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Aus den Häusern

DAS MAGAZIN DER

„Babyfon“ – immer ein offenes Ohr Unkomplizierte und vernetzte Unterstützung für junge Eltern am LKH Bludenz.

E

ine Geburt ist nicht nur ein großes Glück, sondern kann auch zu belastenden Situationen in der Familie führen. Die Mitarbeiter auf der Wochenstation spüren oftmals, wenn es Unsicherheiten im Umgang mit dem Säugling gibt oder das soziale Umfeld Risiken birgt. Viel dagegen tun konnten Hebammen, Schwestern und Ärzte bisher jedoch nicht, denn schon nach wenigen Tagen verlassen die Mütter in der Regel das Krankenhaus – ein ungutes Gefühl bleibt zurück. Am LKH Bludenz gehören solche Fälle dank dem Projekt „Babyfon“ nun der Vergangenheit an.

Im Frühjahr 2008 wurde vom Land Vorarlberg ein Wettbewerb zur präventiven Unterstützung von Eltern mit Neugeborenen und Kleinkindern ausgeschrieben. „Babyfon“ ist eines der drei Siegerprojekte und läuft nun seit Dezember letzten Jahres am Landeskrankenhaus Bludenz. Die zwei Partner der Geburtenstation sind die IfS-Familienarbeit und connexia, Gesellschaft für Pflege und Gesundheit. In enger Zusammenarbeit wird jungen Eltern aktiv Unterstützung angeboten. „Unser Ziel ist die Früherkennung möglicher Entwicklungsstörungen“, erklärt Elisabeth Jonietz, die als Leiterin der Elternberatung von connexia das Projekt begleitet. In der Praxis umgesetzt wird dies durch zwei Projektmitarbeiterinnen: die Hebamme Helga Hartmann und die Diplomkrankenschwester Hildegard Burtscher. „Beide sind vor Ort im Krankenhaus und suchen gezielt das Gespräch mit den Wöchnerinnen. Wenn Bedarf besteht und die Eltern unser Angebot annehmen – alles geschieht selbstverständlich auf freiwilliger Basis – wird die Betreuung auch nach der Entlassung fortgesetzt“, so Jonietz. Das heißt konkret: Die Betreuerinnen besuchen die Mütter zuhause, helfen vor Ort oder stellen Kontakte zu anderen Beratungsstellen her. Darüber hinaus steht den Eltern

t Erfolgreiche Vernetzung: (v.l.) ­Nicole Richter (IfS-Familienarbeit), Erich Gantner (LKH Bludenz), ­Elisabeth Jonietz (connexia) und Katja Gebhard (Wochenstation).

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VORARLBERGER LANDESKRANKENHÄUSER

VORARLBERGER LANDESKRANKENHÄUSER

eine Telefonhotline zur Verfügung. „Die Projektmitarbeiterinnen sind sehr flexibel und gehen auf die individuellen Bedürfnisse der jungen Familien ein“, ergänzt Nicole Richter von der IfS-Familienarbeit. Alle Leistungen des „Babyfons“ sind bis zum zweiten Lebensjahr des Kindes kostenlos. Erfahrung und Vertrauen Für das Pflegepersonal auf der Wochenstation stellt das Projekt eine enorme Entlastung dar. In den wenigen Tagen nach der Geburt bleibt für Hebammen und Schwestern nicht viel Zeit für Gespräche oder besseres Kennenlernen der Eltern. „Wir wissen oft gar nicht, was in den Müttern vorgeht, wie es ihnen in der neuen Situation geht“, erklärt DGKS Katja Gebhard, „Hildegard und Helga können in ihren Gesprächen mit den Wöchnerinnen viel tiefer gehen, viel mehr erfahren.“ Die beiden sind Bezugs- und vor allem Vertrauenspersonen, nicht nur für die Mütter, sondern auch für das Personal. Durch ihre jahrelange Erfahrung sind sie erste Anlaufstelle bei allen möglichen Fragen und Unklarheiten. Katja Gebhard: „Aus unserer Sicht ist es eine große Erleichterung, dass es dieses mulmige Gefühl, das sich in manchen Fällen breit machte, nicht mehr gibt.“ Optimale Zusammenarbeit Bisher werden im Rahmen von „Babyfon“ 25 Mütter betreut. Bei insgesamt 242 Neugeborenen sind das gut zehn Prozent. „Das ist viel, wenn man bedenkt, dass diese Fälle sonst keine Betreuung erhalten hätten“, betont Jonietz. Als äußerst positiv wird die enge Verknüpfung von externen Beratungsstellen und dem Krankenhaus empfunden. „Dieser aktive Austausch funktioniert bestens“, bestätigt Erich Gantner, Pflegedienstleiter am LKH Bludenz. Er freut sich, dass das „Babyfon“ ebenso wie die zwei anderen Projekte nun bis Ende 2010 vom Land Vorarlberg finanziert werden. Nach Projektende wird erhoben, was insgesamt gut gelaufen ist oder wo es Probleme gab. Aus den Ergebnissen soll ein Projekt für ganz Vorarlberg entwickelt werden. Damit Kinder und ihre Eltern von Anfang an rundum gut betreut sind. n


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