3. Zusammenfassung Der vom World Economic Forum veröffentlichte Bericht Globale Risiken 2012 basiert auf einer Befragung von 469 Experten aus Industrie und Politik, aus der Wissenschaft sowie der Gesellschaft. Darin werden 50 globale Risiken aus fünf Risikokategorien untersucht. Vielmehr als sich auf ein einzelnes existenzielles Risiko zu konzentrieren, macht der Bericht die Auswirkungen einer bestimmten Konstellation globaler Risiken deutlich. Drei verschiedene Risikokonstellationen, die den künftigen Wohlstand und die Sicherheit ernsthaft bedrohen, gehen auseiner Untersuchung der aktuellen Risiken hervor. In den drei Fallstudien zeigt der Bericht die Verbindung zwischen einer Reihe globaler Risiken auf, ihre Wechselwirkungen und wie sie sich voraussichtlich in den kommenden zehn Jahren entwickeln. Diese Fallstudien basieren auf einer anfänglichen quantitativen Analyse der in der Befragung identifizierten Wechselwirkungen, die anschliessend mittels qualitativer Analyse in weltweit durchgeführten Workshops und vertiefenden Diskussionen mit Projektberatern weiterentwickelt wurden. Fallstudie 1: Die Saat der Dystopie Dystopie – das Gegenteil von Utopie – bezeichnet einen Ort, an dem Not und Hoffnungslosigkeit herrschen. Die Analyse der verschiedenen miteinander verknüpften globalen Risiken gelangt zum Schluss, dass eine Konstellation fiskalpolitischer, demografischer und gesellschaftlicher Risiken zu einer dystopischen Zukunft für die Mehrheit der Menschen führen könnte. Die Wechselwirkungen zwischen diesen Risiken könnten eine Realität schaffen, in der eine grosse, junge Bevölkerung einer chronischen, hohen Arbeitslosigkeit gegenübersteht, während gleichzeitig die grösste Anzahl Rentner in der Geschichte überhaupt von bereits stark verschuldeten Regierungen abhängt. Sowohl für junge wie auch für alte Menschen könnte so eine derart ausgeprägte Einkommens- und Kompetenzlücke entstehen, dass die soziale und politische Stabilität bedroht wäre. Diese Hypothese macht deutlich, welche Gefahr entstehen könnte, wenn die gesellschaftlichen Vereinbarungen zwischen Staaten und Bürgern aufgrund sich verschlechternder wirtschaftlicher Bedingungen gebrochen werden. Findet man keine realisierbaren Alternativmodelle, könnte die Weltwirtschaft in einen Abwärtsstrudel geraten, der durch Protektionismus, Nationalismus und Populismus noch verstärkt würde. Fallstudie 2: Wie sicher sind unsere Sicherheitssysteme? Während die Welt immer komplexer wird und die Interdependenz steigt, nimmt die Fähigkeit ab, die Systeme, auf denen unser Wohlstand und unsere Sicherheit beruhen, zu kontrollieren. Die Risikokonstellation, die durch neue Technologien, gegenseitige finanzielle Abhängigkeiten, die Ausbeutung von Ressourcen und den Klimawandel entsteht, fördert die Schwäche und Dürftigkeit bestehender Sicherheitssysteme zu Tage – der Richtlinien, Normen, Regulierungen oder Institutionen, die als Schutz dienen sollten. Unsere Sicherheitssysteme sind möglicherweise nicht mehr geeignet, lebenswichtige Ressourcen zu schützen und geordnete Märkte sowie die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Die gegenseitigen Abhängigkeiten und die Komplexität, die mit der Globalisierung einhergehen, erfordern den Einbezug grösserer Anspruchsgruppen, um angemessenere Sicherheitssysteme zu errichten und damit die wirksame und zeitgerechte Reaktion auf entstehende Risiken zu verbessern. Fallstudie 3: Die Kehrseite der Konnektivität Noch liegen die Auswirkungen von Kriminalität, Terrorismus und Krieg in der virtuellen Welt nicht gleichauf mit jenen der physischen Welt. Es wird jedoch befürchtet, dass sich dies ändern könnte. Hyperkonnektivität ist eine Realität. Angesichts der über fünf Milliarden Mobiltelefone mit Internetverbindung und Cloudbasierten Applikationen bietet das Leben mehr Angriffsfläche gegenüber virtuellen Risiken und digitalen Störungen. Die entsprechende Konstellation globaler Risiken in dieser Fallstudie zeigt, dass Leistungsanreize nicht auf die Bewältigung dieser globalen Herausforderung ausgerichtet sind. Die OnlineSicherheit wird heute als öffentliches Gut betrachtet – der private Sektor ist daher zwingend zu ermutigen, sich stärker für die Eindämmung der Risiken, denen die wichtigsten IT-Systeme ausgesetzt sind, zu engagieren.