Kunst und Kultur erhöhen die Lebensqualität
Die drei Ausgezeichneten 2023
Das Frauenmuseum Hittisau erhält den Hauptpreis.
Anerkennungspreise gehen an das Ensemble plus und an Vivienne Causemann.
25. Mai 2023
Donnerstag,
Für alle Kunstgattungen und Kunstvermittlung
Mit dem Preis werden hervorragende Leistungen im Bereich von Kunst und Kultur in Vorarlberg gewürdigt.
Die Jurorinnen und Juroren hatten neben der Fokussierung auf eine spezielle Leistung von in Vorarlberg tätigen Personen oder Gruppierungen nicht nur die hohe Qualität der Werke, der Produktionen und Projekte, sondern auch bestimmte Faktoren zu berücksichtigen. Zu diesen zählen etwa die Nachhaltigkeit und die thematische Relevanz der Arbeiten und Projekte. Im Besonderen beachtet wurden Arbeiten und Projekte, die einer prosperierenden Kulturszene dienen, mit denen Impulse gesetzt wurden, die sich in besonderer Weise um Zugänglichkeit bemühen, die Disziplinen miteinander verschränken oder den Generationendialog fördern. Der Preis ist dezidiert Künstlerinnen und Künstlern aller Gattungen sowie Kunstvermittlerinnen und Kunstvermittlern gewidmet.
Besetzung der Jury
Die Jury ist mit Expertinnen und Experten aus den verschiedenen kulturellen Bereichen besetzt,
die auch umfassende Kenntnis über das künstlerische Schaffen in Vorarlberg bzw. der Region haben. In diesem Gremium sind Anika Reichwald (Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin historisch-wissenschaftlicher Ausstellungen und Autorin), Brigitta Soraperra (Theaterwissenschaftlerin, Regisseurin, Dramaturgin und freischaffende Kulturarbeiterin) Rudolf Sagmeister (Kunsthistoriker, Ausstellungskurator, ehemals Chefkurator des Kunsthaus Bregenz und Publizist), Peter Heiler (Musikpädagoge, Konzertkurator und u. a. ehemaliger Geschäftsführer des Vorarlberger Musikschulwerks und Vorsitzender von Musikwettbewerben) sowie Christa Dietrich (Kulturjournalistin), die auch für die Projektleitung verantwortlich ist.
Aufwendiger Prozess
Der Juryprozess stellte eine besondere Herausforderung dar. Für die Nominierung, die eingehende Auseinandersetzung mit den Nominierten, die Beratung und die Entscheidung waren von vornherein mehrere Treffen im zeitlichen Abstand anberaumt, die unter anderem im stimmigen Ambiente des Sitzungszimmers im Jüdischen Museum Hohenems stattfanden.
„Gerade in Zeiten, in denen der politische Fokus nicht auf den Notwendigkeiten des Kulturbetriebs liegt, ist ein solcher Preis wichtig. Er bewirkt eine verstärkte Sichtbarkeit der gesellschaftlichen Rollen von Kulturschaffenden. Wir feiern mit der Preisvergabe eine breite Vorarlberger Kulturlandschaft, gestaltet durch das Engagement einzelner, die oftmals unter prekären Bedingungen tätig sind.“
Anika Reichwald, Jurorin
„Es war eine sehr schöne Aufgabe, in der Jury dabei zu sein – wenn auch kein leichtes Unterfangen. Es gibt so viele herausragende Kulturschaffende, Gruppen und Institutionen im Land, die diesen Preis verdienen und dringend Unterstützung benötigen. Kunst und Kultur bilden zentrale Bausteine für eine krisenfeste und hoffnungsvolle Gesellschaft. Deshalb zahlt sich hier jede Investition aus.“
Brigitta Soraperra, Jurorin
„Kunst und Kultur machen die Welt lebenswerter, dafür setze ich mich ein. Viele Menschen arbeiten für die Verbesserung der Lebensqualität, aber nur wenige bekommen die Anerkennung, die sie verdienen. Deshalb ist ein Preis, der solche Menschen würdigt, ein wichtiger. Auch weil in der Kultur, im Gegensatz zu jener Energiewirtschaft, die unsere Welt zerstört, Geld eine knappe Ressource ist.“
Rudolf Sagmeister, Juror
