DIENSTAG, 20. NOVEMBER 2012
A4 Vorarlberg
VORARLBERGER NACHRICHTEN
Eindrucksvoller Gesang in der Hl. Kreuz Kirche
Sportvereine sind in Klösterle eine Seltenheit
(VN-js) Anlässlich 400 Jahre Kirchenmusik Bludenz fand in der Hl. Kreuz Kirche ein feierlicher Gottesdienst statt. Dazu hatten sich die sieben Bludenzer Chöre zur Mitgestaltung der Jubiläumsmesse zusammengeschlossen. Begleitet von einem Streichorchester beschallten die 120 Sänger das vollbesetzte Gotteshaus mit imposanten Klängen.
Gaben bei der Jubiläumsmesse die „Deutsche Messe Nr. 2“ zum Besten: rund 120 Chorsänger in der Bludenzer Hl. Kreuz Kirche. FOTO: VN/J. SCHWALD
Ein ruhend gestellter Skiverein und ein aufgelöster Tennisverein, dessen Klubheim von der Funkenzunft übernommen wurde: In Klösterle sind Sportvereine zur Rarität geworden. Die Fläche des brachliegenden Tennisplatzes wird nun rekultiviert und laut Bürgermeister Dietmar Tschohl ins Spielraumkonzept der Gemeinde aufgenommen.
Schnelles Netz für ländliche Gemeinden
Eine explosive Käsemischung
Gemeinden im ländlichen Raum mit schnellem Internet zu versorgen, das ist das Ziel der Initiative „Breitband Austria 2013“. Im Ortsteil Marul konnten bisher nur sechs Haushalte den Dienst des Breitband-Internets nutzen. Im Zuge von Tiefbauarbeiten für Trinkwasserversorgung und Kanalisation wurde ein Glasfaserkabel von Raggal zum Schulhaus Marul mitverlegt, sodass der Ort jetzt mit dem schnellen Internet versorgt ist. Die „Breitband Austria 2013“ wird aus Geldern des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER), des Bundes und der Länder finanziert. Insgesamt flossen 1,16 Millionen Euro an Fördermitteln für Vorarlberg. Diese Gelder wurden für Projekte in zehn Gebieten eingesetzt: neben RaggalMarul auch Bregenz-Fluh, Dornbirn-Bobletten, Dornbirn-Ebnit, Feldkirch-Bangs, Interpark Röthis, Meiningen, Rankweil-Brederis, St. Gerold und Wolfurt-Güterbahnhof. Um den Breitbandausbau zusätzlich zu beschleunigen, hat die Vorarlberger Landesregierung heuer zwei eigene Förderungsrichtlinien für Investitionen von Klein- und Mittelbetrieben, Gemeinden und Gemeindeverbänden eingeführt.
Im Bregenzerwald wird mit Hühnermist gedüngt. Dem Käse bekommt das nicht.
BLUDENZ.
RAGGAL.
VORARLBERGER MUNDART. Walgau
„Wer in Amäßahuufa ihehŏckt, würd bsäächt.“
KLÖSTERLE.
„Wer Streit sucht, muss mit entsprechenden Gegenreaktionen rechnen.“ QUELLE: VORARLBERGER MUNDARTWÖRTERBUCH, HUBERT ALLGÄUER
ANDREAS SCALET andreas.scalet@vn.vol.at, 05572/501-862
Im Bregenzerwald gärt es. Im wahrsten Sinne des Wortes. Auf Alpen und beim größten Käseverarbeiter des Tales wird der so gelobte Alpkäse schlecht. Wird schwarz oder platzt auf, weil er gärt. Ein riesiger Schaden für die Landwirtschaft im Wald. Qualitätsprobleme haben die Sennereien schon länger, so mehrere Milchbauern im Gespräch mit den VN, in letzter Zeit haben sie nochmals zugenommen.
SCHWARZACH.
