen haben selbst Unaussprechliches erlebt und verarbeiten dieses Trauma nun mit der Ausübung von Gewalt.» Frauen hingegen reagieren auf traumatische Erlebnisse eher mit Rückzug und Depression. Sie geben ihr Trauma somit oft an die Kinder weiter, da sie zu diesen keine emotionale Bindung pflegen können. «Es ist also ein Teufelskreis», sagt Augustat. Denn wer selbst stark traumatisiert ist, kann auf andere oft nicht mehr vertrauensvoll zugehen. «Ohne Traumabewältigung

© Mission 21

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Mathias Waldmeyer (links) und Karin Augustat (Mitte) verantworten für Mission 21 die Projektarbeit im Südsudan. Hier bei einem Treffen mit Leitern unserer Partnerkirche.


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© Mission 21 / Dorina Waldmeyer

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Kinder in Juba suchen nach brauchbarem Abfall.

sind Versöhnung und Frieden schwer zu erreichen», ist Augustat überzeugt.

Ökumenische Stimme des Friedens Mission 21 unterstützt den Aktionsplan für Frieden (Action Plan for Peace, APP), der vom Südsudanesischen Kirchenbund initiiert wurde. Die internationale Gemeinschaft steckt viel Hoffnung in den APP. Grosse Partner sind zum Beispiel die Europäische Union und die USA. Der Aktionsplan sieht vor, mit allen vereinten Kirchen des Landes den Frieden im Land zu ermöglichen. «Die Kirchen stehen geschlossen als starke, ökumenische Stimme des Friedens da», sagt Augustat. «Vor einigen Monaten verweigerte der katholische Bischof dem Präsidenten vor laufender Kamera den Handschlag und sagte ihm vor den Augen der Bevölkerung: Jetzt musst du dich entscheiden zwischen Frieden und dem Bösen . Damit setzte er ein klares Zeichen, dass die Kirchen bei diesem Konflikt nicht mehr mitmachen.» Die Kirche hat als Institution enormes Potenzial, denn sie ist nahe bei den Leuten und geniesst sogar in Regierungskreisen ein hohes Ansehen. Die ethnische Diversität im Südsudan wurde in diesem Konflikt instrumentalisiert, um die Unterschiede des südsudanesischen Volks zu betonen, was zu Feindschaft und Krieg führte. Dagegen ist der christliche Glaube, der im Südsudan fast flächendeckend in der Bevölkerung vorherrscht, ein verbindendes Element. Der Action Plan for Peace baut auch auf den Inhalten des christlichen Glaubens auf: «Da die Konzepte von Vergebung und Versöhnung im christlichen Wertesystem enthalten sind, kann Frieden bei den tief christlichen Südsudanesinnen und Südsudanesen möglich werden», sagt Augustat. Karin Augustat macht sich keine Illusionen: «Es ist ein langer Weg bis zum Frieden, wenn es denn einen gibt. Wir

sprechen möglicherweise von bis zu 15 Jahren.» Dennoch ist sie überzeugt von der Idee, als christliche Gemeinschaft den Frieden zu implementieren, bevor der Südsudan definitiv den Status eines gescheiterten Staates erhält. Der Aktionsplan für Frieden als ökumenische Initiative könnte die letzte Chance sein für das vom Bürgerkrieg geplagte Land. «Wenn es denn klappt», meint Augustat vorsichtig, «dann ist der Action Plan for Peace ein Beispiel für die Welt». Unterstützen Sie unsere Arbeit im Südsudan! Konto: PC 40-726233-2, IBAN Nr. CH58 0900 0000 4072 6233 2 (Programm-Nr. 179.1001)

Action Plan for Peace Der «Aktionsplan für Frieden» des Südsudanesischen Kirchenbundes umfasst vier Säulen: Mobilisierung der Öffentlichkeit zur Beendigung des Konflikts; ein neutrales Forum zur Begegnung zwischen Menschen aller sozialen Schichten; eine breit angelegte landesweite Versöhnungskampagne sowie Capacity Development zur Stärkung lokaler Organisationen. Konkret geht es vor allem um Versöhnungsarbeit, Konfliktbewältigung, psychosoziale Rehabilitation, Trauma-Heilung, Jugendarbeit, Leitungs-Seminare für kirchliche Kader und vieles mehr. In den kommenden Jahren ist der Aktionsplan für Frieden der Hauptfokus unserer Projektarbeit im Land. Alle anderen Einzelprojekte von Mission 21 im Südsudan werden zwar weitergeführt, aber auf dieses übergeordnete Ziel ausgerichtet. mw