„Der Preis verdeutlicht die Wirksamkeit kultureller Leistungen. Er zeigt Impulse auf, die von Menschen auf verschiedenen Ebenen ausgehen und auch ins politische und soziale Denken wirken. Er verweist auch auf die Bedingungen unter denen Kultur stattfinden kann und muss, wie mit diesen Bedingungen umgegangen wird, wie Nachhaltigkeit geschaffen und wie Vernetzung gelebt wird.“
Peter Heiler, Juror
„Nach notwendig gewesenen Investitionen befindet sich die Kultur politik des Landes zum Teil im Selbstbeweihräucherungsmodus. Dabei bedarf es laufender Anstrengungen, um die Fülle des kulturellen Angebots, den Bestand von Orten des Diskurses, der Information, der Bildung und des gemeinsamen Erlebens sicherzustellen. Das Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger zeigt es auf.“ Christa Dietrich, Jurorin und Projektleitung
KUNST- UND KULTURPREIS 2023 2
Jurysitzung mit Rudolf Sagmeister, Peter Heiler, Brigitta Soraperra, Anika Reichwald und Christa Dietrich.
Hauptpreis: Frauenmuseum Hittisau.
Anerkennungspreis: Ensemble plus.
Anerkennungspreis: Vivienne Causemann.
Impressum | Herausgeber, Medieninhaber und Hersteller: Russmedia GmbH, Gutenbergstraße 1, A-6858 Schwarzach | Redaktion: Christa Dietrich | Texte: Christa Dietrich plus Statements der Jurymitglieder | Layout/Umsetzung: Bernadette Prassl | Titelbild: Bernadette Prassl | Fotos: Handout Kunden und wie angeschrieben | Erscheinungstag: 25. Mai 2023
Fotos: Roland Paulitsch, Sarah Mistura
Aus der Jurybegründung: Im Frauenmuseum Hittisau wird die sinnstiftende Kraft von Kunst und Kultur besonders deutlich. Es zeigt neue Sichtweisen auf Werte für eine funktionierende Gesellschaft, die lange unterbewertet wurden. Dies sehen wir auch im Zusammenhang mit der guten Positionierung der Einrichtung im Museumsgefüge Vorarlbergs, dem von den öffentlichen Förderungsgebern noch nicht entsprechend Rechnung getragen wird.
Der Wert von Engagement und Überzeugungskraft vieler Frauen
Dem Frauenmuseum Hittisau, der einzigen Einrichtung dieser Art in Österreich, wurde der Hauptpreis zuerkannt.
„Ich, am Gipfel“ lautet der Titel einer der Ausstellungen, die das Frauenmuseum Hittisau in den letzten Jahren realisierte. Erzählt wird die Alpingeschichte aus der Sicht der Frauen, die oft mit Spott rechnen mussten, weil sie die Rollen verließen, die ihnen die Männer zugewiesen hatten. Für Henriette d’Angeville ging jedenfalls ein Lebenstraum in Erfüllung, als sie im Jahr 1838 den Gipfel des Montblanc erreichte und „Wollen ist Können“ in den Schnee schrieb. Aufgrund ihrer Herkunft, war sie finanziell in der Lage, dieses Ziel zu vefolgen. Ein Bild, auf das bei dieser Ausstellungsthematik ebenfalls der Fokus gerichtet wurde, zeigt eine Frau, die neben einer Expeditionsgruppe sitzt und strickt. Es handelt sich um eine Trägerin, die wahrscheinlich kiloweise Material schleppte, ungenannt blieb und das verinnerlicht hatte, was für die Frauen aus der mittleren und unteren Gesellschaftsschicht galt, näm-
lich, dass es Untätigkeit nicht gibt. Sitzt man, so hat man eine Handarbeit auszuführen, also war das Strickzeug immer dabei. Für Museumsdirektorin
Stefania Pitscheider Soraperra ist auch diese Szene bezeichnend für die Arbeit im Haus, das der Lebensrealität der Frauen damals und heute nachspürt, weil dies lange eine verleugnete Geschichte war. „Die Institution empowert die Frauen nicht, das tun sie selbst, wenn sie sich auf die Themen einlassen.“
Pionierleistung
Das Frauenmuseum Hittisau ist die einzige Einrichtung dieser Art in Österreich. Jedes seiner Ausstellungsprojekte sowie dass es sich überhaupt etablieren konnte, dass es mit zahlreichen Frauenmuseen in aller Welt vernetzt ist, bei der internationalen Konferenz der Frauenmuseen eine zentrale Rolle spielte und Anerkennung durch internationale und überregionale Würdigungen erfuhr, dokumentiert das Engagement vieler Frauen. Im Besonderen zeigt dies aber auch deren Widerstandsfähigkeit und Überzeugungskraft.
