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WANN & WO
Sonntag, 13. März 2016 13
Auf dem Golan habe ich wirklich gelernt, mit einfachen Mitteln umzugehen. Dr. Christian Schenk
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„Der Bauer aus dem Silbertal bezahlt mich mit Brombeeren“ Außerdem hatte er Weltklasse-Sportler auf dem OP-Tisch: Dr. Christian Schenk im großen WANN & WO-Sonntags-Talk. Seiten 12 bis 14 WANN & WO: Aufgewachsen sind Sie in Graz. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Kindheit? Dr. Christian Schenk: An Graz habe ich nur ganz dunkle Erinnerungen. Als ich dreieinhalb Jahre alt war, sind wir nach dem Tod meines Vaters – er war Internist – nach Wien gezogen. Er hat zu meiner Mutter gesagt, sie soll schauen, dass aus uns Kindern etwas wird. Ich fühle mich auch heute noch als Wiener.
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Ich bin am Abend davor hingegangen, habe auf den Stufen der Hauptuni mit dem Schlafsack übernachtet und hatte schlussendlich die Matrikelnummer 7100180. Dr. Christian Schenk über die Anmeldung zum Medizin-Studium
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WANN & WO: Sie haben Ihre Ausbildung also in Wien gemacht? Dr. Christian Schenk: Ja, ich habe das Piaristengymnasium im 8. Bezirk besucht. Etienne Wenzl, er ist jetzt Chefchirurg in Feldkirch, ist mit mir zur Schule gegangen. Danach habe ich das MedizinStudium begonnen. Es hat geheißen, Medizin sei überlaufen. 1800 würden sich bewerben, Platz wäre für 1200. Wer zuerst kam, um sich zu immatrikulieren, wurde aufgenommen. Ich bin am Abend davor hingegangen, habe auf den Stufen der Hauptuni mit dem Schlafsack übernachtet und hatte schlussendlich die Matrikelnummer 7100180. Das heißt also, ich war als 180. dort. Mein Maturadurchschnitt war nicht einmal so gut. Was hatten Sie? WANN & WO: Puh, ich glaube 2,2. Dr. Christian Schenk: Ich hatte 3,0. Dafür war meine Rückhand besser, als die von so manch anderem (lacht). Ich habe immer für
den Sport gelebt, meine Mutter war eine Weltklasse-Leichtathletin. WANN & WO: Der Vater Internist, die Mutter Leichtathletin. Wann haben Sie die Entscheidung für die Medizin – und gegen den Sport getroffen? Dr. Christian Schenk: Arzt wollte ich eigentlich immer schon werden. Obwohl ich national und auch international Tennis gespielt habe, heute würde man sagen ChallengerTurniere. Wirklich gut war ich aber nie – man hätte unglaublich viel investieren müssen. Mit 21 habe ich mich entschieden, Medizin weiter zu studieren. WANN & WO: In den 1980er-Jahren waren Sie auf dem Golan. Was war das prägendste Erlebnis aus dieser Zeit? Dr. Christian Schenk: Das war eine ganz andere Welt. Das kann man sich, wenn man hier sitzt, nicht vorstellen. Ein Kind wurde zu mir gebracht, es hatte ein Schädelhirntrauma, außerdem war der Schädelknochen ins Hirn hinein gedrückt. Mit einer örtlichen Betäubung hab ich das gerichtet. Den Moment als der Junge seine Augen aufgemacht hat, werde ich nie vergessen. Nach
WANN & WO: Wie Sie sagen, eine andere Welt – vor allem, wenn man jetzt einen Blick auf das Sanatorium in Schruns wirft. Wieso haben Sie sich entschieden, eine Privatklinik zu eröffnen? Dr. Christian Schenk: Als junger Mensch hat man ja Träume, oder? WANN & WO: Ja, schon. Dr. Christian Schenk: Sonst ist’s ja langweilig. Und Träume muss man verwirklichen, sie werden nur immer aufwendiger (lacht) und man muss viel Energie investieren, das hat nichts mit Geld zu tun. Geld ist nur eine Wertschätzung der Leistung, so sehe ich das. Als Absolutes ist Geld völlig uninteressant. Zurück zu der Frage: Ich habe eine Privatklinik eröffnet, weil ich in den Spitälern nicht mehr glücklich war. WANN & WO: Angefangen haben Sie in Feldkirch? Weiter auf Seite 14.
WORDRAP
WANN & WO: Noch immer nicht als Vorarlberger? Dr. Christian Schenk: Nein, hier werde ich immer fremd sein. Auch wenn ich jetzt schon mehr als die Hälfte meines Lebens in Vorarlberg wohne. Für einen Wiener ist es hier am Anfang schon schwer, aber wenn man erst einmal angekommen ist, ist das Leben viel tiefgründiger, nicht so oberflächlich. Ich kann sagen, das ist meine Heimat, die Heimat meiner Kinder, ich bin verheiratet mit einer Montafonerin – hier bin ich „gebased“. Nach Wien könnte ich nie wieder fix gehen, das würde ich nicht aushalten.
einem halben Jahr habe ich ihn dann wieder getroffen – völlig gesund. Auf dem Golan habe ich wirklich gelernt, mit einfachen Mitteln umzugehen. Den Hafiz al-Assad kannte ich auch, so per „Grüß Gott“.
Kreuzbandriss: Blöd, kann man aber richten Skifahren: Guter Sport, der sich in eine fragwürdige Richtung entwickelt Familie: Sehr wichtig Barfuß: Geerdet Vorarlberg: Hier bin ich schon mehr als mein halbes Leben
Dr. Christian Schenk im WANN & WO-Sonntags-Talk. Der charismatische Chirurg, der bevorzugt barfuß operiert, gewährt Einblicke in seinen Alltag.
Arbeit: Tolle Sache, wenn man es gerne macht Pension: Was ist das?