Leseprobe zu »Hat das Stil?« (Midas Collection)

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Kuchen, abhängig von Ihrer Position und Ihrem Gehalt. Allerdings ist ein Einstand eine freiwillige Geste, und wenn es Ihnen widerstrebt, im Mittelpunkt einer Small-Talk-Party zu stehen, dann könnten Sie die Angelegenheit auch einfach aussitzen oder bei einer passenden Gelegenheit eine Flasche Sekt mit Ihren engsten Kollegen aufmachen. Und setzen Sie sich nicht unter Performancedruck: Unaufgeregte und produktive Kollegen sind ohnehin sehr beliebt, ganz ohne Kuchen und Konfetti.

Ich, 32, bin PR-Managerin und habe mich mit einem Journalisten ähnlichen Alters getroffen, damit wir uns mal persönlich kennenlernen. Ich bot ihm das »Du« an, doch er lehnte ab. Er mache das nicht gerne im beruflichen Umfeld, vor allem nicht mit PR-Leuten, die schnell Gefallen erwarteten. War es unhöflich von mir, ihm das Du anzubieten? Tina B., per Facebook

Liebe Tina, ist es nicht unhöflich, jemandem das »Du« anzubieten, der aus einer ähnlichen Alterskohorte stammt wie man selber, von einigen Ausnahmen (Polizisten, Vorgesetzte, Zahnärztin) mal abgesehen. Allerdings hat auch jeder das Recht, auf das »Sie« zu bestehen, egal wie manieriert es auch erscheinen mag. Für Journalisten ist Distanz zu PR-Leuten wichtig, doch das ist per »Du« gut möglich; diese Nuancen sollte man als erwachsener Mensch eigentlich beherrschen. Darüber hinaus ist es arrogant, zu implizieren, dass Sie sich an ihn heranwanzen und ihn korrumpieren wollten. Vielleicht gibt es eine Asymmetrie Ihrer Berufspositionen, doch dieses Machtgefälle auf diese Weise zu benennen, halte ich für extrem schlechten Stil. Und für unklug. Denn wer weiß, vielleicht dreht sich eines Tages der Spieß um und der Mann 25


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