Vor über 20 Jahren erbrachte Elisabeth Stöckler eine Pionierleistung, als sie bei der Gemein-
de Hittisau für das nach Plänen der Cukrovic.Nachbaur-Architekten errichtete Gebäude das Konzept für ein Frauenmuseum einreichte. Der bedeutende Beitrag der weiblichen Bevölkerung zum Gemeinwohl wurde gerade im Bregenzerwald bereits postuliert, auch wenn sich in puncto Familienbild durchaus noch etwas tun kann. Bis eine stabile Trägerstruktur durch einen Verein errichtet werden konnte, vergingen allerdings fast zwei Jahrzehnte und es war enorm viel zu tun.
Stefania Pitscheider Soraperra leitet das Frauenmuseum seit 2009 und setzte über die Jahre alles daran, dass im nunmehrigen Ganzjahresbetrieb nicht nur für ein kleines Team Arbeitsstellen geschaffen werden konnten, sondern dass auch ihre Kulturvermittlerinnen zumindest in jeweils geringfügigem Ausmaß in einem Angestelltenverhältnis stehen. „Alle diese Frauen sind ein Teil des Ganzen, haben ein Mitspracherecht und ich freue mich sehr, dass mehrere Generationen im Team vertreten sind. Es sind etliche junge dazugekommen, die Lust haben, mitzuarbeiten. Das finde ich super.“
„Die Institution empowert die Frauen nicht, das tun sie selbst, wenn sie sich auf die Themen einlassen, die das Frauenmuseum behandelt.“
Region als Faktor „Im ländlichen Raum werden wichtige politische Entscheidungen getroffen.“ Diese Erkenntnis zu betonen, ist Stefania Pitscheider Soraperra wichtig. „Ich bin zutiefst überzeugt, dass es Spuren hinterlässt, wenn den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit geboten wird, sich hier mit der Geschichte der Frauen zu befassen. Die Frauen gehen danach zurück in ihre Familien. Da tut sich etwas.“ Die nächste Ausstellung ist dem Thema Putzen gewidmet. „Da sagen dann alle, eh logisch in einem Frauen-
museum, aber wir sprechen da von einem Wirtschaftszweig, der viele Milliarden Euro umfasst.“ Behandeln lassen sich viele Aspekte, Ökologie und Ökonomie, prekäre Arbeitsverhältnisse beispielsweise, aber auch die spirituelle Reinigung und Reinigungsrituale.
Apropos Ökonomie: Was die Infrastruktur betrifft, lässt die Budgetierung des gut besuchten Museums vonseiten der öffentlichen Hand noch zu wenig zu. Nach über zwanzig Jahren des erfolgreichen Bestehens ist da noch Luft nach oben.
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Neben dem kleinen Kernteam sind im Frauenmuseum Hittisau über 20 Kulturvermittlerinnen beschäftigt.
Das Frauenmuseum Hittisau besteht seit dem Jahr 2000.
