50 Kรถpfe von morgen 6. Februar 2021
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Samstag, 6. Februar 2021 Vorarlberger Nachrichten
Editorial
Gerold Riedmann
Diese Köpfe denken unsere Zukunft
50 Köpfe von morgen 6. Februar 2021
Den Blick nach vorne gerichtet Die VN stellen junge, besonders engagierte Menschen in den Mittelpunkt.
SCHWARZACH Wer
sind die jungen Vorarlberger, die unser Land und die Welt mit ihren Ideen und ihrer Kreativität inspirieren und verändern werden? 50 davon werden wir in diesem Extra der Vorarlberger Nachrichten vorstellen und sie zu Wort kommen lassen. Die VN-Jury hat die kommenden Köpfe aus den Bereichen Wissenschaft, Kunst, Kultur, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft ausgesucht, die von Leserinnen und Lesern, Bildungseinrichtungen, Gemeinden und Betrieben vorgeschlagen wurden. Die VN-Initiative stellt seit 2007 jährlich 50 junge Menschen, die in ihrer Branche besonders ambitioniert und engagiert ÖBB-Regionalmanager Marcus Ender freut sich, die Initiative „50 Köpfe von morgen“ unterstützen zu können.
sind, in den Mittelpunkt. Festes Kriterium bei der Auswahl ist die Altersgrenze von 40 Jahren. In den vergangenen 14 Jahren hat die VNJury insgesamt 700 Vorarlberger gekürt, die für Aufmerksamkeit gesorgt haben und dies immer noch tun. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die „50 Köpfe von morgen“ ihrem Namen gerecht werden. Bei der Premiere 2007 wurde zum Beispiel Magnus Brunner in die Riege der „50 Köpfe von morgen“ aufgenommen. Heute ist er Staatssekretär. Zwei Jahre später fand sich Kian Soltani, heute gefeierter Cellist, auf der Liste der Ausgezeichneten. Auch Marco Tittler, heute Wirtschaftslandesrat galt 2012 noch als Kopf von morgen. In der jüngeren Vergangenheit tauchen ebenso bekannte Gesichter auf: Skifahrerin Ariane Rädler,
Diese 50 Menschen denken und bauen an der Zukunft Vorarlbergs – sie sind Teil des ständig wachsenden Netzwerks der Talentierten, das die Redaktion der Vorarlberger Nachrichten mit „50 Köpfe“ seit mehr als 15 Jahren knüpft. Sie sind als Top-Sportler in aller Munde – von einer auf die andere Saison. Sie forschen, international beachtet. Und oft genug werden wir alle uns bemühen müssen, uns nicht nur mit ihren Namen und ihrer Herkunft zu schmücken, sondern sie ins Land zurückzulocken. Es sind heute neue Gesichter, die die wichtigen Rollen der Zukunft spielen. Köpfe, die Sie vielleicht noch nicht vollständig auf dem Radar haben. 50 interessante, talentierte, junge Menschen möchten wir Ihnen heute vorstellen. Bei vielen müssen wir uns fragen: Wie können wir diese Menschen für Vorarlberg gewinnen? Sie dazu begeistern, die Zukunft Vorarlbergs dann auch tatsächlich mitzugestalten? Der Ruf der großen weiten Welt kommt ohnehin. Sich aktiv dafür zu entscheiden, einen Beitrag in der Region leisten zu wollen, ist ein Bekenntnis, das man nicht hoch genug schätzen kann. Neue Arbeitsformen, Videokonferenzen, flexiblere Modelle zeigen, dass auch das Know-how derer, die nicht im Land weilen, genutzt werden kann. Auch dafür wollen die „50 Köpfe“ der VN eine Inspirationsquelle sein.Ich wünsche Ihnen, dass Sie in unserer heutigen Ausgabe viele spannende Menschen kennenlernen!
GEROLD RIEDMANN gerold.riedmann@vn.at 05572 501-320 Twitter: @gerold_rie Die „50 Köpfe von morgen“ zeigen, welches Potenzial in Vorarlberg steckt. VN/STEURER
Basketballer Luka Brajkovic oder Influencerin und Designerin Linda Meixner . . . Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Im Sinne einer nachhaltigen und ökologisch vertretbaren Mobilität erhalten die Ausgezeichneten übrigens einen ÖBB-Gutschein. „Mit den ‚50 Köpfe von morgen‘ wird jungen, kreativen und innovativen Menschen schon seit Jahren eine Plattform geboten, sich mit ihren Ideen, ihrem beruflichen Werdegang und ihren gesetzten Zielen, einem breiten Publikum zu präsentie-
ren. Es ist zukunftsweisend, diese jungen Menschen vor den Vorhang zu holen, daher unterstützen wir als ÖBB diese Initiative auch heuer wieder sehr gerne“, freut sich Regionalmanager Marcus Ender, ÖBBPersonenverkehr Vorarlberg. Die jungen Menschen dieser Sonderbeilage sind exzellente Inspirationsquelle und spenden gerade in Zeiten der Coronapandemie besonders viel Hoffnung. Die „50 Köpfe von morgen“ zeigen Jahr für Jahr, welches Potenzial in Vorarlberg steckt.
Gerold Riedmann ist Chefredakteur der Vorarlberger Nachrichten.
IMPRESSUM LEITUNG Mirijam Haller UMSETZUNG Valentin Ledoldis REDAKTION Christian Adam, Christa Dietrich, Birgit Entner-Gerhold, Michael Gasser, Patrizia Gunz, Klaus Hämmerle, Heimo Kofler, Martina Kuster, Marlies Mohr, Michael Prock, Magdalena Raos, Matthias Rauch, Geraldine Reiner, Hanna Reiner, Andreas Scalet, Joachim Schwald, Tanja Schwendinger, Peter Schuster, Tony Walser, Maximilian Werner FOTOS GEPA, Sarah Mistura, SCRA, LT/Köhler, Amisano, Reiter, VN
4 50 Köpfe von morgen
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Das Ministerium baut auf ihr Projekt JOHANNA TEUFEL, geb. 1997, lebt in Wien, entwickelte ein Projekt für Schüler in Coronazeiten
Schule hat sich in Coronazeiten extrem verändert. Johanna Teufel und ihre Kollegen fragten sich: „Was würde uns in dieser Situation helfen?“ Wenig später war Studyroom geboren. Das Projekt war so erfolgreich, dass nach einem Monat das Bildungsministerium darauf aufmerksam wurde. Mittlerweile wird es vom Ministerium selbst betrieben, die 23-Jährige kann sich wieder ihrem Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien widmen. Engagement ist ihr zweiter Vorname: Mit 13 war sie Unterstufenschulsprecherin, in der Oberstufe in Feldkirch kämpfte sie erfolgreich für ein Wahlfach „Politische Bildung“. Sie wurde zur stellvertretenden Landesschulsprecherin Vorarlbergs gewählt. Im Sommer arbeitete sie im Social-Media-Team des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig, zuvor absolvierte sie ein Praktikum in Brüssel bei der SPÖ-Abgeordneten Evelyn Regener.
Unstillbarer Drang nach Innovation ELIAS MEUSBURGER, geb. 1988 in Bizau, Ingenieur, beschäftigt bei Rhomberg Sersa Rail Group
Stimme gegen Rassismus NOREEN MUGHAL, geb. 2001, lebt in Rankweil, Initiatorin #BlackLivesMatter Vorarlberg
Über die Familie zum Sport
Der Tod des Afroamerikaners George Floyd hat im vergangenen Jahr eine Lawine des Protests gegen Rassismus und Polizeigewalt losgetreten – nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Da in Vorarlberg keine Partei oder politische Organisation eine Kundgebung ankündigte, beschloss Noreen Mughal gemeinsam mit ihren Mitorganisatorinnen, eine Solidaritätskundgebung zu veranstalten. Rund 1000 Menschen kamen daraufhin im Juni nach Bregenz, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. „Rassismus ist und bleibt ein
Problem in unserer Gesellschaft, solange sich nichts ändert“, ist die junge Montafonerin überzeugt. „Ich fühlte mich immer schon dazu berufen, meine Privilegien zu nutzen und mich politisch zu engagieren. Weil ich selbst hier in Vorarlberg nahezu täglich mit Rassismus konfrontiert werde, löste die ganze Angelegenheit nochmal mehr Drang zum Aktivismus in mir aus“, erklärt die 19-Jährige. Bildung sei der Schlüssel für die Lösung gesellschaftlicher Probleme, betont die Maturantin. „Es muss viel mehr über die rassistischen Strukturen in unserer Gesellschaft gesprochen und auch aufgeklärt werden, damit ein Bewusstsein gebildet werden kann.“
Er wollte schon immer alles verstehen. Damit meinte der Bizauer Elias Meusburger früher vor allem das Universum, dessen Mechanismus ihn faszinierte. Sein Weg in die Welt der digitalen Technik und Innovation war für den Vater eines sechsjährigen Buben vorgezeichnet. Nach der Matura am BORG Egg studierte er in Innsbruck Mechatronik mit Schwerpunkt Robotik. Weitere Studien am Technikum Wien und an der FH Vorarlberg folgten. Heute ist der Bizauer Projektleiter bei der Rhomberg Sersa Rail Group und zerbricht sich den Kopf über neue Wege in der digitalen Baustellenkoordination im Bahnbereich. Vom Drang nach Innovation war Meusburger schon immer getrieben. Damit geht auch sein Bestreben einher, dass Neuentwicklungen letztlich der Gesellschaft dienen. Außer Dienst mag er es im Winter wie Sommer schnell: Snowboarden und Motorradfahren sind seine bevorzugten Hobbys.
