Arbeiter, der um ein Eck weniger als ein Ange-
zum gegeben Zeitpunkt berichten!“
Folge, dass er aktuell vier Wochen arbeiten ginge
stellter verdient, der prozentuelle Einschnitt un-
Kurzum. Das große Zittern wird prolongiert, und
„und jede fünfte Woche muss ich Urlaub neh-
gleich schwerer trifft, stellt er nicht in Abrede,
das zehrt gewaltig am Nervenkostüm. „Ganz ehr-
men!“ In seinem Säckl macht sich das Streichen
letztlich orten die Angestellten bei ihren Kolle-
lich, ich weiß nicht, wie es weitergeht, und es ist
der bezahlten Überstunden „mit einem Minus
gen dennoch kurzsichtige Betonierermentalität.
mir mittlerweile auch egal!“, meint Maier fast trot-
von rund 200-300 Euro bemerkbar.“ Das machte
„Mich ärgert, dass ich jetzt vielleicht wegen je-
zig. „Viele sind von einer Phase der Angst in eine
ihm angesichts laufender Kreditrückzahlungen
mandem, der nur dumm die Feile schwingt ohne
der Gleichgültigkeit hinübergeglitten.“ Fast ent-
anfangs extrem zu schaffen, ein wenig Entspan-
nachzudenken, auch den Job verliere.“ Freilich,
schuldigend fügt er hinzu: „Wissen Sie, ich kann
nung „hat aber die letzte Leitzinssenkung der EZB
die „Feilenschwinger“ bilden das Gros der Werks-
mich nicht die ganze Zeit fürchten. Das zermürbt
gebracht, dadurch ist auch die Kredittilgungsrate
mannschaft. Seitdem herrscht jedenfalls dicke
dich, macht dich fertig, und ändern kann ich oh-
geringer geworden.“ Dennoch, und dies hat er
Luft im Werk. „Eine Kluft zwischen Arbeitern und
nedies nichts.“ Das klingt wie die berühmten let-
mit vielen Kollegen gemeinsam, suchen viele zunehmend nach zusätzlichen Einnahmequellen – bis hin zum regelmäßigen Plasmaspenden. „Das kann man bis dreimal alle zwei Wochen. Bei ca. 20 Euro pro Spende bringt das im Monat bis zu 120 Euro in die Familienkasse!“ Auch
die
Personalvermittlungsagen-
turen stöhnen. „Wir bekommen die Krise ja als erste zu spüren, weil bei uns immer mehr Bewerber vorstellig werden, die umgekehrt gerade erst woanders ihren Job verloren haben. Die Vermittlung wird daher schwieriger!“, so Martin
Angestellten gab es schon immer, aber nach die-
zen Worte eines Buches, danach ist nichts mehr
Heiss, Geschäftsführer von Staff 24. Er schränkt
sem Erlebnis hat sie sich offen manifestiert.“ Ob
zu sagen. Maier blickt gedankenverloren auf den
aber ein, „dass die Nachfrage stark abhängig
die Zerstrittenheit der Belegschaft bei etwaigen
Tisch, als hätte man plötzlich die Pause-Taste ge-
von der Branche ist. Während im Gewerbe und
weiteren Verhandlungen zum Vorteil gereicht,
drückt. Unangenehmes Schweigen breitet sich
den Mittelständischen Unternehmen die Vermitt-
darf bezweifelt werden – wobei Verhandlungen
aus, bis uns der Sohnemann erlöst. „Papa, wann
lungsquote noch gleich hoch wie jene im Vorjahr
ohnedies kein Thema mehr sein dürften. So kom-
stellen wir endlich das Bad auf?“ Maier wirft mir
ist, lässt sich in der Industrie, und hier speziell in
mentiert der Marketing & Kommunikationsleiter
einen ratlosen Blick zu, dann wendet er sich lä-
der Autoindustrie rund um St. Pölten, ein Rück-
Harald Weber von der GF Automotive Mutter in
chelnd seinem Junior zu: „Jetzt mein Schatz“!
