MFG - Das Magazin / Ausgabe 80

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www.dasmfg.at MFG Ausgabe 03/22


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JOHANNES REICHL

EIGENTLICH ...

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igentlich wollte ich mich in diesem Leitartikel mit dem Masterplan 25/50 beschäftigen, mit den Zukunftsvisionen für St. Pölten, die – auf 200 Seiten zusammengetragen – so etwas wie die Roadmap für die nächsten Jahre darstellen. Darstellen sollen. Denn ist jeder Plan per se ein Unterfangen mit offenem Ausgang, in „stabilen Zeiten“ aber doch einigermaßen abschätzbar, so hat uns dieser Tage der Einmarsch Russlands in die Ukraine auf einen harten, ungemütlichen und vagen Boden der Realität zurückgeworfen, auf dem wir in Europa niemals wieder zu landen gedacht hätten. Mit einem Mal ist vieles, was wir bislang als selbstverständlich, als „normal“, als geradezu in Stein gemeißelt erachteten, bedroht und in Frage gestellt. Und damit auch unsere imaginierte Zukunft – die nahe 2025 ebenso wie die fernere 2050. Dabei sind wir nicht die vielzitierten Schlafwandler, die quasi unbewusst in die Falle gestolpert sind. Es hat eher den Anschein, dass wir im Hinblick auf die Probleme dieser Welt und die daraus resultierenden Verwerfungen wie der berühmte Vogelstrauß den Kopf in den Sand gesteckt haben, um uns nicht damit auseinandersetzen zu müssen. Nur – wir leben nicht auf der Insel der Seligen, und aus der Geschichte gibt es kein Entrinnen. Sie ist auch nicht zu Ende, wie wir nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erhofften, sondern geht weiter. In welche Richtung, dieser Kampf wird gerade ausgetragen. Zugleich sind wir nach wie vor die großen Privilegierten, dass man sich fast dafür schämt, überhaupt irgendwelche Worte des Lamentierens in den Mund zu nehmen, während in nicht einmal 1.000 Kilometern Entfernung Menschen um ihr Leben, ihre Freiheit und ihre Selbstbestimmung kämpfen. Und sterben. Für all das, was wir so satt und achtlos die letzten Jahre verludern ließen: Demokratie, Freiheit, Menschenrechte, Solidarität. Dabei ist es nicht so, dass es nicht auch hierzulande im Angesicht sich zuspitzender Radikalität, potenziert durch

die Pandemie, mahnende Worte gegeben hätte. Aber sie schienen oft lauwarm vorgetragen, eher wie eine lästige Alibihandlung, die halt erwartet wird, wenn wieder irgendwo ein populistischer Demagoge unsere Art zu leben herausforderte oder hierzulande die fundamentalsten Coronaleugner Richtung Staatsverweigerer entglitten. „Wir müssen unsere Werte verteidigen, unsere Demokratie, unsere Freiheit.“ Plötzlich haben diese Worte wieder Gewicht, das bleischwer als Auftrag auf unseren Schultern lastet. Wir müssen sie stemmen, indem wir sie endlich wieder aufrichtig mit Leben erfüllen. Wir müssen all die Gehässigkeit, den Zwiespalt, die Intoleranz, den Egoismus, die Gier, welche die Pandemie gnadenlos offengelegt hat, überwinden und zusammenstehen. Wir müssen begreifen, welchen unersetzbaren Wert Demokratie bedeutet, und dürfen nicht geschichtsvergessen und zynisch auf Demos von Diktatur schwafeln, während anderswo Menschen für ihren Kampf um Meinungsfreiheit unterdrückt, eingesperrt oder getötet werden. Wir müssen – anstatt blind irgendwelchen Trollen in die Bubble-Falle zu gehen und den Anschluss an die Gemeinschaft zu kappen – die Medien- und Meinungsvielfalt hochhalten, anstatt sie als „Mainstream“ zu attackieren. Anderswo werden Medien zugesperrt, gleichgeschaltet und bis aufs Wording hinab zensiert – eine „Invasion“ gibt es in den russischen Medien nicht, der Krieg ist eine Erfindung des Westens, und kritische Journalisten bezahlen ihren Mut, dies zu entlarven, mit dem Leben. Wir müssen begreifen, dass unsere Freiheit einen Preis hat und sie widerstandsfähig gegen Angriffe machen, indem wir sie ehrlich leben. Jeden Tag: Im respektvollen Umgang miteinander. In der gerechten Aufteilung des Wohlstandes. Im Schutz der Menschenrechte. Im lautstarken Eintreten für Frieden. In der Toleranz gegenüber anderen. In der Solidarität mit Schwächeren und Verfolgten. Eigentlich wollte ich hier über den Masterplan und die Zukunft schreiben. Jetzt reden wir über die Gegenwart.

Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen. Herausgeber/GF: Bernard und René Voak, in Kooperation mit dem Kulturverein MFG. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chefin vom Dienst: Anne-Sophie Müllner Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Johannes Mayerhofer, Michael Müllner, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kolumnisten: Thomas Fröhlich, Michael Müllner, Tina Reichl, Roul Starka, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, David Meixner, Michael Müllner, Clemens Schumacher, Manuel Pernsteiner, Michael Reibnagel, Christoph Schipp, Robert Stefan, Thomas Winkelmüller Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Matthias Köstler, Hannah Strobl Cover: stock.adobe.com Art Director & Layout: a.Kito Korrektur: Anne-Sophie Müllner Hersteller: Walstead NP Druck GmbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.


ALLES AUF SCHIENE? – Seite 8

HISTORISCHE AUFARBEITUNG – Seite 14

DOMINIK MESNER – Seite 28

LITERARISCHES BRACHLAND – Seite 44

JOCHEN ON THE ROAD AGAIN – Seite 50

SCHLAUDRAFF & GEBAUER – Seite 66

Editorial In was für einer Stadt leben wir

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URBAN 7 8 14 18 20 22 28

Shortcut Urban Alles auf Schiene? Historische Aufarbeitung gefragt Die lange Stille der Vergessenheit Better late than never Nicht 08|15 sondern 25|50 Kärntner Slowene mit St. Pölten Herz

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34 Leerstandsabgabe – Mieten-Senker oder Straf-Steuer?

SPORT

KULTUR

66 Jan Schlaudraff & Matthias Gebauer im Doppelinterview 72 Shortcut Sport

42 Shortcut Kultur 44 Literarisches Brachland

SZENE 48 50 54 58

Shortcut Szene Jochen on the road again Black Xplosion Studienguide

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Kritiken Veranstaltungen Außensicht Karikatur

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3. JUNI 2022

DIE BLENDUNG

nach dem Roman von Elias Canetti In einer Dramatisierung von Paulus Hochgatterer Inszenierung Nikolaus Habjan ab 05.03.22

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… in der wenige Stunden bevor Wladimir Putin seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine startete, u. a. SPÖ-Vertreter den Botschafter der Russischen Föderation mit roten Nelken beim Hauptfriedhof begrüßten. Anlässlich des russischen Tags der „Vaterlandsverteidiger“ freute sich der Botschafter über die frisch renovierte Gedenkstätte für jene rund 1.000 Rotarmisten, die 1945 bei der Befreiung der Region St. Pölten gefallen waren. In Friedenszeiten ein würdiger Gedenk-Anlass, doch wenn gleichzeitig russische Panzer in ein Nachbarland einrollen ein heikler, diplomatischer Grenzgang. Der St. Pöltner ÖVP-Bundesrat Florian Krumböck blieb der Veranstaltung deshalb fern und sprach der SPÖ aufgrund ihrer Teilnahme „jede politische Sensibilität“ ab. Diese wiederum warf der ÖVP vor, mit Krieg parteipolitisches Kleingeld wechseln zu wollen. Eine verzwickte Angelegenheit, so oder so. Dabei prangte die wichtigste Botschaft auf der Schleife des niedergelegten Kranzes: „Nie wieder Krieg“. Allein, sie wurde an diesem Tag von Russland nicht gehört, ja geradezu pervertiert, wobei der Bürgermeister einen historischen Hinweis gab: Bei den gefallenen Rotarmisten in St. Pölten handelt es sich v. a. um Soldaten der 3. Ukrainischen Front. Über allen Parteipolitik-Hickhack hinweg raffte sich der Gemeindrat einstimmig dazu auf, humanitäre Hilfe für die Ukraine bereitzustellen. 6

... in der auch St. Pölten Benjamin Karl feiert. Ein paar Tage des Herumreichens dauerte es, bis das 36-jährige Snowboard-Ass auf seiner Facebook-Site seinen Steckbrief aktualisierte: „Olympic Champion 2022 Beijing, 5-facher Weltmeister, 3-facher Gesamtweltcupsieger“. Avancierte Bennis Mama mit ihrem Mitfiebern im Zuge der TVLive-Übertragung schon zum Social-Media-Hit, so hat Sohnemann Benni am meisten Eindruck abseits der Piste wohl ebenfalls mit seinem ersten, emotionalen Statement, seinem Danke an die Mama, die das alles ermöglichte, und an „meine Familie“ hinterlassen. Sein „Frühstück bei mir“ mit Claudia Stöckl war in Ö3 tagelang der Hit. Unbezahlbare Werbung auch für St. Pölten, denn der Wilhelmsburger fährt nach wie vor für seinen Stammverein Union Trendsport Weichberger St. Pölten, wurde hier geboren und ging hier auch in die Sportmittelschule. Wenig verwunderlich zählten zu den ersten Gratulanten hierzulande die St. Pöltner Snowboard-Legende Gerry Ring sowie Karl-„Entdecker“ Erik Wöll (siehe Bild). Nebst zahlreichen Ehrungen hat Benjamin Karl im Übrigen nun in seiner Wahlheimat Lienz seine eigene Gondel, verziert mit den olympischen Ringen. Seinen Steckbrief wird er womöglich noch erweitern, vielleicht auch nochmal in vier Jahren: „Genussprojekt“ nennt Karl das nun.

... in der nach der Präsentation der Domplatz-Neugestaltungspläne die große, mit einem Schuss Enttäuschung unterfütterte Frage im Raum stehen blieb: Und dafür hat man über ein Jahrzehnt gestritten, gerungen, geplant? Der große Aha-, gar Wow-Effekt bleibt jedenfalls aus. Letztlich bekommt die Stadt das, was man immer kolportiert hat: Einen multifunktionalen Platz – also Fläche für Kirche, Markt, Veranstaltungen. Nett gepflastert (so wie der Herrenplatz, also auch da nichts Innovatives, sondern Brav-Solides). Dazu ein paar Bäume und, so sich wer findet, vielleicht ein Schanigarten. Ach ja, die Befeuchtungsanlage als Novum nicht zu vergessen. That’s it. Ob das für ein öffentliches „Wohnzimmer“ ausreicht, man bleibt zumindest skeptisch. Spielgeräte für Kinder? Wasserspiele? Grünflächen zum Chillen? Fehlanzeige. Zuletzt blieb nicht einmal mehr die Idee vom eigenen Bau, in dem die im Zuge der Grabungen zutage geförderten Schätze und Ergebnisse der (auch touristischen) Öffentlichkeit präsentiert werden, über. Auf der Habenseite: In jedem Fall alles viel besser als der graue Asphalt davor. Und Autofreiheit als die eigentliche Innovation – sodenn die Tiefgarage unterm Bischofsgarten realisiert wird. Vielleicht haben wir ja einfach zu viel erwartet nach nur 15 Jahren. Oder schlicht zu lange darauf, so dass wir müde sind und daher nicht in Jubel und Hurra ausbrechen.

FOTOS MICHAEL MÜLLNER, KARL/ZVG, ZOOM VP.AT / JABORNEGG-PALFFY

IN WAS FÜR EINER STADT LEBEN WIR EIGENTLICH ...


FOTOS: MEDIENSERVICE ST. PÖLTEN, ARMAN KALTEIS, STOCK.ADOBE.COM

GRÜNLANDUNG

KOLUMNE MICHAEL MÜLLNER

KRIEG UND DANKBARKEIT

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s war ein bestimmendes Thema im letzten Gemeinderatswahlkampf: das Wachstum der Stadt, Großbauprojekte und Flächenverbrauch. Das Projekt der WWE-Gründe will auf der heutigen Traisen-Au neben Viehofner See und Glanzstoff-Areal Wohnungen für tausend Menschen bauen. Etwas viel, kritisierten manche. Nun zieht sich die Stadt per Gemeinderatsbeschluss aus dem Projekt zurück und kauft rund 40.000m² um

knapp 1,3 Millionen Euro – damit dort nichts gebaut wird, außer Grünflächen und Parkanlagen. In der Gemeinderatssitzung fragte die Opposition, wieso man dann im Vorjahr das Grünland überhaupt erst in (teureres) Bauland hochgewidmet hatte. Wohl nicht um es dann teurer rauszukaufen? Damit nicht in ein paar Jahren das nächste Bauvorhaben vor der Tür steht, schlug die ÖVP zudem vor auf Grünland zurück zu widmen.

D O N U T- I N D E X

S

ie kennen sicher den Big MacIndex, über den man die Kaufkraft verschiedener Länder sehr vereinfacht darstellen und vergleichen kann. Vielleicht sollte man auch so etwas wie einen Donut-Index einführen, der zeigt, wie hipp eine Stadt ist. So hat St. Pölten zuletzt die Ankunft gleich zweier Loch-KrapfenGrößen erfahren. Kredenzt schon seit geraumer Zeit Royal Donuts in der Nähe des Landesklinikums Süßes, so folgte Ende Februar in der Kremsergasse der US-Gigant Dunkin‘ Donut nach. Warum gerade St. Pölten erklärt Area Sales Manager Marcos Coban so. „Nicht nur die Lage in der historischen Innenstadt, sondern

auch die zahlreichen Bildungseinrichtungen sind einer der vielen Gründe, warum wir uns hierfür entschieden haben.“ In diesem Sinne besten Genuss beim Donutessen – und einen anderen Index außen vor lassen: den Bodymaß-Index.

Zwei Corona-Jahre lehrten uns, was Menschen alles aushalten. Anders: Was andere aushalten müssen, hat meinen Blick darauf geschärft, wie glücklich ich bin, zufrieden und dankbar. Natürlich wird es langsam zach. Ja, auch ich hätte gerne darauf verzichtet, dass die Pandemie um eine Wintersaison verlängert hat. Doch was sind schon Masken und Schutzimpfung, im Vergleich zu den wirklichen Problemen dieser Welt? Krieg. Verabschieden wir uns von Frau und Kind, die in ein fremdes Land und eine ungewisse Zukunft flüchten. Nehmen wir eine Waffe in die unbeholfenen Hände und fragen uns: Werde ich damit zum Mörder? Oder bringt mich vorher schon wer um? Das alles geschieht nicht weit weg von hier, mit dem Auto sind es keine zehn Stunden bis Lviv. Wir sehen es am Handy, wenn zwischen den lustigen Videos der Freunde, die endlich wieder „gescheit“ Fortgehen können, die Clips jener Menschen auftauchen, die in U-BahnStationen übernachten. Werden sie von Raketen zerbombt oder bekommen sie eine „Chance“, ihre Heimat mit bloßen Händen zu verteidigen? Auf beiden Seiten nur Opfer des Wahnsinns. In den Jahren der Pest fühlten wir uns der Natur ausgeliefert. Wie kann es sein, dass wir nun diesem völlig durchgeknallten, irrationalen, von Menschenhand gemachtem Irrsinn ausgeliefert sind? Doch uns Menschen bleibt Hoffnung und Optimismus. Wir sehen Solidarität – untereinander und in der großen Politik. Welch Gegensatz zum manischen Egoismus, der zuletzt auch hierzulande um sich griff. So sieht Diktatur aus. So kämpft man um Freiheit. Wir haben Glück. Wir sollten dankbar sein.

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ALLES AUF SC

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TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER, CAJETAN PERWEIN

CHIENE? Es ist und bleibt das lokalpolitische Aufreger-Thema Nummer 1 in St. Pölten: Verkehr. Spätestens, seitdem Klimaschutzministerin Leonore Gewessler das S34 Projekt gekippt und eine Redimensionierung ebendesselben angeordnet hat, wollen sich die Wogen nicht beruhigern.

W

ährend viele S34-Gegner auch einer Redimensionierung skeptisch gegenüberstehen und im Hinblick auf etwaige neue Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVPs) in Lauerstellung bleiben, haben manch Befürworter der Straße wiederum gar mit Klage gedroht – wenngleich es auch um diese Forderung ruhig geworden ist. Vor allem hat aber im S34-Fahrwasser die Öffi-Frage, insbesondere jene des Schienenverkehrs, an Dynamik gewonnen. Was jahrzehntelang verschleppt wurde, kann plötzlich nicht schnell genug gehen. So forderte etwa der St. Pöltner Gemeinderat eine frühere Realisierung des zweigleisigen Ausbaus der Bahnstrecke St. Pölten-Herzogenburg. Für diese soll nämlich, dem ÖBB-Rahmenplan gemäß, frühestens 2027 die Planung vorliegen. Besser stellt sich die Situation bei der „Traisentalbahn“ dar, deren Ausbau angesichts der parallel verlaufenden, bis auf Weiteres nicht entlasteten B20 ohnedies mehr als pressiert. Die Bahnstrecke soll bis 2026 zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert werden, zudem soll der Takt verkürzt und in Infrastruktur investiert werden. Kostenpunkt: rund 85 Millionen Euro. Dem offiziellen St. Pölten geht auch das zu langsam, wobei der Bürgermeister angesichts rund täglich 32.000 Arbeitseinpendlern vehement eine Gesamtlösung für den NÖ Zentralraum in Form eines Schnellbahn- und Schnellbussystems fordert, und zuletzt etwa den provisorischen Betrieb einer elektrifizierten O-Buslinie entlang der Strecke Wilhelmsburg-St. Pölten-Herzogenburg vorschlug. Schließlich platzte als Tüpfelchen auf dem i in der ohnedies bereits hitzig geführten Debatte die „Frohbotschaft“ hinein, dass die Traisentalbahn-Haltestelle St. Georgen-Hart mit April aufgelöst wird – auch diesbezüglich schickte der Gemeinderat eine einstimmige Resolution an die Verantwortlichen. Für Gesprächs- und Zündstoff ist also gesorgt, den wir – frei nach dem Motto „Geh zum Schmied und nicht zum Schmiedl“ – in einem Gespräch mit der Klima- & Umweltschutzminis­ terin Leonore Gewessler durchackerten. MFG 03 22

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Gerade mit Blick auf die Klimakrise ist es wichtiger denn je zu schauen, ob Entscheidungen, die oft vor zehn oder zwanzig Jahren getroffen worden sind, heute noch die richtigen sind. KLIMASCHUTZMINISTERIN LEONORE GEWESSLER

In St. Pölten feiern Sie die einen aktuell als Heldin, weil sie die S34 gestoppt haben, für die anderen sind Sie gerade deswegen ein rotes Tuch. Bevor wir ins Detail gehen – können Sie uns vielleicht Ihren Grundzugang zur Verkehrspolitik erklären? Viele Menschen in Österreich sind vom zunehmenden Verkehr belas­ tet, sei es durch Lärm- oder Feinstaubbelastung oder schlichtweg im Stau wartend. Der Verkehr ist zugleich der große Hebel für mehr Klimaschutz in Österreich. Daher ist es mir ein großes Anliegen dafür zu sorgen, dass es in Zukunft besser wird. Der Mobilitätsmasterplan 2030 zeigt Wege und Möglichkeiten, wie die Mobilitätswende in 20 Jahren zur Klimaneutralität 2040 erreicht werden kann. Dazu zählt vor allem Verkehr vermeiden,

etwa durch weniger Pendelverkehr, und Verkehr in Richtung mehr Öffis verlagern und schließlich Angebote verbessern. Bei vielem haben wir bereits angesetzt, denken wir etwa an das KlimaTicket mit über 140.000 Kartenbesitzerinnen und –besitzern oder das über 18 Milliarden Euro schwere Bahnausbaupaket. Und ja, gerade bei Verkehrsprojekten gibt es die unterschiedlichsten Interessen, seien es etwa die der Wirtschaft oder jene des Bundeslandes. Mir ist das bewusst, und gleichzeitig sitzt mit mir als Klimaschutzministerin jetzt auch der Klimaschutz mit am Tisch. Gerade mit Blick auf die Klimakrise ist es wichtiger denn je zu schauen, ob Entscheidungen, die oft vor zehn oder zwanzig Jahren getroffen worden sind, heute noch die richtigen sind.

gung nicht beschlossen. Es haben sich seit der Planung dieser Straßen vor vielen Jahrzehnten die Gegebenheiten einfach vielfach geändert. Wir haben einen enorm hohen Flächenverbrauch und wir haben eine Klimakrise, die wir zu bewältigen haben, deren Auswirkungen und Folgen etwa in Form von extremer Hitze oder Überschwemmungen bereits hier bei uns in Österreich voll angekommen sind.

Vielleicht können Sie, weil das im allgemeinen Wirbel untergegangen ist, Ihre Beweggründe zur Stopp-Taste noch einmal erläutern. Und was kommt stattdessen, es wird von „Redimensionierung“ geredet? Die S34 ist ein seit Jahrzehnten geplantes Straßenprojekt. Es verläuft durch ein Gebiet mit sehr hochwerBei der S34 waren es in Ihren tigen, landwirtschaftlich genutzten Augen offensichtlich die falBöden und würde viele dieser Fläschen. Kritiker werfen Ihnen chen langfristig versiegeln. Zudem vor, an den Grundfesten der wurde vom Rechnungshof mehrDemokratie zu rütteln, weil S34 mals kritisiert, dass im Bundesstraoder auch der Lobautunnel ja ßengesetz Straßen mit überwiegend Nord-Süd-Achse: sämtliche Instanzen durchlaufen regionaler Bedeutung geführt werhatten samt positivem UVP-Beden, die nicht vom Bund umzusetscheid. Polemisch gefragt: Wofür zen wären. Aus diesen Gründen  in Bau: Wien – Wr. Neustadt: vie braucht man noch UVPs, wenn wird das Projekt S34 in der geProjekte ohnehin vom jeweiplanten Form nicht weiterverfolgt,  in Planung: Modernisierung ligen Minister gekippt werden? das Klimaschutzministerium wird der Eine Umweltverträglichkeitsprüfung gemeinsam mit dem Land NiedeMeidling Mödling: ist wichtig, um genau festzustellen rösterreich rasch bessere – Alterna– sollte ein Projekt gebaut werden – tiven erarbeiten. Diese können eine welche Güter durch die Umsetzung Mischung aus Hoch und/oder niebeeinträchtigt werden könnten, und derrangigen Verkehrslösungen mit Ost-West-Achse: um der betroffenen Öffentlichkeit Ortsumfahrungen sein, begleitet naund unterschiedlichen Interessens- türlich mit einem Ausbau der Öffis, gruppen Gehör zu geben. Es ist um hier auch eine Verlagerung auf  in Bau: Wien – Bratislava: bis 20 eigentlich sehr ähnlich wie mit ei- die Schiene und den öffentlichen ner Baugenehmigung für ein Haus. Verkehr zu ermöglichen. Es soll schnelleren Zügen Ohne Genehmigung ist ein Bau aus- ein gänzlich neues Konzept für die zwisc geschlossen. Aber ob, wie und wann Region erarbeitet werden, das den gebaut wird, ist mit der GenehmiMenschen inFlughafenspange der Region und der  in Planung: (F

Überblick: Ausbau der Verbindun

LEONORE GEWESSLER. „Mit mir sitzt jetzt der Klimaschutz mit am Tisch.“ Die einen jubeln, die anderen zittern. 10

bahnhof


ALLES AUF SCHIENE?

Umwelt zugutekommt und nicht zu neuen Autobahnen führt, die Regionen zerschneiden und mehr Verkehr anziehen anstatt die erhoffte Entlastung zu bringen.

Es braucht hier ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Land, und wir wollen auch nicht an den Menschen vorbeiplanen. Der Ausbau der derzeit eingleisigen und nichtelektrifizierten Bahnstrecke von St. Pölten nach Traisen mit den zwei Ästen nach Hainfeld und Schrambach wurde auch in unserer Evaluierung bereits als ein Teil der Lösung präsentiert. Diese soll in den kommenden Jahren umfassend erneuert werden. Diesbezüglich ist es uns ja vor rund zwei Jahren erstmals gelungen die finanziellen Mittel für die Elektrifizierung der Traisentalbahn sicherzustellen. Die ÖBB arbeitet in Abstimmung mit dem Land derzeit mit Hochdruck an diesem Projekt, welches mit Dezember 2026 in Betrieb genommen werden soll. Ebenso ist die Elektrifizierung der Strecke Herzogenburg-Krems bis Dezember 2028 vorgesehen.

Am Terminus „rasch“ scheiden sich aber die Geister. Viele befürchten bei einem kompletten Neuaufrollen des Projektes 2028 ist in sechs Jahren, und einen abermaligen jahrelangen für das Teilstück St. Pölten-HerUmsetzungs – und Instanzenzogenburg soll 2027 überhaupt weg. Gibt es die Chance auf soerst die Planung abgeschlosetwas wie „Schnellverfahren“? sen sein. Warum geht das nicht Hier ist noch alles offen. Klar ist: schneller? Das Projekt der S34, so wie es heute Das liegt unter anderem daran, dass vorliegt, ist veraltet und kein mo- in den kommenden Jahren in ganz dernes klimafittes Mobilitätskon- Österreich zahlreiche Elektrifiziezept der Zukunft. Es ist durchaus rungsprojekte anstehen und sowohl denkbar, dass in einer konstruktiven bei der Zulieferindustrie als auch raschen Zusammenarbeit mit dem bei der ÖBB die personellen und Land schnellere Lösungen gefunden technischen Ressourcen zur Umsetwerden können. zung dieser Projekte begrenzt sind. Prinzipiell ist eine Lösung wich- Prioritätenreihungen sind deshalb tig, die den Menschen und der Um- unumgänglich. Um aber bereits zwiergleisig bis 2023 durch Ausbau der Pottendorferlinie welt gleichermaßen zugutekommt. schenzeitlich einen emissionsfreien Das wird ein Mix aus Maßnahmen Verkehr anbieten zu können, laufen Nordbahn Staatsgrenze, sein und bis nicht zur DIE eine Autobahn, die Vorbereitungen zur Umstellung aber das genaue Projekt gilt es ge- der Strecke St. Pölten – Krems – : 2 zusätzliche S-BahnWirGleise 5-Minuten-Takt meinsam zu erarbeiten. brau- für Horneinen auf Akkufahrzeuge. Der entchen dazu die Gemeinden und das sprechende Beschaffungsprozess ist Land und sind dazu in Gesprächen. bei der ÖBB im Gange.

ngen NÖ – Wien

verbesserten Takt zur Verfügung zu stellen. Von einem künftig verbesserten Angebotskonzept mit einem tagesdurchgängigen Stundentakt und einem Halbstundentakt zur Hauptverkehrszeit sowohl bis Schrambach als auch bis Hainfeld – in beiden Richtungen – und den kürzeren Fahrzeiten werden künftig sämtliche Fahrgäste zwischen Hainfeld, Schrambach und St. Pölten profitieren. Außerdem wurde der zweigleisige Ausbau der Strecke St. Pölten–Herzogenburg nach jahrelangem Stillstand erstmals konkret im ÖBB-Rahmenplan berücksichtigt und die dazu erforderlichen Mittel für die Planungen aufgenommen. Dies geschah auf Initiative meines Ressorts. Die ÖBB-Infrastruktur wird deshalb die Planung durchführen, wobei dabei die vorliegenden Vorstudien bzw. die bereits vorliegenden Untersuchungen aktualisiert werden und als Grundlage für alle weiteren Schritte herangezogen werden. Diesbezüglich moniert die Stadt ebenfalls, dass die Realisierung aufgrund der Vorplanungen schneller erfolgen müsste. Bisher liegt zu dem Projekt lediglich eine mittlerweile 17 Jahre alte Vorplanung aus dem Jahr 2005 vor, die aber nicht den für die Behördenverfahren erforderlichen Detailliertheitsgrad aufweist und die natürlich nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entspricht, weil sich zwischenzeitlich insbesondere die europäischen Vorgaben maßgeblich geändert haben.