LINA HINTEREGGER, geb. 2004, ist mit den Dornbirner Volleyballerinnen Teil der Bundesliga
Sie spielt ihre bereits zweite Bundesliga-Saison mit dem Volleyballclub Dornbirn, sie ist Teil des Nationalteams der Junioren und in allen Beach-Nachwuchs-Kadern vertreten: Lina Hinteregger. Über ihre Schwester Sarah kam sie zu diesem Sport, „an dem mich vor allem die Schnelligkeit und die taktischen Möglichkeiten faszinieren“. Das hat sie sich perfekt zu eigen gemacht, nicht von ungefähr erreichte sie zum Beispiel mehrere österreichische Meistertitel und einen zweiten Platz bei der EM-Qualifikation der Unter-17-Jährigen. Außerdem ist sie im Moment beste Punktejägerin der gesamten Liga. Und auch wenn es aufgrund der Pandemie zu veränderten Bedingungen kommt, sind ihre sportlichen Ziele klar - unter anderem sollen mittelfristig der Sprung ins Nationalteam und internationale Auftritte mit dem Verein erfolgen.
„Ich lebe im Prinzip fürs Holz“ THOMAS HEISELER, geb. 1989, lebt in Sonntag, ist Geschäftsführer der Zimmerei Heiseler
Menschlich und doch strukturiert RAMONA DÖNZ, geb. 1988, wohnt in Feldkirch, baut für Spitäler eine Gleichbehandlungsstelle auf
Ramona Dönz ist vieles: Psychologin, Pädagogin, Opferschutzbeauftragte des LKH Bregenz und jetzt auch Gleichbehandlungsbeauftragte der Vorarlberger Landeskrankenhäuser. Der Aufbau dieser Stelle liegt ihr besonders am Herzen. Nicht, weil sie dringlich, sondern einfach zeitgemäß sei. Trotz ihrer Studien zog es die 33-Jährige nie in den klassischen klinischen Bereich. Die Arbeit in der Personalabteilung des LKH Bregenz stellt für sie eine perfekte Mischung dar: „Ich habe mit Leuten zu tun, kann aber auch meine strukturierte Seite ausleben“, erklärt die Feldkircherin, deren menschliche Kompetenz auch von Kollegen sehr geschätzt wird.
Die Referenzprojekte der Zimmerei Heiseler werden viel beachtet. Mit den Himmelchalets in Nenzing hat das Unternehmen für Furore gesorgt. „Innovative Holzbaulösungen“ seien das Kerngeschäft, sagt Thomas Heiseler, der das Unternehmen in dritter Generation führt. Verlassen kann er sich auf ein hochmotiviertes Team mit einem Dutzend Mitarbeitern. „Wir sind mit dieser Größe sehr flexibel aufgestellt.“ Er wolle mit seiner Firma Holzbauträume erfüllen, Kunden nachhaltige ökologische Lösungen anbieten. „Ich lebe im Prinzip fürs Holz“, so der 31-Jährige, der sich zudem in Vereinsvorständen wie „Bergholz“ oder Vorarlberger Holzbau_kunst engagiert.
Goethe, Büchner oder Shakespeare NICO RASCHNER, geb. 1996, spielt am Vorarlberger Landestheater und ist schriftstellerisch tätig
Ein Hörspiel, nämlich „Battlefield“, wurde bereits vom ORF ausgestrahlt, und sein Drama „Jonas“ kam im Theater Kosmos auf die Bühne. Während des Lockdowns schrieb er Gedichte, denn Schauspieler dürfen nur proben, nichts vor Publikum aufführen. Bis es wieder soweit ist, bleibt etwa die Erinnerung an das engagierte Jugendstück „who cares? welche krise“ der Vorarlberger Autorin Daniela Egger, in dem er brillierte, oder an moderne Klassiker wie „Woyzeck“. Als Jugendlicher hat Nico Raschner bereits bei Redewettbewerben und als Autor überzeugt. In Salzburg absolvierte er eine Schauspielausbildung, mittlerweile ist er Ensemblemitglied am Vorarlberger Landestheater. Büchners „Lenz“ wird folgen und weil ihn die Frage interessiert, warum der Mensch so geworden ist, wie er ist, reizen ihn Goethes Mephisto oder Shakespeares Caliban. Schön für das Publikum.
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Die Mission Weltraum nimmt weiter Fahrt auf SABRINA KERBER, geb. 1992, wohnt in Wien, ist Weltraumarchitektin und Analogastronautin
Die ESA wurde bereits während ihres Studiums auf die junge Bregenzerin aufmerksam. Bei einer Weltraumnacht im Naturhistorischen Museum, wo Sabrina Kerber ihr Design eines Mondhabitats präsentieren durfte, wurde sie von Mitarbeitern der Europäischen Weltraumorganisation in das Weltraumforschungs- und Technologiezentrum nach Noordwijk in den Niederlanden eingeladen. Kurz darauf hielt sie dort verschiedene Workshops und Vorträge und arbeitete an Projekten mit. Im Dezember 2019 war die Architektin mit Spezialgebiet Weltraumarchitektur Teil der internationalen EMMIHSII-Mondsimulation. Bei der Mission probten sechs Crewmitglieder auf
dem hawaiianischen Vulkan Mauna Loa zwei Wochen lang den Einsatz auf dem Erdtrabanten. „Man hat dort teilweise wirklich das Gefühl, dass man auf einem anderen Planeten ist“, schwärmt Sabrina Kerber von dem Einsatz als Analogaustronatin und Crew-Ingenieurin in dem nachgebauten Mondcamp. Derzeit arbeitet die 28-Jährige als Communications Manager und Space Habitation Officer bei der International Lunar Exploration Working Group (ILEWG) und EuroMoonMars (EMM) und ist Vortragende und Workshopleiterin im Space Studies-Lehrgang der International Space University (ISU). Auch ihre Tätigkeit als Analogastronautin und Crew-Ingenieurin nimmt bald wieder Fahrt auf. „Momentan planen wir die ‚CHILL-ICE mission‘, eine Mission für Sommer 2021“, verrät Sabrina Kerber.
Mit viel Engagement gegen die Krise
JULIAN SPIEGEL, geb. 1991, lebt in Dornbirn. Als Bereichsleiter in der Notrufleitstelle des Roten Kreuzes tätig
Ohne Corona wäre für Julian Spiegel höchstwahrscheinlich alles ganz anders gekommen. Im Vorjahr war der Dornbirner noch im Außendienst eines größeren Unternehmens tätig. Doch dann erreichte die Pandemie Vorarlberg. Wie für so viele andere änderte sich auch für Spiegel so einiges. Doch statt sich mit Kurzarbeit abzufinden, war für den engagierten 29-Jährigen klar: Er musste selbst aktiv werden, die übrige Zeit nutzen und anderen Menschen helfen. Als Freiwilliger meldete sich der Dornbirner beim Roten Kreuz zur Mitarbeit in der Corona-Teststation in Röthis. Dabei kam ihm seine Erfahrung bei der Blaulichtorganisation zugute. Denn 2011 hatte Spiegel dort bereits seinen Zivildienst abgeleis-
Wirtschaftspolitik ist weiblich
tet, später blieb er neben seinem Hauptberuf ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Dienststelle Hohenems. 2020 machte der 29-Jährige seine Sache schließlich so gut, dass er zum Leiter des Testzentrums aufstieg. Längst war aus dem freiwilligen Engagement eine hauptberufliche Anstellung beim Roten Kreuz geworden. An einen klassischen Acht-Stunden-Tag war oft nicht zu denken. Im Gegenteil. Doch Spiegel ging in seinem vollkommen neuen Beruf auf - und blieb dem Roten Kreuz treu, auch wenn er mittlerweile sein Tätigkeitsfeld gewechselt hat. Heute ist der Bereichsleiter in der Notrufleitstelle. Damit habe er ein wichtiges berufliches Ziel erreicht, sagt der Dornbirner. Kein Wunder, passt es doch zu seinem persönlichen Ansporn: „Teil eines Teams zu sein, gemeinsam etwas für die Gesellschaft zu leisten.“
Preisgekrönte Grafikdesignerin
BIANCA VAN DELLEN, geb. 1983, lebt in Brand und leitet ab März die Wirtschaftspolitik in der WKV
SARAH LUGER, geb. 1990, lebt in Wien, selbstständige Grafik- und Informationsdesignerin
Die Brandnerin Bianca van Dellen wird in Zukunft ein gewichtiges Wort in der Wirtschaftspolitik des Landes haben - ab März wird sie die Schlüsselposition der Wirtschaftspolitikerin in der Wirtschaftskammer Vorarlberg übernehmen. Sie ist gut vorbereitet. Van Dellen arbeitet noch an der Universität in St. Gallen als „Senior Projekt Managerin“ und fungierte darüber hinaus als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für International Management der HSG. Zuvor war sie CFO eines Liechtensteiner Unternehmens sowie im Kommerzkundengeschäft bei der Hypo Vorarlberg in Bludenz tätig. Van Dellen soll den Informationen zufolge auch die Projektleitung des WKV-Strategieprozesses Dis.Kurs Zukunft übernehmen.
