Kontakt bei Mediaplanet: Tel.: +43 676 847 785 115
E-Mail: kerstin.boder@mediaplanet.com
ET: 12.12.2025
Bleiben Sie in Kontakt:
Lebensqualität im Alter
Wir alle wünschen uns «Lebensqualität ganz besonders auch im Alter». Was verstehen wir eigentlich darunter? Bedeutet für jede und jeden von uns Lebensqualität etwas ganz anderes oder gibt es Kriterien, die für alle gelten?
Die Ansprüche und Erwartungen sind persönlichkeitsabhängig, also individuell und heterogen. Aus Umfragen weiss man jedoch, dass die folgenden Kriterien für die meisten von uns gelten und weit oben auf der Wunschliste stehen: gute Gesundheit und Selbstständigkeit bis ins hohe Alter.
Gesundheit
Die Basis für eine gute Gesundheit im Alter ist die persönliche Konstitution eines Menschen. Teilweise ist sie genetisch bedingt, sie ist aber auch darauf zurückzuführen, wie jemand gelebt hat. Wir alle können im Rahmen unserer Möglichkeiten – zum Beispiel mit gesunder Ernährung, Aktivität, Teilhabe am Gesellschaftsleben –selbst etwas dazu beitragen, dass wir, auch wenn wir älter werden, gesund bleiben. Ab einem gewissen Zeitpunkt brauchen aber fast alle auch medizinische Unterstützung, das heisst ein qualitativ hochstehendes, zuverlässiges Gesundheitswesen, unter anderem mit einem speziellen Angebot für ältere Menschen und insbesondere genügend Pflegefachleuten.
Leider sind heute Versorgungssicherheit und Pflegequalität in der Schweiz gefährdet. Pflegefachleute verlassen ihren Beruf wegen ungünstiger, unflexibler Arbeitsbedingungen, Überlastung,
ungenügender Löhne usw. Mit der Pflegeinitiative, die von den Stimmberechtigten angenommen wurde, ist ein Instrument geschaffen worden, um diesem Umstand Rechnung zu tragen. Erste Erfolge können bereits verzeichnet werden: Wieder mehr junge Leute interessieren sich für Pflegeberufe, und zum Glück gibt es in jüngster Zeit auch positive Beispiele von Spitälern, denen es mit innovativen Massnahmen gelingt, neues Pflegepersonal zu rekrutieren und die Vakanzen zu reduzieren.
Selbstständigkeit
Selbstständigkeit im Alter heisst unter anderem, dass die älteren Leute möglichst lange zu Hause
Denise Moser Verantwortliche Kommunikation SVS
Kerstin Boder Industry Manager Health Mediaplanet GmbH
leben können und nicht bei den ersten Problemen in eine Institution eintreten müssen. Diese selbstständige Lebensweise braucht ab einem gewissen Zeitpunkt die nötige individuelle Unterstützung. Das kann zum Beispiel der Umzug in eine Alterswohnung mit Service sein oder die Inanspruchnahme von individuellen Betreuungsangeboten. Die entsprechenden Angebote sind vorhanden, leider gehen in der Schweiz die Kosten für diese Dienstleistungen aber immer noch zulasten der Kundin, des Kunden. Das heisst, diese Unterstützung kann nur beanspruchen, wer es sich finanziell leisten kann. Das muss dringend geändert werden, hier zu raschen und effizienten Lösungen beizutragen, hat für den SVS hohe Priorität.
Betreuung
Unter Betreuung versteht man gezielte, nicht medizinische, individuelle Unterstützung einer Person, damit sie nicht bei ersten Anzeichen von Unterstützungsbedarf in eine Institution abgeschoben wird, sondern selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden weiterleben kann. Unterstützungsmassnahmen sind zum Beispiel Hilfe beim Kochen, Begleitung zum Coiffeur und
beim Einkaufen, zu Anlässen und individuellen Aktivitäten, um die Teilhabe am Gesellschaftsleben zu erhalten. Betreuung ist auch ein wirksames Mittel, der Einsamkeit entgegenzuwirken.
Einsamkeit
Einsamkeit an sich ist keine Krankheit, erhöht aber die Risiken für Krankheiten wie Demenz, Herz-Kreislauf-Probleme usw. Umgekehrt kann Krankheit zu Einsamkeit führen, wenn man sich zum Beispiel wegen einer chronischen Krankheit abschottet. Daher ist dieser Aspekt eng mit den Themen Gesundheit, Betreuung und Lebensqualität verknüpft. Mit gezielten Massnahmen kann man etwas gegen Einsamkeit tun, zum Beispiel mit niederschwelligen Anlaufstellen für Beratung, Treffpunkten, aufsuchender Sozialarbeit usw. Hier stehen Bund, Kantone und Gemeinden in der Pflicht, aber auch Betreuungsteams und Umfeld. Wir alle müssen achtsam sein.
Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche Ihnen, dass Sie im Alter die Lebensqualität erfahren können, die Sie sich wünschen und die Ihnen entspricht. Bleiben Sie gesund!
Gesunde Augen in Herbst und Winter – die besten Tipps
Draussen ist es kalt, drinnen herrscht trockene Heizungsluft. Es wird spät hell und früh dunkel – Lampen und Bildschirme leuchten fast den ganzen Tag. Für die Augen ist das eine echte Herausforderung. Hier finden Sie Tipps für gesunde Augen in Herbst und Winter.
Auch wenn jeder Mensch seine fünf Sinne Sehen, Hören, Tasten, Schmecken und Riechen individuell gewichtet und die Hierarchie vor allem kulturell beeinflusst ist, ist es der Sehsinn, der uns am stärksten mit der Welt verbindet. Mehr als zehn Millionen Informationen pro Sekunde erfassen gesunde Augen – der Sehsinn liefert damit bis zu 80 Prozent aller Sinneseindrücke.
Doch nicht nur für die Interaktion mit der Umwelt, sondern auch für die zwischenmenschliche Kommunikation ist das Sehen der Schlüssel.
Was Ihre Augengesundheit schwächt
Am Anfang des Lebens schärfen sich unsere Sinne nach und nach, um uns die Welt maximal erleben zu lassen. Doch mit dem
Altern schwinden die Sinne, unsere Verbundenheit mit der Welt lockert sich wieder. Das ist ganz natürlich – ebenso wie die damit einhergehende Alters(weit) sichtigkeit. Der altersbedingte Verschleiss der Augen zeigt sich häufig als Linsentrübung und Makuladegeneration.
Unsere Welt fordert unsere Sinne zunehmend heraus: Die Augen leiden beim Verarbeiten der tagtäglich wachsenden Informationsmenge. Smartphone, Tablet, Laptop, PC und E-Reader ermüden die Augen, weil wir weniger blinzeln, wenn wir konzentriert auf die Bildschirme schauen.
Deutlich weniger Lidschläge als einer alle zwölf bis 15 Sekunden lassen die Augen zudem austrocknen, denn sie werden weniger mit Tränenflüssigkeit benetzt. Juckreiz und verschwommene Sicht sind mögliche Folgen. Auch
Weil gutes Sehen so wichtig ist
Kurzsichtigkeit kann sich wegen des dauernden kurzen Blicks auf den nahen Bildschirm entwickeln oder verstärken.
In Herbst und Winter hält uns dann noch das in unseren Breitengraden oft trübe Wetter öfter im Haus. Das mindert unseren Blick in die Weite. Hinzu kommt, dass die Heizungsluft die Augen noch trockener macht.
Wer dann noch raucht, gestresst ist, sich ungesund ernährt, schlecht schläft, sich nicht genug bewegt und wenig an frischer Luft ist, riskiert auch damit nachweislich die Augengesundheit.
Mit einem gesunden Lebensstil schaffen Sie dagegen die Grundlage für ein lange buchstäblich sinnvolles Leben – und können das Altern sogar verlangsamen. Folgende Tipps sollten Sie beherzigen, um Ihre Sehkraft lange zu behalten.
Text Doreen Brumme
AUGENSCHUTZ VON AUSSEN –LICHTSCHUTZ:
Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Augen vor Sonnenlicht schützen. Die ultraviolette Strahlung kann die Augen dauerhaft schädigen. Ratsam ist eine Sonnenbrille mit UV-400-Kennzeichnung mit Tönungsstufe 2 oder 3 und brauner oder grauer Glasfärbung.
Vor extremer Strahlung, wie Sie sie beispielsweise auf Schnee im Hochgebirge erleben, schützen spezielle Sonnenbrillen der Tönungsstufe 4 mit völliger Filterung des Blaulichtanteils und ausgeprägtem Seitenschutz.