Zuletzt wurde bekannt, dass die Haltestelle „St. Georgen-Hart“ entlang der Traisentalbahn im April aufgelassen werden soll. Können Sie nachvollziehen, Wie konnte es überhaupt pasUm beim Schienenverkehr in dass sich viele Bürger angesieren, dass man die S34 auf Eis sichts dessen wie im falschen der Region zu bleiben. Was ist legt ohne zugleich ein AlternaFilm wähnen? Ist das nicht ein aktuell sozusagen in trockenen 023 Ausbau mit neuen Haltestellen, P&R, Elektrifizierung und tivprogramm vorzulegen? Zeit Widerspruch? Tüchern? dafür hatte man ja genug, zumal In die Traisentalbahn werden rund Wir verstehen natürlich den Frust chen den Hauptstädten zahlreiche Bahn-Projekte ohne85 Millionen Euro investiert, um und die Verärgerung der betroffenen dies seit Jahrzehnten als Fordedie Strecke zu attraktivieren, zu Fahrgäste, angesichts der Auflassung rung auf dem Tisch liegen. elektrifizieren einenFlughafendeutlich der Haltestelle Hart-Wörth. Die Flughafen Wien nach Bruck/Leitha) inkl. und neuer MFG 03 22

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ALLES AUF SCHIENE?

Angesichts der erwähnten Ausbau- und Verbesserungsmaßnahmen für die Region ist für mich die Kritik des St. Pöltner Bürgermeisters nicht wirklich nachvollziehbar.

KOLUMNE BEATE STEINER

KLIMASCHUTZMINISTERIN LEONORE GEWESSLER

Entscheidung, diese künftig nicht mehr anzubieten wurde gemeinsam zwischen dem Verkehrsverbund Ost-Region, der ÖBB-Infrastruktur AG, dem Land Niederösterreich und dem damaligen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie getroffen. Diese fiel damals auf Hart-Wörth, da diese Haltestelle vergleichsweise geringe Fahrgastzahlen aufgewiesen hat. Durch die Übersiedelung der ÖBBAusbildungsstätte von Hart-Wörth zum neuen ÖBB-Bildungscampus werden sich die Fahrgastzahlen vermutlich noch weiter reduzieren. Für die Bevölkerung vor Ort wird es neben dem LUP aber auch weiterhin die VOR Buslinie 690 geben, die binnen 14 Minuten den St. Pöltner Hauptbahnhof erreicht. Außerdem können nur durch die Schließung einer Haltestelle zwischen St. Pölten und Traisen die Vorteile der anstehenden Modernisierung und Elektrifizierung der Traisentalbahn voll ausgeschöpft werden.

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FOTO STOCK.ADOBE.COM

GRENZENLOS G‘SCHEIT G‘scheit sind’s, die St. Pöltnerinnen und St. Pöltner. So richtig allwissend. Wie alle andern auch – die G’scheitheit ist ja heutzutag‘ dank Meta, Google und Co. grenzenlos und war noch nie so sichtbar. Das zeigt sich rund um die Uhr in den bevorzugten Netzwerken. Zum Beispiel: In welchem Abstand werden Jungbäume eingepflanzt? Das sollten die Stadtgärtner besser im Facebook nachlesen. Dann würden sie die Pflanzerl nicht nach Fachwissen, sondern nach der Expertise der heimischen Netzwerk-User verteilen – und die wissen zweifelsohne, wie das geht. Die G‘scheiterl zweifeln selbstverständlich auch nicht an ihrer medizinischen Kenntnis. Sie können auf alle Corona-Fragen eine Antwort geben, dank des flotten YouTube-Videos eines Viren-Gurus oder des neuesten populärwissenschaftlichen Online-Artikels im simpel gestrickten Medium, geboostert vom fetzigen Sager eines populistischen Politikers – was braucht’s da für den Durchblick noch ein langwieriges Medizinstudium? Und natürlich auch kein historisches Wissen, um die politische Weltlage zu analysieren. Angesichts des Krieges in der Ukraine mutierten die selbst ernannten Virologen in ihrem intellektuell isolierten Kosmos nämlich schnell zu Politologen und Historikern. Einigen ist das besonders leicht gefallen, wähnten sie sich doch schon während der Covid-19-Einschränkungen im Krieg. Diese Allwissenden müssten den Unterschied zwischen Diktatur und gesundheitspolitischen Maßnahmen jetzt erkennen – angesichts der martialischen Bilder von Kriegshetzern und leidenden Menschen im brennenden Kiew.

Der St. Pöltner Bürgermeister hat zuletzt gemeint „Ministerin Gewessler hat in ihrer Amtszeit kein einziges neues Projekt zur Verbesserung der Verkehrssituation in St. Pölten umgesetzt, dafür aber Maßnahmen in Millionenhöhe gestrichen.“ Was entgegnen Sie diesem Vorwurf? Das Klimaschutzministerium und die ÖBB-Infrastruktur AG arbeiten laufend daran, das österreichische Bahnsystem für Bahnkundinnen und -kunden zu verbessern. Gerade auch durch die erwähnten Ausbauund Verbesserungsmaßnahmen für die Region ist für mich die Kritik des St. Pöltner Bürgermeisters nicht wirklich nachvollziehbar. Wir haben

für die nächsten sechs Jahre 18,2 Milliarden Euro, die für ein modernes Eisenbahnnetz in Österreich zur Verfügung stehen und investiert werden, wovon auch der nieder­ österreichische Zentralraum massiv profitieren wird. Wie schwer ist für eine Politikerin der Spagat zwischen eigenem Anspruch und politischer Wirklichkeit? Haben Sie manchmal Sehnsucht nach Ihrem alten Beruf als Geschäftsführerin von Global 2000, wo man sozusagen auf der „anderen“ Seite steht und fordern und Druck ausüben kann, ohne Umsetzungszwängen ausgesetzt zu sein? Mein Antrieb in die Politik zu gehen, war es ja, dass wir beim Klimaschutz weiterkommen. Nach etwas mehr als zwei Jahren kann ich sagen, es ist viel gelungen. Nach wie vor setze ich mich stark und aktiv für ein offensives und aktives Vorantreiben von zentralen Klimaschutzmaßnahmen ein – damit wir 2040 Klimaneutralität erreichen werden. Das gelingt uns durch zentrale gesetzliche Grundlagen, etwa für die österreichische Energiewende, etwa mit dem Erneuerbaren Ausbau-Gesetz oder der Wärmestrategie. Zweifellos sind damit große Kraftanstrengungen verbunden, aber auch unglaubliche Chancen. Die klimafreundliche Umgestaltung unserer Wirtschaft sorgt vielfach für zukunftsfitte Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung. Es tut sich einiges, etwa auch wenn ich an das KlimaTicket denke, das über 15 Jahre in diversen Regierungsabkommen festgeschrieben war – wir haben es in relativ kurzer Zeit umgesetzt.


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Historische Aufarbeitung gefragt Mit dem Erinnern und einer ehrlichen, kritischen Auseinandersetzung gegenüber historisch belasteten Ereignissen und Personen hat man sich hierzulande immer schon schwergetan. Immer wieder gelangen Gedenktafeln, Straßen- oder Platznamen, die einem thematischen Diskurs dringend bedürfen, ans Licht einer breiteren Öffentlichkeit. Nicht zuletzt durch die Ernennung des ehemaligen Texingtaler Bürgermeisters Gerhard Karner zum Innenminister. Dadurch rückte die Debatte um das dortige Dollfuß-Museum wieder in den Fokus, aber auch an anderen Orten ploppen kontinuierlich problematische Erinnerungsstücke auf.

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s ist nicht nur ein österreichisches Thema, es zieht sich durch den gesamten deutschen Sprachraum, und es geht auch nicht nur um Menschen mit NS-Vergangenheit, sondern auch um jene Leute, die Nationalsozialismus und Faschismus geistig vorbereiteten. Man hat sich früher relativ wenig damit beschäftigt, erst in den letzten Jahren wird das Thema verstärkt beleuchtet“, weiß Christian Rapp, wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte in St. Pölten. In Wien, wo man bereits in den 90er-Jahren den Ottokar Kernstockplatz umbenannte, entbrannte gerade wieder eine Debatte um das Karl Lueger-Denkmal, in der von Kontextualisierung bis zum Abriss alles im Raum steht. Rund um das Geburtshaus von Engelbert Dollfuß und dem darin enthaltenen Museum ist jetzt in Niederösterreich an einigen Orten, in einigen Gemeinden ebenfalls der Diskussionsbedarf gestiegen. So hat ÖVP-Bürgermeister Martin Leonhardsberger aus Mank einen mündlichen Auftrag an Alexander Hauer und seinen Verein „MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum Melk“ erteilt, um die historische Aufarbeitung

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des in Mank befindlichen DollfußPlatzes zu ermöglichen. Hauer sieht das nun eingereichte Forschungsprojekt, das vor allem die Überarbeitung des Dollfuß-Museums im zentralen Blickpunkt hat, „als generelles, zeithistorisches Konzept für das ganze Alpenvorland.“ Darin sollen auch Überlegungen zum Dollfuß-Platz in Mank miteinbezogen werden. „Aber derzeit ist nicht angedacht, den Platz umzubenennen“, so Leonhardsberger, „schließlich ist dieser Platz mit einer historischen Begebenheit in Verbindung zu bringen. Hier hat Dollfuß eine soziale Errungenschaft, die Pflichtversicherung für die Landarbeiter verkündet und stand einer wütenden Bauernschaft gegenüber. Dollfuß war ein über die Partei­ grenzen hinaus anerkannter Agrarpolitiker.“ Und hier offenbart sich die Crux der rückblickenden historischen Betrachtungs- und Interpretationsweisen. Dollfuß als sozialer

Agrarpolitiker oder als Politiker, der Parlament und Demokratie ausschaltete, Standrecht und Todesstrafe einführte und auf die Bevölkerung schießen ließ? Wie sehr kann man Gut und Böse einer historischen Person gegeneinander aufwiegen? Ein Problem, das auch in Wien rund um Lueger diskutiert wird. Ein willentlicher Akt „Die Benennung des Platzes in Mank wurde nach 1945 vorgenommen. Es gibt also keine historische Kontinuität für die Benennung und egal wie großartig Dollfuß als Agrarpolitiker war, seine spätere Rolle als diktatorisch regierender Herrscher kann man nicht ausblenden“, so Rapp, der sich einen objektiven Kriterienkatalog wünschen würde, der österreichweit Gültigkeit hat. Indem man, basierend „auf dem Menschenrechtskatalog“ nachvollziehbare und transparente Kriterien erstellt und auch gewährleistet, wie ein derartiger Prozess objektiv ablaufen kann. Mit diesen Vorgaben könnte man die Gemeinden unterstützen, um nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen. „Straßen- oder Platznamen sind kollektives Eigentum, nicht ausschließlich Sache von Gemeinden. Leute kommen von überall her und wir wären ja auch verwundert als Österreicher, wenn wir irgendwo in Italien auf einen Mussolini-Platz stoßen würden.“ Verständnis hat der Historiker des Hauses der Geschichte aber auch für

Es ist derzeit nicht angedacht, den Dollfuß-Platz in Mank umzubenennen. MARTIN LEONHARDSBERGER, BÜRGERMEISTER VON MANK


TEXT: ANDREAS REICHEBNER | FOTOS: ANDREAS REICHEBNER, HANNAH STROBL

manche Reaktionen aus der Bevölkerung, wenn es darum geht, Straßenund Platznamen umzubenennen. „Leute haben das Gefühl, da wird über ihre Köpfe hinweg entschieden.“ Information und Einbinden der lokalen Bevölkerung sei dabei sehr wichtig, dann gibt es auch Einverständnis. „Viele Menschen wollen nicht, dass ihre Wohnadresse mit einer historisch belasteten Person in Verbindung gebracht wird.“ Die Gemeinden Texingtal und Mank warten also nun auf die zeithistorische Aufarbeitung. Obwohl das Dollfuß-Museum während der eineinhalb- bis zweijährigen Dauer des Forschungsprojektes des Vereins „MERKwürdig“ geschlossen sein wird, steht bis dato kein diesbezüglicher Vermerk auf der Website der Gemeinde – dort wird es nach wie vor als Sehenswürdigkeit angepriesen. Und auch in Mank gibt es keine temporäre, über die Bearbeitung des Themas informierende Hinweistafel. Der Manker Bürgermeister verweist hier auf die Möglichkeit, sich ohnedies im Internet über die Debatte zu informieren. Transparenz und Wille zu neuen Sichtweisen und ernster Auseinandersetzung könnten anders aussehen. Andere Wege Da ging man in Petzenkirchen andere Wege. Nachdem durch den Film „Endphase“ (siehe Kasten Seite 19) von Tobias und Hans Hochstöger auch die Person des ehemaligen Gemeindearztes Fritz Sedlazeck geschichtlich in Frage gestellt wurde, benannte der Gemeinderat in der Sitzung am 24. Februar den Fritz Sedlazeck-Platz einstimmig zum „Schulplatz“ um. „Als kleines Kind kannte ich Sedlazeck als ausgezeichneten Gemeindearzt, er hatte auch ein Herz für die Schwachen. Aber nachdem wir die Informationen hatten, dass er ein illegaler Nazi war und auch seine Rolle bei den Gräueltaten in Hofamt Priel bekannt waren, haben wir uns zur Umbenennung entschlossen“, erzählt Bürgermeisterin Lisbeth Kern. Obwohl es viele lokale Stimmen gab, die das nicht verstanden. „Ich habe MFG 03 22

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Es braucht einen von der Wissenschaft erarbeiteten, objektiven Kriterienkatalog, der österreichweit Gültigkeit hat. CHRISTIAN RAPP, HAUS DER GESCHICHTE IM MUSEUM NIEDERÖSTERREICH

Richtlinien, wonach die verschiedenen Fälle zu beurteilen sind. Es gehört geforscht und debattiert. Und wenn eine in einem Straßennamen gewürdigte Person Wertehaltungen vertreten hat, die unseren ganz offensichtlich zuwiderlaufen, dann muss man eingreifen können“, so Christian Rapp.

UMBENENNUNG. Der Fritz-SedlazeckPlatz in Petzenkirchen ist Geschichte. Er wurde in „Schulplatz“ umbenannt. auch viele Drohungen von außen erhalten, warum der Platz eigentlich so heißt“, so Kern, die nun hofft, dass sich die Wogen der Aufregung nun endgültig glätten. Dies zeigt auch die oft verhärteten Positionen der verschiedenen Lager, aber auch die Schwierigkeit, historische Personen im zeitgeschichtlichen Kontext auf ihr Gut und Böse zu betrachten. „Es braucht objektive

Wissenschaft gefragt Hier ist die Wissenschaft gefragt, die aber letztendlich nur Empfehlungen geben kann, die Umsetzung erwartbarer Maßnahmen muss durch die Gemeinden fallen. Das noch viel getan werden muss, sieht auch Alexander Hauer: „Wir sehen ja bei Dollfuß, dass etwa der Austrofaschismus nicht ausreichend in den Schulbüchern vorkommt, da ist die Erzählung zu kurz.“ Und in vielen Gemeinden schlummern nach wie vor bedenkliche Tafeln oder Straßennamen vor sich hin. „In Kirnberg an der Mank befinden sich zum Beispiel Dollfuß-Gedenktafeln am Krieger-

BELASTET. Dr. Otto Tschadek war Blutrichter in der NS-Zeit. Für eine Umbenennung der Straße setzte sich der verstorbene St. Pöltner Autor Manfred Wieninger ein. 16

denkmal und am Haus der Jugend, oder wenn wir an die Dr. Otto Tschadekstraße oder die Frass-Skulpturen in St. Pölten denken“, bringt Christian Rabl, der wissenschaftliche Leiter des Zeithistorischen Zentrums von „MERKwürdig“, ins Spiel. Während die Skulpturen und Denkmäler des St. Pöltner Bildhauers Wilhelm Frass, wie etwa das Kriegerdenkmal in der Hofstatt, schon länger in der Landeshauptstadt diskutiert werden (MFG berichtete unter anderem in der Ausgabe 9/2020), sind Namen wie Dr. Otto Tschadek oder Dr. Leo Schinnerl noch nicht so lange im historischen Diskurs. Wie im hervorragenden Buch „St. Pöltner Straßennamen erzählen“ des im vorigen Sommer verstorbenen St. Pöltner Autors und Historikers Manfred Wieninger nachzulesen ist, sind beide geschichtlich erheblich vorbelastet. Tschadek war als Blutrichter im NS-Regime für exekutierte Todesstrafen verantwortlich und Schinnerl agierte als „Judenbeauftragter“ der Stadt im Bereich der Arisierungen jüdischen Eigentums. Frass ist seit Auftauchen eines von ihm verfassten Huldigungsschreibens an den Nationalsozialismus, das er im Denkmal des toten Soldaten in der Krypta am Wiener Heldenplatz verbarg, auf der Liste bedenklicher Persönlichkeiten. Schon überfällig „Schon als lange überfällig“ sieht Stadtmuseumsdirektor und Kunsthistoriker Thomas Pulle „die umfassende wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema“ und die daraus gezogenen Schlüsse. Anlässlich der großen NS-Ausstellung 2024 im Stadtmuseum werden in „einer konkordanten Aktion“ auch historisch belastete Straßennamen und Personen aufgearbeitet. Zurzeit steht man im intensiven Kontakt mit


HISTORISCHE AUFARBEITUNG GEFRAGT

DOLLFUSS-MUSEUM. Das Geburtshaus von Engelbert Dollfuß in Texingtal soll bis zur Beendigung des zeithistorischen Forschungsprojektes des Vereins „MERKwürdig“ geschlossen bleiben. Auf der Website der Gemeinde ist darüber nichts zu lesen.

„Kunst im öffentlichen Raum“, dabei werden mögliche künstlerische Interventionen, die Denkmäler und Skulpturen in einen neuen Kontext stellen könnten, überlegt. „Wir werden keine problematischen Kunstwerke oder Straßennamen unkommentiert lassen“, so Pulle. Die Zeit einer qualitätsvollen Erforschung

will man dafür nützen, um möglichst alle zweifelhaften Biografien durchzuforsten und jener Personen, deren Verhalten und Wertekanon den zeitgemäßen, ethischen Ansprüchen nicht mehr standhalten, habhaft zu werden. Ob Ergebnisse schon vorher in der Öffentlichkeit durch Namensänderungen, Zusatztafeln oder eben künstlerische Interventionen sichtbar gemacht werden, ist ungewiss. Beim Aufspüren historisch belasteter Erinnerungsstücke sind oft private Initiativen tonangebend. Das mag einerseits mit der Möglichkeit, als privater Verein oder Personengruppe aktivistischer auftreten zu können, andererseits mit den diesbezüglich jahrzehntelangen verschlossenen Augen österreichischer Politik und Gesellschaft zusammenhängen. Da bleibt noch viel zu tun, nicht nur

DENKMÄLER. Die Werke Wilhelm Frass‘ sind umstritten. An sichtbaren Hinweisen zur geschichtlichen Aufarbeitung fehlt es noch.

wenn es um widersprüchliche Personen wie Karl Biedermann geht, der illegales NSDAP-Mitglied war, aber später als Widerstandskämpfer versuchte, gegen Ende des Krieges den Kampf um Wien zu verkürzen. Ein objektiver Kriterienkatalog von der Wissenschaft erarbeitet, und eine Leitlinie, wie so ein Prozess der historischen Aufarbeitung österreichweit ablaufen könnte, wäre, ebenso wie der politische Wille zur vollständigen und ernsthaften Umsetzung, durchaus wünschenswert. Möglichkeiten, wie künstlerische Intervention, Abriss oder Kontextualisierung – Informationen zum historischen Kontext – stehen ohnedies zur Verfügung, ebenso wie die Umbenennung. Eine gangbare Alternative wäre es, im besonderen Maße verdiente Frauen als Namensgeber zu nominieren. Denn Frauen sind bei Straßenbenennungen unterrepräsentiert, hier herrscht im Sinne einer Gleichstellung ohnehin extremer Nachholbedarf. MFG 03 22

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Die lange Stille der Vergessenheit HOFAMT PRIEL. Über den Gedenkstein wurde viel diskutiert, bezahlt hat ihn der HolocaustÜberlebende Ernst Fiala.

In einer regnerischen Nacht Anfang Mai holen Uniformierte wehrlose Zivilisten aus ihrer Baracke und treiben sie in Gräben aufs freie Land. Mit Maschinengewehrsalven richten sie 228 Menschen hin. Der Massenmord von Hofamt Priel, auf halber Strecke zwischen St. Pölten und Mauthausen, ist bis heute ungeklärt. Im Dokumentarfilm „Endphase“ lässt Hans Hochstöger Zeitzeugen erzählen.

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ans Hochstöger wuchs in Hofamt Priel auf, im Laufe der Kindheit zog seine Familie in den Nachbarort nach Persenbeug. Ybbs-Persenbeug – ganz Österreich denkt dabei an das Donaukraftwerk, ein Symbol des neuen, fortschrittlichen Österreichs, das die dunklen Kriegswirren hinter sich gelassen hat. Er ist ungefähr vierzehn Jahre alt, da fragt ihn sein Vater, ob er eigentlich weiß, „was da oben passiert ist?“ In der Nacht des 2. Mai 1945 holen bewaffnete Uniformierte hunderte Menschen aus einer Baracke in Persenbeug. Es handelt sich um

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ungarische Zwangsarbeiter, Juden, die zuvor in der Ostmark ausgebeutet wurden und die nun von den Nazis in Richtung Mauthausen getrieben werden – weg von der anrückenden Roten Armee. Die Bewaffneten bilden drei Gruppen und treiben diese der Reihe nach nach Hofamt Priel, wo die Menschen in Gräben kaltblütig erschossen werden. Am Ende sind noch ein paar in der Baracke über, auch sie werden erschossen. Die Täter verschwinden, ein paar Menschenseelen überleben. Sechs Tage später kapituliert HitlerDeutschland, der Krieg ist zu Ende.

Das ist es, was dort oben passiert ist. Hans Hochstöger kannte damals weder die Ausmaße des Massakers, noch dass es sich so spät ereignete. Doch er begann sich zu interessieren. „Ein Schlüsselerlebnis war das Buch von Manfred Wieninger“, erzählt der Fotograf und Filmemacher. Der St. Pöltner Autor Wieninger hatte die Geschichte des Massakers in Form eines Kriminalromans aufgearbeitet („223 oder das Faustpfand“, Residenz Verlag). „Plötzlich las ich da Namen, die ich aus meiner Kindheit kannte. Mir wurde beispielsweise klar, dass die Oma meiner Schulfreunde damals ein kleines Mädchen war, die Tochter jener Familie, die einen elfjährigen Buben, der das Massaker knapp überlebt hatte, bei sich versteckte und so womöglich sein Leben rettete.“ Der Kriminalroman war für viele Menschen in der Gegend ein wichtiger erster Kontakt mit den Geschehnissen der Vergangenheit. „Als ich mit meinem Bruder die Recherchen begann und auf die Suche nach Zeitzeugen ging, hörten wir oft, dass das eh alles im Buch vom Wieninger steht. Dabei verlangt der Roman natürlich nach einer anderen Erzählweise als ein Dokumentarfilm. Wir mussten die Leute erstmal dazu bringen, ihre eigene Geschichte zu erzählen. Viele haben ja jahrzehntelang geschwiegen.“ Es war viel Arbeit aus all den Berichten vom Hörensagen jene Zeitzeugen rauszufinden, die wirklich selber etwas wahrgenommen hatten. Umso glücklicher ist Hochstöger mit dem Erfolg des Films: „Meine größte Sorge war,


TEXT: MICHAEL MÜLLNER | FOTOS: HANS HOCHSTÖGER, HANNAH STROBL

dass die Menschen aus der Region den Film ignorieren würden, nach dem Motto die Vergangenheit soll man ruhen lassen. Jedoch sind gerade aus der Region sehr viele Reaktionen gekommen. Viel Familien nehmen den Film als Anlass um über die Zeit zu sprechen und ihre eigene Geschichte zu hinterfragen.“ Der Dokumentarfilm lässt die Zeitzeugen erzählen und berührt damit, ganz ohne groß angelegte Inszenierung. Die jahrelange Beschäftigung mit der Materie hat die beiden Brüder zu Experten gemacht. Tobias, der Politikwissenschafter, schrieb sogar eine akademische Arbeit über das Massaker. Auch wenn sich im Rahmen der Recherchen immer wieder neue Vermutungen ergeben, bleibt der Kriminalfall ungelöst. Stichhaltige Beweise, wer die Täter waren, gibt es nicht. Unmittelbar nach der Tat ließ man es so aussehen, als seien es unbekannte Uniformierte gewesen, sinngemäß eine Mörderbande von weit weg, wahrscheinlich aus Deutschland. Die effiziente Tatausführung legt nahe, dass die Täter nicht das erste Mal an Massenerschießungen teilnahmen. Es scheint auch gewiss, dass sie gute Ortskenntnisse hatten. Zumindest eine Mitbeteiligung von Menschen aus der Region liegt nahe. Beschäftigt man sich mit dem Geschehenen, wird auch die ambivalente Rolle der damaligen Akteure sichtbar: Das Nazi-Regime kollabiert, die russische Besatzungsmacht steht kurz

NICHT IN GESCHICHTSBÜCHERN. Tobias und Hans Hochstöger besuchten Daniel Chanoch in Israel. Er überlebte nach einem Todesmarsch als 12-jähriger das KZ Gunskirchen und half bei den Recherchen.

vor der Machtübernahme. So zeigte sich der stellvertretende Kommandant der örtlichen Gendarmerie sehr couragiert indem er das Verbrechen penibel dokumentierte, lokale Persönlichkeiten als Verdächtige benannte und lange um Aufklärung kämpfte. Andererseits schiebt er in seinen Protokollen viel Verantwortung von der lokalen Bevölkerung weg, wohl aus Angst, in Zukunft Rechenschaft ablegen zu müssen. Bis heute ist eines der schlimmsten Verbrechen der letzten Kriegsphase unaufgeklärt. Haben die Täter ihr Geheimnis mit ins Grab genommen? Hans Hochstöger wäre da nicht so sicher. Für Historiker erschließen sich laufend neue Quellen, viele Archive werden erst jetzt geöffnet, in Protokollen zu Kriegsverbrecherprozessen könnten sich noch Hinweise finden, die eines Tages die Täter von Hofamt Priel entlarven. Unterdessen erinnert an den Tatorten lediglich ein Gedenkstein an die Opfer. Er ist dem privaten Engagement des Holocaust-Überlebenden Ernst Fiala zu verdanken, der ihn letztlich sogar aus der eigenen Tasche bezahlte, die Platzierung des Steins aber nicht mehr erlebte. Die Inschrift spricht von „Hinrichtungen durch ein deutsches Rollkommando“. Kritiker sehen darin wiederum den Versuch Verantwortung weit wegzuschieben. Und auch von einem Mindestmaß an Rechtsstaatlichkeit, die eine formelle Hinrichtung bräuchte, fehlt jede Spur. Es war schlicht und einfach ein Massaker an wehrlosen Arbeitssklaven, ein Massenmord fast ausschließlich an Frauen mit ihren Kindern. (Schon im Jänner 1945 hatte man arbeitsfähige Frauen und Männer dieser Gruppe separiert und zwang sie im Burgenland am Südostwall zu schuften.) In Sachen Erinnerungskultur und Aufklärung gäbe es genug zu tun. In den 60er Jahren wurden die Leichen auf den jüdischen Friedhof in St. Pölten überstellt, seither erinnert dort ein Gedenkstein an die Namen der Opfer (siehe Seite 20). Der Bürgermeister von Hofamt Priel, Friedrich Buchberger, erzählt: „Im

LETZTE ZEUGEN. Wenige Menschen überlebten das Massaker, ihre Erzählungen machen ein Erinnern möglich.

