Wawo 20151115

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Sonntag, 15. November 2015 15

WANN & WO

Als kleines Mädchen wollte ich Balletttänzerin werden, was mir mein Vater ausgeredet hat. Jetzt muss ich den Kunden eben auf der Nase herumtanzen☺. Uli Zumtobel

WANN & WO: Sie haben einen Sohn aus erster Ehe. Sind Sie derzeit in einer Beziehung? Uli Zumtobel: Ja, mein Sohn ist heute 37 Jahre alt. Mit meinem ExMann habe ich ein gutes Verhältnis. Zurzeit befinde ich mich in einer langjährigen Partnerschaft. WANN & WO: Wie haben Sie es geschafft, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen? Ist ihr Sohn ebenfalls in der Modebranche tätig? Uli Zumtobel: Mit viel Geduld. Mein Sohn war ein sehr energisches Kind, jedoch habe ich ihm viel Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet. Ich habe bestmöglich versucht, eine gute Mutter und Geschäftsfrau zu sein. Mein Sohn hat seine Lehre bei Garzon absolviert und somit in die Modewelt hineingeschnuppert. Schlussendlich hat er dann aber Wirtschaftsprozessmanagement studiert. Ich kann mich noch an sein Abschlussfest erinnern. Jemand hat eine Rede gehalten und betonte, wie schwer es doch die Eltern mit den Kindern haben. Ich habe nur meinen Sohn in der letzten Reihe beachtet, der mir ein deutliches Handzeichen zuwarf. Später erklärte er mir, wie dankbar er ist, dass ich ihn auf diese Art und Weise erzogen habe. Er versichert mir öfters, dass er vielleicht eines Tages das Geschäft übernehmen würde. WANN & WO: Seit 32 Jahren sind Sie Inhaberin und Geschäftsführerin des Modehauses Zumtobel. Würden Sie sagen, dass Sie Ihr Leben und Ihre Leidenschaft der Modewelt gewidmet haben? Uli Zumtobel: Definitiv. Obwohl ich in dieses Business sozusagen hineingeworfen wurde, habe ich meine Leidenschaft dazu entwickelt. In welchem anderen Beruf hat man die Möglichkeit, mit so vielen sympathischen, intelligenten Menschen beisammen sein zu können. Wenn ich im Geschäft bin, hasse ich nichts mehr, als wenn man nur über die Mode redet. Das ist langweilig. Ich nehme meinen

Beruf durchaus ernst, betrachte mein Geschäft aber auch als Hotspot und Treffpunkt, um zu plaudern und sich auszutauschen. WANN & WO: Was sind Ihrer Meinung nach die aktuellen Modetrends? Was halten Sie vom DirndlHype und warum liegt Trachtenmode derzeit so im Trend? Uli Zumtobel: Die Mode hat sich einerseits sehr zurückgenommen, was man an den einheitlichen Teilen sieht, aber andererseits sind auch wieder spezielle Trends im Kommen. Ich denke, tragbare Mode muss nicht immer im Trend liegen. Mein Vater hat immer gesagt: „Wenn 99 Prozent der Menschen deinen Stil kritisieren, dann musst du es erst recht tragen.“ Ich finde es schade, dass man heutzutage ein Dirndl so verkitscht. Trachtenmode sollte schlicht und elegant bleiben. Ich halte nichts von den modernen Trachtenkleidern. Für mich ist ein Dirndl elegant und von Qualität.

Mein Vater sagte immer: „Wenn 99 Prozent der Menschen deinen Stil kritisieren, dann musst du es erst recht tragen. Uli Zumtobel

