14 Sonntag, 14. August 2016
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STATEMENTS VON AMNESTY INTERNATIONAL UND ÄRZTE OHNE GRENZEN
AMNESTY INTERNATIONAL Alexander Obermayr, operativer Leiter der ARGE AIWWF: „Nachdem wir uns ausschließlich durch private Spenden finanzieren und keine Gelder von Regierungen und politischen Parteien akzeptieren, ist es notwendig, die breite Bevölkerung um finanzielle Unterstützung zu bitten. Für unsere jungen Mitarbeiter, mit ihrem jugendlichen Eifer, ist es manchmal schwer nachvollziehbar, warum manche Menschen nicht ebenso fokussiert auf die Vision von Amnesty International sind. Wir achten besonders darauf, dass die Gespräche seriös und respektvoll verlaufen und natürlich muss ein ,Nein‘, auch als solches akzeptiert werden. Der Vergleich mit Bettlern stört uns dabei nicht. Wir empfinden nichts Negatives, wenn wir bzw. unsere Mitarbeiter mit Menschen verglichen werden, die auf Grund einer Notsituation um Unterstützung bitten.“
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ÄRZTE OHNE GRENZEN Elisabeth Nyanda, Leiterin Spendenmarketing: „Standwerbung ist für uns ein idealer Weg, um auf die Situation in unseren Einsatzgebieten aufmerksam zu machen und gleichzeitig um eine regelmäßige Spende zu bitten. Nur durch die Unterstützung vieler Einzelner ist unsere weltweite Hilfe für Menschen in Not möglich. Wir haben uns verpflichtet, mindestens 80 Prozent aller Finanzmittel für Völker in Not zu verwenden. Maximal 20 Prozent werden für Öffentlichkeitsarbeit, Finanzbeschaffung und Administration verwendet. Dabei organisieren wir alles selbst, auch die Auswahl der Mitarbeiter, die befristet fest angestellt werden. Damit stellen wir sicher, dass unsere Organisation kompetent, professionell und seriös präsentiert wird.“
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WANN & WO
„Kein Betteln oder Schnorren“ Der Österreichische Fundraisingverband ist der Dachverband der spendenwerbenden Organisationen in Österreich. Dieser stellt bei der Definition von Fundraising klar: „Keinesfalls darf Fundraising mit Betteln oder Schnorren verwechselt werden, Fundraising ermöglicht den SpenderInnen, Gutes zu tun.“
Story
„Wurde schon angeschrien WANN & WO hat sich im Ländle über Pro und Contra der FundraisingArbeit für den guten Zweck umgehört. MARTIN BEGLE martin.begle@wannundwo.at
Nonprofit-Organisationen (NGOs) sind ständig auf Spenden angewiesen. Dafür sind Fundraiser auf den Straßen unterwegs, um im direkten Gespräch mit Passanten über Anliegen und Tätigkeiten der Organisationen zu informieren – mit dem Ziel, Spenden zu lukrieren. Da die Zahl der Fundraiser auch im Ländle zunimmt, fühlt sich so mancher belästigt. Die Reaktionen gehen von ehrlichem Interesse über rasches Abwimmeln bis hin zu Beschimpfungen oder noch Schlimmerem.
Verschiedene Gründe Manche haben schlichtweg keine Zeit, andere reagieren prinzipiell nicht, wenn sie auf der Straße von Fundraisern angesprochen werden. „Die sind schon fast schlimmer als die Bettler“, haben wieder andere das Gefühl. Viele sehen die Problematik auch darin, dass kein Bargeld angenommen, sondern meist nach den Kontodaten gefragt wird,
Der Einsatz für den guten Zweck heiligt nicht die Mittel. Dzeneta ist für das SOS-Kinderdorf im um einen Dauerauftrag einzurichten. Gerade diese erleichtern aber die Administration und Planbarkeit der Spendengelder für die NGOs ungemein. „Daueraufträge werden für die bessere Kalkulierbarkeit der Spendeneingänge gemacht und können jederzeit und ohne Einhaltung einer Frist gekündigt werden “, erklärt Roland Gozzi, Geschäftsführer Rotes Kreuz Vorarlberg.
„Unsere Mitarbeiter dürfen grundsätzlich kein Bargeld annehmen. So wollen wir verhindern, dass Trittbrettfahrer sich an den Haustüren für Mitarbeiter des Roten Kreuzes ausgeben.“
Bezahlung nach Erfolg? Störend wird es, wenn die Fundraiser ein „Nein!“ nicht als Antwort
5 STATEMENTS ZUM THEMA FUNDRAISING
Julian, 17, Fundraiser: „Es ist ein toller Job, bei dem man viel lernen kann. Wir wollen niemanden zu etwas zwingen, sondern informieren. Wenn sich dann jemand entscheidet, zu spenden, ist das natürlich ideal.“
Lukas, 22, Fundraiser: „Man merkt schon, dass die Leute mitunter genervt sind. Dann halte ich mich zurück. Manche sind aber extrem ablehnend – ich wurde schon öfters angeschrien und auch schon mal angespuckt.“
Dzeneta, 19, Fundraiserin: „Wenn in der Stadt nicht so viele Bettler wären, würden die Leute vielleicht anders auf uns reagieren. Viele setzen uns mit ihnen gleich und stempeln uns schon ab, wenn sie uns auf sich zukommen sehen.“
Felix, 68, Wolfurt: „Früher hat man Sammlern etwas Geld in die Hand gesteckt. Das wollen sie nicht mehr, sondern einen Dauerauftrag. Manche lassen sich kaum abwimmeln, sodass es schon fast einer Vergewaltigung gleicht.“
Ivan, 38, Widnau: „Die Leute sind, glaube ich, enttäuscht, weil sie nicht nachvollziehen können, ob und wo ihr Geld ankommt. Wenn mich jemand auf der Straße anspricht, höre ich mir aber schon an, worum es geht.“