Poolbar 2012

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MUSIK

DESTROYER DO 26 JUL POOL 21.45 UHR

GOLDSOUNDZ DO 26 JUL POOL 20.45 UHR

EntrancE through thE Exit Die kanadische Band Destroyer kümmert sich wenig um die Konventionen des Business, sondern steht mit ihrem einmaligen Patchwork-Klangteppich vielmehr für freigeistige Kunst. Vom Weg durch die Hintertüren.

Destroyer. Ein Name wie eine schwedische Metalband, Folge 37 einer Science Fiction-Romanserie oder vielleicht auch ein Allround-Werkzeug für alleinstehende Männer mit „It’s complicated“-Beziehung zu ihrem Altbau. Eigentlich hätte sich Dan Bejar keinen unpassenderen Namen für sein Projekt einfallen lassen können. Und doch steht dieser stellvertretend und unvergleichlich gut für das, was den Kanadier seit über 16 Jahren auszeichnet: Musik gegen die Erwartungshaltung, Kunst für die Grenzüberschreitung.

„PoEtry for mysElf“ „Über Musik zu reden, ist wie über Architektur zu tanzen.“ Das bekannte Bonmot von Frank Zappa erlebt eine ungeahnte Berechtigung, wenn man versucht, der Musik von Destroyer mit sprachlichen Mitteln Herr zu werden. Wäre das Debütalbum „We’ll Build Them A Golden Bridge“ nicht erst 1996 und somit drei Jahre nach Zappas Tod erschienen, wäre man sogar verleitet, das Zitat direkt auf die Klangwelt des vielseitigen Songwriters aus Vancouver zu beziehen. Referenzen sind allgemein ein interessantes Steinchen im schräg-bunten Mosaik Destroyers: Zum einen fühlt man sich ständig an bereits Gehörtes erinnert, zum anderen ist genau so noch nichts da gewesen, klingt Bejars Sound einzigartig, unverwechselbar, aufregend unkonventionell und dabei zuletzt doch höchst behaglich. All das, obwohl der Kanadier in keinster Weise auf die große Bühne schielt, sondern seine Songs gegenteilig sogar einfach nur als „poetry for myself“ anlegt. Man nehme etwa das letztjährige „Kaputt“, das erfolgreichste Album Bejars und mit Platz zwei in der Pitchfork-Jahresrangliste durchaus prominent geadelt: Auf diesem werden Anleihen am Cool Jazz genommen, dem seichtesten Soft-Pop der 1980er gehuldigt, von Mazzy Star inspirierter Dream Pop prallt auf Bejars Reibeisenstimme, elegische Saxofon-Soli kommen ebenso zum Einsatz wie schmalzig-triefende Synthies. Naheliegend, dass der Kanadier aus seiner vielseitigen Tätigkeit (u.a. auch bei der

Indie-Supergroup The New Pornographers) gezielt Elemente und Erfahrungen kombiniert, verblüffend ist aber die Leichtigkeit, mit der hier Grenzen überbrückt werden. So inflationär der Begriff „Crossover“ gebraucht wird, auf Destroyer wirkt er wie zugeschnitten. Statt aus Versatzstücken ein Flickwerk zu basteln, das mehr auf den quantitativen Einsatz an Referenzen als deren qualitative Neuinterpretation setzt, jongliert Bejar mit ebendiesen, hopst den Tanz der Schwerelosen auf dem schmalen Grat zwischen innovativer Melange und belanglosem Mischmasch und könnte es sich bei diesem Drahtseilakt wohl auch noch leisten, die Augen zu schließen: „Kaputt“ ist – so destruktiv der Titel auch gewählt ist – ein kohärentes Manifest der Geschmackssicherheit.

mindestens ein Fuß auf dem Boden. Destroyer ist ein Projekt mit großen Ansprüchen, doch ohne Größenwahn und überdimensionierte Gesten. Destroyer ist schlicht der gelebte Traum eines Menschen und seines Talents, mit einfachen Mitteln zu verzaubern. (Julius Schlögl) mergerecords.com/artists/destroyer EmPfohlEn Von thE gaP

„all sounds likE a drEam to mE“ Gleiches gilt für die vorangegangenen acht Studioalben, deren Klangfarbe jeweils unterschiedlich gehalten ist, ohne dabei den typischen DestroyerSound aus den Ohren zu verlieren. So variiert auch Bejars Gesang von Album zu Album, mal packt er die Reibeisenstimme aus, ein anderes Mal wird das Gesamtwerk von samtenen Vocals umhüllt. Dies hat auch mit der Herangehensweise des Kanadiers zu tun, der trotz existenter Band den klassischen Mastermind gibt: Seine Alben sind stets die Umsetzung einer Grundstimmung, die Bejar den Arbeitsprozess überhaupt erst aufnehmen lässt. An der jeweiligen Verfasstheit ihres Schöpfers – welch Überraschung – orientieren sich dann auch die Lyrics, die oftmals eine derart ironische bis pointenhafte Qualität besitzen, dass man gewillt ist, die Ernsthaftigkeit des Projekts Destroyer anzuzweifeln. Will der Typ denn überhaupt Erfolg haben? Bis man wenige Augenblicke später erkennt, dass es genau diese Eigenschaft ist, mit der sich Destroyer diese dackeltreue Fangemeinde erspielt hat: Es ist die überwältigende Aufrichtigkeit. Bejar mag einen artifiziellen Grundanspruch verfolgen, aber seine Songs sind das authentische Zeugnis eines Individuums. Sind die Texte bisweilen auch unzweifelhaft eskapistisch unterwegs, so bleibt am Ende immer

goldsoundZ DO 26 JUL POOL 20.45 UHR Wieso sich mit silber zufrieden geben, wenn man auch gold haben kann? goldsoundz zum Beispiel: das sind vier junge musikalische herren aus der steiermark, die schon seit einiger Zeit nicht nur das grüne herz Österreichs, sondern auch alle anderen ländereien mit ihren liedern bezaubern. Jahrelang auf dem label Wilhelm show me the majorlabel beheimatet, ist im märz dieses Jahres nun auch eine EP mit dem wunderschön-simplen namen „Weekend“ auf dem Wiener label fettkakao erschienen. Beschwingte gitarrenmusik nicht nur fürs Wochenende, sondern vor allem für jeden tag. (christian Pausch) goldsoundz.muxtape.com


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