Gegen das Ermüden vor dem Bildschirm helfen regelmässige Pausen, in denen Sie bewusst aus dem Fenster schauen. Bei wenig Umgebungslicht sollte der Bildschirm nicht die einzige Lichtquelle sein –sorgen Sie für zusätzliches Licht.
AUGENGESUNDHEIT IM CHECK:
Lassen Sie Ihre Augen regelmässig von Augenärzt:innen checken. So können mögliche Veränderungen frühzeitig erkannt und behandelt werden – noch bevor sie Ihr Sehvermögen spürbar beeinträchtigen. Besonders wichtig sind Vorsorgeuntersuchungen ab dem 40. Lebensjahr oder wenn in der Familie Augenerkrankungen bekannt sind. Auch wer keine Beschwerden hat, sollte seine Augen in regelmässigen Abständen kontrollieren lassen.
AUGENSCHUTZ VON INNEN –NÄHRSTOFFE:
Es gibt Nährstoffe, die als besonders augengesund gelten. Die Vitamine A, C und E werden sogar «Augenvitamine» genannt.
Vitamin A: Betacarotin wird vom Körper in Vitamin A umgewandelt. Dieses wirkt direkt an der Lichtverarbeitung mit. Mangelt es dem Körper an Vitamin A oder ist dessen Verstoffwechselung gestört, wird das Sehvermögen beeinträchtigt, es kann beispielsweise zu Nachtblindheit kommen. Ein Mangel an Vitamin A ist bei ausgewogener Ernährung (Mischkost) jedoch sehr selten.
Quellen: Karotten, Süsskartoffeln, Leber, Eigelb. Auch Zink ist übrigens wichtig für den Vitamin-AStoffwechsel.
Vitamin C und E: Die beiden Vitamine wirken antioxidativ und schützen somit vor freien Radikalen, die unter anderem für die Alterung von Zellen verantwortlich sind.
Quellen: Beeren, Zitrusfrüchte für Vitamin C; Nüsse, Pflanzenöle für Vitamin E.
FAZIT: MIT KLARER SICHT DURCH HERBST UND WINTER
Kälte, trockene Heizungsluft und viel Bildschirmzeit fordern unsere Augen in der dunklen Jahreszeit besonders. Mit einfachen Massnahmen können Sie Ihre Augen entlasten und langfristig gesund erhalten.
•
Prof. Dr. med. Othmar Schöb
Facharzt FMH für Chirurgie, speziell Viszeralchirurgie und Thoraxchirurgie, Chirurgisches
Zentrum Zürich, beratender Chirurg im Nationalen Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs
«Zwei Fehler sind einer zu viel!»
Die meisten Krebstoten fordert der Lungenkrebs – und Frauen sind immer mehr betroffen. Was man dagegen tun kann, erklärt Prof. Dr. med. Othmar Schöb, beratender Chirurg im Nationalen Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs.
Warum ist es so wichtig, Lungenkrebs möglichst früh zu erkennen?
Die Hälfte der Erkrankten ist schon ein Jahr nach der Diagnose tot. Doch liessen sich Personen aus Lungenkrebs-Risikogruppen untersuchen, bevor sich Symptome zeigen, könnte man die Erkrankung so früh entdecken, dass sie meist heilbar ist.
Lungenkrebs erzeugt Angst und Schrecken. Was kann man dagegen tun?
Vor allem kann man den grössten Fehler vermeiden: mit dem Rauchen zu beginnen oder weiterzurauchen.
Was sagt man denen, die nicht davon lassen können?
Wenn man raucht oder geraucht hat, ist der zweite Fehler, sich vor der Früherkennung wegzuducken.
Das ist dann oft der entscheidende Fehler zu viel. Denn etwas darf man nicht ausser Acht lassen: Ein unbehandelter Lungenkrebs führt immer und ein zu spät erkannter und behandelter Lungenkrebs meist zum Tode.
Welche Möglichkeiten der Früherkennung gibt es?
Heute nur eine, die funktioniert: die Niedrigdosis-Computertomografie. Auf zahlreichen Querschnitten durch den untersuchten Teil des Körpers werden die Organe wie auf dünnen Scheiben sichtbar und man kann sie dreidimensional darstellen und präzise ausmessen. Damit lassen sich kleinste Lungentumoren entdecken, solange sie noch keine Beschwerden verursachen und keine Metastasen gebildet haben. So kann man sie operativ entfernen und die Patient:innen retten.
Heisst das, man kann sich in die «Röhre» schieben lassen und in Sicherheit weiterrauchen?
Zweimal nein. Erstens ist es keine «Röhre». Das ist für Menschen mit Platzangst beruhigend. Zweitens ist es immer ein grosser Vorteil, sich vom Rauchen zu befreien, nicht nur der Lunge zuliebe: Rauchen schädigt von Kopf bis Fuss.
Wer sollte sich untersuchen lassen?
Einfach und kurz gesagt: Wer über 50 ist und zusammengezählt 20 Jahre geraucht hat oder wer an Lungenkrebs erkrankte Verwandte ersten Grades hat oder wer länger Stoffen ausgesetzt gewesen ist, die Lungenkrebs verursachen. Der Schnell-Check auf www. lungendiagnostik.ch zeigt, ob man zur Risikogruppe gehört.
Bezahlt die Krankenkasse die Untersuchung?
Der Preis für die deutlich vergünstigte Untersuchung ist erschwinglich; sie kostet so viel wie vier Wochen Zigarettenrauchen. Das zeigt: Wer rauchen kann, braucht die Krankenkasse in diesem Fall wohl nicht.
Wie verläuft die Untersuchung?
Die Niedrigdosis-Computertomografie dauert wenige Minuten, bedarf keiner Vorbereitung und tut nicht weh. Sie gibt den untersuchenden Ärzt:innen einen Aufschluss über den Zustand der Lunge. Nach den bewährten Regeln des Früherkennungsprogramms bestimmen sie anschliessend, wie weiter vorzugehen ist. Übrigens, wenn das noch nicht ausreichend überzeugend ist: Man erkennt auf den CT-Aufnahmen auch Verkalkungen der Herzkranzgefässe, die zu beobachten oder zu behandeln sind.
Was folgt in der Regel der Untersuchung?
Meist zeigt sich ein normaler Befund ohne Hinweise auf eine Krankheit, die einer Behandlung
bedarf. Wird etwas erkannt, das nicht der Norm entspricht und nicht eindeutig bestimmt werden kann, empfiehlt sich eine Folgeuntersuchung. Diese zeigt zum Beispiel, ob im beobachteten Lungenbereich etwas an Grösse zugenommen hat. Ist das der Fall, wird über das weitere Vorgehen entschieden.
Über 50-jährig und 20 Jahre geraucht? Untersuchen lassen!
Nach der Untersuchung erhalten die Teilnehmenden einen detaillierten schriftlichen Bericht, der auch für Laien ohne medizinische Ausbildung verständlich ist. Der Bericht beschreibt alle Befunde und gibt Empfehlungen für das weitere Vorgehen.
Wie lautet Ihr Rat?
Tun Sie für sich das Beste: Rauchen Sie nicht. Wenn Sie es länger getan haben oder noch tun, tun Sie das Zweitbeste: Zögern Sie nicht und lassen Sie sich auf Lungenkrebs untersuchen. Das gemeinnützige Nationale Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs bietet die Gelegenheit – die Gelegenheit beim Schopf packen müssen Sie selbst.
WO UNTERSUCHEN LASSEN?
Nationales Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs®
• Risikotest für Raucher, Exraucher und Nichtraucher auf www.lungendiagnostik.ch
• Anmeldung: Telefon 044 384 84 84 · Mo.–Fr., jeweils 10–12 und 14–16 Uhr. Rückruf verlangen mit SMS an 079 464 62 23 oder mit E-Mail an info@lungendiagnostik.ch
• Online-Anmeldung rund um die Uhr: www.lungendiagnostik.ch
Wenn Kälte krank macht
Prof. Dr. med. Dr. phil. Sacha Zeerleder, Chefarzt
der Abteilung Hämatologie am Luzerner Kantonsspital, stellt die seltene chronische Kälteagglutininerkrankung (CAD) vor.
Was ist die CAD – und wie zeigt sie sich?
Prof. Dr. med. Dr. phil. Sacha Zeerleder
Chefarzt Hämatologie, Luzerner Kantonsspital
Das ist eine Blutkrankheit (Blutarmut oder Anämie), die meist im höheren Alter (über 60) auftritt. Sie trifft zwei bis vier von einer Million Menschen – etwas mehr Männer als Frauen.
