Leseprobe zu »Planet B«

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Ernährung

träge liefern. Die Biodiversität liefert uns also ein weiteres Beispiel, wie wenig sich der freie Markt um die Herausforderungen des Anthropozän schert, als ob es dessen bedürfe. Gut gemacht, dass Sie so viele schlechte Nachrichten lesen, ohne sich abzuwenden! Nachdem wir uns mit einigen schwierigen Realitäten beschäftigt haben, wird es nun Zeit herauszufinden, welche Lösungen wir im Umgang mit Nahrung und Land finden können.

Wie passt Fisch da hinein? Weltweit werden pro Jahr 80 Millionen Tonnen Fisch gefangen oder gezüchtet. Das sind etwa 12 kg pro Person pro Jahr oder 30 Gramm pro Person pro Tag. Mit etwas Sorgfalt könnte das gerade so nachhaltig sein. Die Fischereiindustrie reicht von winzigen Kanus bis zu riesigen Traw­ lern auf dem Meer, auf denen »Sklaven« arbeiten und die Meere auf möglichst profitable Weise plündern. Sie liefern ihre Ware sogar auf hoher See ab und werden dort aufgetankt, um sich jeder Art von Rechtssprechung zu entziehen.24 Ungefähr die Hälfte der gesamten Fischproduktion stammt aus industrialisiertem Fischfang mit Schleppnetzen und Zucht, während der Rest von kleinen Fischern per Hand gefangen wird. Es gibt ungefähr 10 Millionen Tonnen Beifang pro Jahr (4 Gramm pro Person und Tag) – das ist alles, was aus Versehen gefangen und, inzwischen tot, ins Meer zurückgeworfen wird. Kleine Fischereibetriebe sind in den ärmeren Gebieten der Welt wichtige Nährstofflieferanten (Zink, Eisen und Kalzium ebenso wie Proteine25). Der Zugang dazu hängt in erster Linie davon ab, dass die Fischer nicht von der Fischindustrie überrannt werden und dass der lokale Fisch nicht auf den globalen Markt gelangt, denn dann könnten sich ihn die Armen der Welt nicht mehr leisten. Drittens wird der Klimawandel sehr wahrscheinlich die Migrationsmuster und Lebensbereiche einiger Fische26 beeinflussen, was zu ernsten Konsequenzen für die betroffenen Lebensgemeinschaften führen wird. Die Fischbestände stehen weltweit unter großem Druck. Die Marine Stewardship Council (MSC) schätzt, dass aktuell 90 Prozent der weltweiten Fischbestände abgefischt oder überfischt sind.27 Trotz der

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