POMPOM - Maschen machen munter

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POM POM

⪢ · Maschen machen munter · ⪡ FrÜHling & sommer 2012

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⩔ Vor Wort

PomPom ist ein neues junges Strick- und Häkelmagazin für Deutschland.

Stricken und Häkeln ist wieder im Trend! Leider merkt man im Zeit­ schriftenladen nicht all zuviel davon. Bei PomPom gibt es nicht nur Fotos mit Anleitungen sondern auch viele spannende Artikel über die Strick- und Häkelszene. Es werden Künstler, De­­­signer, tolle Projekte und vieles mehr vorgestellt. PomPom soll dich zum Handarbeiten moti‑ vieren und inspirieren. Mit einfachen und schicken Modellen, aber auch kleinen Projekten wie Schmuck. PomPom will das du mal abschaltest und entspannst. Es ist bewiesen, dass Stricken und auch Häkeln beru­ higend wirkt, da man sich absolut konzentrieren muss und keine Mög­ lichkeit für andere Gedanken bleibt. Grade heutzutage, wo wir von einem Termin zum anderen rennen und heute schon an morgen denken, ist es wichtig mal auszuspannen. Und nebenher produzierst du schö­ ne Sachen für dich! Auch kleine Pau­ sen zählen, deswegen ist PomPom schön handlich und passt in deine Tasche.


ткв

Das ist drin


⪢ selber machen 042

Analoger Reihenzähler Nie wieder verzählen!

006

Strickliesel

Mach dir selbst eine!

076

Leute 031

Makaber

Häkelkünstlerin Patricia Waller im Interview

014

The Queen of Crochet Kate Jenkins

Gewusst?

Strickwettbewerb

022

054

Ein süßer Trend aus Japan

Sommerstrickmodelle - Anleitungen im separaten Anleitungsheft

Neues von der Strickliesel

Stricke deinen Doppelgänger nach Anleitung von Arne & Carlos

Feierabend!

Amigurumi

Projekte 084 The Föhr Reef

Ein gehäkeltes Korallenriff

078 Vorsicht Wollwechsel Das Wolltauschprojekt

048

Lärm

Protest gegen Fluglärm der besonderen Art

090

Hilf reich!

STRICKKISTE

040

004

Haken schlagen

Lauter schöne und nützliche Sachen

Jknit Strickapplication Strickhilfe für iPhone und iPad

044

Sommerfasern & Garne Welche ist die richtig Wolle für den Sommer?


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{gewusst ?}

Haken schlagen! fast jeder besass oder besitzt eine, die meisten Handarbeiterinnen kennen sie. diese Hölzerne sPule, äusserlicH in form einer frau gedrecHselt, aber oHne arme, mit kleinen gebogenen HäkcHen auf dem koPf, meist bunt bemalt mit kleinen gesicHtern. Unsere gute alte Strickliesel, schon von der Mutter oder sogar der Groß­ mutter wurde sie in deren Kindheit zur wollwurstproduktion verwendet. Vielleicht besitzt ihr auch einen Strick­ pilz mit gleicher Funktionsweise? Für alle, die sie doch nicht kennen: Die Strickliesel ist ein Handarbeitsge­ rät, bestehend aus einer Holzspule, einem durchbohrten Holzstab, der am oberen Ende mit 4 oder mehr nägeln oder Drahtschlingen bestückt ist.

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Da man sehr einfach und ganz schnell lange, bunte wollschläuche stricken kann, war sie früher bei Kindern sehr beliebt. Mittlerweile gibt es auch größere Varianten zum Socken strick­ en, oder flache Ausführungen, so genannte raken, mit denen man breite Strickstücke erstellt ohne die üblichen Stricknadeln. Entstanden ist die Strickliesel oder auch der Pilz aus der mittelalterlichen Strickgabel, einer Holzgabel mit nur 2 Zinken und einem Loch in der Mitte des Griffes. Auch diese kann man heute noch kaufen.


{ die stricklie sel }

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docH wie funktioniert sie? Man nimmt die Gabel am Griff in die linke Hand, zieht den wollfaden durch das Loch oberhalb des Griffes hindurch und hält dann das Fadenende gleichzeitig mit dem Gabelgriff fest. Den laufenden Faden wickelt man nun in Form einer Acht um die zwei Zinken, so dass sich der Faden zwi­ schen ihnen überkreuzt, dadurch er­ hält man auf jedem Zinken eine Ma­ sche. Beim weiteren wickeln legt man dann den Faden über die Masche des jeweiligen Zinkens und hebt die unten liegende Masche über den Faden und über den Zinken ab.

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Danach zieht man einmal mit einem kleinen ruck die Schnur nach unten, damit eine gewisse Spannung und damit Festigkeit entsteht. Die Strick­ gabel wird beim wickeln immer im Halbkreis weitergedreht, so entsteht nun eine dünne Kordel. Früher nutzte man diese Kordeln vor allem zum Abkanten von Kleidern. Unsere Strick­ liesel ist also nichts anderes als eine Strickgabel mit vier Zinken, mit gleicher Funktionsweise aber man wickelt nicht nur eine Acht sondern immer zwei um vier Drahtschlingen oder nä­ gel. Sie wird auch nicht im Halbkreis gedreht sondern immer ein Viertel weiter, alles andere bleibt aber gleich. Stricklieseln gibt es mittlerweile in allen möglichen Größen und Formen, manche mit bis zu 41 Drahtschlaufen. Manch einer baut sie sich auch selbst in überdimensionaler Größe. .



{ d o i t yo u r s e l F ! }

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C Mach dir selbst eine! Zum Schluss gibt es hier für die, die keine Mutti oder Oma mit einer alten Strickliesel haben und kein Geld ausgeben wollen, eine Anleitung zum selber basteln: Dazu braucht ihr eine Klopapierrolle, 2 oder 4 Eis­ stiele und Klebeband. Nehmt die 4 Eisstiele od-er 4 halbe und befestigt sie in gleichmäßigen Abständen rundherum an der Klopapierrolle. Et Voilà, deine ei-gene Strickliesel ist fertig und die Wollwurstproduktion kann losgehen! Du kannst die Klopap­ ierrolle natür-lich noch verschönern durch Bemalen oder Bekleben mit Ge­ schenkpapier, bevor du die Eisstiele befestigst.

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man kann nicHt nur tolles mit iHr macHen, sie ist aucH scHön anzuscHauen Diese tollen Lieseln stammen aus der Sammlung von Monika Kauf­Delfosse. Sie besitzt an die 300 Stück. Mit dem Sammeln hat sie ca. vor 28 Jahren begonnen und ein Ende ist nicht in Sicht. Sie findet immer noch welche, die ihrer Sammlung fehlen. Begonnen hat alles mit einem Flohmarktbesuch als Studentin als sie ihre zweite Liesel, übrigens aus dem Jahre 1935 mit kompletten Kästchen, kaufte. ▶ www.farbe­und­ich.de


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{Gewusst ?}

Schmuck von der Liesel Könnt ihr euch noch dran erinnern, wozu diese Wollwürste verwendet wurden? Ich ehrlich gesagt, nicht so recht. Also habe ich mich drauf und dran gemacht einmal herauszufinden, was man so alles daraus herstellen kann. Dabei bin ich auf richtig tolle Sa­chen gestoßen. Wie wäre es z.B. mit einem tollen Seemannsknoten-Armband, oder schönen Ketten und Rin­ gen?

01 Veraen steht für souveraene Veraenderung von bestehenden Klischees, fern von industrieller Massenware und Einheitstrends. Textile Materialien nicht nur als Mittel zum Zweck der Mode sondern als eigenständiges Design. Die klassische Technik des Strickens in neuen Dimensionen und veränderten Einsatzbereichen führt zu einer eigenen souveraenen Designsprache. ▶ www.verean.com


{ Die stricklie sel }

02 sechsminus Das ist ein junges Label für individuellen Stricklieselschmuck. Armbänder, Ketten, Broschen und Gürtel. Die beiden ExBerlinerinnen, Hanna ist Innenarchitektin und Christina ist Schauspielerin, entwerfen und fertigen jedes Teil von Hand. Auf Wunsch kann jedes Produkt individualisiert werden. ▶ www.de.dawanda.com/shop/sechsminus

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03 Lieselund Bei Lieselund gibt es die Liesel und andere Designprodukte zu kaufen. Lieselund steht für verspieltes und einzigartiges Design mit Wohlfühlfaktor. Natürlich made in germany. ▶ www.de.dawanda.com/shop/Lieselund


{ die stricklie sel }


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{ leute }

n e e u Q the

e

i Have alwaYs loveD Making tHings ever since i was Young.

