AT – Krebsratgeber

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Krebsratgeber

Krebs und Angst

Warum Krebs keine

Angstdiagnose mehr sein müsste, erklärt Prof. Ewald Wöll, Präsident der OeGHO.

Krebs und Kommunikation

Psychoonkologe Dr. Markus Hutterer hilft Ihnen dabei, die richtigen Worte zu finden.

Krebs und Wissen

Patient Advocate Martina Hagspiel spricht über die Wichtigkeit von Patient:innenmündigkeit und Gesundheitskompetenz.

NEUE THERAPIEANSÄTZE : Lungenkrebs Lymphom Multiples Myelom

Multiples Myelom

Assoc. Prof. PD Dr. Maria Theresa Krauth spricht über therapeutische Fortschritte und Therapievielfalt

Lungenkrebs

OA Dr. Maximilian Hochmair spricht über individualisierte Therapien

Lymphome

Prim. Univ.-Prof. Dr. Richard Greil spricht über neue Therapieansätze

Krebs müsste keine Angstdiagnose mehr sein

Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie und ärztlicher Leiter der Abteilung für Innere Medizin am Krankenhaus St. Vinzenz in Zams, spricht über die Fortschritte in Vorsorge und Behandlung von Krebserkrankungen und erklärt, weshalb Krebs keine Angstdiagnose mehr sein müsste.

Text Verena Bittner-Call

Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll

Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische

Ist die Diagnose Krebs noch immer eine Angstdiagnose? Sie müsste keine Angstdiagnose sein, wenn man davon ausgeht, dass wir, durch die großen Fortschritte seit den 1990er-Jahren, deutlich mehr als die Hälfte der Patient:innen heilen oder ihnen zumindest ein langes Leben mit einer gut kontrollierten, chronischen Erkrankung ermöglichen können. Allerdings ist Krebs immer schon eine sehr emotionale Erkrankung gewesen, die selten eine Person allein betrifft, sondern das gesamte nahe Umfeld. Deswegen ist es schwierig, diese Angst zu nehmen, auch wenn hier in den letzten Jahrzehnten einiges getan wird, nicht nur in der Tumordiagnose und -kontrolle, sondern auch in der psychoonkologischen Unterstützung.

Welche Rolle spielen moderne Technologien bei der Erforschung und Behandlung?

Eine zunehmend größere Rolle! Durch KI-Lösungen wird es leichter möglich sein, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, auch wenn sie nie das hämatoonkologische Gespräch und die Erfahrung ersetzen können. Bei der Diagnostik sind wir auf aufwendige bildgebende Techniken angewiesen, wo KI unterstützend wirken kann, um die vielen Daten, die erfasst werden, zu verarbeiten, zu bewerten und explizit darzustellen.

Ein weiterer Aspekt ist die Datenfülle. Einen Überblick über alles zu haben, ist unmöglich. Da ist ein weltweites Netzwerk, das alle Daten sichtet und dann auch reflektiert berichtet, durch KI leichter zu schaffen.

Was bleiben die größten Herausforderungen?

Die größte Herausforderung ist die Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung, Fettleibigkeit, Bewegungsmangel, übermäßiger Kontakt mit Sonnenlicht. Die Vorsorgemedizin und die Früherkennungsmedizin spielen eine große Rolle. Eine Diagnose im frühesten Stadium bietet die beste Prognose. Auch nach der Behandlung treten Herausforderungen auf, wie die

Wiederintegration ins Berufsleben oder die psychischen Narben, die geblieben sind, auch bei Angehörigen und Freund:innen. Das ist ein Aspekt, dem wir große Beachtung schenken.

Welchen Stellenwert hat die psychosoziale Betreuung der Betroffenen und des nahen Umfelds?

Das eine ist die geschulte Kommunikation zwischen Ärzt:innen und Patient:innen beziehungsweise Angehörigen, die in den Lehrplänen früher nicht gut verankert war, sondern sich in einer Mediziner:innenkarriere oft erst über Jahrzehnte entwickelt. Von politischer Seite gibt es inzwischen ein klares Statement, dass Kommunikationstraining in der Aus- und Fortbildung mehr Beachtung finden soll.

Hinzu kommt die psychoonkologische Betreuung, wo die Ausstattung mit genügend Personal und eine flächendeckende, extramurale Versorgung noch Entwicklungspotenzial haben.

Welche Schritte müssten unternommen werden, um die Krebsvorsorge zu verbessern?

Die Krebsvorsorgeprogramme, die wir derzeit haben, sind sehr gut und werden auch ausgebaut. Wichtig ist, dass es genug Möglichkeiten gibt, zeitnah diese Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen. Das andere ist, die Zugänglichkeit zu niederschwelligen Vorsorgeprogrammen zu verbessern, damit Patient:innen die bestehenden Angebote auch wirklich annehmen. Zug um Zug kann man über einen Ausbau nachdenken und neue Vorsorgeprogramme etablieren.

Wie kann Ihre Fachgesellschaft Betroffene unterstützen?

Wir sind eine Fachgesellschaft, die sich um Aus- und Fortbildung der Mediziner:innen kümmert. Wir unterstützen auch patient:innenbezogene Forschungsprojekte. Beides kommt direkt bei den Patient:innen an. Gemeinsam mit der Österreichischen Krebshilfe und anderen Stakeholdern publizieren wir den jährlichen Krebsreport. Durch den engen Kontakt zur Österreichischen Krebshilfe können wir viele Themen gemeinsam zum Mittelpunkt der Diskussion machen.

Was möchten Sie Krebspatient:innen in Bezug auf das Thema Angst mitgeben? Speziell in Österreich kann man sich sehr gut aufgehoben fühlen. Patient:innen können sicher sein, dass sie Versorgung auf höchstem Niveau bekommen. Sie sollten eine offene Kommunikation mit ihren Behandler:innen einfordern, in der man auch Fragen wie psychosoziale Aspekte, begleitende Krebstherapie, komplementärmedizinische Maßnahmen ansprechen kann. Es ist ein wesentlicher Bestandteil der Kommunikation, dass wir diese Fragen zulassen und uns auf sie einlassen.