Bei CAD-Patient:innen färben sich Ohrläppchen, Finger und Zehen in Kälte schnell blau. Da diese peripheren Körperteile grundsätzlich kühler sind als der Körperkern mit seinen im Mittel 37 Grad Celsius, setzt die Verfärbung schon bei einer leichten Abkühlung um zwei, drei Grad ein. Betroffene berichten auch, dass die «blauen» Körperteile zum Teil schmerzen. Sie fühlen sich zudem ständig müde (Fatigue), erschöpft und antriebslos. Wegen all dieser Symptome suchen sie ihre Hausärzt:innen auf.
Hinter diesen CAD-Symptomen steckt ein fehlreagierendes Immunsystem: Rote Blutzellen, die im Körper zirkulieren und ihn mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgen, verklumpen, wenn die Körperteile – und mit ihnen das Blut darin – abkühlen. Wärmt sich das Blut auf, zerstören bestimmte Immunstoffe rote Blutzellen, wodurch eine Blutarmut entsteht. Damit verschlechtert sich die Sauerstoffversorgung, was die allgemeine Abgeschlagenheit zur Folge hat.
Die Kälteagglutininerkrankung tritt alleine auf oder begleitet
bestimmte Erkrankungen, vor allem Lymphdrüsenkrebs. Infekte können sie auslösen oder befeuern, sodass die beschriebene Immunreaktion schneller abläuft, was gefährlich werden kann.
Wie diagnostizieren Sie die CAD?
Ein Verdacht auf eine Kälteagglutininerkrankung lässt sich mit verschiedenen Tests bestätigen oder entkräften. Wir können dabei Blutverklumpungen ebenso erkennen wie ein Übermass an abgebauten roten Blutzellen sowie die Blutarmut. Beides spricht für eine CAD. Deshalb gibt es bei dieser Erkrankung in der Regel keine Odyssee bis zur Diagnose wie bei anderen seltenen Krankheiten. Das Besondere bei der Diagnose der CAD ist die Temperatursensibilität des Blutes Betroffener, die wir auch bei den labortechnischen Analysen beachten müssen: Blutproben dürfen sich weder abkühlen noch aufwärmen, sondern müssen konstant auf 37 Grad Celsius gehalten werden, um die Testergebnisse nicht zu verfälschen. Wir untersuchen auch das Knochenmark als Produktionsstätte roter Blutzellen: Ist es fit genug, um die CADbedingten Verluste dieser Zellen zu kompensieren und finden wir Anhaltspunkte für eine zugrunde liegende Krankheit, wie einen Lymphdrüsenkrebs?
Wie wird die Erkrankung behandelt?
Begleitet die Kälteagglutininerkrankung eine weitere Erkrankung, behandeln wir in der Regel die Grunderkrankung gezielt. Bei dem häufigen Fall, dass Lymphdrüsenkrebs zu einer CAD führt, wird eine Immunchemotherapie gemacht, die die Immunreaktion unterdrückt. Eine neue effektive Behandlung unterbricht die durch Immunreaktion ausgelöste Zerstörung der roten Blutzellen, ohne einen Einfluss auf die Immunreaktion selbst zu haben, führt aber zu einer Verbesserung der Lebensqualität.
Welche Belastungen bringt CAD für die Betroffenen mit sich?
Die CAD ist eine chronische Erkrankung, die die Lebensqualität arg beeinträchtigt und schlimmstenfalls auch die Lebenszeit verkürzen kann. Sie geht mit einem erhöhten Infektions- und Thromboserisiko einher, das seinerseits Prophylaxe braucht.
Dr. Markus Baumgartner, Geschäftsführer und ärztlicher Leiter des Demenzzentrums Sonnweid Gabriela Brühwiler, Bewohnerin
Leben im Hier und Jetzt!
Dr. Markus Baumgartner, Geschäftsführer und ärztlicher Leiter des Demenzzentrums Sonnweid, und die Bewohnerin Gabriela Brühwiler sprechen über den Alltag mit Demenz, über Beziehungsarbeit, Lebensqualität und Humor.
Frau Brühwiler, wie gestaltet sich Ihr Alltag mit Demenz in der Sonnweid?
Gabriela Brühwiler: Mein Alltag, der ist immer gut, weil ich weiss, worum es geht. Ich habe Alzheimer. Das tut nicht weh. Ich muss einfach gut auf mich achten. Und ich weiss, wo meine Grenzen sind. Hier in der Sonnweid fühle ich mich einfach wohl.
Dr. Baumgartner: Als ich
Frau Brühwiler kennengelernt habe, hat sie zu mir gesagt: «Herr Baumgartner, ich weiss, woran ich erkrankt bin. Das ist eine schlimme Erkrankung, aber ich möchte mich nicht so verhalten wie meine Mutter, die auch Alzheimer hatte und ein Leben lang gegen die Erkrankung gekämpft hat. Ich versuche, die
Krankheit zu akzeptieren, und konzentriere mich auf das, was noch funktioniert und was für mich gut läuft.» Frau Brühwiler ist ein grosses Vorbild. Sie hat mich tief beeindruckt.
Frau Brühwiler, was ist das Besondere für Sie an der Sonnweid?
Gabriela Brühwiler: Ich bin an einem Ort, wo die Menschen, die uns betreuen, wissen, worum es geht. Sie sind auf Augenhöhe mit uns, und wir helfen im Alltag mit, etwa beim Einkaufen, beim Kochen, beim Gärtnern. Das mache ich sehr gern. Ich möchte nicht nur dasitzen und den anderen zusehen. Ich habe zwar Alzheimer, aber viele Sachen kann ich ganz gut.
Und für Sie, Herr Dr. Baumgartner?
Dr. Baumgartner: Ich möchte an das Gesagte anknüpfen. Das Besondere ist die Fokussierung auf eine beziehungsorientierte Betreuung und Pflege. Begegnung zwischen Menschen kann nur in der Beziehung stattfinden. Man kann jemanden in seinen Grundbedürfnissen gut versorgen, aber das bedeutet nicht, dass die Menschen emotional gut versorgt sind. Das Eingehen auf den einzelnen Menschen ist uns ein Herzensanliegen. Das Verhältnis der Anzahl der Bewohnenden zu den Vollzeitstellen liegt bei annähernd eins zu eins. Wenn es uns gelingt, auf die Bedürfnisse unserer Bewohnerinnen und Bewohner individuell einzugehen, dann
können wir sehr vieles im Leben dieser Menschen bewirken.
Was bedeutet für Sie Lebensqualität?
Gabriela Brühwiler: Ich finde, Lebensqualität macht man sich selbst. Ich weiss, worauf es ankommt. Ich bereue nichts. Ich sehe nur noch das Positive.
Dr. Baumgartner: Gute Lebensqualität und Demenz schliessen einander nicht aus, wenn die Umgebung stimmt und auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingegangen wird. Mit besonnenem und einfühlsamem Umgang ist sogar viel Lebensqualität möglich, weil man als Mensch gesehen wird, weil man emotional versorgt ist, weil man ernst genommen wird.
Worauf legen Sie in der Betreuung der Bewohnenden besonders Wert?
Dr. Baumgartner: Besonderen Wert legen wir auf Individualität und Selbstbestimmung. Im Vordergrund steht nicht ein Gesamtkonzept, sondern der Anspruch, ein Konzept für jeden einzelnen Menschen zu entwickeln. Ferner ist uns wichtig, dass wir uns unserer besonderen Verantwortung gegenüber Menschen mit Demenz bewusst sind, im Wissen, dass Menschen mit Demenz im Krankheitsverlauf abhängiger werden. Auch die verschiedenen Wohnformen (zum Beispiel Wohngruppen oder Betreuungs- und Pflegestationen) widerspiegeln die Anpassungsfähigkeit an den Krankheitsverlauf.
Welchen Stellenwert hat die Beziehungsarbeit mit den Angehörigen?
Dr. Baumgartner: Die Angehörigen liegen uns sehr am Herzen. Geht es den Angehörigen gut, geht es auch den Betroffenen gut. Zu Beginn der Erkrankung leiden die Betroffenen. Im späteren Verlauf leiden jedoch die Angehörigen oftmals mehr. Wichtige Themen, die wir mit den Angehörigen behandeln, sind Schuldgefühle und Loslassen. Die Beziehungsarbeit erfolgt einerseits formell
etwa in Angehörigengruppen oder in regelmässigen Standortgesprächen und andererseits informell bei Besuchen im Haus.
Was macht für Sie die Begleitung von Menschen mit Demenz so besonders?
Dr. Baumgartner: Menschen mit Demenz sind erfrischend anders als wir «Gesunden», die meist sehr kontrolliert sind. Menschen mit Demenz sind authentisch. Man spürt das Gegenüber. Die Antworten kommen direkt und mitunter nicht nur emotional, sondern auch impulsiv. Sie leben im Hier und Jetzt, da, wo das Leben effektiv stattfindet.