Stefania Pitscheider Soraperra
Fotos: FMH/Angela Lamprecht, Roland Paulitsch, Bernadette Prassl
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4 KUNST- UND KULTURPREIS 2023
„Das Frauenmuseum in Hittisau ist ohne Zweifel eines der spannendsten Museen in Österreich. Mit bewundernswertem Engagement werden dort seit vielen Jahren Ausstellungen gezeigt, die der Lebenswirklichkeit von Frauen mit immer neuen Themenstellungen auf den Grund gehen. Vergangenheit und Gegenwart werden so anschaulich und in ganz konkreter Art und Weise verständlich. Dabei gelingt es dem Team des Frauenmuseums, anhand oft erstaunlicher Objekte und einer klugen Kontextualisierung die Situation von Frauen in unserer Gesellschaft darzustellen. Besonders freut mich, dass diese konsequente Arbeit gebührend Anerkennung findet und ausgezeichnet wird. Gratulation!“
Doris Schmidauer, Beraterin und Motivatorin
„Wir wollen den FairPay Gap schließen“
Die Politik hat Kunst und Kultur zu fördern. Das sieht das Gesetz vor. In Vorarlberg gibt es Handlungsbedarf.
„Im Jahr 2024 wird es ein anderes Kulturbudget geben.“ Das ist eine Aussage, die Barbara Schöbi-Fink, auch für Kunst und Kultur verantwortliche Landesstatthalterin, nun im Gespräch mit den VN machte und dabei eine Erhöhung andeutete, für die sie sich einsetzen wird. Dass die Jurorinnen und Juroren des Kunst- und Kulturpreises im Rahmen der Besprechungen auch die diesbezügliche Situation in Vorarlberg erörterten, steht als Aspekt in der Gesamtbetrachtung der Situation außer Frage. Das Förderbudget der Landesregierung für Kunst und Kultur betrug im Vorjahr insgesamt 24,5 Millionen Euro
und wurde heuer mit 25,1 Millionen Euro veranschlagt. Die Erhöhung ist somit gering. Die Inflation betrug beispielsweise im April 9,7 Prozent. Dazu kommt, dass die Landesregierung eine Studie über die „Lebens- und Einkommensverhältnisse Kunstschaffender in Vorarlberg“ in Auftrag gegeben hat, die vor wenigen Tagen präsentiert wurde.
Aufgabe aller Fördergeber
Die Kunst- und Kulturbranche erbringt eine enorme Wertschöpfung. Das steht fest. Dass es prekäre Arbeitsverhältnisse in dieser Branche gibt, ist nun durch die Studie belegt, die aufzeigt, dass etwa die Hälfte der Kulturschaffenden in Vorarlberg armutsgefährdet ist. „Wir wollen den Fair-Pay-Gap“ schließen, betont Barbara Schöbi-Fink nun. Wie und in welchem Zeitraum die Kluft zwischen den er-
hobenen Zuständen und einer fairen Bezahlung geschlossen wird, bleibt noch offen. SchöbiFink: „Das ist eine Aufgabe aller Fördergeber, somit nicht nur des Landes, sondern auch des Bundes und der Gemeinden und selbstverständlich auch derjenigen, die die Verträge mit den Künstlerinnen und Künstlern abschließen.“ Was die geringe Erhöhung des Kulturbudgets betrifft, beruft sich die Landesstatthalterin auch darauf, dass Förderungsnehmer noch nicht alle Mittel aufgebraucht hätten.
Zu diesen Budgetsummen nahm Mirjam Steinbock, Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg, Stellung. Sie resultierten, so die Interessensvertreterin, aus der Tatsache, dass einige Personen und Gruppierungen bereits konzipierte Projekte wegen der Pandemie noch nicht realisiert haben, für die diese Mittel gebunden sind. Steinbock fordert Erhebungen zu den Teuerungen, die die Kulturschaffenden betreffen und befürchtet vor allem ein Einbrechen des Kulturangebots in den ländlichen Regionen. Die Interessensvertreterin spricht sich zudem für mehr Transparenz im Bereich der mit externen Experten besetzten Kunstkommissionen aus bzw. für die Rücknahme des erst vor einigen Jahren eingeführten Stimmrechts von Beamten bei der Förderungsempfehlung.
