lie:zeit Ausgabe 55

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05/2017

Simone Bargetze: «Ich bin ein absoluter Glückspilz» Simone Bargetze ist bekannt als blonder Wirbelwind, der es als Stuntfrau bis nach Hollywood geschafft hat. Für Überraschungen ist sie immer gut, und so zeigte sie im letzten Jahr stolz ihren Babybauch. Ihren Wohnsitz hat sie vorerst von L. A. nach Zürich verlegt und teilt sich mit ihrem Partner die Betreuung ihres kleinen Sohnes. Text: Tamara Beck · Foto: ZVG

Sie sind im November zum ersten Mal – mit 40 Jahren und ganz unerwartet – Mama geworden. Wie geht es Ihnen als junge Familie mit Ihrem Sonnenschein? Simone Bargetze: Unglaublich, das Leben ist plötzlich so anders. Ich hätte es nicht gedacht, aber ich finde es überhaupt nicht anstrengend, wie alle meine Freundinnen mich gewarnt haben. Ich liebe jede einzelne Sekunde, die ich mit meinem kleinen Jamie Riot verbringe. Ausserdem bin ich wieder mal ein absoluter Glückspilz, weil mein Mann nur am Abend als Gitarrenlehrer unterwegs ist und mit seinen Bands auf der Bühne steht, daher kann ich sogar am Morgen ausschlafen und danach verbringen wir gemeinsam den ganzen Tag. Wollten Sie gar nie Mama werden oder war bisher der Zeitpunkt einfach nicht ideal? Ich dachte, dass es schon mal passieren würde, aber es ergab sich nie, daher dachte ich, «janu, dann werde ich halt die beste Tante der Welt und kann weiterhin die ganze Welt bereisen und meine Gottakinder können mich dann immer überall besuchen». Wenn man herumreist oder in Hollywood arbeitet, merkt man auch gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Sie sind bekannt als toughe Stuntfrau. Die Schwangerschaft zwang Sie diesbezüglich zur

Ruhe und auch jetzt werden Sie Ihre Prioritäten zumindest für eine Weile anders setzen müssen. Wie geht es Ihnen mit diesem neuen, entschleunigten Leben? Ich finde es super, ich probiere immer gerne neue Sachen aus. Erst hatte ich ja beide Beine gebrochen, was anscheinend passieren musste, damit ich mal in die Horizontale gelegt wurde und nicht davonspringen konnte. Selbst das fand ich interessant, mal zwei Minuten zu benötigen, um vom Rollstuhl aus eine Türe zu öffnen, und drei Monate

später habe ich am Tag, an dem ich das erste Mal ohne Krücken laufen konnte, den Vater meines Kindes kennengelernt. Dass Sie schon 40 sind, merkt man Ihnen ja sowieso nicht an, aber hatten Sie dennoch irgendwann Zweifel, relativ «spät» noch Mutter zu werden? Nein, ich es ist das Beste, was mir passieren konnte. Mein Partner ist auch schon 37 und wenn wir uns früher getroffene hätten … oh das arme Kind! Wir mussten beide erst so viel machen und erleben und erreichen, bis wir zur

Ruhe kommen und uns zu 110 % auf unser Baby konzentrieren konnten. Ich habe ja von meinen Freundinnen, die viel früher Mütter wurden, gehört, wie viel Stress ein Kind bedeute und dass man nur noch funktionieren müsse etc. Wir beide geniessen es absolut, unser neues Leben ganz relaxed mit Jamie zu verbringen. Vermissen Sie nichts? Es besteht absolut kein Nachholbedarf, das finde ich schon sehr wichtig, vor allem, wenn man mal grosse Ambitionen hatte und viel erreichen wollte, und


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