Samstag/Sonntag, xx./xx. MONAT 2008
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VN-SERIE: Partnerschaft heute (Teil 1/5)
„Wenns dich stört, machs doch selber“ ■ Kampf um Ordnung und Sauberkeit im Haushalt – ein gefährlicher Beziehungskiller INGRID HOLZMÜLLER Feldkirch (VN) Fein raus aus allem Haushaltsstress sind die wenigen, die zufällig einen Partner mit demselben Putz-Gen erwischt haben, wo er und sie zugleich, gemeinsam oder abwechselnd ohne Groll und Vorwürfe zu Staubsauger und Allzweckreiniger greifen. Solche Paare werden nur schwer verstehen, dass der Kampf um Ordnung und Sauberkeit zum Beziehungskiller werden kann. Seit es Verhandlungssache zwischen Frau und Mann ist, wie die gemeinsamen Aufgaben geteilt werden, wer das Geld verdient und wer wem
Ingrid Holzmüller, Leiterin des Ehe- und Familienzentrums.
was hinterher räumt, steht die Hausarbeit bei den Streitthemen ganz vorne. Das Heim gilt nur noch selten als Aushängeschild des erfolgreichen Mannes, der ein tüchtiges Weib sein eigenen nennt. Es ist die Privatsphäre von Menschen, die versuchen, sich darin wohl zu fühlen. Treten in einer Lebensgemeinschaft ein Wohnästhet und ein putztechnisch unbekümmerter Partner gegeneinander an, ist der Kampf um Normen und Regeln unvermeidlich. Das heißt Wut, Verletzung und Kränkung. Manchmal sogar Trennung.
Socken als Liebestöter Liebe macht blind. Zumindest am Anfang einer Beziehung. Wo jedoch die Blindheit aus Liebe nachlässt, fällt die Klarsicht auch auf Hygienemängel. Und plötzlich bekommen schlierige Gläser und in die Ecke geworfene Socken ihre Chance als Liebestöter. Warum jedoch kochen gerade beim Thema Haushalt die Emotionen hoch, zumal man ja mit Hausarbeit in unserer Gesellschaft weder prestigemäßig noch materiell Lorbeeren ernten kann? Eben aus diesem Grund. Gibt der eigene Partner keine oder nur spärlich Anerkennung, staut
Gemeinsame Hausarbeit schafft (Foto: VN/EFZ) Verbindlichkeit. sich der Frust: Ich fühle mich überfordert, ausgenutzt, nicht genügend geschätzt. Oft liegen die Probleme allerdings tiefer. Wenn der eine mit seinem Leben unzufrieden ist, jedoch dem Partner konkret keinen Vorwurf machen kann. Da ist es oft naheliegend, die negativen Emotionen zu verlagern. Dann wird genörgelt, dass er nie den Müll rausbringt und sie die Hemden nicht richtig bügelt.
leichter eine Lösung finden. Eine Putzhilfe zu engagieren, kann auch funktionieren. Es gibt allerdings einen Trend in unserer Gesellschaft, immer mehr häusliche Dinge zu delegieren. Die Wäsche wird außer Haus gegeben, der Party-Service richtet das Fest aus, der Gärtner kommt einmal wöchentlich. Alles schön und gut, aber damit löst sich auch ein Stück gemeinsamen Lebens auf. Die Arbeit am eigenen Zuhause hat auch die Funktion, sich geborgen zu fühlen. Gemeinsam im Haushalt zu arbeiten schafft Verbindlichkeit und Verbindung – vorausgesetzt es funktioniert ohne Druck und allzu beengende Vorgaben. Gerade für Kinder hat das Vorbildfunktion. Hier können sie auch was fürs Leben lernen, zum Beispiel Toleranz: dass jeder seine spezielle Art hat, Dinge zu erledigen. Oder den Wert der Teamarbeit mit dem Ziel: Wir leben miteinander und darum bemühen wir uns gemeinsam, dass wir uns miteinander in unserem Heim wohlfühlen.
Was kann helfen?
Experten analysieren
Was helfen kann? Es ist schon viel erreicht, wenn sich das Paar darauf verständigt, dass die Arbeit im Haushalt eine gemeinsame Aufgabe ist. Und dann zu überlegen: wer macht eigentlich was am liebsten und am besten? Für die Bereiche, die keiner gern erledigt, lässt sich dann auch
In einer 5-teiligen „VN“-Serie analysieren Expertinnen und Experten des Ehe- und Familienzentrums in Feldkirch heikle Phasen in einer Partnerschaft und wie man Probleme lösen kann.
Lesen Sie im 2. Teil: „Wenn die Kinder ausziehen“