kate jenkins (40) ist Fashion Design­ erin für Strick mit Abschluss an der Brighton University, Fashion Textiles with Business Studies und hat unter anderem schon für Designer wie Marc Jacobs, Missoni und Donna Karan ge­


t e h c o r C f o { k at e j e n k i n s }

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sommerzeit, reisezeit, wie wäre es denn, einmal ans meer zu reisen, an die küste grossbritanniens z. b. nacH brigHton zu fisH'n' cHiPs in "kate's cafÉ"? Mit "Kate's café" ist eine von vielen Ausstellungen der Designerin Kate Jenkins` gemeint, in England auch schon als Queen of crochet betitelt. Sie häkelt aber nicht nur alle mögli­ chen Menüs, natürlich typisch engli­ sche, sondern ist auch erfolgreich vielseitig engagiert. Sie hatte schon immer den Drang der Modeindustrie ihren eigenen Stem­ pel aufzudrücken. Also gründete sie 2003 ihr eigenes Label "cardigan" mit Laden und Studio in Brighton. Für sie war ihr weg hierher völlig logisch und fast schon selbstverständlich. ihre Strick­ und Häkelleidenschaft entdeckte sie schon als Kind, animiert durch ihre Mutter und Großmutter, die selbst, wie Kate sagt, Profistrickerinnen und Häklerinnen waren. Das Häkeln von typisch englischen und auch anderen Menüs begann 2007 eigentlich als Promotionaktion für ihr Label "cardigan". Sie wollte etwas machen, dass nicht nur Frauen anspricht und Essen schien da die passende wahl , denn Essen muss schließlich jeder! Die idee der Menüs war geboren.

weil sie so gute resonanz erhielt und es ihr vor allem riesigen Spaß machte, häkelt sie bis heute immer neue Kollektionen, die sie in der rebecca Hossack Gallery in London ausstellt. Bisher gibt es sieben Kollektionen: "comfort Food" 2007, "Fish 'n' Stitches" 2007, "Soft Smokes" 2008, "cardigan in Bloom" 2008, "Kate's café" 2009, "come dine with Kate" 2010, "Kate's crochet market" 2011.Dieses Jahr wird sie wieder ausstellen, diesmal in new York. Man darf sich überraschen lassen, was sie uns wohl diesmal Tolles auf­ getischt. neben den Ausstellungen bekommt sie auch oft Anfragen von Magazinen, die ihre Arbeiten für Ar­ tikel nutzen oder über Kate schreiben wollen. Außerdem durfte sie im Hotel Pelirocco in Brighton ein ganzes Zim­ mer gestalten. Dazu muss man wissen, dass im Pelirocco jedem Zimmer ein anderes Thema zugeordnet ist. So entstand Kate's "Do knit disturb" Zim­ mer in dem alles gestrickt und gehäkelt ist. Eine nacht in Strick und Häkel' kostet £59.00.

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{ K at e J e n k i n s }

Die Ideen für ihre Arbeiten sind zufäl­ lige Gedanken und dabei meistens Dinge, die sie selbst zum Lachen brin­ gen. Anleitungen dazu gibt es nicht, sie malt sozusagen mit der Wolle ganz intuitiv. Für eine Arbeit braucht sie ca. ein bis eineinhalb Wochen. Natürlich kann man ihre Kreationen auch kaufen. Kate Jenkins Laden in Brighton ist ein Muss für begeisterte Häklerinnen oder solche die es werden wollen. Aber vor allem macht es riesigen Spaß, sich ihre fantasie- und humorvollen Arbeiten anzusehen. ▶ www.cardigan.ltd.uk

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{ amigurumi }

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Amigurumi

Sucht man im Netz nach Strick & Häkelanleitungen, trifft man immer wieder auf dieses seltsame Wort „Amigurumi“. Es hört sich an wie noch so eine neumodische japanische Speise.

Doch das Amigurumi stammt tatsäch­ lich aus Japan, allerdings ist es nicht essbar! Seine Geburtsstunde liegt in den 80ern, aber erst seit ein paar Jah­ ren wird Amigurumi auch in Europa immer bekannter und beliebter. Doch was versteckt sich jetzt eigent­ lich dahinter? Amigurumi besteht aus zwei japanischen Wörtern, „ami“, das stricken bzw. häkeln bedeutet und „nuigurumi“, das ein kleines gestopftes Spielzeug beschreibt. Amigu­ rumis sind also meist gehäkelte, aber auch gestrickte Tierchen oder Objekte mit menschenähnlichen Merkmalen und Gesichtern. Charak­ teristisch ist der viel zu große Kopf auf einem zu kleinen Körper mit winzigen Ärmchen und Beinchen. Die Anwendung des Kindchenschemas ist typisch. Dadurch wirken Amigurumis unglaublich süß und niedlich. Ganz nach dem japanischen Kawaii-Kult. Wer sich jetzt fragt Kawaii, was ist denn das nun wieder? Hierzu eine kurze Erklärung:

Kawaii bedeutet süß, niedlich, liebens­ wert, kindlich. Es steht heutzutage für ein japanisches ästhetisches Konzept, das Unschuld und Kindlichkeit betont und sich dabei auf alle Bereiche der japanischen Gesellschaft ausgedehnt hat. In der westlichen Welt steht es einfach für die japanisch beeinflusste Niedlichkeitsästhetik. Populär wurde es in den 1970er Jah­ ren. Damals hat sich Kawaii vor allem als Designelement in vielen Bereichen des japanischen Lebens durch­ gesetzt. Seit der Jahrtausendwende ist Kawaii auch in westlichen Ländern zu finden. Mit Kawaii wurde in Japan in den späten 80er Jahren eine Sendung namens „Ami“ vom japanischen Sender NHK ausgestrahlt. Und der Ami-gurumi-Kult wurde geboren. 2002 gründete sich dann die Japanische Amigurumi Associ­ ation, um über Amigurumi Design zu informieren und es zu promoten. 2003 boomte das Sammeln und Kreieren von Amigurumis online. 2006 waren es die beliebtesten Artikel bei Etsy. Geht man heute auf Amazon und gibt Amigurumi ein, erscheinen ca. 200 Bücher mit Anleitungen oder Ami­ gurumi Pakete. Diese sind allerdings meist in Japanisch.


編 み ぐ る

Hinzukommen aber auch noch Hun­ derte Anleitungen von Liebhabern, die ihre eigenen Kreationen verkaufen oder umsonst bereitstellen. Das Reizvolle an Amigurumis ist, dass sie sehr einfach und vor allem schnell herzustellen sind. Ein prima Anfangs­ projekt für Häkelstarter. Abgesehen davon erfordern sie auch nicht viel Material, dadurch wird ihre Anfertigung sehr günstig. Und da sie meist klein sind, findet sich für sie auch immer ein Platz. Also es macht einfach Spaß sie herzustellen, gerade weil man meist schnell ein Erfolgserlebnis erhält. Nicht wie bei einem Pulli oder Schal für den man schon mehrere Tage oder Wochen benötigt. Doch was macht man nun eigentlich mit den Amigurumis, wenn man eben kein Sammler ist? Sie eignen sich hervor‑ ragend als kleine Geschenke vielleicht für die kleine Nichte oder den kleinen Neffen. Man kann sie prima als Schlüsselanhänger verwenden oder man plant eine Verkaufsaktion für einen guten Zweck und spendet die Einnahmen. Man kann sie natürlich auch ganz eigennützig auf Dawanda oder Etsy verkaufen.

{ gewusst ? }

Wie stellt man Amigurumi her und was braucht man dafür?

Für ein Amigurumi benötigt man Wolle, ganz egal welche. Wichtig ist nur, dass sie nicht zu dehnbar ist, damit keine großen Löcher entstehen kön­ nen, aus denen Füllmaterial hervorlugen könnte. Am Besten lässt sich Acrylwolle verwenden, diese ist meist am günstigsten und es gibt sie in großer Farbvielfalt. Der Clou dabei ist nun, dass man eine 2–3 Stärken kleinere Häkelnadel benutzt als für das jeweilige Garn empfohlen. Dadurch entsteht ein sehr festes Maschenbild und die Füllung bleibt unsichtbar. Für die Füllung lässt sich am Besten Polyester- oder Synthetikwatte ver­ wenden; manche benutzen auch Stoff- oder Garnreste. Die Füllung sollte auf keinen Fall klumpen und in sich zusammenfallen sondern schön flauschig sein und sich gut fest stopfen lassen. Zusätzlich um dem Objekt Standfestigkeit zu geben, kann man Plastikkugeln in den Boden füllen oder ein mit Sand gefülltes Säckchen. Für die Stabilität der Arme oder Beine eignen sich ideal Pfeifenputzer, die auch Arme und Beine beweglich machen und in gewünschte Positionen bringen lassen. Je nachdem was man am liebsten mag, bieten sich für das Gesicht und auch zum Verzieren Knöpfe, Perlen, Filz, Stickgarn und Stofftieraugen an.

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Zum Zusammennähen benötigst du noch eine Stick- oder Nähnadel, eine Schere um Fäden abzuschneiden und eventuell noch eine Stopfnadel, die hilfreich ist, kleine Beinchen oder Ärmchen mit Watte zu füllen.