Frühjahr 2020 mussten wir pandemiebedingt einen Sternmarsch mit tausend Schülerinnen und Schülern zum Mahnmal absagen, das wollen wir heuer nachholen.“ In der Fastenzeit sei eine Vorführung von „Endphase“ geplant, gerade um die Jungen geht es ihm: „Die Alten reden darüber nicht viel. Umso wichtiger ist es, dass die Jüngeren nicht vergessen, sondern hinschauen und daraus für die Zukunft lernen.“

„ENDPHASE“ Ein Film von Hans Hochstöger (2021) Seit 2015 recherchierte der Filmemacher und Fotograf Hans Hochstöger gemeinsam mit seinem Bruder Tobias, einem Politikwissenschafter, zum Massenmord im niederösterreichischen Hofamt Priel, der Nachbargemeinde von Persenbeug. Im Dorf wo sie aufwuchsen, suchten sie nach Augenzeugen jener Nacht, kurz vor Kriegsende, in der 228 wehrlose Menschen erschossen wurden – und nach einer Erklärung für das jahrzehntelange Schweigen. „Endphase“ kommt ohne große Inszenierung aus, der Film berührt durch die Kraft der Erzählung jener, die dabei waren. Wo kann man den Film sehen? Aktuelle Vorstellungen, etwa im Cinema Paradiso oder im Stadtkino Grein, werden hier gelistet: www.filmdelights.com/verleih/ endphaseverleih

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Better late than never Krieg und NS-Zeit haben viele jüdische Friedhöfe schwer beschädigt. Mit seinen 6.000 Quadratmetern ist der jüdische Friedhof am Rande des städtischen Hauptfriedhofs in St. Pölten verhältnismäßig groß und noch relativ gut erhalten. Nun scheint endlich ein würdiger Fortbestand gesichert.

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obei, eigentlich ist der Friedhof ja verfallen. Das große Eisentor ist versperrt. Wer auf Spurensuche geht, muss wie ein Eindringling durch ein Loch im Maschendrahtzaun auf das Areal schlüpfen. Vom Sturm umgeworfene Bäume, wildwuchernde Natur. Dazu eine gespenstische Zeremonienhalle, die darauf wartet, aus ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst zu werden. Aus religiöser Perspektive bestehen jüdische Friedhöfe ewig. Während es für Christen nicht ungewöhnlich ist, dass Gräber nach zehn, zwanzig Jahren aufgelassen werden, währt die Totenruhe im jüdischen Glauben ewig. Durch die fast vollständige Vertreibung und Ermordung der jüdischen Mitbürger in unserem Land, können die Gräber nicht von den Nachfahren erhalten werden. Ergibt sich daraus eine Verpflichtung der Gesellschaft den Toten gegenüber? Handelt es sich um einen unerlässlichen Beitrag zur Kultur des Erinnerns an die schmerzliche Vergangenheit?

NEU UND DOCH SCHON VERLASSEN. Wenige Schritte von der Bushaltestelle „Karlstettner Straße“ entfernt, liegt ein fast vergessener Ort. 20

MFG berichtet seit dem Jahr 2010 über die Bemühungen, den Friedhof zu erhalten. Schon im Jahr 2001 hatte sich die Republik mit dem Washingtoner Abkommen grundsätzlich zur Erhaltung jüdischer Friedhöfe verpflichtet und einen Fonds für nötige Sanierungsarbeiten errichtet. Die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) ist die Rechtsnachfolgerin der früheren jüdischen Gemeinden, sie trägt somit allein in Niederösterreich für 30 Friedhöfe Verantwortung. Eine Auszahlung aus dem Fonds zur Instandsetzung des jüdischen Friedhofs scheiterte bisher aber daran, dass es mit der Stadtgemeinde keine Pflegevereinbarung gab. Sinn dahinter ist, dass erst dann in die Substanz investiert wird, wenn auch die zukünftige Pflege des Friedhofs für zumindest zwanzig Jahre vereinbart ist. Eine solche Vereinbarung beschloss der St. Pöltner Gemeinderat nun im Jänner 2022 einstimmig. Gegenstand sind Arbeiten, um den Friedhof „funktionsfähig, sauber und gepflegt“ zu erhalten“, jedoch ohne Instand-


TEXT: MICHAEL MÜLLNER | FOTOS: MICHAEL MÜLLNER, HANNAH STROBL

Die geboren wurden derer harret der Tod und die da sterben sie erwarten das Leben. INSCHRIFT, ZEREMONIENHALLE AM JÜDISCHEN FRIEDHOF

setzungsarbeiten. Dafür wiederum ist die IKG zuständig, die dafür Mittel aus dem Fonds erhält. Doch warum hat es nun so lange gedauert, bis man sich einig war? Klaus Hoffmann ist Generalsekretär der IKG Wien und erklärt: „Wir sind österreichweit für 65 Friedhöfe verantwortlich und hatten uns in den letzten Jahren auf jene konzentriert, die in einem noch schlechteren Zustand waren, als der in St. Pölten. Es freut uns aber, dass wir nun mit Stadt St. Pölten und Land Niederösterreich eine zukunftsfähige Lösung gefunden haben, die sowohl für die ehemalige Synagoge, als auch den Friedhof Hand und Fuß hat.“ Derzeit laufen die Planungen, im Frühling 2023 soll die Umsetzung beginnen, samt Sanierung der Zeremonienhalle. Pünktlich zum Frühjahr 2024 sollen die Arbeiten dann abgeschlossen sein. Seitens der Stadt St. Pölten führt Kulturamtsleiter Alfred Kellner aus: „Die Stadt St. Pölten ist sich der besonderen Bedeutung des jüdischen Erbes in unserer Stadt in hohem Maße bewusst. In besonderer Weise kommt die Bedeutung, die wir unserer jüdischen Geschichte beimessen, in dem großen Projekt zur Restaurierung und Erweiterung der ehemaligen Synagoge zum Ausdruck, das von der Stadt unterstützt wird und bis zum Jahr 2024 abgeschlossen sein wird. Im Zusammenhang mit diesem großen Restaurierungsprojekt ist es besonders wichtig, dass auch die Sanierung des jüdischen Friedhofes in Angriff genommen wird. Denn die jüdischen Friedhöfe stellen einen integralen Bestandteil der jüdischen Kultur unserer Stadt dar, sind Kulminationspunkte der Erinnerung und des Wissens um die jüdische Geschichte unserer Stadt.“

Martha Keil vom Institut für jüdische Geschichte Österreichs (INJOEST) hat viele Jahre beharrlich um eine Lösung für den Friedhof gekämpft, dementsprechend groß ist ihre Freude. Über die Gründe, warum es so lange gedauert hat, könne sie nur mutmaßen. Aber die erwartbare hohe Aufmerksamkeit für die Ehemalige Synagoge und den jüdischen Friedhof in zwei Jahren wird wohl auch zur Einigung beigetragen haben – „das magische Jahr 2024 ermöglicht so manche erstaunliche Entwicklung.“ Dass es so lange gedauert hat, quittiert sie mit einem Zitat von Rosl Lustig-Kubin, einer vertriebenen St. Pöltner Jüdin, als diese 1998 von INJOEST und Stadt St. Pölten eingeladen wurde: „Better late than never“. Doch wie sieht nun die Zukunft des jüdischen Friedhofs aus? Im Wesentlichen geht es um die laufende Pflege der Grünanlage und der Grabsteine, damit ein würdevoller Erinnerungsort geschaffen wird. Die Zeremonienhalle wird unter Einbindung des Denkmalamtes saniert. Als hoch religiöser Raum wird sie aber wohl das bleiben, was sie ist: eine Zeremonienhalle für einen Friedhof, bei dem es wohl auch in Zukunft kaum neue Belegungen geben wird. Dass sie zukünftig eine erweiterte Nutzung erfahren soll, scheint nicht realistisch. Zumal gerade mit der nun fixierten Renovierung und deutlichen Aufwertung der ehemaligen Synagoge ein viel passenderer Rahmen für Projekte, etwa aus der Erinnerungskultur, verfügbar ist. Nach langem Warten scheint gesichert, dass die Nachkommen der jüdischen Einwohner dieser Stadt, ihre verstorbenen Vorfahren im würdigen Rahmen wissen. Doch auch alle anderen erhalten einen besonderen Ort, um sich an die eigene Vergangenheit zu erinnern. MFG 03 22

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stp 25|50 Jo Wildburger steht auf der Terrasse seines Hauses und blickt über die Dächer der Innenstadt. Ein Bild, das ganz gut zu seiner Arbeit am Masterplan passt, den er gemeinsam mit über 100 Experten die letzten drei Jahre entwickelt hat. Auch dafür bedurfte es quasi des Blicks von oben bis zu einem weiten Horizont, ja sogar über diesen hinaus, zugleich aber auch eines, der bis in die tiefsten Eingeweide der Stadt reicht.


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: HANNAH STROBL, JOSEF BOLLWEIN, ZVG

Die Zeit der Mittelstädte ist gekommen – für Städte wie St. Pölten ist das eine Riesenchance, die wir nutzen sollten – ja es ist das sogar eine Verpflichtung! JO WILDBURGER

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erausgekommen bei dieser Nabelschau im WeitwinkelModus ist ein Konvolut, das eine gesamte Homepage füllt (www. st-poelten.at/stp25-50) und unter der Trias „Idee“, „Methode“, „Umsetzung“ läuft. „Zuerst schau ich, wie sich die Situation darstellt – wo will ich überhaupt hin als Stadt. Erst dann geht’s darum, WIE ich dorthin komme“, umreißt Wildburger die Grundsystematik des Masterplans. Kleine Bauanleitung Auf der ersten Ebene wurde eine „Vision“ für die Stadt formuliert. Auf der nächsten drei „Mindsets“, also Denkweisen, definiert, welche das gedankliche Klima schaffen sollen, in dem die Idee gedeihen kann. Erst auf der dritten Ebene steht dann der eigentliche Masterplan, der wiederum vier Schwerpunkte setzt: green_cool city, skills_arts city, fit_healthy city und enterprising city. Dem nicht genug, ist der Masterplan zusätzlich in 16 Leitthemen und 16 Leitprozesse untergliedert, wobei auf der untersten Ebene „aktuell rund 300 konkrete Projekte stehen“, die umgesetzt werden sollen, um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Drei Jahre Hirnschmalz Klingt alles sehr komplex und nach viel Hirnschmalz – ist es auch. Drei Jahre hat Wildburger mit einem kleinen Kernteam sowie unter Einbindung von über 100 Experten an dem Baby gearbeitet. Als ich ihn in seinem Büro besuche, tippt er gerade die letzten Seiten für die Homepage fertig. „Aktuell sinds über 200 A4-Seiten, in Calibri 12 Punkt“, lächelt er. „Ich glaube nicht, dass es in Europa eine zweite vergleichbare Stadt gibt, die einen derart tiefgreifenden Masterplan entwickelt hat.

Die meisten gehen fast ausschließlich von der Raumplanung aus, wir betrachten die Stadt hingegen aus verschiedenen, auch interdisziplinär verschränkten Blickwinkeln.“ Wenn man den Vorgänger, den im Jahr 2008 präsentierten Masterplan 2020 hernimmt, „so ist der nunmehrige in seinen Grundzügen natürlich eine Fortschreibung. Unser Inhalt – St. Pölten – ist ja derselbe geblieben.“ Nicht unbedingt „dieselbe“ geblieben ist aber die Welt. Themen, die vor 13 Jahren zwar schon vorhanden, aber noch nicht so stark gewichtet waren, sind heute teils viel zwingender, wenn man etwa an Klimawandel, Umweltschutz, Fragen der baulichen Ästhetik, Mobilität, Bodenversiegelung und ähnliches denkt. Was wiederum den Blickwinkel auf die Stadt an sich geändert hat und damit auch die Arbeit am Masterplan. „Letztlich geht es darum, die Stadt in ihrer jeweiligen Lebenswirklichkeit zu erfassen. So eine Roadmap ist ja nie abgeschlossen, sondern stellt einen steten Prozess dar“, ist Wildburger überzeugt.

A Leading Second City Als das große Ziel, das sich prominent im Titel des Masterplanes wiederfindet, wurde „St. Pölten – a leading second city in Europe“ ausgerufen. „Die Mittelstädte im Windschatten großer Metropolen haben sich ja bereits die letzten Jahre großartig entwickelt. Sie sind gut ausgestattet, haben zudem einen enormen Lagevorteil – da musst du dich schon sehr ungeschickt anstellen, um davon nicht zu profitieren“, konstatiert Wildburger trocken und fügt hinzu. „Wir wollen aber mehr. Wollen durch aktives Handeln das Optimum herausholen und damit zu einer der führenden second cities werden!“ Damit räumt Wildburger auch gleich mit einem Missverständnis auf, das sich im Vorfeld in manch Kreisen breit gemacht hat. Wurde der Masterplan 2020 anno dazumal noch von manchen als „zu anmaßend“, gar größenwahnsinnig kritisiert von wegen „wir als kleines St. Pölten wollen überall Weltmeister sein, fittest city of Austria & Co.“, so hörte man diesmal

ONLINE. Der Masterplan ist ab 14. März auch unter www.st-poelten.at/stp25-50 zu finden. Über 200 A4-Seiten haben Jo Wildburger und sein Team dafür redigiert. MFG 03 22

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im Vorfeld just das Gegenteil: „Second city? Es kann doch kein Ziel sein, dass man irgendwo nur zweiter ist.“ Schizophrenia sanktpoeltica, die so aber auch gar nicht gemeint ist, wie Wildburger aufklärt. „Mit einer ehemaligen Kaiser- und Residenzstadt wie Wien mit zwei Millionen Einwohnern können wir ja schwer in den Ring steigen – das wäre ja absurd. Unser Zielhorizont sind die second cities mit ihrer exzellenten Infrastruktur, ihrer reichen Geschichte, ihrem Angebot.“ Also quasi Brünn, nicht Prag. Potsdam, nicht Berlin. St. Pölten, nicht Wien. „Tatsächlich ist die Zeit der Mittelstädte gekommen – die Speckgürtel um die Metropolen sind voll, die Preise unerschwinglich, der Radius

dehnt sich aus. Für Städte wie St. Pölten ist das eine Riesenchance, die wir nutzen sollten – ja es ist das sogar eine Verpflichtung!“ Raum & Zeit Wenig verwunderlich erschöpft sich deshalb auch der örtliche Bezugsrahmen des Masterplans nicht rein im Stadtgebiet, sondern umfasst auch alle interagierenden Räume: Auf übergeordneter Ebene sieht man sich als Teil der Centrope-Region, vulgo Zentraleuropa. Dann bildet St. Pölten eine eigene Hauptstadtregion, die weit ins Umland reicht. Schließlich hat man für das eigentliche Stadtgebiet zwölf Stadtteile als – teils neue – Planungseinheit definiert, „die vor allem die ‚urbanen Dörfer‘

A LEADING SECOND CITY – VIER SÄULEN DER ZUKUNFT Green_Cool City & Region stellt (Mikro)Klima, Resilienz und Energiesicherheit ebenso in den Mittelpunkt wie Raumplanung und Baukultur. Daneben richtet sich der Fokus auf Stadtteile und Grätzel sowie eine Mobilität, die den Erfordernissen des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Skills_Arts City & Region entwickelt die geistigen und kreativen Ressourcen der Stadt. Zugrunde liegt der Anspruch St. Pöltens als „Bildungshauptstadt“ Niederösterreichs und als kulturelles Zentrum in der Mitte des Landes. Fit_Healthy City & Region optimiert die Bedingungen für gesunde Bürger*innen und eine gesunde Gesellschaft. Präventivkonzepte sind dabei nicht weniger wichtig als die medizinische Versorgung. Bewegung und Sport gehören ebenso dazu wie psychische Gesundheit und Sozialarbeit. Enterprising City & Region bereitet den Boden für Unternehmergeist am Standort. Das Ziel ist eine Stadt, die konsequent agiert, statt nur zu reagieren: Ein Ökosystem, in dem etablierte Betriebe wie Neugründungen gedeihen und Nachfolger finden.

sowie besondere Ballungsräume widerspiegeln.“ Neu gegenüber dem Masterplan 2020 sind zudem die Zeithorizonte. War beim ersten der einzige Fluchtpunkt das Jahr 2020, so sind diesmal gleich zwei genannt: Ein kurzfristiger mit 2025, ein langfris­ tiger mit 2050. „Wir leben aktuell in einer Zeitenwende mit einer enormen Dynamik. Die Veränderungsgeschwindigkeit hat sich geändert, und dem wollen wir mit diesem Doppelhorizont Rechnung tragen. Das heißt du musst gleichzeitig kurz- und langfristig denken und handeln, beides aber aufeinander abgestimmt.“ Was Wildburger damit meint, erläutert er an einem Beispiel: „Nehmen wir den überhasteten Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie – ein hehres Motiv. Das hat kurzfristig aber zu einer Renaissance der schmutzigen Braunkohle geführt, was den Nachhaltigkeitszielen diametral entgegensteht. Man muss also strategisch denken, muss die richtigen Schritte zur richtigen Zeit setzen und richtig aufeinander abstimmen. Nur so werden wir die großen Herausforderungen, vor denen wir auch als Stadt stehen – Dekarbonisierung, Mikroklima, Flächenversiegelung, Mobilität etc. – meistern. Wenn wir aber alles sofort machen wollen, fliegt uns das bald um die Ohren.“ Change your mind Dieses WIR ist dabei im neuen Masterplan – expliziter vielleicht noch als im alten Programm. Es geht um jeden einzelnen, der seinen Beitrag leisten muss, nicht etwa nur um Politik und Verwaltung als Agierende des Wandels. Gleich drei sogenannte „Mindsets“, welche Gesinnung also in den Augen der Macher zum Ziel führt, werden formuliert. Gefordert ist etwa eine „Aufklärung im 21.

Die Menschen müssen begreifen, dass es nicht um reine Versorgung geht, sondern um Fürsorge und Vorsorge. Und da muss jeder mithelfen. JO WILDBURGER 24


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AUSBLICK. St. Pölten hat aufgrund seiner geografischen Lage, großen Flächenreserven sowie einer soliden Infrastrukturausstattung hohes Zukunftspotenzial. Der Masterplan soll helfen, dieses strukturiert und zielorientiert auszuschöpfen. Jahrhundert“, deren Ziel wie in der klassischen der mündige, selbstbestimmte Bürger ist. „Die Botschaft: Wir müssen – jeder einzelne – mutig agieren, wenn wir nicht nur reagieren möchten!“ Dazu bedarf es auch – Mindset 2 – einer neuen „Gründerzeit im 21. Jahrhundert“. „Wir brauchen Unternehmer, die die Sachen aktiv in Angriff nehmen, und nicht ausschließlich Verwalter“, umreißt Wildburger den Spin und bringt ein Beispiel. „Was hilft mir zum Beispiel ein Heizkessel-Tausch und eine Photovoltaik-Offensive, wenn mir die Experten fehlen, die sie montieren können und aufs Dach steigen?“ In diesem Kontext bedürfe es ebenso eines prinzipiellen Umdenkens in der Ausbildung, wie Wildburger überzeugt ist. Der suggestivabwertende Satz „Naja, wenn du in der Schule nicht mitkommst, dann fängst halt eine Lehre an“ sei „schon immer völlig überholt gewesen und

eine Katastrophe. In Wahrheit müssen wir schauen, dass wir die besten Köpfe in die Lehre bekommen, wir brauchen Master UND Meister!“ Schließlich – Mindset 3 – müsse man auch im Hinblick auf „Baukultur im 21. Jahrhundert“ althergebrachte Denkmuster überwinden. Hier schlagen ganz klar die aufgrund des Baubooms ausgelösten Effekte der letzten Jahre – Wachstum, Flächenverbrauch, Fragen der Ästhetik, die Angst vorm „Zubetonieren“ – durch. „Fakt ist, dass durch die Dominanz des Finanzsektors im Wirtschaftsleben Immobilien die sicherste Anlage geworden sind, weshalb viele Immobilienentwickler auf den Markt drängen und die Möglichkeiten ausreizen.“ Kurzum nicht unbedingt die beste und repräsentativste Lösung für die Stadt im Sinn haben, sondern vor allem die Maximierung des eigenen Gewinns „was ich aber nicht den Entwicklern zum Vorwurf machen kann, sondern

dann müssen eben Stadt und Staat die Rahmenbedingungen ändern.“ Und zwar in der ganzen Breite des Themas, „denn Bauen spielt in alle Bereiche hinein.“ Es geht auch um Fragen des Landschaftsverbrauchs und -schutzes, um das Mikroklima, um Mobilität, um die Definition schutzwürdiger Substanz, ohne aber notwendige Fortentwicklung zu verhindern. „Denn im Hinblick auf Dekarbonisierung und Ökologisierung werden wir etwa nicht alles Alte einfach niederreißen und irgendwo neu auf die grüne Wiese hinbauen können und wollen. Die Frage ist also, wie wir die alte Bausubstanz zukunftsfit machen, und das wieder­um in gesunder Balance mit Denkmalund Ensembleschutz. Da wird mehr Flexibilität von allen nötig sein, sonst wird uns die Klimaneutralität nicht gelingen“, warnt der Masterplaner. Um diese Bewusstseinsbildung, ja teils sogar diesen BewusstseinsMFG 03 22

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wandel herbeizuführen, sollen ganz konkrete Formate ausgerollt werden. „Bereits heuer möchten wir etwa die ‚St. Pöltner Vorlesungen‘ zu bestimmten Themen starten. In den Stadtteilen sollen Partizipationsprojekte im Hinblick auf die Identität angestoßen werden, und mit den Schulen möchten wir ganz konkrete Kooperationen auf den Weg bringen.“ Bildung spiele in diesem Prozess überhaupt eine wesentliche Rolle, die Pädagogen – so hofft Wildburger – sollen Verbündete werden „wenn es etwa darum geht, bereits im Kindergartenalter die ‚kleinen Forscher‘ zu fördern, denn sie sind die Meister von morgen – jetzt müssen wir das ideale Umfeld zum Gedeihen ihrer Talente schaffen.“ Parallel dazu soll die Stadt und ihre Unternehmen in allen Bereichen, die den Grundzielen des Masterplanes entsprechen, aktiv an diversen Programmen und Wettbewerben teilnehmen, „z.B. von den Austrian Skills über die European Skills bis zu den World Skills Awards.“, so Wildburger. „Außerdem muss die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen – etwa in Fragen der Nachhaltigkeit, indem sie konkrete Unterstützungsprogramme auflegt, welche die Ziele des Masterplans voranbringen, auch in der Frage, welche Bildungseinrichtungen sie möchte und unterstützt!“ Die Politik soll in diesem Sinne ihre Aufgaben erfüllen, umgekehrt nimmt Wildburger auch die Bevölkerung in die Pflicht. „Als Bürger hat man Rechte, man hat aber auch Pflichten! Die Menschen müssen begreifen, dass es nicht um reine Versorgung geht, sondern um Fürsorge und Vorsorge. Und da muss jeder mithelfen. Wir – und zwar wir alle – verantworten unsere Zukunft selbst!“

KOLUMNE TINA REICHL

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„GEDRUCKTES IST TOT“ Sagt Egon Spengler im Film „Ghostbusters“ aus dem Jahr 1984. Ist das so? Mitnichten! In der Quarantäne hab ich mir zwei Zeitungsabos bestellt, obwohl ich seit geraumer Zeit hauptsächlich der „schnell die Schlagzeilen am Handy Leser“ bin. Und siehe da. Ich war richtig verblüfft! Wie angenehm! Ich kann einen gut recherchierten Artikel lesen, ohne dass darunter gleich fünf Lachemojis und zehn Wutemojis aufpoppen. Ich kann über das Geschriebene nachdenken, ohne gleich von 100 Kommentaren überrannt zu werden. Ich kann für mich sein, kann meinen Gedanken nachhängen, bedanke mich im Stillen bei den Journalisten, die viel Wissen und Zeit investiert haben und muss nicht gleich auf weiterführende Links klopfen oder ähnliche Artikel zum Thema lesen. In der Online- und Facebookwelt verleiten leider gerade kurze Texte über die aktuellen News bestimmte Personengruppen, sofort darauf zu reagieren und ihre schnell ausgekotzten Kommentare abzusetzen. Beliebte Themen hierbei sind natürlich das C-Virus (Mainstreammedien, Plandemie,..), die Impfung (Die Nachbarin ist trotz Booster infiziert!) , E-Autos (Und woher kommt der ganze Strom?), Klimawandel (Vor 20 Jahren war es auch mal voll warm im Dezember!). Besonders spannend ist auch gerade zu beobachten, wie schnell Menschen von Corona-Impf-Experten zu Russland-Ukraine-Nato-Experten werden.Ich blättere jetzt um und schließe mit einem weiteren Zitat aus „Ghostbusters“ zur aktuellen Lage: „Ich bin weit über die Fähigkeit rationalen Denkens hinaus entsetzt!“ Dr. Egon Spengler.

Es wird messbar Ob umgekehrt die Politik wirklich unbedingt so glücklich mit mündigen, selbstbewussten und aktiven Bürgern ist, steht auf einem anderen Blatt geschrieben, wenngleich Wildburger optimistisch einräumt „dass in St. Pölten und im Land schon

die Mehrheit der Politiker dieser Gedankenwelt zugänglich ist.“ Schmunzelnder Nachsatz: „Andere muss man halt vielleicht mit leichtem Druck mitnehmen.“ Druck, der im Sinne eines Realisierungs-Boosters im Übrigen geradezu subversiv auch im neuen Masterplan eingeschrieben ist. So werden alle Projekte mit einer Ampel versehen, die das jeweilige Umsetzungsstadium sichtbar macht. Außerdem wird man anhand zahlreicher Kennzahlen und Indizes nachvollziehen können, ob beim jeweiligen Projekt etwas weitergeht oder ob die Mühle sozusagen steht. „Kurzum – die Sache wird messbar.“ Und damit für die Politik bindender. „Das ist auch als eine Art Grundbedingung der Experten in den verschiedenen Taskforces immer wieder gefordert worden: ‚,Jo, ich mache schon gerne mit und bringe mein Know-how unentgeltlich für die Stadt ein, aber dann müsst ihr uns versprechen, dass das nicht der 700. Plan wird, der irgendwo in einer Schublade landet.“ Ob die Stadt ihr Versprechen hält, wird man spätestens 2025 erstmals nachhaltig abklopfen können, wenn der erste Horizont des Masterplans erreicht ist. Nicht mehr allzu viel Zeit – in diesem Sinne: An die Arbeit St. Pölten! 08/15 raus – 25/50 rein!

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KÄRNTNER SL ST. PÖLTEN HE Wie schlägt sich wahrer Lokalpatriotismus nieder? Zum Beispiel in Form eines St. Pölten Herzens als Profilbild. Ein solches ziert den WhatsApp-Account von Dominik Mesner, seines Zeichens Obmann der Plattform St. Pölten.

