Hubertusansprache_Eberhard_Freiherr

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Hubertusansprache von Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg Den Schöpfer im Geschöpfe ehren Zunächst danke ich der Vorarlberger Jägerschaft und den Bezirksgruppen Dornbirn und Bregenz für die Möglichkeit, hier heute sprechen zu können. Es gibt einen alten Jägerspruch, den viele von Ihnen kennen werden: „Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild, waidmännisch, wie es sich gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.“ So alt und schwülstig dieser Spruch auch sein mag, er hat nichts von seiner Richtigkeit eingebüßt. Heute konzentriere ich mich auf den letzten Teil, „den Schöpfer im Geschöpfe ehren“. An so einer Hubertusfeier - immerhin kommen wir gerade aus der Kirche - bietet es sich an, über unser jagdliches Handeln nachzudenken und dieser Moment ist gut geeignet, sich darüber klar zu werden, dass es süße Wahrheiten - aber eben auch bittere Wahrheiten gibt. Ehren wir wirklich den Schöpfer im Geschöpfe? Verstehen wir diesen banalen Satz? Handeln wir danach? Alle ?! Schwarze Schafe gibt es in jeder gesellschaftlichen Gruppe. Bei den Jägern, den Förstern, den Naturschützern, allen. Aber der Anteil der schwarzen Schafe ist abhängig von der Bereitschaft der Gruppe, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Ich werde, was die Jäger angeht, immer auf solche schwarzen Schafe hinweisen. •

Bei Diskussionen über die Veränderungen von Jagdzeiten will die Mehrzahl Jäger längere Schusszeiten durchsetzen, obwohl doch jeder weiß, dass Ruhe für unser Wild lebenswichtig ist. Ruhe im Jagdrevier vermindert die Wildschäden und ermöglicht den Tieren ein halbwegs artgerechtes Leben. Jäger, die längere Jagdzeiten fordern oder Verkürzungen ablehnen, ignorieren diese Tatsachen. Der Jäger ist der größte Störenfried im Wald, ob Sie das hören wollen oder nicht!

Seminare oder Fortbildungsveranstaltungen der Jägerschaft, z. B. über wildbiologische Themen, sind oft schwach besucht. Bei der jährlichen Abschussplan-Besprechung aber platzt das Wirtshaus aus allen Nähten. Die Jäger machen sich intensiv darüber Gedanken, wie viel sie heuer schießen wollen, aber nicht alle denken darüber nach, wie sie das am besten tun könnten.

Bei eben diesen Abschussplan-Besprechungen zeigt sich, dass alle Jäger gerne Hirsche schießen wollen, aber keiner will Kahlwild erlegen. Haben die alle von einem natürlichen Geschlechterverhältnis noch nie etwas gehört oder denken sie einfach nur an ihr eigenes Vergnügen und an Trophäen?

Zum Gamswild: Vielen Jägern steht die Jagd auf den Bartgams über allem. Im Winter muss man ihn erjagen, wenn er schwarz ist, im Dezember, am besten an Sylvester. Ich fürchte, die meisten dieser Jäger wissen sogar, dass jeder Energieverbrauch in dieser 1


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