Die Technik Grundsätzlich werden die meisten Amigurumis in der Runde gehäkelt, egal ob als Spirale oder in geschlossene Runden. Genutzt werden nur feste Maschen, deshalb ist die Gestaltung von Amigurumis so leicht. Die einfachsten Amigurumis ohne Extremitäten werden in einem Stück gehäkelt, komplexere in mehreren Teilen, dann werden am Ende Ohren, Arme und Beine mit dem Körper zusammen genäht. Man startet meist mit der Magic-Ring-Methode und formt dann weiter wie man mag. Wichtig ist das man fest häkelt, so dass, wie schon oben erwähnt, möglichst kleine Löcher entstehen. Ein Tipp: die Augen möglichst weit auseinander annähen, dies gilt als besonders kawaii (niedlich)

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Das Füchschen und den Delphin findet ihr im Anleitungsheft zum Selbermachen. Folge den Symbole in den Fotos. An die Häkelnadel fertig los!

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{ gewusst ? }

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Amigurumi selber machen Um sich sein eigenes Amigurumi-Tierchen zu gestalten, nimmt man sich am besten ein Blatt kariertes Papier. So lässt sich später besser die Maschenanzahl berechnen, die für die einzelnen Teile benötigt wird. Nun bestimmt man wie viele Maschen ein einzelnes Kästchen auf dem Papier darstellt und skizziert das gewünsch­ te Objekt. Die Skizze unterteilt man danach in geometrische Formen wie Kugeln, Röhren oder flache Formen, die die Häkelei vereinfachen.

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Durch die Kästchen kannst du nun die Höhe deines Objektes berechnen, z.B. ein Objekt über zehn Kästchen – ein Kästchen entspricht zwei Maschen – also rechnest du zehn Kästchen mal zwei Maschen und erhältst so­­mit zwanzig Maschen in der Höhe. Zur Umfangsberechnung einer Kugel nimmst du den Durchmesser, also die Anzahl der Kästchen an der breitesten Stelle des Kreises auf dem Blatt, teilst ihn durch 2 und multiplizierst das Ergebnis mit π. Jetzt hast du die Maschenanzahl für die breiteste Stelle der Kugel. Am günstigsten ist es wenn diese Maschenanzahl ein Vielfaches von 6 ist, denn mit 6 Maschen beginnt

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{ amigurumi }

Möge deine Häkelnadel mit dir sein! Mit den hevorragenden Star Wars Amigurumi von Lucy Ravenscar könnte man bestimmt auch männliche Wesen zum Häkeln bewegen! ▶ www.lucyravenscar.blogspot.de


{ gewusst ? }


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{ amigurumi }


Die Amigurumis mit den schicken POMPOM-Haar sind von Toydesigner Chity soy yo und gefallen uns besoonders gut! NatĂźrlich gibt es noch mehr von seinen lustigen Amigurumis! â–ś www.chitysoyyo.com


{ leute }

Patricia waller ist eine deutsche Häkelkünstlerin: geboren ist sie 1962 in Santiago, chile. Dort lebte sie bis sie 1968 nach Deutschland, umzog. Von 1985 bis 1990 studierte sie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Danach bekam sie mehr­ ere Auslandsstipendien, eins für Gent in Belgien,eins für chicago und noch ein weiteres für Paris. 2002 bekam sie den Kunstpreis der werner­Stober­ Stiftung. Ab 2002 bis 2004 lehrte sich Skulptur an der Hochschule für Ge­ staltung Pforzheim. Darauf folgte ein weiterer Lehrauftrag an der Universi­ tät zu Köln am institut für Kunst und Kunsttheorie, Abt. Textilgestal­ tung/Textilwissenschaft. Heute lebt und arbeitet sie in Berlin. ▶ www.patriciawaller.com

Maka


{ pat r i c i a wa l l e r }

Knallrote haare, strahlende blaue augen, nettes Lachen. Doch was verbirgt sich dahinter? Betrachtet man Patricia Wallers Hä­ kelkunst steckt hinter der Nettig­keit immer etwas makaberes. Hier ist sie im Interview! Haben Sie schon immer gehäkelt, bzw. seit wann benutzen Sie das Häkeln für ihre Kunst? Auf die Idee meine Arbeiten zu häkeln kam ich gegen Ende meines Bildhau­ ereistudiums an der Akademie der Künste in Karlsruhe. Ich suchte nach einem Material, das nicht so belegt und „vorbelastet“ ist, wie z.B. Holz, Gips oder Bronze. Außerdem wollte ich mich auch unabhängig machen von Maschinen und Steckdosen. So habe ich Anfang der 90er Jahre die Wolle für meine Arbeit entdeckt und begonnen zu häkeln, was anfänglich von meinen Kollegen sehr belächelt wurde.

Woher nehmen Sie Ihre Ideen? Sie sind ja schon recht makaber. Bei der Wahl der Themen ist mir der gesellschaftliche Bezug wichtig, jeder Betrachter soll die Arbeiten verste­ hen oder interpretieren können. So bearbeite ich Bereiche wie Familie, Religion, Forschung, Medizin oder Technik, um nur einige zu nennen. Beim Häkeln läuft oft der Fernseher, so bekomme ich einen Überblick, was den Menschen interessiert und be­ schäftigt. Es interessiert mich, Bilder zu finden, die den Umgang mit unse­ ren Ängsten und die Fähigkeit diese zu verdrängen, zum Inhalt haben. Themen also, die wir nur allzu gerne ignorieren wie Angst vor dem Alter, Krankheiten Behinderungen und Gebrechen, irrationale Ängste und ver­ borgene Wünsche. Wie lange brauchen Sie für eine Skulptur, wie z.B. das Bambi? Alle meine Arbeiten sind von mir in Handarbeit hergestellt und ich brau­ che oft Monate um eine Arbeit fertig zu stellen.

aber.

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Für die Arbeit Bambi benötigte ich z.B. über 2 Monate. Gegenstände in Handarbeit herzustellen scheint als Vorgang geradezu paradox zu sein in einer Zeit der Massenfabrikation, und ich hinterfrage damit auch die Wer­ tigkeit von Handarbeit. Was wollen Sie ausdrücken, z.B. mit der Ausstellung „Bad Luck“? Was ist Ihr Ziel? Jede Ausstellung hat eine Thematik, die ich vorrangig bearbeite. Bei der Ausstellung „Bad Luck“ hat mich un­ ser Verhältnis zur Gewalt interessiert. Eines unserer Grundrechte ist das Recht auf Leben und körperliche Un­ versehrtheit, dennoch begegnet uns täglich Gewalt. In den Arbeiten werden Fragen zum Umgang mit den verschiedenen Formen der Gewalt in unserer Gesell­ schaft verarbeitet. Grausame Verlet­ zungen und enthemmtes Gemetzel gehören zum Standard der visuellen Ware der Hollywoodmaschinerie und der Spiel-Industrie, und haben unse­ ren Wirklichkeitsbezug zu Grausam­ keit und Tod geprägt und verändert. Die Comicfiguren verwende ich, weil sie (fast) auf der ganzen Welt funktionieren, jeder erkennt sie sofort wie­ der. Die „Toons“ sind gewöhnlich vermenschlichte Tiere, stark karikiert dargestellt. Allen physikalischen Gesetzten zum Trotz überleben sie selbst lebensgefährliche Situationen und stehen unversehrt wieder auf, nachdem sie von einer Dampfwalze überrollt wurden, sie sind unsterblich.


Wann und wo ist Ihre nächste Ausstellung? Gibt es ein neues Projekt/ Thema? Die nächste Ausstellung trägt den Titel: „Broken Heroes“ und wird am 20. April 2012 in der Galerie Deschler in Berlin eröffnet. Sie beschäftigt sich mit dem Promi- und Starkult unserer Gesellschaft. Stars sind nicht einfach einzelne Personen, sondern Ergebnisse vielfältiger Interessen und komplizierter Einflussfaktoren, Macht -und Marktkonstellationen. Die Fans bekommen durch die Be­ ziehung zu ihrem Lieblingspromi mehr Selbstwertgefühl. Da virtuelle Beziehungen zu einem Star nicht enttäuscht werden können – etwa durch Zurückweisung –, bieten sie Menschen mit geringem Selbstwert­ gefühl die Möglichkeit, die eigenen Widersprüche und Unzulänglichkeiten zu kompensieren und ihren Idealen näher zu rücken.