Gabriela Brühwiler: Wissen Sie, was vorher war und was nachher ist, interessiert mich nicht. Was für mich zählt, ist der Moment.
Dr. Baumgartner: Mit Menschen mit Demenz erlebe ich immer wieder sehr bereichernde Momente, in denen ich denke: Unglaublich, was diese Menschen im Hier und Jetzt erleben und wie sehr sie bei sich sind. Das berührt mich immer wieder.
Welche Aktivitäten bieten Sie in der Sonnweid an?
Dr. Baumgartner: Mit den Aktivitäten im Haus versuchen wir, den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Aktivierung heisst für uns primär die Gestaltung des Alltags. Wir sind da und wir lassen den Moment wirken, und aus dem Moment heraus darf etwas entstehen: Ein Gespräch, ein Spaziergang oder man geht einkaufen, man bespricht das
Mittagsmenü, beginnt zu kochen. Gabriela Brühwiler: Ich bin zum Beispiel bei den Spaziergängen, beim Tanzen, beim Gärtnern dabei oder wenn wir einkaufen gehen. Die Mitarbeitenden sind froh, wenn ich mitkomme, weil ich sehr gut weiss, wo die Sachen im Geschäft sind.
Welche Aktivitäten tun Ihnen sonst noch gut?
Gabriela Brühwiler: Zeit mit meinem Partner zu verbringen, tut mir gut. Ich wohne hier und er ist bei sich zu Hause. Regelmässig holt er mich für ein paar Tage ab. Dann gehen wir viele Stunden spazieren. Das tut mir gut. Ich habe auch Freundinnen, die mich abholen, und wir unternehmen etwas.
Dr. Baumgartner: In der Sonnweid gibt es ein umfangreiches Angebot an stationsübergreifenden Aktivitäten, wie zum Beispiel Wandergruppe, Spaziergruppe, Yoga, Bewegungsgruppen, Ausdrucksmalen, Chor, Tanznachmittage, Werken, Besuche von Hunden und Kleintieren. Darüber hinaus organisieren wir diverse Anlässe, an denen Betroffene mit ihren Angehörigen unbeschwerte und genussvolle Momente erleben können.
Welche Rolle spielt der Humor in der Sonnweid?
Dr. Baumgartner: Humor hat eine grosse Bedeutung im Haus. Wir lachen sehr oft mit den Bewohnenden. Humor funktioniert und verbindet, ohne dass alles in Worte verpackt werden muss.
KOMPETENZZENTRUM FÜR DEMENZ: BEZIEHUNG IM FOKUS
• Zuhause für 174 Bewohnerinnen und Bewohner mit 16 Stationen
• Ausschliesslich Menschen mit Demenz (unterschiedlichste Formen und Schweregrade)
• Bewohnerinnen und Bewohner sind im ganzen Haus unterwegs
• Einer der grössten Arbeitgeber in Wetzikon
• 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Dr. med. Thomas Jeck
Facharzt FMH für Innere Medizin und Endokrinologie/Diabetologie
Diabetes mellitus Typ 2: Glukosesensor (CGM) statt
Fingerpieks – was bringt der Wechsel?
Diese Frage beantwortet Dr. med. Thomas Jeck, niedergelassener Facharzt
FMH für Innere Medizin und Endokrinologie/Diabetologie in Basel. Spoiler: mehr Planungsfreiheit, mehr Flexibilität und mehr Lebensqualität.
Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes messen ihren Blutzucker klassisch per Fingerpieks. Welchen Nachteil hat diese Methode?
Mit dem Pieks in den Finger gewinnen die Diabetiker:innen einen Tropfen Blut, den sie in ein Blutzuckermessgerät geben. Diese Messung liefert den aktuellen Blutzuckerwert als Momentaufnahme. Sie informiert weder darüber, wie sich dieser entwickelte, noch lässt sich ein Trend zu seiner zukünftigen Entwicklung ablesen.
Was genau macht einen Glukosesensor (CGM) im Vergleich zum Stechen komfortabler und sicherer?
Auch wenn die Fingerpieks-Messmethode nur ein, zwei Minuten braucht und neben dem Einstichschmerz keine weiteren Schmerzen verursacht, stört dieser Aufwand vor allem die Betroffenen, die ihren Blutzucker häufig messen müssen. Ein CGM dagegen ist ein kleiner Apparat, der auf die Haut am Oberarm oder am Bauch geklebt wird. Der zugehörige winzige Sensor wird im Unterhautfettgewebe platziert. Er misst – je nach Hersteller – kontinuierlich über zehn, 14 oder 15 Tage etwa alle fünf Minuten den Zucker im Gewebe. Die Ergebnisse lassen sich per Lesegerät oder Handy auslesen.
Eine wiederholte Verletzung der Fingerkuppen ist demnach nicht mehr nötig. Das ist nicht nur in der Handhabung sicherer und komfortabler, sondern auch hinsichtlich der Gewinnung regelmässiger Messwerte. Zudem hat jedes CGM ein Warnsystem, das bei kritischen Blutzuckerwerten alarmiert.
Wie profitieren Menschen mit Typ-2-Diabetes von kontinuierlicher Glukosemessung – insbesondere bei schwankenden Werten?
Diagnostischer Profit: Betroffene können bei konventionellen Blutzuckerkontrollen gute Ergebnisse haben, aber dennoch liegt der Langzeitwert (HbA1c) zu hoch. Hier kann das kontinuierliche Glukosemonitoring (CGM mit Glukosesensor) Aufschluss über die Ursache des Unterschieds geben.
Therapeutischer Profit: Betroffene können, insbesondere wenn sie mit Sulfonylharnstoffen als Tabletten oder mit Insulin behandelt werden, für
Unterzuckerungen (Hypoglykämien) gefährdet sein. Hier hilft das CGM, das Ausmass der Gefährdung und den Zeitpunkt von Gefährdungen für Hypoglykämien zu identifizieren.
Warum ermöglicht ein CGM ein besseres Verständnis für den eigenen Stoffwechsel – zum Beispiel im Zusammenhang mit Ernährung, Bewegung und Stress?
Die kontinuierlich vom CGM gelieferten Werte erleichtern es, die Auswirkungen von Ernährung, Bewegung und Stress auf den Glukosewert nachzuvollziehen. Dadurch können konkrete Anpassungen des Lebensstils vorgenommen werden.
Inwiefern kann ein CGM dazu beitragen, Unterzuckerungen frühzeitig zu erkennen, auch wenn sie bei Typ-2-Diabetes seltener auftreten?
Aus der Entwicklung der Werte lässt sich auf einen Trend
WAS BEI DIABETES TYP 2 IM KÖRPER PASSIERT
Bei Diabetes vom Typ 2 ist meistens die Insulinwirkung eingeschränkt. Mehr als 50 Prozent der von Diabetes 2 Betroffenen haben eine Insulinresistenz. Anfangs funktioniert ihre Insulinproduktion ungestört. Dann wird die Signalwirkung des Insulins, Blutzucker aus dem Blutkreislaufsystem ins Gewebe aufzunehmen, gedämpft. Damit steigt das Zuckerniveau im Blutkreislauf an – ein Diabetes per definitionem liegt vor.
schliessen. Der Blutzucker sinkt, steigt oder ist stabil. Das schafft den Betroffenen eine gewisse Vorausschau und die Möglichkeit, sich entsprechend dem aktuellen Geschehen zu verhalten und gegebenenfalls sich beim Absinken des Zuckers durch frühzeitige Einnahme von Kohlenhydraten vor Unterzuckerungen zu schützen oder beim Steigen des Zuckers durch Gabe von Insulin hohe Zuckerkonzentrationen zu vermeiden. Neuere CGM-Sensoren ermöglichen mittlerweile sogar eine mehrstündige Vorhersage, die noch mehr Klarheit bringt als eine Trendangabe.
Wie hilft der Einsatz eines CGM bei Therapieanpassungen?
Durch kontinuierliche Blutzuckermessung lassen sich therapeutische Schwachstellen oft schneller erkennen als mit alternativen Methoden, was eine frühzeitige Therapieanpassung erleichtert.
Welche Rolle spielt CGM für Motivation, Therapieadhärenz und langfristiges Selbstmanagement bei Typ-2-Diabetes? Das CGM bringt reale, plausible Blutzuckerwerte, die man anders nicht bekommt. Meist variieren die Werte sehr viel mehr als erwartet. Diese Erkenntnis kann zunächst schocken oder gar demotivieren. Doch dann bringt sie Gelassenheit in den Umgang mit dem Diabetes – und Freiheit für den Alltag: mehr Planbarkeit, mehr Flexibilität, mehr Lebensqualität. Daraus erwächst bei vielen Betroffenen die Bereitschaft, ihren Blutzucker kontinuierlich zu messen.
