Die Fachzeitschrift Astrolog

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Astrologische Psychologie und Volksmärchen

l Astrolog 169 | 2009

n ANALOGIEN IN DER ASTROLOGIE ZU DEN PERSONEN IN DEN MÄRCHEN

Astrologische Psychologie Der König = d Der Märchenheld = f Die gütige Königin = g

Die Archetypen aus den Märchen finden wir in den Planetensymbolen wieder,

Von Ruth Stüssi

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ast alle von uns kennen die Möglichkeiten, welche uns die Astrologische Psychologie anbietet, um das Denken zu erweitern und um grössere Zusammenhänge zu verstehen. Schauen wir uns einmal die aktiven Kräfte im Horoskop etwas genauer an, die Planeten. Wo hier wohl der Bezug zu den Märchen liegen könnte? Vielleicht kennen wir die Märchen nur aus der Kinderzeit und sind uns gar nicht bewusst, welch tiefe Weisheiten diese Geschichten alter Traditionen in sich bergen.

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Das onnen Symbol

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Beginnen wir mit dem Symbol des Ich – Planeten Sonne: Ein Kreis mit einem Punkt in der Mitte. Ein Symbol für die potenzielle Fähigkeit des Ichs, sich zu zentrieren. Dieses Ich kann unterscheiden und sich entscheiden und schliesslich mit der Willenskraft das Gewählte anstreben. Dazu braucht es die Zentrierung. So ein Ich zeigt sich selbstbewusst und autonom. Suchen wir im Märchen und seinen archetypischen Figuren nach einer Entsprechung, gelangen wir unvermittelt zum

König. In sehr vielen Märchen ist der König edel, gütig, stark und um das Wohl seines Volkes besorgt. Er regiert mit Umsicht und Nachsicht und wird von seinem Volk entsprechend geliebt.

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Es gibt auch Märchen, in denen begegnet uns die Schattenseite der Sonne im grausamen, machtgierigen König, vor dem sich alle fürchten. Der grausame König, dem es an der Fähigkeit der Zentrierung mangelt, hat sein Potenzial nicht verwirklicht. Er will ehrgeizig der Mächtige sein indem er alle anderen Menschen klein hält, um selber grösser zu erscheinen. Wer ihm widerspricht, verliert sein Leben. Wenn im Märchen das Gute siegt, bedeutet dies, dass Entwicklung stattgefunden hat, und so müssen die grausamen Könige schliesslich entmachtet werden, damit sich die Lichtseite der Sonne durchsetzen kann.

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ond Symbol

Fahren wir fort mit dem Symbol des Ich – Planeten Mond: Die Sichel nimmt in erster Linie auf, um dann zu reflektieren, zu spiegeln. Ein Symbol für die Fähigkeit des Ichs, sich auf andere Menschen einzulassen und aufzunehmen, was von diesen Menschen kommt. Der Mond spiegelt die Ge-

fühle, die uns entgegenkommen, und er braucht auf der ersten Stufe die Zuneigung, die Zuwendung, da er nur aufnehmen und spiegeln kann. Er hat keine Autonomie wie die Sonne und kann sich auf der ersten Stufe nicht selber stärken. Suchen wir im Märchen und seinen archetypischen Figuren nach einer Entsprechung, gelangen wir mit dem Mond zum «Märchenhelden». Jeder Märchenheld oder jede Märchenheldin zeichnet sich zu Beginn des Märchens durch Unschuld, durch Bescheidenheit und durch Absichtslosigkeit aus und wird sehr oft nicht ernst genommen. Seien dies ein Schweinehirt, der dümmste und jüngste von drei Prinzen oder eine gutherzige Prinzessin; sie alle gelten als dümmlich und werden oft ausgenützt oder gar misshandelt. Erst wenn die Gescheiten an den Aufgaben scheitern, die zu erfüllen sind, bekommen die Kindlichen eine Chance wie z. B. im Märchen «Der goldene Vogel». Die Märchenhelden versuchen erst gar nicht, die Aufgabe selber zu lösen. Sie lassen ihren Gefühlen freien Lauf und finden Hilfe in der Natur, in der guten Fee oder bei einem Zwerg usw. Noch so gerne hören sie auf ihre Helfer. So meistern sie ihre Aufgaben durch die kindliche Unschuld und durch das kindliche Vertrauen, wie es dem Mond entspricht.

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Die Schattenseite des Mondes erleben wir z.B. in einer Pechmarie, in den Stiefschwestern von Aschenputtel usw.

Sie saugen mit der Mondsichel alles auf und geben nichts von dem zurück, was sie bekommen haben. Statt bescheiden sind sie stolz, anstatt mitfühlend nimmersatt. Wenn im Märchen das Gute siegt, müssen die Repräsentanten der Schattenqualitäten weichen um den Weg freizugeben für die höhere Entwicklungsstufe. Diese höhere Stufe wird beschrieben im Satz: « Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. »

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Das aturn Symbol

Wenden wir uns dem Symbol des Saturns zu, dem 3. IchPlaneten: Alles wird vom Kreuz, von der Materie aus betrachtet und beurteilt. Nur allzu oft wird auch versucht, die ganze Umgebung unter Kontrolle zu haben, und doch zwingen die beiden Sicheln, welche in die Tiefe ragen, zum Zulassen und zur Weichheit. Auf der ersten Stufe geschieht dies hauptsächlich durch Ängste und Schuldgefühle. Der fortgeschrittene Saturn verkörpert das Urvertrauen und kann deshalb loslassen, zulassen. Er trägt die Verantwortung locker und ohne Verkrampfung. Sein gutes Körpergefühl bewirkt, dass er sich selber spürt und sich nach seiner Kraft und Energie ausrichtet. Dieser Saturn fragt: «Was kann ich?» Der angstbesetzte Saturn fragt: «Was muss ich?» So beutet er sich aus. Suchen wir im Märchen und seinen archetypischen Figuren


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