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HERBSTKAMPAGNE

Gesucht: Reformator/innen von heute Dorothee Adrian

das Thema «Reformation» spielerisch auf und öffnet das Fenster zur weltweiten Kirche. Im Zentrum stehen Aktivistinnen und Aktivisten im Süden. Die Welt braucht Veränderung. Dass diese durch viele einzelne, engagierte Menschen geschieht, zeigt unsere diesjährige Kampagne. Ein Fokus liegt auf der Verbindung von theologischer Bildung und gesellschaftlichem Engagement. Denn unsere theologischen Partnerorganisationen bewirken, dass Menschen aktiv werden, sich einsetzen für ein Leben in Würde. Solche Aktivistinnen und Aktivisten rücken wir ins Zentrum. Wir haben in unserem internationalen Netzwerk nachgefragt: Wer sind solche Reformatorinnen und Reformatoren von heute? Gefunden haben wir drei Persönlichkeiten, deren Geschichte und Engagement uns begeistern. Den Hong-

kong-Chinesen Alex Ip Hon Ho liess das Schicksal der Kartonsammlerin am Strassenrand nicht los. Nach seinem Wirtschaftsstudium verspürte er den Drang, Theologie zu studieren. Heute bildet er als Professor andere aus und setzt sich für die Ärmsten Hongkongs ein. Überzeugt hat uns auch Bahati Mshani. Die Tansanierin, ohne Eltern aufgewachsen, ist davon überzeugt, dass die Gesellschaft sich heute um die Waisenkinder kümmern muss, um morgen gut funktionieren zu können. Ihre Mission beschreibt sie so: «Wir wollen Waisenkinder und benachteiligte Kinder unterstützen, damit sie einen Weg aus der Spirale von Armut und Abhängigkeit finden. Dazu ist Bildung der wirksamste Weg!» Und Yaneth Rojas Salas aus Costa Rica mit ihrem bedingungslosen und unermüdlichen Einsatz zeigt uns, wie Veränderungen zum Guten möglich sind. Sie hat sich entschieden, «von der Hand in den Mund» zu leben, um sich ganz dem Einsatz für die ländliche Bevölkerung widmen zu können.

Wer sind heute die Menschen, die die Welt verändern?

© Mission 21

Die Herbstkampagne 2017 von Mission 21 greift

© Mission 21

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Zum Beispiel Bahati Mshani, die sich für Waisenkinder in Tansania einsetzt.


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Drei Menschen, drei Kontinente Alex Ip Hon Ho, Yaneth Rojas und Bahati Mshani leben auf drei verschiedenen Kontinenten, haben aber etwas gemeinsam: ihr unermüdliches Engagement für andere. Sie setzen sich ein für Armutsbetroffene, landlose Kleinbäuerinnen und Waisenkinder. Ihre konkrete Arbeit unterscheidet sich. Doch alle drei schöpfen Kraft aus dem Glauben. Mit Mission 21 sind sie verbunden durch ihre Aus- und Weiterbildung: Bahati Mshani studierte dank eines Stipendiums von Mission 21 Theologie, Yaneth Rojas besucht regelmässig befreiungstheologische Bibel-Kurse unserer Partnerorganisation DEI und Alex Ip Hon Ho studierte und doziert an einer Hochschule, die Partnerin von Mission 21 ist.

Materialien zur Kampagne Die Geschichten unserer drei Agents of Change, wie wir diese heutigen «Reformator/innen» nennen, finden Sie nebst vielen Anregungen und Informationen im diesjährigen Kampagnenmagazin. Nutzen Sie auch die Ideen für Gottesdienst und Unterricht. Lassen Sie sich anstecken, auf die Suche nach «Reformator/innen von heute» zu gehen und selbst den Wandel zu einer gerechteren Welt zu unterstützen.