Von Quadratmeterpreisen über die Berge und den Bodensee, bis hin zu den Einwohnern und Immobilienpreisen. Über 100 Themen über Vorarlberg finden sich im Buch „Das Zweitkleinste. Vorarlberg in Zahlen“, das die selbstständige Grafik- und Informationsdesignerin Sarah Luger 2019 gemeinsam mit iher Kollegin Katharina Amann veröffentlichte und dafür mit mehreren Preisen bedacht wurde. Neben einer Auszeichnung beim Wettbewerb „Die schönsten Bücher Österreichs“ wurde die Wahlwienerin kürzlich mit einem Joesph Binder Design-Award geehrt. Sehenswert ist auch ihr neuestes Projekt „Little Stories“ - kunterbunte Wimmelbilder, die bekannte österreichische Städte zeigen und in denen es einiges zu entdecken gibt.
Aus Ski-Familie auf große Ski-Bühne THOMAS DORNER, geb. 1998, ist eine alpine Nachwuchshoffnung aus dem Bregenzerwald
Zwei Auftritte auf ganz großer Bühne - einer Weltcup-Piste - hat der 22-jährige Skirennläufer Thomas Dorner bereits zu Buche stehen. Sein Debüt gab er im Februar vergangenen Jahres im Riesentorlauf von Garmisch-Partenkirchen, daraufhin folgte noch ein Auftritt beim Saisonauftakt in Sölden. Dem Technikspezialist war die Skikarriere buchstäblich in die Wiege gelegt worden, kommt er doch aus einer wirklich sportfanatischen Familie. Und so steht der junge Andelsbucher mittlerweile im B-Kader des Österreichischen Skiverbandes, regelmäßig liefert er bemerkenswerte Ergebnisse in FIS-Rennen oder im Europacup ab. Man darf sich also sicher sein: Ländle-Skifans können sich noch auf mehr Auftritte auf großer Bühne einstellen.
Auf Dornbirn soll bald Spanien folgen ADRIANA MARKSTEINER, geb. 2000. Der Handballerin winken große Aufgaben in der spanischen Liga
„Gemeinsam mit meinem neuen Verein möchte ich den spanischen Meistertitel verteidigen, das EHF-Cupfinale wäre auch nicht schlecht. Und ich möchte in der kommenden Zeit auch Champions League spielen.“ Es sind klingende und ambitionierte Ziele von Adriana Marksteiner - alles Meilensteine, die sie auf jeden Fall erreichen kann. Sie zählt zu den besten Handballerinnen des Landes, nicht umsonst hätte sie bereits im vergangenen Jahr vom SSV Dornbirn nach Gran Canaria wechseln sollen. Ein Kreuzbandriss machte ihr einen Strich durch die Rechnung, nun soll der Transfer ehestmöglich erfolgen. Und gleichzeitig steht hoffentlich bald der erfolgreiche Abschluss des Studiums der Sportwissenschaften auf dem Programm.
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HTL-Schüler und Unternehmer
Leidenschaft zum Beruf gemacht
MARCEL SIMMA, geb. 2001, lebt in Egg, Eventplattform Festic und neu gegründete Digitalagentur
JUDITH GRASS, geb. 1986 ist Geschäftsführerin bei der Golm Silvretta Lünersee Tourismus GmbH
Marcel Simma war schon früh an Bild- und Videobearbeitung interessiert und hat sich deshalb für eine Ausbildung im Bereich Betriebsinformatik an der HTL Dornbirn entschieden. Dort hat der 19-jährige Egger seine Leidenschaft für die Softwareentwicklung entdeckt. Dieses Interesse trägt Früchte in Form der Eventplattform Festic, die er gemeinsam mit Freunden entwickelt hat. „Die Idee zu Festic entstand während der wöchentlichen Suche nach Locations zum ,furtgo‘, erklärt er. In kürzester Zeit hatte die Plattform 1000 registrierte Nutzer. Dann kam Corona. Da das Team bereits Anfragen aus der Privatwirtschaft für Projekte im Bereich E-Commerce erhalten hatte, haben sie sich entschieden, ihr Wissen und Know-how mittels eines Unternehmens anzubieten. Ihr Start-up Zewas haben sie Anfang Jänner ins Firmenbuch eintragen lassen.
„Tourismus und Berge sind seit frühester Kindheit meine Welt“, sagt Judith Grass. Ihre Leidenschaft für Berge und Natur hat die 34-jährige Montafonerin zum Beruf gemacht. Nach neuen Jahren im Unternehmen wurde Grass im Juli des Vorjahres zur zweiten Geschäftsführerin bei der Golm Silvretta Lünersee Tourismus GmbH bestellt. Ihre touristischen Erfahrungen, die sie unter anderem in Neuseeland, Russland, Südafrika und der Schweiz gesammelt hat, reichen von der Gastronomie und Hotellerie, über die Skiindustrie bis zur Skischul-, Bergbahn- und Eventbranche. Als erste weibliche Geschäftsführerin einer Bergbahn in Vorarlberg möchte sie mehr Frauen inspirieren, auch in technischen Berufen Fuß zu fassen. Weiters ist es ihr ein großes Anliegen, das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen und in der Tourismusbranche zu etablieren.
Tore sind sein Lebenselixier NOAH BISCHOF, geb. 2002, lebt in Göfis, Jungprofi beim Fußball-Bundesligaklub Cashpoint SCR Altach
Vorbild? „Cristiano Ronaldo!“ - Noah Bischof muss nicht lange überlegen, wenn er nach seinem Lieblingsfußballer gefragt wird. Und wie beim Portugiesen sind Tore das Lebenselixier des Göfners, derzeit noch im Dress der Fußballakademie. Acht Treffer in neun Spielen bei der U-16, deren elf in ebenso vielen Partien im U-18-Team, jeweils in nur einer Halbsaison. Weil ihn Verletzungen stoppten, weil er lernen musste, mit Tiefschlägen umzugehen. Gebrochene Zehe, monatelange Probleme mit dem Rücken, ein Bänderriss im Sprunggelenk und zuletzt das Schambein - die Verletzungsliste ist lang. „Ich bin extrem ehrgeizig“, sagt er über sich selbst - und: Es allen zu beweisen, treibt ihn an. Denn verlieren ist nicht seine Sache. Vielmehr verfolgt Bischof („Selbst bei ,Mensch ärgere dich‘ hasse ich es zu verlieren“) seinen Traum: Erst die Matura im Juni und dann durchstarten als Profi.
Ausgezeichnete Küchenchefin JANINE WIELAND, geb. 1996, lebt in Brand, kocht im Alpensteakhaus auf Haubenniveau
Janine Wieland hat mit 24 Jahren erreicht, wovon viele träumen: Die junge Brandnerin wurde vor wenigen Wochen vom Gault Millau mit einer Haube und zwölf Punkten geadelt. Dass ihr Beruf einmal im Bereich der Kulinarik angesiedelt sein wird, war für sie schon in jungen Jahren klar. „Ich bin damit aufgewachsen. Für mich hat es
nie etwas anderes gegeben und wird es nie etwas anderes geben“, unterstreicht sie. Seit nunmehr elf Jahren betreiben ihre Eltern Martin und Annette Wieland das Alpensteakhaus in Brand. Tochter Janine steht seit dem Winter 2018 im elterlichen Betrieb am Herd. Während der Papa für das Fleisch zuständig ist, ist Janine die Chefin bei den Desserts, den Vorspeisen und den Beilagen. Ihre Ausbildung absolvierte die ausgezeichnete Jungköchin im Hotel Rote Wand in Lech und im Hotel Valavier in Brand. Anschließend folgten Stationen im Hotel Post in Lech, bei der Formel 1, in Bezau und auf Mallorca. „Vom Strand habe ich dann den Papa angerufen und ihm gesagt: ,Ich glaube, jetzt ist es so weit‘.“
„Frisch und echt“ Die Branderin legt Wert darauf, dass in ihrem Restaurant „alles frisch und echt gekocht ist. Ich möchte eine ehrliche Küche haben. Regionalität ist uns auch sehr wichtig“, sagt sie. Die Gault Millau-Tester ließen sich die „köstliche Erdäpfelsuppe mit Kakao“, das „perfekte Rumpsteak“ und die „erfrischenden Sorbets“ schmecken und schwärmten: „Dieses kleine, feine Restaurant in Brand möchte seine Gäste kulinarisch glücklich machen. Dafür sorgen Vater und Tochter in der Küche und Mutter Annette als Gastgeberin im Service.“
Vom Zivildiener zum Kommandanten MICHAEL RÜDISSER, geb 1989, lebt in Dornbirn, Kommandant der Rotkreuz-Abteilung Dornbirn
„Man kann hier sehr viel bewegen“, antwortet Michael Rüdisser auf die Frage, warum er das Ehrenamt des Rotkreuz-Kommandanten in Vorarlbergs größter Stadt übernommen hat. Der 31-Jährige hat buchstäblich ganz unten angefangen, nämlich 2009 als Zivildiener. Die Ausbildung zum hauptberuflichen Sanitäter hat er absolviert, „auf medizinisch höchstem Niveau“, wie er betont, und macht derzeit die Führungskräfteausbildung beim Roten Kreuz. Auch heute noch fährt der Kommandant eine Nachtschicht pro Woche selbst Rettungswagen – auch das ehrenamtlich, denn beruflich ging er als Projektmanager bei der Messe Dornbirn andere Wege. Das Rote Kreuz sei für ihn „wie so ein kleines Baby“, lacht der gebürtige Hohenemser, denn es fordert seine Aufmerksamkeit rund um die Uhr. Aber er ist nicht allein, „ich habe ein supertolles Team“, freut sich Rüdisser.