Programmdirektorin

Multiples Myelom, Leiterin hämatologische Ambulanz, Medizinische Universität Wien

Therapievielfalt beim Multiplen Myelom

Assoc. Prof. PD Dr. Maria Theresa Krauth, Programmdirektorin Multiples Myelom und Leiterin der hämatologischen Ambulanz an der Medizinischen Universität Wien, über Symptome, Diagnostik und Therapien.

Um welche Form der Krebserkrankung handelt es sich beim Multiplen Myelom?

Das Multiple Myelom ist eine Blutkrebserkrankung, die die antikörperbildenden Zellen (Plasmazellen, die Myelomzellen) im Knochenmark betrifft. Sie können direkt den Knochen schädigen, aber auch ein Protein (das sogenannte Paraprotein) produzieren, das andere Organe schädigen kann. Welche Symptome treten auf?

Die häufigsten Symptome sind unklare Knochenschmerzen, weswegen die meisten Betroffenen zuerst einmal zur Hausärztin/ zum Hausarzt gehen. Wenn die Knochenschmerzen mit konventionellen Schmerztherapien nicht verschwinden und über Wochen oder sogar Monate anhalten, sollte man unbedingt eine genauere Abklärung vornehmen, da in einem solchen Fall eine Blut- beziehungsweise Knochenkrebserkrankung die Ursache sein könnte.

Die Schädigung des Knochens durch die bösartigen Myelomzellen im Knochenmark kann außerdem zu einer erhöhten Frakturneigung führen. Andere Symptome sind ausgeprägte Müdigkeit und eine gesteigerte Infektneigung.

Wie erfolgt die Diagnose? Man muss Blut und Harn untersuchen sowie in einem Spezialzentrum für Bluterkrankungen eine Knochenmarkbiopsie durchführen. Eine radiologische Untersuchung (CT oder MRT) zeigt das Ausmaß der Knochenbeteiligung.

Muss man Angst haben vor der Knochenmarkbiopsie?

Nein, überhaupt nicht. Die Knochenbiopsie ist ein kleiner Eingriff, der unkompliziert erfolgt, meistens in lokaler Vereisung. Dabei wird ein Stück Beckenknochen und flüssiges Knochenmark zur Analyse entnommen. Die Diagnostik in Bezug auf Risiko- und Prognosefaktoren ist im Moment nur aus dem Knochenmark möglich.

Gibt es eine Bevölkerungs- oder Altersgruppe, die vom Multiplen Myelom besonders betroffen ist?

Ältere Menschen sind häufiger betroffen. Im Schnitt sind Betroffene bei der Erstdiagnose 65 bis 70 Jahre alt. Wir sehen aber auch zunehmend jüngere Patient:innen mit dieser Erkrankung.

Kann man dem Multiplen Myelom vorbeugen?

Nein, vorbeugen kann man leider nicht. Es ist nicht genauer bekannt, wer diese Erkrankung bekommt und warum. Das harmlose Vorstadium (MGUS) wird meist zufällig detektiert, es kommt aber in der Mehrzahl der Fälle nicht zu einer Behandlungsnotwendigkeit. Man sollte darauf achten, zur Ärztin/zum Arzt zu gehen, wenn die

beschriebenen Symptome auftreten. Erste Anlaufstelle kann die/der Internist:in sein, die/der bereits viele Laborwerte bestimmen lassen kann, die für die Diagnose wichtig sind. Die finale Abklärung muss allerdings im Spezialzentrum erfolgen.

Welche Therapien sind aktuell verfügbar?

Das Multiple Myelom ist jene Erkrankung, die in den letzten Jahren im Vergleich zu allen anderen hämatologischen Erkrankungen wahrscheinlich die größten therapeutischen Fortschritte gemacht hat. Es gibt zahlreiche neue Wirkstoffe, die ganz anders wirken als die konventionelle stationäre Chemotherapie, die bis vor circa zehn bis 15 Jahren die einzige Therapieform darstellte. Es gibt neuartige Immuntherapien, die intravenös, aber auch teilweise subkutan oder oral verabreicht werden können. Patient:innen kommen dafür in regelmäßigen Abständen ambulant ins Krankenhaus und müssen nicht mehr stationär aufgenommen werden. Sie können ihrem Beruf weiter nachgehen und haben eine sehr gute Lebensqualität. Die ganz neuen Therapiemöglichkeiten mit CAR-T-Zellen und bispezifischen Antikörpern wirken extrem gut im rezidivierten Setting und werden bereits in früheren Therapielinien getestet. Sie können vielleicht sogar die autologe Stammzellentransplantation, die Rückgabe der eigenen Stammzellen, in der Anfangsphase der Erkrankung ablösen – hierzu laufen große internationale Studien. Aktuell werden CAR-T-Zellen noch bei einem Rückfall, der beim Multiplen Myelom früher oder später unvermeidbar ist, eingesetzt. Es geht heutzutage, dank der wirksamen Therapien, nicht mehr um das Überleben von Monaten, sondern von vielen Jahren. Vielleicht ist es auch in Zukunft möglich, die Erkrankung sogar ganz zu heilen.

Wie gehen die Patient:innen mit der Angst vor Rückfällen um?

Die Patient:innen sind, anders als früher, kontinuierlich unter Beobachtung. Das beruhigt sie. Die Patient:innen bekommen als Erhaltungstherapie meist eine milde Therapie. Sie sind regelmäßig in Kontrolle an unserer Spezialambulanz, sodass wir, noch bevor es zu einem Organbefall kommen kann, im Blut oder Harn Veränderungen schon sehr, sehr früh sehen und dementsprechend früh eingreifen können. Damit haben die Patient:innen sehr gute Therapieerfolgsaussichten. Das gibt ihnen ein Gefühl der Sicherheit. Aufgrund der ständigen Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten und neuer Substanzen sind die Aussichten auf eine wirksame Therapie im Rezidiv ausgesprochen gut, die Zeit bis zum Rückfall beträgt derzeit mehrere Jahre.

Das heißt, die Patient:innen werden nicht alleingelassen. Genau. Studiendaten zeigen, dass die Lebensqualität unter einer dauerhaften, kontinuierlichen Therapie, durch engmaschige Kontrolle, Kontakt zur Vertrauensärztin/zum Vertrauensarzt und dem Spezialteam deutlich zunimmt. Die Krankheitssymptome nehmen speziell unter den neuen Immuntherapien sogar signifikant ab. Durch die kontinuierliche Begleitung können wir eingreifen, noch bevor es zu schwerwiegenden Schäden kommt. Das gibt den Patient:innen Sicherheit und erhöht die Therapiecompliance, also die Einhaltung der Therapie.