Qualitätsprobleme „Wegen dem Hühnerdung“, ist sich der Hohenemser Landwirt Karl Josef Mathis sicher. Und er ist mit seiner Meinung nicht alleine. Mit Hühnerdung behandeln etliche Bregenzerwälder Bauern nämlich ihre Wiesen. Und zwar so üppig, dass das so gedüngte Gras den Kühen nicht gut tut. Und auch der Milch nicht. Nur die Landwirtschaftskammer wiegelt ab. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, vermutet Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger, als er
Ist Überdüngung schuld an den Qualitätsproblemen des Bregenzerwälder Käse?
mit den Vorwürfen konfrontiert wird. Man sollte nicht urteilen, bevor man richtig informiert sei, weist er Zusammenhänge von sich, gesteht aber ein, dass es sowohl Qualitätsprobleme beim Bre-
Man sollte nicht urteilen, bevor man die Untersuchungsergebnisse kennt. JOSEF MOOSBRUGGER
genzerwälder Paradeprodukt Käse gibt, als auch, dass Hühnerdung auf den Bregenzerwälder Wiesen landet. „Die Qualitätsprobleme sind nicht eindeutig zuordenbar. Wir führen derzeit bakterologische Untersuchungen durch, die klären sollen, wieso es zu den Qualitätsproblemen gekommen ist“, erklärt der LandwirtschaftskammerPräsident. Um dann doch nocht festzuhalten: „Sollte es da einen Zusammenhang geben, werden wir das sofort abstellen.“ Noch ist es
FOTO: VN/BERCHTOLD
aber nicht soweit, noch wird aufgeregt diskutiert, was mit dem Käse passiert ist – etwa bei einer Veranstaltung in Andelsbuch, bei der sich betroffene Bauern Luft gemacht haben. Kein Zertifikat Aber auch wenn es keinen Zusammenhang zwischen Hühnerdung und Gärkäse geben sollte (wovon Fachleute nicht ausgehen), ist die Sache für die Vorarlberger Landwirtschaftskammer und ihre Mitglieder durchaus pi-
kant. Denn der Hühnerdung hat keine Zertifizierung als gentechnikfreier Dünger. Ein eindeutiger Verstoß gegen die selbst auferlegten Kriterien einer gentechnikfreien Region, „eine Täuschung der Endverbraucher“, wie bei der kürzlich stattgefundenen Konferenz der gentechnikfreien BodenseeanrainerLänder ein Teilnehmer nüchtern feststellte. Angeliefert wird der zu Pellets gepresste Hühnerdung aus den Großbetrieben Nordeutschlands und Hollands. „In diesen riesigen Zuchtbetrieben können Hühner gar nicht ohne Medikamente gehalten werden“, betont Kurt Bereuter aus Alberschwende, der ebenso wie Karl Josef Mathis Regierungspolitiker wiederholt auf das seltsame Treiben auf den Wiesen aufmerksam gemacht hat. Bislang ohne Erfolg, ohne Reaktion. Er weist auf die fatale Wirkung des Hühnerdungs hin: Der habe den dreifachen Stickstoffgehalt von Kuhmist. Kein Wunder, dass die Natur aus dem Gleichgewicht komme. Ein Einfuhrverbot von Hühnerdung gibt es bislang nicht. Deshalb, so LWK-Präsident Moosbrugger, wisse man in der Landwirtschaftskammer auch nichts über die Mengen, die gekauft und ausgebracht werden.
VN-SERIE. Woran ich glaube – Vorarlberger und ihre Religion
Sich dem Leben anvertrauen Katholikin Susanne Winder eröffnet neue VN-Serie: Für sie heißt Glauben Vertrauen. THOMAS MATT E-Mail: thomas.matt@vn.vol.at Telefon: 05572/501-724 Twitter: @ThomasMattVN
DORNBIRN. Gar nicht so einfach, seine innersten Überzeugungen in Worte zu kleiden. Susanne Winder (52) hat Kaffee gebrüht und Gebäck aufgetischt. Aber jetzt gehts ans Eingemachte. Dabei wäre die studierte Ärztin und Mutter von vier Kindern bestens gerüstet. Sie hat ein theologisches Fernstudium absolviert, sich zur Seelsor-
gerin und Religionslehrerin ausbilden lassen. Ihre Bibel trägt deutlich sichtbare Gebrauchsspuren. Die schöpft doch sicher aus dem Vollen! Dabei wählt sie ihre Worte abwägend vorsichtig. Das alles ist ihr kostbar, man spürt es gleich. Susanne Winder wuchs „in einer liberal-katholischen Familie“ auf. „Wir gingen zur Kirche, beteten vor dem Essen und vor dem Zubettgehen.“ Susanne hatte mit den Texten Mühe. „Ich hab nicht gern nachgesprochen, was ich nicht verstand.“ Doch Bibeltexte zogen sie damals schon an. Erlösend wirkte die Begegnung mit dem Innsbrucker
Einblicke ins Innerste In dieser neuen VN-Serie bitten wir Frauen und Männer in Vorarlberg, uns ihren Glauben zu erklären. Dass jemand dem Papier nach Katholik oder Moslem, Buddhist oder Hindu ist, das ist das eine. Aber woSCHWARZACH.