Preisgeld: 20.000 Euro
Hauptpreis: 12.000 Euro
Anerkennungspreise: je 4000 Euro
Vergabe: jährlich
Herausragende Leistungen aufzeigen und würdigen
Vergeben wird einer der höchstdotierten Kunstpreise im Land.
Die Kunst- und Kulturszene zählt zu den prosperierenden Bereichen in Vorarlberg. Ausschlaggebend dafür waren in den letzten Jahrzehnten vor allem die Initiativen einzelner qualifizierter Personen oder Gruppierungen, in denen sie sich zusammenfanden. Nicht zuletzt sind es ein interessiertes Umfeld und eine inspirierende Atmosphäre, in denen schöpferische Leistungen gefördert werden. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturschaffende und Kulturvermittler zählen zu jenen, die den Menschen neue Perspektiven eröffnen und mit ihrem Wissen, der Präsenz ihrer Arbeiten oder ihrer Tätigkeit in verschiedenen Einrichtungen zur
Lebensqualität beitragen. Dies angesichts mitunter geringer öffentlicher Budgetmittel auch unter schwierigen Bedingungen. Auch um die sinnstiftende Wirkung von Kunst- und Kultur zu unterstreichen, wurde dieser Preis ausgelobt.
Das Preisgeld in der Gesamthöhe von 20.000 Euro markiert einen der höchstdotierten Kunstpreise im Land. Aufgeteilt wird die Summe in einen Hauptpreis zu 12.000 Euro und in zwei Anerkennungspreise zu je 4000 Euro. Partner der Vorarlberger Nachrichten ist die Wiener Städtische Versicherung Vorarlberg. Unterstützer sind die fidesda GmbH, die Präg GmbH und die Rudi Lins GmbH & Co KG.
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Die Landesregierung hat jüngst die Prekariatsstudie vorgestellt.
Fotos: Roland Paulitsch, Wolfgang Zajc, Hofmeister
Ein Programmhöhepunkt war jüngst die Aufführung „Solstices“ von Georg Friedrich Haas in Zusammenarbeit mit dem Walktanztheater.
Aus der Jurybegründung: Wesentlich sind die Wirksamkeit des Ensemble plus in der Vorarlberger Musikszene sowie die starke Präsenz, die es der zeitgenössischen Musik gibt, seine genreübergreifenden Projekte, sein Suchen danach, dem Klang der Zeit Ausdruck zu geben und Hörgewohnheiten zu erweitern. Mit seinem Mitbauen an dem, was bleibt und mit seiner Leidenschaft erreicht es mehr und mehr Menschen.
Bereit, Genregrenzen zu sprengen
Die Musikerinnen und Musiker des Ensemble plus wurden mit einem Anerkennungspreis gewürdigt.
„Ich wünsche mir, so viele ihrer Werke wie nur möglich zu spielen, es gibt so viele Komponistinnen und Komponisten, mit denen wir noch arbeiten möchten.“ Guy Speyers zu begegnen, das heißt, einen ambitionierten Musiker vor sich zu haben, der gleich einmal betont, dass seine Kolleginnen und Kollegen für
das brennen, was sie tun. Wenn sie gemeinsam auf der Bühne stehen, dann sind sie das Ensemble plus, jene Gruppierung, die sich konsequent mit zeitgenössischer Musik auseinandersetzt, kontinuierlich Kompositionsaufträge vergibt, somit Uraufführungen realisiert und experimentelle Programme entwickelt. Die Bereitschaft, im Bereich der Kammermusik Grenzbereiche auszuloten oder auch Genregrenzen zu sprengen und durch die intensive Zusammenarbeit mit Komponistinnen und Komponisten deren Visionen Gestalt
„Ich versuche das Ensemble weiterzubringen und hoffe, dass „Solstices“ nicht das letzte Projekt ist, das wir auch außerhalb Vorarlbergs aufführen.“
Guy Speyers
zu geben, zeichnet das Ensemble im Besonderen aus. Zu den Komponistinnen und Komponisten aus der Region, von denen bislang Werke uraufgeführt wurden bzw., die mit dem Ensemble arbeiten konnten, zählen – um eine kleine Auswahl zu nennen –beispielsweise Gerald Futscher, Michael Floredo, Gerold Amann, Johanna Doderer, Wolfgang Lindner, Peter Herbert, Richard Dünser, Peter Engl, Herbert Willi, Rudi Spring, Georg Friedrich Haas, Alexander Moosbrugger und Martin Skamletz.