Für welche Typ-2-Diabetiker:innen ist der Wechsel vom Fingerpieks auf CGM besonders sinnvoll?
Für die etwa 30 Prozent der Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2, die sich zusätzlich zu einem
Depotinsulin mit 24-stündiger Wirkung auch rasch wirkendes Insulin verabreichen. Welche Tipps haben Sie für Menschen mit Typ-2-Diabetes, die vom Fingerpieks auf CGM wechseln möchten?
1. Werden Sie zum Profi für Ihren Diabetes. Dann wird die ArztPatienten-Beziehung zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe. Sie können Behandlungsoptionen diskutieren und gemeinsam entscheiden, ob und wie viel Sie dabei wagen wollen.
2. Suchen Sie sich eine Praxis für Diabetologie, die sich mit CGM auskennt und bereit ist, mit dem System zu arbeiten, das Sie wünschen.
3. Bedenken Sie bei der Systemwahl, dass Apparate am Oberarm nicht angestossen werden dürfen – dabei könnte sich der Sensor lösen. Weitere Informationen finden Sie unter diabetesschweiz.ch
1 Die Accu-Chek® SmartGuide Predict App prognostiziert die allgemeine geschätzte Glukose-Entwicklung innerhalb der nächsten 2 Stunden (Glukosevorhersage), das geschätzte Risiko einer Unterzuckerung innerhalb der nächsten 30 Minuten (Vorhersage für niedrigen Glukosewert) und das geschätzte Risiko einer nächtlichen Unterzuckerung innerhalb der nächsten 7 Stunden (Vorhersage für nächtliche Unterzuckerung, aktiv zwischen 21.00 und 02.00 Uhr).
2 Simulationsstudie, Studiendaten noch nicht veröffentlicht,
liegen vor,
Bluthochdruck ist eine stille Krankheit – doch wehe, wenn sie laut wird!
Dr. med. Renate Schönenberger-Berzins und Prof. Dr. med. Franz Messerli vom Herzzentrum des Luzerner Kantonsspitals erklären, warum und wie ein diagnostizierter Bluthochdruck (Hypertonie) behandelt werden sollte.
Was ist Bluthochdruck und welche Risiken birgt er?
Schönenberger-Berzins: Von hohem Blutdruck spricht man bei Werten ab 140/90 mmHg.
Messerli: Bei Bluthochdruck ist der Druck des Blutes auf die Wände der Gefässe des Herz-KreislaufSystems erhöht, und dies schadet auf Dauer den Gefässen. Die Diagnose Bluthochdruck steht, wenn der korrekt gemessene Blutdruck an zwei unterschiedlichen Tagen 140/90 mmHg und höher ist. Ziel sollte ein Blutdruck unter 130/80 mmHg sein.
Schönenberger-Berzins: Bluthochdruck ist weit verbreitet. In der Allgemeinbevölkerung haben bei den 60-Jährigen ca. 60 Prozent und bei 80-Jährigen ca. 80 Prozent einen hohen Blutdruck.
Messerli: Weltweit ist er die häufigste Todesursache.
Text Doreen
Brumme
Schönenberger-Berzins: Er ist eine «stille» Krankheit, die sich unbemerkt einschleicht. Der Körper gewöhnt sich daran. Doch
wehe, wenn der Blutdruck «laut» wird und es zu Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenschwäche gekommen ist. Ausserdem fördert ein Bluthochdruck die Entwicklung einer Demenz.
Wie kommt es zu Bluthochdruck?
Schönenberger-Berzins: Bei einem Grossteil der Personen kommt es zu Blutdruckerhöhung im Alter durch eine zunehmende Gefässsteifigkeit. Bei anderen Personen spielen weitere Faktoren eine Rolle, wie das Übergewicht, Nieren- und hormonelle Erkrankungen. Auch übermässiger Salz- und Alkoholkonsum sowie ungesunder Lebensstil mit wenig Bewegung haben einen ungünstigen Einfluss auf den Blutdruck. Nikotin wie auch Cholesterin können die Blutgefässe unabhängig vom Blutdruck direkt schädigen.
Wie behandeln Sie Bluthochdruck?
BLUTDRUCK: 140/90 MMHG – WAS BEDEUTEN DIE ZAHLEN?
Der Blutdruck wird üblicherweise mit zwei Druckwerten in Millimetern Quecksilbersäule (mmHg) angegeben:
1. Der systolische Wert – hier 140 mmHg – gibt den höchsten Druck an, der in den Gefässen herrscht, wenn der Herzmuskel maximal angespannt ist und das Blut mit aller Kraft in den Körper pumpt.
2. Der diastolische Wert – hier 90 mmHg – gibt den niedrigsten Druck in den Gefässen an, der direkt vor der nächsten Anspannung (Kontraktion) des Herzmuskels besteht. Zu diesem Zeitpunkt ist der Herzmuskel entspannt und das Herz mit Blut gefüllt.
Messerli: Es gibt keinen Bluthochdruck, der sich nicht behandeln lässt. Sobald ein Bluthochdruck erkannt wird, muss er behandelt werden.
Schönenberger-Berzins: Wir haben gute Medikamente, um einen zu hohen Blutdruck so einzustellen, dass das Risiko von Schlaganfall, Herzinfarkt, Nierenschwäche und Demenz deutlich tiefer liegt als ohne Behandlung. Der Erfolg der Behandlung hängt jedoch davon ab, ob die Patient:innen die gewählte Therapie befolgen. Es gibt verschiedene Wirkstoffklassen. In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass Kalziumantagonisten, Sartane (Angiotensin-II-Rezeptorblocker), ACE-Hemmer und Diuretika kardiovaskuläre Endpunkte wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Tod senken. Die Wirkstoffe können einzeln oder kombiniert verabreicht werden. Kombinationspräparate haben den grossen Vorteil, dass wir mit weniger Tabletten den gleichen Effekt erzielen können.
BLUTDRUCK RICHTIG
MESSEN: SO GEHT’S!
Zum Blutdruckmessen setzen Sie sich auf einen Stuhl mit Armlehne, legen Sie Ihren Arm auf den Tisch. Der Arm sollte etwa auf Herzhöhe liegen. Lehnen Sie sich zurück und entspannen Sie sich. Warten Sie einige Minuten und messen Sie dann Ihren Blutdruck. Während des Messens sollten Sie still sitzen und nicht sprechen. Messen Sie dann den Blutdruck dreimal hintereinander, verwerfen Sie die erste Messung und berechnen Sie den Mittelwert aus der zweiten und dritten Messung.
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Franz Messerli Medecin Adjoint Kardiologie, Herzzentrum, Luzerner Kantonsspital
Verläuft die Hypertonie bei Frauen anders als bei Männern – und muss sie auch anders behandelt werden?
Messerli: Frauen haben dank ihrer weiblichen Sexualhormone, allen voran Östrogen, lange Zeit einen gewissen Schutz vor (zu) hohem Blutdruck. In den Wechseljahren, wenn der Östrogenspiegel sinkt, steigt ihr Risiko für Bluthochdruck auf ein ähnlich hohes Niveau, wie es bei gleichaltrigen Männern typisch ist. Wir wissen auch, dass Frauen, die während einer Schwangerschaft eine sogenannte Schwangerschaftsvergiftung
(Präeklampsie) hatten, ein erhöhtes Risiko haben, später einen Bluthochdruck zu entwickeln. Schönenberger-Berzins: Frauen haben bei der Einnahme von Kalziumantagonisten häufiger Wassereinlagerungen in den Beinen als Männer und bei ACE-Hemmern doppelt so häufig chronischen Husten. Es ist daher abzuwägen, welches Medikament zum Einsatz kommt, um den Blutdruck einzustellen und das Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenschwäche zu senken. Auch Betablocker senken den Blutdruck, sollen aber nur dann
eingesetzt werden, wenn auch andere Erkrankungen für diese Wirkstoffklasse sprechen.
Haben Sie 3 Tipps, die neben der Medikation helfen?
1. Meiden Sie übermässigen Salzkonsum. Kein Nachsalzen.
2. Achten Sie auf Ihr Gewicht, ernähren Sie sich gesund und bewegen Sie sich regelmässig.
3. Knoblauch, Hibiskus, Rote Beete, Heidelbeeren und schwarze Schokolade können blutdrucksenkend wirken, ersetzen aber keineswegs eine medikamentöse Behandlung.
Urinverlust ist kein Schicksal:
Umgang und Lösungen bei Inkontinenz
Trotz des hohen Auftretens von Inkontinenz im Alter ist das Thema in unserer Gesellschaft häufig mit Scham und Unverständnis behaftet. Dies führt dazu, dass Betroffene ihre Beschwerden oft verheimlichen und keine medizinische Hilfe suchen.