Kampagnenfilm «Agents of Change – Menschen verändern die Welt.» So heisst der Film, der Alex Ip Hon Ho, Bahati Mshani und Yaneth Rojas porträtiert. Zudem gibt es jeweils ein Filmporträt zu den Personen (je ca. 6 Minuten lang). So können die Beispiele flexibel für verschiedene Anlässe genutzt werden und als Inspiration dienen. Weitere Informationen: www.mission-21.org/wandel Kampagnenmagazin bestellen: material@mission-21.org oder 061 260 22 36

len, Schmökern und gemütlichen Austausch.

AGENDA Veranstaltungsorte: Wenn nicht anders

angegeben, finden die Veranstaltungen bei Mission 21 an der Missionsstrasse 21 in Basel statt.

Advocacy für Frauen Mittwoch, 28. Juni, 18.00–19.30 Uhr

Spannende Einblicke in unsere weltweite Advocacy-Arbeit für FrauenMenschenrechte. Es kommen internationale Gäste zu Wort, die sich für Workshops in der Schweiz befinden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Thema kontextuelle Theologie. Zudem gilt ein besonderes Augenmerk der Situation von Frauen in Konflikt- und Postkonfliktsituationen.

Information: pia.mueller@mission-21.org, 061 260 22 53

Reformaction! 3.–5. November 2017, Genf

Unter dem Motto «Reformaction» treffen sich junge Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren zu einem einmaligen Festival rund um den Glauben. Es gibt internationale Konzerte, Slam-Poeten, einen Sternmarsch und mehr. Man kann sich gerne der Delegation von Mission 21 anschliessen und mit uns dieses tolle Event geniessen. Information und Anmeldung: young@mission-21.org, www.mission-21.org/ reformaction

Information: sibylle.dirren@mission-21.org, 061 260 22 29

Theaterensemble Johannes: Theater- und Fotoprojekt 22. Oktober bis 12. November, Kirchgemeindehaus Johannes, Wylerstrasse 5, 3014 Bern

Diesmal widmet sich das Theaterensemble Johannes der Reformation: Luther & Co. sind nicht länger bereit, sich zu Heiligen verklären zu lassen. Sie steigen von den Denkmalsockeln und mischen sich ein. Parallel dazu läuft ein Austauschprojekt mit der Partnerkirche von Mission 21 EYN in Nigeria, woraus eine Publikation und Fotoausstellung entsteht. Beide Projekte eignen sich bestens für den Schulunterricht und die Gemeindearbeit. Information und Anmeldung: www.theaterensemble.ch

Herbstbazar von Mission 21 26. Oktober, 12.00–18.00 Uhr, 27. Oktober, 10.00–18.00 Uhr

Herbstzeit ist Bazarzeit! Der diesjährige Herbstbazar zum Herbstkampagnen-Thema «Reformator/innen von heute» lädt ein zum Verwei-

© Mission 21

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Anna Sprecher (hinten) weilt heute mit dem PEP! in Tansania. Auf dem Bild im Gespräch mit Barbara Grass an einem Anlass für junge Erwachsene.

Packende Jugendkurse mit Mission 21 Impulse aus der weltweiten Kirche in den Konfirmationsunterricht bringen? Im Missionshaus Klippen und Chancen interkultureller Kommunikation erproben? Ein Kurs von Mission 21 weitet den Horizont. Wir bringen Erfahrungen aus unserem internationalen Netzwerk ein – und verknüpfen sie mit der Lebenswelt der Jugendlichen. Kurse bei Ihnen oder im Missionshaus in Basel. Information und Anmeldung: christa.nadler@mission-21.org, 061 260 22 67


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HINWEISE

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VIELE INFORMATIONSANGEBOTE ERSETZEN «CONTIGO» Vielerlei Quellen für Ihre Arbeit und Informationen

Sie lesen die letzte Ausgabe des «contigo». Brot für alle, HEKS und Mission 21 haben im Herbst 2016 ihre gemeinsamen und individuellen Kommunikationsmittel und -kanäle überprüft. Alle Werke – und auch die Kantonalkirchen – nutzen heute die elektronischen Medien, um ausgewählte Zielgruppen nach deren Bedürfnissen anzusprechen. Die unterschiedlichen Kommunikationskanäle mit den Kirchgemeinden und den Spenderinnen und Spendern führten teilweise zu Überschneidungen mit den Inhalten im Quartalsheft «contigo». Darum betrachten es die Hilfs-

Brot für alle Für Personen in Kirchgemeinden:

– «News für Kirchgemeinden»: Regelmässige Informationen zu unserer Arbeit und den Kampagnen. Bestellen auf der Seite für Kirchgemeinden: https://brotfueralle.ch/ fuer-kirchgemeinden/ – Webseite: www.sehen-undhandeln.ch finden Sie alle Informationen sowie Materialien für Kirchgemeinden zu den aktuellen Kampagnen: https://sehen-undhandeln.ch/fuer-pfarreien-undkirchgemeinden/ – Magazin: «Perspektiven» mit den thematisch vertieften Dossiers: www.brotfueralle.ch/ publikationen – Persönliche Unterstützung: Maria Dörnenburg, Beratung Kirchgemeinden bei Brot für alle: 031 380 65 62 oder doernenburg@bfa-ppp.ch (siehe Interview Seite 12)

werke heute als zielführender, ihre eigenen und gemeinsamen Kommunikationskanäle (z.B. das Projektheft) zu optimieren und weiterzuentwickeln, um die verschiedenen Ansprechpartner bedienen zu können. uw Projektheft

Die Übersicht über alle Projekte der Werke, die während der Ökumenischen Kampagnen unterstützt werden, finden Sie zum Herunterladen auf der Seite www.brotfueralle.ch/ projektheft oder www.mission-21.org/projektheft. So informieren die Werke und OeME-Fachstellen:

Weitere Informationsquellen:

Weitere Informationsquellen:

– Newsletter Brot für alle Abonnieren: www.brotfueralle.ch/newsletter – Magazin «Perspektiven»: www.brotfueralle.ch/ publikationen – Webseite: www.brotfueralle.ch – Facebook: /www.facebook.com/brotfueralle/ – Twitter: www.twitter.com/brot_fuer_alle

– Website: www.heks.ch – Magazin «handeln»: Erscheint vier Mal pro Jahr. Spenderinnen und Spender erhalten das Magazin per Post. Hier finden Sie die aktuellen Ausgaben: www.heks.ch/handeln. – Newsletter: Informiert Sie regelmässig über aktuelle Projekte und Themen. Abonnieren: www.heks.ch/newsletter – Facebook: www.facebook.com/ heks.wirkt – Twitter: twitter.com/_heks – Google+: plus.google. com/117041012529653374601

HEKS Für Kirchgemeinden und Pfarrämter:

– Veranstaltungen und Gottesdienste: Ideen und Materialien: www.heks.ch/kirchgemeinden. – Flüchtlingssonntag: Predigtbau steine und Kollektenansagen jeweils ab April: www.heks.ch/fluechtlingssonntag – Sammelkampagne: Infos und Materialien jeweils ab Oktober: www.heks.ch/sammelkampagne – Lunchkinos: Dokumentarfilm über ein HEKS-Projekt im Ausland. Vorführungen in verschiedenen Schweizer Städten. Infos jeweils ab Juli auf www.heks.ch/lunchkinos – Ansprechpartnerinnen: Brigitte Roth und Rebecca Jäckli: 044 360 88 10 oder projektdienst@heks.ch

Mission 21 Für Personen in Kirchgemeinden:

– Kampagne: Jährlich ab Juni finden Sie auf der Webseite Informationen und Materialien zu unserer Kampagne. www.mission-21.org/ kampagne – Newsletter: Aktuelles rund um die Arbeit von Mission 21. Bestellen: www.mission-21.org/newsletter – Kurse: für kirchliche Gruppen, Religions- oder Konf-Unterricht: www.mission-21.org/kurse


AGENDA UND FILMTIPP

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– Kontaktpersonen: Friedrich Weibel, Koordinator kirchliche Partnerschaften, 061 260 23 37, friedrich.weibel@mission-21.org und Miriam Glass, Verantwortliche Projektdienst, 061 260 23 03, miriam.glass@mission-21.org. – Publikationen: Die «Nachrichten» erscheinen vier Mal im Jahr: www.mission-21.org/nachrichten. Der «auftrag» ist eine umfangreiche, journalistische Zeitschrift mit Themen aus der weltweiten Kirche. Er wird produziert in Zusammenarbeit mit Werken in Deutschland und Österreich. Weitere Informationsquellen:

– Webseite: www.mission-21.org – Facebook: www.facebook.com/ missionswerkbasel – Twitter: www.twitter.com/ mission21Basel – Youtube: www.youtube.com/ mission21Basel

OeME-Fachstellen Fachstellen Oeme und Migration: Dank der Fachstellen Oeme und Migration bleiben Kirchgemeinden und landeskirchliche Stellen zu den Themen der weltweiten Kirche vernetzt: Informationen zu OeME-und Migrationsthemen: Hintergrund, Hinweise auf Anlässe und Kampagnen sowie Anregungen für Aktivitäten in Kirchgemeinden Website www.oeme.ch. Adressen und Ansprechpersonen: Wenn Sie sich vertieft für die OeMEund Migrationsarbeit in Ihrem Kirchengebiet interessieren, finden Sie die Kontakte und thematischen Beiträge auf der Website Ihrer Landeskirche. Oder Sie kontaktieren die Verantwortlichen für die OeME-/Migrationsarbeit (Adressübersicht: www.oeme.ch/ arbeitsgemeinschaft).

FILMTIPP Film ab für BNE Filme erzählen Geschichten, vermitteln Wissen und wecken dabei Emotionen, Neugier und Interesse. Das macht sie zum idealen Mittel für die Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Filme bringen uns die Welt näher, veranschaulichen komplexe globale Themen und machen verschiedene Perspektiven und Werte sichtbar. Das alles macht sie besonders geeignet, um zur Mitgestaltung einer zukunftsfähigen Gesellschaft zu motivieren. Sie sind ideales und anschauliches Mittel, um Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) umzusetzen. Ein nigerianisches Mädchen träumt von Gleichberechtigung und einer eigenen Radiosendung; ein Junge sinniert über Kreisläufe in der Natur; der kleine Anatole lernt mit seiner Besonderheit zu leben; ein Schoggi-Rap fragt nach den Produktionsbedingungen von Kakao; eine geflüchtete Giraffe muss sich im fremden Hundeland einleben … Ressourcenkonflikte, Migration, Kulturbegegnung, Welthandel, Anderssein, Foodwaste, Gender … so viele Facetten hat BNE!

AGENDA Ich aber sage Euch Samstag, 18. November, ganztägig, Bern

OeME-Herbsttagung der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn zum Reformationsjubiläum 2017. «Ich aber sage Euch – Biblische

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Wichtigstes Ziel von BNE ist, Kinder und Jugendliche zu befähigen, sich aktiv und selbstbestimmt an der Gestaltung von Gegenwart und Zukunft zu beteiligen. Die 9 Kurzfilme der neuen DVD von éducation21/ Filme für eine Welt helfen dabei ideal. Sie bilden ein breites formales und thematisches Spektrum aus Gesellschaft, Umwelt, Wirtschaft und Gesundheit ab und laden ein zur kritischen Reflexion, zum Perspektivenwechsel und zur aktiven Beteiligung an gesellschaftlichen Prozessen. dg DVD-Video mit neun Kurzfilmen (60 Minuten) und DVD-ROM mit Begleitmaterial und Arbeitsblättern. éducation21, Schweiz 2017, je nach Film ab 4 bis ab 12 Jahren; Verkauf und Verleih (DVD, Fr. 45.–): éducation21, 031 321 00 22, verkauf@education21.ch; Relimedia, 044 299 33 81 Das vielfältige Angebot an Lernmedien und Informationen auf www.education21.ch

© zVg

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Einwürfe in populistischen Zeiten». Beiträge aus Brasilien, Polen und den USA. Nancy Cardoso, Elzbieta Adamiak und Brigitte Kahl bringen Bibeltexte mit, welche ihre Alltagserfahrungen herausfordern. www.refbejuso.ch/agenda


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© Act Alliance/Sean Hawkey

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Allein kannst Du nichts erreichen, aber nur Du allein kannst etwas verändern. Sprichwort aus Puerto Rico


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