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us seiner Zuneigung macht Mesner auch im Zuge unseres Gesprächs kein Hehl: „Ich liebe diese Stadt einfach!“, bekennt er freimütig, und wer ihn kennt, weiß, dass das keine leere Floskel ist. Der Spruch ruft übrigens Erinnerungen wach – da war doch was? Tatsächlich zog damit ein gewisser Matthias Stadler 2005 in den Wahlkampf und ließ damit die Stadt zuplakatieren. Im Falle Mesners ist die Stadt-Liebe freilich insofern besonders, weil sie ihm nicht – wie in des Bürgermeisters Fall – quasi in die indigene Wiege gelegt wurde, sondern er sie als waschechter Kärntner Slowene aus Bleiburg erst im Zuge seiner St. Pöltner Sozialisation entwickelte. Die setzte nachhaltig ein, als der studierte Vermessungstechniker mit 27 Lenzen – nachdem er zuvor als Jugendlicher der Kärntner Enge nach Graz, später nach Wien entflohen war – ein Jobangebot bei Österreichs Vermessungs-Branchenprimus Schubert in St. Pölten annahm. Einmal in der Stadt angekommen, schlug der kommunikationsfreudige Kärntner rasch Wurzeln. Nicht nur, dass er hier seine Ulli kennen und lieben lernte, avancierte er bereits 2009 zum geschäftsführenden Teilhaber des Vermessungsbüros. „Dadurch 28

kenne ich rund 150 Bürgermeister per du, was insofern spannend ist, weil alle – egal wie groß oder klein die jeweilige Kommune ist – mit teils ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben!“ Ein Blick in den Maschinenraum der Lokalpolitik, der ihm vor allem auch im Hinblick auf seine ehrenamtliche Tätigkeit für die Plattform St. Pölten hilfreich ist: 2019 beerbte er Jo Wildburger als deren Obmann, womit im Verein – Mesner bildet mit seinen Stellvertretern Daniela Kittel und Markus Mayer ein junges Führungs-Triumvirat – der „berühmte“ Generationenwechsel vollzogen wurde, und Wildburger sich in Folge ganz der Arbeit am Update des Masterplans 25/50 widmen konnte (s. S. 22ff). Jenes Masterplans, der bis zu einem gewissen Grad auch so etwas wie die Arbeitsgrundlage der Plattform darstellt. Und während das gut 200 Seiten starke Konvolut in teils lichte, intellektuelle Sphären entschwebt, sind Mesner und sein Team soetwas wie die Bodentruppe, welche die Theorie in Praxis umsetzen soll. It’s the economy stupid Die Plattform selbst hat sich dabei in den letzten Jahren gehörig verändert. Ging der Verein ursprünglich aus dem City-Club hervor, in

dem sich bis in die 90er vorwiegend Innenstadtkaufleute versammelt hatten, so hat man den Radius mittlerweile aufs ganze Stadtgebiet ausgedehnt „wobei große Betriebe ebenso dabei sind wie Klein­ unternehmer und Einzelpersonen! Ja selbst Nicht-Mitglieder können sich mit guten Ideen einbringen“, erläutert Mesner seinen offenen Zu-


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER

DOMINIK MESNER

OWENE MIT RZ

PLATTFORM ST. PÖLTEN. Seit 2009 steht Mesner dem mächtigen Verein mit seinen rund 320 Mitgliedern vor.

gang. Zwar sei man „in der Grundausrichtung ein Wirtschaftsverein“, zugleich aber eben „nicht nur.“ Unter dem Aspekt, dass man sich allem verschrieben hat „das den Standort St. Pölten insgesamt fördert, und damit eben auch die Wirtschaft“, bringt sich die Plattform daher in praktisch fast alle gesellschaftlichen Bereiche der Stadt ein. „Ich weiß

schon, es klingt abgedroschen – aber es stimmt halt: Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut.“ Big Gambler Nachdem die Plattform von ihrer Genese her sehr eng mit dem städtischen Masterplan verwoben ist und zudem mit dem offiziellen St. Pölten über die Stadtmarketing

GmbH, an welcher der Verein 40 % hält, per Private-Public-Partnerschip direkt im Boot sitzt, stellt man natürlich auch einen potenten politischen Gambler dar. Nicht allen ist das immer geheuer, weil sie dadurch die Wirtschaftsinteressen gegenüber anderen überproportional vertreten sehen, und auch Mesner kennt jene „die meinen, ich hätte MFG 03 22

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RADIUS. Von der City ausgehend hat sich der Radius der Plattform auf die ganze Stadt ausgedehnt. Das Motto: „Geht‘s der Wirtschaft gut, geht‘s allen gut.“

Ambitionen der nächste Bürgermeister zu werden“, lacht er. „Aber ich kann alle beruhigen. Ich hege keine politischen Ambitionen.“ Dafür wäre er wohl auch – und das ist als Kompliment gemeint – ein zu „grader Michl“. Einerseits schätzt der Obmann vereins­ intern den offenen Diskurs „weil positive Kritik immer enorm wichtig ist, wenn man etwas weiterbringen möchte für die Stadt!“ Andererseits kann er mit jenen, die in seinen Augen „nur zerstörerische Kritik üben, gar nichts anfangen.“ Und ganz allergisch reagiert er, wenn jemand bei den Come-Togethers der Plattform oder diversen Partizipationsmodulen der Stadt zwar durch Abwesenheit glänzt „dann aber im Nachhinein alles gescheiter weiß und sowieso besser gemacht hätte. Dann soll die Person bitte den Mut haben, das offen in die Diskussion einzubringen.“ Mut, an dem es dem Obmann selbst nicht wirklich mangelt. Sieht Mesner nämlich seine Mission für die Plattform und damit die Stadt gefährdet, kann es schon einmal vorkommen, dass er medial Watschen verteilt – egal wer das Gegenüber ist. Als die ÖVP etwa im Wahlkampf „St. Beton“ plakatierte, ließ er via NÖN ausrichten „So etwas führt unweigerlich zu Irritationen, wenn eine angebliche Wirtschaftspartei solche Meinungen vertritt und nicht nur verbreitet.“ Prinzipiell, was freilich zur Grund-DNA gestandener Lobbyisten gehört, hat er aber ein gutes Einvernehmen mit der Politik. „Es gibt in allen Parteien fähige Leute. Aktuell ist ja ein bisschen ein Wandel zu spüren, weil die SPÖ zum ersten Mal, wie mir scheint, in Form der Grünen und NEOS so etwas wie wirkliche Opposition kennenlernt – das tut der Stadt gar nicht schlecht. Die ÖVP hingegen nutzt, wie ich finde, noch nicht wirklich ihr Potenzial völlig 30

aus, was sich etwa darin zeigt, dass sie aus Opportunismus die linkste Politik der Stadt betreibt.“ Verkehrte St. Pöltner Welt? Tatsächlich wird ja umgekehrt der rote Bürgermeister gern als verkappter Schwarzer hingestellt, weil er aus seiner Affinität zur Wirtschaft kein Hehl macht „was für das Gedeihen St. Pöltens aber immens wichtig ist!“, wie Mesner überzeugt ist. Dass der Plattform-Obmann nach dem Motto „Wünsch dir was“ quasi einfach nur an die Mächtigen der Stadt herantreten muss à la „Bürgermeister, des brauch ma“ spielt es nicht. „Natürlich bin ich in stetem Austausch mit der Verwaltung, Beamten, Politikern, versuche zu vermitteln, Sachen zu ermöglichen, unsere Anliegen zu deponieren – aber da bin ich selbst nur Bittsteller.“ Auch seine Freundschaft zum Bürgermeis­

ter ändert daran nichts „der ist bei unseren privaten Treffen eher froh, wenn er bei einem guten Glas Wein mal nicht über Politik & Co. reden muss“, lacht er. Netzwerker Dass die Plattform umgekehrt Gefahr läuft, bisweilen von der Politik vereinnahmt zu werden, glaubt Mesner nicht. „Es ist nicht so, dass die Politik zu mir sagt: ‚Geh Mesner, kannst du das lancieren, weil da hamma ein Anliegen.‘ Das ist tatsächlich noch nie passiert“, scheint er fast selbst ein wenig verwundert. Eher laufe die innerstädtische Vernetzung über andere Kanäle, „wenn ich etwa an die Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 denke, als Michi Duscher [damals Leiter der Bewerbungsgesellschaft, Anm.] auf uns zugekommen ist mit


KÄRNTNER SLOWENE MIT ST. PÖLTEN HERZ

der Bitte, das Projekt zu unterstützen. Da helfen wir natürlich gerne, weil das ja immens wichtig und positiv für die Stadt ist.“ Es geht also eher um klassisches Lobbying, wobei Mesner diesbezüglich fast ein bisschen neidisch auf die Kulturszene blickt. „Die sind teils schon einen Schritt weiter als wir in der Wirtschaft, wenn ich an das tolle Commitment mit dem Land Nieder­ österreich denke. All die Duschers, Redls, Pulles & Co. machen das super“, schwärmt er. Dass St. Pölten im Kulturhauptstadtrennen gegenüber Bad Ischl letztlich den Kürzeren zog, nimmt er nicht weiter tragisch „denn allein die Bewerbung war ein unglaublicher Booster für die Stadt – das hat vieles angestoßen, wenn ich nur an die Definition einer eigenen Hauptstadtregion denke. Das sind Sachen, die bleiben!“ Ebenso wie der Umstand „was ja fast absurd ist, aber viel über die Vergangenheit aussagt“, dass St. Pölten im Vorjahr zum ersten Mal überhaupt als eigene Region Eingang in die Tourismusstrategie des Landes fand. Positives Wachstum Die aktuelle Dynamik der Stadt empfindet Mesner dabei als Glücksfall und große Chance. Ein Schlüsselerlebnis hatte er diesbezüglich im Zuge einer städtischen Partizipationsveranstaltung, an der auch der Stadtplaner von Salzburg teilnahm. „Er verwies darauf, dass Salzburg – flächenmäßig in etwa so groß wie St. Pölten – planerisch sozusagen am Ende ist, weil schlicht kein Platz mehr vorhanden ist. ‚Ihr in St. Pölten hingegen seid erst am Anfang der Entwicklung!‘, waren seine Worte. Und das ist positiv, weil wir eben noch die Möglichkeiten haben, selbst zu gestalten und einzugreifen – das muss man den Menschen begreiflich machen.“

Mesner hat dabei wohl vor allem jene Skeptiker im Blick, denen die aktuellen Entwicklungen zu rasch gehen. „Die muss man natürlich anhören, ihre Ängste ernst nehmen, zugleich muss man aber auch transparent aufklären.“ Denn, so ist Mesner überzeugt, die nackten Zahlen geben das Bild eines angeblichen Hyperwachstums schlicht nicht her. „St. Pölten wächst jährlich einwohnermäßig um ca. 600 – 700 Personen, das ist unter 1% der Gesamtbevölkerung, also sehr moderat.“ Was freilich in schnellerem Maße augenscheinlich steigt, ist der – teils spekulative – Wohnbau, der noch dazu nicht immer in, formulieren wir es einmal nett, ästhetisch überzeugender Weise. „Weshalb ja auch der lang geforderte Gestaltungsbeirat installiert wurde“, stellt Mesner fest. Diesbezüglich hätten sich aber zwei kontraproduktive Phänomene herauskristallisiert, die es in den Augen des Plattform-Obmanns rasch auszubügeln gilt. Zum einen würden just jene plötzlich gegen den Beirat quertreiben, die zuvor lauthals einen solchen gefordert hatten. „Da ist schon ein klassisches Florianiprinzip zu orten, so in der Facon: ‚Bitte, so kann man das dort nicht bauen!‘ Wenn dann aber Vorgaben in Sachen Fassade, Verbauung & Co. bei den eigenen Immobilien gemacht werden, ist man plötzlich gar nicht mehr so begeistert. Das ist teils schon sehr heuchlerisch, auch wenn man etwa groß öffentlich für den Erhalt von Grünflächen eintritt, zugleich aber die Option, seinen Garten bis auf den letzten Zentimeter verbauen zu können, keinesfalls aufgeben möchte.“ Zum anderen hält Mesner auch die Grundsystematik und den Workflow des Gestaltungsbeirates noch für unausgegoren. „Zunächst muss er viel öfter tagen, weil sonst in den Verfahren

Verzögerungen entstehen, welche für die Bauwerber mit Kosten verbunden sind, was klarerweise für Ärger sorgt. Außerdem muss man begreifen, dass der Gestaltungseirat – wie schon der Name sagt – ein beratendes Gremium ist. Er macht also Empfehlungen, was gut ist – aber es kann nicht sein, dass die Verwaltung alles 1:1 übernimmt, der Gestaltungsbeirat also zu einem Entscheidungsgremium hochgehoben wird. Entscheiden muss bitte schon die Behörde, die darf sich da nicht hinter dem Beirat verstecken. Ebenso wie die Politik wiederum den Beamten den Rücken stärken muss.“ Das aktuell mitunter beobachtbare Schwarze Peter-Spiel sei jedenfalls unwürdig „und es kann nicht sein, dass die Politik – wie etwa im Fall der Sturm-19-Platz-Diskussion – die Beamten vorschickt und diese im wahrsten Sinne des Wortes prügeln lässt. Da muss schon die Politik Verantwortung übernehmen“, kurzum auch zu vielleicht umstrittenen Entscheidungen stehen. Tut sie das nicht, könnte das im Fall des Gestaltungsbeirates auf Sicht auch rechtliche Folgen nach sich ziehen, wie Mesner befürchtet „denn wenn der

Ich kann alle beruhigen. Ich hege keine politischen Ambitionen. DOMINIK MESNER MFG 03 22

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KÄRNTNER SLOWENE MIT ST. PÖLTEN HERZ

OFFENES VISIER. Hobby-EishockeyCrack Mesner zeigt für sein St. Pölten schon mal Zähne, wenn es sein muss. Gestaltungsbeirat bzw. die Behörde, die der Empfehlung folgt, zum Beispiel eine gesetzlich erlaubte Bauhöhe untersagt, dann führt das nicht nur zu Verunsicherung und Unverständnis beim Baunehmer, sondern möglicherweise auch zu einem juristischen Nachspiel.“ Klagemauer aus Leidenschaft Gerade dieses Spannungsfeld zwischen Politik-Behörde-Bürger, in Mesners Fall konkret natürlich vor allem „seiner“ Plattform-Mitglieder, ist der ureigenste Battleground des Obmanns, auf dem sich seine Vereinstätigkeit primär abspielt. „Das ist die eigentliche Knochenarbeit, die wir als Vorstand ehrenamtlich und mit viel Leidenschaft tagtäglich machen: Es geht darum, die Leute zusammenzubringen, zu vermitteln, bisweilen in die Rolle des Mediators zu schlüpfen oder auch mal nur als Klagemauer herzuhalten“, lacht er. „Aber das mache ich gerne. Ich möchte einfach, wo möglich, schnell und unbürokratisch Lösungen finden.“ Das gelingt zwar nicht immer, oft könne man aber durch einen direkten Draht oder durch das

Ausräumen von Missverständnissen einiges bewirken, zumindest mehr Verständnis für den jeweils anderen Standpunkt erreichen. Mesner gibt zwei banale Alltagsbeispiele. „Einmal ging es etwa um die Taktung der Pflasterung in der Innenstadt, die für das Geschäft eines Mitgliedes aufgrund dessen Standortes eine besonders lange Beeinträchtigung bedeutet hätte – das konnten wir im direkten Gespräch mit der Bauabteilung innerhalb von 24 Stunden lösen, der Zeitplan wurde geändert.“ Umgekehrt stoße man bisweilen auch auf Ängste „wenn sich etwa ein Mitglied durch neue Konkurrenz bedroht fühlt. Da heißt es dann schnell ‚Das muss die Stadt verhindern‘, obwohl die Kommune das rechtlich meistens gar nicht kann. Da geht es dann eher um Aufklärungsarbeit, vielleicht auch um das Bewusstmachen von Potenzialen, denn gerade in St. Pölten hat sich die letzten Jahre gezeigt, dass mehr Angebot zumeist auch mehr Nachfrage nach sich zieht. Work in progress Es gibt für den Obmann der Plattform in diesem Sinne also immer etwas zu tun, wobei Mesner in seiner wunderbar geerdeten Art noch einige Baustellen sieht „wo wir als Plattform noch unsere Hausaufgaben machen müssen.“ So möchte er in Zukunft etwa „verstärkt auf jene zugehen, die sich angesichts der Entwicklungen vielleicht etwas abgehängt fühlen oder den Eindruck haben, dass sie nicht mehr so sehr gehört werden. Das betrifft durchaus auch ehemalige Granden der Stadt, alteingesessene Familien, die ja eine große Erfahrung und wertvolle Expertise einbringen können – die möchten wir wieder stärker abholen.“ Ein anderer Bereich, quasi am

gegenüberliegenden Ende der Alterspyramide, betrifft „die Jungunternehmer, die Start-up-Gründer. Da hat St. Pölten unglaubliches Potenzial. Ich sehe es durchaus auch als unsere Aufgabe, dieses zu heben.“ Mesner denkt diesbezüglich etwa an Module wie einen eigenen Stadtgründerfonds, außerdem wünscht er sich, „dass die Wirtschaft noch stärker mit der Fachhochschule zusammenarbeitet – auch da sehe ich noch viel Luft nach oben.“ St. Pölten weise jedenfalls hohen Innovationsgeist auf „allein wenn ich etwa an so geniale Sachen denke wie das Start-up von Daniel Gruber in der Svoboda-Halle, wo man Pläne im großen Maßtstab 3D projizieren kann und so eine Vorstellung vom neuen Eigenheim bekommt, wo was hinpassen würde.“ Derlei Firmen bräuchten in ihrer Anfangsphase oft Geld. Geld, das gestandene St. Pölt­ ner Unternehmer umgekehrt gerne sinnvoll investieren würden. „Diese Menschen müssen wir zusammenbringen. Das ist eine Win-win-Situation für alle – vor allem auch für die Stadt insgesamt!“ Das Klima dafür werde aber jedenfalls offener. „Ich kann mich noch gut erinnern, als Matthias Nolz den ersten Coworking-Space umsetzte und viele hinter vorgehaltener Hand fragten ‚Was ist das für ein Spinner?‘ Heute, da ihm der Erfolg recht gibt, treten dieselben Leute von damals an mich heran und fragen ‚Du, Dominik, wie funktioniert das eigentlich. Ich hätte da vielleicht auch eine Immobilie, die man so nutzen könnte‘“, schmunzelt Mesner. Kurzum – es geht etwas weiter. Die Stadt entwickelt sich gut, nicht zuletzt dank leidenschaftlicher Fighter wie Dominik Mesner, die St. Pölten im Herzen tragen – oder sogar als Profilbild am WhatsAppAccount.

Es geht darum, die Leute zusammenzubringen, zu vermitteln, bisweilen in die Rolle des Mediators zu schlüpfen oder als Klagemauer herzuhalten. DOMINIK MESNER 32


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Zahlreiche Städte und einige Bundesländer diskutieren über eine Leerstandsabgabe für dauerhaft leerstehende Wohnungen. Nun forderte auch der St. Pöltner Gemeinderat per Resolution mehrheitlich eine solche. Ist das eine gute Idee oder ineffektiver Quatsch? MFG hat nachgefragt.

LEER STANDS ABGABE

MIETEN-SENKER ODER STRAF-STEUER? 34


TEXT: SASCHA HAROLD, JOHANNES MAYERHOFER | FOTOS: STROBL, JÄGER, MONIHART, FOTO WILKE, HUDEJ ZINSHÄUSER, HÖFINGER, ZVG

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as Problem stetig steigender Mieten hat vielerorts ein Level erreicht, dass die Forderung nach einer Leerstandsabgabe immer lauter wird. Sie geht quer über Parteigrenzen hinweg. Die ÖVP-regierten Länder Steiermark und Salzburg sind ebenso dafür, wie das „rote Wien“. Auch auf der Städteebene werden die Befürworter eher durch lokale Betroffenheit, als durch Ideologie zusammengeschweißt. Nun positionierte sich auch St. Pölten im Befürworter-Lager. Im Gemeinderat fordern SPÖ, Grüne und Neos per Resolution vom Bund einen rechtlichen Rahmen zur Leerstandserhebung samt -abgabe. Steht eine Wohnung mehr als sechs Monate durchgehend leer, ohne dass sich der Eigentümer um Vermietung bemüht und keine andere zweckmäßige Nutzung oder Sanierung vorliegt, soll pro Quadratmeter ein abzuführender Geldbetrag festgelegt werden. Kommunen stochern beim Thema Leerstand im Dunkeln Wie passt dieser Vorgang zum sonst so stolzen Brustton, St. Pölten baue ja viel und der Leerstand werde generell überschätzt? Nach Berichten im vergangenen Jahr über 5.000 Leerstände in der Stadt, meldete sich SPÖ-Bürgermeister Matthias Stadler zu Wort und versicherte: es seien

„Wir wollen aber keinem Trend hinterherlaufen, sondern früh Steuerungsmaßnahmen ergreifen.“ BGM MATTHIAS STADLER, SPÖ

„nur 800“. „Das Phänomen ist hier noch überschaubar, wir wollen aber keinem Trend hinterherlaufen sondern früh Steuerungsmaßnahmen ergreifen“, erklärt er auf MFGAnfrage. Auch St. Pölten sei vor der Kapitalflucht in den Wohnbausektor nicht verschont. Ein Überschuss an Wohneigentum, welches nicht zu leistbaren Preis dem Markt zugeführt wird, sei „ein Zeichen falscher Spar- und Anlagenpolitik.“ Stadler bemüht auch „grüne“ Töne: „Man darf auch den ökologischen Aspekt nicht außer Acht lassen. Stehen viele Wohnungen leer, aber sind nicht am Markt, müssen mehr leistbare Wohnungen errichtet werden, um den Bedarf abzudecken, was nicht ressourcenschonend ist“, so der Bürgermeister. Auch bei den Grünen wolle man nicht, dass Wohnungen als „BetonSparbücher missbraucht werden.“ Jedoch spart man nicht mit Kritik am roten Mitstreiter. „In Städten wie Salzburg oder Innsbruck gibt es bereits Leerstandserhebungen, ohne einen bundesweiten rechtlichen Rahmen. Die SPÖ St. Pölten begründete die Abwesenheit einer solchen Erhebung in einer Anfragebeantwortung mit ,datenschutzrechtlichen Bedenken‘. Das ist keine zufriedenstellende Argumentation“, erklärt Christina Engel-Unterberger von den St. Pöltner Grünen. Neos für Leerstandserhebung, Skepsis bezüglich Abgabe Neben SPÖ und Grünen stimmte auch Nikolaus Formanek, der einzige Neos-Gemeinderat St. Pöltens, für die Resolution. Dieser wolle das aber nicht als Unterstützung von Steuern und Abgaben auf Eigentumssubstanz missverstanden wissen. Liberale Parteien und Politiker zählen ja gemeinhin zu den Gegnern solcher Maßnahmen. „Mir ging es um den Punkt der Leerstandserhebung. Ich möchte erst mal belastbare Zahlen darüber, wie groß das Ausmaß des Leerstandes ist und welche Gründe es dafür gibt, bevor weitergehende Maßnahmen beschlossen werden“, sagt Formanek.

„Wer eine Leerstandsabgabe fordert, lässt Respekt vor Eigentum vermissen.“ MARIO BURGER, ÖVP

Auch er hat einen Seitenhieb für die Sozialdemokraten parat: „Mir ist schon klar, dass die SPÖ in so einen Antrag alles hineinpackt, was sie an politischen Forderungen hat. Ich hätte – so wie es ja oft gemacht wird – einen eigenen Antrag, reduziert auf die Leerstandserhebung, machen können.“ Über die Frage, ob eine Leerstandsabgabe ein probates Mittel zur Schaffung von mehr Wohnraum wäre, macht Formanek ein Fragezeichen. „Ich bin kein Experte, aber ich habe noch nie verstanden, dass möglicherweise sinnvolle Lenkungsaufgaben des Staates immer auf mehr Abgaben, Strafen und Kosten für die Betroffenen hinauslaufen müssen. Möglicherweise wäre ein Anreizsystem sinnvoller, als wieder mal Leute zur Kasse zu bitten“, zeigt sich der Liberale skeptisch. Wohneigentümer und Spekulanten nicht in einen Topf werfen Einigkeit besteht bei SPÖ, Grünen und Neos, dass eine pauschale Abgabe am Ziel vorbei ginge. Zwischen kleinen Privateigentümern und institutionellen Immobilienspekulanten liegen Welten. Die SPÖ sieht einen „ÖVP-Spin“, der kleine Wohnungseigentümer als Strohmannargument gegen eine Leerstandsabgabe missbrauchen würde. Während die Resolution bereits eine Leerstandsfrist von sechs Monaten nennt, will die MFG 03 22

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SPÖ über Detailfragen wie die Höhe der Abgabe pro Quadratmeter noch nicht spekulieren. Das wäre „unseriös“. Die Grünen wollen eine regionale Differenzierung. „Es macht einen Unterschied, ob der Leerstand in einer Abwanderungsgemeinde, einem Tourismusgebiet oder einer wachsenden Stadt auftritt.“ So regelt das Land Salzburg im Entwurf zur Leerstandsabgabe die regional unterschiedliche Abgabehöhe. Die Gemeinden dürfen diese frei festlegen. Erfahrungen aus Städten wie Barcelona und Paris zeigen, dass eine Leerstandsabgabe allein wirkungslos bleiben kann. Positive, wenn auch keine phänomenalen Erfahrungen machte Berlin mit seinem „Zweckentfremdungsverbotsgesetz“, welches 2014 eingeführt und 2018 verschärft wurde. Ergebnis: 9.300 zuvor leerstehende oder zu Ferienzwecken genutzte Wohnungen sind nun wieder vermietet. Immobilienkonzerne verfügen jedoch über Tricks und Mittel, sich vor etwaigen Leerstandsabgaben und Bußgeldern zu drücken. Das Instrumentarium reicht von Scheinsanierungen, über Alibi-Inserate zu absurd hohen Preisen, um Vermietungswillen vorzutäuschen. Bei den Eigentümern handelt es sich außerdem oft um multinational agierende Netzwerke, deren Geschäftstätigkeit nur schwer zu durchblicken ist. Schon alleine die zuverlässige Erhebung des Leer­ standes dürfte also keine leichte Aufgabe werden. Bei den Grünen betont man jedenfalls, dass eine Leerstandsabgabe nur eine Maßnahme in einem Gesamtpaket sein könne. „Es braucht darüber hinaus Maßnahmen für mehr geförderten und gemeinnützigen Wohnbau. Das wirkt auch preissenkend für den privaten Sektor.“ ÖVP und FPÖ sehen aktuelles Mietrecht als Kernproblem Skeptische bis stark ablehnende Töne zur Leerstands-Resolution sind von ÖVP und FPÖ zu hören. So sieht ÖVP-Stadtrat Mario Burger die „Unverletzlichkeit des 36

SPARBUCH AUS BETON. Ende 2021 warnte die Nationalbank vor „Überhitzung im Immobilienmarkt“. Immobilienblasen waren ein Mitgrund für die Finanzkrise 2008.

Eigentums“ in Gefahr. „Wer eine Leerstandsabgabe fordert, lässt Res­ pekt vor Eigentum vermissen.“ Aus seiner Sicht würde eine Leerstandsabgabe nicht nur keinen Vermietungseffekt haben, sondern auch administrative Kosten mit sich bringen. Drastischere Worte findet die FPÖ: Eine Leerstandsabgabe erinnere an „Enteignung und Kommunismus“. „Sie bestraft Bürger, die mit bereits versteuertem Einkommen Eigentum erwerben und enteignet diese schrittweise mit einer eigenen Steuer“, erklärt St. Pöltens FP-Chef Klaus Otzelberger seine Einschätzung. Nun gibt es bereits

Wohnungen dürfen nicht als Beton-Sparbücher missbraucht werden.“ CHRISTINA ENGEL-UNTERBERGER, DIE GRÜNEN

Substanzbesteuerung in Österreich, etwa die Grundsteuer. Was das spezifisch „Kommunistische“ an einer Leerstandsabgabe wäre, beantwortete Otzelberger zwar nicht. Jedoch liege das Problem seiner Sicht nach sowieso ganz woanders, nämlich beim aktuellen Mietrecht. „Die Gesetzeslage ist 40 Jahre alt und vermieterunfreundlich“, so Otzelberger und Burger fast im Gleichklang. Die Mietzinsrichtwerte seien für Otzelberger außerdem zu niedrig. Die Richtwerte begrenzen den Hauptmietzins (also Miete ohne Betriebskosten und Umsatzsteuer) und werden alle zwei Jahre angepasst. „Bei jeder Wohnung fallen Sanierungskosten an, was in Kombination mit dem niedrigen Richtwert eine Vermietung unrentabel macht“, meint Otzelberger. Die Argumentation spießt sich allerdings am Umstand, dass sich die beklagten Richtwerte vor allem auf Altbauwohnungen beziehen, die nach dem 2. Weltkrieg errichtet wurden, während der Leerstand auch in relativ neuen, frei finanzierten Objekten verbreitet ist. Was wird nun aus der St. Pöltner Resolution? Wird Türkis-Grün sich des Themas annehmen? Während die St. Pöltner Grünen auf das Regierungsprogramm verweisen, in dem „der Leerstand erhoben und mobilisiert“ werden soll, erwartet sich Burger von der Resolution


LEERSTANDSABGABE: MIETEN-SENKER ODER STRAF-STEUER?

keinen großen Effekt auf die Bundespolitik. Ob das sich – zumindest momentan – abzeichnende Pandemieende dazu führt, dass die Bundesregierung sich auch wieder verstärkt solchen Themen widmen kann, bleibt abzuwarten. Wie teuer soll Wohnen sein? Letztlich läuft die Debatte rund um eine mögliche Leerstandsabgabe auf die Grundfrage leistbaren Wohnens hinaus, wobei wohl außer Streit steht, dass jedes Gemeinwesen Priorität darauf legt, leistbaren Wohnraum zu schaffen bzw. die Preisentwicklung im Rahmen zu halten. Über die Wege, wie das erreicht werden kann, besteht freilich schon weniger Klarheit. Während die einen stärkere Regulierung in Form von Miet­obergrenzen und Vergemeinschaftung von Bauflächen fordern, sehen die anderen stärkere Bautätigkeit als Schlüssel zu erschwinglichem Wohnraum. Wie sehen Branchenvertreter das Thema und wie steht es generell um das Thema Wohnen in Niederösterreich? Wer einen Blick auf die Zahlen wirft, sieht deutlich: Wohnen wurde in den letzten Jahren deutlich teurer. Der Statistik Austria zufolge sind die Nettomieten in Österreich von 2005 bis 2020 um durchschnittlich 3,4 Prozent pro Jahr gestiegen. Zum Vergleich: Die Inflation lag im selben Zeitraum nur bei durchschnittlich rund 1,8 Prozent. Liegt es an mangelnder Bautätigkeit, dass die Preise überdurchschnittlich stark gestiegen sind? Wieder hilft ein Blick auf die Daten. Zwischen 2010 und 2020 ist die Zahl der österreichischen Haushalte um etwa 364.000 gewachsen, besonders stark dabei die Zweipersonenhaushalte. Im selben Zeitraum wurden österreichweit mehr als 500.000 neue Wohnungen geschaffen, dabei sind Erweiterungen bestehender Gebäude noch gar nicht berücksichtigt. Davon abziehen muss man Wohnungsabgänge, etwa durch abgerissene Häuser, doch selbst dann bleibt die Bilanz positiv – es werden also mehr Wohnungen neu

der Wirtschaftskammer Österreich: „Ein sogenannter ‚struktureller Leerstand‘ in der Größenordnung von mind. 5% ist volkswirtschaftlich notwendig, um in einem funktionierenden Markt die Preise nicht ausufern zu lassen.“ Die aktuelle Debatte komme für ihn, angesichts eines durch gewerbliche Bauträger geschaffenen Überangebots an Mietwohnungen, zur Unzeit.