Der Anteil der älteren Menschen (65 Jahre und älter) nimmt in der Schweiz stetig zu – wir werden immer älter, aber damit auch altersbedingt immer kränker.
Ursachen und Risikofaktoren Urininkontinenz ist eine Erkrankung, die aufgrund des altersbedingten Verlusts an Beckenbodenmuskulatur mit steigendem Alter häufiger auftritt, keinesfalls aber ausschliesslich im Alter: Auch während und nach einer Schwangerschaft und Geburt, im Rahmen anderer Erkrankungen oder aus angeborenen Gründen kann es zu einer Inkontinenz kommen. Harninkontinenz ist der unwillkürliche Abgang von Urin, und circa 30 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer leiden daran. Sie kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Scham, Angst, als unsauber zu gelten und nach Urin zu riechen, tragen zur Tabuisierung der Inkontinenz bei. Risikofaktoren bei Frauen bilden Schwangerschaften und Geburten, Menopause, Übergewicht, Rauchen und genetische Faktoren.
Formen der Harninkontinenz
Wir unterscheiden bei Frauen hauptsächlich zwei Formen der Inkontinenz: die Belastungsinkontinenz und die Reizblase. Bei der Belastungsinkontinenz verliert die Betroffene bei Husten, Lachen oder bei Sport Urin in unterschiedlicher Menge. Bei der Reizblase haben die Frauen oft einen dauernden Harndrang und lösen nur kleine Mengen Urin, dies aber sehr häufig, auch in der Nacht (Nykturie). Oft kann die Toilette nicht schnell genug erreicht werden. Auch Mischformen kommen häufig vor.
Inkontinenz – was tun?
Der erste Schritt sollte der Gang zur Hausärztin/zum Hausarzt sein, wo bereits ein Harnwegsinfekt ausgeschlossen werden kann und erste Schritte zur Therapie verordnet werden. Inkontinenzeinlagen werden nach ärztlicher Verordnung von der Krankenkasse grösstenteils übernommen. Behandelnde Gynäkolog:innen oder Urolog:innen können bei postmenopausalen Patientinnen mit einer vaginalen Östrogengabe
eine Atrophie (Hormonmangelerscheinung nach der Menopause) behandeln. Bei schlechter Beckenbodenfunktion kann spezialisierte Physiotherapie die Muskulatur stärken, die Blase beruhigen und Alltagstipps geben. Behandelnde Physiotherapeut:innen sollten eine strukturierte Ausbildung für Beckenbodenerkrankungen haben, wohnortnahe Therapeut:innen finden Sie über pelvisuisse.ch. Reichen diese Schritte nicht aus, können operative Eingriffe bei Belastungsinkontinenz helfen. Sollten diese Schritte nicht ausreichend sein, können operative Eingriffe bei der Belastungsinkontinenz mit einer guten Erfolgsaussicht helfen.
Bei der Reizblase kommen in manchen Fällen Botoxspritzen zum Einsatz. Inkontinenz kann oft geheilt, meistens gebessert und immer gemanagt werden – wir sollten die Inkontinenz wie jede andere Krankheit behandeln und offen darüber sprechen!
FOTO: ZVG
Prof. Dr. med. Annette Kuhn Chefarzt-Stellvertreterin, Gynäkologie/Geburtshilfe FMH, Schwerpunkt operative Gynäkologie und Urogynäkologie, Leitende Ärztin Zentrum für Urogynäkologie
Weitere Informationen finden Sie unter inkontinex.ch
Text Werner Sturmberger
Arthrose: Starke Muskeln für mehr Lebensqualität
Als häufigste Gelenkerkrankung machen viele Menschen mit der Arthrose schmerzhafte Bekanntschaft. Warum es dennoch wichtig ist, in Bewegung zu bleiben, erklärt der Orthopäde Dr. med. Christian Egloff.
Was ist Arthrose und wie wird sie behandelt?
Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch den Abbau von Knorpelgewebe in den Gelenken – vor allem in Händen, Knien, Hüften und der Wirbelsäule – gekennzeichnet ist. Der Knorpel ist ein glattes, elastisches Gewebe, das die Enden von Knochen in einem Gelenk abdeckt und als Stossdämpfer dient. Bei Arthrose wird dieser durch übermässige Belastung oder Verletzungen allmählich abgenutzt, was zu Schmerzen, Schwellungen und eingeschränkter Beweglichkeit führt. Als Abnutzungserscheinung ist die Arthrose nicht heilbar. Ihre Behandlung konzentriert sich darauf, Symptome zu lindern, die Funktion der Gelenke zu verbessern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Die Behandlung erfolgt dabei immer in Rücksprache mit behandelnden Ärzt:innen basierend auf einer genauen Diagnose,
abhängig vom Schweregrad der Arthrose, den betroffenen Gelenken und individuellen Umständen.
Welche Rolle spielen nicht pharmakologische Therapien?
Neben der medikamentösen sind auch physikalische Therapien sehr wirkungsvoll bei der Behandlung einer symptomatischen Arthrose. Dazu zählen neben Übungen zur Stärkung der Muskulatur auch Gewichtsverlust, um die Belastung der Gelenke zu reduzieren, sowie Anwendungen von Wärme und Kälte zur Schmerzlinderung. Zusätzlich kann die Verwendung von Orthesen oder speziellen Schuhwerkzeugen die Lastenverteilung verbessern und betroffene Gelenke entlasten. In fortgeschrittenen Fällen kann eine Gelenkersatzoperation in Erwägung gezogen werden.
Wie bleibt man trotz Arthrose in Bewegung?
Kleben statt Einreiben.
Körperliche Aktivität ist ausdrücklich zu empfehlen, denn sie unterstützt Muskulatur und Gelenke. Starke Muskeln können die Gelenke signifikant entlasten und so die Lebensqualität deutlich verbessern. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aktiv zu bleiben. Oft ist es eine Kombination aus physiotherapeutischen Massnahmen – auf die Patient:innen abgestimmte Übungen zur Stärkung der Muskulatur, Stabilisierung der Gelenke und Verbesserung der Beweglichkeit – und individuell angepasster Selbstaktivität: Gut geeignet sind Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren und Gehen, die die Gelenke nicht übermässig belasten. Angepasstes Krafttraining verbessert die Haltungsmuskulatur und Stabilität und verringert so die Belastung der Gelenke. Moderates Ausdauertraining hilft bei der Gewichtskontrolle, was sich ebenfalls positiv auf die Gelenke auswirkt.
Bei symptomatischer Kniearthrose.
- Bekämpft Schmerz und Entzündung lokal.
- Dringt in das entzündete Gewebe ein.
- Einfach und sauber anzuwenden.
Auch bei Verstauchungen, Prellungen und Muskelzerrungen.
- Jede Packung enthält zwei elastische Fixationsstrümpfe.
Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilage.
PD Dr. med. Christian Egloff Orthopäde und Unfallchirurg, Leitender Arzt Kniechirurgie, Schulthess Klinik, Zürich
Ihre Unterstützung gibt Kindern die Chance auf ein lebenswertes Leben
Das Leben fordert viele Kinder viel zu sehr heraus. In weiten Teilen unserer Welt leiden Kinder. Sie werden in Armut hineingeboren. Es mangelt ihnen an allem, insbesondere an gesunder Nahrung, medizinischer Versorgung und kindgerechten Spiel- und Lernorten. Sie haben keine Chance auf eine unbeschwerte Kindheit und Jugend.
Wissen ist der Schlüssel zur Veränderung
Bildung entscheidet massgeblich darüber mit, welches Kind seinen Weg aus der Armut findet. Hilfsorganisationen setzen sich weltweit dafür ein, dass Kinder mit Schulmaterialien ausgestattet werden, Lehrkräfte weitergebildet werden und neue Schulen entstehen – damit Kinder eine qualitativ hochwertige Ausbildung erhalten. Das eröffnet ihnen nicht nur individuelle Perspektiven, sondern trägt auch dazu bei, die Gemeinschaft zu stärken, in der sie leben.
Gesundheit und Wohlbefinden fördern
Text Doreen Brumme
Damit Kinder gesund und glücklich aufwachsen können,
brauchen sie eine ausreichende medizinische Versorgung. Hilfsorganisationen finanzieren medizinische Vorsorge und Versorgung sowie Impfprogramme. Damit verbessert sich nicht nur das Leben der Kinder – auch die Ausbreitung von Krankheiten wird so effektiv eingedämmt. Davon profitieren die Familien der Kinder und die ganze Gesellschaft.
