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«Mit der Fasnacht wird es nie vorbei sein»

Vor wenigen Wochen feierte Emanuel Walser, den meisten besser bekannt als «Emma», seinen 36. Geburtstag. Schon die Hälfte seines Lebens ist der Schaaner Mitglied der Guggamusik Plunderhüüsler, zehn Jahre davon als Dirigent. Ende Februar sollte dieses Hobby für ihn der Vergangenheit angehören. Da aufgrund der Pandemie aber keine richtige Fasnacht stattfinden kann, hat er sich entschieden, nochmals ein Jahr dranzuhängen. Denn die Faszination Plunderhüüsler ist für ihn bis heute ungebrochen.

Text: Heribert Beck · Fotos: Brigitt Risch

Die Musik ist eine der grossen Konstanten im Leben von Emanuel «Emma» Walser. «Angefangen habe ich ganz klassisch mit der Blockflöte wie wohl fast jeder, der heute in einer Blasmusik spielt.» Als er dieses Instrument beherrschte und in die Jugendmusik der Harmoniemusik Schaan eintrat, wollte Emma unbedingt Saxophon spielen. «Das Instrument war aber nicht frei. Also hiess es: ‹Spiel doch zuerst Klarinette, während du auf ein freies Instrument wartest. Dann ist der Wechsel zum Saxophon am einfachsten.› Gewartet habe ich 15 Jahre», sagt Emanuel Walser und lacht. Heute, der Jugendmusik längst entwachsen, ist er seit 20 Jahren Mitglied bei der Harmoniemusik und spielt inzwischen sowohl Klarinette als auch Saxophon. «Trotz des Wartens, oder vielleicht auch deswegen, war ich in all meinen Jahren immer gerne Mitglied bei der HMS.»

Mitreissender Sound und kreative Hodla Trotz allen Einsatzes musste die Harmoniemusik aber vom 11.11. bis zum Aschermittwoch jeweils zurückstecken. «Erstmals mit der Fasnacht in Berührung gekommen bin ich im Alter von vier Jahren. Zehn Saisons lang habe ich mit der Gruppe Grock und Gröckle an den Umzügen teilgenommen. Als Teenager schien mir das aber nicht mehr so cool», sagt Emanuel Walser mit einem Schmunzeln auf den Lippen. So ging er einige wenige Jahre «in zivil» an die Fasnacht, bevor er mit 18 der Guggamusik beitrat. «Dass ich mich für die Plunderhüüsler entscheide, stand ausserfrage. Ich war schon immer ein Fan ihrer Musik und ihrer kreativen Hodla, hatte Verwandte bei den Plunderhüüslern und meine Eltern sind mit einigen Gründungsmitgliedern befreundet. Mein Herz hat also immer schon für diesen Verein geschlagen. Mit dem Beitritt und in den vergangenen 18 Jahren haben sich dann alle meine Erwartungen erfüllt. Die Kleider blieben kreativ, der Zusammenhalt ist bis heute grossartig und der Sound mitreissend.»

An letzterem ist Emma alles andere als unschuldig. Seit zehn Jahren führt er die Plunderhüüsler als Dirigent an. «Mir war von Anfang an klar, dass ich dieses Amt gerne bekleiden würde, denn es waren mein Ziel und meine Ambition, mit den Mitgliedern gemeinsam einen Sound für die Fasnacht zu schaffen und da anzuknüpfen, wo ich als ganz kleiner Junge in Berührung mit den Plunderhüüslern gekommen bin. Ausserdem entspricht es wohl nicht meinem Naturell, einfach ‹nur› Mitglied zu sein. So war ich bald im Vorstand des Vereins und nach drei Jahren Mitgliedschaft bereits Vizedirigent. Die Übernahme des Dirigentenstabs war dann also nur noch eine Formsache.» Gleichzeitig windet Emma aber auch seinen Vereinskollegen ein Kränzchen. «Das groovige Zusammenspiel von Power und

Emma in seinem Element.

Da war die Fasnachtswelt noch in Ordnung: Die Plunderhüüsler mit ihrem Motto «Floras Werk» vor zwei Jahren.

Spielfreude war stets gigantisch und funktioniert in meinen Augen immer dann, wenn alle am gleichen Strang ziehen. Wir waren und sind einfach eine Einheit.»

Die meisten CDs gaben den Ausschlag Um diese Einheit zu erleben und mitzuprägen, ist Emanuel Walser auch gerne zeitliche Kompromisse eingegangen. «Früher war die Guggamusik einmal ein saisonaler Verein. Abseits der Fasnacht haben wir lediglich am Jahrmarkt unseren Stand betreut oder einen Tag auf der Alp gearbeitet, um die Kasse aufzubessern. Heute sind die Plunderhüüsler aber ein Ganzjahresverein. Der Zeitaufwand ist natürlich entsprechend gross. Doch man bekommt auch viel zurück: Sich ausgelassen verkleiden können, zusammen musizieren und einen der ältesten und traditionsreichsten Bräuche in der Umgebung mit Freunden und Familie feiern zu dürfen, ist etwas Einmaliges.»

So hat Emanuel Walser sein Engagement für den Verein nie als Arbeit empfunden. «Mit der Musikkommission arbeitet man als Dirigent auf ein gemeinsames Ziel hin, was einfach riesigen Spass macht. Und die Vorbereitungsaufgaben, die man als Dirigent zu erledigen hat, kann man sich zeitlich gut einteilen.» Emma hat sie sich so gut eingeteilt, dass auch für sein anderes grosses Hobby, das Organisieren von Events, noch genügend Raum geblieben ist. «Angefangen hat das Ganze mit meinem ersten Auftritt als DJ vor rund 20 Jahren. Damals haben wir im Kollegenkreis ein Fest organisiert, und es wurde bestimmt, dass derjenige auflegen muss, der die meisten CDs hat. Das war dann eben ich. Schon an diesem Abend hat es mir grossen Spass gemacht, und aufgehört habe ich nie mehr damit. Allerdings lege ich heute fast nur noch privat auf. Da ergeben sich genügend Gelegenheiten. Schliesslich sind meine Kollegen und ich in einem Alter, in dem es regelmässig Hochzeiten und runde Geburtstage zu feiern gibt», sagt Emma und lacht. Sein Organisationstalent bringt er ausserdem am FL1-LIFE und beim Country- und BBQ-Festival ein. «Entertainment macht mir einfach Freude – und zwar auf beiden Seiten der Bar.»

Vom Kindermaskenball bis zur Seniorenfasnacht Dennoch ist es für Emanuel Walser langsam an der Zeit, kürzerzutreten. «Diese Fasnacht sollte eigentlich meine letzte bei den Plunderhüüslers sein. Nun hänge ich aber nochmals ein Jahr dran. Denn diese Saison werden wir leider keine Gigs mehr haben – und einen richtigen Abschied von meiner Guggerzeit wünsche ich mir schon.» Kommende Fasnacht beendet Emma seine Karriere zwar ein Jahre vor dem goldigen Tonhüüsle für die 20-jährige Mitgliedschaft «Aber immerhin bin ich auch bei den Plunderhüüslern nach 19 Jahren Mitgliedschaft volljährig geworden. Dann gilt es für mich, aufzuhören, wenn es am schönsten ist, und nicht, wenn die anderen es schön finden, dass ich aufhöre. Ich habe von anderen Guggern oft gehört ‹Ich hätte zwei oder drei Jahre früher austreten sollen›. Mir war immer klar, dass ich diesen Satz nicht sagen will.»

Ein Fasnächtler ist Emanuel Walser ohnehin durch und durch – und wird es auch bleiben. «Mit meinem Austritt aus den Plunderhüüslern endet für mich die Begeisterung für die fünfte Jahreszeit definitiv nicht. Mit Fasnacht wird es für mich wohl nie vorbei sein. Aber sie wird weniger organisiert stattfinden.» Schliesslich gilt es für Emma, künftig auch seine Tochter langsam an den Brauch heranzuführen. «Denn wenig symbolisiert für mich den Zusammenhalt der Gesellschaft so sehr wie die Fasnacht. Sie zieht sich durch vom Kindermaskenball bis zur Seniorenfasnacht, und alle haben ihren Spass und ihre Freude daran.»

«Es kunnt immer, wias kunnt» «Festhalten möchte ich, dass es mich bis heute stolz gemacht hat und auch ach meinem Austritt stolz machen wird, ein Plunderhüüsler zu sein. Es ist einfach schön, Teil dieser mittlerweile 50-jährigen Erfolgsgeschichte zu sein. Bei den Plunderhüüslern herrschen eine Energie und eine Gruppendynamik, die ihresgleichen sucht. Zusammen Hits und Momente zu kreieren, zu erschaffen und sie in die Fasnachtswelt zu tragen mit solch einer Euphorie und Freude, ist beispiellos. Es ist den Mitgliedern allen ernst und zu 100 Prozent wichtig, dass wir als Einheit auftreten und den Leuten Spass, Freude sowie sensationelle Beats und Töne bieten. Es fängt in der Erarbeitung und während der Proben an und hört eigentlich niemals auf. Das ist mit Sicherheit einer der Punkte, welche die Plunderhüüsler auszeichnen und die ihren Sound einzigartig machen. Danke, liebe Plunderhüüsler, für all diese Momente in der Vergangenheit, in der Gegenwart und hoffentlich für immer in der Zukunft», sagt Emma – und man kann es fast nicht glauben, dass dieses Urgestein der Plunderhüüsler ab dem 11.11.2023 als «ganz normaler» Fasnächtler an den Umzügen und Partys teilnehmen wird. Aber er ergänzt: «Es kunnt immer, wias kunnt!» Denn das hat auch die Pandemie und die daraus resultierende Verlängerung seines Engagements wieder bewiesen. Oder um es mit Emmas typischer Schlussbemerkung zu sagen: «Allwääg!»

« 50 Jahre

Plunderhüüsler – eine endlose fünfte Jahreszeit»

In fünf Jahrzehnten passiert viel Erzählenswertes. Besonders, wenn diese fünf Jahrzehnte die Geschichte eines Vereins behandeln, wie die Plunderhüüsler einer sind. Diese Geschichte und zahlreiche Geschichten haben die Schaaner Gugger in einem Buch für die Nachwelt zusammengefasst. Gestern präsentierten sie es vor dem Restaurant PUR in Schaan der Öff entlichkeit. Damit ist es nun offi zielle bei jedem Vereinsmitglied sowie in der Schaaner Galerie domus erhältlich. Der Preis beträgt 50 Franken – einen für jede Fasnacht seit der Vereinsgründung.