Klares Bekenntnis
Eine Initiative des Bratschisten Andreas Ticozzi Ende der 1990er-Jahre war maßgeblich für die Gründung des Ensembles mit Musikerinnen und Musikern des Symphonieorchesters. Auch wenn zu Beginn ein gemischtes Programm angeboten wurde, war die Arbeit von einem
klaren Bekenntnis zur zeitgenössischen Musik geprägt. Der Ort der Aufführungen, die Bühne des Theaters am Kornmarkt, hat zum Begriff Sul palco für die Jahresprogramme geführt. Man hat ihn beibehalten, auch wenn das Ensemble, seit 2020 geleitet von Guy Speyers, inzwischen im Vorarlberg Museum in Bregenz sowie in der Fabrik Kaltenbrunn in Bludenz auftritt und damit nicht nur zum Publikum in der Landeshauptstadt, sondern auch zu jenem im südlichen Teil Vorarlbergs kommt. Zu den Aktivitäten des Ensemble plus zählt auch die Durchführung des Festivals texte & töne mit dem SOV, dem ORF und der Vereinigung Literatur Vorarlberg. Mit dem Walktanztheater Einer besonderen Herausforderung stellten sich die Musikerinnen und Musiker jüngst in Zusammenarbeit mit dem Walk-
tanztheater mit „Solstices“, einem Werk des renommierten, in Vorarlberg aufgewachsenen und in New York als Professor der Columbia University tätigen Komponisten Georg Friedrich Haas, das in dieser Form in Dornbirn aufgeführt wurde. Eine mikrotonale Musiksprache, verfasst, um sie bei völliger Dunkelheit zu erfahren sowie Klangabstufungen, die die Tänzerinnen und Tänzer im angehenden Licht spiegeln, ergaben ein einzigartiges Projekt, das noch nicht beendet ist. Guy Speyers plant eine Tournee und sieht diese Zusammenarbeit auch als einen jener Schritte, die zur Weiterentwicklung des Ensembles führen, das je nach Programmausrichtung bis zu 16 Musikerinnen und Musiker verbindet. Zwischen Wien, Frankfurt und Graz war man beispielsweise schon unterwegs, Frankreich und die Schweiz sollen hinzukommen.
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„Ich denke Theater immer auch politisch“
Die junge Schauspielerin Vivienne Causemann wurde mit dem Anerkennungspreis ausgezeichnet.
Intuitive Entscheidungen erweisen sich für Künstlerinnen und Künstler mitunter als genauso gut wie für das Publikum. Sie sei zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, erklärt Vivienne Causemann (geb. 1995) ihren Einstieg am Vorarlberger Landestheater. Ein Glück für das Haus und vor allem für dessen Besucher, dass sie eine ihrer vielen Bewerbungen auch an Intendantin Stephanie Gräve adressierte. Die junge Schauspielerin, die man am Wiener Reinhardt Seminar bereits vor der Absolvierung des gesamten Studienverlaufs für reif erklärte, wurde zum Vorsprechen geladen und sofort engagiert.