„Ein sogenannter ‚struktureller Leerstand‘ ist volkswirtschaftlich notwendig“ GEORT EDLAUER, OBMANN FACHVERBAND DER IMMOBILIEN-UND VERMÖGENSTREUHÄNDER DER WK

gebaut, als benötigt werden. Haben wir es also mit einem Leerstand zu tun, der die Preise in die Höhe treibt? So einfach sei das nicht, meint etwa Georg Edlauer, Obmann des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder

Fischen im Nebel Das größte Problem ist derzeit die Datenlage. So genau weiß niemand, wie die Situation rund um etwaige Leerstände eigentlich aussieht. Das ist auch der Grund, warum es auch Branchenvertreter für richtig erachten, hier aktiv zu werden. Jürgen Huber ist Standortleiter Nieder­ österreich der österreichweit tätigen Hudej Zinshäuser Gruppe und seit 2000 in der Immobilienbranche tätig. Die Erhebung der Leerstände hält er für richtig: „Die Erhebung der Wohnungsleerstände ist für mich persönlich und beruflich sehr

ANZAHL DER FERTIGGESTELLTEN WOHNUNGEN Im Statistischen Jahrbuch der Stadt St. Pölten werden die fertiggestellten Wohnungen dokumentiert. Seit 2015 ist ein klarer Anstieg des Wohnbaus zu konstatieren mit einem vorläufigen Höhepunkt 2020 mit 652 Einheiten. 700

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LEERSTANDSABGABE: MIETEN-SENKER ODER STRAF-STEUER?

sinnvoll. Valide Daten helfen der Stadt, richtig zu planen und der Immobilienwirtschaft, nicht am Bedarf vorbei zu entwickeln.“ Geht es darum, Leerstände mit einer Abgabe zu sanktionieren, geht Huber mit den Plänen der Stadt jedoch nicht mehr d‘accord: „Hier vertrete ich klar die Meinung, dass ein Eigentümer das Recht haben muss, eine Wohnung nicht zu vermieten. Gründe für Leerstände gibt es viele. Mit einer Leerstandsabgabe wird beispielsweise auch ein Hausbesitzer bestraft, der bewusst nicht nachvermietet, um sein Objekt durchgreifend zu sanieren.“ Hier spricht Huber einen Punkt an, der selbst von Befürwortern einer stärkeren Regulierung des Wohnungsmarktes nicht zufriedenstellend gelöst wird. Wann ist ein Leerstand gerechtfertigt und wann nicht? Viele Fragen dieser Art wären bei der Einführung einer solchen Abgabe zu klären und würden unvermeidlich zu einem hohen Verwaltungsaufwand führen. Dem stimmt auch Isabella Stickler, Obfrau des gemeinnützigen Bauträgers Alpenland zu. Zunächst hält sie allerdings fest: „Wohnraum soll zum Wohnen da sein und nicht als Investitions- oder Spekulationsobjekt gehalten werden.“ In einer möglichen Leerstandsabgabe sieht sie aber sogar eine Gefahr für leistbares Wohnen, denn diese könnten, so Stickler, die Wohnkosten weiter erhöhen, dann nämlich, wenn Kon-

KOLUMNE ROUL STARKA

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FOTO STOCK.ADOBE.COM

UFF! Wenn man sich gegen Putin impfen lässt, bekommt man ihn trotzdem, nur der Verlauf ist milder. So irgendwie fühlt sich das alles zurzeit an. Aber ich bin ja in St. Pölten und weiß: Die neue S34 fährt nicht über den neuen Domplatz, und ich darf dort jederzeit in einem schattigen Gastgarten ein gutes Kipferl essen. Ob es dann oder Kipferl heißt, weiß ich noch nicht. Jede Minute wird auf der Welt ein größeres Stück Wald gerodet, als es auf Facebook Rechtschreibfehler gibt. Bitte, das glaub ich sicher nicht, so viele Bäume kann man unmöglich so schnell umsägen. Außerdem hat Greta Thunberg gegen Putin + Corona keine Chance. Das Wort ‚Klimawandel‘ klingt auf einmal wie ‚kitzeln‘. Hoffentlich wissen Corona und Klima, dass sie während der ‚Krankheit Putin‘ nicht mutieren oder stärker werden dürfen. Wir brauchen jetzt Masken fürs Hirn und für die Augen, dass man nicht unentwegt mitdenken und mit­ anschauen muss, was so passiert. Die größte Sorge machen uns aber wieder mal die Flüchtlinge. Jetzt wollten wir doch gerade das erste Wiener Schnitzel im Freien essen, schon sollte ich an Menschen denken, die weinend und verzweifelt ihre Heimat verlassen. Und ich sitz da vielleicht vor einem Erdäpfelsalat, den sie mir mit gelben statt mit roten Zwiebeln gemacht haben. Dann kratzen wir uns mit den einzig wahren Rezepten gegenseitig die Augen aus. Ich will endlich wieder wahrhaftig tragische, österreichische Schlagzeilen, es gibt nur zwei: „Schon wieder so kalt! Wahnsinn!“ Oder: „Schon wieder so warm! Wahnsinn!“

„Ein Eigentümer muss das Recht haben, eine Wohnung nicht zu vermieten.“ JÜRGEN HUBER, HUDEJ ZINSHÄUSER

zerne die Mehrkosten einfach in die Mietkosten einrechnen. „Die Leerstandserhebung sollte im Idealfall leerstehende Wohnungen sichtbar machen und diese wieder in den Markt zurückführen und dadurch die angespannte Lage lindern“, so Stickler weiter. Lage angespannt? Doch wie angespannt ist die Lage am St. Pöltner Wohnungsmarkt derzeit? Laut Mietervereinigung sind vor allem Jungfamilien und Alleinerzieher von einem Mangel an leistbarem Wohnraum betroffen. „Jeder siebente Niederösterreicher ist aktuell von den Wohnkosten finanziell bereits überlastet oder stark

SPEKULATIONSOBJEKT. Auch in St. Pölten steht manch Neubau-Wohnung leer – Spekulanten setzen auf steigende Preise. Der Mietwohnungsmarkt ist aber stabil.


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belastet – das betrifft 225.000 Menschen im Land“, heißt es dort. Anders sieht das Edlauer: „Durch die erhebliche Neubautätigkeit sind gut ausgestattete Mietwohnungen kaum teurer geworden. Das umgekehrte Bild zeigt sich bei Eigentumswohnungen in St. Pölten: Im Zuge der Neubautätigkeit wurde anteilig wenig Wohnungseigentum geschaffen. Die erhöhte Nachfrage aufgrund des Zuzugs und der Gegebenheiten auf dem Kapitalmarkt führte zu einem Preisanstieg in diesem Segment.“ Auch Huber sieht hier ein Problem und stimmt überein, dass sich Neubauten vor allem aus Mietund geförderten Wohnungen von Genossenschaften zusammensetzen, die Auswahl an Wohnungen zum Sofortkauf aber überschaubar sei. Die richtige Waffe? Ob die Leerstandsabgabe etwas zu leistbarem Wohnen beiträgt, darf bezweifelt werden. Zu unklar ist derzeit die genaue Ausgestaltung, zu

„Wohnraum soll zum Wohnen da sein und nicht als Investitions- oder Spekulationsobjekt gehalten werden.“ ISABELLA STICKLER, ALPENLAND

hoch wäre vermutlich der administrative Aufwand gegenüber dem erwarteten Nutzen. Dass die Idee des „Betongolds“, von der immer wieder die Rede ist, aus Bewohner-

sicht nicht immer günstig ist, liegt allerdings auf der Hand. Auch bei Alpenland beobachtet man diesbezügliche Entwicklungen in Niederösterreich kritisch: „Der Trend, dass gewerbliche Bauträger und Entwickler außerhalb von Wien vermehrt – um nicht zu sagen aggressiv – Grundstücke in NÖ einkaufen, verstärkt sich. Das betrifft mittlerweile nicht mehr das Umland von Wien, sondern zieht sich weiter ins Land hinein. Auch St. Pölten ist davon stark betroffen“, führt Stickler aus. Obwohl die tatsächliche Umsetzung einer Leerstandsabgabe also eher kritisch gesehen wird, bringt sie die involvierten Akteure zumindest dazu, zu diskutieren, wie die Gestaltung des Wohnungsmarktes aussehen sollte. Denn bei aller Berechtigung für Investmentmöglichkeiten, sollte ein menschliches Grundbedürfnis, wie es das Wohnen ist, wohl nicht (ausschließlich) Gegenstand von Preisspekulationen sein.

ST. PÖLTEN AM STO CKERL Während der Leerstand bei Wohnungen und etwaige Maßnahmen dagegen aktuell heiß diskutiert werden, hat sich die Lage in Sachen leerstehender City-Geschäftslokale klammheimlich entspannt. Tatsächlich wird die Anzahl der leeren Auslagen in der Innenstadt kontinuierlich kleiner. Das zeigt eine Studie von Standort + Markt aus dem Jahr 2021. Demnach hat bei den untersuchten Primär-, Sekundär- und Kleinstädten die Wiener Mariahilfer Straße den geringsten Leerstand mit 2,4 Prozent, dahinter folgen Salzburg mit 3,0 Prozent und St. Pölten mit 3,4 Prozent. Auf dem vierten Platz liegt Wels mit 3,8 Prozent Leerstand. Am Ende des Rankings stehen Wiener Neustadt (28,8 Prozent) und Krems (19,6 Prozent). Hinter den für die Landeshauptstadt positiven Zahlen steckt viel Engagement, das jetzt honoriert wird, freut sich Lukas Stefan vom städtischen Wirtschaftsservice Ecopoint. Wir plauderten mit dem Immobilienprofi über die Hintergründe.

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Sie sorgen dafür, dass Geschäftsflächen in der Innenstadt genutzt werden. Wie kann man sich diesen Service der Stadt vorstellen? Ich beschäftige mich mit den Immobiliengegebenheiten der Stadt, mit den leeren und mit den gut genutzten Flächen. Dabei suche ich aktiv den Kontakt. Ich tausche mich mit Maklern und Verwaltern aus, überlege, wo es Potenzial gibt und Partner, die unterstützen. Und ich gehe auf die Wünsche der Suchenden ein, bringe sie mit den Vermietern zusammen und hole so das Bestmögliche raus. Und das schaut gut aus – in der City sinkt die Leerstandsrate kontinuierlich. Wann haben wir Vollnutzung? Vollnutzung heißt nicht null Prozent Leerstand – es gibt immer Fluktuation.

Es heißt, aus jeder Immobilie das volle Potenzial rausholen. Wir sind beim Handel und dem angestrebten Mix gut unterwegs, auch, weil wir manche Konzepte neu gedacht haben. Wie denn? Unsere Pop-ups, genannt Ladenfens­ ter, haben sich als optimale Alternative zum Leerstand erwiesen und haben auch Dauermieter gebracht – aus einigen haben sich Geschäfte entwickelt, die geblieben sind. Die Ladenfenster bieten Gewerbetreibenden und Startups die Möglichkeit, relativ günstig ihr Konzept und den Standort über einen begrenzten Zeitraum zu testen. Das ist auch für größere Unternehmen interessant. Neue Ideen wie die Zonierung von Geschäftslokalen, um unterschiedliche Gewerbe in einem Lokal zu veror-


INTERVIEW: BEATE STEINER | FOTO: JOSEF BOLLWEIN

ten, haben sich ebenfalls als erfolgreich erwiesen. Gern angenommen wird auch „Das Büro“ als kostenloses städtisches Angebot. Es bietet viele Möglichkeiten, vom ungestörten Lernen über konzentriertes Arbeiten bis hin zu Sprechstunden ist alles möglich. Hat Corona beim Vermarkten nicht dagegengewirkt? Die Nachfrage war davon kaum betroffen, die Unterstützung hat sich aber intensiver gestaltet. Rasches Umdenken war erforderlich und obwohl in den Erdgeschoßlokalen der Handel sehr gut vertreten ist, siedeln sich auch immer mehr Dienstleister dort an. Was ist denn das Besondere an einer Innenstadt für den Kunden? Online kaufe ich, wenn ich weiß, was ich will. Ich bemerke aber nicht, dass es etwas Besseres, etwas Individuelleres geben könnte und ich nur im Laden kompetente Beratung bekomme. Einkaufszentren sind immer nach dem gleichen Schema aufgebaut, bieten selten Überraschungen. In der Innenstadt

gibt es immer Neues zu entdecken: die besondere Architektur, das spezielle Flair und Ambiente, den Markt und die Leute, die ich dort treffe …

lichen Bedarfs gefragt. Eine gesunde Durchmischung im Angebot ist wichtig. Das Wirtschaftsservice Ecopoint achtet genau auf den Branchenmix.

Wie schaut die Zukunft der Innenstadt aus? Ein neues Ladenfenster ist in Planung, alle bisherigen konnten dauerhaft vermietet werden. Aufgrund der hervorragenden Marktberichte häufen sich die Anfragen und bringen auch neue Geschäftsideen in die Innenstadt – es liegen vielversprechende Anfragen auf. Die Vermarktung ist ein laufender Prozess. Die Innenstadt steht nicht still. Jeder Leerstand schafft Platz für anderes, das neuen Schwung bringt. Das Innenstadtwohnen spielt dabei auch eine große Rolle. Wir schauen darauf, dass Handel und Wohnen zusammenpassen. Dabei sind die Dinge des täg-

Vollnutzung heißt nicht null Prozent Leerstand — es gibt immer Fluktuation.

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FOTOS: STOCK.ADOBE.COM, MATTHIAS KÖSTLER, RENÉ VOAK

KOLUMNE THOMAS FRÖHLICH

JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES

KULTUR-LOS In St. Pölten gibt’s eine neue Lite­ raturzeitschrift, die Brache. Nun ist das selbstverständlich kein Allein­ stellungsmerkmal – an vielen Or­ ten existiert derlei. Was aber doch anders ist: Die Brache kommt ohne Subventionen und anderweitige po­ litische Unterstützung aus. Weil die Macher das gar nicht wollen, wa­ rum auch immer. Was allerdings feststellbar ist, ist die simple Tatsache, dass die meis­ ten Kunstschaffenden und Kultur­ vermittler seit Beginn der CoronaMaßnahmen-Krise auf unsere Politkaste stinkangefressen sind. Zurecht. Ein Beispiel wäre etwa das Gleichsam-über-Nacht-Herabsetzen der Sperrstunde, das jegliche noch so zaghafte Planung kultureller Auf­ führungen völlig torpediert. Deren folgende gnädige Heraufsetzung auf 24 Uhr hingegen dürfte ja wohl nicht zuletzt der Wichtigkeit dräuen­ der Champions League-Spiele zu verdanken sein, da man Fußballern und ihrem Publikum offenbar keine Vorverlegung ihrer Spielzeiten zu­ muten konnte, im Gegensatz zu den Obgenannten. Bei der Attackie­ rung kultureller Institutionen hatte man weniger Skrupel – soviel auch zum Thema Faktenbasiertheit. Aber wer braucht schon Kultur, wenn er oder sie sich mit Freunden in Chat­ rooms (und anderswo) treffen kann, wo man dann hemmungslos und von der eigenen Bedeutung be­ rauscht über politische Gegner und Andersdenkende herzieht, als be­ fände man sich mitten im Dschun­ gelcamp. Dass es in Österreich dennoch un­ beugsame Kulturtreibende gibt, ist geradezu ein Wunder. Dass diese mittlerweile auf Versprechungen aus der Politik pfeifen, keins.

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r ist vielleicht einer der wenigen, die sich gar nicht so sehr über das Ende der Grabungsarbeiten am Domplatzes freuen: Ronald Risy, seines Zeichens Stadtarchäologe mit der Lizenz zum Graben! Über 100 Ausgrabungen hat Risy bereits in St. Pölten begleitet und dabei – was ihm hoch anzurechnen ist – seine Erkenntnisse stets mit der Öffentlichkeit geteilt. Nun verschlägt es den Jäger des verlorenen Schatzes erstmals sogar ins Kino.

Im Cinema Paradiso gibt er am 23. März im Zuge eines MultimediaVortrages Einblick in die jahrelangen Domplatz-Grabungen, die teils spektakuläre Funde und Erkenntnisse hervorbrachten. So wurde eine unbekannte spätrömische Verwaltungsanlage entdeckt, die diversen Kirchen am Platz konnten freigelegt werden, und der über Jahrhunderte bestehende Friedhof am Platz gewährte neue Einblicke in die Geschichte vom Mittelalter bis in die Neuzeit.

BENEAT H

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r ist einer der produktivsten und vielseitigsten Künstler der Stadt: Florian Nährer. So hat er etwa schon im Stadtpark Krems ein Wandgemälde gestaltet, in St. Peter in der Au elf Silos bunt in Szene gesetzt oder in Mauer die „Himmelstreppe“ als Mahnmal an die Opfer der NSEuthanasie errichtet. Jetzt ist er endlich wieder in seiner Heimatstadt St. Pölten mit einer eigenen Ausstellung vertreten. Dies in den illustren Büroräumlichkeiten von foryouand­ yourcustomers in der Kremser Gasse, was künstlerisch insofern besonders ist, weil die Agentur in allen ihren Büros weltweit zeitgenössische Kunst hängen hat und in St. Pölten zudem im „Stöhrhaus“ von Jugendstilikone Joseph Maria Olbrich residiert. Dort

zeigt Nährer unter dem Motto „Beneath“ neue Arbeiten, die Kuratorin Lisa Ortner-Kreil u. a. als „Erfrischung und veritables Antidepressivum“ beschreibt.


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FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN / BÜHNE IM HOF

KATEGORIEN

DRACHENTÄNZER, A HIATAMADL & DIE SONNE AFRIKAS

17 MÄRZ 2022 Angélique Kidjo . Tonkünstler: African Queen

25 MÄRZ 2022 Eun-Me Ahn Company Dragons (Foto)

Musik/Jazz/Afropop

Tanz

02/03 APRIL 2022 Hubert von Goisern: Zeiten & Zeichen Tour

22 APRIL 2022 James Thierrée: ROOM

Musik/Alpenrock/Global

Musik/Tanztheater ab 8 Jahren

FOTO Eun-Me Ahn . Eun-Me Ahn Company: Dragons © Sukmu Yun

Die Bühne im Hof führt seit Daniela Wandls Antreten die Schiene „Jung & saugut!“, um die Newcomer und großen Talente vor den Vorhang zu bitten. Wie sagt man dann aber zu einem Kabarett-Titanen wie Thomas Maurer, ohne dass es despektierlich klingt: „Alt und phänomenal“? „Erfahren und genial“? Oder schlichtweg – was die Königsklasse darstellt – einfach nur „Maurer“, weil der gute Mann tatsächlich in einer eigenen Liga spielt. In seinem neuen Programm „Zeitgenosse aus Leidenschaft“ kann man am 18. März einmal mehr nachvollziehen, warum Maurer, der dem Land seit Jahrzehnten den Puls misst, zu den gescheitesten und zugleich humorvollsten Analysten Österreichs zählt. Das tut zwar mitunter ganz schön weh … muss aber sein! Diesem leidenschaftlichen Zeitgenos-

Am 25. März gastiert dann die Compagnie Momomento, die völlig zurecht in der Kategorie „Jung & saugut!“ präsentiert wird. Die zwei Performerinnen Ruth Biller und Melanie Möhrl haben eine komplett eigene Ausdrucksform geschaffen – eine Mischung aus Zirkus, Theater, Tanz – womit sie das bisweilen Unaussprechliche grandios auf den seelischen Punkt bringen. In „In your face“ spüren sie einer Beziehung nach mit ihren ureigensten Phasen, stets aber auch im Wechselspiel mit der Gesellschaft – man beginnt zu staunen.

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LITERARISCHES BRACHLAND S

eit März 2021 gibt es sie: die Brache – Hefte für Poesie. Sie erscheint in einer relativ niedrigen Stückzahl (200); ihre jeweilige Geburt wird „ausschließlich durch Mäzenatentum“, wie Peter Kaiser meint, ermöglicht. Verein steckt keiner dahinter, einfach drei Menschen, die „selbst schreiben, an Literatur interessiert sind und ein idealistisches Projekt abseits wirtschaftlichen Nützlichkeitsdenkens ins Leben gerufen haben“, so Johannes Schmid. Daher rührt auch der Gedanke des Verschenkens statt des Verkaufens: eine Literaturzeitschrift, die zwar gratis ist, aber nicht umsonst. Der dritte Geburtshelfer der Brache ist neben Kaiser und Sch-

BRACHLIEGEND. Worte und Ideen sprießen seit einem Jahr – und das schon ziemlich ausgiebig.

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Seit einem Jahr existiert neben dem ETCETERA, der offiziellen Zeitschrift der Literarischen Gesellschaft St. Pölten (kurz: Litges), ein weiteres Druckwerk, dessen Betreiber sich der Vermittlung von Literatur verschrieben haben: die BRACHE. Bewusst ohne Subventionen und politische Unterstützung publiziert, erscheint die Nummer 3 im April. mid der Straßenmusiker, Stadtbegleiter und Lyriker Jonathan Perry. Alle drei leben in St. Pölten, wobei an der aktuellen redaktionellen Tätigkeit in erster Linie Kaiser und Schmid Anteil haben. Beide sind sie „alte Hasen“, was Kunstvermittlung betrifft. Schmid gestaltete über längere Zeit die Geschicke des ETCETERA mit, Kaiser gehörte unter anderem zu den Gründungsmitgliedern des erfolgreichen Theater- und Literaturfestivals Blätterwirbel. „Wir sehen uns aber nicht als Konkurrenz zum ET-

CETERA, sondern als Ergänzung“, wird Schmid nicht müde zu betonen: „Ich weiß ja noch aus meiner ETCETERA-Zeit, wie viele Beiträge nicht genommen werden können, nicht, weil sie schlecht wären, sondern weil der Platz nicht ausreicht.“ Bedarfsdeckung Es bestehe also Bedarf. Und wo in vielen handelsüblichen Literaturzeitschriften der Horizont der Betreiber grad einmal bis in die 1960er-Jahre zurückreicht, bezieht sich Schmid


TEXT: THOMAS FRÖHLICH | FOTOS: HANNAH STROBL

Weg mit den Floskeln! JOHANNES SCHMID

durchaus gerne auch auf Homer, Hesiod oder Ovid. Wer hier „konservativ“ im Sinne von „bewahrend“ denkt, hat wahrscheinlich nicht ganz unrecht. Und doch sind die Beiträge der ersten zwei Brache-Ausgaben so unterschiedlich, wie sie nur sein können: Da steht klassisches Versmaß neben experimenteller Lyrik neben recht temporeicher Kurzprosa. Eine umfangreiche Gesamtschau ohne Scheuklappen erleichtert ja auch die Auswahl dessen, was in die Brache reindarf. „Der Name kommt ja nicht von ungefähr“, erinnert Kaiser immer wieder. Und Schmid ergänzt: „Vorbestimmt ist da gar nichts“. Bandbreite Zudem stellen die Brache-Hefte nur einen Teil des Gesamtkonzepts dar. Schmid konkretisiert: „Neben der eher lyriklastigen Heftreihe bieten wir Die Brache.Edition Syrinx – das sind dickere Hefte oder gleich Bücher mit Werken einzelner Autoren oder zu bestimmten Themen.“ Wobei Letzteres schon jetzt eine Bandbreite von Texten zu Simenon bis hin zu einer Neuübersetzung des konfuzianischen Tao beinhaltet. „Demnächst erscheint auch ein Kunstkatalog mit Werken der Malerin Maria Budweiser: 15 Bilder, dazu 15 Texte.“ Bei der Edition Syrinx sei allerdings ein ausschließlich auf Spenden ausgerichtetes Mäzenatentum nicht mehr möglich, hier brächten sich auch die Autoren finanziell ein wenig ein. „Dafür übernehmen wir Lektorat, Drucklegung und Vermarktung“, erklärt Schmid. Der jeweilige Autor zahle erst dann seinen Anteil, wenn er mit der Gestaltung der Druckfahnen zufrieden sei und sozusagen seinen Sanktus zur Finalisierung gegeben habe. In der Pipeline sei auch ein zweisprachiges Werk des italienischen Philosophen Mattia Coser, der unter anderem am Stiftsgymnasium Melk unterrichtet.

STANDFEST. Johannes Schmid ist einer der drei BRACHE-Macher, die mit Herzblut das Kulturleben literarisch bereichern. Unabhängigkeit Damit aber nicht genug: Viermal im Jahr wird der sogenannte Brache. Diskurs abgehalten. „Das ist so eine Art Lesezirkel, da bespricht man eine gemeinsame Lektüre, die man eben zuvor gelesen hat. Das erste Mal war’s auf Peters Vorschlag Kabale und Liebe von Schiller.“ Elf Personen gehören einstweilen dazu. Massenveranstaltungen sehen anders aus, aber die möchte wahrscheinlich sowieso niemand. „Literatur, speziell Lyrik, kann Trost spenden in trüben Zeiten – das meinte schon Hesiod sinngemäß“, wie Schmid anmerkt. Dass wir bei der Brache allerdings meilenweit von pilcheresker Schöner-Wohnen-Literatur entfernt sind, braucht wohl nicht eigens erwähnt zu werden. Es gehe auch um die Entwicklung einer eigenen Sprache, die sich vom Mainstream des Kunstbetriebs unterscheide. „Weg mit den Floskeln!“ Der Brache-Kreis bestehe nicht zuletzt aus Menschen mit unterschiedlichsten Berufen, die

unabhängig und eigenständig ihren Weg gehen. Ein wenig fühlt sich der Schreiber dieser Zeilen an Ernst Jüngers Figur des Waldgängers oder an Ray Bradburys Büchermenschen aus Fahrenheit 451 erinnert, die lieber allein oder mit ein paar ähnlich Gesinnten in innerer (künstlerischer) Emigration verweilen anstatt mit den Wölfen zu heulen. Auf jeden Fall handelt es sich bei der Brache um ein mutiges Projekt, das von der Begeisterung und Unbeirrbarkeit seiner Protagonisten lebt, die nicht gerade wenig Lebenszeit darin investieren. Doch könnte sich die eigenwillige und auf finanzielle Unabhängigkeit pochende Herangehensweise in Zeiten einer immer stärker zu Tage tretenden literarischen und künstlerischen Gleichschaltung als unschätzbarer Vorteil erweisen. Reich wird damit wohl fürs Erste niemand. Aber wer sagt, dass Freude beim Bankomat abgeholt werden kann?

