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SCHWERPUNKT.

«Immer mehr ärztliche Leistungen werden über Selektivverträge geregelt. Ein Zurück zum Kollektivvertragssystem ist nicht in Sicht.»

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Selektivverträge 2010: Neue bunte Welt

Thomas Rampoldt, Geschäftsführer der Ärztegenossenschaft Schleswig-Holstein

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Der Gesetzgeber hat in den vergangenen Jahren deutlich gezeigt, dass er es mit der Veränderung des Vertragssystems ernst meint. Politik will Wettbewerb in der ambulanten Versorgung über Selektivverträge. Diese Entwicklung wird sich 2010 beschleunigen. Ärzte können sich also auf mehr Wettbewerb in der Vertragslandschaft einstellen. Die Alternative – der Kollektivvertrag mit Reanimation des Vertragsmonopols der KVen – ist undenkbar. Dennoch: Die KVen werden weiterhin Widerstand leisten. Sie werden versuchen, alles zu verhindern, was die Gesamtvergütung bedroht. Die Kassen werden keine klare Vorgehensweise haben, weil sie einerseits die höhere Flexibilität gut finden, andererseits aber auch den Druck der kleineren, gut organisierten Gruppierungen fürchten. Die Zahl der Selektivverträge wird dennoch in 2010 weiter zunehmen. Neben dem Hausärzteverband, der weitere Verträge nach Paragraf 73 b erstreiten wird, werden sich auch die Fachärzte auf den Weg machen. Anzunehmen ist auch, dass es in 2010 weitere Verträge, wie für Kinzigtal, mit regionaler Versorgungsverantwortung für einzelne Netzregionen geben wird. Wir werden in den kommenden Jahren erleben, dass medizinische Versorgung immer stärker regional organisiert wird. Wollen wir die im Gesundheitssystem ohne Frage vorhande-

nen wirtschaftlichen Ressourcen heben, müssen die Sektorengrenzen durch regionale Kooperationen aufgebrochen werden. Zugleich ist eine Marktbereinigung bei Selektivverträgen zu erwarten, weil nicht alle vermuteten Effekte in den erprobten Modellen wirklich eintreten. Die großen Organisationen auf Bundesebene (KBV, Spitzenverband Bund der Krankenkassen, BVÄG etc.) werden bei Selektivverträgen eher eine untergeordnete Rolle spielen, da sie bestenfalls Rahmenverträge aushandeln können. Die Definition der Vertragsziele kann nur durch die regionalen Partner erfolgen. Es braucht regionale Organisationen, die ein „Zerfleddern“ des Systems verhindern. Hier kann die Ärztegenossenschaft eine wesentliche Rolle einnehmen, um die „neue bunte Welt“ überschaubar und den Managementaufwand für Ärzte und auch für Kassen erträglich zu halten.

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