IAW_Journal_2020_Dezember

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INTERACTIVE WEST >> Das Journal der #IAW

>> VERENA PAUSDER Schrei nach digitaler Bildung >> HEIKE BRUCH Warum die Arbeitswelt von morgen schon begonnen hat

>> VICTOR MAYER-SCHÖNBERGER Kampf den digitalen Machtmaschinen Digitale Kompetenz: Verstehen was passiert Gründen in Vorarlberg: Jetzt erst recht!


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Digitale Bildung Zwischen Frühförderung und lebenslangem Lernen: Welche Chancen sich mit digitalem Interesse auftun, zeigt die Interactive West. Verena Pausder hat mit ihren Projekten, vor allem mit der HABA-Digitalwerkstatt, bewiesen, welchen Unterschied frühe digitale Bezugspunkte in einem Menschenleben machen können. Konkret warten meine Töchter jeweils sehnsüchtig auf den Tag, an dem die digitale Werkstattbox per Post eintrifft. Gebastelt haben sie schon Taschenlampen mit Silberpapier, Leuchtdioden und Knopfbatterien oder ihr eigenes Bananenklavier mit einer kleinen Computerplatine, Krokodilkabel und viel Obst. Zu verstehen, wie der Strom fließt, welche Informationen gespeichert werden können, welche Kreativität auch Technik ermöglicht - für die Jüngsten ein Privileg, dass es heute solche speziellen Programme gibt. Wir, die wir uns das digitale Rüstzeug auf dem Weg angeeignet haben, sind ohnedies auf das lebenslange Lernen fokussiert. Da will die “Interactive West” auch in einem Jahr, in dem sie nicht in gewohnter Weise stattfinden kann, bewusst Impulse setzen. Wir begrüßen digitalen Fortschritt, diskutieren die Möglichkeiten und Auswirkungen und versuchen, uns frühzeitig darauf einzustellen.

>> Inhalt 4

New Work Heike Bruch, Universität St. Gallen

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Start-ups Hans Peter Metzler, WKV

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E-Mobilität Stefan Hartmann, illwerke vkw AG

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Innovations Factory Christian Beer, Heron Innovations Factory

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Bildung digital Verena Pausder, Fox & Sheep

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Next Level Markus Spiegel, BMW Unterberger Dornbirn

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Machtmaschinen Viktor Mayer-Schönberger, Oxford University

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Digitale Kompetenz Eva King, Arbeiterkammer Vorarlberg

20 Bauen 4.0 Hubert Rhomberg, Rhomberg Bau GmbH 22 Digitale Agenda Landeshauptmann Markus Wallner

Danke, dass Sie die IAW zu dem gemacht haben, was sie heute ist: die größte Digitalkonferenz am Bodensee.

Gerold Riedmann Co-Gründer Interactive West Geschäftsführer Russmedia

Georg Burtscher Co-Gründer Interactive West Geschäftsführer Russmedia Digital

>> Impressum Herausgeber, Medieninhaber und Hersteller: Russmedia GmbH, Gutenbergstraße 1, A-6858 Schwarzach >> Redaktion: Monika Schallert-Marberger, Anna Hatt >> Gestaltung/Umsetzung: Nadine Rüscher, Adrian Lovric >> Titelbild: Patrycia Lukas >> Fotos: Peter van Heesen, Patrycia Lukas, Wolfgang Zach, Studio Fasching, illwerke vkw, BMW Unterberger Dornbirn, Lisa Mathis, Frederick Sams >> Anzeigenberatung: Russmedia GmbH, Gutenbergstraße 1, A-6858 Schwarzach >> Erscheinungstag: 04. Dezember 2020

Interactive West

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New Work Beidhändig in die Zukunft Schneller, agiler, flexibler. So wird die Arbeitswelt von morgen sein. Heike Bruch, führende Expertin für Leadership und Personalmanagement, erklärt, warum Stabilität, Routinen und feste Strukturen trotzdem wichtig bleiben. Und wie wir im Home Office glücklich werden. Um neue Energien freizusetzen, rät Heike Bruch Unternehmen zu einem regelmäßigen “Frühjahrsputz”. Dabei klären Arbeitsteams ihre Prioritäten, definieren Schwerpunkte neu und misten Unwichtiges aus. Das helfe zu refokussieren und Überforderung zu vermeiden. „2019 haben wir Daten von Unternehmen analysiert. In 57 Prozent davon hatten große Teile der Mitarbeitenden das Gefühl, sie arbeiten am Limit und befinden sich in einer Art Überhitzung.“ Das sei weder gut für die Mitarbeitenden noch für die Leistung. Wie man dem entgegenwirken könne, erläutert die Professorin für Leadership an der Universität St. Gallen und Gründerin des Organizational Energy Program im Interview. Sehr viele arbeiten jetzt im Home Office. Was ist dabei speziell zu beachten? Neueste Studien haben verdeutlicht, dass gerade im Home Office die Sehnsucht nach klaren Zielen steigt. Wenn Mitarbeitende allein zu Hause arbeiten, ist es noch wichtiger, dass sie einen Sinn aus der Arbeit schöpfen und dass sie Wertschätzung erfahren. Gerade jetzt in der Coronazeit, in der viele Leute auch unfreiwillig im Home Office sitzen, wo die meisten gar nicht darauf vorbereitet sind oder selber gar keine Erfahrung darin haben und die entsprechenden Rahmenbedingungen fehlen, brauchen wir tendenziell mehr Steuerung und mehr Klarheit, was die individuellen Ziele betrifft. In diesem Zusammenhang sprechen Sie auch von Boundary Management. Was ist damit gemeint? Boundary Management ermöglicht es den Menschen, Grenzen zwischen Arbeit und Privatem besser zu setzen. Die meisten haben 4

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das ja nie gelernt, deshalb sollten Führungskräfte bei der Selbststeuerung unterstützend mitwirken. In besonders anstrengenden Zeiten wie jetzt ist entscheidend, dass Menschen auch zum Ausdruck bringen können, wenn sie überfordert sind. Wir nennen das „gesunde

Den Sinn in einer Arbeit zu sehen, das wird im Kontext von New Work noch wichtiger. Hochleistungskultur“. In der es kein Tabu ist, zu sagen, dass man Hilfe braucht. Damit man sich gegenseitig schützen und helfen kann und Belastungen auf mehreren Schultern verteilt. Diese Kultur brauchen wir jetzt umso mehr, wo unvorhergesehene Belastungen, Überforderung, Verunsicherung oder Erschöpfung auftauchen. Was denken Sie, wie werden wir in Zukunft arbeiten? Wir werden viel mehr Freiheiten haben, bezogen auf wo und wann wir arbeiten. Wir werden viel fluider arbeiten, mehr in Netzwerken, sowohl im Unternehmen als auch außerhalb. Die klassische Hierarchie wird es immer noch geben, aber sie wird nicht mehr so dominant sein. Es wird immer weniger top down geführt werden, und wir werden viel mehr Selbstführung, Eigenmotivation und flexible Zusammenarbeit sehen. Wir werden hoffentlich viel attraktivere Arbeits- und Rahmenbedingungen vorfinden. Ich sage bewusst hoffentlich, denn wir werden auch die Diversität in den Arbeitsangeboten haben müssen, weil nicht alle Leute flexibel und dauerhaft

sich selbst organisierend arbeiten möchten. Das heißt, wir werden auch Strukturen brauchen mit mehr Stabilität, Standardisierung, Konstanz und Sicherheit. Sie nennen dies „beidhändige Kultur“. Was ist darunter zu verstehen? Einerseits finden wir Schnelligkeit, Agilität und Flexibilität. Und auf der anderen Seite Stabilität, feste Strukturen, auch eine gewisse Routine, Effizienz und Perfektion von Bestehendem. Die große Herausforderung dabei: Wie bekommen wir hin, dass diese unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit gut harmonieren? Das verstehen wir unter beidhändiger Kultur. Zu schauen, dass beide Seiten gut und wertschätzend zusammenarbeiten. Was wir nämlich nicht brauchen können, ist, dass wir in großem Maße Leute verlieren. Oder nur noch das Eindimensionale haben. Dass man sagt, so muss man in Zukunft sein und alles andere wird abgewertet. Das wäre weder von der menschlichen noch von der gesellschaftlichen Seite wünschenswertsein und alles andere wird abgewertet. Das wäre weder von der menschlichen noch von der gesellschaftlichen Seite wünschenswert.

>> Heike Bruch Alter: 54 Wohnort: St. Gallen Engagements: Direktorin des Instituts für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen; Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V.; Wissenschaftliche Leiterin TOP JOB


Exzellente Arbeitgeber schaffen es, dass Mitarbeitende begeistert und gerne bei der Arbeit sind. Dass sie wachsen, sich entwickeln und ihr volles Potenzial einbringen kรถnnen.


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überall vor Ort, wo Kunden uns brauchen.

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Start-ups

Jetzt erst recht

Die Krise bremse zwar viele Bemühungen ein, jetztt zeige sich jedoch das Potenzial der Digitalisierung. WKV-Präsident Hans Peter Metzler blickt positiv in die Zukunft. Er habe seinen Optimismus nicht verloren, sagt Hans Peter Metzler. Im Gegenteil. Über 1.300 Neugründungen im vergangenen Jahr und auch der große Zulauf bei der Postgarage zeigten, dass Vorarlberg ein guter Nährboden für Start-ups sei. „Mehr und mehr Start-up-Gründer entscheiden sich bewusst für den Standort Vorarlberg.“ Genau hier gelte es dranzubleiben und dieses Umfeld weiter aufzubauen. Seit zwei Jahren gibt es die Initiative Startupland Vorarlberg. Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung der Start-up Szene in Vorarlberg? Es gibt viel Potenzial, viele Talente, die etwas umsetzen möchten und dies auch tun. Noch ist Vorarlberg kein klassisches Startupland, aber wir haben den Weg dahin eingeschlagen. Ziel ist ein Start-up-Ökosystem, in dem innovative Köpfe ihre Ideen unter besten Bedingungen umsetzen können. Gerade diese Krise zeigt die zahlreichen Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung – Stichwort Home-Office, eLearning oder eCommerce. Wir sehen uns auch weiterhin als Treiber und Partner in diesen so wichtigen Themen. Ich verhehle aber nicht, dass das Tempo in dieser Frage noch etwas höher sein könnte. Wie setzen Sie die Vision „Digitales Ökosystem“ konkret um? Aus dieser Vision wurde im Rahmen unseres breit angelegten Strategieprozesses Dis.Kurs Zukunft ein intensives Arbeiten und Entwickeln. Vom

Digitalisierungspaket der Landesregierung erwarte ich mir mehr Schwung für die digitalen Entwicklungen. Mit einer starken MINT-Strategie, dem Projekt Code4Talents oder etwa der digitalen Lernfabrik, die im Frühjahr 2021 eröffnet werden soll, arbeiten wir an einem entsprechenden Umfeld für digitale Kompetenzen – besonders für unsere wichtigen Nachwuchsfachkräfte. Auch unserem WIFI kommt in den nächsten Jahren mit seinem Aus- und Weiterbildungsangebot eine zentrale Rolle beim Aufbau von digitalem Know-how in den Vorarlberger Unternehmen (IKT Humankapital) zu. Sie sagen, Vorarlberg habe die besten Voraussetzungen, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Was macht Sie so optimistisch? Die meisten Unternehmen leben bereits jetzt nach den Prinzipien einer resilienten und anpassungsfähigen Wirtschaft. Corona zwingt Menschen und Unternehmen,

ihre Routinen und Selbstverständlichkeiten zu ändern. Wir werden dabei aber lernen müssen, mit und nicht gegen Corona zu wirtschaften und zu leben, und diese Erkenntnis ist zwingend auch als Appell an die Politik zu

Die Bündelung aller Kräfte und Akteure ist entscheidend für die Menschen und Betriebe. verstehen: Diese soll künftig umfassender und breiter urteilen. Die Wirtschaft wird künftig noch enger zusammenwachsen und den Schulterschluss bei Themen wie Regionalität, Nachhaltigkeit oder Bildung weiter intensivieren. Wir werden gestärkt aus dieser Krise herauskommen. Auf Vorarlberger Art! Interactive West

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E-Mobilität

Smart und vlott

Im Zuge des Pariser Klimaabkommens verfolgt Österreich unter anderem das Ziel, bis 2050 nur noch Elektro- bzw. Hybridautos zuzulassen. Nachhaltigkeit, Effizienz und Digitalisierung gehen dabei Hand in Hand. „Hier treffen zwei interessante Trends aufeinander“, erklärt Stefan Hartmann, seit acht Jahren Produktmanager bei vkw vlotte. „Einerseits der Trend zu erneuerbarer Energie wie Photovoltaik oder Wasserkraft. Andererseits gibt es den Trend zur E-Mobilität.“ Und die habe einen ordentlichen Schub erfahren, so der Experte für Energiewirtschaft und erneuerbare Energietechnik. Jeder zehnte aller im September neuzugelassenen PKW im Ländle sei elektrisch unterwegs. Schlüssel zu mehr Komfort und Effizienz seien digitale Lösungen, wie zum Beispiel die smarte Wallbox, eine onlinefähige Ladestation. Welchen zusätzlichen Nutzen bringt eine smarte Ladestation? Durch die Online-Anbindung mittels SIM-Karte an unser Backend wissen wir, ob gerade ein Ladevorgang stattfindet und ob dieser einwandfrei funktioniert. Gibt es ein Problem beim Laden, können wir direkt auf die Station zugreifen und das Problem von der Ferne beheben. Für den Kunden bedeutet dies mehr Komfort, für uns als Betreiber mehr Effizienz. Weiters ist es möglich, die Ladestation in ein Smart Home System oder in eine Photovoltaik-Anlage zu integrieren. Oder mit einem Energiemanagement-Server zu vernetzen, um das Laden bestmöglich auf die jeweiligen Bedürfnisse abzustimmen. 8

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Der Kunde kann per App nicht nur seine Daten, etwa zu Verbrauch oder Abrechnung, jederzeit nachvollziehen, sondern auch den Stromverbrauch optimieren. Zudem ist die Wallbox vor unbefugtem Zugriff geschützt.

Der Umweltschutzgedanke wird für die Kaufentscheidung immer wichtiger Welche Schritte sind als nächstes geplant? Die smarte Vernetzung der Ladestationen wird eine effizientere Preisgestaltung mit sich bringen. Ein Beispiel: Wenn wir eine Überkapazität an Strom im Netz haben, können wir den Preis an den Ladestationen dementsprechend günstiger machen. Der Fachbegriff dafür ist „Dynamic Pricing“. Das Laden erfolgt dann, wenn es für den Kunden am günstigsten ist. Je mehr Ladestationen vernetzt sind und je mehr Daten wir zur Verfü-

gung haben, desto energie- und kosteneffizienter lässt sich das System steuern. Das wiederum steigert die Nachhaltigkeit, weil wir Kapazitäten besser ausbalancieren können. Illwerke vkw produziert Strom zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien. Kann überhaupt so viel Öko-Strom erzeugt werden, um den zukünftigen Bedarf der E-Mobilität zu decken? Um diese Frage zu klären, wurden zahlreiche Studien gemacht. Das Ergebnis: Angenommen alle Autos wären in ein paar Jahren elektrisch unterwegs. Dann bräuchten wir, verglichen mit dem Bedarf von heute, trotzdem nur 15 bis 20 Prozent mehr Strom. Das ist also durchaus machbar.

>> Stefan Hartmann Alter: 35 Wohnort: Koblach Firma: Produktmanager E-Mobilität illwerke vkw AG


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Innovations Factory „Ich liebe schräge Vögel“ Christian Beer, Gründer und CEO der Heron Innovations Factory und einer der weitblickendsten Köpfe Vorarlbergs, ist überzeugt: Des Menschen Lebensaufgabe ist es, seine Talente und Fähigkeiten zu entwickeln. Menschen dürften nicht als Maschinenteil missbraucht werden, so Christian Beer, Automatisierungsexperte und Unternehmer des Jahres 2019. Vielmehr gehe es darum, dass jeder Mensch sein volles Potenzial entwickeln könne und dadurch zum Wohle der Gesellschaft beitrage. Müssen wir nicht Angst haben, dass Automatisierung den Menschen wegrationalisiert? Nein! Automatisierung vernichtet nicht, sondern schafft Arbeitsplätze und sichert den Wirtschaftsraum ab. Stupide Tätigkeiten sollen Roboter machen und nicht Menschen, weil die dadurch völlig unterfordert sind. Jeder Mensch hat besondere Fähigkeiten und Talente, die soll er in die Gesellschaft einbringen, das ist unsere Lebensaufgabe. Dazu müssen wir aber als erstes unser erzkonservatives Schulsystem ändern, und zwar radikal. Indem wir uns neben der fundierten, aber reduzierten Grundausbildung auf das jeweilige Talent der Schüler konzentrieren und nicht nur auf den Schwächen herumhacken. Sie sagen, Innovation sei das Einzige, das eine Gesellschaft reicher mache. Alles andere sei Umverteilung. Mehrwert entsteht

nur, wenn Innovation Nutzen stiftet und jemand bereit ist, dafür zu bezahlen. Spekulationen, also das Kaufen und Verkaufen, sind reine Umverteilung. Das bringt keinen Mehrwert für die Gesellschaft. Mehrwert ist, wenn

Was mich antreibt, ist eine Vision, wie wir als Gesellschaft funktionieren können. wir CO2-neutrale Produkte entwickeln oder durch ein neues Verfahren eine höhere Recyclingquote schaffen. Unser Verhalten ändern wir nicht so schnell, da sind wir viel zu träge. Das Einzige, das uns hilft, ist Innovation. Ihnen ist die Persönlichkeit der Mitarbeitenden wichtiger als die fachliche Qualifikation. Warum? Der fachliche Vorsprung ist heute nicht mehr so relevant, da fachliche

>> Christian Beer Alter: 59 Wohnort: Schwarzach Firma: CEO Heron Innovations Factory

Kompetenz durch Kommunikationsmöglichkeiten leichter zu erfragen ist als früher. Die menschliche Komponente, Team, Spirit, das sind die großen Themen. Querdenken, neue Ideen und Lösungen finden, Innovation über Synergien erreichen, das ist die Kunst. Ich liebe schräge Vögel. Meine Aufgabe ist es, Personen zusammenzubringen, die sich an den Rändern bewegen. Wenn die etwas miteinander machen, das gibt einen größeren Impuls.


Bildung digital Die Schrittmacherin Die digitale Transformation der Schulen sei kein Sprint, sondern ein Marathon. Niemand weiß das besser als Verena Pausder. Sie ist das Gesicht der digitalen Bildung im deutschsprachigen Raum und unermüdliche Vorkämpferin für digitale Chancengleichheit.

Digitale Bildung schaffe mehr Teilhabe und soziale Gerechtigkeit, erklärt Verena Pausder, erfolgreiche Unternehmerin und Mutter dreier Kinder im Grundschulalter. „Wir brauchen eine starke, gemeinsame Stimme der Zivilgesellschaft. Das Thema Digitalisierung der Schulen ist so groß und komplex – da braucht es möglichst diverse Teams, um Lösungen für die Zukunft voranzutreiben“, so die Gründerin von Fox & Sheep und den HABA Digitalwerkstätten. Mit ihrem kürzlich erschienenen Buch „Das Neue Land“ und mit Kampagnen wie #stayonboard oder #wirfürschule, dem größten Bildungshackathon Deutschlands, möchte sie Menschen hinter Zukunftsideen versammeln und mit starker Stimme Richtung Politik sprechen. Was sind für Sie die wichtigsten Stellschrauben, um Kindern und Jugendlichen eine fundierte digitale Bildung zu ermöglichen? Zuallererst braucht es an den Schulen schnelles Internet und entsprechende Geräte. Parallel ist die Weiterbildung der Lehrkräfte essenziell, damit sie bestmöglich für digitale Bildung ausgerüstet sind. Dann braucht es eine Schnittstelle zur Schule, damit digitale Lernanwendungen, Plattformen und Softwarelösungen in der Schule nutzbar sind. Und damit digitale Bildung nicht analoge Bildung auf digitalen Geräten wird, brauchen wir mehr Freiraum im Lehrplan und Unterricht, um projektbasiert und fächerübergreifend lernen und experimentieren zu können. Das gilt aber nicht nur für den digitalen Unterricht, sondern allgemein für die Schule von morgen. 12

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Sie sagen, wir tänzeln bisher um die Digitalisierung nur herum. Damit sich wirklich etwas ändert, bräuchten wir kreatives Chaos. Wie meinen Sie das? Die Anforderungen und Herausforderungen, die die Digi-

Wir haben uns jetzt mit einer neuen Form des Unterrichts beschäftigt, die uns vorher vielleicht Angst gemacht hat. Und sehen, dass wir besser zurechtkommen als wir es uns zugetraut hätten. talisierung mit sich bringt, sind groß. Daher werden wir es nicht im ersten Wurf richtig machen, sondern wir müssen uns schrittweise den Lösungen nähern. Einfach mal ausprobieren, schauen was funktioniert, verbessern, iterativ weiterentwickeln. Kreatives Chaos ist zum Beispiel das, was wir im Bereich digitale Bildung dieses Jahr an den Schulen erlebt haben. Alle waren gezwungen, sich mit dem Thema Digitalisierung der Bildung zu beschäftigen. Wir haben gesehen, was klappt und wo wir noch nicht vorbereitet sind. Da müssen wir jetzt nachbessern. Aber genau dieses Ausprobieren und Experi-

mentieren braucht es, damit wir uns weiterentwickeln. Denn: Reines Theoretisieren und reden wird uns nicht weiterbringen. Passiert für digitale Bildung zu wenig auf europäischer Ebene? Auf jeden Fall! Gerade Themen wie die Entwicklung und Ausgestaltung einer Schul-Cloud und das Hosten dieser auf europäischen Servern muss eine europäische Aufgabe sein. Sie sprechen von einem „Dauerfeuer“, das nötig sei, um digitale Bildung voranzutreiben. Wie ist das gemeint? Die digitale Transformation der Schulen ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir müssen da ein richtig dickes Brett durchbohren, um die digitale Ausstattung an den Schulen, die Weiterbildung der Lehrkräfte, das Ausmisten des Curriculums und das Neudenken des Unterrichts möglich zu machen. Folglich ist es wichtig, dass wir uns nach Corona nicht wieder zur Ruhe setzen, sondern anerkennen, dass wir uns erst am Anfang der digitalen Transformation der Schulen befinden.

>> Verena Pausder Alter: 41 Wohnort: Berlin Firma: Fox & Sheep, HABA Digitalwerkstätten, Gründerin Digitale Bildung für Alle e.V., Mitglied im Innovation Council der deutschen Digitalstaatsministerin sowie im Hochschulrat der CODE University Berlin


Die digitale Zukunft bietet nicht nur Risiken, sondern vor allem auch Chancen.


Next Level Autonomes Fahren Die Hände vom Lenkrad nehmen, den Fuß vom Gaspedal und sich vom Auto chauffieren lassen? Oder doch lieber selbst fahren? Diese Wahl werden Autofahrer schon in naher Zukunft treffen können. „Wir stehen“, so Markus Spiegel, Betriebsleiter bei BMW Unterberger in Dornbirn, „am Sprung auf das nächste Level in Richtung autonomes Fahren.“ Durch eine hochautomatisierte Ausstattung müsse der Fahrer das System schon bald nicht mehr dauernd überwachen, könne sich während der Fahrt entspannen und anderen Dingen zuwenden. Theoretisch zumindest. Denn noch habe das vollkommen autonom fahrende Auto einige Hindernisse zu überwinden. Nächstes Jahr wird BMW ein Ausstattungspaket für hochautomatisiertes Fahren anbieten. Kann der Lenker dann Zeitung lesen während der Fahrt? Der Wagen, den BMW herausbringt, wird technisch alles können, was die Hochautomatisierung betrifft, jedenfalls auf Autobahnen. Lenken, Gas geben, Bremsen, Spur wechseln – Funktionen wie diese übernimmt das Fahrzeug dann selbstständig. Mittels künstlicher Intelligenz und ausgestattet mit kamerabasierten Sensoren kann das Fahrzeug Verkehrssituationen selbst meistern. Wenn man das will. Viele haben ja Spaß am Autofahren und wollen gar nicht, dass ihnen der Computer alles abnimmt. Aber, ja, man könnte 14

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während der Fahrt Zeitung lesen, denn die Ausstattung des Systems ist da. Allerdings wird es noch nicht freigeschaltet sein, da viele rechtliche Fragen noch ungeklärt sind.

In einer Großstadt werden die Bedürfnisse anders sein als auf dem Land. Die technischen Voraussetzungen wären also da, es fehlt aber noch an den gesetzlichen Rahmenbedingungen? Es sind noch viele rechtliche, aber vor allem auch ethische Fragen offen. Etwa, ob ein Computer Situationen richtig bewerten und ethisch vertretbare Entscheidungen treffen kann, zum Beispiel in einer unvermeidlichen Unfallsituation. Außerdem muss in jeder Fahrsituation klar geregelt und erkennbar sein, ob der Mensch oder der Computer für die Fahraufgabe zuständig ist. Hier geht es hauptsächlich um Haftungsfragen, die der Gesetzgeber auf EU-Ebene klären muss.

Wann, denken Sie, werden wir das Lenkrad aus der Hand geben und komplett automatisiert unterwegs sein? Ich vermute, dass es im amerikanischen und asiatischen Raum schon in den nächsten drei bis fünf Jahren so weit sein wird, in Europa in fünf bis zehn Jahren. Zumindest in eingeschränkten Gebieten. Bis wir das höchste Level erreichen, dass Autos also völlig autonom fahren und alle Personen im Wagen zu Passagieren werden, wird es noch eine Weile dauern, glaube ich. Dafür muss die komplette Infrastruktur miteinander vernetzt sein und es müssen, wie gesagt, die gesetzlichen Voraussetzungen erst noch geschaffen werden. Aber wir sind auf dem besten Weg dahin.

>> Markus Spiegel Alter: 56 Wohnort: Dornbirn Firma: Betriebsleiter BMW Unterberger Dornbirn


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Machtmaschinen Datenmonopole sind „Diebstahl am Fortschritt“, so Viktor Mayer-Schönberger, Professor für Internetregulierung an der Oxford University. Im Interview spricht er über Digitalkraken, die in die Pflicht genommen werden müssen sowie über den Segen des Vergessens.

Als Teenager entwickelte Viktor Mayer-Schönberger im heimatlichen Zell am See eine deutsche Programmiersprache und gründete die Softwarefirma Ikarus, bevor er als Rechtswissenschaftler promovierte. Heute lehrt er als Professor am Oxford Internet Institute und ist

Digitalisierung beginnt im Kopf, mit einem offenen, agilen Mindset. Wir Österreicher sind in der Regel ziemlich flexibel. Das ist gut. Aber wir müssen die Digitalisierung noch mehr als Gestaltungschance begreifen. Direktor des Forschungszentrums für Informations- und Innovationsstrategien an der National University of Singapore. Er berät Unternehmen, internationale Organisationen und Regierungen, seit zwei Jahren auch als Mitglied des zehnköpfigen Digitalrats der deutschen Bundesregierung. Digitale Supermächte Mayer-Schönbergers weltweit vielbeachteter Bestseller „Big Data“ beschäftigte sich mit der gesellschaftlichen Revolution durch die 16

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Nutzung von Big Data. Sein neuestes Werk: „Machtmaschinen. Wie Datenmonopole unsere Zukunft gefährden und wie wir sie brechen“. Digitale Supermächte wie Facebook, Google oder Amazon hätten es geschafft, riesige Datenschätze anzuhäufen. Jetzt sei es an der Zeit, diese Schätze zum Wohle der Allgemeinheit mit anderen zu teilen. In Ihrem Buch bezeichnen Sie Datenmonopole als „Diebstahl am Fortschritt“. Warum gefährden solche Monopole unsere Zukunft? Unsere Wirtschaft funktioniert deshalb so gut, weil es so viele kleine und mittlere Unternehmen mit tollen Ideen gibt. Bisher konnten sie immer wieder diese Ideen in Innovationen ummünzen und damit im Wettbewerb auch mit den ganz Großen bestehen. Aber in Zukunft reichen gute Ideen nicht mehr aus. Immer öfter braucht es neben der guten Idee auch entsprechende Daten, damit aus der Idee ein funktionierendes Produkt wird. Weil aber fast ausschließlich die großen Digitalkraken Zugang zu Informationen haben, fehlt den kleinen und mittleren Unternehmen die zentrale Ressource zum Erfolg. Wenn sie aber nicht mehr mithalten können,

>> Viktor MayerSchönberger Alter: 54 Wohnort: Oxford und Zell am See Engagements: Professor für Internet Governance and Regulation am Oxford Internet Institute

stirbt nicht nur die Vielfalt unserer Wirtschaft, sondern auch der Stachel im Fleisch der Großen, der sie nicht ruhen lässt. Es verendet der Wettbewerb – und wir alle zahlen dafür die Zeche. Ist es überhaupt möglich, diese Datenmonopole zu brechen? Ja, natürlich. Ganz einfach: Indem wir die großen Datenkraken gesetzlich verpflichten, anderen – vor allem kleinen und mittleren Unternehmen – Zugang zu einem Teil ihrer Daten zu gewähren. Kann Europa es noch mit digitalen Supermächten wie den USA oder China aufnehmen? Was muss passieren, um Schritt zu halten? Wir haben keine andere Wahl. Denn sonst könnten wir uns nur zwischen den Digitalmonopolisten Amerikas und Asiens entscheiden. Aber Europa ist seit Jahrhunderten einen anderen, besseren Weg gegangen: Durch freien Zugang und viel freieren Fluss von Informationen wurden die Menschen in Europa bemächtigt, die Welt besser zu verstehen und besser zu entscheiden. Das war unser entscheidender Vorteil – und auf den können wir auch in Zukunft bauen. Wie könnte die von Ihnen geforderte „Datennutz-Grundverordnung“ aussehen? Welche Potenziale sehen Sie darin für unsere Gesellschaft? Indem wir die Datenhalter verpflichten, den Zugang zu ihren (depersonalisierten!) Daten zu öffnen, gleichen wir die riesigen Ungleichgewichte informationeller Macht aus. Wir bemächtigen Wirtschaft und Gesellschaft – und das bedeutet nicht nur


mehr Innovation, sondern bessere Entscheidungen, die wir in Zeiten existenzieller Herausforderungen bitter nötig haben! Es heißt, das Netz vergisst nie. Sie propagieren das „Recht auf Vergessenwerden“. Wie verträgt sich dies mit Ihrer Forderung nach einem öffentlichen Zugang zu gesammelten Daten? Nein, ich propagiere nicht irgendein Recht auf Vergessen, sondern das Vergessen selbst. Dinge zu vergessen ist wichtig für unseren Geist, es befreit uns von Altem und Irrelevantem, lässt uns in der Gegenwart handeln und in die Zukunft blicken. Das Vergessen selbst verträgt sich sehr gut mit dem Zugang zu Informationen. Der Zugang zu Informationen gibt uns die Chance bessere Entscheidungen zu treffen – im hier und jetzt.

Das Vergessen erlaubt uns, jene Informationen loszuwerden, die uns die Sicht auf den Weg vor uns verstellen.


Baustelle 4.0: Bei Rhomberg finden auch Digitalisierungsexperten den richtigen Job.

Fotos: Rhomberg

Chance für IT-Spezialisten Die Digitalisierung erreicht die Baubranche. Rhomberg erwartet sie schon – und sucht dafür Fachkräfte. Auf den Stellenportalen der Rhomberg Gruppe sind Jobangebote zu finden, die auf den ersten Blick nicht so recht zu einem traditionsbewussten Bau- und Bahntechnik-Unternehmen passen wollen: Office-365-Administratoren,

Hubert Rhomberg Geschäftsführer der Rhomberg Holding

Bei uns hat die Zukunft bereits begonnen. Und das ganz real. Darum brauchen wir vor allem auch im Bereich der Digitalisierung spezialisierte Fachkräfte.

Back- und Frontend-Developer, Programmierer. Auf den zweiten Blick dafür aber umso mehr: Mit VR-Anwendung für Immobilienprojekte wie DAVID, „Spot“-Roboter auf der Baustelle oder der unternehmenseigenen Kollaborationsplattformen „RHome“ und „MyNet“ setzt Rhomberg aktuell etliche Projekte um, die der Gruppe auch im Bereich der Digitalisierung ihre Rolle als Pionier und Vorreiter der Baubranche sichern. „Und dafür brauchen wir spezialisierte Fachkräfte“, erklärt Eigentümervertreter Hubert Rhomberg, der sich sicher ist: „Unser vorausschauendes, strategisches Handeln verschafft uns nicht nur Vorteile am Markt, es bietet diesen neuen Mitarbeitenden große Chancen.“

Der „Spot“-Roboter im Einsatz.

Die Zukunft hat bereits begonnen Neben flexiblen Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten, Hilfe bei der Kinderbetreuung, umfassenden Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und überdurchschnittlichen Sozialleistungen kann das familiengeführte Traditions-

unternehmen mit attraktiven, zukunftsweisenden Aufgaben und Projekten punkten. Die genannten VR-, Robotikund Kollaborationsbeispiele sind da nur einige von vielen. Hubert Rhomberg ist überzeugt: „Bei uns hat die Zukunft bereits begonnen. Ganz real.“ ANZEIGE


Digitale Kompetenz Es geht um mehr Innerhalb kürzester Zeit hat sich der Digital Campus Vorarlberg zu einer der wichtigsten Anlaufstellen für Weiterbildungen im digitalen Bereich entwickelt. Am Digital Campus kommen Menschen zusammen. Um zu lernen, sich auszutauschen und weiterzuentwickeln. Mit eineinhalbtägigen Seminaren bis hin zu mehrjährigen Studiengängen richtet sich das Ausbildungsangebot an eine breite Zielgruppe. Für die Geschäftsführerin des Digital Campus, Eva King, geht es um mehr als nur um die Vermittlung digitaler Kompetenzen für den Arbeitsmarkt. Die Vertrautheit einer Gesellschaft mit Digitalisierungsprozessen ist für sie essenziell wichtig. Von Ihnen stammt das Zitat: „Wie wir in Zukunft arbeiten und leben, bestimmen wir als Gesellschaft selbst, und zwar schon heute.“ Wie lautet denn Ihre Vision einer digitalen Zukunft? Vielfach wird die digitale Zukunft so dargestellt, dass es kein Entkommen aus der digitalen Überwachung gibt. Dass wir total kontrolliert und alle Maschinen intelligent sein werden. Das ist nicht unbedingt meine Zukunftsvision und auch nicht unbedingt eine erstrebenswerte. Weil der Mensch darin eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Das spannendere Zukunftsbild finde ich ein humanistisches, in dem der Mensch diese Entwicklungen sehr stark selbst bestimmen und steuern kann. Wie die technologischen Möglichkeiten der Digitalisierung eingesetzt werden, können wir

entscheiden. Das gilt für Corona Hacks ebenso wie für staatliche Überwachung. Die Entscheidung, in welcher Form sie eingesetzt werden und vor allem wo wir hier eine Limitation setzen, ist etwas, das wir entscheiden können. Dafür brauchen wir digitales Urteilsvermögen