Besondere Herausforderungen sind zu ihrem Motto geworden SILVIA SALZMANN, geb. 1987, ist als Tänzerin und Choreografin international erfolgreich. Heuer sind zahlreiche Projekte geplant
Sie hat schon als Kind gerne, viel und unter professioneller Anleitung getanzt, ihre Begabung und Leidenschaft zum Beruf zu machen, das musste jedoch überlegt werden. Für Silvia Salzmann steht nun aber fest, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Mittlerweile im In- und Ausland im Rahmen namhafter Veranstaltungsreihen erfolgreich, hat sie es geschafft, mit speziellen Tanzproduktionen auch das junge Publikum zu begeistern. Spezielle Herausforderungen sind zu ihrem Motto geworden. Um sich von den Auftrittsverboten aufgrund der Pandemie nicht entmutigen zu lassen, braucht man besonders viel Durchhaltevermö-
gen, Disziplin und Kreativität. Sofern es die Behörden zulassen, stehen heuer Auftritte im Rahmen des großen Festivals Bregenzer Frühling auf dem Programm sowie ein Engagement am Vorarlberger Landestheater. Zu den aktuellen Produktionen zählt auch ein gemeinsames Projekt mit dem Musikensemble Caminos Nuevos, das mit einem Preis bedacht wurde. Um Möglichkeiten der Kommunikation mit den Zuschauern bei geforderter Distanz auszuloten, sind Auftritte in Schaufenstern geplant. Außerdem wird sie wieder in öffentlichen Räumen agieren und plant gemeinsam mit der Fotokünstlerin Sarah Mistura eine Art Streifzug durch Vorarlberg. Sehr zur Freude des Publikums weiß Silvia Salzmann, die sich in der Vereinigung Netzwerk Tanz auch sehr für ihre Kolleginnen und Kollegen engagiert, ihre Energie einzusetzen.
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Junge Powerfrau auf Erfolgskurs
Aus Schoppernau in den Weltcup
KRISTINA RIMMELE, geb. 1994, arbeitet bei Alpla und liebt Herausforderungen
NIKLAS BACHLINGER, geb. 2001, lebt in Schoppernau und ist Skisprung-Nachwuchshoffnung
„Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle.“ So lautet das Lebensmotto der jungen Powerfrau Kristina Rimmele aus Bregenz. Rimmele, die seit wenigen Wochen in Schwarzach lebt, liebt Herausforderungen, und zwar sowohl beruflich als auch privat. Ihre Masterstudienabschlüsse in Innsbruck und an der University of Nebraska (USA) hat die sportliche Fußacherin („Am Wochenende findet man mich meistens in den Bergen“) trotz Corona in Rekordzeit mit Auszeichnungen abgeschlossen und kein Marathon oder Berglauf ist ihr zu weit. Nach einer beruflichen Zwischenstation bei Zumtobel als Controllerin setzt Rimmele, die neben der englischen auch der französischen und spanischen Sprache mächtig ist, ihre analytischen und kommunikativen Fähigkeiten seit Jänner dieses Jahres beim Globalplayer Alpla in Hard als Rollout Consultant ein.
Er ist im Moment sicher das heißeste Eisen aus dem Kreis der Nachwuchs-Skispringer Vorarlbergs. Die Rede ist von Niklas Bachlinger, der erst vor wenigen Wochen mit seinem Weltcup-Debüt auf der Schanze im finnischen Lahti für Schlagzeilen sorgte. Schon früh wurde dem Schoppernauer Talent bescheinigt, wie die erste Einladung zu einem Sichtungstraining nach Oberstdorf im Sommer 2011 zeigt. Kurz darauf folgte auch die erste Teilnahme an einem Wettkampf: „Bei den Siegern war ich da noch nicht dabei, aber begeistert von dieser Sportart.“ Schnell ging es aber dann bergauf, es folgten erste internationale Wettbewerbe und regelmäßige Teilnahmen im Austriacup. Dieses Talent – kombiniert mit eindrucksvollen technischen Fähigkeiten – mündete dann 2016 im Entschluss, den Weg ins Skigymnasium nach Stams gehen zu wollen. Etwas abgeschreckt vom Internat entschied er sich kurz darauf aber dennoch, im Ländle zu bleiben: „Das war eine schwierige Entscheidung, da die Möglichkeiten für Skispringer in Vorarl-
Seit drei Jahren Oberarzt LUKAS SAUSGRUBER, geb. 1983, lebt in Dornbirn und leitet eine Station mit 17 Betten in Rankweil
Früher nannte man es im Volksmund „Geschlossene“, doch die gibt es seit rund 30 Jahren in Vorarlberg nicht mehr. Heute nennt man die Nachfolgeabteilung „akutpsychiatrische Station“. Sie befindet sich im Krankenhaus in Rankweil und schützt und behandelt Menschen, die akut psychisch besonders schwer erkrankt sind. Geleitet wird diese Station von einem 38-jährigen Dornbirner: Lukas Sausgruber. Aufgewachsen in Höchst, zog es ihn studiumsbedingt nach Innsbruck und Freiburg. Seine Ausbildung absolvierte er in den Spitälern in Feldkirch, Hohenems und Rankweil, bevor er in der allgemein psychiatrischen Station in Rankweil begann. Vor drei Jahren übernahm er seine jetzige Station mit 17 Betten. Er schwärmt: „Man hat mit viel verschiedenen Patienten zu tun, kann sie aus einer schwierigen Situation heraus begleiten und sieht sehr schnell einen Erfolg.“
Er braut was zusammen
berg begrenzt waren.“ Dies sollte dem Weg des zielstrebigen 19-Jährigen aber keinen Abbruch tun: Mit Unterstützung des Vorarlberger Skiverbandes und seines Vaters qualifizierte er sich im Winter 2018 überraschend für den C-Kader des ÖSV. Seither schien der Weg geebnet zu sein, Niklas Bachlinger legte eine stetige Entwicklung auf den Tisch und zeigte sich auch von kleineren Rückschlägen unbeeindruckt. So kehrte er zurück nach Stams, erreichte 2019 beim Alpencup in Seefeld seinen ersten großen internationalen Erfolg und konnte somit seinen sportlichen Durchbruch feiern. Von da an legte er eine stetige Erfolgsserie hin, mit Top-Platzierungen im FIS-Cup und bei Österreichischen Meisterschaften. Auch wenn er Ende letzten Jahres die Qualifikation für die Vierschanzentournee nur knapp verpasste, konnte er sich schlussendlich mit zwei Podestplätzen beim Continental Cup in Innsbruck einen Platz im österreichischen A-Kader sichern. Jetzt folgt unter anderem noch die Vorbereitung auf die Juniorenweltmeisterschaften Mitte Februar. Und die Erfolgsnachrichten, die sind Niklas Bachlinger in den kommenden Jahren sicherlich gewiss.
Dank zwei Zufällen an die Weltspitze EMANUEL SCHÖPF geb. 1997, lebt in Bludenz, hat sich im österreichischen Racketlon etabliert
LAURIN BERNHART, geb. 1996, ließ sich zum Brau- und Getränketechniker ausbilden und ist jüngster Braumeister Vorarlbergs
Zielstrebigkeit, Klarheit und Durchhaltevermögen sind Eigenschaften, die den Nenzinger auszeichnen. So hatte der zweifache Familienvater bereits ein Haus gebaut und sich dennoch für eine weitere Ausbildung als Brau- und Getränketechniker entschieden, welche in Blockseminaren in Wien stattfand: „Der Prozess des Herstellens, die entsprechende Technik dahinter und auch die Möglichkeit, verschiedene Biere zu erzeugen, fand ich faszinierend.“ Nach erfolgreichem Abschluss der Lehre wollte sich der
wissbegierige junge Mann weiterbilden. Ein Studium an der Versuchsund Lehranstalt für Brauerei in Berlin bildete den nächsten Schritt, da er ausschließlich berufsbegleitend studieren wollte. Seine Lebensgefährtin Verena Geiger und auch sein Arbeitgeber, die Brauerei Frastanz, hätten ihn dabei sehr unterstützt: „Ich bin glücklich, dass ich diese Chance bekommen habe und nützen konnte.“ Als Braumeister leitet er nunmehr die Produktion und Prozessentwicklung, ist für die Roh- und Hilfsstoffe zuständig und überwacht die Qualitätskriterien in der Brauerei. Zudem ist er in die Gestaltung des Brauerei-Neubaus miteingebunden.
Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis sind vier Sportarten, die gerne getrennt voneinander betrieben werden. Emanuel Schöpf hat die Kombination aus den vier Elementen für sich entdeckt und spielt Racketlon. Durch zwei Zufälle habe er zu dieser Sportart gefunden, zunächst aufgrund einer Einladung zu einem Turnier im Alter von 15 Jahren. Dieses entschied er auf Anhieb für sich – für Schöpf ein Antrieb, weiterzumachen: „Das hat mich sofort gepackt!“ Der zweite Zufall war dann Zürich als Austragungsort der Weltmeisterschaft im Jahr 2013, an der er aufgrund der örtlichen Nähe teilnehmen konnte. Dort zeigte er ebenfalls auf, wurde 2014 ins Nationalteam aufgenommen und spielt seither ganz vorne mit. So stehen kurzfristige Ziele ebenfalls fest: zum Beispiel eine Einzel-Medaille bei der Heim-WM in Graz – „sicher ein Saison-Highlight.“
Elektrisierender Forschungserfolg SIMONE SCHULER, geb. 1988, lebt in Wien, wurde für ihre Forschungserfolge von der TU Wien ausgezeichnet
Nach einem Schnuppertag bei Gantner Electronic war Simone Schuler irgendwie elektrisiert. Die junge Bingserin meldete sich daraufhin an der HTL Rankweil an, und weil sie „alles noch besser verstehen“ wollte, studierte sie anschließend Elektrotechnik an der TU Wien. Im Rahmen ihrer Dissertation beschäftigte sich die heute 32-Jährige mit dem Kohlenstoffmaterial Graphen. „Wir wissen heute, dass wir langfristig gesehen Probleme in der Datenübertragung haben, weil wir einfach keine Bauelemente mehr haben, die so schnell Daten verarbeiten können. Da muss man an Lösungen arbeiten“, erläutert sie. Für ihre Forschungserfolge wurde Simone Schuler letzten Oktober mit dem Hannspeter Winter-Preis der TU Wien ausgezeichnet. Beruflich hat es sie mittlerweile in die Wirtschaft verschlagen. Unlängst ist die Bingserin bei Bosch zur Projektleiterin aufgestiegen.
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Vom Bauernhof in die digitale Welt LEONIE DREHER, geb. 1983, wohnhaft in Bregenz, VS-Lehrerin und digitale Schulentwicklerin
Bei Leonie Dreher sprach wenig dafür, dass sie einmal eine gefragte Digital-Expertin im Schulbereich werden würde. Aufgewachsen auf einem Bauernhof, Volksschule, Hauptschule und anschließend HLW Marienberg. Danach konnte sie gut kochen und nähen, aber das reichte ihr nicht. In Wien bewarb sie sich erfolgreich um einen Job bei Universial Pictures, was ihr das Tor zur großen weiten Medienwelt mit Bezug zu Kindern und Unterhaltung öffnete. Als fertig ausgebildete Volksschullehrerin studierte sie noch Medienpädagogik. Sie weiß: Es hat keinen Sinn, Kinder von den digitalen Errungenschaften der heutigen Zeit fernzuhalten. „Es ist viel besser, sie konstruktiv in diese Welt zu integrieren.“ Aktive Mediennutzung statt bloßer Konsum, lautet dabei die Devise. Dreher ist Lehrerin an der VS Wolfurt Bütze und digitale Schulentwicklerin an der PH Vorarlberg.
Brückenbauerin am Weg zum Glück ANNA ALLGÄUER, geb. 1988, lebt in Lauterach, gibt Anleitungen für eine positive Lebenseinstellung
Bregenzer Wunderkind AMELIE BRÖLL, geb. 1989, aus Bregenz, macht eine Villa zur Backstube
Auf den großen Opernbühnen
Das Herz gehört dazu – man könnte meinen, die Bleiverglasung im Treppenhaus der Gründerzeit-Villa an der Bregenzer Reichsstraße verrät das Motto von Amelie Bröll. Schließlich haucht sie dem alten Gebäude neues Leben ein. Nach und nach entsteht im Erdgeschoß der zwischen der HTL und der Kaserne gelegenen Villa ihre Backstube Wunderkind. Den Traum einer eigenen Konditorei verfolgt die Bregenzerin bereits seit ihrem 14. Lebensjahr, wenn auch nicht immer auf direktem Wege. So versuchte sich die 31-Jährige zuerst noch als Stu-
dentin in Wien, wechselte aber bald in die Konditorlehre. Diese absolvierte sie ebenfalls in der Bundeshauptstadt, bevor die nunmehrige Meisterin ins Ländle zurückkehrte. Auch mit dem Haus selbst hat sie eine tiefe Verbundenheit: Die Villa war das Zuhause ihrer Urgroßeltern, nun wird es ihr als Zuhause und Arbeitsstätte dienen. Noch sind die Umbauarbeiten nicht abgeschlossen, und auch die Pandemiemaßnahmen haben ihren Einfluss. Aber noch 2021 wird die Villa, welche dann hundertjährige Elemente wie Kamin und Holzvertäfelung mit modernen Einflüssen verbindet, wieder Gäste zu Kaffee und Kuchen empfangen.
Anna Allgäuer machte als Abendspielleiterin an Wiens Theatern Karriere. Organisierte große Bälle wie den Rotkreuz Ball, arbeitete mit Prominenten eng zusammen. Irgendwann stellte die Gisingerin fest, wirklich glücklich war niemand. Also machte sie sich auf die Suche nach dem Glück und studierte Wirtschaftspsychologie. Seit 2015 liegt ihr Fokus nun auf positiver Psychologie, seit zwei Jahren ist die 32-Jährige als Glücks-Coach selbstständig. In ihrer Arbeit hilft sie, hohe Leistung und ein stressfreieres Leben zu vereinen, mit Stärken statt mit Schwächen zu arbeiten. Parallel bietet sie mit ihrem Podcast „Colours of life“ Anregung für eine positive Grundeinstellung. Sich selbst sieht die digitale Nomadin, die zwischen Fuerteventura, Gisingen und Bali tingelt, als Brückenbauerin zwischen Theorie und Praxis, sei es in ihren Masterclasses, im Podcast oder einfach auf Instagram.
MARTIN SUMMER, geb. 1988, steht mit guter Stimme auf renommierten Bühnen und hat noch viel vor
Er ist an der Hamburger Staatsoper engagiert und steht in attraktiven Rollen seines Stimmfachs Bass auf der Bühne, sobald es wieder möglich ist. Bezeichnend für Martin Summer ist, dass er gerne erwähnt, wie viel er dem Chorwesen in Vorarlberg verdankt. Beim Kammerchor Feldkirch oder der Vocale Neuburg konnte er sich seiner Berufung bewusst werden und ist ihr gefolgt. In Muntlix aufgewachsen, hat er zuerst Kontrabass in Feldkirch und dann in Graz Gesang studiert und hatte bald das Glück, an der Accademia Teatro alla Scala in Mailand Erfahrungen zu sammeln. Das Bregenzer Festspielpublikum hat ihn von Auftritten in „Le nozze di Figaro“ gut in Erinnerung, das Schubertiade-Publikum schätzte seine Ambitionen im Liedfach. Er war im Theater St. Gallen engagiert, trat dort auch auf der Freiluftbühne im Klosterareal auf und folgte dem Ruf nach Hamburg.
Von Lehrlingen, für Lehrlinge JEAN-PHILLIP BERNECKER, geb. 1999, lebt in Klaus, arbeitet an einem Lehrlingsnetzwerk
„Möchte WeltcupFixstarterin werden“ VICTORIA OLIVIER geb. 2004, lebt in Au und hat sich im alpinen Ski-Rennlauf hohe Ziele gesteckt
Zielstrebigkeit. Diese Eigenschaft ist Victoria Olivier klar zuzuschreiben. Das zeigt sich auch im bisherigen Werdegang der 16-jährigen Bregenzerwälderin, die mittlerweile an der Kader-Mitgliedschaft des Österreichischen Skiverbandes anklopft und in alpinen Skirennen für Aufsehen sorgte: Vom WSV Au in den Wälder Kader und in den Vorarlberger Kader – in nur zwei Jahren. Und so erhofft sich die Skigymnasiastin nicht nur eine baldige Teilnahme im Europacup, sondern auch ein Weltcup-Debüt mit dem Erreichen der Abschlussklasse. „Und Olympia wär schon echt cool“, weiß Victoria Olivier, die jede freie Minute ins Training steckt, genau, was sie will.