{ pat r i c i a wa l l e r }

Was denken die Leute über Ihre Häkelkunst ? Ich habe in einem Artikel gelesen, dass Sie als moderne Häkelliesel bezeichnet werden. Wie ist das heute, da nun das Häkeln und Stricken wieder Trend ist/ wird? In der Anfangszeit meiner Häkelar­ beiten wurde Wolle, in der Kunst und ihrer Geschichte, eher als minder­ wertiges Material angesehen und litt sehr an dem etwas angestaubten Image der Häkeldeckchen und Toilet­ tenpapier-Hütchen. Was die Menschen über meine Arbeit denken, lässt sich nicht so einfach mit ein paar Sätzen beantworten. Auch wenn das neue Jahrtausend eine Ver­ änderung in der Wahrnehmung von Nadelarbeiten gebracht hat, ist es immer noch ein schwieriges Material in der Kunst. Ich spielte und spiele noch heute ganz bewusst mit den Image der „Hausfrauenkunst“. Meine Arbeiten wirken auf den ersten Blick eher unschuldig, schaut man aller­ dings genauer hin entdeckt man eine oft bissige Ironie. Die Harmlosigkeit, mit der die Handarbeiten sich präsen­ tieren, lassen die Themen, die in ihnen behandelt werden, umso krasser und zynischer erscheinen.

Hello Kitty · Wolle · Styropor · Kunststoff · Häkelarbeit · 65 x 45 x 60 cm · 2011

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Beim häke der Ferns komme ich blick, was schen int und besch


Was halten Sie von dem Trend? Wie finden Sie es, dass auch jüngere Leute wieder häkeln oder stricken? Meinen Sie, der Trend wird sich halten? Ich freue mich, dass auch junge Men­ schen wieder stricken und häkeln, aber das hat ja erst einmal nichts mit Kunst zu tun. Auch der Wunsch nach Individualität wird stärker. Etwas in Handarbeit herzustellen erfordert Kreativität und Fantasie, und ich den­ ke, dass beides zunehmend wichtiger wird. Wo und wann häkeln Sie am liebsten? Können Sie eine kleine lustige Häkelanekdote erzählen, irgendetwas Unerwartetes oder eine Panne?

Accident 3 - Shark · Wolle · Draht · Häkelarbeit · Länge 160 cm · 2003

eln läuft oft seher, so beh einen Übers die Menteressiert häftigt.

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Was ich an meiner Arbeit mag, ist die Tatsache, dass ich überall arbeiten kann, in meinem Atelier, im Park oder auch im Zug. Hier werde ich dann oft gefragt, was ich denn häkle. Und da ich sicher auf Unverständnis stoßen würde, wenn meine Antwort „eine Beinprothese“ lauten würde, erzähle ich immer, dass ich an einem Stram­ pelanzug häkle, auch wenn die Arbeit so gar nicht danach aussieht.

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{ pat r i c i a wa l l e r }

Wann haben Sie häkeln gelernt und wer hat es Ihnen beigebracht? Nicht alle meine Arbeiten sind gehä­ kelt, ich stricke und sticke auch, aber ich muss gestehen, ich bin unfä­ hig, ein Paar Socken zu stricken. Meine erstes „Werk“ war ein Topflap­ pen, den ich im zarten Alter von neun Jahren in der Schule häkeln musste. Er wurde so schrecklich, dass meine Mutter ihn weggeworfen hat. Ich glau­ be man sieht, dass ich mich technisch durchaus verbessert habe.

Häkeln oder stricken Sie zusätzlich zu Ihren Kunstwerken auch noch Kleidung wie Pullis für den täglichen Gebrauch? Wie ich schon erwähnt habe, ist meine Arbeit sehr zeitaufwendig. Für eine Ausstellung arbeite ich ca. 2 Jahre, das heißt, dass ich täglich einige Stunden häkeln muss, und habe daher kein großes Interesse, in meiner Freizeit an einem Pullover zu stricken.

Bad Luck - Miss Piggy ·Wolle · Draht · Füllwatte · Holz · Kunsstoff · Häkelarbeit · 110 x 80 x 190 cm · 2008


{ Leute }

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Accident 3 - Shark · Wolle · Draht · Häkelarbeit · Länge 160 cm · 2003

Mein erstes „Werk“ war ein Topflappen (...). Er wurde so schrecklich, dass meine Mutter ihn weggeworfen hat...




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{ Hilfreich! }

Knit

JKnit" - eine Strick-App. So heiSSt die Anwendung für das iPhone, die Julia Kroyan entwickelt hat. Strickmuster sind wie Codes, mit fes-­ ten Regeln und logisch wie Mathematik, deshalb liebt die Soft­ware-Ent­ wicklerin Julia Kroyan das Stricken. Nun hat die gebürtige Sauer-länderin beide Leidenschaften kombiniert und mit ihrem Mann eine Anwendung für das iPhone entwickelt.

Strickmu sind wie C mit festen geln und wie Mathe Im warmen Kalifornien schwere dicke Schals stricken, das ist schon ganz schön schräg, meint die leidenschaftli­ che Strickerin selbst auch. Aber seit ihrer Grundschulzeit in Bestwig hat sie die Nadeln nicht mehr beiseite ge­legt, auch nicht, als sie vor elf Jahren zum Mathematikstudium in die USA zog. Heute liegt sie damit voll im Trend, zumindest in den Staaten. Um sie herrum gibt es viele Frauen und auch Männer -, die mit den Na­deln klappern. Es gibt sogar S ­ trickklubs in denen sich bis zu 20 Frauen tref­fen, um Muster auszutauschen. Meist arbeitet die 33-Jährige an mehreren Woll-Projekten gleichzeitig. Aktuell: ein Babypullunder, eine luftige Weste mit Lochmuster und an einem Ge­schenk für ihre Schwester Vera. Bei so vielen Maschen und Mustern ist es dann schwie­rig den Überblick zu behalten, vor allem, wenn man ein Stric­kzeug etwas länger zur Seite legt.


{ jknit - strickaPP }

uster coDes, n relogiscH eMatik... Die ausgedruckte Strickanleitung, dis­ zipliniertes Mitzählen und Auf­ schreiben sind da Pflicht. „Das könnte einfacher gehen", dachte sich Julia Kroyan im vergangenen Spätsommer, denn lösungsorientiertes Denken gehört in ihrem Beruf als Software­ Entwicklerin dazu. im September hat sie sich deshalb gemeinsam mit ih­ rem Mann dazu entschlossen, eine App für das iPhone zu schreiben. „Da wir beide als Programmierer arbei­ ten, war dies für uns nicht so schwie­ rig", sagt Julia Kroyan mit einer Leich­ tigkeit. Doch spätestens sobald sie von interface und Algorithmen erzählt, weiß der nicht­Programmierer, dass es sich hierbei um eine keine so leich­ te Aufgabe handelt.

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Für beide war es eine spannende Ab­ wechslung, denn normalerweise entwickeln sie Anwendungen für die industrie. Der größte Unterschied? „Eine App zu bauen geht viel schneller und man bekommt direkt das Feed­ back der Kunden."

und so funktioniert jknit „wir überlegten uns vorher genau welche Funktionen unsere App haben muss und wie sie aussehen soll und teilten uns die Arbeit dann auf. Dabei achteten wir beide darauf, dass das Programm selbsterklärend ist. Denn wer eine App herunterlädt, möchte nicht erst lange eine Bedienungsanlei­ tung lesen, sondern sofort loslegen können", erklärt Julia Kroyan. im Dezember war „JKnit" fertig. Das „J" steht dabei für Julia und „Knit" für das englische wort stricken. Mindes­ tens 300 Menschen von Australien bis Schweden stricken nun schon mit J­Knit. 30 Prozent des Verkaufsprei­ ses behält Apple ein, übernimmt dafür aber auch die Buchhaltung. reich sind die Kroyans damit also bislang noch nicht geworden. „wir erwarten aber auch nicht, dass sich die Entwicklungskosten amor­ tisieren", erklärt Julia Kroyan. JKnit sei ein nischenprodukt ­ im Gegensatz zu einem reinen Unterhaltungspro­ gramm wie bei einem Spiel.

Zunächst muss das Strickmuster per Hand auf das iPhone übertragen werden. nach jeder reihe klickt man dann auf den Bildschirm. Jknit merkt sich so, an welcher Stelle des Strickmusters man gerade ist. wenn nun in der fünften reihe Ma­ schen abgenommen werden müssen oder ein Zopf anfängt, erinnert das Programm daran. „Die Maschen muss man trotzdem zählen“, und stricken muss man natürlich auch noch selbst. ilka wiese

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 Reihenzähler

3 4

9 8

7 56

Linker Zähler

0 1 2

5 6 7

2 1 0

8 9

4 3

Reihe

Rechter Zähler


{ {j dk on i itt - ysoturri cs ke laFpp ! }}

Auch für iPhone- und iPad-lose gibt es hier eine Anleitung für einen analogen Reihenzähler.