Die Kraft des gemeinsamen Engagements
Viele Organisationen setzen sich tagtäglich dafür ein, das Leben von Kindern zu verbessern – lokal wie weltweit. Sie leisten unermüdliche Arbeit vor Ort und schaffen Veränderung dort, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Damit
diese Arbeit überhaupt möglich ist, braucht es Unterstützung von aussen.
Selbst kleine Spenden machen einen grossen Unterschied. Ein monatlicher Beitrag, sei er noch so bescheiden, kann einem Kind die Chance auf ein würdevolleres Leben geben. Die kollektive Wirkung vieler Einzelspenden ist enorm, gemeinsam kann Grosses bewirkt werden.
Neben direkten Spenden während des Lebens gibt es auch die Möglichkeit, Kinder in Not mit einer Testamentsspende zu helfen. Damit wirkt Ihre Grosszügigkeit über Ihr eigenes Leben hinaus und ermöglicht positive Veränderungen für Kinder weltweit.
EIN KINDERLACHEN –HINTERLASSEN SIE
MIT IHREM TESTAMENT
Ihr Wunsch ist es, sich für notleidende Kinder auf der ganzen Welt einzusetzen und Ihr Engagement über Ihre Lebzeiten hinaus weiterzuführen?
Mit einer Erwähnung im Testament –als Legat oder Erbanteil – können Sie dies sicherstellen. Was Ihnen zu Lebzeiten am Herzen lag, soll bis in die Zukunft leuchten und wird im Lachen der Kinder weiterleben.
Mehr Informationen savethechildren.ch/legate legate@savethechildren.ch
Von der Bittstellerin zum Vorbild für Frauen
Es gab Tage in ihrem Leben, an denen sie ihren Kindern zu wenig Essen auftischen konnte. Momente, in denen sie zu verzweifeln drohte. Doch Minza Mbesi hat nie aufgegeben. Sie, die in einer Bauernfamilie in Tansania aufgewachsen ist, hat Chancen gepackt, nicht resigniert. Geschichten wie ihre zeigen, warum sich Helvetas für faire Chancen einsetzt. Weltweit.
Karin Wecke
Verantwortliche für Erbschaften und Legate bei Helvetas, gibt Ihnen gerne unverbindlich Auskunft: 044 368 65 78
Minza Mbesi steht auf, wenn sie erzählen will. Beim Klang ihrer Worte wenden sich alle dieser tiefen, unaufgeregten Stimme zu. «Ich bin die Tochter der Halamba-MbesiFamilie aus dem Dorf Iburi im Sakwe Ward, Bariadi Distrikt, Tansania. Ich habe die Primarschule besucht und danach geheiratet. Ich wäre gerne weiter zur Schule gegangen, um noch mehr zu lernen. Aber mein Vater wollte das nicht. Mädchen bräuchten nicht weiter zur Schule zu gehen, sagte er. Ich konnte mich nicht wehren. Das durfte ich nicht. Zwei meiner Brüder konnten studieren.»
Heute ist Minza Mbesi 42 Jahre alt und hat viele Hürden überwunden in ihrem Leben. Sie musste sich verschulden, weil
die Baumwolle, die sie und ihr Mann anbauten, meist zu wenig Ertrag abwarf, um die Kinder zur Schule zu schicken. Bis Helvetas auf den Plan trat und Frauen ermutigte, Esswälder anzulegen, statt weiterhin in Monokulturen zu investieren.
«Mein Esswald hat einen natürlichen Zaun. Darin wachsen Okra, Tomaten, Mais, Maniok, Papaya, Avocado, Sonnenblumen, Spinat, Süsskartoffeln, Kürbisse, Passionsfrüchte, Bohnen, Straucherbsen, Bananen. Aufbauen konnte ich das alles dank der Unterstützung von Helvetas und eines Kredits meiner Spargruppe. Wir verdienen mit unserem Esswald doppelt so viel wie früher. Und wir können das ganze Jahr über immer etwas ernten.» Minza Mbesi ist so zur Geschäftsfrau
geworden, denn sie verarbeitet und verkauft ihre Feldfrüchte. Und weil die Unterernährung der Kinder sie beelendet, stellt sie aus Süsskartoffeln, Sojabohnen, Mais und Kürbiskernen ein Nahrungsergänzungspulver her.
Bevor Frauen einen Esswald anlegen, müssen sie nachweisen, dass sie das Land nutzen dürfen.
Helvetas unterstützt Frauen, solche Urkunden bei den Behörden zu beantragen, damit ihnen niemand das Land strittig machen kann.
Frauen stärken Frauen
Helvetas hat die Frauen, die im Projekt mitmachen, ermutigt und unterstützt, Spargruppen zu bilden. Eine Art Minibanken, in denen Frauen nach klaren Regeln Einzahlungen tätigen und nach
Weitere Informationen finden Sie unter helvetas.org/legat
bestimmten Kriterien günstige Kredite aufnehmen können, um ein Business zu gründen oder zu skalieren. Auch gemeinsam wirtschaften die Spargruppen.
«Im Helvetas-Training wurden wir Frauen aufgefordert, solche Gruppen zu gründen und zu begleiten. Ich baute am meisten Gruppen auf, denn ich wollte einfach Frauen mobilisieren, weil es sich so gut anfühlte nach dem Training. Frauen beizubringen, zu sparen und zu investieren, hilft ihnen, sich aus der Armut zu befreien», erzählt Minza Mbesi.
Das Helvetas-Training hat sie derart gestärkt, dass sie zustimmte, als ihr angeboten wurde, in die Politik einzusteigen.
Recht auf faire Chancen
Weltweit arbeiten Frauen von früh bis spät auf dem Feld der Familie mit und kümmern sich gleichzeitig um Kinder und Haushalt –ohne Entlöhnung und in völliger Abhängigkeit, weil sie zufällig in Tansania, Bangladesch oder Haiti geboren wurden. Eine Ausbildung bleibt ihnen oft verwehrt, und viele kennen ihre Rechte innerhalb ihrer Gesellschaft nicht. Das hat gravierende Folgen, für die Frauen selbst, aber auch für ihre Gemeinschaft und das ganze Land.
Selbstbewusste Frauen hingegen, wie Minza Mbesi,
können Hürden überwinden, ihre Lebensrealität grundlegend verändern – und andere Frauen inspirieren und unterstützen. Davon profitieren nicht nur sie selbst, sondern die ganze Familie, ihre Dörfer und letztlich ganze Gesellschaften. Denn Frauen wie Minza Mbesi stehen für ihre
HILFE FÜR DIE NACHLASSPLANUNG
Sich mit der eigenen Nachlassplanung auseinanderzusetzen, ist nicht einfach. Aber einmal getan, schafft dieser Effort Klarheit und Sicherheit – für Sie und Ihre Angehörigen. Doch wie und wo anfangen? Helvetas bietet Ihnen zwei informative Webinare auf Abruf an, in denen Ihnen eine Rechtsanwältin und Erbrechtsspezialistin kompetent Auskunft gibt.
Webinar 1: Erbfolge geregelt – ein gutes Gefühl
Im Laufe des Lebens sammeln wir Werte und Erinnerungen, die wir später in gute Hände weitergeben möchten. Doch immer wieder führen formale Fehler dazu, dass der Letzte Wille nicht umgesetzt werden kann. In diesem Webinar erfahren Sie, wie Sie Ihr Testament rechtssicher gestalten, damit alles nach Ihren Wünschen verteilt wird.
Webinar 2: Digitaler Nachlass
Ob Facebook-Konto, Cloud-Speicher oder Kryptowährungen – was passiert mit digitalen Spuren nach dem Tod? Auch wenn die Rechtslage in gewissen Bereichen noch nicht endgültig geklärt ist, können wir konkrete Regelungen aufzeigen und praktische Tipps geben. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann melden Sie sich unkompliziert und unverbindlich an:
Rechte ein und erheben ihre Stimme, um ihre Anliegen einzubringen und einzufordern. Deshalb fördert Helvetas gezielt Frauen, ermutigt sie, neue Wege zu gehen, Verantwortung zu übernehmen und Impulse zu geben, die weit über ihre Lebensgeschichte hinaus wirken.
ERMÖGLICHEN AUCH SIE FAIRE CHANCEN!
Legate und Erbschaften sind Ausdruck für Weitsicht und dafür, dass Ihre Werte auch nach Ihrem Tod weiter bestehen sollen. Sie haben durch den Zufall der Geburt die Chance erhalten, jetzt in der Schweiz zu leben. Für uns selbstverständliche Dienstleistungen wie Schulbildung, Gesundheitsversorgung, Altersvorsorge, aber auch Sicherheit sind Millionen von Menschen verwehrt. Helvetas setzt sich in 35 Ländern dafür ein, dass Menschen am Fortschritt teilhaben und sich aus der Armut befreien können. Testamentsspenden verleihen Helvetas die nötige Flexibilität, gezielt dort zu handeln, wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird, und auf konkrete Bedürfnisse der Menschen vor Ort einzugehen, um langfristig wirksame Veränderungen anzustossen. Mit einem Legat oder einer Erbschaft an Helvetas setzen Sie darum ein starkes Zeichen der Solidarität mit diesen Menschen, die aufgrund des Zufalls der Geburt nicht privilegiert aufgewachsen sind.