Welche Rolle spielen die Selbsthilfegruppen? Es bestehen sehr enge Kooperationen zwischen den beiden Myelom-Selbsthilfegruppen und unserer Spezialeinrichtung für Myelompatient:innen. Die Selbsthilfegruppen bieten Informations- und Fortbildungsveranstaltungen für Patient:innen an, bei denen auch wir als Ärzt:innen ehrenamtlich vortragen und Patient:innenfragen beantworten. Das umfangreiche Angebot der sehr aktiven Selbsthilfegruppen und die Möglichkeit des Austauschs werden von den Patient:innen gern in Anspruch genommen.

Was möchten Sie Myelompatient:innen gerne mitgeben?

Jede:r Patient:in, die/der ein behandlungsbedürftiges Myelom hat, sollte zumindest am Anfang der Erkrankung oder Behandlung an einem Spezialzentrum für Multiples Myelom vorgestellt werden (durch die Hausärztin/den Hausarzt oder Internist:in). Bei der Kontaktaufnahme mit einem solchen Zentrum kann dann die optimale Therapie oder aber auch die Teilnahme an einer Studie besprochen werden. Patient:innen, die zuerst dachten, jetzt sei alles aus, haben schon bald gesehen, dass es ihnen mit den neuartigen, modernen Therapien schnell besser geht und der Alltag, trotz der Krebsdiagnose, gut zu bewältigen ist.

Anlaufstellen für Betroffene: Multiples Myelom Selbsthilfe Österreich office@multiplesmyelom.at www.multiplesmyelom.at www.myelom-am-telefon.com

Myelom- und Lymphomhilfe Österreich info@myelom-lymphom.at www.myelom-lymphom.at

Assoc. Prof. PD
Dr. Maria Theresa Krauth

Lungenkrebs: Individualisierte Therapien eröffnen vielversprechende Behandlungsmöglichkeiten

Während sich die Rauchergesetzgebung erst langsam bemerkbar macht, konnten in der Forschung und Behandlung große Erfolge erzielt werden, erklärt der Lungenkrebsexperte Maximilian Hochmair.

Ist Lungenkrebs nach wie vor eine häufige und schwerwiegende Krebserkrankung?

Ja, das ist leider noch immer so. Die Fallzahlen wachsen sogar geringfügig. Während wir bei Männern einen leichten Abfall feststellen können, holen Frauen kontinuierlich auf, da sie mittlerweile genauso häufig rauchen wie Männer. Insgesamt haben wir etwa 5.000 Neuerkrankungen pro Jahr und knapp 4.000 Todesfälle. Damit ist Lungenkrebs mit Abstand die am häufigsten zum Tode führende Krebserkrankung.

Gibt es Veränderungen in den Krankheitsverläufen?

Wir sehen immer mehr Produkte, die das Rauchen ersetzen sollen – von der Wasserpfeife bis hin zu den „Vapes“. Wasserpfeife, zum Beispiel, ist aber sogar noch gefährlicher als das normale Rauchen, weil der Brennpunkt statt bei 900 bei nur 500 Grad liegt. Wenn man das Ganze noch mit Wasser vermischt und vielleicht irgendwelche Obstderivate zusetzt – zum Beispiel „BioErdbeere“ –, dann werden die Schadstoffe sogar noch aggressiver und damit karzinogener. Also das ist keine Lösung. Bei „Vapes“ gibt es präklinische Tierversuche, die zeigen, dass hier ähnliche Auswirkungen wie beim Rauchen vorliegen können. Die Folgen dieser Entwicklung werden wir aber erst in Jahrzehnten sehen. Das gilt auch für den mittlerweile strengeren Raucherschutz. In den USA hat man etwa erst 15 bis 20 Jahre danach einen Rückgang der Lungenkarzinome feststellen können. Die Feinstaubbelastung spielt zwar auch in Österreich eine Rolle, wenn auch bei Weitem nicht in dem Ausmaß wie etwa in China, die Hauptrisikoquelle bleibt aber nach wie vor das Rauchen.

Anders als bei den Krankheitsverläufen hat sich aber bei den Behandlungsoptionen einiges getan, oder?

Als ich im Jahr 2003 in der Berliner Charité begonnen habe, galt Lungenkrebs als ein stagnierendes Forschungsfeld. Das hat sich aber mittlerweile massiv geändert. Es gibt eine Vielzahl von Neuerungen bei etablierten Therapien – wie etwa der Chirurgie, der Strahlentherapie und der systemischen Therapie – sowie unzählige neue Forschungsgebiete. Bei der Chirurgie haben es Knopflochtechnik, die videoassistierte Thorakoskopie sowie die Fortschritte in der Robotik möglich gemacht, Eingriffe deutlich genauer durchzuführen und auch vormals unerreichbare Tumorherde zu entfernen. Voraussetzung dafür sind Verbesserungen der bildgebenden Verfahren. Diese macht man sich auch in der Strahlentherapie zunutze, die nun, anders als früher, wirklich punktuell angewendet werden kann.

Die individualisierte Therapie gewinnt immer mehr an Bedeutung. Was kann man sich darunter vorstellen? Mittlerweile ist es nicht mehr so, dass wir nur mehr von kleinzelligen oder nicht

kleinzelligen Tumoren sprechen, sondern zwischen 50 und 100 Lungenkrebsarten unterscheiden. Dazu sind wir auf die Arbeit der Pathologie angewiesen. Uns interessieren dabei vor allem zwei Aspekte: Das eine ist die genetische Subtypisierung, das andere die PD-L1-Expression. PD-L1 ist ein Protein an der Oberfläche von Zellen, das die Aktivierung körpereigener Abwehrzellen verhindert. Sprich, die Tumorzellen verstecken sich so vor dem Immunsystem. Bei der Immuntherapie geht es darum, die Wirkung dieser Zellen zu blockieren und so die körpereigene Immunabwehr wieder zu reaktivieren. Greift die Therapie, kann das Immunsystem gewisse Zelltypen wieder erkennen und dann auch zerstören. Bei Krebserkrankungen mit einer hohen PD-L1-Expression spricht die Therapie im Normalfall sehr gut an. Die zielgerichteten Therapien setzen dagegen am konkreten genetischen Aufbau eines Tumors an. Dabei handelt es sich um Präparate, die gezielt spezifische Schwachstellen einzelner Mutationen attackieren. Darum ist die histologische Bestimmung der Tumorzellen von so großer Bedeutung.

Konzentrieren sich die Innovationen dabei voranging auf die Wirkstoffe oder arbeitet man auch an den Verabreichungsmethoden?

Während es die zielgerichtete Therapie auch zum Schlucken gibt, wurde die Immuntherapie bisher intravenös verabreicht. Im Jänner dieses Jahres haben wir die Zulassung erhalten, diese Therapie auch subkutan einsetzen zu können. Wir müssen damit den Patient:innen keinen Zugang mehr legen, sondern können den Wirkstoff einfach unter der Haut, am Oberschenkel, einbringen. Patient:innen ersparen sich damit den IV-Zugang und eine Vielzahl an Klinikaufenthalten. Wenn die Patient:innen weniger Zeit im Krankenhaus verbringen müssen, ist das ein großer Zugewinn an Lebensqualität. Das entspricht auch dem allgemeinen Trend, dass wir Administration und Behandlungen immer häufiger ambulant durchführen können.

Was bedeutet das alles zusammengenommen für die Patient:innen? Damit steigen die Chancen, dass wir für Lungenkrebspatient:innen ein längeres Überleben bei besserer Lebensqualität sicherstellen können. Wir sehen auch, dass immer mehr Wirkstoffe entwickelt und zugelassen werden und damit immer mehr Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen. Damit stehen wir gleichzeitig vor der großen Aufgabe zu verstehen, wie diese Therapien den Krankheitsverlauf beeinflussen und wie sie bestmöglich kombiniert werden können. Hier wartet noch viel Forschungsarbeit auf uns.

OA Dr. Maximilian Hochmair

Leiter der onkologischen Ambulanz/Tagesklinik, Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie am Wiener Krankenhaus Nord – Karl Landsteiner Institut für Lungenforschung und pneumologische Onkologie

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Präzise und

maßgeschneidert:

Die Zukunft der

Astrid Hackl verantwortet den Geschäftsbereich Onkologie bei Roche Austria GmbH

Um Patient:innen die erforderliche Versorgung mit Arzneimitteln und diagnostischen Tests bieten zu können, forscht Roche an innovativen Krebstherapien, erklärt Astrid Hackl, verantwortlich für den Geschäftsbereich Onkologie bei Roche Austria GmbH.

Wie lange ist Roche bereits in der Krebsforschung aktiv? Roche forscht seit Jahrzehnten im Bereich der Onkologie – unseren wissenschaftlichen Grundstein für Präzisionsmedizin haben wir vor mehr als 20 Jahren gelegt. Voraussetzung dafür war die Entwicklung von Diagnostika, die zelluläre Besonderheiten der Patient:innen beziehungsweise deren Tumoren erkennen, und Medikamenten, die sich diese zunutze machen können. So konnten wir in der Onkologie, wo die personalisierte Medizin am weitesten fortgeschritten ist, neue Therapiestandards etablieren. Langfristig möchten wir dazu beitragen, Patient:innen ein möglichst langes Leben mit hoher Lebensqualität zu ermöglichen. Dazu verfolgen wir ein umfassendes Entwicklungsprogramm, sowohl beim Blutkrebs als auch bei soliden Tumoren. Roche ist eines jener Pharmaunternehmen, die prozentual den höchsten Anteil des Unternehmensumsatzes in die Forschung investieren. Der Aufwand für Forschung und Entwicklung ist im pharmazeutischen Bereich besonders hoch: Von 10.000 erforschten Wirkstoffen wird im Durchschnitt nur einer zur Grundlage einer effektiven, erprobten und zugelassenen Therapie. Dieser Prozess dauert vom ersten Molekül bis hin zur Zulassung im Durchschnitt 13,5 Jahre.

Worauf konzentriert sich die Forschung im Bereich der Lymphome?

Hier sind wir bereits seit über 20 Jahren mit etablierten und transformativen Therapien am Markt. Gleichzeitig forschen wir intensiv, um größere Behandlungserfolge zu ermöglichen. Beim diffus großzelligen B-ZellLymphom (DLBCL) sieht man vielversprechende Ergebnisse, insbesondere bei innovativen Ansätzen wie Antikörper-Wirkstoff-Verbindungen, die die Chemotherapie zielgerichtet zur Tumorzelle bringen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Einführung bispezifischer Antikörper, die sich gezielt sowohl an Tumorzellen als auch an Immunzellen binden können. Das führt zu einer verstärkten Immunantwort gegen

Lymphome: Steigende Heilungschancen durch neue Therapieansätze maßgeschneidert: der Krebstherapie

den Tumor, was gleichzeitig die gezielte Zerstörung von Krebszellen unterstützt. Diese Entwicklungen zeigen insgesamt vielversprechende Perspektiven für eine verbesserte Behandlung und langfristig positive Ergebnisse für Patient:innen.

Die Lungenkrebstherapie hat sich von einem eher statischen zu einem sehr dynamischen Forschungsfeld entwickelt. Wie kam es dazu?

Als Teil internationaler Forschungskooperation wird an der Universitätsklinik Salzburg die Wirksamkeit neuer Therapieansätze erforscht. Primar Richard Greil erklärt, wodurch sich diese Therapien auszeichnen und was sie für die Patient:innen bedeuten.

Auch das hat maßgeblich mit den Entwicklungen im Bereich der personalisierten Medizin zu tun. Fortschritte in der Diagnostik machen es möglich, das genetische Profil von Tumoren zu bestimmen und spezifische, an dieses Profil angepasste Wirkstoffe zu entwickeln. Anders als oftmals unspezifische Therapien, wie etwa Chemotherapien, sind gezielte Therapien und Immuntherapien spezifisch an die Art des Tumors angepasst. Sie können alleine oder in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt werden. Ziel ist es auch hier, die Wirksamkeit der Therapien zu verbessern, höhere Überlebensraten sicherzustellen und für mehr Lebensqualität zu sorgen. Innovation beschränkt sich darum nicht nur auf Diagnostik und Wirkstoffe, sondern betrifft auch Verabreichungsmethoden. Es macht für Patient:innen einen wesentlichen Unterschied, ob Behandlungen ambulant erfolgen können oder ob sie stationär betreut werden müssen.

Gibt es, neben der personalisierten Medizin, weitere Trends, die die Behandlung von Krebserkrankungen maßgeblich verändern werden? Digitalisierung und Datenanalyse sind in der modernen Medizin mittlerweile unverzichtbar. Keine der besprochenen Innovationen wäre ohne diese möglich. Man darf aber nicht vergessen, dass es nicht nur darum geht, neue Therapien zu entwickeln, sondern auch darum, diese bestmöglich einzusetzen. Wir forschen daher in enger Zusammenarbeit mit österreichischen und internationalen Expert:innen intensiv an der bestmöglichen Anwendung unserer Präparate – etwa durch Kombinationen neuartiger und etablierter Therapien. Dabei ist es uns ein großes Anliegen, dass wir nicht nur effektive Therapien entwickeln, sondern dass diese auch rasch für die Patient:innen verfügbar sind. Dafür braucht es die Möglichkeit, Studien in internationalen Kooperationen rasch umzusetzen sowie wirksame und sichere Therapien schnell zur Verfügung zu stellen. Damit das gelingt, müssen alle Akteure im österreichischen Gesundheitswesen an einem Strang ziehen und sich weiterhin dem Wohlergehen der Patient:innen verpflichtet fühlen.

Lesen Sie mehr unter www.zukunftder medizin.at

Prim. Univ.-Prof. Dr. Richard Greil

Vorstand Universitätsklinik für Innere Medizin III, mit Hämatologie, internistischer Onkologie, Hämostaseologie, Infektiologie, Rheumatologie und Onkologisches Zentrum

Was ist ein Lymphom?

Lymphome umfassen eine große Gruppe unterschiedlicher Tumorerkrankungen, die sich in ihrem biologischen Verhalten und ihrem Ansprechen auf die Therapie stark unterscheiden. Sie sind hochgradig heterogen und können extrem aggressiv oder auch indolent verlaufen – dann ähneln sie chronischen Erkrankungen, mit denen man jahrzehntelang überleben kann. Allen Lymphomerkrankungen gemein ist aber, dass sie als Tumoren des Abwehrsystems in den lymphatischen Zellen ihren Ausgang nehmen und über das lymphatische Gewebe, also die Lymphknoten, streuen können. Mit einem Anteil von 30 bis 40 Prozent an allen Formen des Lymphdrüsenkrebses ist das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBC NHL) die häufigste und leider auch eine sehr aggressive Erscheinungsform. Aufgrund neuer Behandlungsoptionen steigt die Heilungsrate kontinuierlich an. Insgesamt – Erst- und Zweitlinientherapie aller Erkrankungsstadien zusammengenommen – können aktuell etwa 60 bis 70 Prozent aller Patient:innen geheilt werden. Im Wesentlichen ist es aber nach wie vor so, dass es sich beim DLBCL um eine Allesoder-nichts-Erkrankung handelt: Entweder kann die Erkrankung geheilt werden oder die Patient:innen versterben daran.

Wie sehen diese neuen Therapieansätze aus?

Die Erstlinienbehandlung von DLBC NHL besteht, adäquate Belastbarkeit vorausgesetzt, in einer risikoadaptierten Chemoimmunotherapie unter Einschluss eines CD20-spezifischen und eines gegen den B-Zell-Rezeptor gerichteten und mit einem Toxin beladenen Antikörpers zusätzlich zur Chemotherapie. Antikörper sind ein natürlicher Bestandteil des Immunsystems. Dabei handelt es sich um Proteine, die spezifische Antigene, die sich an der Oberfläche von Tumorzellen befinden, erkennen und sich an diese binden können. Bei den Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten transportieren die synthetisch hergestellten Antikörper gleichzeitig eine chemotherapeutische Substanz, die nach Erkennung des spezifischen Antigens in die Zelle aufgenommen wird und innerhalb einer speziellen Organellenform freigesetzt wird. Das führt zum Zelltod und damit zum Absterben der Tumorzellen. Eine weitere wichtige Behandlungsmethode sind die CAR-T-Zellen. Dazu werden den Patient:innen spezielle weiße Blutkörperchen, die sogenannten T-Zellen, entnommen und gentechnisch dahingehend verändert, dass sie sehr stark an ein tumorassoziiertes Antigen der Lymphomzellen binden und diesen Abwehrzellen ein massiv gesteigertes Aktivierungssignal vermitteln, das vom Tumor nicht mehr unterdrückt werden kann. Diese Zellen werden dann den Patient:innen zurückinfundiert.

Wie verändern diese Therapieoptionen die Behandlung des DLBCL?

Bei den Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten können wir auf den Wirkstoff Polatuzumab vedotin zurückgreifen. Dieser wird mit der Chemotherapie als initiale Behandlung gegeben und hat einen signifikanten Vorteil gegenüber der alleinigen Chemotherapie. Patient:innen, die mit dieser Kombination behandelt werden, bedürfen seltener zur Bekämpfung eines Rezidivs einer sekundären Stammzellentransplantation oder einer Strahlentherapie. Letztlich lässt sich so eine bessere Kontrolle des Tumors erzielen. Die Kombination von Polatuzumab vedotin und Chemotherapie ist darum auch mittlerweile die Standard-Erstlinientherapie für Hochrisikopatient:innen mit diffus großzelligem B-Zell-Lymphom.

Welche Rolle spielt die CAR-T-Zell-Therapie? Hier gibt es aktuell zwei unterschiedliche Konstrukte, die in die T-Lymphozyten der Patient:innen transferiert werden können und bei primär therapieresistenten oder relapsierenden Patient:innen zum Einsatz kommen. Bei Patient:innen, die gar nicht auf die Erstlinientherapie angesprochen hatten oder ein Rezidiv vorwiesen, konnte ein dramatischer Überlebensvorteil gegenüber der bisherigen Standard-Zweitlinientherapie – hoch dosierte Chemo- kombiniert mit Stammzellentherapie – gezeigt werden. Hinzu kommt, dass nur etwa ein Drittel aller Patient:innen in der Zweilinientherapie mit einer Hochdosis-Chemotherapie behandelt werden kann. Bei einem Großteil der Patient:innen schreitet die Erkrankung so schnell voran, dass eine HochdosisChemotherapie nicht in Betracht gezogen werden kann. Aktuell haben wir in Salzburg nun auch den europaweit ersten Patienten in eine Studie zur Wirksamkeit von CAR-TZellen in der Erstlinientherapie behandelt. Was bedeutet das alles für die Patient:innen?

Durch die Anwendung dieser neuen Wirkstoffe und Therapien in der Erstlinientherapie können wir nun auch jene Patient:innen behandeln, die sich bisher nicht für eine Chemotherapie qualifiziert hätten. So haben wir in der Arbeitsgemeinschaft Medikamentöse Tumortherapie gemeinsam mit der German Lymphoma Alliance ein quasi chemotherapiefreies Protokoll entworfen, bei dem sehr alte und/oder sehr komorbide Patient:innen, die nicht mit Anthrazyklinen behandelt werden können, einem potenziell kurativen Therapieversuch zugeführt werden können. Die Therapie besteht aus zwei gegen CD20 gerichteten „nackten“ Antikörpern, einem bispezifischen Antikörper und einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat. Wir hoffen, damit bei dieser Patient:innengruppe höhere Behandelbarkeit mit besseren Resultaten erzielen zu können.

Mit Wissen gegen Krebs: Mutig, mündig und machtvoll

Krebs – das Schreckgespenst schlechthin. Doch keine Panik, es gibt eine Geheimwaffe: Wissen. Wer informiert ist, lebt nicht nur länger, sondern auch besser.

Martina Hagspiel

Herausgeberin KurvenkratzerMagazin, Vorsitzende InfluCancer, Vizepräsidentin Allianz onkologischer Patient:innenorganisationen, Patient Advocate

Krebs. Ein Wort, das selbst den mutigsten Menschen die Knie schlottern lässt. Doch was wäre, wenn ich Ihnen sage, dass Wissen und aktive Beteiligung der Schlüssel sind, um diese Angst zu bekämpfen? Lassen Sie uns diesen Ansatz gemeinsam erkunden.

Die Diagnose Krebs stellt das Leben auf den Kopf. Plötzlich ändert sich alles: Körper, Alltag, Beziehungen, Ernährung, Bewegung, Energie und Beruf. Neue Ängste und Sorgen tauchen auf, und die Bedürfnisse verschieben sich. Kein Mensch ist darauf vorbereitet, doch mit Patient:innenmündigkeit und Eigeninitiative kann dem Ganzen der Schrecken genommen werden.

Die Mündigkeit von Patient:innen – was bedeutet das eigentlich? Ganz klar: Es bedeutet, nicht Dr. Google zu befragen und auf die richtigen Antworten zu hoffen. Denn Google ist zwar eine potente Suchmaschine, aber kein Ersatz für medizinisches Wissen. Wer Bescheid wissen will, muss die relevanten und validen Informationen zusammentragen. Das ärztliche Behandlungsteam und Patient:innenorganisationen sind hierfür tolle Anlaufstellen.

Der erste Schritt zur Mündigkeit beginnt mit einer Frage – oder besser mit vielen Fragen. Mündigkeit setzt voraus, sich zu informieren, Notizen zu

machen und bestenfalls eine Begleitperson zu aktivieren. So überlassen Sie Ihr Schicksal nicht dem Zufall, denn durch ungeniertes Fragen haben Sie die besten Chancen, Ihren Behandlungsverlauf mitzugestalten. Man stelle sich also vor: Sie verstehen plötzlich die persönlichen medizinischen Informationen und können in Zusammenarbeit mit den ärztlichen Personen individuelle Entscheidungen treffen. Etwas viel Verantwortung? Vielleicht. Aber supersinnvoll. Mündigkeit entsteht, wenn zwei Zutaten zusammenkommen: Gesundheitskompetenz und die richtige Vorbereitung auf das ärztliche Gespräch. Die Gesundheitskompetenz beginnt nicht bei der verbesserten Internetrecherche, sondern beim bewussten Umgang mit dem eigenen Körper. Und Vorbereitung bedeutet, eine Liste mit offenen Fragen und vorhandenen Symptomen zu erstellen, um effizient und strukturiert im ärztlichen Gespräch agieren zu können. So können nach und nach die medizinischen Entscheidungen auf Augenhöhe mit den ärztlichen Personen getroffen werden. Angst und Unsicherheit lassen sich also durch Struktur und Anleitung mildern. Checklisten

helfen bei der Vorbereitung auf das nächste ärztliche Gespräch – das nennt sich „Shared Decision-Making“ (also eine partizipative Entscheidungsfindung). Wer Symptome, Fragen und Bedenken vorab notiert, kann das Gespräch effizienter und produktiver gestalten. So fühlt man sich nicht nur besser vorbereitet, sondern auch als aktiver Teil des Behandlungsteams. Doch es geht nicht nur um die Fakten. Krebs betrifft den Körper und die Seele. Emotionale Unterstützung ist daher ebenso wichtig. Gefühle von Angst, Trauer und Wut sind normal. Der Austausch mit anderen Betroffenen und professionelle psychoonkologische Unterstützung können hier wertvolle Hilfestellungen bieten. Für Angehörige gilt dasselbe, denn sie profitieren ebenfalls von fundiertem Wissen über die Krankheit. Tipps und Hinweise, wie sie unterstützen und gleichzeitig auf ihre eigene Gesundheit achten können, sind unerlässlich.

Klar ist: Wissen und Mündigkeit können den Unterschied zwischen Furcht und Hoffnung ausmachen, denn sie ermöglichen, selbstbewusster und aktiver mit der Erkrankung umzugehen. Indem Sie sich informieren, Fragen stellen und aktiv an Ihrer Behandlung teilnehmen, können Sie die Kontrolle über Ihr Leben und Ihre Gesundheit zurückgewinnen. Denn Wissen ist Macht – und auf dem Patient:innenpfad einer Krebserkrankung ist diese Macht unbezahlbar. Alles Liebe Martina Hagspiel

Lesen Sie mehr unter www.kurvenkratzer.com www.influCancer.com www.dieallianz.org

Priv.-Doz. Dr. Markus Hutterer Facharzt für Neurologie (Oberarzt), stv. Ärztlicher Direktor BHB Linz Leiter des Spezialbereiches Neuroonkologie und Neuropalliative Care mit Psychoonkologie, Palliativmedizin, Spezielle Schmerztherapie, Psychosoziale Medizin

Die richtigen Worte ...

... machen einen Unterschied, immer – besonders aber in Krisenzeiten. Die Diagnose Krebs löst erst einmal eine Krise aus, bei Betroffenen und ihren Angehörigen. Priv.-Doz. Dr. Markus Hutterer, Neuro- und Psychoonkologe im Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz, weiß aus jahrelanger Praxis, mit welchen Worten in der Krebskrise wertschätzend kommuniziert werden sollte.

FÜR BETROFFENE

Was ist wichtig, wenn die Diagnose gestellt wird?

Die Diagnose Krebs schockt. Orientierungslosigkeit, Ohnmacht, Stress und Angst kommen auf. Reden Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin darüber.

• Fragen Sie nach, bis Sie die Diagnose verstehen.

• Fragen Sie nach den nächsten Schritten!

• Holen Sie sich eine Perspektive: Verabreden Sie den nächsten Termin!

• Nehmen Sie die Kontaktdaten mit, falls Fragen aufkommen oder Sie Gesprächsbedarf haben.

Wie sag ich’s der Familie?

Sprechen Sie über die Diagnose, auch mit Ihren Kindern. Ihr Krebs trifft auch Ihre Angehörigen. Erklären Sie die nächsten Schritte.

Was antworte ich auf die ständige „Wie geht’s dir?“-Frage?

Beschreiben Sie, was Sie fühlen! Sprechen Sie auch Ängste, Trauer, Wut und Sorgen offen aus. Suchen Sie gemeinsam nach einem emotionalen Ausgleich: Was macht Sie glücklich?

Ich will meine Ruhe ... Beobachten Sie Ihre Lieben! Sagen Sie ihnen, dass Sie deren Sorge sehen, ihr Mitgefühl schätzen – im Moment aber Abstand und/oder Ruhe brauchen.

Meine Angehörigen wollen mir alles abnehmen ... Setzen Sie Ihren Angehörigen Grenzen. Verabreden Sie mit ihnen, was Sie selbst übernehmen, und dass Sie um Hilfe bitten, wenn es Ihnen zu viel wird.

Ich kann mit den Gefühlen meiner Liebsten nicht umgehen ... Zeigen Sie Verständnis für die Gefühle Ihrer Angehörigen, aber zugleich auch, dass diese Sie belasten. Sprechen Sie über Entlastung: Ihre Angehörigen könnten sich zum Beispiel in Angehörigengruppen austauschen oder eine Gesprächstherapie machen.

Mir sind Besserwisserei und Aktionismus zu viel ... Machen Sie Ihren Angehörigen klar, dass Sie ihre Hilfe schätzen, aber gerade nicht über Forschungsergebnisse, Wunderheilungen oder Bekannte mit ähnlichem Schicksal reden wollen. Verweisen Sie auf die Kompetenz Ihrer Ärzt:innen und Ihr Vertrauen in den Therapieplan.

FÜR ANGEHÖRIGE

Wie frage ich nach dem Befinden, ohne zu nerven?

Beobachten Sie. Beschreiben Sie Ihre Beobachtung als Ich-Botschaft und machen Sie ein konkretes Angebot: „Ich sehe, dass es dir nicht gut geht. Möchtest du reden? Was kann ich jetzt tun, damit du dich besser fühlst?“

Ich rede wie gegen eine Wand ... Sagen Sie, wie es ist: „Ich merke, dass du jetzt nicht mit mir reden willst. Ich möchte dir helfen. Gib mir bitte Bescheid, wenn du mich brauchst.“

Soll ich eine Umarmung anbieten? Gehalten zu werden, hilft. Es stabilisiert. Auch Sie als Haltende:n. Nehmen Sie eine Abweisung jedoch nicht persönlich! Wiederholen Sie Ihr Angebot später.

Ich will wissen, was die Ärztin/der Arzt gesagt hat ...

Geben Sie der/dem Kranken Zeit und Raum, um den ärztlichen Besuch zu verkraften. Warten Sie, bis sie/er bereit ist zu reden. Sorgen Sie für eine entspannte Gesprächssituation.

Wann braucht die/der Kranke Hilfe, um mit den eigenen Gefühlen klar zu kommen? Viele Betroffene fühlen sich nach der Krebsdiagnose müde, erschöpft, antriebslos. Machen Sie sich Sorgen um den Gemütszustand der/des Betroffenen, fragen Sie, ob Hilfe erwünscht ist – und geben Sie zu, dass Sie diese nicht leisten können. Sprechen Sie professionelle Hilfe an.

Die/Der Erkrankte will kein Mitleid ... Machen Sie klar, dass Sie sich in die/den Betroffene:n hineindenken und hineinfühlen – und mit ihr/ihm mitfühlen.

Ich fühle mich so hilflos. Soll ich das der/dem Erkrankten sagen? Ja. Ihre Beziehung beruht auf ehrlicher und offener Kommunikation. Sprechen Sie gegebenenfalls darüber, dass auch Sie gerne Hilfe hätten, um mit Ihren Gefühlen zurechtzukommen.

Die/Der Erkrankte will über den Krebs reden ... Lassen Sie sich darauf ein. Hören Sie zu. Das hilft beiden Seiten, Klarheit zu gewinnen. Meiden Sie selbstzerstörerische Blicke auf das, was war („Hätte ich doch ...“), und das, was kommt („Könnte ich doch ...“). Holen Sie die/den Krebskranke:n immer wieder ins Jetzt. Fragen Sie, was sie/er will, jetzt in diesem Moment.

Lebensqualität zurückgewinnen

Ein neuer Anfang! Nach einer Krebserkrankung kann der Weg zurück ins Leben eine Herausforderung sein. Erfahren Sie, wie individuelle Therapien Ihnen helfen können, neue Lebensfreude zu gewinnen.

