Der spielerische Stilmix, bei dem Stephanie Kunz ein Adidas-Sportshirt …
” Beim Rappen gibt es nur ein Element: die Sprache.
… mit einem glamourösen langen Rock in der Art einer Abendrobe …
”
… und goldenen Schuhen kombiniert, ist Ausdruck ihrer kreativen Individualität.
” Ich glaube nicht, dass sich Kreativität
in der Mode darin ausdrückt, dass man einen bestimmten Stil hat.
”
Ich finde gerade das Gegenteil reizvoll, das Spielerische. Ich kombiniere zum Beispiel gern feminine und maskuline Teile oder ziehe zum hochwertigen Designerstück meinen durchlöcherten Lieblingspulli an. Aus verschiedenen Mustern und Farben entstehen dann ganz einzigartige Looks. Inspiration finde ich auf meinen Reisen als Visagistin, die mich in Modemetropolen und an abgelegene Orte führen. Traditionelle Kleidung interessiert mich genauso wie Street-Style. Vor Kurzem war ich an einer Hochzeit und trug ein übergrosses Hockeyleibchen. Ich sah wie ein Gangster aus. Modische Kreativität hat manchmal auch mit Mut zu tun. Das sage ich auch den Kundinnen in meinem Secondhandladen: Habt den Mut, euch so zu kleiden, wie es zu euch passt, anstatt generischen Trends zu folgen. Denn in der Mode gibt es absolut keine Tabus. Mein Vater schaut mich manchmal an und fragt, ob dieses oder jenes nun wieder «in» sei, und ich sage: «Nein, ich hatte einfach Lust darauf.» l Stephanie Kunz, 40, Grafikerin, Make-up Artist und Inhaberin des Zürcher Secondhandladens Ananas, www.ananaszuerich.ch
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Vivai 3/16
Da kommen neben der eigentlichen Aussage weitere Kriterien wie Flow, Geschwindigkeit und Betonung hinzu, die ganz verschieden eingesetzt werden können. Es ist schwierig zu sagen, woher ich die Kreativität dazu nehme – sie ist auch nicht immer in gleichem Masse vorhanden. Es gibt Tage, da geht gar nix. Und Tage, da läuft es einfach wie von selbst. Ich glaube, dass kreatives Handeln immer ein gewisses Mass an Inspiration voraussetzt. Es braucht eine Inspiration am Anfang, und auf deren Basis kann ich dann kreativ sein. Ein Beispiel: Vor einigen Jahren habe ich aus wirtschaftlichen Gründen den Job verloren. Mir wurde das kommuniziert, indem gesagt wurde, dass man redimensionieren müsse. In meiner Situation als Betroffener hat mich diese beschönigende Ausdrucksweise provoziert. Noch auf dem Heimweg im Zug habe ich meinen Ärger auf Papier gebracht – entstanden ist daraus schliesslich ein Track namens «Pinkmaler», der sich kritisch mit Euphemismen auseinandersetzt. l Sandro Müller, 31, rappt bei der Aargauer Rap-Crew Phraze Ablaze, die soeben ihr Debütalbum «Luscht uf meh» veröffentlicht hat.