Sauberes Wasser – Grundlage für die Gesundheit von Generationen
In Uganda ist sauberes Trinkwasser ein rares Gut und oft schwer erreichbar. Ein Gemeinschaftsprojekt von ena veränderte das Leben von Jeniffer Busingye und vielen Familien: weniger Krankheiten, mehr Zeit für Schule, Landwirtschaft und Familie.
In der hügeligen Region Rukiga im Südwesten Ugandas prägt Wasser das Leben der Menschen. Der Mangel daran wird nur durch verheerende Überschwemmungen unterbrochen. Jahrzehntelang mussten Frauen und Kinder täglich stundenlang steile und weite Wege zurücklegen, um (verschmutztes) Wasser aus offenen Quellen zu holen.
Das wenige Wasser reichte kaum zum Trinken und Kochen – für Hygiene und Landwirtschaft blieb nichts übrig. Krankheiten und Erschöpfung bestimmten den Alltag vieler Familien.
Jeniffer Busingye, 65, Mutter von sieben Kindern und vierfache Grossmutter, erinnert sich: «Wir waren es gewohnt, jeden Tag kilometerweit zu gehen. Das
Wasser war oft schmutzig, aber wir hatten keine Wahl.» 2003 änderte sich alles. Gemeinsam mit der Bevölkerung entstand ein sogenanntes Gravity-FlowSystem (GFS) – ein einfaches, aber wirkungsvolles System, das Quellwasser über Leitungen zu den Dörfern leitet.
Nach über 20 Jahren wurde das System 2024, mit der Unterstützung von ena, umfassend saniert: Eine zusätzliche Quelle wurde erschlossen, neue Leitungen wurden gebaut – insgesamt 19,5 Kilometer –, ein weiterer Tank wurde installiert, neun Zapfstellen wurden errichtet und 37 repariert. Auch Schulen und ein Gesundheitszentrum profitieren heute von sauberem Wasser. Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit – sie ist die Grundlage, das eigene Leben zu gestalten. Wer gesund ist, kann arbeiten, lernen, Kinder versorgen und am Gemeinschaftsleben teilnehmen. Besonders für Frauen bedeutet gute Gesundheit Unabhängigkeit: mehr Zeit für Bildung, Familie und Engagement. Für Jeniffer bedeutet Wasser Selbstbestimmung. «Jetzt kann ich mein Zuhause selbst versorgen», sagt sie. Ihre Enkelkinder gehen zur Schule, Krankheiten sind seltener, und die Familie hat mehr Zeit für die Landwirtschaft.
ÜBER ENA
ena ist eine Hilfsorganisation, die Menschen weltweit darin unterstützt, ihre Lebenssituation nachhaltig zu verbessern. Gesundheit ist eines der zentralen Anliegen von ena – der Leitgedanke: «Wir spenden Chancen.» In Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen fördert ena Bildung, Gesundheit, soziale Gerechtigkeit und engagiert sich in der Nothilfe. Wir denken langfristig, handeln partnerschaftlich und stets auf Augenhöhe, für eine selbstbestimmte Zukunft.
Bei ena steht die Gesundheit im Zentrum: Durch Zugang zu sauberem Trinkwasser, sicheren Sanitäranlagen und Hygieneschulungen verhindert ena Infektionskrankheiten und stärkt die Lebensqualität in zahlreichen Regionen. Allein im Südwesten Ugandas erhielten bereits 10'000 Menschen sauberes Wasser, 5000 eine hygienische Toilette und 15'000 wurden in Alltagshygiene geschult.
Lesen Sie mehr unter ena-schweiz.ch/ gesundheit
Merinolamm auf einer Weide in Baden-Württemberg
«Tierfreundliche
Mode darf kein Nischenthema sein»
Viele Menschen greifen im Winter zu Wolle oder Daunen, ohne zu wissen, dass deren Herstellung für Tiere oft mit erheblichem Leid verbunden ist. Leony Malthaner, Kampagnenleitung «Wear it Kind» bei der Tierschutzorganisation Vier Pfoten Schweiz, erklärt, worauf es beim Einkauf ankommt, wie tierfreundliche Wintermode alltagstauglich wird und weshalb bewusste Entscheidungen tatsächlich etwas verändern.
Weshalb lohnt sich ein genauer
Blick auf die Herkunft von Wolle und Daunen – und wie setzt «Wear it Kind» an?
Mehr Hintergrundwissen für den Alltag Praktische Tipps und vertiefte
Informationen bietet das Magazin «Mode mit Verantwortung».
Jetzt online lesen oder bestellen:
Wolle und Daunen gelten seit Langem als klassische Wintermaterialien, doch ihre Herstellung ist für viele Tiere mit erheblichem Leid verbunden. Bei Merinowolle betrifft es vor allem die Lämmerverstümmelung, bei Daunen den Umgang mit Gänsen. «Wear it Kind» macht diese Hintergründe sichtbar und zeigt Alternativen. Zudem bietet die Kampagne Orientierung für Konsument:innen und Marken.
Was bedeutet Lämmerverstümmelung?
Dabei wird jungen Merinolämmern Haut rund um das Hinterteil entfernt – meist ohne ausreichende Schmerzlinderung. Die Praxis
soll Parasitenbefall verhindern, ist jedoch nur nötig, weil die Tiere auf eine besonders faltenreiche Haut gezüchtet wurden. Sie ist nur noch in Australien verbreitet, dem weltweit grössten Merinowolleproduzenten. Es gäbe jedoch längst tierfreundlichere Zuchtmethoden.
Wie erkennt man Wolle ohne Lämmerverstümmelung?
Auf Produkten ist die Produktionsweise selten erkennbar. Verlässliche Orientierung bieten Zertifikate wie Responsible Wool Standard, ZQ Merino, Sustainable Cape Wool Standard oder Nativa. Viele Marken führen solche Produkte, doch nicht immer klar gekennzeichnet. Es lohnt sich daher, gezielt nachzufragen oder den «Wear it Kind»-Markenkompass von Vier Pfoten zu nutzen.
Leony Malthaner
Projektleiterin «Wear it Kind»
Welche Probleme gibt es bei Daunen?
Das Hauptproblem ist das Risiko des Lebendrupfs bei Gänsen, der schwere Verletzungen und Schmerzen verursacht. Lieferketten sind oft schwer nachvollziehbar, weshalb zertifiziert recycelte Daunen die tierfreundlichste Wahl sind – rezyklierte synthetische Fasern und pflanzliche Alternativen bieten heute sehr gute Wärmeleistung.
Welche Materialien eignen sich im Winter besonders gut?
Pflanzliche Fasern wie Bio-Baumwolle, recycelte Baumwolle oder Hanf funktionieren gut für Strick, Sweats und Zwischenschichten. Tencel, Modal und Bambus regulieren Temperatur und Feuchtigkeit und eignen sich für Basics. Für Jacken gibt es hochwertige tierfreie Isolationsmaterialien wie recyceltes Polyester, Primaloft oder pflanzliche Alternativen. Wer Wolle tragen möchte, sollte konsequent auf anerkannte Standards achten. Angora ist grundsätzlich problematisch, da eine tierfreundliche Produktion nicht möglich ist.
Welche Verantwortung tragen Modemarken?
Marken entscheiden über Materialien und Produktionsbedingungen. Sie können problematische Praktiken ausschliessen, klare Richtlinien definieren und Lieferketten transparent machen. «Wear it Kind» unterstützt Unternehmen dabei, Tierwohl verbindlich zu verankern.
Tierfreundlich einkaufen
Der «Wear it Kind»Markenkompass bietet eine schnelle Orientierung zu über 300 Modemarken und zeigt, welche von ihnen Verantwortung übernehmen. Hier geht‘s direkt zum Kompass:
Welche Veränderung wünscht sich «Wear it Kind» langfristig und welche Rolle können Konsument:innen dabei spielen? Eine Modewelt, in der Tiere nicht mehr leiden müssen. Dafür braucht es klare Standards, Transparenz und verantwortungsbewusste Marken – aber auch Konsument:innen, die bewusste Entscheidungen treffen und so Veränderungen anstossen. Jede Wahl zeigt: Tierwohl ist nicht verhandelbar.
Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben.