Doppik

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Budgets und Rechnungsabschlüsse der Gemeinden sind nicht aussagekräftig Neuer Rechnungsstil brächte Licht ins Dunkel Johannes Rauch, 11.3.2007

Das Problem ist ungefähr so leicht zu erklären wie die Grundlagen der Quantenphysik - aber genauso wichtig. Im Kern geht es darum, dass die derzeitige Form von Budgets und Rechnungsabschlüssen der Gemeinden eine umfassende Beurteilung der Vermögenslage und der Entwicklung nicht wirklich zulassen. Ob eine Gemeinde "reich" oder "arm" oder gar überschuldet ist, lässt sich auf Grundlage des heutigen Rechnungswesens nicht sagen. Beispiel: Eine Gemeinde baut ein Feuerwehrhaus, schafft Fahrzeuge an - beides kostet viel Geld und stellt einen Wert dar. Eine Abschreibung, also eine Darstellung des "Verbrauchs" von Gebäude und Fahrzeugen findet nicht statt. Irgendwann aber sind Feuerwehrhaus und Autos "verbraucht", also alt, und müssen erneuert werden. Eine Vorsorge im Budget ist nicht getroffen. Anderes Beispiel: Gemeinde A und Gemeinde B verschulden sich mit zehn Millionen Euro. Gemeinde A baut mit dem Kredit einen Gemeindesaal, schafft also einen Wert. Gemeinde B geht es finanziell schon so schlecht, dass das Geld für den laufenden Betrieb (Gehälter, Instandhaltungskosten für Straßen etc) aufgewendet werden muss. Nach heutiger Rechnung sind Gemeinde A und Gemeinde B gleichermaßen "böse", weil sie sich verschulden. Zudem sind Budgets schon allein deshalb nicht wirklich aussagekräftig, weil viele Gemeinden zunehmend einzelne kommunale Aufgaben "auslagern" - also an eigene gemeindeeigene Gesellschaften übertragen. Grundlage des heutigen Rechnungswesens ist die so genannte Kameralistik, ein System, das aus dem 18. Jahrhundert stammt und bei dem nur Einnahmen und Ausgaben, nicht aber Aufwände und Erträge dargestellt werden. Die so genannte DOPPIK (doppelte Buchführung im kaufmännischen Rechnungswesen) schaut genau auf Mittelherkunft und Mittelverwendung sowie Mitteleinsatz (Aufwand) und Mittelzuwachs (Ertrag). So weit so kompliziert, unzulässig vereinfacht und verkürzt.

Ziele einer Umstellung Eine Umstellung auf ein Rechnungswesen, das deutlich mehr Elemente einer DOPPIK beinhaltet muss sein, mehr Transparenz, eine bessere Darstellung der tatsächlichen finanziellen Situation und vor allem eine Sichtbarmachung der Veränderung kommunalen Vermögens im Zeitablauf sicher zu stellen. Auf Grundlage einer Kosten-Leistungsrechnung sollen Vermögensrechnung, Finanzrechnung und Ergebnisrechnung eingeführt werden. Im Klartext: Schuldenmachen auf Kosten künftiger Generationen soll sichtbar gemacht werden, "gutes" Schuldenmachen für Investitionen von "schlechtem" Schuldenmachen nur für laufende Ausgaben unterschieden werden. Vermögen werden erfasst und einer Abschreibung zugeführt. Im Kern sollen betriebswirtschaftliche Elemente im kommunalen Rechnungswesen sicherstellen, dass die volkswirtschaftlichen Aufgaben eines Gemeinwesens langfristig gesichert und wahrgenommen werden können. Darüber hinaus könnte durch diese Form der


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