In den komfortablen Räumlichkeiten des Therapiezentrums Rosalienhof der BVAEB nden Patientinnen und Patienten nach einer Krebsbehandlung nicht nur professionelle Unterstützung, sondern auch eine Atmosphäre, die Heilung und Wohlbe nden fördert.

Alle Zimmer sind mit Dusche, WC, Radio, TV, WLAN, Telefon und Loggia ausgestattet. Für Patientinnen und Patienten, die mit einer Begleitperson anreisen, stehen barrierefrei ausgestattete Zimmer zur Verfügung.

Das tägliche Frühstücksbu et sowie drei Wahlmenüs mittags und abends werden unter Anleitung unserer Diätassistentinnen und Diät-

assistenten mit frischen Produkten zubereitet. Diese stammen überwiegend aus biologischem Anbau. Ergänzt wird das Angebot durch frische Salatbu ets, Zwischenmahlzeiten, Zusatznahrung und bedarfsgerechter Speisenzubereitung.

Das Zusammenwirken von Ruhe und Geborgenheit, ausgewogener Ernährung und intensiver ärztlicher Betreuung mit den Bad Tatzmannsdorfer Naturheilmitteln scha t die besten Voraussetzungen für einen guten Heilungserfolg.

Das spezialisierte Angebot der ambulanten Rehabilitation Phase 2 und 3 der onkologischen Rehabilitation legt durch ganzheitliche

Betreuung und individuell abgestimmte Therapieansätze den Grundstein für eine verbesserte Lebensqualität.

Physiotherapie und Medizinische Trainingstherapie: Kernstück unserer Rehabilitationsmaßnahmen ist die Physiotherapie zur Verbesserung von Beweglichkeit und Kraft.

In Kombination mit der Medizinischen Trainingstherapie, die gezielt auf die Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit ausgerichtet ist, ermöglichen wir unseren Patientinnen und Patienten, Schritt für Schritt zu alter Stärke zurückzunden.

FÜR ALLE KASSEN

Das erwartet Sie bei uns Rehabilitation zur onkologischen Nachbehandlung

• Aufenthalte nach Tumoroperationen bzw. nach Chemo-/Radiotherapie

• Behandlung tumorspezi scher bzw. tumorassoziierter Leiden (z.B. Lymphödem, Ernährungsprobleme nach gastrointestinalen Tumoren) Ambulante onkologische Rehabilitation Phase 2 und Phase 3

• Tagesklinischer Aufenthalt zur onkologischen Nachbetreuung Kuraufenthalte

• Behandlung von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises bzw. des Stütz- und Bewegungsapparates, mit oder ohne kardiovaskuläre Erkrankungen und Sto wechselerkrankungen wie Diabetes mellitus bzw. Fettsto wechselstörungen

So kommen Sie zu Ihrem Aufenthalt Füllen Sie gemeinsam mit Ihrer Hausärztin bzw. Ihrem Hausarzt einen „Antrag auf Rehabilitations- bzw. Kuraufenthalt“ aus und senden Sie diesen unterschrieben an Ihre Krankenkasse. Nach Bewilligung des Antrages erhalten Sie ein Schreiben mit allen wichtigen Informationen.

Weitere Aktivitäten

Das zielgerichtete Therapieangebot lässt natürlich Platz für ein umfangreiches Freizeitangebot. Die Nähe zum weitläu gen Kurpark bietet allen Gästen eine ausgewogene Balance zwischen Therapiebehandlungen und Ruhe. Rad- und Wanderwege laden zu ausgiebigen Touren und Spaziergängen ein.

Therapiezentrum Rosalienhof Am Kurpark 1 7431 Bad Tatzmannsdorf  050405-83857  tz.rosalienhof@bvaeb.at  www.tz-rosalienhof.at © „Josef Schimmer, Marion Carniel“, BVAEB

Lymphtherapie:

Lymphgefäße transportieren Flüssigkeit und Eiweiße aus dem Gewebe ab. Sind die Gefäße oder Lymphknoten geschädigt, sammelt sich Flüssigkeit im Gewebe an und es kommt zu einer Schwellung (Lymphödem).

Eine intensive Behandlungsmethode, um Schwellungen und die damit verbundenen Schmerzen wirksam zu reduzieren, ist die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE). Sie umfasst Lymphdrainage, Kompressionsverbände, Entstauungsgymnastik und Hautp ege.

Psycho-Onkologie:

Die Konfrontation mit einer Krebsdiagnose und deren Folgen kann zu tiefen seelischen Belastungen führen. Unsere spezialisierten Psycho-Onkologen arbeiten eng mit den Patientinnen und Patienten zusammen, um die emotionale Stabilität zu fördern und Ängste und depressive Verstimmungen zu überwinden.

Ergotherapie und Logopädie:

Um die Herausforderungen des Alltags besser bewältigen zu können, ist die Ergotherapie ein zentraler Bestandteil unseres Rehabilitationsprogramms. Sie hilft, verloren gegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen und neue Strategien für ein selbstständiges Leben zu entwickeln.

Die Logopädie unterstützt Patientinnen und Patienten mit Sprach- oder Schluckstörungen, die Kommunikationsfähigkeit und Nahrungsaufnahme zu verbessern.

Kreativtherapie:

Eine besondere Form der Therapie ist die Kreativtherapie. Durch künstlerisches Gestalten in Form von Malen, Zeichnen oder Tonarbeiten nden unsere Patientinnen und Patienten Ausdrucksmöglichkeiten, die zu ihrer emotionalen und psychischen Stabilisierung beitragen.

Im Therapiezentrum Rosalienhof verstehen wir onkologische Rehabilitation nicht nur als körperliche Wiederherstellung, sondern als ganzheitliche Wiederentdeckung der Lebensfreude.

Unser Ziel ist es, durch individuell abgestimmte Behandlungen nicht nur Funktionseinschränkungen positiv zu beein ussen, sondern die gesamte Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern. Auf dem Weg in ein aktiveres und erfüllteres Leben nach einer Krebserkrankung stehen wir Ihnen zur Seite.

Jeder neue Tag ist ein Schritt vorwärts. Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam gehen.

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