C

So wird‘s gemacht:

Dazu benötigst du einen Bogen festen Karton, eine Schere, sowie zwei Rundkopfklammern und ein Cut­termesser. Kopiere die Vorlage auf den Karton und schneide die 3 Kreise aus. Nun trennst du mit dem Cuttermesser aus der großen Scheibe die 2 vor­ge­zeichneten Rechtecke sauber her­aus.Dann stichst du die markier­ten Punkte der 3 Scheiben mit den Rundkopfklammern vor, nimmst sie da­nach wieder heraus. Jetzt richtest du die kleinen Zahlen­ scheiben so hinter der großen Scheibe aus, dass die Löcher passgenau übereinander liegen und jeweils die Zif­fer 1 in beiden Rechtecken gut sichtbar ist. Danach verbindest du die Teile mit den Rundkopfklammern von vorne nach hinten und biege sie so um, dass sich die kleinen Scheib­en gut drehen lassen.


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Habt ihr euch schon einmal die Frage gestellt, welches Garn jetzt eigentlich für Sommerstrickereien am besten geeignet ist? Dann ist das hier euer Artikel: Spon­tan verbindet man Stricken und Wolle meist mit Winter und dem Schutz vor Kälte. Aber auch im Som­mer kann man sich tolle Sachen stricken, allerdings sollte man das passende Garn verwenden. Dikke Schurwolle ist da wohl eher nicht geeignet. Deswegen habe ich mich im Folgenden mit den verschie­ denen adäquaten Fasern befasst, um euch einen Überblick zu verschaf­ fen.

Baumwolle Die allseits bekannte und beliebte Baumwolle gehört zu den Naturfasern, wird also nicht che­misch hergestellt. Baumwolle besteht zu 90 % aus reiner Zellulose. Man gewinnt die Faser aus den Samenhaa­ ren der Fruchtkapsel, die zu Textil­ garnen versponnen werden. Diese Sa­menhaare bilden eine leichte und sichere Umgebung für die Keime. Gleich­zeitig sind sie in der Lage, sehr viel Wasser aufzunehmen, das die Keime für das Wachstum benötigen. Ins­gesamt gibt es bis zu 51 ver­ schiedene Arten, von denen aber nur vier für die Textilherstellung von Be­deutung sind. Größte Baumwollprodu­ zenten sind China, Indien, die USA und Pakistan. Baumwolle ist sehr luftdurchlässig und kann viel Feuchtigkeit aufnehmen, wirkt dadurch Temperatur ausglei­ chend und atmungsaktiv. Außerdem ist sie sehr hautfreundlich, kühl und glatt. Sie gilt als antibakteriell, allergen­ arm und Schmutz abweisend.

{ Hilfreich! }

Im Hinblick auf Hygiene ein bedeutsa­ mer Faktor, bietet Baumwolle die Mög­lichkeit, auch bei hohen Tempe­ratu­ren gewaschen werden zu können. Auf­grund ihrer Saugfähigkeit, Leich­tigkeit und Zähigkeit wird die Naturfaser zu einem beachtlichen Teil in unserer Textilindustrie genutzt als

Sommerfasern & ⪢ Garne ⪡

Roh­stoff für Jeans, T-Shirts, Unterwä­ sche, allerlei weiterer Stoffe, und natürlich auch als Strickgarn. Ihr Nachteil ist, sie gibt die aufgenommene Feuchtigkeit nur langsam wieder ab, benötigt also ei­ne lange Trocknungszeit. Schwitzt man nun im Sommer sehr viel, ist sie nicht unbedingt die beste Wahl.

Seide Reine Seide ist eine feine Texti­lfaser tierischen Ursprungs. Sie wird aus den Kokons des Seidenspinners gewonnen und ist die einzige in der Natur vorkommende Endlos-Faser. Ursprünglich stammt sie vermutlich aus China und gelangte über die "Seiden­ straße" nach Europa. Heutzu­tage sind auch Indien und Japan wich­tige Produzenten. Die Raupen ver­pup­pen sich, wobei sie die Seide in speziellen Drüsen im Maul produ­zieren und in großen Schlaufen in bis zu 300.000 Windungen um sich herum legen. Die Puppen werden mit­­hilfe von Heißwasser oder Wasserdampf vor dem Schlüpfen abgetötet, um zu verhindern, dass die Kokons zerrissen werden. Danach werden die Kokons eingeweicht, die äußere Fa­serschicht abgebürstet und der Sei­­­­­-

denfaden in einem Stück abgehaspelt. Die Eigenschaften der Seide sind ihr un­­vergleichlicher Glanz, ihre hohe Festigkeit und isolierende Wirkung gegen Kälte und Wärme. Sie ist sehr fein, weich, leicht und glatt und knittert kaum, daher schmeichelt sie der Haut. Seidengarne erhält man in brillanten Farben und in den un­terschiedlichsten Qualitäten: pures Luxusgarn - aus 100 % Seide, aber auch wunderbare Mischun­ gen mit Baumwolle, Leinen und Kunstfasern. Allerdings ist sie empfind-lich gegen Wasserflecken, Abrieb und Sonneneinwirkung. Daher ist sie auch etwas schwieriger zu pflegen. Sie sollte vorsichtig von Hand gewaschen werden mit speziellem Seidenwaschmittel. Aber keine Angst, moderne Waschmaschinen bieten auch entsprechende Seidenwaschpro­ gramme.

Leinen ist genau wie Seide und Baumwolle eine Naturfaser. Diese wird aus den Stängeln der Flachspflanze gewonnen Die Leinenfasern bilden Bündel im Gegensatz zu den unverbun­ denen Einzelfasern der Baumwolle. Leinen lässt sich fein verspinnen und eig­net sich somit hervorragend für Sommerkleidung. Ihre Fasern nehmen bis zu 35 % Luftfeuchtigkeit auf und tauschen diese auch schnell mit der Um­gebungsluft aus, wirken somit kühlend und dennoch trocken wärmend. Außerdem ist Leinen Schmutz abweisend, flusenfrei, antistatisch, strapazierfähig und dadurch langlebig. Es besitzt von allen anderen Fasern die wenigste Elastizität; dieses Wissen sollte man vor der Verarbeitung von reinen Leinengarnen in die Planung eines Strickteiles mit einbeziehen.


{ s o m m e r fa s e r n & G a r n e }

Leinen kann genau wie Baumwolle bei hohen Temperaturen gewaschen werden. Leinengarne gibt es als 100 % reines Leinen oder in den unterschiedlichsten Mischungen, in den verschiedensten Herstellungsweisen wie gedreht, gezwirnt oder als Bändchengarn.

Merinowolle Das Wollkleid der Merinoschafe liefert uns diese Wolle. Sie stammt hauptsächlich aus Australien und Neuseeland, den Hauptproduzenten dieser Garne. In beiden Ländern gibt es extreme Temperaturen und Dank der hervorragenden Temperaturregulationseigenschaft seiner Wolle kann das Merinoschaf ohne Probleme mit ihnen leben. Die Merinowolle kann Feuchtigkeit, also Schweiß aufnehmen und langsam wieder an die Umgebungs­luft abgeben. Dadurch fühlt sich das Schaf trocken und nicht überhitzt. Ein Großteil der Feuchtigkeit bleibt in der Faser und gibt eine angenehme Kühlung bei extremer Hitze. Doch auch gegen Kälte schützt sie hervorragend, denn die Merinofaser passt ihr Volumen der Außentemperatur an. Und was für das Schaf gilt, gilt natürlich dann auch für uns Menschen, folglich eignet sich auch Merinowolle gut für sommerliche Kleidung. Sie ist sehr fein, weich und elastisch, außerdem Schmutz abweisend und farbbestän­ dig. Auch Gerüche nimmt sie nicht schnell an, falls doch, lassen sie sich durch Auslüften wieder gut beseitigen. Viskose auch Zellwolle genannt, wird aus Holzfasern (Zellulose) von meist Buche, Fichte, Eukalyptus, Pinie oder Bambus gewonnen, die in einem chemischen Prozess weiterverarbeitet und durch Spinndüsen zu Garn verfestigt werden. Somit handelt es

sich bei Viskose um eine naturnahe Faser. Aufgrund ihrer Eigenschaf­ten, die der Baumwolle sehr ähneln bezüglich Atmungsaktivität, hohe Feuchtigkeitsaufnahme, und guter Temperaturausgleich, ist die aus Viskose hergestellte Kleidung beson­ ders hautsympathisch. Je nach Herstellungsweise und nach Verarbei­ tungsform der Faser variieren ihre vielen Charakteristika. Stoffe aus Viskose lassen sich hervorragend fär­ben und bedrucken, zeigen besonders brillante Farben und ha­ben einen weichen, fließenden Fall. Viskosegarne – rein oder als Mischung - können einen seidigen Glanz oder ein mat­tiertes Aussehen zeigen. Viskose als Futterstoff reduziert elektrostati­ sche Aufladung.