WANN & WO: Sie haben bestimmt im Laufe der Jahre einige Modemeter angesammelt. Wie groß ist Ihr Kleiderschrank? Uli Zumtobel: Erstmal muss ich zugeben, dass ich durch meine zwei Wohnsitze in Dornbirn und Bregenz auch zwei Kleiderschränke besitze. Diese sind beide nicht klein, ich habe für jeden Anlass einige Kleidungsstücke bereit. WANN & WO: Wie definiert sich Ihre persönliche Mode? Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück und welche Designer, für Männer sowie Frauen, bevorzugen Sie? Uli Zumtobel: Ich muss mich in jedem Kleidungsstück wohl fühlen. Mein persönlicher Stil ist feminin und modern. Ich denke, eine Frau sollte in ihrer modischen Erscheinung weiblich sein und eine gewisse Erotik ausstrahlen. Das kleine Schwarze ist mein dauer-

hafter Liebling und ein Must-have für jede Frau. Meine Lieblingsdesigner sind Gaultier, Plein Sud, Vivienne Westwood und die österreichische Modedesignerin Lena Hoschek, die ich erst kürzlich auf ihrer Zehn-Jahres-Party besucht habe. WANN & WO: Empfinden Sie Frauen, die sich Schönheitsoperationen unterziehen, als weiblich und erotisch? Uli Zumtobel: Zu Schönheit zählt meiner Meinung nach auch die Person mit ihrer Gestik und Mimik. Ich finde es schade, wenn sich Frauen derart entfremden lassen, dabei geht die ganze persönliche Mimik verloren. Aus diesen Gründen würde ich mich nie liften oder aufspritzen lassen. WANN & WO: Wie läuft ein typischer Tag im Leben von Uli Zumtobel ab? Was unternehmen Sie, wenn Sie einmal nicht arbeiten? Ich stehe um 7 Uhr auf und frühstücke sehr ausgiebig. Anschließend komme ich in mein Geschäft und arbeite bis ich am Mittag mit meinen Mitarbeiterinnen in der gemeinsamen Küche koche. Nach einem Nachmittag im Geschäft verbringe ich einen entspannten Abend in meiner Wohnung. In meiner Freizeit schwimme ich gerne. Außerdem liebe ich Kunst und vergnüge mich gerne mit guten Büchern, Kino und Theater. WANN & WO: Was halten Sie von Modewebsites wie beispielsweise Outfittery und Zalando? Uli Zumtobel: Ich halte nichts davon. Das Soziale geht komplett verloren, denn die Leute rennen nur noch vereinsamt mit ihrem Handy umher und bestellen sich die neuesten Trends. Was ich besonders schlimm finde ist, dass sich eine Schauspielerin wie Christiane Hörbiger dafür hergibt, um für eine Marke wie Zalando Werbung zu machen. Meiner Meinung nach ist das eine Frechheit für den ganzen Handel, denn das Geld geht ans Ausland. Wie würden unsere Städte ausschauen, wenn es nur noch Zalando geben würde? Es gäbe keine Auslagen mehr und das wäre unglaublich schade.

Fotos: MiK

darauf, dass jeder seinen eigenen Weg gestalten konnte. Diese Herausforderung hat mich und meine Brüder in unserem Selbstbewusstsein gestärkt. Eigenschaften wie Selbstständigkeit, Zivilcourage und Selbstbewusstsein waren mein großes Erbe.

Uli Zumtobel vor ihrem Geschäft in der Dornbirner Marktstraße. Uli Zumtobel: Ich muss sagen, ich habe für Armut großes Verständnis, aber nicht für Menschen, die nur betteln. Meiner Meinung nach sollten diese Leute arbeiten. Schrecklich finde ich, dass wir ihren ganzen Müll entsorgen müssen. Flüchtlinge sind ein anderes Thema, aber für die Roma habe ich wenig Verständnis. WANN & WO: Würden Sie sagen, dass Sie ihre Ziele erreicht haben? Uli Zumtobel: Ich bin ein Mensch, der sich nicht zwangsläufig Ziele setzt. Ich denke, der Weg ist das Ziel und ich mache mir keinen Leistungsdruck. Stolz ist für mich nie ein Thema gewesen, aber glücklich bin ich auf jeden Fall.

LAURA BÜCHELER laura.buecheler@wannundwo.at

WORDRAP Modewelt: abwechslungsreich Vorarlberg: vorbildlich, schön Lieblingsgeschäft: Mary Rose

WANN & WO: Wie sehen Sie als Geschäftsinhaberin in der Dornbirner Innenstadt die Roma-Situation?

Reisen: Ruhe und Meer Motto: optimistisch und humorvoll


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