Jean-Phillip Bernecker arbeitet seit einem Jahr in seiner Freizeit daran, ein vorarlbergweites Lehrlingsnetzwerk aufzubauen. „Die Idee entstand während eines Workshops zur Digitalisierung der Lehre“, erklärt der illwerke vkw IT-Techniklehrling. Ziel sei es, Lehrlinge aus verschiedensten Betrieben zu vernetzen, voneinander zu lernen und Einblicke in andere Unternehmen zu bekommen. „Die VEM-Betriebe sind schon dabei“, so der Klauser. Durch Corona wurden Ideen, wie unternehmensübergreifende Prüfungsvorbereitungen, ausgebremst, aber der 21-Jährige setzt sich weiter für die Lehrausbildung ein.
Die Zukunft der Baubranche im Blick ANNA HILTI, geb. 1987, lebt in Feldkirch, Geschäftsführerin Hilti & Jehle Projektmanagement GmbH
„Ich war Hilfsarbeiter auf der Baustelle“, erzählt Anna Hilti über ihre ersten Erfahrungen in der Branche und im Familienunternehmen Hilti & Jehle. Die junge Frau führt drei Unternehmen im und im Umfeld der Baufirma Hilti & Jehle, die 1876 von Caspar Hilti gegründet wurde. Hilti hat an der Universität Liechtenstein und in Graz Architektur studiert – sie ist die erste Architektin im bislang von Technikern dominierten Management. Darin sieht sie Chancen, die gerade jetzt, in einer Zeit, die für die Bauwirtschaft zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt, wichtig sein können. Wirtschaft und Gesellschaft befänden sich in einem Umbruch, der sich in der Baubranche nicht nur in der Digitalisierung zeige, sondern auch im Umgang mit Grund oder der Nutzung von Ressourcen. Hilti ist auch wirtschaftspolitisch aktiv, zum Beispiel im Vorstand der Jungen Industrie.
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Samstag, 6. Februar 2021 Vorarlberger Nachrichten
Umweltschutz gelingt nur, wenn man etwas dafür tut LISELOTTE SCHAPMANN, geb. 1994, lebt in Dornbirn, setzt das Klimaschutzprojekt 10:0 um
Der Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch und ihr Studium in Berlin haben Liselotte Schapmann dazu bewogen, sich genauer mit der Umwelt auseinanderzusetzen. „In Berlin ist der Umweltgedanke weiter fortgeschritten. Das hat mir gefallen“, erklärt die gelernte Wäschewarenerzeugerin und BWL-Absolventin. Zurück in Vorarlberg, hat sie einen Job gesucht, der sich mit ihrem Gewissen vereinbaren lässt. 2018 hat sie als Trainee bei
Sutterlüty angefangen. „Der Regionalitätsbezug hat mir gefallen und das Thema Lebensmittel auch“, erklärt die 27-Jährige. Seit 2019 ist sie Nachhaltigkeitsbeauftrage und hat mit viel Engagement das Klimaschutzprojekt 10:0 entwickelt und umgesetzt. Mit dem Kauf eines 10:0-Paketes werden in Westafrika 40 Bäume gepflanzt. „So viele sind nötig, um zehn Tonnen CO2 zu kompensieren. Damit lebt ein Vorarlberger rein rechnerisch ein Jahr lang klimaneutral. Und das heißt: 10:0 fürs Klima“, erklärt Liselotte. Ein Höhepunkt war ihre Reise mit einigen Lehrlingen im Februar 2020 nach Togo. „Wir haben eine Woche das Projekt angeschaut und selbst Bäume gepflanzt.“ Diese Reise habe das Vertrauen in den Partner Nature Office weiter gestärkt. Inzwischen hat Liselotte Schapmann, die niemanden zum Umweltschutz zwingen, aber positiv dazu motivieren will, das Projekt weiterentwickelt. Seit Herbst wird mit dem Kauf eines 10:0-Pakets auch ein Baum in Göfis gepflanzt. Als Partner hat sie die Agrargemeinschaft Nenzing und den Landesforstgarten gewonnen. Auf die Frage, ob es schwer war, Projektpartner zu finden, antwortet sie: „Man muss es nur tun.“
Junger Komponist mit großen Zielen
ZUKO SAMELA, geboren 1995, lebt in Feldkirch, Student am Vorarlberger Landeskonservatorium, Bratschist und Komponist
Schon als Kind entdeckte der gebürtige Südafrikaner Zuko Samela seine Leidenschaft für die Musik. „Ich habe im Alter von neun Jahren angefangen Geige zu spielen, als meine Mutter an der Musikschule Musicon in Südafrika zu unterrichten begann. Sie war es, die meine Schwester und mich an die Geige herangeführt hat“, berichtet der 25-Jährige. Im Alter von 16 Jahren wechselte Samela schließlich zur Bratsche. „Ich und meine Freunde von der Musikschule in Südafrika haben schon damals in den Orchesterpausen und in unserer Freizeit viel gejammt“, erinnert er sich an seine musikalischen Anfänge. Durch das „Bochabela String Orchestra“ hat Zuko Samela in Vorarlberg eine zweite Heimat gefunden. Mit dem Erlös der Tourneen wurde dem Musiker über ein Stipendium der Aufenthalt in
Musikproduzent mit viel Leidenschaft
Vorarlberg mit einer Ausbildung am Landeskonservatorium in Feldkirch ermöglicht. Zuko Samela hat sich zudem schon mit Erfolg an mehreren eigenen Kompositionen versucht. „Angefangen hat es, als mich mein Professor Klaus Christa gebeten hat, ein Stück für ein Konzert zu komponieren, das 2015 im Montforthaus aufgeführt wurde. So begann ich zu komponieren“, erzählt Samela, der inzwischen seit vier Jahren am Landeskonservatorium studiert und Mitglied mehrerer Ensembles ist. Klaus Christa ist nicht nur Zuko Samelas Mentor, sondern auch sein großes Vorbild, wie er im Gespräch mit den VN betont: „Ich schaue zu ihm auf.“ Neben dem Komponieren hegt der junge Musiker aber auch eine große Leidenschaft für den Geigenbau. Für die Zukunft hat der Südafrikaner schon konkrete Ziele: „Mein Traum ist es, ein etablierter Musiker, Komponist und Geigenbaumeister zu werden und eine Musikschule in Südafrika zu leiten.“
Altes Handwerk mit Neuem verbinden
GERRIT KINKEL, Jahrgang 1984, lebt in Los Angeles und feiert als freischaffender Komponist Erfolge
MATHIAS JENNY, geb. 1989, lebt in Blons, ist Inhaber die Firma KreativHolz
21 Jahre sind ins Land gezogen, seit der Hörbranzer Gerrit Kinkel den Landes- und Bundeswettbewerb „Prima la musica“ gewann. Nach einem Studium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst im Konzertfach Trompete und Tonmeister in Wien verschlug es Kinkel 2007 in die USA, wo er sich am Berklee College Boston zum Bachelor of Music ausbilden ließ. Nun produziert der Komponist und Trompeter („Meine Ohren sind meine Instrumente“) in seinem Studio in Los Angeles vor allem Musik für MovieTrailers. Die für diverse Grammys nominierten Produktionen des zweifachen Vaters sind gefragt: Klingende Namen wie Cher, Pink, Justin Biber sowie Netflix und Disney sind auf seiner Referenzliste zu finden.
KreativHolz heißt der Ein-Mann-Betrieb von Mathias Jenny in Ludesch, der sich ganz auf traditionelles Holzhandwerk konzentriert. „Massivholzmöbel, Täfer, Altholzarbeiten, Zirbenbetten“, zählt der Jungunternehmer auf. Er verbinde altes Handwerk mit Neuem und das komme bei den Kunden bestens an. Die Auftragsbücher sind voll, ehrliches Handwerk werde geschätzt. Überwiegend sei er im Privatbereich tätig, für Großaufträge ist die Firma zu klein. Daran soll sich auch nichts ändern. Zwar investiere er jetzt in die Aufwertung des Maschinenparks und könne sich perspektivisch auch vorstellen, Lehrlinge auszubilden. Die Größe sei für ihn nicht entscheidend, sagt der 32-Jährige. Vielmehr lege er Wert auf die handwerkliche Qualität.
Für mehr Frauen in technischen Berufen STEFANIE HUBER, geb. 1991, lebt in Lauterach, GF der Vorarlberger Elektro- und Metallindustrie
Stefanie Huber wurde im August 2018 mit nur 27 Jahren als eine der jüngsten und als erste weibliche Besetzung seit 47 Jahren, Geschäftsführerin der Vorarlberger Elektro- und Metallindustrie. „Mir gefällt die Abwechslung und die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Menschen. Gemeinsam setzen wir Projekte zu Themen wie Lehre, Ausbildung und Personal erfolgreich um“, erzählt die Lauteracherin. Ein besonderes Anliegen ist Stefanie Huber das Aufbrechen von Rollenbildern. Mit der Initiative „Hi Tech Girl“ möchte sie junge Frauen für technische Berufe begeistern: „Das Potenzial von gut qualifizierten Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen soll damit in der Praxis langfristig gesteigert werden.“
„Möchte Räume für Gebärende bauen“ ANKA DÜR, geb. 1988, lebt in Winterthur, Architektin, die sich zur Hebamme ausbilden lässt
Anna Katharina Dür bemerkte früh, dass die Architektur das Leben der Menschen prägt. „Das Umfeld hat einen Einfluss auf unser Empfinden.“ Viele gestalterische Ideen schwirrten in ihrem Kopf herum. Sie studierte Architektur, „weil ich meine Ideen umsetzen wollte“. Als Abschlussarbeit entwarf sie ein Geburtshaus für Vorarlberg. Ihr war aufgefallen, dass es keine Räume für Gebärende gibt, nur sterile Kreißsäle. Dür lässt sich derzeit zur Hebamme ausbilden. Ihr Herz schlägt für diesen Beruf. „Aber ich möchte auch Räume für Gebärende bauen.“ Im Studienjahr 2019/20 legte sie eine Pause ein, um für das Frauenmuseum Hittisau die Ausstellung „Geburtskultur“ zu kuratieren und den „Raum für Geburt und Sinne“ mitzugestalten.
10 50 Köpfe von morgen
Samstag, 6. Februar 2021 Vorarlberger Nachrichten
„Kann mich jeden Tag beweisen“
Ein Gespür für die Wissenschaft
JENNIFER GIESINGER, geb. 1995, lebt in Bregenz, Zugführerin aus Freude und Begeisterung
HANNAH NESENSOHN, geb. 2004, wohnt in Feldkirch, überraschte mit wissenschaftlichem Report
Jennifer Giesinger bereitet sich gerade auf ihren Dienst als ÖBB-Zugführerin vor, als sie der Anruf der VN erreicht. Dieser Dienst wird sie im Railjet nach Innsbruck und retour führen. Dabei hat die Bregenzerin die Zugaufsicht. Sie übernimmt die Verantwortung, die Zuggäste sicher an ihr Ziel zu bringen. Seit drei Jahren ist die 25-Jährige als Zugbegleiterin unterwegs, vor eineinhalb Jahren machte sie die Ausbildung zur Zugführerin. Jennifer räumt zwar ein, dass manche Kunden eine Herausforderung darstellen, aber sie sich täglich in ihrem Job beweisen kann. Erste Erfahrungen mit Gästen hat die vielseitige junge Frau während ihrer Schulpraktika gemacht. „Es ist mein Traumberuf. Ich bin voller Freude und Begeisterung dabei“, erklärt die Bregenzerin, die zuvor bei den ÖBB eine Lehre zur Anlagen- und Betriebstechnikerin erfolgreich abgeschlossen hat.
Mit ihren erst 16 Jahren hat Hannah Nesensohn aus Feldkirch schon eindrucksvoll ihr Talent für wissenschaftliche Zusammenhänge bewiesen. In der Anfangsphase der Coronapandemie absolvierte sie ein von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft ausgeschriebenes Talentepraktikum im Institut für Pathologie im LKH Feldkirch. Nesensohn etablierte dabei unter Anleitung von Andreas Bösel eine Methode zur Extraktion der Virus-RNA und verfasste dazu einen wissenschaftlichen Report, der es unter die besten 20 in Österreich schaffte. Obwohl ihr die Arbeit gefallen hat, will sich die junge Frau beruflich noch nicht festlegen. Sie freut sich, dass Institutsleiter Primar Felix Offner sie zur Verleihung der Auszeichnung begleiten will. „Eine große Ehre“, befindet Hannah. Ob die Feier im März stattfinden kann, ist allerdings noch nicht klar.
Die Sympathie gehört Schweden KILIAN ZÜNDEL, geb. 2001, lebt in Salzburg, schaffte den Sprung in den Profikader beim EC Salzburg
Es war Tante Daniela, die dem jungen Kilian das Eishockey schmackhaft machte. „Sie hat mich zu einem Spiel der Bulldogs mitgenommen. Mit acht Jahren habe ich dann selbst angefangen.“ Über den Nachwuchs in Dornbirn führte Zündels Weg zum SC Rheintal. Die Organisation in der Verteidigung, schlittschuhläuferische Qualitäten, die Stocktechnik, der genaue Pass – das alles fiel auch den Scouts von Salzburg auf. Der Wechsel in die Eishockey-Akademie wurde nach ein paar Trainings und einem Nachwuchsturnier in Genf perfekt gemacht. Über das U-18-Team und die Juniors landete Zündel in der ersten Auswahl. „Das Niveau ist um einiges höher als im Nachwuchs“, stellt er nach seinen ersten Einsätzen in der Ice Liga fest. Die nächste Karrierestation hat Zündel schon ausgemacht. „Ich möchte gerne einmal in Schweden spielen.“
Weltweit beachteter Forscher THOMAS STÖGER, geb. 1984, lebt in Evanston (Illinois), forscht unter anderem zum menschlichen Altern
Der gebürtige Hörbranzer Thomas Stöger, ist ein erfolgreicher Datenwissenschaftler und Biologe, der derzeit das menschliche Altern erforscht. „Meine wichtigste Erkenntnis zum Altern: Bisher war bekannt, dass sich während des Alterns in den meisten Organen von Menschen und anderen Wirbeltieren die Aktivität von Hunderten
Genen verändert. Ich konnte nun zeigen, dass die unterschiedlichen Längen einzelner Gene diese Veränderungen nahezu vollständig erklären“, erläutert der 36-Jährige. Gene, die besonders lang sind, schalten sich während des Alterns besonders stark ab. Gene, die besonders kurz sind, bleiben angeschaltet. Nach der Promotion im Fach Biologie an der Universität Zürich, für die Stöger den jährlichen Preis für die beste Doktorarbeit in den Naturwissenschaften erhielt, wechselte er nach Chicago. Sein Ansatz zur Wissenschaftsforschung erhielt wiederholt weltweite Aufmerksamkeit. So berichteten unter anderem die New York Times und The Economist über ihn, ebenso die Onlineausgabe der angesehenen Wissenschaftszeitschrift Science. Momentan wird der Wissenschaftler von dem mit einer Million Dollar dotierten „Pathway to Independence Award“ unterstützt. Thomas Stöger hat ein klares Ziel vor Augen: „Ein weltweites Forschungsnetzwerk mitzugestalten, welches die physiologische Bedeutung und biochemischen Wirkungsweisen aller menschlicher Gene bestimmt. Obwohl seit 20 Jahren alle Gene bekannt sind, bleiben derzeit etwa 80 Prozent unerforscht“, berichtet Stöger, der sich derzeit für eine Professur an einer amerikanischen Elitehochschule vorbereitet.
Viel gelobter Jungautor BENJAMIN QUADERER, geb. 1989, lebt in Berlin, Schriftsteller
Schriftsteller Benjamin Quaderer verfasst schon seit seinen Kindertagen Geschichten. Der Autor, der in Feldkirch geboren und in Liechtenstein aufgewachsen ist, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und in Wien. Mit „Für immer die Alpen“ legte der 31-jährige Wahlberliner im vergangenen Jahr seinen Debütroman vor. Fünf Jahre hatte Quaderer an dem rund 600 Seiten starken Roman gearbeitet. Noch bevor er das Buch veröffentlichte, wurde er 2016 für einen Auszug aus dem Werk mit dem zweiten Preis beim Nachwuchs-Literaturpreis „Open Mike“ ausgezeichnet und erhielt ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats. Sein von den Medien viel gelobtes Romandebüt ist eine Nahaufnahme der seltsamen Sitten und Gebräuche im winzigen Fürstentum Liechtenstein, das vor allem als Bankenplatz und Schwarzgeld-Oase Berühmtheit erlangte.
Rund um die Uhr für die Außenpolitik im Einsatz CLAUDIA TÜRTSCHER, geb. 1989, lebt in Wien, Pressesprecherin von Außenminister Alexander Schallenberg
„Die Außenpolitik kennt keinen Lockdown“, sagt Claudia Türtscher. Die 31-Jährige muss es wissen. Sie ist Pressesprecherin von Außenminister Alexander Schallenberg. In diesem Job sei man 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche einsatzbereit. „Es ist für mich extrem bereichernd, in das breite Themenspektrum der Außenpolitik eintauchen zu dürfen. Eine unglaublich spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit, die natürlich viele Herausforderungen mit sich bringt. Kein Tag ist wie der andere und man weiß nie, welcher Krisenherd als nächster aufflammt.“ Türtscher ist in Götzis aufgewachsen, maturierte am Gymnasium Feldkirch Rebbergasse und ging zum Studium nach Innsbruck – inklusive eines einjährigen Abstechers ins argenti-
nische Córdoba. Nach dem Studium zog es die Vorarlbergerin nach Wien, wo sie Praktika bei der Aids Hilfe und der AgesMedizinmarktaufsicht absolvierte. Dann wechselte sie ins Finanzministerium, fünf Jahre später ins Bundeskanzleramt. „Alexander Schallenberg hat mich dort zu seiner Sprecherin in der Übergangsregierung gemacht.“ Damals war er als Minister für Äußeres sowie für EU, Kunst, Kultur und Medien zuständig. Seit der Angelobung der türkis-grünen Bundesregierung im Jänner 2020 ist Türtscher seine Sprecherin im Außenministerium. „Einer der vielen spannenden Aspekte, die dieser Job mit sich bringt, ist sicherlich das Reisen.“ Aufgrund der Pandemie sei sie aber deutlich weniger unterwegs als noch vor einem Jahr. Am meisten beeindruckt haben Türtscher die Reisen in den Iran und nach Äthiopien. Welche Ziele die 31-Jährige hat: Wenn sie zurückblicke, möchte sie immer mit gutem Gewissen sagen können, ihr Bestes gegeben zu haben.
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Samstag, 6. Februar 2021 Vorarlberger Nachrichten
Dem Pflegeberuf verfallen
Kontrolle ist besser
DAVID YILMAZ, geb. 1989, leitet derzeit die psychiatrische Station im LKH Rankweil
PIA MEUSBURGER, geb. 1989, lebt in Wien und forschte über Bilanzkontrolle von Konzernen
Beruflich war er nie auf dem Holzweg, denn David Yilmaz mochte auch das Tischlerhandwerk, das er von der Pike auf lernte und mit dem Meisterbrief krönte. Letztlich führte ihn aber seine langjährige nebenberufliche Tätigkeit im Rettungsdienst zu dem, was er jetzt macht, nämlich in die Pflege. Schon als Zivildiener hegte er diesen Gedanken, doch mit jugendlichen 20 fühlte sich David noch nicht reif für diesen Schritt. Inzwischen ist er ihn schon ein Stück weit gegangen, und er soll noch nicht zu Ende sein. Zurzeit leitet David Yilmaz die psychiatrische Station im Landeskrankenhaus Rankweil und betreute während der Pandemie auch Covid- und Verdachtspatienten. Sein nächstes großes Ziel ist der Einstieg in die Pflegewissenschaften. Den Pflegeberuf als solchen schätzt der leidenschaftliche Imker, weil sich dort selbstständig Beziehungen gestalten lassen.
Einst galt sie als eines der größten Talente des Landes. Doch ihre Knie hatten etwas gegen eine Snowboardkarriere. Also schlug Pia Meusburger einen anderen Weg ein und ist dabei nicht minder erfolgreich. Die Dornbirnerin hat soeben ihre Dissertation in Innsbruck abgeschlossen und bereits einen Vertrag bei einer der größten Steuerberatungskanzleien Österreichs in der Tasche. Ihr Spezialgebiet ist spätestens seit dem Wirecard-Skandal hochaktuell: Wie kann die Bilanz von börsennotierten Unternehmen besser geprüft werden? Vor zwölf Jahren war ihr Leben noch anders. 2009 und 2010 schnappt sich Meusburger den Europacup-Gesamtsieg im Slopestyle einer besonders gefährlichen Sparte des Snowboardsports. 2010 holt sie sich fünf Gehirnerschütterungen. Den größten Erfolg feiert sie im Februar 2011 im Weltcup -Bewerb in Calgary, als sie Dritte wurde. Kurz darauf verletzt sie sich schwer, womit das neue Leben be-
Produkte, die ganze Märkte verändern PHILIPP SACHS, geb. 1991, lebt in Feldkirch, leitet das operative Geschäft bei XeelTech in St. Anton
Seine Karriere startete Philipp Sachs als Controller bei Inventus, dem Montafoner Entwickler von Anwendungen für die Automobil-, Medizin- und Gamingbranche. Heute ist der Betriebswirt Chief Operating Officer bei XeelTech, einem Joint Venture von Inventus und Stiwa. „Vertrauen, Glück und Eigeninitiative“, nennt Sachs die Zutaten dafür. „Glück vor allem, weil ich mich in keinem anderen Unternehmen so entwickeln hätte können. Und ohne Vertrauen, wie ich es durch Stefan Battlogg erfahren habe, kann man das nicht erreichen.“ Eigeninitiative bewies er eindrücklich, als er auf der Messe CES in Las Vegas einen kleinen Stand mietete, auf den sogar der größte Smartphonehersteller der Welt aufmerksam wurde. Herzstück von XeelTech ist das Bedienelement Hapticore. „Unsere Produkte können ganze Märkte verändern, und genau das gilt es jetzt zu tun.“
Der digitale Geisteswissenschafter
ginnt. Dem Bachelortitel folgt der Mastertitel. Schon während des Masterstudiums veröffentlicht sie Artikel in Fachzeitschriften und arbeitet im Institut für Rechnungswesen, Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung an der Uni. Nach dem Masterabschluss ist der nächste Schritt also schon klar: Sie beginnt mit der Dissertation. Vor wenigen Wochen gibt die 32-Jährige ihre Dissertation ab, noch im Februar steht die Abschlussprüfung an. Innsbruck hat sie allerdings schon jetzt den Rücken gekehrt. Seit Jänner wohnt Pia Meusburger mit ihrem Freund in Wien. Er studierte dasselbe, schloss ebenfalls kürzlich mit dem Dr.-Titel ab und fängt wie die Dornbirnerin in einer Steuerberatungskanzlei in Wien an. Meusburger selbst wird sich beruflich sowohl dem Bereich Steuerberatung als auch dem Bereich Wirtschaftsprüfung widmen. Den Bergen ist sie nach wie vor treu. Im Winter fährt sie Ski oder macht Skitouren. Im Sommer geht sie vor allem Klettern. „Ich bin immer noch viel in den Bergen unterwegs. Nur nicht mehr im Funpark“, erzählt sie. Innsbruck hat sie noch nicht ganz verlassen. Im nächsten Semester wird sie noch einmal eine Vorlesung an der Uni besuchen - als Vor tragende natürlich.
Neue Welten erschaffen ISABELLA FREILINGER, geb. 1991, lebt in Heidelberg, erfolgreiche Regisseurin und Produzentin
SIMON GANAHL, geb. 1981, lebt in Wien, Medien- und Literaturwissenschafter, Uni Wien, Zürich und Liechtenstein und FHV
Wie sind Menschen und Dinge in unserer Gesellschaft miteinander verknüpft? Wie festigen sich soziale Beziehungsmuster? Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigt sich Literatur- und Medienwissenschafter Simon Ganahl, der seinen Fokus auf digitale Geisteswissenschaften, Digital Humanities, legt. Ihn interessiert dabei vor allem die Kartografie als Denkweise. „Ich publiziere gerade die Ergebnisse meines Habilitationsprojekts, die Vollversion der Website campusmedius. net geht diesen Frühling online.“ Mit
dieser Studie wird Ganahl habilitieren und sich für Professuren bewerben. Geplant ist außerdem, eine digitale Plattform, wo zunächst Studierende ihre täglichen Medienerfahrungen analysieren. Später soll sie für die breitere Öffentlichkeit zugänglich sein. Ganahl ist in Tschagguns aufgewachsen. „Meine Mutter kümmerte sich um die vier Buben und die Frühstücks pension, die auch unser Zuhause war. Mein Vater war Lkw-Fahrer.“ Ohne die Unterstützung seiner Mutter wäre er wohl nicht an die Uni gekommen, sagt Ganahl. Er war einige Jahre im Ausland (Hamburg, Zürich, New York, Los Angeles) und lebt nun mit seiner Frau und Tochter in Wien.
Geschichten faszinieren Isabella Freilinger schon seit ihrer Kindheit. „Zuerst in Form von Kasperltheater, das ich als Kind für meinen kleinen Bruder gespielt habe, später dann Geschichten, die ich für meine Mitschüler schrieb“, erinnert sich die 29-Jährige. Heute ist sie als freiberufliche Autorin und Regisseurin erfolgreich unterwegs und dreht fiktionale, dokumentarische Filme und andere kreative Filmprojekte. Mit ihrem Team hat sie bereits für Sender wie SWR und funk, ARTE, das Schweizer Fernsehen SRF und den koreanischen Sender KBS gearbeitet. „Die Inspiration für neue Geschichten kommt bei mir von überall. Das Schöne ist, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe, und mit tollen Menschen zusammenarbeiten kann.“ Gerade hat Isabella Freilinger die Doku-Serie „Colour Roads“ abgeschlossen, die auf mehreren Festivals ausgezeichnet wurde.
Handball und Menschenrechte BENJAMIN EDIONWE, geb. 2002, aus Lauterach, zeigt im Handball und „Black lives matter“ auf
Geboren ist er in Nigeria, im Alter von vier Jahren kam Benjamin Edionwe nach Vorarlberg. Hier fand er vor acht Jahren zum Handball. Heute ist der 18-Jährige nicht nur Tormann beim HC Hard und in der U19-HandballNationalmannschaft, sondern engagiert sich auch bei #BlackLivesMatter (BLM). Sein Engagement begann 2020 mit einem spontanen Videobeitrag, nun zählt er zu den Organisatoren. Zwar wurde es aufgrund der Pandemie ruhiger um die BLM-Bewegung, das Ende des Weges habe man aber noch nicht erreicht. Für 2021 stehen neben der Menschenrechtsbewegung noch weitere Meilensteine vor dem Jugendlichen. So bereitet er sich derzeit auf seine HTL-Matura vor, wie auch auf die Qualifikation auf die Handball-U19Weltmeisterschaft. Und sobald die Pandemie überwunden ist, will er die Anliegen von BLM wieder auf die Straße tragen.
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