Neben Nico Raschner berührte sie gleich in „Die Zertrennlichen“, jenem Stück von Fabrice Melquiot, in dem er von einer Annäherung zweier junger Menschen über alle Ressentiments hinweg erzählt. Seit ihrer Aufnahme ins Ensemble wirkte sie in nahezu jeder Produktion des Landestheaters mit und ließ das Publikum ihre Wandelbarkeit erleben. Sei es in „Alice im Wunderland“, wo sie es mit ihrer Bühnenpräsenz schaffte, als Alice im Fokus zu bleiben, obwohl die Figuren vom Kaninchen bis zur Raupe und dem Hutmacher
aus einem wesentlich größeren Potenzial an Möglichkeiten schöpfen können oder als beherzte Johanna in „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, der sie eine Spur mehr Klugheit angedeihen lässt als es das Autorenteam um Bertolt Brecht für die Figur vorsah. Mit „King Kong Vivienne“ hat sie gemeinsam mit Fanny Brunner ihr eigenes Erwachsenwerden zu einem Theaterabend gemacht. Wie Frauen sozialisiert werden und warum sie sich zurücknehmen, sind die Fragen, die sie dabei beschäftigten. Dass im Verlauf des emanzipatorischen Abenteuers, das im Übrigen sehr viel Humor enthält, auch Essstörungen thematisiert werden, hat zu vielen Zuschriften von Zuschauerinnen geführt, die der Schauspielerin die eigene Geschichte offenbart und damit die Relevanz der Arbeit unterstrichen haben.
Engagement
„Ich denke Theater immer auch politisch“, sagt sie. Nach den Erfahrungen mit „King Kong Vivienne“ findet sie es durchaus interessant, einmal einen Abend über Männlichkeit zu machen: „Viele Männer sind auf der Suche.“ Ihr politisches Engagement hat Vivienne Causemann auch konkret bei Performances, die zum Nachdenken über die Asylpolitik anregten, bekundet. Besuche in Namibia, wo ihre Eltern eine Zeitlang ihren Berufen nachgingen, rufen ihr immer wieder die ersten Jahre ihres Lebens in Erinnerung und ermöglichen ihr
„Es geht darum, Menschen zu bewegen, wir können viel erreichen, wenn wir die kapitalistischen Prinzipien zurückschrauben.“
Vivienne Causemann
die Konfrontation mit einer anderen Lebenseinstellung als mit jener, die sie seit ihrer Schul- und Studienzeit in Süddeutschland und Österreich erfährt. „Es gibt dort viele Stehaufweibchen und in der Luft liegt ein Flirren, das ich sehr mag“, erzählt sie. Die Unvoreingenommenheit der Menschen habe sie genauso geprägt wie das Erfahren von Ungerechtigkeit und Ausbeutung.
Offen für Veränderung Aufgeschlossenheit ist das, was ihr in Vorarlberg mitunter eben-
so fehlt wie mehr junges Publikum. „Zu uns kommen die jungen Menschen, aber man merkt, dass es hier keine Universität gibt und das studentische Publikum somit nicht da ist.“ Dass sie am Vorarlberger Landestheater viel gelernt hat, will sie betont haben wie ihre Erfahrung, dass ihre Kolleginnen und Kollegen alles geben und hinter dem Unternehmen stehen. „Es geht darum, Menschen zu bewegen. Wir können viel erreichen, wenn wir kapitalistische Prinzipien zurückschrauben, schließlich geht es um unsere Lebensqualität.“
Aus der Jurybegründung: Mit dem Anerkennungspreis wollen wir das bereits jetzt schon reichhaltige Wirken von Vivienne Causemann würdigen und sie ermutigen, weiterhin konsequent ihren eigenen Weg zu gehen. Dass das Vorarlberger Landestheater dieses Talent in sein Ensemble bringen konnte, zeigt auch die Qualität dieser Institution.
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Wichtige Vernetzung in einem Bild verdichtet
Die Schriftstellerin und bildende Künstlerin Gabriele Bösch hat die Urkundengestaltung entworfen.
Das Konzept sieht vor, dass in jedem Jahr der Preisvergabe ein Auftrag an eine Künstlerin oder einen Künstler für die Urkundengestaltung ergeht. Gabriele Bösch lebt in Hohenems, ist seit über zwanzig Jahren schriftstellerisch tätig und widmet sich auch erfolgreich der bildenden Kunst.
