VOM FASS - Genussvoll leben 2010

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Ernährungsdoktrin versus Ernährungsprogramm

Gemüse: - häufig belastet: Petersilie, Rucola, Paprika, Stauden­sellerie, Zucchini, Grünkohl, ­Auberginen, Radieschen, Rettich, Salat - belastet: Feldsalat, Gurken, grüne Bohnen

i­nternationalen Wettkampfes liegt nahe. Man kennt die Schweinemast in Höchstgeschwindigkeit und beschwert sich über wässriges Fleisch, dem die natürliche Struktur fehlt, die bei langsamerem Aufwachsen entstünde. Neugeborene Kälber werden der Mutter weggenommen und mit Milchpulver und anderen Präparaten zu schneller Schlachtreife gebracht. Wir essen Tomaten, die mit allen Mitteln wie in einem Labor mit Nährlösungen und einem künstlich veränderten kürzeren Tagesablauf darauf getrimmt werden, nur noch im Umfeld aus überwürztem Curryketchup oder Instant­ saucen als Tomate wahrgenommen zu werden. Und wie ist es mit den gedopten Aromen, jener unseligen Überwürzung von allem Essbaren, das sich in unsere Köpfe als Normalzustand eingeschlichen hat? Hamburger und manche anderen Produkte der großen Fastfoodketten sind Inbegriffe des gedopten Aromas, mit denen Abhängigkeiten von überzüchteten Eindrücken geschaffen werden, die kaum noch reversibel sind. Die Natur, die so ist, wie sie ist und nicht viel anders ausfallen kann, hat man dabei hinter sich gelassen. Was können exquisiteste Vanilleschoten schon ausrichten, wenn sie nicht so stark nach Vanille schmecken wie das künstliche Aroma? Die Gewöhnung an Exzessives, das sich weit entfernt hat von unmanipulierten ­Verhältnissen, ist eine schlimme Sucht. Für manche Zubereitungen reicht ein gutes Huhn aus, für andere vielleicht ein individuelles Produkt aus ökologischem Zusammenhang. In der Kochkunst sind also auch die höchsten Weihen mit abgerüsteten und damit wesentlich natürlicher erzeugten Produkten erreichbar.85 Dies ist zumindest ein großer Vorteil zum Sport.

Obst- und Gemüsearten aus konventionellem Anbau, bei denen die gesetzlichen Höchstmengen am wenigsten überschritten wurden: Obst: - selten belastet: Bananen, Heidelbeeren, Kiwis - fallweise belastet: Brombeeren, Zitronen, Orangen /Apfelsinen, Ananas, Mangos, Äpfel, Birnen, ­Mandarinen / Clementinen, Pfirsiche Gemüse: - selten belastet: Brokkoli, Chicoree, Endivien, Fenchel, Spargel, Zwiebeln, Kartoffeln - fallweise belastet: Eisbergsalat, Zuchtpilze, Spinat, Blumenkohl, Möhren/Karotten • „Natürlich“ oder doch nicht so ganz? „Doping“ hat in den letzten Wochen die Schlag­zeilen beherrscht. Doping? Haben wir das beim Essen ­eigentlich nicht immer? Es scheint so zu sein, dass fast alle, die sich so energisch gegen Doping engagieren, auf der anderen Seite treue Konsumenten gedopter Lebens­mittel sind. Und wenn man dann ist, was man isst, sieht alles ganz anders aus! Die „Mutter allen Dopings“ ist die Mast und die Gabe von leistungssteigernden Medikamenten an Tiere aller Art. Der Vergleich mit der Garde hochgezüchteter ­muskulöser Supersprinter im Endlauf eines 85

Vgl. „Doping vor dem Herd“, Jürgen Dollase, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Juli 2007, Nr. 173, S. 34

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