ran glauben diese Menschen wirklich? Wie drückt sich ihr Glaube im Leben aus? Und wie sehr geht er mit den Vorgaben ihrer Kirche konform? Die Gespräche gewähren spannende Einblicke ins Innerste.
Gebets-Empfehlung
Theologen Karl Rahner. „Man kann glauben und denken, und ganz echt sein.“ Rahner war so klug, und er war authentisch. Zum Zweiten lernte Winder beim Theologen und Analytiker Eugen Drewermann, „dass man die Bibel als Symbolsprache lesen muss“. Nachsatz: „Wer die Bibel wörtlich liest, hält ein gefährliches Buch in der Hand.“ Den Weg vertrauensvoll gehen Und was bedeutet ihr Glaube heute? Gott ist ihr „eine Wirklichkeit, in der ich mich bergen kann“. Glaube heißt für sie, darauf vertrauen können, dass da etwas ist, das trägt“. Susanne Winder geht ihren Weg auch dann vertrauensvoll, „wenn ich im Augenblick nicht kapiere, wo er mich hinführt“. Und sie arbeitet mit ihren Träumen. Neben dem Bett steht ein Laptop, damit sie die Bilder aufschreiben kann, wenn sie erwacht. Die Innsbrucker Psychoanalytikerin Veronica Gradl leitet sie an. „Zwei Mal im Jahr treffen wir uns
Religion verfolgt in Winders Augen zwei Ziele: Sie hilft dem Menschen, Mensch zu werden und sie lehrt, Beziehungen zu leben. FOTO: VN/MATT
zu siebt bei Traumseminaren.“ Dann steht die Frage im Raum, „was die Träume uns sagen“. Träume sind für Susanne Winder Weisungen, „das Wissen der Nacht“. In
Katholische Kirche Oberhaupt: Papst Benedikt XVI. Mitglieder: rund 1.181.000.000 Priester: 408.000 Ordensleute: 815.237 Website: www.vatican.va
der Bibel ist es Josef, dem Gott sich in Träumen offenbart. Vertrauen ins Leben erzeugt „mehr Fülle, mehr Menschlichkeit“. Christus ist in Winders Augen „der erste Mensch, der das ganz gelebt hat“. Nur ein Mensch, nicht auch Gottes Sohn? Winder, die selber Wortgottesdienste leitet, verhehlt nicht, dass ihr dieser Teil der Botschaft Mühe macht. Aber ein Bild
Gemeinschaftsgebet des „Werks der Frohbotschaft“ Komm, Schöpfer Geist, heilige uns und durchwirke unsere Gemeinschaft. Erfülle unsere Herzen mit brennender Sehnsucht nach Wahrheit, dem Weg und dem vollen Leben. Entzünde in uns Dein Feuer, dass wir selber davon zum Lichte werden, das leuchtet, wärmt und tröstet. Bewege unsere Gedanken, und wir werden das Undenkbare denken. Stärke unseren Mut, und wir werden das Unmögliche tun. Öffne uns, und wir werden vergeben können. Schaffe uns neu, dass wir Menschen der Liebe werden, Deine sichtbaren Worte. Dann werden wir das Antlitz der Erde erneuern, und alles wird neu geschaffen. Komm, Schöpfer Geist, ermutige uns, stärke uns, bleibe bei uns. Amen.
aus dem Johannesevangelium hat sich ihr eingeprägt: Jesus ist tot. Die Jünger kauern verängstigt hinter verschlossenen Türen. Da tritt der Gekreuzigte in ihre Mitte. „Dort, wo man lebt, die Ängste und Hoffnungen teilt“, sagt Winder, „dort wächst das Reich Gottes.“ mehrwissen.vol.at Gott ist Liebe. Wenn Susanne Winder Nichtchristen einen Text empfehlen wollte, dann diesen.