Symposium „Wer, wenn nicht wir? - Bürgergesellschaftliche Initiativen in der Globalisierung“ Hittisau, Ritter-von-Bergmann-Saal, 30.-31. März 2007
Ortrun Gauper (Expertin für Globalisierungsfragen, Wien)
SOZIALSTANDARDS IN DER WELTWIRTSCHAFT? – WEGE UND BARRIEREN
Die Globalisierung der Märkte führt zu einem Defizit der Regulierung. Die Gewerkschaften können ihre Vorstellungen von gerechter Entlohnung und sozialen Standards immer weniger durchsetzen, seit die Unternehmen damit drohen können, Standorte in Billiglohnländer oder mit niedrigeren sozialen Standards zu verlagern. Als Antwort auf dieses politische Ungleichgewicht fordert der Internationale Bund Freier Gewerkschaften seit Jahrzehnten globale Sozialstandards im internationalen Handels- und Investitionsregime. Dennoch ist deren Umsetzung bis jetzt am Widerstand des globalen Kapitals und einiger Entwicklungsländer gescheitert. Was kann man tun? Der Vortrag von Ortrun Gauper spiegelt die politische Diskussion wider und gibt Handlungsempfehlungen zur sozialen Gestaltung der Globalisierung.
1. Ausgangssituation •
"Ohne eine Klausel für Arbeiterrechte in der Weltwirtschaft laufen wir Gefahr, zu Bananenrepubliken zu werden", warnt der Internationale Gewerkschaftsbund seit einem Jahrzehnt. • Ist das die Angst vor Lohn- und Arbeitsplatzkonkurrenz auf dem billigsten Niveau? Oder profitieren sogar die Entwicklungsländer davon und werden nicht weiter marginalisiert? 1.1 Soziale Entwicklung in den 90er Jahren: Die Fortschritte: 130 Mio. Menschen wurden aus extremer Armut befreit, 2 Mio. weniger Todesfälle bei Kindern pro Jahr, 30 Mio. Kinder mehr, die zur Schule gehen; 1,2 Mrd. Menschen erhielten Zugang zu sauberem Wasser. Die Kehrseite: 2,5 Mrd. Menschen leben noch immer von weniger als 2 US-Dollar pro Tag, jährlich 10 Mio. Todesfälle bei Kindern, die vermeidbar wären; noch immer 115 Mio. Kinder, die nicht zur Schule