Im Jahr 2004 wurde sie mit dem Literaturpreis des Landes Vorarlberg ausgezeichnet. Sie hat Romane wie „Der geometrische Himmel“ und „Schattenfuge“ sowie Theaterstücke und Hörspiele verfasst. Jüngst erschien die Erzählung „Der Mann in der Blüte“. Ihre literarischen Arbeiten wurden auch in Anthologien veröffentlicht. Mit ihren Zeichnungen war
sie in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten. Gabriele Bösch ist auch als Kulturvermittlerin tätig, hat Autorinnen und Autoren unterrichtet, ist Mitglied des Verbandes Literatur Vorarlberg sowie der Berufsvereinigung bildender Künstlerinnen und Künstler und der Vereinigung KunstVorarlberg. Mit Federzeichnungen, inspiriert von Motiven, die sie in der Natur findet bzw., die von eingehender Auseinandersetzung mit Formen und Mechanismen in der Botanik zeugen, hat sie sich im Bereich der bildenden Kunst positioniert.
„Es braucht die Vernetzung vieler Aspekte, dass Kunst überhaupt zum Tragen kommen kann und dass sie in die Breite wirkt“, erklärte sie ihre Idee für den Auftrag der Jury. Das Bild des Wassertransportes in einer Pflanze hat sie zu Zeichnungen für die Mappen und Urkunden inspiriert.
Kunst für alle Menschen erlebbar machen
„Als eines der führenden Versicherungsunternehmen in Vorarlberg steht die Wiener Städtische den Menschen in Versicherungsfragen seit jeher als verlässlicher Partner zur Seite. In unserer bald 200-jährigen Unternehmensgeschichte war aber auch die gesellschaftliche Verantwortung – in Form der Unterstützung und Förderung von Kunst und Kultur sowie Projekten im Sozialbereich – stets von zentraler Bedeutung. Besonders stolz macht es mich daher, als Mitinitiator den – von den Vorarlberger
Nachrichten – neu ins Leben gerufenen Kunst- und Kulturpreis zu unterstützen. Mit diesem Engagement möchten wir einmal mehr einen regionalen Beitrag dazu leisten, Kunst und Kultur für alle Menschen erlebbar zu machen – unabhängig von sozialer Schicht, Einkommen, Bildung oder anderen Faktoren. Kunst und Kultur bereichern unser Leben auf ganz besondere Art und Weise – und machen es ein Stück weit bunter, abwechslungsreicher und lebenswerter. Wir freuen uns, diesen neu ins Leben gerufe-
nen Kunst- und Kulturpreis als Partner und Förderer tatkräftig zu unterstützen und wünschen dabei allen viel Erfolg.“
„Dem künstlerischen Schaffen im Land mehr Sichtbarkeit zu geben, ist mir ebenso wichtig, wie den Künstlerinnen und Künstlern eine weitere Plattform zu bieten. Das gilt auch für die generelle Förderung von Kunst und Kultur. Dass die Marke Porsche in einem Nahverhältnis zu Kunst und Design steht, liegt auf der Hand. Es gibt auch immer wieder konkrete Kooperationen mit Künstlern.“
Rudi Lins, Geschäftsführer Rudi Lins GmbH & Co KG
„Als Juwelier sehen wir uns nicht nur als Anbieter von hochwertigen Schmuckstücken und edlen Zeitmessern, sondern auch als Verfechter der Kultur und Kunst. Unser Engagement im Kunst- und Kulturbereich ist integraler Bestandteil unserer Firmenphilosophie und fördert den kulturellen Austausch und die künstlerische Inspiration in unserer Region.“
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„Kunst funktioniert nur durch die Begegnung von Künstlerinnen und Künstlern mit dem Publikum bzw. durch die Begegnung mit den Werken. Ich denke, dass die Kulturbranche in der Pandemie sehr gelitten hat. Mit dem Preis wird unterstrichen, dass der Kunst verstärkte Aufmerksamkeit zukommen soll. Hier ergibt sich eine Parallele zu unserem Business, das erachte ich als unterstützenswert.“
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Die Künstlerin Gabriele Bösch in ihrem Atelier in Hohenems mit der Zeichnung für die Urkunden.
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