gang der Vermittlungen feststellen.“
Schaffhausen die Ablehnung der Abstimmung
Was im Kampf um einen Arbeitsplatz besonders
folgendermaßen. “Georg Fischer nahm diesen
Die anderen
Entscheid mit Bedauern zur Kenntnis und muss
Georg Fischer ist nur ein Exempel, wo aktuell die
„Gut ausgebildete Arbeiter lassen sich leicht ver-
nun Maßnahmen durchführen, die von uns alleine
Zeichen auf Sturm stehen. Und die Mär, ja Hoff-
mitteln und werden weiterhin nachgefragt, wäh-
beeinflusst werden können.“ Maßnahmen, die
nung, dass es nur die Automobilindustrie trifft,
rend es für minder qualifizierte Arbeitskräfte und
keine rosigen Zeiten verheißen. So wurden die
wird rasch zunichte gemacht. Bereits im März si-
Hilfspersonal immer schwieriger wird.“
Mitarbeiter sowie die Medien Ende Mai von einer
gnalisierte etwa der Möbelhersteller Svoboda, bis
Reihe von Maßnahmen des Konzerns in Kenntnis
vor kurzem Arbeitgeber von immerhin 240 Mitar-
Kikantisch. Schwierig könnte es auch für Teile
gesetzt, worin es u. a. heißt, „dass für etwa 850
beitern, dass er mit der Krise zu kämpfen hat. Wie
des Handels werden. Bei Leiner/Kika etwa kursie-
Mitarbeitende Kündigungen nicht zu umgehen
man gegenüber dem Wirtschaftsblatt bestätigte,
ren Gerüchte über geplante Gehaltskürzungen.
sein werden.“ Davon könnte auch der Standort
wurden Urlaube und Zeitausgleiche abgebaut, die
Betriebsrat Freitag sagt dazu nur „dass wir dazu
Herzogenburg betroffen sein, zumal man hier
Zahl der Leiharbeiter wurde auf null gesetzt. „Die
gar nichts sagen“, und sagt damit eigentlich
„die drei Fabriken umstrukturiert und teilweise
Devise ist: Wir müssen möglichst flexibel blei-
schon sehr viel. Die Stimmung im Betrieb ist,
zusammengelegt werden!“ Was das heißt, um-
ben“, so damals Geschäftsführer Bernhard Hol-
wie einige Mitarbeiter bestätigen, „von Unsicher-
reißt Weber in Stichworten „Die Anpassung der
zer. Doch das allein reichte nicht aus. Mittlerweile
heit geprägt. Man hört Gerüchte, aber Konkretes
Kapazitäten an die Nachfrage. Die teilweise Ver-
wurden erste Kündigungen ausgesprochen.
gibt es nicht.“ Aufklärung über den Status Quo
lagerung von Produkten an andere Standorte. Die
Auch der Tiroler Holzwerkstoffhersteller Egger
schafft Leiner/Kika Geschäftsführer Paul Koch.
Rückgabe einzelner, nicht profitabler Produkte an
mit Dependance in St. Pölten drückt auf die Kos-
„Was es aktuell gibt, sind normale Bereinigungen,
den Markt. Die Reorganisation der Produktion am
tenbremse. Im Februar kündigte man per Aussen-
das heißt wir trennen uns von Mitarbeitern mit
Standort Herzogenburg“, um dann hinzuzufügen.
dung für die gesamte Egger-Gruppe einen „Abbau
unterdurchschnittlichen
„Weitere Details können wir erst im Laufe des
von Leiharbeitskräften, Urlaubs- und Überstun-
drei Jahre im Krankenstand sind etc. – da muss
Projektfortschritts nennen.“ Auch auf die Frage,
denabbau aber auch Kurzarbeit und die Kündi-
man im Sinne des Gesamtunternehmens einen
ob es Kündigungen geben wird, antwortet Weber
gung von Mitarbeitern“ an. Ein St. Pöltner Mit-
Schlussstrich ziehen. Wenn es gut geht, sind das
nebulös. „Die Entwicklung des Personalstandes
arbeiter, der namentlich nicht erwähnt werden
vielleicht 50 Mitarbeiter in Österreich, und derlei
hängt auch davon ab, wie die Umsetzung der
möchte, gibt an, dass „Überstunden zwar noch
Restrukturierungen hatten wir schon immer“, so
notwendigen Maßnahmen greifen. Freisetzungen
gemacht, aber nicht mehr ausbezahlt, sondern in
der Manager. „Ich will aber nicht schönreden,
sind nicht auszuschließen, Konkretes werden wir
Zeitausgleich abgegolten werden.“ Dies habe zur
dass man sich natürlich auch auf etwaige härtere
relevant wird, ist die Frage der Qualifizierung.
Zahlen,
solche
die
–12 – MFG
0809_1011_1213_1415 Wirtschaft.i6 6
03.06.2009 18:08:13
Foto: Leiner/KIKA, zVg
Mitarbeiterinformation
des Leiters „Georg Fischer Automotive“ nach der gescheiterten Urabstimmung