Der Name kommt ja nicht von ungefähr. PETER KAISER MFG 03 22

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FOTO: STEFAN GERGELY

TISCHLEREI GOES WACHAUARENA Das Open Air-Programm der Tischlerei Melk Kulturwerkstatt geht in die nächste Runde. Nach dem großen Erfolg des Vorjahres wird das Projekt „Tischlerei goes Wachauarena“ diese Saison fortgesetzt. Von 21. bis 28. Mai präsentiert die Tischlerei Melk Kulturwerkstatt Größen der heimischen Musik- und Kabarettszene auf der Freiluftbühne der Wachauarena Melk. Mit dabei: Omar Sarsam, die Kernölamazonen, TEXTA, Yasmo & die Klangkantine, Da Blechhauf’n, Adele Neuhauser und Edi Nulz. Karten sind ab 9. März erhältlich. Die Wachauarena Melk am Rande der Melker Au bietet mit Blick auf das Stift Melk eine Freiluftbühne mit einmaliger Kulisse. Genau dort wurde im vergangenen Jahr unter dem Motto „Tischlerei goes Wachauarena“ coronabedingt ein Teil des Frühjahres- und Herbstprogramms der Tischlerei Melk Kulturwerkstatt abgehalten. Von 21. bis 28. Mai geht das Erfolgsprojekt nun in die nächste Runde. „Die vielen positiven Rückmeldungen haben

uns gezeigt, dass das Projekt eine Fortsetzung verlangt. Wir freuen uns sehr, in diesem einzigartigen Ambiente ein so großartiges Line-Up präsentieren zu können“, so Alexander Hauer, künstlerischer Leiter der Tischlerei Melk Kulturwerkstatt. Zum Auftakt versammeln sich am 21. Mai gleich drei wortgewandte Acts an einem Abend: Die österreichischen HipHop-Ikonen von TEXTA, die vielschichtige Yasmo & ihre Klangkantine sowie der Melker Rapper Knecht Albrecht mischen mitreißende Beats mit gesellschaftskritischen Texten, schwarzem Humor und bunten Anekdoten. Omar Sarsam lädt am 24. Mai zu seinem neuen Programm auf die „Sonderklasse“ und die Kernölamazonen garantieren am 27. Mai bestes Vergnügen mit einem „Best of“ ihrer größten Lacher und schrägsten Dialoge. Da Blechhauf’n und Chri-

stoph Moschberger präsentieren am 25. Mai ihr gemeinsames Bühnenprogramm „Home“ und werden von dem Jugendjazzorchester Niederösterreich als Vorband begleitet. Zum Abschluss von „Tischlerei goes Wachauarena“ kehrt Adele Neuhauser am 16. September in Begleitung des musikalischen Trios Edi Nulz zu ihren griechischen Wurzeln zurück und liest aus Kultautor Stephen Fry’s „Mythos. Was uns die Götter heute sagen“ die äußerst humorvollen, neu adaptierten Sagen der Antike. Tickets unter www.tischlereimelk.at!

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So., / 1. Mai / 18.30 Uhr

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So., / 22. Mai / 18.30 Uhr

ROMANTIK PUR KLAVIER & STREICHER Klassik zum Genießen


FREUNDE DER KULTUR ST. PÖLTEN

20 JAHRE FREUNDE UND FÖRDERER DER KULTUR „Kinder, wie die Zeit vergeht“ werden Herbert Binder und Franz Rupp sagen, wenn sie diese Zeilen lesen: Vor 20 Jahren wurde der Förderverein Kulturbezirk gegründet, heute als „Freunde der Kultur St. Pölten“ bekannt. Ist der Verein heute eine Selbstverständlichkeit und mit 550 Mitgliedern gar der größte Kulturverein Niederösterreichs, so war seine Gründung 2002 vor allem ein Pionierprojekt mit vagem Ausgang. Die Idee dahinter: Die jungen Kultureinrichtungen des Kulturbezirkes sollten besser mit der Stadt, mit den Bürgern verbunden werden – wegetechnisch, vor allem aber auch „seelisch“ im Sinne „unsere“ Einrichtungen. Heute, 20 Jahre später, kann man getrost sagen: Die Operation ist gelungen – nicht zuletzt auch dank der engagierten Arbeit der Präsidenten des Vereins. Als erster stieg 2002 sozusagen Dkfm. Herbert Binder in den Ring und bildete mit seinem Vize Franz Rupp ein dynamisches Gründungsduo. „Als ich im Frühjahr 2002 gerade drauf und dran war, als Häuptling des NÖ Pressehauses mit gesunden 65 meinen wohlverdienten Ruhestand anzutreten, kam Paul Gessl, schon damals Herrscher aller blaugelb-hochkulturellen Reußen, in Tateinheit mit der Kulturabteilung des Landes auf die Idee, mir, dem ja jetzt gesundheitsgefährdende Fadesse drohe, den Obmann-Job eines neu zu gründenden ‚Fördervereins Kulturbezirk‘ anzudienen“, erinnert sich Binder und weiter: „Zu den Gründungsmitgliedern gehörten damals auch noch Landesbibliothek wie Landesarchiv sowie der irgendwie adoptierte ORF NÖ. Von meinem kleinen, meiner Lebenskurve entsprechend im Landesmuseum angesiedelten Büro aus konnte ich dann sieben glückliche Jahre lang die massiven Unterschiede zwischen dem Umgang mit Kommerzmenschen und jenem mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Künstlerinnen und Künstlern erfahren. Beides praktiziert – kein Vergleich!“ Dieses Kulturfieber packte auch Dr. Lothar Fiedler, der Binder 2009 als Präsident des Vereins nachfolgte. „Ich kann mich noch gut an die Gründung und den Gründergeist 2002 erinnern: Binder und Rupp, die gemeinhin für unterschiedliche politische Lager standen, machten gemeinsame Sache für die Kultur, für St. Pölten – das hat mich spontan beeindruckt!“ Dass er dereinst selbst die Geschicke des Vereines leiten würde, kam dem damals frisch gebackenen Präsidenten der NÖ Ärztekammer noch nicht in den Sinn, „aber als mich Herbert Binder und Paul Gessl 2009 fragten, habe ich sofort zugesagt.“ Fiedler führte die begonnene Arbeit konsequent und mit neuen Ideen weiter. „Es gingen viele Diskussionen voran aber schließlich war die Umbenennung in ‚Freunde der Kultur St. Pölten‘ die Brücke vom Kulturbezirk zur

Beim 10-Jahr-Jubiläum vereint: Paul Gessl, Lothar Fiedler, Herbert Binder. „Auch den 20er werden wir sobald möglich gebührend feiern“, so Fiedler.

Innenstadt – und zwar in konkreter wie in emotionaler Weise.“ So erfuhren die Bühne im Hof und das Landestheater NÖ eine Aufwertung, zugleich folgte mit dem Stadtmuseum ein wichtiges neues Mitglied, womit sich erstmals zu den NÖKU-Betrieben auch eine Kulturinstitution der Stadtgemeinde gesellte. „Die Verbindung, über alle Grenzen – geographische wie politisch-sphärische – hinweg, war endgültig geglückt“, freut sich Fiedler noch heute. „Wir waren jetzt DER Kulturverein der Hauptstadt, eben Freunde der Kultur St. Pölten!“ Was sich auch in steigenden Mitgliederzahlen niederschlug „wobei mich vor allem diese unglaubliche Treue unserer Mitglieder, die immer wieder zu unseren Veranstaltungen kommen, beeindruckt!“, so Fiedler. Eine davon ist Friedhilde Böhme, Mitglied der ersten Stunde, und sie erklärt auch warum: „Kultur und Kunst … sind mir immer schon ein besonders Anliegen gewesen, daher bin ich auch vor 20 Jahren sofort den ‚Freunden der Kultur‘ beigetreten. Es ist jedes Mal eine Freude, was in der St. Pöltner Kulturszene vom Verein für die Mitglieder angeboten wird. Man ist gerne dabei und nimmt es auch in Anspruch. Danke für die schönen Stunden, wo immer sie stattfinden!“ Und diese werden, so ist Fiedler hoffnungsfroh, nach nicht leichten Corona-Jahren auch bald wieder stattfinden ebenso wie er verspricht, „dass wir dieses besondere Jubiläum des Vereines selbstverständlich – sobald möglich – gemeinsam feiern werden!“

MITGLIED WERDEN und die zahlreichen Vereinsvorteile (Exklusivveranstaltungen, Previews, Künstlertreffen, Exkursionen, Ermäßigungen uvm.) genießen. Anmeldung und Infos unter T +43 2742 90 80 90-941, F +43 2742 90 80 94, freunde@kultur-stp.at

INFORMATIONEN

www.freundederkultur-stp.at, Tel.: 0 2742 90 80 90-941

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FOTOS: STOCK.ADOBE.COM, TOM SCHÄFER

EIGNER IN DA HOUSE

KOLUMNE THOMAS WINKELMÜLLER

KEIN GELBER IMPFPASS Vor ein paar Wochen hätte ich beinahe einen gefälschten Impfpass gekauft. Nicht, weil ich Regeln brechen wollte. Ich wollte wissen, wie einfach Bürger Impfpässe online erwerben können. Ziemlich einfach, stellte sich heraus. Gelbe Papierpässe werden einem in manchen Telegram-Gruppen sogar per Gewinnspiel hinterhergeworfen. Nicht aber die begehrte Eintragung ins E-Impfregister, die auch der Impfpflicht standhält. Sie zu bekommen ist schwieriger. In St. Pölten stellte zum Beispiel ein Impfstraßenmitarbeiter gefälschte Pässe aus. In meinen Recherchen bin ich u. a. auf ein Ärzteehepaar aus einem anderen Bundesland gestoßen, das mich illegal ins Impfregister eingetragen hätte. Wer aber einfach nur einen Pass möchte, der hat es einfacher – auch ohne Telegram. Die analogen, gelben Papierpässe kann jeder online billig kaufen. Stempel und Unterschrift fälschen, Impfstoff-Sticker ausdrucken und aufkleben. Damit ist der eigene Impfnachweis fertig. In einem internen Schreiben des Bundeskriminalamtes an Polizisten stand, dass solche Imitate bei Kontrollen kaum entdeckbar sind. Traurig, aber gesundheitspolitisch erträglich. Wenn wir eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent brauchen, kann theoretisch jeder zehnte Bürger Fälschungen besitzen. Ein Armutszeugnis wäre das trotzdem. Die Lösung: den Gelben Impfpass für COVID abschaffen. Müsste stattdessen jeder nach der Impfung verpflichtend zum Hausarzt oder in eine Apotheke, um dort einen QRCode auf Papier zu bekommen, wäre das Problem gelöst.

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hristian Eigner zählt zu den größten Musikern, die Österreich je hervorgebracht hat. Alleine die mittlerweile jahrzehntelange Zusammenarbeit mit der britischen Kultband Depeche Mode macht ihn zu einer Ausnahmeerscheinung und für viele zum Maß aller Dinge, was Drumming in den größten Stadien dieser Welt betrifft. Mit seiner „The Solo Concerts“-Reihe hat der Drummer ein Format geschaffen, das ihn hautnah alleine auf der Bühne bei der Arbeit zeigt. Am 24. März wird er

im VAZ St. Pölten Kostproben aus seinem reichen Soundkatalog geben. Dabei treffen Elemente des alternative und old school Rock auf electronic music sounds, brachiale drum patterns und maschinelle Präzision sowie auf dynamische Improvisation. Exklusiv in St. Pölten wird Eigner zudem in Niederösterreichs coolstem Musikgeschäft zum „SECRET VIP NXP MUSIC CENTER WORKSHOP“ laden und in die hohe Kunst des Drummings einführen. Infos & Anmeldung unter www.vaz.at!

HURRA W IR LEBEN NOC H!

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olange haben wir darauf gewartet, dass es sich fast unwirklich anfühlt … ENDLICH hat die Nachtgastro wieder aufgesperrt und wir können die Nacht zum Tag machen! In den diversen Clubs der Stadt lässt man sich nicht lumpen und feiert fröhlich das (Über)Leben. Im LaBoom etwa gibt sich am 11. März James Illusion die Ehre, im Warehouse findet am 12. März der legendäre 90er Klub mit DJ Leiwand, Manshee, ChiLL-iLL sowie Kiterider statt, und im Freiraum lädt die AKS nach zwei Jahren Pause am 26. März wieder zur Open Stage. Wer also nicht nur gern konsumiert und

am Dancefloor abtanzt, sondern sich auch mal selbst auf der Bühne – ob nun im Bereich Tanz, Poetry Slam, Musik, Drag oder Comedy – ausprobieren möchte, voilá, das ist eure Chance!


„Ich zeig, was ich ka n n. Als Lehrling bei SPA R!“

SA, 4. JUNI 2022 VAZ ST. PÖLTEN

LEHRLINGE GESUCHT!

FR, 17. JUNI 2022 ORPHEUM GRAZ SO, 19. JUNI 2022 WIEN Tickets erhältlich auf oeticket.com & in allen Oeticket-Vorverkaufsstellen sowie im VAZ St. Pölten, www.vaz.at, 02742 / 71400, ticket@nxp.at

Veranstalter: NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; © ORF / Hans Leitner

April 29

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WILDSTYLE & TATTOO MESSE

JOCHEN ON THE ROAD AGAIN Man hat ja so seine vorurteilsbehafteten Klischees wie ein erfolgreicher Unternehmer auszusehen hat. Jochen Auer bricht sie – wie wohltuend – alle! Seine unzähligen Tattoos sprießen aus dem Bad Boys T-Shirt hervor, sein scheppernd-dreckiges Lachen klingt nicht ganz jugendfrei und aus jeder Pore seines Körpers scheint Rock pur zu strömen. Ideale Voraussetzungen, um Pionierarbeit zu leisten und nebenbei ein kleines Imperium aufzubauen.

S

o bringt Auer mit der Wildstyle und Tattoo Messe seit einem Vierteljahrhundert die Heilige Botschaft des Peckerls unters Volk. Seine Stars & Heroes von einst, und nicht nur diese, bekocht er mit seiner Catering-Firma in ganz Europa, und so ganz nebenbei hat er den aufkeimenden Foodtruck-Trend Anfang des Jahrtausends gleich in Form eines ganzen Festivals on the road gebracht. Von seinem TattooStudio in der Heimat Bad Ischl reden wir jetzt einmal gar nicht. Im Mai kommt der Preacherman des Wildstyle mit seinen Messen wieder nach St. Pölten – Grund genug, mit ihm ein kleines Pläuschen zu führen. Tattoos waren noch bis vor 30 Jahren in der Schmuddelecke – damit verband man Häfenbrüder und extravagante Gestalten in Rotlichtbezirken. Heute sind diversen Studien zufolge bereits ein Viertel aller Österreicher gepeckt, Tattoos sind sozusagen

WILDSTYLE & TATTOO MESSE, STREETFOODFESTIVAL 14./15. MAI 2022 VAZ ST. PÖLTEN

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Warum hast du dich anno dazumal tätowieren lassen? In erster Linie, weil Tattoos einfach cool aussehen, aber natürlich auch um anzuecken – oder noch mehr anzuecken, als ich damals mit meinen 18 Jahren ohnehin schon tat. Und natürlich waren meine „RockstarHeroes“ schwerstens tätowiert: Lemmy, Mötley Crüe, Sepultura etc. Mein erstes Tattoo war übrigens ein Tribal am Oberarm – angelehnt an das Motiv von Max Cavalera, Original Sänger von Sepultura.

mit du Pionierarbeit geleistet hast und Peckerl endgültig im Mainstream angekommen sind. Hat dich der Erfolg überrascht? Ich habe mich 1991, als 19-jähriger, selbstständig gemacht und angefangen Konzerte und Kabaretts zu veranstalten. Ich war schon damals schwerstens tätowiert und hatte irgendwie den Drang, auch etwas anderes zu machen als „nur“ Konzerte. Im Juni 1995 entstand dann die Idee zur Wildstyle – drei Tage und Nächte später war das Konzept fertig, im November 1995 fand die erste Wildstyle in Wels statt. Wir hatten auf Anhieb 12.000 Besucher – und die waren noch dazu begeistert! Da war mir schon irgendwie klar, etwas Besonderes erschaffen zu haben. Dass die Wildstyle allerdings 27 Jahre später mit mehr als 2,5 Millionen Besuchern das erfolgreichste Tattoo Projekt Europas – wenn nicht sogar weltweit – ist, damit habe ich natürlich nicht mal in den kühnsten Träumen gerechnet. Und ja, die Wildstyle & Tattoo Messe hat in den 90er-Jahren definitiv zum massiven Tattoo-Boom beigetragen. Ein Boom und Trend, der ja nach wie vor anhält.

Es gibt Messen für Häuslbauer, für Bootsfahrer, für Senioren … tja, und dank dir seit 27 Jahren auch eine fürs Tätowieren, wo-

Was der Seniorenmesse ihr Hademar Bankhofer ist bei dir – um mal bei den Stars der TattooSzene zu bleiben – heuer wer?

Alltag geworden – hat das dem „Reiz“ geschadet? Tattoos haben definitiv an „Gefährlichkeit“ verloren – aber keinesfalls an Coolness! Natürlich sieht man extrem viele Mode- & Trendtattoos, aber es gibt auch noch die „richtigen“, heftigen und großflächigen Tattoos – wahre Kunstwerke! Und ich finde es sehr vorbildlich, dass mittlerweile mehr als ein Viertel der Österreicher tätowiert ist! Weiter so! Und um auf deine Einleitung zurückzukommen: Die richtigen Verbrecher tragen heutzutage Krawatten … oder war das nicht schon immer so? (lacht)


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: ZVG

2022 haben wir unter vielen anderen den absoluten Top-Stargast dabei: Lucky Diamond Rich aus Australien. Der meisttätowierte Mensch der Welt. Er ist seit 2008 ununterbrochen im Guinness Buch der Rekorde. Offiziell ist er zu 100% tätowiert. Aber im Grunde sind es schon ca. 250%, weil er sich auch ständig „drüber tätowieren“ lässt. (lacht) Viele der Ikonen schauen ja für Max Mustermann „wild“ aus,

WILDE HUNDE UNTER SICH. Mit dem Australier Lucky Diamond Rich kommt DER Superstar der weltweiten Tattoo-Szene nach St. Pölten. Seit 2008 ist Dauergast im Guiness Buch der Rekorde als meist tätowierter Mensch der Welt.

der sich dann denkt: „Na der/ die muss einen Knall haben.“ Wie sind die Stars so privat? Es ist so wie in allen Gesellschaftsschichten: Manche sind cool und manche haben einen Knall. Aber wahrscheinlich sind die meisten „schwerstens Tätowierten“ cool UND haben einen Knall – einen

leichten zumindest. Die größten Persönlichkeiten der weltweiten Tattoo Szene – und allesamt auch Wildstyle Stammgäste – sind zweifelsohne der viel zu früh verstorbene Zombie Boy, Puzzleman The Enigma und natürlich Lucky Diamond Rich – und die haben alle drei einen sehr, sehr weiten Horizont. Einen viel

Die richtigen Verbrecher tragen heutzutage Krawatten … oder war das nicht schon immer so? JOCHEN AUER MFG 03 22

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JOCHEN ON THE ROAD AGAIN

Mein Wunsch ans Christkind: Ein ganz schnelles Auto – nicht nur immer Foodtrucks. JOCHEN AUER

AUF DU UND DU MIT DEN STARS. Mit seiner „Stage Culinarium“ versorgt Jochen Stars wie Ozzy Osborne.

größeren als so manch „obergscheiter“ Tattoo-Gegner meinen mag. Die Messe fährt ja auch mit einem ein fetten Rahmenprogramm auf – heuer mit TURBOBIER und RUSSKAJA. Bitte – rühr mal die Werbetrommel! Ja, darauf sind wir natürlich besonders stolz. Im Vorprogramm spielen noch dazu die V8Wankers und Heaven2Hell. Kurzum – vier „Hammerbands“ – die allesamt reguläre Konzerte in voller Länge und mit allen Hits spielen. OHNE extra Eintritt! Mit Stars von den Rolling Stones über Paul McCartney bis Lady Gaga kommst du ja immer wieder in Kontakt. Mit deinem Cateringunternehmen „Stage Culinarium“ hast du europaweit ein „Imperium“ aufgebaut, wie ist dir das gelungen? Mit knallharter Arbeit – Tag und Nacht – und ohne Rücksicht auf Verluste. Der Motor war eigentlich immer die Liebe zur Musik. Ich habe in meiner Heimatstadt Bad 52

Ischl angefangen Konzerte und Kabaretts zu veranstalten, kurz darauf auch in anderen Städten. Nebenbei hab ich die „eigenen“ Veranstaltungen im Backstage Bereich mit Catering versorgt, irgendwann auch das Publikum. Als 23-jähriger habe ich angefangen auch eigene Shows zu konzipieren, wie etwa die Wildstyle & Tattoo Messe. Um die Jahrtausendwende habe ich dann mein Cateringunternehmen gegründet und von Bad Ischl aus in der internationalen Showbranche positioniert. Und so kam es, dass es jetzt einerseits die Catering Company gibt, die die größten Musikstars der Welt kulinarisch versorgt, und andererseits die Event Company, die die Wildstyle Messen, Street Food Festivals und einige andere Projekte veranstaltet. Dazu kommen noch ein paar Foodtrucks und mein Wildstyle & Tattoo Studio in Bad Ischl. Mit Caterings, Messen & Co. wars aber die letzten zwei Jahre ja nicht sooo super. Die Catering Company steht aufgrund fehlender Konzerte und Tourneen seit Anfang 2020 mehr oder weniger still. Ich denke aber, dass sich dieser Geschäftszweig ab diesem Sommer wieder erholt. Die Wildstyle & Tattoo – nun, das 25-jährige Jubiläum, das wir 2020 feiern wollten, mussten wir fünfmal verschieben, was natürlich extrem viel Geld gekostet hat! Und meine European Street Food Festivals konnten auch nur teilweise stattfinden. 2020 schafften wir aufgrund von Corona 13 statt 30 geplanten Festivals, 2021 warens 17. Das Streetfood-Festival kommt ja quasi in Begleitung der Wildstyle & Tattoo. Wart ihr da nicht auch soetwas wie Pioniere?

Ja, ich habe 2015 das 1. European Street Food Festival veranstaltet und seitdem zirka 250 Street Food Veranstaltungen österreichweit durchgeführt. Auch damit haben wir mittlerweile ein Millionenpublikum erreicht und einen neuen, coolen Trend mitentwickelt. Mit meiner Catering Company betreibe ich zudem mittlerweile selbst 15 bis 20 Foodtrucks & Foodstände! Zuletzt, wenn du einen Wunsch ans Christkind hättest – wie würde der lauten?! Gesundheit für meine Liebsten und mich – unser Leben lang! Ah ja, und ein ganz schnelles Auto – nicht nur immer Foodtrucks (lacht).

ZUR PERSON Jochen Auer, 49, gebürtiger Bad Ischler, bis zu seinem 17. Lebensjahr erfolgreicher Skirennfahrer, seit seinem 19. Lebensjahr in der internationalen Showbranche. Showproduzent, Veranstalter und Caterer der Stars, Foodtrucks- und TattooStudio-Besitzer. Bis heute ca. 2.500 durchgeführte Veranstaltungen, ca. 600 durchgeführte Trendmessen und mehr als 4.500 durchgeführte Caterings in ganz Europa. Hundefan und Sportler aus Leidenschaft.


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CAFÉ IM PALAIS WELLENSTEIN

FOTOS MATTHIAS KÖSTLER

TEZCAN DIE 27 Damals, 1995, galt St. Pölten in Sachen Lokalszene noch eher als Entwicklungsland. „Im Grunde gab es in der Innenstadt nur das Winzig und das Riesig – und genau dazwischen eröffnete ich mein erstes Lokal – das Mittendrin“, schmunzelt der Wirt, der für besondere Namen ein gewisses Faible zeigte. Als ihm 2002 nämlich für sein neues Projekt in der Fuhrmannsgasse nicht so recht ein passender Brand einfallen wollte, machte er aus der Not eine Tugend und taufte es kurzerhand EGON: „Ein Gasthaus Ohne Namen“. Damit schuf Tezcan ein wahres Mekka der St. Pöltner Szene, zumal er im urigen Gewölbekeller eine Bühne etablierte, wo fortan Livekonzerte, Parties & Co. stattfanden. Tezcan wäre freilich nicht Tez-

Dieser 27. Februar ist ein besonderer Tag, als wir Tezcan Soylu im „Wellenstein“ besuchen. Nicht nur, dass er heute seinen 57. Geburtstag feiert und wir uns im Haus Wiener Straße 27 befinden, hat der Wirt zudem vor 27 Jahren auch sein erstes Lokal in St. Pölten eröffnet. Zeit für eine kleine Rückschau. can, wenn er quasi in Folge die Beine von sich gestreckt hätte, sondern vor sieben Jahren stürzte er sich ins nächste GastroAbenteuer. Aus dem ehemaligen, damals seit Jahrzehnten leerstehenden „Fedrizzi“ in der Wienerstraße schuf er mit viel Liebe zum Detail das „Wellenstein“. Auch da rückte zunächst der Name in den Fokus. Der deutsche Bekleidungsriese Wellensteyn stieß sich am kleinen St. Pölt­ner Lokal, weshalb Tezcan den Brand ins sperrige „Café im Palais Wellenstein“ ändern musste. Dem Erfolg tat das keinen Abbruch, zumal das Wellenstein mit seinem wieder freigelegten Gewölbe rasch zum schönsten öffentlichen Wohnzimmer der Stadt avancierte, wo sich vormittags die Muttis samt Babies ebenso treffen wie die Pensis zum Frühschoppen oder die Businessmen zum Lunch. Und spätestens zur Dämmerung wandelt sich das Haus zum coolen After-Work- und Sze-

netreff, woran auch manch zwangsweise Corona-Durststrecke nichts ändern konnte. „Jetzt greifen wir wieder voll an“, meint Tezcan zuversichtlich – kurzum, er ist schon fleißig am Basteln neuer Veranstaltungen. Das beliebte „Delüx FrühstücksbrunchBuffet“ jeden 1. Sonntag im Monat ist sowieso Fixpunkt ebenso wie die begehrten Wochenend-Frühstücksrunden, und Kultur hat Tezcan, etwa auch mit wechselnden Ausstellungen im Haus, sowieso immer hoch gehalten und gefördert. Wenn man ihn auf seine bisherige Wirte-Laufbahn anspricht, bilanziert er durchaus „zufrieden. Was mich stolz macht, ist eigentlich, dass sehr viele St.Pöltner von allen drei Stätten, die noch immer gastronomisch aktiv sind, eine persönliche Geschichte oder ein Erlebnis zu berichten wissen – auch noch Jahre später.“ Was eindeutig am glücklichen Händchen des Wirts liegt! MFG 03 22

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SOULVILLE STP Come on and lead me Right on down to Soulville Right on down to Soulville I wanna go down to Soulville Right on down, yeah! DINAH WASHINGTON, ARETHA FRANKLIN („SOULVILLE“)

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Im April vor 15 Jahren ging die Sendung BlackXplosion das erste Mal über den Äther: Soul, Funk, Disco, Jazz und Blues, präsentiert von Claudia Zawadil aka Miss Marple im damaligen Campus Radio in St. Pölten. Mittlerweile ist es die älteste österreichische der Black Music geweihte Sendung. Grund genug für Thomas Fröhlich, sich freudig ins „Land of the good groove“ zu begeben und die Macherin dort selbst zum Interview zu bitten, die auch noch ein persönliches Jubiläum feiert. 54

en Weg nach Soulville zu beschreiten war schon immer die Devise von Miss Marple. Und so hält sie’s nicht nur bei ihren „Auflegereien“ als DJane sondern auch jeden ersten Montag im Monat von 21 bis 22 Uhr im Campus & City Radio 94,4. „Begonnen hat’s mit der Plattensammlung vom Freund, in der ich Black Music aus alten Zeiten entdeckte. Zuerst war ich hauptsächlich vom Funk begeistert, dann wurde ich aber regelrecht mit Soul, Disco und letztendlich mit Jazz und Blues infiziert.“ Seit genau 20 Jahren ist Claudia Zawadil, wie sie mit ihrem bürgerlichen Namen heißt (und unter dem sie sich auch schon einen guten Namen als bildende Künstlerin gemacht hat), als gefragte DJane Miss Marple an den Turntables tätig. Ihre Ausrichtung umfasst obgenannte Genres, wobei der Schwerpunkt auf Musik der 1960er- bis 80er-Jahre liegt. „Durch Beginn des Studiums an der FH St. Pölten im Herbst 2006, an der sich auch das Campus Radio befand (damals nur Campus Radio; das & City im Namen – also die Möglichkeit, dass auch Personen außerhalb der FH bzw. Nicht-Studierende Sendungen machen können – gab es erst später), entstand der Wunsch, ab dem zweiten Semester eine Radiosendung mit genau die-


TEXT: THOMAS FRÖHLICH | FOTOS: WERNER HARAUER

ser Musik zu gestalten und zu moderieren. Weil eben diese Musik im sonstigen Radioprogramm nicht zu hören war.“ Miss Marple präzisiert: „Ich wollte, dass der Fokus auch bei uns einmal auf die Schwarze Musik gerichtet wird. Denn viele weiße Musikerinnen und Musiker wurden durch sie inspiriert. Ein sehr gutes Beispiel dafür sind The Rolling Stones, die bei ihren ersten Alben noch überwiegend Songs von afro-amerikanischen Musikern gecovered haben, wie etwa ‚Little Red Rooster‘ von Willie Dixon.“ Man darf da ruhig Pionierarbeit dazu sagen. „Und im April 2007 hatte ich meine erste Radiosendung mit dem Titel BlackXplosion. Nach Abschluss meines Studiums hab‘ ich mit Begeisterung weitergemacht. In den Anfangszeiten lief das noch wöchentlich, später zweimal pro Monat und nun eben monatlich.“ Es sei halt alles auch eine Zeitfrage. Sie, die inzwischen über eine veritable eigene Vinyl-Plattensammlung verfügt, spielt ausschließlich Tracks aus ihrem Besitz. „Auswahl habe ich ja genug. Beim Auflegen verwende ich ausschließlich Vinyl, wenn ich die Sendung vorproduziere, digitale Tracks. Das wäre sonst zu aufwändig.“ Marple resümiert: „Je älter ich wurde, umso mehr habe ich der Radiosendung den Vorzug gegenüber dem Plattendrehen bei Partys gegeben. Meine Vinyl-Scheiben sind für mich sehr kostbar, und beim Auflegen sind die Abnutzungserscheinungen viel größer als beim Abspielen im Wohnzimmer. Und es ist halt leider oft so, dass man wenig Gage bekommt, dafür aber mit gratis Getränken und Essensgutscheinen abgespeist wird. Das ist nicht so ganz meins. Für zwei, drei Mal im Jahr Auflegerei bin ich aber immer noch zu haben, aber nur, wenn ein funktionierendes Soundsystem vorhanden ist. Es gab nämlich auch unschöne

Bis zum Pensionsalter werde ich die BlackXplosion nicht machen. MISS MARPLE

Erlebnisse, wie fehlende Nadeln beim Tonarm oder komplett defekte Turntables. Das ist aber schon lange her, daran denke ich kaum noch.“ Zu ihren schönsten Vinyl-Auflegereien hingegen, an die sie sich spontan erinnern könne, gehören jene in der Theaterwerkstatt des Landestheaters NÖ im Zuge des Blätter-

wirbel-Festivals 2008, die SeedosenWeihnachts-Revue 2014 und jene im Rahmen des Jazzheurigen beim Sonnenparkfest 2017. Ob sie Blacklivesmatter in ihre Sendung einfließen lässt? „Ich hatte im Vorjahr eine Spezial-Sendung unter diesem Titel, da ich aber Musik aus alten Zeiten auflege, hat bei mir die Black Power-Bürgerrechtsbewe-

Diese Musik war im sonstigen Radioprogramm nicht zu hören. MISS MARPLE

gung Vorrang, zu der Interpreten wie Nina Simone, Gil Scott-Heron oder Sly & The Family Stone gehörten.“ Apropos Vinyl. Da hat sich ja in der Musikrezeption über die Jahre Vieles geändert: digitale Anbieter einerseits und das Schwinden klassischer Plattengeschäfte andererseits. Wie geht eine Traditionalistin wie Miss Marple damit um? „Auch bei mir hat sich der Austausch teilweise in den Online-Bereich verlagert: Freunde schicken öfter einmal Youtube-Links zu Songs, die mir gefallen könnten. Ich hole mir manchmal Tipps bei einer Soul&Funk SpotifyPlaylist. Gäbe es in St. Pölten aber einen lässigen und gut sortierten Plattenladen wie das Rave Up in Wien, wäre ich aber ganz bestimmt dort.“ Sie ergänzt: „Vinyl bestelle ich mir nur im Netz, wenn es nicht anders möglich ist.“ Wie es mit der Zukunft von BlackXplosion aussieht? „Vor zwei Jahren hatte ich einmal eine Phase, in der ich mir vorgenommen habe, meine Sendung nach fünfzehn Jahren zu beenden. Ob ich das nun tatsächlich umsetze, wird sich noch zeigen. Bis zum Pensionsalter werde ich die BlackXplosion aber nicht machen.“ Doch Etta James sei Dank ist bis dahin ja noch Zeit. Und die Reaktionen auf die Sendung seien ja überaus positiv. „Große Freude hatte ich über die Vinyl-Torte, die ich vor sieben Jahren von lieben Radiokolleginnen und -kollegen zu meiner 150. Sendung bekommen habe.“ Man darf sich also noch auf Klang-Nachschub aus Soulville STP freuen. Das Schlusswort überlassen wir der (vor einigen Wochen leider verstorbenen) Funk-Pionierin Betty Davis: „And that‘s why they say I‘m different / And that‘s why they say I‘m strange / And that‘s why they say I‘m funky, funky!“ Besser kann man’s wohl nicht ausdrücken. MFG 03 22

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KREATIVE JUGEND: KEIN GRUND ZUM ZWEIFELN

ZUGÄNGE– DER WETTBEWERB DES NÖ KULTURFORUMS Der Wettbewerb des NÖ Kulturforums z u g ä n g e ist geschlagen. Am 23. Februar fand im FREIRAUM St. Pölten die Abschlussveranstaltung mit der Preisverleihung statt. Neun Hauptpreise, ein Sonderpreis und 15 Anerkennungspreise im Gesamtwert von fast € 9.000,– konnten an die aus über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgewählten Gewinnerinnen und Gewinner vergeben werden. „Ein bisschen gezweifelt haben wir daran, ob es eine gute Idee ist, im Coronajahr einen niederösterreichweiten Wettbewerb für junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren auszuschreiben“, meinte die Ideenbringerin und Organisatorin Mag. Marianne Plaimer. „Gut, dass wir uns dann dazu entschieden haben. Trotz des eingeschränkten sozialen Lebens, der Online-Kommunikation, der gesperrten Schulen, Cafés und Aufnahmestudios war die Teilnahme am Wettbewerb großartig. An die einhundert Beiträge kamen: Spannende und originelle Auseinandersetzungen mit dem Thema z u g ä n g e – Malereien, Grafiken, Collagen, Objekte, Fotos, Kurzfilme, Songs, Musikstücke, Kurzgeschichten, Prosa, Lyrik und Aufsätze.“ Der Obmann des NÖ Kulturforums, Prof. Ewald Sacher: „Uns vom NÖ Kulturforum als Kulturvermittler leiten einige Grundsätze bei unserem Tun: Kultur vor der Haustür. Kultur an der Basis. Kultur in den Regionen. Kultur für alle Generationen. Stichwort Generationen: Vor allem die junge Generation, der künstlerische Nachwuchs, die Förderung jugendlicher Kreativität ist uns ein besonderes Anliegen.“ Schon der erste Wettbewerb 2019/20 – „aufbrechen“ – war zu einem großen Erfolg geworden, was geradezu nach Wiederho-

lung rief. „Unsere Projektleiterin Marianne Plaimer hat mit unnachahmlicher Energie und großem persönlichen Einsatz neuerlich ein tolles Konzept entwickelt, nach dem z u g ä n g e durchgeführt werden konnte. Dafür möchte ich Marianne Plaimer aufrichtig Dank sagen!“ unterstreicht Ewald Sacher.

Marianne Plaimer, die Organisatorin des Wettbewerbes, ließ sich auch von diversen Corona-Widrigkeiten nicht beirren. „Gut, dass wir uns zur Durchführung entschieden haben.“

Das NÖ Kulturforum informiert unter www.zugaenge.at 56

Bei der Abschlussveranstaltung war gerade der Dank der jungen Menschen an die Organisatorin spürbar. Die Begeisterung und Kreativität der jungen Leute kam in den preisgekrönten Projekten zum Ausdruck, die von den Siegerinnen und Siegern live präsentiert wurden. Für lange Zeit sind die Werke


KULTUR VOR DER HAUSTÜR – NÖ KULTURFORUM

Über 100 Künstler zwischen 15 und 25 Jahren nahmen am Wettbewerb des NÖ Kulturforums teil. In der Kategorie Musik ging der Prinzersdorfer Nicolas Zelenka als Sieger hervor.

Brigitte Fries aus St. Pölten errang den 1. Preis in der Kategorie Literatur.

in einem Katalog einschließlich einer CD dokumentiert, der ebenfalls von Marianne Plaimer gestaltet wurde. Die Preisträgerinnen und Preisträger der einzelnen Kategorien: LITERATUR 1. Preis Brigitte Fries (St. Pölten) 2. Preis Benjamin Hodi (St. Pölten) 3. Preis Johanna Ulrich (Bad Deutsch Altenburg) Anerkennungspreise Eva Khazbulatova, Bianca Sterkl, Bernd Waldhart, Celine Weininger, Patricia Zmuck. Eine demenzkranke Frau hat in einem kleinen Mädchen aus der Nachbarschaft eine „Gefährtin“ gefunden, mit der sie scheinbar alle Barrieren überwindet. Diese berührende Geschichte erzählt uns die Hauptpreisträgerin, Brigitte Fries. BILDNERISCHES 1. Preis Katharina Kadenbach und Team (NDU St. Pölten) 2. Preis Matthias Keil (Ober-Grafendorf) 3. Preis Amelie Guger und Team (Ruprechtshofen)

Anerkennungspreise Finn Gebetsberger, Cornelia Gillmann, Carina Hahn, Christina Hohl und Selina Kaltenbrunner. Sonderpreis Marie-Rachel Garal (Irma Rubens). Die Gewinnerinnen des ersten Preises in der Kategorie „Bildnerisches“ haben einen Prototyp einer App entwickelt, welche nur auf den ersten Blick wie die eines stylischen FashionOnlinestores aussieht, jedoch bei genauerem Betrachten in erschreckender Weise die wahren Seiten der Fast-Fashion-Welt zeigt.

Dank gilt auch der fachkundigen Jury – Gotthard Fellerer/Bildnerisches, Günter Glantschnig/Literatur, Hannes Winkler/Musik. Sie musste sich der herausfordernden Aufgabe stellen, die Gewinnerarbeiten festzulegen. Diese Arbeiten finden sich im erwähnten Katalog samt einer CD, die unter kulturforum@aon.at erhältlich ist.

MUSIK 1. Preis Nicolas Zelenka (Prinzersdorf) 2. Preis Olivia Goga (St. Pölten) 3. Preis Stefan Prammer (Loich) Anerkennungspreise Jasmina Dintl (und Geschwister Melissa, Jakob, Bianca), Eva Eigenbauer, Lana Leitl und Meryem Kücük, Mario Wallner, Clara Zeitlhofer. Der Hauptpreisträger der Kategorie Musik schafft es mit seinem sensiblen und fein durchdachten Song, uns einen Zugang zu uns selbst, zu unserer Zerbrechlichkeit und darüber hinaus zu jener der Gesellschaft und des Ökosystems zu erschließen.

Die Grafik „Bergstadt“ von Matthias Keil ziert die Umschlagseite des Kataloges. MFG 03 22

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IMMER EINEN SCHRITT VORAUS! Im Studienjahr 2020/2021 studierten in Österreich über 388.000 Menschen an einer Fachhochschule, Privatuniversität oder öffentlichen Universität. Und auch im kommenden Herbst werden sich wieder Tausende junge Menschen anschicken, ein Studium in Angriff zu nehmen. Dabei hat man die Qual der Wahl: Alleine die österreichischen Fachhochschulen bieten mittlerweile über 700 verschiedene Studiengänge an, das Studienangebot der Universitäten ist vielfältigst. Wohin sich also wenden, welches Studium passt zu mir und welche Berufsperspektive bietet es? Nachfolgend stellen wir einige der Top-Ausbildungsstätten unseres Landes vor. Montanuniversität Leoben

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Das Bildungsangebot liegt im Spannungsfeld der Bereiche Design, Technik und Wirtschaft. 62

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ZWEI BÄRENSTARKE TYPEN FÜR DEN SKN JAN SCHLAUDRAFF & MATTHIAS GEBAUER IM DOPPELINTERVIEW 66


TEXT: THOMAS SCHÖPF, JOHANNES REICHL | FOTOS: HANNAH STROBL, SPUSU SKN/NADLINGER

Die Kooperation mit dem internationalen Top-Klub VfL Wolfsburg hat sich für den SKN St. Pölten nach dem Abstieg in die 2. Liga (und Corona) als Rettungsanker erwiesen. Die neuen Geschäftsführer Jan Schlaudraff (Sport) und Matthias Gebauer (Wirtschaft) müssen nach dem Abgang von Generalmanager Andreas Blumauer den Kahn wieder flott kriegen und in ruhigere Gewässer führen. Dazu sind ganz schön viele Reparaturarbeiten notwendig, wie die beiden im Gespräch mit dem MFG-Magazin unisono erzählen.

Sie sind beide neu beim SKN in leitenden Funktionen. Was sind Ihre Aufgaben und wo sehen Sie ihre Kerngebiete? SCHLAUDRAFF Mein Kerngebiet ist natürlich der sportliche Teil, und Matthias ist für den wirtschaftlichen Bereich inklusive Marketing, Sponsoring und Kommunikation verantwortlich. Ich kümmere mich um die Mannschaft, Kaderplanung und das Trainerteam. Es gibt aber viele Überschneidungspunkte und wir arbeiten deshalb bewusst in einem Büro. Generell versuchen wir sehr eng zusammen zu arbeiten und entscheiden alles nach einem intensiven gegenseitigen Austausch gemeinsam. GEBAUER Außerdem sind wir gerade dabei neue Strukturen in der Geschäftsstelle zu implementieren und versuchen die jeweiligen Zuständigkeiten klarer zu definieren. Das ist kurzfristig ein großer Aufwand, vor allem der Wissenstransfer, aber langfristig ermöglichet das einen effizienteren Arbeitsalltag im Büro. Wie ist die Stimmung generell? SCHLAUDRAFF Insgesamt gesehen entwickelt sich die Lage aus meiner Sicht in die richtige Richtung. Wir versuchen als ganzes Team enger zusammenzurücken und unsere Mitarbeiter besser kennenzulernen, um sie besser einschätzen und einsetzen zu können. Wir wollen, dass sich jeder in seinem Bereich optimal entfalten und so das Beste für den Klub herausholen kann. Es kann aber auch sein, dass wir manchmal auch der Ansicht sind, dass ein gewisser Aufgabenbereich einem anderen Department zugeordnet werden sollte und sich dadurch Kompetenzen verschieben. Deswegen kann es vor-

kommen, dass bei manchen Mitarbeitern zu Beginn eine gewisse Unsicherheit da war. Aber alle haben sehr schnell gemerkt, dass es nicht um Einzelpersonen geht, sondern dass der Verein immer über allem steht. Keiner darf sich da zu wichtig nehmen. Da sind wir, glaube ich, auf einem guten Weg. Wie kam der erste Kontakt mit Ihnen zustande, Herr Schlaudraff? SCHLAUDRAFF Durch meinen Kontakt zum VfL Wolfsburg, zu Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer ist die Idee erstmal entstanden. Im Rahmen der Herbstsaison war ich gerade noch in Vertragsauflösungsgesprächen mit Hannover 96 und konnte zu diesem Zeitpunkt sowieso keinen Job antreten. Da kam der Wunsch vonseiten des VfL, dass ich mir einmal ein Bild von der Situation in St. Pölten machen sollte. Deshalb bin ich komplett unvoreingenommen zur Hospitation angereist und habe gleich das 0:3 gegen Dornbirn gesehen. Da ist dann aber erst die Idee entstanden, weil der Verein gesagt hat, dass es notwendig ist, nach dem Abgang von Georg Zellhofer erneut einen Verantwortlichen für den Sport mit an Bord zu holen und diese Position nicht zusätzlich mit den wirtschaftlichen Agenden in der Person des General Managers zu vereinen. Dann habe ich erstmal mit meiner Frau darüber diskutiert und anschließend die Gespräche mit dem Verein aufgenommen. In diesen Gesprächen sind wir dann relativ schnell auf einen gemeinsamen Nenner gekommen und haben im Anschluss die Zusammenarbeit fixiert.

Wie Sind Sie zum SKN gekommen, Herr Gebauer? GEBAUER In meinem Fall war das ein sich langsam aufbauender Prozess. Ich war schon zwei Jahre Trainer beim SKN im Nachwuchs. So ist auch der vermehrte Kontakt zur Geschäftsstelle entstanden, als ich dort Ideen eingebracht habe, welche Möglichkeiten sich hinsichtlich Liquiditätssicherungen für einen Fußballverein in Corona-Zeiten ergeben. Ich komme ja aus dem Start-up-Bereich, da sind Finanzierungen ein Riesen-Thema. Dann habe ich einen Termin mit Andreas Blumauer gehabt, ihm erklärt, was man alles machen könnte. Etliche meiner Ideen wurden letzten Endes auch in die Tat umgesetzt. Im Zuge dessen ist beim Vorstand wohl das eine oder andere Mal mein Name aufgetaucht und so bin ich dann bis ins Hearing gekommen. Es war wahrscheinlich die Idealsituation für mich: Jung, und nicht aus dem Business kommend, aber doch einen gewissen Bezug zu St. Pölten. Dann kam das Treffen mit Jan Schlaudraff. Da war ich schon ein bisschen nervös. (Gelächter) Warum? GEBAUER Wenn du jemanden triffst, der auf dem Cover von „Pro Evolution Soccer“ war, ist das schon etwas Besonderes (Jan Schlaudraff zierte als damaliger Bayern München Spieler das Cover des E-Games 2008, Anm.). Das ist ja ein Wahnsinn. Aber wir haben uns gleich sehr gut verstanden und uns war schnell klar, dass unsere Arbeitsweise sehr ähnlich ist. Dementsprechend hatten wir beide rasch das Gefühl, dass wir hier gemeinsam etwas aufbauen MFG 03 22

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können. Witzigerweise habe ich dann an meinem Geburtstag die Info bekommen, dass ich Geschäftsführer Wirtschaft werde beim SKN. Was bitte bringt es Wolfsburg einen Spieler hier in der 2. Liga zu parken? SCHLAUDRAFF Sportlich ist der Mehrwert von der 2. Liga in Österreich für erfahrene und gestandene Wolfsburger Kaderspieler nicht existent, wenn man Champions-League-Anwärter ist, wie es der VfL im Vorjahr war. Da brauchen wir uns gar nichts vormachen. Als die Kooperation geschlossen wurde, war der SKN auf Platz fünf in der Bundesliga. Dann kam die Niederlagenserie und der Abstieg. Aber es zeigt natürlich auch, dass der VfL Wolfsburg die Kooperation ernst nimmt, weil er an der Zusammenarbeit trotz dieses Umstandes festgehalten hat. Natürlich wollen wir sportlich wieder in ein Fahrwasser kommen, in dem es für Spieler aus Wolfsburg interessanter ist, hierher zu kommen. Auf Trainingslager waren Sie alle ja schon miteinander. SCHLAUDRAFF Das Trainingslager war natürlich auch ein RiesenMehrwert für alle Beteiligten. Wir wurden dort wie ein Partner auf Augenhöhe behandelt und durften sämtliche Möglichkeiten auf dem Trainingsareal in vollem Umfang nutzen. Wir hatten wirklich TopBedingungen, das war ein Trainingslager, so wie man es sich wünscht! Wir haben uns außerdem in vielen unterschiedlichen Bereichen mit den Verantwortlichen austauschen dürfen und untereinander verknüpft, was einen unglaublichen Mehrwert für alle Beteiligten bedeutet hat. Zudem hatten wir gute Gespräche mit

Michael Meeske (Geschäftsführer), Jörg Schmadtke (Manager) und Marcel Schäfer (Sportdirektor), die sich unser Freundschaftsspiel gegen Braunschweig angeschaut haben. Sie merken, dass wir alles tun, um diese Kooperation optimal zu leben. Das gilt auch für die Frauen und die Akademie von Wolfsburg. Vielleicht kommt ja mal die U19 zu uns auf Trainingslager und spielt gegen unsere Mannschaft usw. Wir wollen in vielen, vielen Bereichen die Synergien nutzen. Ist das auch bei Transfers ein Vorteil, den Spielern die Optionen in Wolfsburg zu zeigen? SCHLAUDRAFF Definitiv. Das ist natürlich genauso ein Mehrwert für uns, ganz klar. Ich möchte aber schon festhalten, wir sind nicht verpflichtet, einen Spieler an Wolfsburg abzugeben, wenn er durch die Decke geht. Es ist eine Option von vielen. Bei Salzburg und Leipzig ist es ja ähnlich. Da gehen viele auch zu anderen Klubs, durch die Nähe haben sie aber viele Vorteile gehabt. Das muss man offen und ehrlich besprechen und die Partnerschaft leben. Wenn ein Spieler entsprechend performt, haben wir schon mal einen Partner an der Hand – das können wir den Spielern vermitteln, dass hier die Möglichkeit besteht, sich relativ schnell bei einem deutschen Bundesligisten ins Rampenlicht zu spielen. Das ist natürlich ein großer Anreiz für unsere Jungs. Eine große Baustelle seit Jahren ist der SKN als Marke. GEBAUER Das ist definitiv ein wichtiger Punkt für die nächsten Monate. Uns ist wichtig, dass die Marke SKN ganz klar definiert wird und somit für jeden ersichtlich und

Alle haben sehr schnell gemerkt, dass es nicht um Einzelpersonen geht, sondern dass der Verein immer über allem steht. JAN SCHLAUDRAFF 68

verständlich ist, wofür wir stehen. Dazu gehören auch die Frauen, das Special-Needs-Team und die Basketballer. Wir sind in intensivem und gutem Austausch, dass in Zukunft das Thema „SKN-Familie“ noch stärker nach außen kommuniziert wird, gemeinsame Werte vertreten werden und so wieder eine bessere Bindung zu den Fans, der Stadt St. Pölten und dem Sportland Niederösterreich aufgebaut wird. Da hat es in den letzten Jahren keine klare Linie beim SKN gegeben, sportlich und wirtschaftlich. Es müssen sich alle Fans, Partner und Sponsoren mit dem SKN identifizieren. Da muss ich aber auch wissen, wofür der SKN überhaupt steht. Da sind wir in einem Entwicklungsprozess, wollen dieses Thema entsprechend aufarbeiten und arbeiten mit Profis in der Markenentwicklung zusammen. Wir werden Umfragen machen und Interviews führen, mit möglichst vielen Leuten – auch von außerhalb – und dann eine MarkenDNA festlegen. Das machen wir zwar extern mit Profis, binden aber alle unsere Partner ein. Am Ende dieses Prozesses werden sich jene Elemente herauskristallisieren, die den Markenkern des spusu SKN bilden und sich am Ende in jeder unserer Aktionen widerspiegeln sollen. Das hilft uns dann auch in unserer Entscheidungsfindung in gewissen Situationen. Dann werden auch die Leute sehr, sehr schnell mitkriegen, wofür wir stehen. Es wird dann viele geben, die sagen ‚das taugt mir extrem’. Es wird aber auch Personen geben, die damit nicht d´accord sind. Aber das ist ja auch absolut in Ordnung. Die, die sich damit identifizieren können, mit denen kann man auch durch schlechtere Zeiten gehen. Das ist ein langfristiger Prozess, dass wir es schaffen, dass sich die Leute in unserem Einzugsgebiet wieder voll mit dem SKN St. Pölten identifizieren. Allen im Verein ist bewusst, dass dieses Vorhaben einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Aber wir müssen diesen Schritt jetzt gehen


ZWEI BÄRENSTARKE TYPEN FÜR DEN SKN

glaube aber schon, dass es nicht unbemerkt geblieben ist, dass wir uns hier wieder Gedanken machen und versuchen, etwas auf die Beine zu stellen. Letztlich geht es auch immer um Geld und jeder will für sich das Beste herausholen. Mit einer vernünftigen Kommunikation werden wir in den meisten Fällen zu einem vernünftigen Konsens kommen.

TRENDUMKEHR. Der SKN war zuletzt am absteigenden Ast. Mit Jan Schlaudraff (l.) und Matthias Gebauer (r.) als Doppelspitze soll es wieder nach oben gehen.

Wird da auch der VSE St. Pölten, für den einst Spieler wie Mario Kempes oder Antonin Panenka aufliefen, eine Rolle spielen? GEBAUER Absolut, wir werden auch unsere Geschichte miteinbeziehen, in welchem Umfang wird sich aber erst im Rahmen des Markenprozesses herauskristallisieren. In welche Richtung es geht, können wir jetzt noch gar nicht sagen. Wie viel geschichtlich rein kommt, traue ich mich nicht zu sagen. Wir werden aber nicht nur mit den Fans reden, sondern auch mit Personen, die gar nichts mit Fußball zu tun haben. Vielleicht ist es sogar möglich, ganz Österreich in die Umfrage einzubeziehen, und nicht nur Niederösterreich. Ganz wichtig für uns sind natürlich die Region und die umliegenden Vereine, dort sind fußballbegeisterte Leute und natürlich potenzielle Fans. SCHLAUDRAFF Wir wollen aber auch die Kommunikation intern verbessern. Die hat hier in verschiedenen Bereichen gelitten. Wir wollen auch wieder mehr Präsenz in der Stadt zeigen und für unsere Fans nahbarer

werden, was durch den Abstieg und durch die Corona-Lage in den letzten beiden Jahren eher schwierig war. Dazu gehören auch gemeinsame Besuche der Mannschaft von Basketball- und Frauenspielen. Wir wollen in Zukunft als eine Familie auftreten – da gehören solche Dinge einfach dazu! Eure Nachbarn hier haben einen guten Ruf. Ist die Eingliederung der Akademie St. Pölten wirklich nicht zu stemmen? SCHLAUDRAFF Finanziell haben wir das schnell abgearbeitet (beide lachen), weil wir uns das einfach nicht leisten können. Aber auch da ist der Faktor Kommunikation ganz wichtig. Benedict Scharner (das Akademie-Talent durfte nach Wolfsburg mit) war zum Beispiel begeistert vom Trainingslager und wie gut hier gearbeitet wird, und mit Carlos (Akademie-Chef Carlos Chaile) und den anderen Trainern stehen wir in einem regelmäßigen Austausch. Am Ende des Tages entscheidet der Spieler mit Hilfe der Akademie, die sicher eine Empfehlung abgibt. Ich

Welche Kanäle nützen Sie für Transfers, gibt’s vielleicht eine Vision? SCHLAUDRAFF Visionen haben wir genug, die Ressourcen sind eher begrenzt (beide lachen). Wir sind beide jeweils ein bisschen eine EinMann-Armee, binden aber alle mit ein, das Trainerteam und die Mitarbeiter, wenn jemand was hört. Dominik Krautgartner, der für die Jugend zuständig ist, gibt immer wieder Inputs, wer die Top-Talente in der Akademie sind und natürlich arbeiten wir mit Agenturen zusammen. Meistens sind dabei die ersten fünf Vorschläge fernab der Realität und der eine oder andere der zweiten fünf Vorschläge dann vielleicht machbar. Aber ich werde gar nicht alle prüfen können. Wir müssen versuchen mit unseren vorhandenen Ressourcen das Beste heraus zu holen. Jetzt haben wir den Kader wegen des Budgets deutlich verringert, wollen ihn aber natürlich in Zukunft so entwickeln, dass wir alle miteinander viel Freude haben. Wie sieht das sportliche Profil aus? SCHLAUDRAFF Wir geben die Philosophie vor und haben ein Positionsprofil für die einzelnen Spieler. Wir können ja nicht, wenn wir irgendwann einmal Trainer, Manager oder sportliche Leitung umstellen, alles auf den Kopf stellen. Wenn jemand kommt, der meint, wir spielen jetzt wie der FC Barcelona, und wir aber fünf Spieler haben, die über 35km/h schnell laufen aber dafür vielleicht nicht so ballaffin sind, dann müssten wir ja wieder den ganzen Kader tauschen. Das bringt nichts. Wir haben eine gewisse Philosophie, innerhalb MFG 03 22

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ZWEI BÄRENSTARKE TYPEN FÜR DEN SKN

den vorgegebenen Leitplanken müssen sich alle im Verein – von der Kampfmannschaft bis im besten Fall zum Nachwuchs – bewegen. Hatten nicht genau hier viele Probleme der letzten Jahre ihren Ursprung? SCHLAUDRAFF Das kann man definitiv daran festmachen. Ich kann hier nicht jeden Winter neun Leute tauschen. Wie ich hierhergekommen bin, haben wir gegen Dornbirn 0:3 verloren und waren Vorletzter, aber ich war trotzdem von dem überzeugt, dass hier ein Plan verfolgt wird und etwas im Entstehen ist. Später haben uns dann auch die Ergebnisse Recht gegeben. Wir mussten erst mal die Prinzipien der neuen Spielidee in den Köpfen der Spieler verankern. Da haben wir den ers­ ten großen Schritt gemacht und langsam werden wir den nächsten Schritt nehmen. Wir wissen, dass wir Luft nach oben haben, was das Spiel mit dem Ball betrifft. Darf der VfL bei der Spielphilosophie mitreden? SCHLAUDRAFF Nein. Die Philosophie geht aber schon in dieselbe Richtung, weil heutzutage im modernen Fußball viele aufs Pressing setzen. Über Ballbesitz kann sich kaum

SPIELPHILOSOPHIE. Schnelle Spieler wie George Davies passen perfekt ins aktuelle Umschalt-Spiel des SKN. 70

Uns ist wichtig, dass die Marke SKN ganz klar definiert wird und somit für jeden ersichtlich und verständlich ist, wofür wir stehen. MATTHIAS GEBAUER

noch wer definieren. Aber wir sind und bleiben ein eigenständiger Verein, der seine Entscheidungen selbst trifft und seinen eigenen Weg geht. Wolfsburg hat gar nichts damit zu tun. Wie weit geht das dann auf die untere Ebene? SCHLAUDRAFF Wir werden das System auch irgendwann auf die Jugend transportieren. Das soll auch bei den Juniors und in der Jugend in Fleisch und Blut gehen. Damit jeder bei uns weiß, was in der Kampfmannschaft gefragt ist und eingefordert wird. Da versuchen wir uns mit unserem Kooperationspartner Wolfsburg abzustimmen, dass wir in Zukunft auch auf eine gleiche Datenbank zugreifen können, um die Entwicklung von Spielern entsprechend beobachten und Reportings zu ihren Leihspielern erstellen zu können. Da wäre es natürlich sehr gut, wenn wir ein kompatibles System hätten, das leicht auszulesen ist. Mit solchen Sachen müssen wir uns auch beschäftigen. Ich will mich nicht beschweren, aber derzeit haben alle Mitarbeiter sehr viele Themen auf dem Tisch. Man sieht aber, dass wir die Sache als Team angehen und jeder in seinem Bereich mit anpackt. Wir haben schon ein Klima geschaffen, wo man sich gegenseitig ansteckt. Dann fällt einem auch gar nicht mehr auf, wie lange man eigentlich arbeitet. Wie ist denn die wirtschaftliche Situation? GEBAUER In der Sponsoren-Betreuung gibt es sicher noch viel Potenzial. Wir müssen unsere Partner wieder für den SKN St. Pölten begeistern. Wenn wir unseren Weg und unseren Markenkern klar definiert haben, ist es auch einfacher neue Sponsoren an Bord zu holen. Kontakte habe

ich mir schon einige aufgebaut und wir führen ständig Gespräche mit potenziellen neuen Partnern. Hier ist eben unsere Marken-DNA extrem wichtig, die in diesem Zusammenhang unser Aushängeschild werden soll. Wir wollen in jedem Fall weg von der Politik, immer kurzfristig Löcher zu stopfen im Budget. Welche Rolle spielt das Emotionale dabei? GEBAUER Der Wohlfühlcharakter spielt natürlich eine wichtige Rolle. Die kleineren Sponsoren wollen Kontakte knüpfen, Leute kennen lernen. Da versuchen wir Rutschen zu legen, dass es für alle Seiten spannend wird. Fußball ist natürlich Emotion pur. Daran müssen wir arbeiten, dass wir wieder diese positive Emotion besser vermitteln. Das Gemeinschaftsgefühl, das Zusammengehören ist wichtig. Ein gemeinsames Ziel, auf das man gemeinsam hinarbeitet, ebenso. Zusammensitzen und eine gute Zeit haben ist genauso wichtig, so kommt man in die Köpfe und in die Herzen. SCHLAUDRAFF Etwas, das wir unseren Partnern auch anbieten können, ist mal zu einem Bundesliga-Spiel zum VfL Wolfsburg zu schauen, mit VIPBetreuung und allem was dazugehört. So etwas ist ja nichts Alltägliches. Wolfsburg hat ja auch den einen oder anderen Sponsor, der für unsere Partner interessant sein wird. In diese Richtung werden wir sicher wieder etwas starten. Wie schaut das Budget aus? GEBAUER Die finanzielle Lage ist angespannt. Das muss man nach dem Abstieg so sagen. Wirtschaftlich müssen wir uns viel stabiler aufstellen, als das der Fall war. Da bin ich absolut dahinter und positiv gestimmt, dass uns das gelingen wird.


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TEXT: THOMAS SCHÖPF | FOTOS: ZVG

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EUROPA-CUP. Während die letzte

Europacup-Partie des SKN lange zurückliegt, spielt der LASK seine nächste in der NV Arena.

wischen den Zweitliga-Gastspielen des Floridsdorfer AC und des SV Lafnitz beim SKN St. Pölten weht am 17. März in der NV Arena wieder internationales Flair. Der LASK empfängt hier im Achtelfinal-Rückspiel der UEFA Europa Conference League Slavia Prag. Für den Trainer der Linzer, Andreas Wieland, ist es eine Heimkehr. Der 39-Jährige kickte schon für den FCN und SKN St. Pölten und arbeitete in verschiedenen Funktionen in der Akademie St. Pölten mit Spielern wie Florian Grillitsch, Martin Rasner oder Bernd Gschweidl zusammen. LASK-Stürmer Husein Balic und Co-Trainer René Gartler kennen sich ganz gut in der NV Arena aus, gingen dort beide für den SKN auf Torejagd. „Wir freuen uns auf zwei großartige K.o.-Duelle gegen den tschechischen Tabellenführer“, sagt Wieland.

RIP, FRITZ „THE VOICE“ DIBIDANZL

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iederösterreichs Fußball trauert um Platzsprecher-Legende Fritz „The Voice“ Dibidanzl. Der 73-Jährige verstarb überraschend am 6. Februar. Vor allem seine Begrüßung am Voith-Platz auf das „Aller-Allerherzlichste“, insbesondere an die „liebe, liebe Jugend“ gerichtet, haben sicher noch viele Fans in ihren Ohren. Dibidanzl verlieh freilich nicht nur dem VSE St. Pölten, sondern in der Anfangszeit auch dem SKN St. Pölten – die Wolfbrigade 04 ehrte ihn beim SKN-Heimspiel gegen Liefering mit einem „Ruhe in Frieden Fritz!“Plakat – und zuletzt dem Kremser SC leidenschaftlich seine Stimme.

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Dibidanzl scheute sich als Platzsprecher auch nicht, beispielsweise einen Ernst Happel (als Trainer des FC Brügge) oder Paul Breitner (als Vienna-Sportdirektor) bei Gelegenheit einfach schnell vor das Mikro zu bitten. Bei seinem geliebten VSE war er nur an einem einzigen Spieltag krank und genau da hatten die „Wölfe“ spielfrei.

UNVERGESSLICH. Die Trauer um Fritz „The Voice“ Dibidanzl ist groß. Als legendärer Platzsprecher hat er aber seinen Platz in der St. Pöltner Fußballhistorie sicher.


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ZUM HÖREN Manshee | mikeSnare | Thomas Fröhlich | Thomas Winkelmüller | Rob.STP | Michael Reibnagel (von links nach rechts)

CULT OF LUNA

„TLRN“ ist ein weiteres unkonventionelles Album der Band, dass einen eher cineastischen Charakter besitzt. Die typischen COL-Trademarks wie die aufbrausenden Gitarrenstürme oder der harsche, verzweifelt wirkende Gesang kommen auf dem achten Studioalbum dennoch nicht zu kurz. Eine brutal-schöne Klanglandschaft, als würde man einen einsamen, düsteren Roadtrip durch die skandinavische Nacht in Richtung Polarmeer unternehmen.

BONEYARD AKA FEARMONGER

GOOD AND GREEN AGAIN

JAKE XERXES FUSSELL

Der Gitarrist und Songschmied aus Durham, North Carolina, hat schon ein besonderes Händchen dabei, sich obskure Country-Hadern einzuverleiben – und diese zu charmantes aber kitschfreies, klanglich reduziert und doch behaglich arrangiertes Kleinod zu verwandeln. Neun lichtdurchflutete Countrysongs für alle, die längst schon ihre Genre-Scheunentore verbarrikadiert glaubten.

THE GREATEST TRICK ENEI

TURNING TO CRIME DEEP PURPLE

Fielen die letzten Hervorbringungen der Hardrock-Heroen etwas melancholisch aus, so haben wir diesmal das Partyalbum vor uns. Ausschließlich Coverversions von Yardbirds, Love oder auch Bob Dylan werden hier von Deep Purple respektvoll und knackig umgesetzt. Sorgt für glückliches Grinsen in den Gesichtern all jener, die den hippieesken Klängen früherer Tage nicht ganz abhold sind.

CRISIS OF FAITH BILLY TALENT

Dubstep gepaart mit PopPunk, Indie Rock und Hyperpop. Was nach zu viel für die Ohren klingt – und für manche auch ist – vermischt Underscores zu einem mal energiegeladenen mal melancholisch anmutenden Sound. Der non-binary Künstler hat kurz vor dem Jahreswechsel noch eines der besten Alben aus 2021 geliefert. Wer hochgepitchte Vocals und nerdig verspielte Musikproduktion schätzt, wird hier glücklich.

Enei ist eher nur Insidern bekannt, er macht sich wenig aus schillerndem Superstar Gehabe, liefert lieber regelmäßig und über Jahre hinweg in aller Ruhe konstant Qualität ab. Gerade erschien The Greatest Trick auf Critical Music, dem Label, das den Drum&Bass Zeitgeist regelmäßig gegen den Strich bürstet. Eneis neuer Track ist ein dickes minimalistisches Neurofunk-Brett, das mich an die goldenen Jahre um 2015 erinnert.

ZUM SCHAUEN

ZUM SPIELEN

ZUM LESEN

Manshee | C. Schumacher

Christoph Schipp

H. Fahrngruber | M. Müllner

UNDERSCORES

STUDIO 666

Sechs Jahre sind seit dem letzten Album der Kanadier bereits vergangen. Jetzt melden sie sich mit Crisis of Faith lautstark zurück. Billy Talent kredenzen dabei altbewährtes, aber auch neues. So sind beispielsweise bereits in der zweiten Hälfte der ersten Nummer eher jazzige Töne zu hören. Und, erstmalig in der Bandgeschichte, ist auch ein Gast am Album vertreten: Rivers Cuomo unterstützt die Fünf gesanglich bei „End of me“.

BJ MCDONNELL

FROM SOFTWARE

ELDEN RING

DER KAISER REIST INKOGNITO

Die legendäre Rockband Foo Fighters begibt sich in ein Herrenhaus in Encino bei Los Angeles, um hier ihr zehntes Album aufzunehmen. In der Villa angekommen, sieht sich Dave Grohl jedoch mit übernatürlichen Kräften konfrontiert, die die geplante Fertigstellung des Albums in Gefahr bringen, denn eine düstere Macht versucht Besitz von den Musikern zu ergreifen ...

„Elden Ring“ ist unbequem, manchmal hinterhältig und gelegentlich sogar frustrierend. Es weckt aber wie kaum ein anderes Spiel den Entdeckergeist. Die enorme Tiefe und die starke Atmosphäre tragen ihr Übriges zum einzigartigen Spielerlebnis bei. Ein Meisterwerk mit Qualitäten, um selbst jene abzuholen, die die „Souls“-Serie bislang verschmäht haben.

Als Graf Falkenstein reist Kaiser Joseph II. inkognito durch das Reich, trifft auf das Elend der in Leibeigenschaft gefangenen Untertanen und erkennt die Rückständigkeit von Gesellschaft und Wirtschaft. Die eindrücklichen Reiseerfahrungen bestärken den vom Geist der Aufklärung beseelten Querkopf in seinen radikalen Reformen des Vielvölkerstaates.

CYRANO

DYING LIGHT 2: STAY HUMAN

METROPOLIS

Dass Peter Dinklage gut mit Worten umgehen kann, wissen wir spätestens seit seiner Rolle als Tyrion Lannister in Game of Thrones. In Cyrano beweist er das erneut und setzt sogar noch einen drauf – in musikalischer Form. Ohne große Nase aber kleinwüchsig versucht er darin, das Herz seiner Angebeteten zu erobern. Definitiv einer der besten Filme des Jahres!

Der neue Teil der Reihe ist nicht einfach nur größer, sondern bietet auch eine noch abwechslungsreichere Open World und bessere Missionen wie sein Vorgänger. Als Aiden Cadwell taucht man in ein spannendes Parkour-Abenteuer mit wuchtigen Kämpfen ein. Wen die rohe Gewaltdarstellung nicht stört, der kommt um „Dying Light 2“ keinesfalls herum.

Aufstieg und Niedergang antiker Städte. Warum zog es unsere Vorfahren aus den Dörfern in immer größere Städte? Ein packender Streifzug von der Antike ins Mittelalter erzählt die Erfolgsgeschichte der Städte im Mittelmeerraum – und wagt einen Blick in die Zukunft, immerhin leben bis zum Ende dieses Jahrhunderts fast alle Menschen in einer Stadt.

JOE WRIGHT

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TECHLAND

MONIKA CZERNIN

GREG WOOLF

FOTOS ZVG

THE LONG ROAD NORTH


HIGHLIGHT VAZ St. Pölten

BIBI BLOCKSBERG – ALLES WIE VERHEXT!

FOTO Cocomico Theater

10. APRIL Jeder kennt das, es gibt Tage, an denen einfach alles schiefläuft! Dann ist einfach „Alles wie verhext!“. Einen solchen Tag hat auch die kleine, freche Hexe Bibi Blocksberg erwischt: Schon morgens gibt es ein Riesendurcheinander mit ihren Eltern. Abends ist dann auch noch Walpurgisnacht auf dem Blocksberg. Wird es den Hexen der Familie Blocksberg an diesem „verhexten“ Tag gelingen, das Hexenfeuer zur Walpurgisnacht wie vorgesehen zu entzünden? Die kleinen und großen Hexen-Fans dürfen Bibi, ihrer Mutter und ihrer Oma dabei helfen, denn bei diesem Familien-Pop-Musical ist Mitmachen dringend erwünscht!

WIDER DIE MACHT

AFRICAN QUEEN

LEONCE UND LENA

FELIX KRAMER DUO

LAUFEND Die Ausstellung präsentiert erstmals Grafiken, Zeichnungen und Ölgemälde aus dem Besitz des DÖW. Sie erzählen von Widerstand, Krieg und Verfolgung zwischen 1934 und 1945. Es sind Bilder vom Leben und Sterben in Lagern, von Gewalt gegen Regimegegner, Juden und Roma, aber auch Bilder vom Kampf gegen Nationalsozialismus und Faschismus.

17. MÄRZ Für ihre WeltmusikAlben hat sie mehrere Grammys gewonnen. Nun trifft die beninisch-französische Sängerin Angélique Kidjo auf das Tonkünstler-Orchester und verpackt ihr musikalisches Spektrum von Jazz bis zu lateinamerikanischen Beats in große, bewegende Sounds. Ein kosmopolitischer Plugged-In-Abend unter der Leitung von Gast Waltzing!

AB 18. MÄRZ Prinz Leonce soll Prinzessin Lena aus dem benachbarten Königreich heiraten, jedoch haben sich die beiden nie zuvor gesehen. Bevor es zur Ehe kommt, flüchten sie unabhängig voneinander nach Italien. Auf dem Weg in den Süden sind die jungen Menschen plötzlich auf sich allein gestellt und stürzen in seelische Abgründe und in eine veritable Sinnkrise.

24. MÄRZ Wienerische Texte, entspannt swingende Songs, die feine Klinge an den Instrumenten. Man mag im ersten Moment an Nino aus Wien und Voodoo Jürgens denken. Felix Kramer gibt dem Wiener Lied aber einen ganz neuen Spin und verzaubert das Publikum mit der Lässigkeit eines Entertainers der alten Schule. Im Duo mit Max Wintersperger.

| AUSSTELLUNG

FESTSPIELHAUS

| KONZERT

ANDY LEE LANG & ORCHESTRA

GESANGSKAPELLE HERMANN

31. MÄRZ „Thank you Frank Sinatra, Merci Udo Jürgens“. Gemeinsam mit der 17-köpfigen Max Hagler Big Band zollt Andy Lee Lang der Musik dieser zwei Musik-Legenden Tribut. Wie immer ohne Imitation, aber dennoch authentisch verführt Andy, der mittlerweile selbst zu einem der größten Entertainer dieses Landes geworden ist, sein Publikum.

1. APRIL Alles Tango! Auf ihrem neuen Album folgen die Hermänner dem wild brennenden Feuer in ihren Herzen. Nach Kultsongs wie „Knedl” oder „Fesbuk” widmen sie sich nun den ganz großen Gefühlen – wie immer pfeifen sie auf Instrumente, aber ganz sicher nicht auf ihren urösterreichischen Charme, pointierte Texte und wunderbaren Gesang.

VAZ ST. PÖLTEN

| KONZERT

BÜHNE IM HOF

| KONZERT

ALLE ACHTUNG

STEFANIE WERGER

7. MAI Mit eingängigen Indieund Alternativ-Pop-Hits wie „Marie“,„Sono il destino“ und „Bowie“ hat sich die steirische Pop-Band „Alle Achtung“ in den deutschsprachigen Gehörgang gespielt. Bei ihrem Auftritt im Freiraum präsentiert das Quintett sein neues Album „Liebe & Krawall“, inklusive des Gold- und Platin-Hits „Marie“ und seiner Nachfolger.

2. JUNI Zu ihrer Abschiedstournee kommt Stefanie Werger nicht mit leeren Händen, denn die beliebte Sängerin mit der unverwechselbar rauchigen Stimme wird ihr neues Album präsentieren. „Langsam wea i miad“ ist nicht nur der Titel ihrer CD, sondern auch ihrer Tournee, auf der sie auch viele ihrer beliebten Langzeithits interpretieren wird.

FREIRAUM

| KONZERT

VAZ ST. PÖLTEN

| KONZERT

LANDESTHEATER

| THEATER

CINEMA PARADISO

| KONZERT

VAZ ST. PÖLTEN

KONZERTE | EVENTS | MESSEN | KONGRESSE

DO 31.03.22 // 19:30

ANDY LEE LANG & MAX HAGLER ORCHESTRA SO 10.04.22 // 14:00

BIBI BLOCKSBERG SO 01.05.22 // 19:00

THOMMY TEN & AMÉLIE VAN TASS SO 22.05.22 // 16:00

KINDERLIEDERMACHER BERNHARD FIBICH

Fotocredit: Manfred Baumann

MUSEUM NÖ

DO 02.06.22 // 19:30

STEFANIE WERGER Tickets im VAZ St. Pölten, ticket@nxp.at, www.vaz.at, 02742/71 400 in allen Raiffeisenbanken, Geschäftsstellen von www.oeticket.com und unter www.noen.at/ticketshop VERANSTALTUNGSBETRIEBS GMBH

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FOTOS: LUIZA PUIU, ALEXANDRA UNGER

AUSSENSICHT

BRAUCHT ES IN ST. PÖLTEN EINE LEERSTANDSABGABE? GEORG RENNER

Aufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Redakteur beim „profil“.

„Eine Leerstandsabgabe soll Eigentümer zwingen, zu tun, was sie ohnehin wollen.“

„Andere Städte haben auch geschafft den Leerstand zu erheben.“

Eine Leerstandsabgabe ist ein Unding – weil sie Eigentümer zu etwas zwingen soll, das eigentlich absolut in deren Interesse liegt. Niemand lässt Häuser oder Wohnungen aus Jux absichtlich leerstehen. Natürlich will jeder, der Wohn- oder Geschäftsraum sein Eigen nennt, dass dieser genutzt wird und ihm über Miete oder Pacht auch ein Einkommen beschert. Ja, es mag vereinzelt „Spekulationswohnungen“ geben, bei denen ferne Eigentümer auf Gewinne durch langfristige Wertsteigerung hoffen. Das ist aber generell eher ein Problem des Luxussegments und damit keines, dessen Lösung schnell zur massiven Vermehrung leistbaren Wohnraumes beitragen würde. Eine Leerstandsabgabe auf solche Immobilien vor dem Hintergrund des Wunsches nach billigeren Immobilien für alle wäre eine grobe Themenverfehlung. Wenn jemand in der Masse der Objekte nicht vermietet, hat das Gründe: dass man sich die Sanierung nicht leisten kann; dass eine Vermietung nicht kostendeckend möglich wäre; oder dass man weiß, dass man einen anstrengenden Mieter im Fall, dass man das Objekt in ein paar Jahren anderweitig braucht, vielleicht nicht mehr hinausbekommt. Solche Anliegen gälte es zuerst anzugehen, zum Beispiel mit einer grundlegenden Bereinigung, Vereinfachung und ja, auch Aufweichung des Mietrechts, die es Eigentümern leicht macht, ihre Objekte zu bewirtschaften. Über Förderungen, die die Sanierung leerstehender Wohnungen schmackhaft machen. Über Bewusstseinsbildung und Servicestellen, die solche Vorhaben – vor allem in Innenstädten – einfacher machen. Wenn die öffentliche Hand all diese Hausaufgaben erledigt hat, kann man vielleicht über eine Leerstandsabgabe nachdenken. Bis dahin wird – vor allem, was das Mietrecht angeht – aber noch viel Wasser die Traisen hinunterfließen. Und selbst, wenn es so weit kommt, wird eine solche Abgabe keine Wunder bewirken. Von ein paar hundert Euro mehr im Jahr – und viel mehr wird nicht zumutbar sein – wird sich ein Spekulant, der schon jetzt für seine leere Wohnung Erhaltungskosten und Abgaben zahlt, kaum abschrecken lassen. 76

JAKOB WINTER

Der Wilhelmsburger arbeitet als Journalist bei der „Kleinen Zeitung“.

Im St. Pöltner Gemeinderat wurde kurz vor dem Jahreswechsel eine sehr österreichische Debatte geführt. Auf der Tagesordnung stand das Problem von leerstehenden Wohnungen und die Frage, ob eine Strafzahlung für Eigentümer – eine sogenannte Leerstandsabgabe – eine Lösung wäre, um die Besitzer dazu zu drängen, ihre Apartments schneller zu vermieten; und nicht auf steigende Preise zu spekulieren. Die Skurrilität daran: Weder Befürworter (SPÖ, Grüne, Neos) noch Gegner (ÖVP, FPÖ) dieser Abgabe wissen, wie viele Wohnungen in der Landeshauptstadt ungenutzt sind. Emotion statt Evidenz, das reichte beiden Seiten als Entscheidungsgrundlage. Das Argument, dass Zahlen zu Leerständen schwierig zu erheben sind, zählt nicht. Andere Städte haben es schließlich auch geschafft. In Salzburg war eine Wohnbauforscherin im Jahr 2015 besonders kreativ: Sie errechnete den Leerstand anhand des Stromverbrauchs. Deutlich präziser geht derzeit Innsbruck vor: Jeder gemeldeten Person wird eindeutig eine Wohnung zugeordnet, um zu ergründen, welche Wohnungen leer stehen. Aktuellster Zwischenstand vom November 2021: Beinahe jede zehnte Wohnung dürfte unbewohnt sein, in einer Zeit, in der Wohnraum immer knapper wird. Es ist also verständlich, wenn Städte darüber nachdenken, wie sie leeren Bestand für Wohnungssuchende mobilisieren können. Berlin erfand bereits vor acht Jahren ein sogenanntes Zweckentfremdungsverbot für Leerstände und ganzjährige Airbnb-Vermietungen. An die 10.000 Wohnungen sollen so auf den Markt zurückgeführt worden sein. In einer Stadt mit 3,7 Millionen Einwohnern wohlgemerkt. Das zeigt: Es gibt durchaus Potenziale zu heben, die Maßnahme allein kann die Wohnungsmisere allerdings nicht lösen. Was heißt das alles für St. Pölten? Ganz einfach: Die Stadt sollte dringend den Leerstand erheben. Liegt der Wert über jenen drei Prozent, den die Wohnbauforschung als „gesund“ definiert, weil es laufend zu Umzügen und Renovierungen kommt, kann sich die Stadt konkrete Gedanken über eine Abgabe machen.


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WILDSTYLE & TATTOO MESSE. Die größte Tattoomesse Österreichs macht Station in St. Pölten und hat auch die heimische Politik zum „Peckerl-Gate“ veranlasst: BGM Matthias Stadler zeigt stolz seine „Sozi-Ikonen“, Matthias Adl den Ghettoburner „St. Beton“, Klaus Otzelberger sein Bekenntnis zur Hardrockformation „John Otti Band“, Christina Engel-Unterberger ihr Günther Nenning-Gedenkgeweih in Erinnerung an die Besetzung der Hainburger Au 1984 und Niko Formanek sein süßes Bekenntnis zu den NEOS. 78


DIE ERFOLGS-SHOW

29.04. / 30.04.2022 AUDITORIUM GRAFENEGG 01.05.2022 VAZ ST. PÖLTEN Tickets im VAZ St. Pölten, www.nxp.at, 02742 / 71400, www.oeticket.com In allen Raiffeisenbanken mit oeticket-Service. Ermäßigung für Raiffeisen Kontoinhaber. www.theclairvoyants.com MFG 03 22

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© Sebastian KonoPIX


Allgemeine gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft St. Pölten

100 Jahre

eingetragene Genossenschaft m. beschränkter Haftung in St. Pölten, Josefstraße 70/72 Wohnberatungsstelle N3: Praterstraße 12, 3100 St. Pölten

Servus, Haus D mein Name! Unverbindliche Voranmeldung unter 02742 77 2 88 - 14 od. www.wohnungsgen.at

Bauvorhaben St. Georgen Wiesenfeldstraße Herzlich Willkommen!

12 Wohneinheiten im 4. Bauabschnitt Eigengärten im EG Erholung und ruhige Lage Echte Eigentumsoption Gute Erreichbarkeit kommunaler Einrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten, Schule, Kindergarten, Arzt sowie Sport- und Freizeiteinrichtungen

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