Es geht nicht nur um digitale Skills, sondern darum, die digitale Welt zu verstehen. und eben nicht nur digitale Skills. Man muss verstehen, was eigentlich passiert, damit man es beurteilen kann Was können sich andere Bildungseinrichtungen im Land vom Digital Campus abschauen? Wir versuchen mit unterschiedlichen Formaten, ganz geringe Einstiegshürden zu allen Fachbereichen der Digitalisierung zu bieten. Es gibt Ausbildungsmodelle für alle Altersgruppen, eine Vielzahl ist für Quereinsteiger und Branchenfremde konzipiert. Die Digital Masterclasses sind der ideale Einstieg für alle, die aktuelle Trends und Themen der Digitalisierung verstehen wollen. Hier erklären Profis

Komplexes einfach, in kurzen, eineinhalbtägigen Seminaren, zu leistbaren Preisen. Das ist etwas, das den Digital Campus auszeichnet. AK-Präsident Hubert Hämmerle sagt: „Digitale Ausbildung darf nicht exklusiv, sie muss erschwinglich sein.“ Wie kann es gelingen, digitale Weiterbildungsmaßnahmen für eine noch breitere Masse zugänglich zu machen? Für mich ist das ein Glücksfall, dass Hubert Hämmerle so hinter dem Digital Campus steht. Ohne öffentliches Commitment kann eine digitale Transformation nicht funktionieren. Eben weil der Anteil an NichtDigital-Natives in der Bevölkerung immer noch so hoch ist. Ein Nachholen dieser Dinge im Erwachsenenalter, ohne dass es öffentliche Finanzierungen für diese Ausbildungs-Maßnahmen gibt, wird nicht stattfinden. Deshalb braucht es ein öffentliches Engagement, damit solche Ausbildungen erschwinglich sind.

>> Eva King Alter: 44 Wohnort: Fontanella und Feldkirch Engagements: Arbeiterkammer Vorarlberg; Digital Campus Vorarlberg Interactive West

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Vor dem ersten Spatenstich Bauen 4.0 Tiefgreifende Veränderungen durch die Digitalisierung erwartet Bauunternehmer Hubert Rhomberg. Auch die Baubranche passe sich neuen Formen des Arbeitens und Lebens an, mit großen Chancen für alle, die diese Veränderungen erkennen, anerkennen und mitgehen. Die Digitalisierung wirke sich auf die Baubranche schon spürbar aus: Standardisierung, umfassende, frühzeitige Planung, Holz, Vernetzung, Shareconomy, Ressourceneffizienz – dies seien Trends, sagt Hubert Rhomberg, CEO der Rhomberg-Gruppe mit Sitz in Bregenz, die sich ebenso abzeichneten wie die Anpassung an neue Lebensformen wie Home Office und New Work. „Vor allem bei den Maschinen sind wir bereits klar auf dem Weg zur digitalen Baustelle, etwa bei Beschaffung, Wartung oder auch bei der Logistik.“ VR und AR Tools für das Bauprojektmanagement oder kollaborative Online-Plattformen ermöglichten es, flexibler und effizienter zu arbeiten. Wie hat die Digitalisierung die Baubranche in den letzten Jahren in Vorarlberg verändert? Digitalisierung und Baubranche werden in absehbarer Zeit gar nicht mehr voneinander zu trennen sein. Wir sehen ja schon in sehr vielen Bereichen, wie die Digitalisierung etablierte Geschäftsmodelle und Branchenstrukturen durcheinanderwirbelt, etwa mit Airbnb in der Hotellerie oder mit Uber im Taxigewerbe. Warum sollte es uns da anders gehen? Erste Entwicklungen gibt es bereits, auch wir von der Rhomberg Gruppe setzen uns schon seit einiger Zeit damit auseinander. Sei es der Wohnungskonfigurator, mit dem sich unsere Kunden am Computer ihre Traumwohnung zusammenstellen können, oder das Micro-Apartment DAVID, das wir dank VR-Brille vorab begehbar gemacht haben. Und nicht zu vergessen das Building Information Modelling

(BIM), wo wir mit Hilfe digitaler Gebäudemodelle den Bau und Betrieb unserer Immobilien abbilden und durchspielen können, bevor überhaupt der erste Spatenstich gesetzt wurde. Welche Herausforderungen und welche Chancen sehen Sie für die Baubranche? Wir stehen noch ganz am Anfang unserer digitalen Entwicklung. Wir testen momentan sehr viel aus und probieren einfach. Denn nur so

Das Denken in überholten Mustern funktioniert heute nicht mehr. erfahren wir schnell und zuverlässig, in welchen Bereichen wir von der Digitalisierung tatsächlich profitieren und wo eben nicht. So haben wir derzeit beispielsweise zwei „Spots“Roboterhunde bei uns im Einsatz und prüfen, ob uns die Technik hier spürbar Erleichterung bringt, etwa bei Materialinventuren im Ressourcen Center oder bei der Dokumentation von Wohnungsübergaben. Auf lange Sicht erwarte ich mir aber tiefgreifende Veränderungen, mit großen Chancen für alle, die diese Veränderungen erkennen, anerkennen und mitgehen. Ich denke da vor allem an das eben schon erwähnte BIM, an digitale Workflows, an Netzwerk- oder Cloudlösungen und vor allem daran, Wissen zu teilen und frei verfügbar zu machen.

