Hubsi Kramar und die geistigen Grundlagen für dieses KONZEPT ein Konzept FÜR EIN LEBENDIGES THEATER Das ist sozusagen ein Konzept-Manifest.
2005 - 2009
Einleitend möchte ich ein paar Begriffe vorstellen, die mit meiner Theaterpraxis und dem, was mich antreibt, dieses Konzept zu entwerfen, zu tun haben. THEATER und POLITIK Da sich die Gesellschaft in einem ständigen Umwandlungsprozeß befindet, kann das Theater nur in dem Maß „lebendig“ sein, wie es diese Veränderungen wahrnimmt und entsprechend darauf reagiert. Sich und „sein Theater“ am Gegenwärtigen, am Jetzt zu orientieren, heißt auch: Immer wieder Alternativen suchen, ausprobieren und nicht kapitulieren. Alternatives Leben und Arbeiten ist eine Überlebensfrage – alternatives Theater ebenfalls. DIE UTOPIE – DIE KUNST DES UNMÖGLICHEN So gesehen habe ich immer utopisch gehandelt, ich sehe auch keinen anderen als diesen utopischen UNORT, die Vision eines Ortes, wo die Menschen mit dem entsprechenden Respekt solidarisch sind, im anderen sich selbst erkennen. POLITIK und die Frage der ENTFREMDUNG und des EKELS Die geilen, ekelhaften, obszönen Dinge dieser Welt sind bloß das Ergebnis der Prüderie der Wesen, die stets Angst vor dem Tod gehabt haben. A. Artaud 1941 Wir leben in einer Zeit, in der der pornografischen Sicherheitsmanie jede Art der Freiheit geopfert wird. Alle Macht den Geheimdiensten und Militärs. Ich behaupte: Wer an der Unsicherheit zweifelt, ist verloren. Und : Jede Ordnung ist nur eine Anordnung (WEARD t.atr). Die Angstmacherei ist das große Geschäft. Die Gegenkräfte sind die anarchische POESIE und der EROS, die dialektisch notwendige Prozeßhaftigkeit und die Notwendigkeit, darauf zu reagieren. Stillstand ist Lähmung und Tod. Die Kunst ist das Feld, wo sich das Ringen des Einzelnen um seine Freiheit manifestiert. Damit ist sie der Gegensatz zur „herrschenden“ Kultur, wo dieses Ringen abgeschlossen, versteinert, von Lemuren bewacht, uns Lebenden die Luft zum Denken und Feiern raubt – erstickt. Die Freiheit der Kunst wird erst möglich, wenn wir die Kunst des Freiseins erlangen. Die irreale Religiosität des heutigen Menschen besteht im Glauben an die Fetische. Die Unterwerfung unter Phantasmagorien.
ACHTUNG - werte JurorInnen - bei dieser Einreichung handelt es sich um zwei verschiedene Konzepte. (Wenn bei diesen Ansuchen für alle Ansuchenden und die Zukunft unserer Theaterarbeit so viel auf dem Spiel steht, halte ich es für notwendig, „reinen Tisch“ zu machen. Und seien Sie gewiß, nicht nur für Sie, als Lesende dieser Konzepte, ist dies mit einigem Einsatz verbunden. Denken Sie bitte daran, dass für uns Theaterschaffende wahrhaftig unser Leben davon abhängt.) A) ANSUCHEN um KONZEPT- FÖRDERUNG für eine 4-Jahressubvention für: (WIRKLICH) „FREIE THEATERARBEIT“ eines LEBENDIGEN Theaters. Nomadisches Theater von Raum zu Raum – SITE SPECIFIC THEATER. Warum „THEATER IN BEWEGUNG“ ? DIE HAUPTFRAGE ist für mich: WAS IST N O T W E N D I G? Ist es nur ein „hübsches“ Spiel, ein „netter“ Gedanke, oder ist dieses Tun notwendig? Dieses Bewußtsein des Notwendigen war für mich immer das Ausschlaggebende meiner Entscheidungen. Deshalb habe ich mich sehr früh von den Zwängen der Staatstheater befreit und danach versucht, mich relativ „frei“ zu halten. Offen zu sein. Das Wesentliche zu erkennen. Der Begriff „Nomadisch“ hat nicht nur mit dem äußeren Herumziehen sondern auch mit der inneren Unruhe und Unrast, dem „Leben im ständigen Fluß“, zu tun. Ich habe zu viele Theater erlebt, die in sich erstickt sind, weil sie nicht „in dieser notwendigen Bewegung“ geblieben sind. Dieses Bewußtsein, dass für die Lebendigkeit entsprechende Offenheit und Spontaneität im Denken und Handeln Voraussetzung sind, ist entscheidend. Es bringt aber auch diese „lebendigen“ Überraschungen mit sich, die auch zu einschneidenden Veränderungen führen. Das wiederum setzt Risikofreude voraus. Ich habe es nicht nur einmal erlebt, dass sich dadurch sehr schnell die Bedingungen des aktuellen Handels, des geprobten Stücks, geändert haben.