Achtung! Auf den Banderolen einiger Strickgarne liest man auch ViskoseReyon oder nur Reyon, hierbei handelt es sich auch um ein Viskosegarn, dessen Unterschied in der Fadenerstel­ lung liegt. Modal, ebenfalls ein Vis­koseprodukt, wird nur aus Buchenholz­ fasern gewonnen und zu Garn wei­terverarbeitet. Zur Zeit wird auch oft mit Bambusgarnen als etwas Neues oder Besonderes geworben. Da­-bei handelt es sich aber um nichts anderes als Viskose gewonnen aus Bambus. Fasergemische Schaut man sich in einem Wollladen um, stellt man fest, dass die meisten Garne aus Fasergemi­ schen bestehen. Ziel ist immer, die Eigenschaften eines Garnes zu verändern. Hier wird einerseits versucht, bessere Gebrauchseigenschaf­ ten, bessere bekleidungsphysiologische oder bessere Pflegeeigenschaf ten zu erhalten. Auf der anderen Seite versucht man eine Veränderung

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des Aussehens oder eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Von der Verarbeitung her sind Ge­mische manchmal schwieriger zu handhaben als pure Fasern. Teilweise lassen sich jedoch gerade Faser­ gemische besser verarbeiten. Zu den Gemischen gehören dann auch meist ein Teil Kunstfasern. Dabei han­delt es sich meist um Mikrofaser, Acryl, Polyamid oder Polyester. Am häufigsten im Verhältnis 50/50 oder 60/40 Prozent gemischt.

Kunstfasern/ Chemiefasern aus synthetischen Polymeren Sie werden grob gesagt aus Erdöl oder Erdgas gewonnen unter be­stimmten chemischen Vorgängen.

Acryl Die Fasern sind zumeist tex­t­ uriert, d. h. der Kunstfaser wird eine Kräuselstruktur (Textur), verliehen, und weisen somit eine hohe Bauschig­ keit auf, wodurch die Textilien einen wollartigen Charakter erhalten und warm, weich und knitterarm sind. Acryl eignet sich daher sehr gut zum Ein­satz im Maschenbereich,. wobei es oft mit Baumwolle oder Wolle gemischt, aber auch allein verarbeitet wird. Ge­rade bei Mischungen mit einem entsprechenden Anteil Wolle oder anderen Naturfasern kommen die positiven Eigenschaften von Polyacryl-Fasern zur Geltung: Wolle benötigt keine zusätzliche Ausrüstung mehr, sie filzt nicht beim Waschen und ist bedeutend pflegeleichter, dazu erhält sie eine außergewöhnlich hohe Lichtbeständigkeit. Neben einigen Vorteilen ist die Faser aber hitzeempfindlich und darf nur bei maximal 40 °C gewaschen und nicht heiß gebügelt werden

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{ s o m m e r fa s e r n & G a r n e }


{ Hilfreich! }

Polyester Die hoch entwickelte Pro­duktionstechnik ermöglicht es auch hier, die Fasern nahezu allen ge­ wünschten Verwendungsmöglichkeiten anzupassen: Sie können im Quer­ schnitt rund, oval oder kantig sein, um so einen kräftigen Griff zu vermit­teln. Außerdem können sie matt, glänzend oder glitzernd wirken, sind sehr reiß- und scheuerfest und nehmen kaum Feuchtigkeit auf. Polyester ist ebenfalls besonders licht- und wetterbeständig und damit widerstandsfähig gegen klimatische Einflüsse. Darüber hinaus eignet sie sich vor allem da, wo es besonders um Leichtigkeit, Feinheit und Mischungen mit Naturfasern geht. Gewebe aus Polyester-Fasern oder Mischungen mit einem entsprechend hohen Anteil besitzen eine geringe Knitterneigung und behalten ihre Formbeständigkeit auch bei Einwirkung von Feuchtigkeit.

Polyester-Fasern verfügen über ein gutes Feuchtetransportvermögen und trocknen schnell. Sie sind also pflegeleicht und ihre hohe Festigkeit sichert dazu noch eine überdurchschnitt­ liche Strapazierfähigkeit.

Polyamid- Fasern zeichnen sich aus durch große Haltbar- und Beständigkeit gegen Scheuerbeanspruchun­ gen. Sie besitzen eine hohe Elastizität, sind leicht und fein, leicht zu waschen und trocknen schnell und garantieren Formbeständigkeit.

Mikrofaser , die feinste Faser überhaupt, ist ein ausschließliches Chemiefaser-Produkt. Modische Bekleidung aus Mikrofaser ist atmungsaktiv, hat einen fließenden Fall, seidigen Griff und hohen Tragekomfort. Sie ist in Gebrauch und Pflege unempfindlich und verliert weder beim Waschen noch beim Reinigen ihre positiven Eigenschaften.

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in riesiger bunter Flickenteppich ent­ stand am 4.März diesen Jahres in Offenbach. Ganz im Sinne der Strickguerilla haben mehrere Hundert Menschen aller Generationen sich ge­ meinsam dran gemacht einen Prot­est-Lärmteppich gegen den ständigen Fluglärm zu häkeln und stricken. Die Teilnehmer kamen dabei nicht nur aus Offenbach selbst sondern aus der ganze Region. Seit der neuen Nordwest-Landebahn ist der Fluglärm extrem und der Flughafenausbau bringt zusätzliche Einschränkungen für die Entwicklung der Stadt Offen-bach. Siedlungs­ beschränkung und Son-dergenehmigungen für soziale Einrichtungen sind davon nur der Anfang. Das Schlimmste jedoch ist, dass die Leben­ squalität und damit auch die Ge­ sundheit der Offenbacher durch die ständige Lärmbelästigung leidet.

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Es gibt einige Städte und dörfer die das kennen - Fluglärm- und damit einschränkung der leb­ ensqualität, Aber Offenbach bei Frank­f urt am Main wert sich mit einer auSSergewöhnlich tollen protestaktion.

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{ aktion }


{ P r oj e kt }

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Da sieht man das Pro teste nicht immer laut und heftig sein müssen! Mehr davon

Wichtig war vor allem auch dei Erhal­ tung des Nachtflugverbots, denn das Urteil sollte nur eine paar Tage nach der Aktion in Leibzig gefällt werden. Eher nebensächliches Ziel und zusätzlicher Ansporn für die Teilnehmer war auch ein Eintrag ins Guinnes Buch der Rekorde, was leider mit 463,5 Quadratmetern nicht ganz gereicht hat. Der derzeitige Re­kord des größten handgemachten Tep­ pichs liegt bei 955 Quadratmetern. Nichts desto trotz war die Aktion ein vol­ler Erfolg!

Wie kam es eigentlich zu der Aktion? Die beiden Initiatorinnen Andrea Ehrig und Anna-Fee Neugebauer, die beide im Bereich Kultur arbeiten, saßen nach einer der Flughafen-Dem­ os frustriert zusammen und über­ legten, was sie tun könnten um „ ihre Stadt zu retten“. Und so wurde die Idee für einen riesigen hangemachten Teppich geboren und das obwohl die beiden eigentlich gar keine großen Handarbeiterinnen sind. Für sie war es „eine Frage der Ehre“. Denn was kon­nte den Lärmteppich bes­ser vi­ sualisieren als ein echter Teppich in riesigen Ausmaßen?


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{ Lärm }

Die Resonanz war von vorneherein su­ per. Viele haben vorgearbeitet. Private Stricktreffs haben sich gebildet. Schulen, Kindertagesstätten, Klei­ derläden und die Offenbacher Senior­ enhilfe haben sich beteiligt. Um die Flicken an besagtem Tag zusammenzufügen wurden in der Mitte des Wilhemplatzes in Offenbach Bühnenelemente aufgebaut. Hier wurden dann nach und nach angehäkelt und getrickt. Zusätzlich gab es „Strickinseln“, ein paar Bänke und Tische, die zusammengeschoben wurden, wo man sich zum gemeinsa­men Handarbeiten niederlassen kon­nte und natürlich um sich zu un­ terhalten und auszutauschen.

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Nicht nur Frauen haben fleißig mitgemacht auch ein paar männliche We­sen konnten beim Stricken oder Hä­­keln beobachtet werden, wie z.B. Offenbach‘s Oberbürgemeister Horst Schneider, der spontan mit­ machte. Ziel der Aktion war es auf die besonde­ re Betroffenheit Offenbachs auf­ merksam zu machen, was mit dem tol­ len Lärmteppich auf jeden Fall er­reicht wurde. Den Teppich konnte man zwei Wochen lang bis Ostermon­tag in einer der Hallen des Offenbach­ er Kulturzentrums Hafen 2 be­schau­en und soll eventuell, und es wä­ re Scha­de wenn nicht, noch mal im

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{ d o i t yo u r s e l F ! }

◉⏃▽ ▼⏄◮ ⩔ ▥◑ Die Anleitungen für die Stricksachen fin­dest du im beigefügten Heft hinten. Folge einfach den Symbolen auf den Fo­tos zum gewünschten Teil.






















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{ d o i t yo u r s e l F ! }

Strick dich selbst! Doppelgänger stricken – das ist doch mal eine kreative Idee! und deine chance zu ge­winnen!