Wie werden sich Aus- und Weiterbildung in der Baubranche in Zukunft entwickeln? Welche Qualifikationen sind gefragt? Erstens benötigen wir gar nicht mal unbedingt noch mehr Spezialisierung und Detaillierung in den Bauberufen. Denn dieses Denken entstammt überholten Mustern, nach denen Maschinen-Logiken auf Menschen angewendet werden und versucht wird, die heutige, komplexe und dynamische Welt nach wie vor zentral zu steuern. Das funktioniert aber nicht mehr. Vielversprechender ist es da, die Menschen zu befähigen, eigenverantwortlich zu arbeiten und selbst Entscheidungen zu treffen. Und ihnen das vor allem auch zu erlauben. Zum anderen ist sehr viel von dem Spezialwissen, das wir benötigen, schon vorhanden. Wir suchen aktuell verstärkt Fachkräfte und Quereinsteiger, die auf den ersten Blick nicht so recht zu einem traditionsbewussten Bauund Bahntechnik-Unternehmen passen wollen: Office-365-Administratoren, Back- und Frontend-Developer, Intrapreneur und Entrepreneur. Diese Experten brauchen wir, und wir müssen sie jetzt für die Baubranche begeistern.

>> Hubert Rhomberg Alter: 53 Wohnort: Bregenz Firma: CEO Rhomberg Bau GmbH Bregenz


Wir suchen verstärkt Fachkräfte und Quereinsteiger, die auf den ersten Blick nicht so recht zu einem traditionsbewussten Bau- und Bahntechnik-Unternehmen passen.


Digitale Agenda

Dynamische Gründerkultur

V-digital, Postgarage, Startupland Vorarlberg oder Code4Talents – in den letzten Jahren sei, so Landeshauptmann Markus Wallner, ein wichtiger Schub in Richtung Digitalisierung geglückt. Jetzt heiße es Ärmel hochkrempeln, um den Boden für die Vorarlberger Gründerkultur noch fruchtbarer zu machen. Startupland, crate.io ist da ein beeindruckendes Beispiel. Aber wir dürfen uns weder darauf ausruhen noch selbstzufrieden mit dem Status quo sein. Das heißt: weiter hart arbeiten, in

Vorarlberg soll bis zum Jahr 2035 zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder werden. Kontakt mit den Start-ups treten, Infrastruktur und Umfeld verbessern, in Bildung investieren und eine Gründerkultur in Vorarlberg schaffen.

Die Initiativen sind zahlreich, die das Land im Rahmen der Digitalen Agenda gezündet hat, um die Digitalisierung im Land weiter voranzutreiben. „Das Thema ist natürlich ein extrem dynamisches“, sagt Markus Wallner, den seine Zeit in der Quarantäne selbst gezwungen habe, sich im digitalen Bereich weiterzubilden. „Deshalb versuchen wir den Fokus ständig zu überarbeiten und anzupassen.“ Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt? Code4Talents ist ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt. Es ist in den 22

Interactive West

Markenprozess des Landes Vorarlberg eingebunden. Unser Ziel ist, Vorarlberg bis zum Jahr 2035 zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder zu machen. Code4Talents vermittelt Kindern altersgerecht erste Kenntnisse im Programmieren und ermutigt sie dadurch, aktive, kreative Mitgestalter zu werden. Aus meiner Sicht ganz wichtig, um Kindern die digitale Welt näher zu bringen. Stichwort „Initiative Startupland“: Ist Vorarlberg ein Land der Start-ups? An der Stelle möchte ich Steve Jobs zitieren: „Stay hungry, stay foolish“. Ja, ich glaube wir sind ein

Die Fuck-up-Nights zeigen, dass man auch durch Scheitern lernen und profitieren kann. Haben Sie auch schon diese Erfahrung gemacht? Ich glaube, jeder Mensch musste in seinem Leben schon einmal mit einer Niederlage umgehen. Fuck-up-Nights machen deutlich, dass Fehler Teil des Erfolgs sind, wenn man die richtigen Lerneffekte daraus zieht. Solche Formate sind also genau richtig, um Gründern Mut zu machen. Apropos Lernen: Der Digital Campus Vorarlberg bietet digitale Aus- und Weiterbildungen an. In welchen Bereichen haben Sie sich zuletzt weitergebildet? Webex, Zoom und wie die ganzen Anbieter alle heißen – nachdem ich selbst einige Zeit in Quarantäne war, war ich quasi gezwungen, mich in diesem Bereich weiterzubilden (lacht). Ich muss aber sagen, das funktioniert wirklich gut – und wird mir in Zukunft die ein oder andere Dienstreise ersparen.


LÄNDLE TV ist Ihr Partner für Digital-Events und Livestreams. In Zeiten von Homeoffice und Abstandhalten, verlagert sich die Kommunikation immer mehr ins Digitale. Wir helfen Ihnen dabei, Ihre Messe, Weihnachtsfeier oder Tagung zu einem ganz besonderen Erlebnis für Ihre Kunden und Mitarbeiter zu machen. Wir bringen Ihren Event professionell auf den Bildschirm. LÄNDLE TV macht mehr als Fernsehen! Wir sind das Produktionshaus für TV-Content, Werbe- und Kinospots, Livestreamings und Animationen.

Fernsehen ' für s Ländle ' und d Lüt

DAS MAGAZIN jeden Dienstag neu! DER TAG täglich um 18:50 Uhr Vorarlberg Live Montag bis Freitag 17:00 Uhr Preview - Das Kinomagazin Donnerstag 21:00 Uhr Bauen & Wohnen Montag 20:30 Uhr SCRA - Dein Verein Dienstag 20:00 Uhr Österreich-Blick Freitag 20:00 Uhr

Empfang: 24 h auf Magenta TV und A1 TV in ganz Österreich und in allen Vorarlberger Kabelnetzen (Kabel-TV Lampert Nr. 5, Kabel TV Rankweil Nr. 34, simpliTV Nr 140, Drei Schwestern Kanal Frastanz Nr. 53, FSG arblberg Nr. 22, Montafon TV Nr. 38, STR TV)

Täglich auf R9 Österreich (Satellit) 12 – 13 und 23 – 24 Uhr

GmbH Bahnhofstraße 4 • 6840 Götzis www.laendletv.com


Wir sehen uns auf der

grĂśĂ&#x;ten Digitalkonferenz am Bodensee 2021

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