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C Die norwegischen Strickdesigner Arne & Carlos machen es vor: Die beiden strickenden Männer stellen in ihrem neuen Buch „Strikkedukker“ charakterstarke Strickpuppen vor, die ihren le­-benden Vorbildern zum Verwech­ seln ähnlich sehen.

Und der Frechverlag bittet euch zu­sam­men mit DaWanda zum Wettbe­ werb. Alle Handarbeitsfans sind aufge­fordert eine Doppelgänger-Pup­ pe von sich selbst oder einer Lieb­lingsperson zu stricken. Die Beweisfo­ tos von Original und Doppelgänger können zwischen dem 18. März und dem 31. August 2012 an den Frechverlag (strikkedukker@frech­ver­lag.de) geschickt werden. Als Haupt­preis für den schönsten ge­strickten Dop­­pelgänger winkt ein Wochen­ende in der norwegischen Hauptstadt Oslo.

Darüber hinaus können unter an­de­­rem ein Wochenende in Berlin mit Besuch bei DaWanda, Einkaufs­ gutscheine von DaWanda oder Wollpakete erstrickt werden. Das ist doch was! Weitere Infos gibt es vom Frechverlag. ▶ www.topp-kreativ.de


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{ P r oj e kt }

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Habt iHr aucH zu Viel restwolle Von Vergangenen Projekten oder gefällt sie eucH einfacH nicHt meHr und iHr wisst nicHt woHin damit? wegwerfen wäre zu schade und zum Lagern zu wenig Platz? Diese Fra­ gen stellte sich Jule rohrmann und be­ antwortete sie gleich selbst durch ihre idee: wie wäre es mit wolle tau­ schen? Man wird die tonnenweise gesammelten Reste los und findet vielleicht genau die richtige wolle für das nächste geplante Strick­ oder Hä­ kelprojekt ohne viel Geld auszuge­ ben. Eigentlich kann man nur gewin­ nen; man erhält Kontakt zu vielen Menschen mit gleichem interesse ­ Stricken und/ oder Häkeln, kann sich miteinander austauschen, plau­ dern und zusammen handarbei­ ten. Das wollwechselteam wurde ge­ gründet und diese idee in die Tat umgesetzt.

Es entwickelt sich nun eine Generatio­ nen übergreifende Veranstaltung, denn die idee des Tauschens in Ge­ mütlichkeit bei Kaffee und Kuchen spricht alle Altersgruppen bis ca. 60 Jahre an. Das dadurch eingenom­ mene Geld wird für gute Zwecke ge­ spendet. wie kam Jule auf diesen super Gedan­ ken? Sie erzählt es so: "Die idee blitz­ te in mir auf, als ich eines Tages wie­ der einmal meine wollsammlung ordnete. ich muss immer dann Garn kaufen, wenn es mir ins Auge fällt, und so sammelt sich im Laufe der Jah­ re einiges an. warum also nicht tauschen, statt verkaufen. So lernt man viele neue Menschen ken­ nen und freut sich darüber mehr, als über die paar Euros, die man durch den Verkauf hätte einnehmen können. Eine ehemalige Strickkursteilneh­ merin, Judith hat spontan mitgemacht und innerhalb weniger wochen ha­ ben wir die erste Aktion auf die Beine gestellt."

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Bisher gab es zwei wollwechsel, den ersten im letzten Jahr am 19. März und den zweiten am 21. Januar diesen Jahres. Beide Events fanden in den Etsy Labs in Berlin­Kreuzberg statt. Etsy hat dem wollwechselteam die räumlichkeiten großzügigerweise un­ entgeltlich zur Verfügung gestellt. Einnahmen und Spenden erbrachten beim ersten wollwechsel 30,89 Euro. Eigentlich sollte das Geld an www.kiva. org gespendet werden, aber aus aktuellem Anlass, nach der reaktorka­ tastrophe in Japan, erhielt es dann „ärzte ohne Grenzen“. Eine Kiste woll­ reste ging an fruechen­sternchen­ aktionen.de und eine Tüte an ein Pro­

{ P r oj e kt }

jekt in Berlin/ Tempelhof, das Kin­ dern nachmittags Hausaufgaben­Be­ treuung und interessante Aktionen anbietet, unter anderem auch Hand­ arbeiten. Beim zweiten Event wurden dann schon 105,56 € an Spenden eingenom­ men! Juhu! Jeweils 50 $ verliehen wir zur Unterstützung zweier Frauen von Kiva.org. in Kolumbien. wir woll­ ten das Geld gerne an Frauen im Tex­ tilgewerbe vergeben, und so erhie­ lten das Geld Aracelly, sie strickt auf der Maschine und nancy, sie be­ sitzt eine Schneiderei. Sobald sie das Geld zurückgezahlt haben, werde ich es wieder verleihen. Den restlichen Betrag habe ich an Kiva.org gespendet.


{ w o l lw e c H s e l }

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jule roHrmann (30) ist Dipl. Tex­ tildesignerin. "Stricken habe ich von meiner Großtante gelernt und ha­ be dann winzige Kleidung für mei­ ne Barbies und Kuscheltiere gestrickt. wieder angefangen habe ich zu meinem Studium, da ich mich während des Strickens besser auf die Vorle­ sungen konzentrieren konnte. Seit mei­ nem Abschluss 2009 stricke ich Hauptberuflich für Modedesigner, Illustratoren, Film­ und Theaterprodukti­ onen. Seit ca. 4 Jahren gebe ich in Ber­ lin Strickkurse." ▶ www.strickenberlin.blogspot.de

Das Team Hier sind ein Paar iHrer liebsten läden und internetseiten Läden : Wollen Berlin (friedrichshain), handmade Berlin (Mitte), Fadeninsel (Kreuzberg), twist collective, Jared Flood, Kate Davies, ▶ www.knittinghelp.com, www.knitty. com, www.ravelry.com.

{ P r oj e kt }

amanda fernandez (38) ist Lektorin und Mutter von zwei Jungen. Aman­ da strickt seit 6 Jahren fast täglich, be­ gonnen hat alles mit der Geburt ihr­ er nichte. Davor hat sie einfache recht­ ecke für Decken gestrickt. Heute geht sie ohne ihr Strickzeug nicht mehr aus dem Haus. Gelernt hat sie es, wie wohl die meisten, von ihrer Mutter. Amanda mag es, wenn man z.B. in der U­Bahn mit älteren Frauen ins Ge­ spräch kommt, da man gemeinsam während der Fahrt strickt oder wenn diese einfach nur sympathisch läch­ eln. Wollwechsel findet sie selbst prima, weil man soviel schöne wolle ent­ decken kann. Die Auswahl beim woll­ wechsel ist groß und es gibt viele verschiedene Farben und Qualitäten an einem ort. Außerdem gefällt es ihr super, gemütlich zusammen zu sitzen und zu stricken.

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franziska rückwardt (33) ist Dol­ metscherin für Gebärdensprache und momentan Vollzeitmama von zwei Mädchen. Franziska stammt aus einer Familie, in der das Handarbeiten immer präsent war. ihr Vater war Handwebmeister und ihre Mutter half in dem eigenen kleinen Geschäft mit. Der Vater webte, die Mutter nähte oder knotete Fransen für Kissen etc. Heute betreibt ihre Mutter ein Hand­ arbeitsgeschäft speziell für Har­ danger­ und Klöppelarbeiten, aber sie verkauft auch wolle. Stricken ge­ lernt hat Franziska wie Amanda von ihrer Mutter, die früher als Kind hauptsächlich Puppenkleider gestrickt hat. Sie strickt seit dem Studium für sich, später für die Kinder, doch immer noch am liebsten für sich und auch gerne mit hochwertigen Garnen.Stric­ ken ist für sie Entspannung und ein kreatives Ventil ­ ein wunderbares Hobby. Franziska findet Wollwechsel einfach eine gute idee, um Fehlkäufe loszuwer­ den und an Leute zu tauschen, die damit noch etwas anfangen können und Freude beim Stricken haben.


{ w o l lw e c H s e l }

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eingenoMMenes gelD wirD fÜr einen guten zweck gespenDet.

die sPielregeln Punkte werden für die „alten Dinge vergeben“ – pro Wollknäuel/ pro Nadeln/ pro Buch bekommt man einen Punkt, egal ob teure, handgesponnene Wolle oder vergessene Acrylschätze. Fehlen Punkte für die Wunschwolle, kann die Punktedifferenz in Euro beglichen werden. Ein Punkt ist ein Euro. Bleiben Punkte übrig, werden Sie nicht erstattet, können aber beim nächsten Wollwechsel verwendet werden – Punkte verfallen nicht! Wolle, die keinen neuen Besitzer findet, wird an gemeinnützige Einrichtungen (Schulen, Kitas, u.a.) gespendet oder für weitere Wollwechsel aufbewahrt! Eingenommenes Geld wird für einen guten Zweck gespendet . Geld wird durch den Einkauf von Wollpunkten oder unserer Tee- bzw. Kuchenspende von einem Euro eingenommen.


The Föhr Reef Institute of figuring L.a.

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⚓ Foto von Nikol Lohr | Natural History Museum | Smithsonian | 2010



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Satellite of the worldwide Hyperbolic Crochet Coral Reef Project created by Margaret and Christine Wertheim of the Institute For Figuring in Los Angeles. Auf der Nordseeinsel Föhr wächst ein Korallenriff heran. Vom 13. Januar bis zum 9. Juni 2012 wird im Museum Kunst der Westküste in einem Grenzen überschreitenden, kollektiven Ku-nstprojekt ein buntes Korallen­ riff, The Föhr Reef, entstehen, genauer, gehäkelt werden. The Föhr Reef wird als gemeinsame Handarbeit vieler einzelner HäklerInnen aus SchleswigHolstein und Süddänemark über mehrere Monate Gestalt annehmen. Vom 10. Juni bis zum 16. September wird The Föhr Reef im Rahmen einer größeren Ausstellung mit dem Titel The Hyperbolic Crochet Coral Reef. The Föhr Reef im Museum Kunst der Westküste präsentiert werden. Es entsteht als partizipative Aktion, die allen Interessierten offen steht und keine weiteren Vorkenntnisse verlangt. cAlle Beteiligten sind die Künstler, die dem Korallenriff zum Wachsen verhelfen.

Das Projekt zelebriert die uralte Kulturtechnik des Handarbeitens. Zugleich setzt das gehäkelte Riff ein ökologisches Statement und erweist sich als farbenfrohe Mathematik zum Anfassen. Das Korallenriff entsteht als Kooperation mit Margaret und Christine Wertheim vom Institute For Figuring in Los Angeles (IFF) und versteht sich als Teil einer weltweiten Kunstaktion, dem Hyperbolic Cro'chet Coral Reef Project (Hyperboli­ sches Gehäkeltes Korallenriff Projekt). Die australischen Zwillingsschwestern Margaret und Christine Wertheim, eine Wissenschaftlerin und eine Künstlerin, riefen im Jahr 2003 das Insti­tute For Figuring in Los Angeles ins Leben, das sich der ästhetischen Seite mathematischer und naturwis­ senschaftlicher Theorien widmet. Im Jahr 2005 begannen die Schwes­ tern an einem riesigen Korallenriff zu häkeln, das sich heute als Herzstück des Hyperbolischen Korallenriff Projektes in Los Angeles befindet.

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Das Häkeln von korallenartigen Gebilden geht eigentlich auf die Mathematikerin Daina Taimina zurück, die ihre gehäkelten Modelle entwarf, um den hyperbolischen Raum zu visualisieren. Der mathematische hyperbolische Raum ist ein, bildlich gesprochen, in sich selbst gekrümmter, sich an jedem Punkt weiter ausdehnender Raum. Man kann ihn sich ungefähr wie ein gewelltes Salatblatt vorstellen. Lange galt die hyperbolische Geometrie als ein schwer vorstellbarer und zweifelhafter Sonderfall der Mathematik. Inzwischen deutet viel darauf hin, dass sich die hyperbolische Geometrie besser als andere Theorien dazu eignet, die Struktur bestimmter natürlicher Organismen, wie Blätter, Quallen, Anemonen oder eben Korallen, mathema­ tisch zu verstehen. Erst die gehäkelten Modelle Taiminas machten die hyperbolische Geometrie anschaulich.


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Foto von Caroline Wise | Scottsdale Public Library | 2009

äkeln von koraltigen Gebilden eigentlich auf die ematikerin Daina na zurück (...).

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⪢⪢⪢⪢⪢ Christine und Margaret Wertheim griffen die Idee auf und riefen ein gigantisches kollektives Kunstprojekt ins Leben. Inzwischen sind mithilfe von über 5000 Mitwirkenden mehr als 20 Korallenriffe in gemeinschaftlicher Handarbeit in den USA, in Australien und Europa entstanden und in renommierten Museen ausgestellt worden. The Föhr Reef wird das erste seiner Art in Deutschland sein. Das gehäkelte Korallenriff erinnert auch an die bedrohte Schönheit maritimer Ökosyste­ me. Natürliche Korallenriffe stellen einzigartige Biosphären dar, in denen unzählige andere Tier- und Pflan-zen­ arten leben. Durch Verschmutzung des Meerwassers, Überfischung und Klimaerwärmung ist heute bereits über ein Fünftel aller Korallenriffe weltweit verschwunden. Wie die natürli­ chen Korallenriffe als ein Miteinander von verschiedensten Meereslebewesen funktionieren, so entsteht auch das gehäkelte Korallenriff nur aus der Zusammenarbeit vieler Teilnehmer.


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Eine Kooperation des Museum Kunst der Westküste mit dem Verein der Landfrauen Föhr und den Museen im dänischen Tondern, die über einen großen Freundeskreis von handarbei­ tenden KunstliebhaberInnen verfügen, ist bereits initiiert. In einer Auftaktveranstaltung am Freitag, den 13. Januar 2012, und Samstag, den 14. Januar 2012 wird Margaret Wertheim vom IFF in einem Vortrag und Workshop mit Häkelanleitungen in die theoretische und die praktische Seite des Projektes einführen. Vortrag und Workshop werden simultan übersetzt.

Im Anschluss werden von Januar bis Juni 2012 wöchentliche Häkelsitzungen in Grethjens Gasthof, dem Café des Museums Kunst der Westküste, stattfinden. Christine Wertheim vom IFF wird dann den Aufbau des gehäkelten Riffs koordinieren und die Ausstellung The Hyperbolic Crochet Coral Reef. The Föhr Reef (10.6. bis 16.9.2012) im Museum Kunst der Westküste am 9.6.2012 eröffnen. Die Ausstellung zeigt The Föhr Reef und weitere gehäkelte Unterwasserorganismen des IFF.

Foto Anja Rapsol | London 2008

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Foto von Brendan Rankin | Sience Gallery | Dublin | 2010

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Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich am Projekt zu beteiligen! Vortrag, Workshop und Häkelsitzungen stehen allen Interessierten offen. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Einstieg ist jederzeit möglich. Anmeldung erforderlich. ▶ www.mkdw.de/ The Föhr Reef ▶ www.crochetcoralreef.org


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Bei Wednesday Paperworks gibt es lauter tolle Druck- und Papiersachen. Schön und praktisch sind das Werkheft und das Werkbuch für Stricken & Häkeln. Prima zum festhalten von eigenen Projekten! ▶ www.wednesday-paper-works.com

JennieGee hat sich den "Keep Calm " Spruch zunutze gemacht und ihn mit "carry yarn" gereimt und auf Jutebeutel gedruckt. Die perfekte Tasche für den Wolleinkauf. ▶ www.de.etsy.com/shop/jenniegee


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Strick kiste

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PomPom hat schöne Sachen für euch ausgegraben!

The Knit Kid macht schicken Strick aus hochwertiger Wolle ganz im Sinne des Colorblocking! Trotz Lochmuster wird es da ganz heiß! ▶ www.the-knit-kid.de


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Bei Bibuki gibt's Amigurumi und diese prima Kakteen. Noch Pfelegleitere Büroplänzchen findet man wohl nicht! ▶ www.de.dawanda.com/shop/bibuki

Wunderschöne eingehäkelte Gläser und Flaschen und noch viel mehr Strickund Häkeldinge findet man bei Knitti Wollsachen! Wunderschön für Sommernächte im Garten oder auf dem Balkon! ▶ www.de.dawanda.com/shop/ Melanie-Burger

Bei Wool an the Gang gibt es schicke Stricksachen entweder als Kit zum Selber stricken oder aber für die, die zu ungeduldig sind auch fertig gestrickt. Natürlich kann man die tolle Wolle, die übrigens aus Peru kommt wie auch Nadeln kaufen. Außerdem gibt es prima Videoturorials auf der Website. Allerdings nur auf English. ▶ www.woolandthegang.com


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Die Illustratorin Donna Wilson lässt ihre süßen Motive gerne stricken, zum Beispiel auf Kissen. Zum knuddeln! ▶ www.donnawilson.com


⪢ In der nächsten

POM POM Ausgabe Herbt & Winter

Strickprogramme im test Sarah Applebaum Teresa Honeywell Freddie Robins

Strickenbar und Collectif france tricot Schicke Strickund Häkelanleitungen Knitta Please Tolle Strickmuster uvm.



Impressum Fotografie Redaktion Melanie Meier

Konzept Melanie Meier

Artdirektion/ Layout Melanie Meier

Texte Melanie Meier Ilka Wiese

Feierabend: Alica Jörg, Lärm: Thomas Meyer-Jeran, Mathilde Pousset, Die Stricklieseln: Wolfgang Grümer Amigurumi: Melanie Meier

Illustration Melanie Meier

Druck Index Digital

Lektorat Martina Meier



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