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Erika

Das Schleusenwärterhaus „Schleuse 68“ beherbergte lange Jahre auch eine Gastwirtschaft. Letzte Schleusenwärterin war Grete Fehrmann.

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„Erika ist nicht die Vorstadt von Haren!“ – Bernhard Büter lobt die vorhandene Infrastruktur im Ort, vom Kindergarten bis zum Seniorenheim, vom Arzt und Bäcker bis zur Apotheke und dem Lebensmittelgeschäft.

Im Jahr 1886 entsteht die Moorkolonie „Altharener Moor“. Doch bald schon setzt sich im Volksmund der Ortsname „Erika“ durch. Namenspatin ist die lila blühende Heidepflanze, die damals die dortige Landschaft überzieht. Zwei Schleusenwärterhäuser an der Schleuse 68 und der Brücke zum Oberlangener Moor sind die ersten Häuser der Gegend.

In Erika werden die Siedlerstellen nicht verlost. Die Neubauern müssen die Grundstücke von den Eigentümern, meist aus Altharen, kaufen. Unter den ersten Siedlern sind auch zwei Witwen. Mit ihren Kindern wagen sie nach dem Tod der Ehemänner den Neuanfang. Während Maria Gesine Lakeberg nur zwei Jahre später ebenfalls verstirbt, bewirtschaftet Adelheid Fehrmann die Hofstelle mit ihren neun Kindern und erlebt das Gedeihen des Hofes bis zu ihrem Tod 1930.

Der 1878 fertiggestellte Haren-Rütenbrock-Kanal begünstigt die Erschließung des angrenzenden Moorund Heidelands: Er entwässert die Moorflächen, ist Wasserstraße für den Transport von Torf und landwirtschaftlichen Produkten und zieht den Straßenbau am Südufer nach sich.

Arbeit und Armut prägen das Leben auch in Erika. „Ick kann die Arbeit nich meer daun, ick mutt ne Frau hämmen“ ist ein ernstgemeintes Anliegen bei der Brautwerbung. Nur mit vielen Händen lässt sich dem Boden genug abringen, um davon leben zu können.

Mit der Einführung des Mineraldüngers um 1900 brechen bessere Zeiten an. Bislang unfruchtbare Böden liefern Ertrag und Buchweizen wird von Kartoffeln, Weizen und Hafer abgelöst. Der Ottomeyer-Pflug treibt die Moorkultivierung voran und schafft in fünf Stunden, wofür ein Arbeiter zwei Jahre benötigt.

Die Ansiedlung der Holzveredlung GmbH im Nachbarort Altenberge bildet 1935 den Auftakt für weitere Industrie- und Gewerbeniederlassungen und eröffnet auch den Einwohnern Erikas berufliche Alternativen.

Bernhard Büter

Jahrgang 1941, ist geboren in lindloh und lebt seit mehr als 50 Jahren in erika. er war Gründungsmitglied des tV erika-altenberge und jahrzehntelang Vorsitzender des Vereins. auf seine initiative fußt die Gründung der Gruppe „effata“, in der menschen mit und ohne einschränkungen zusammenkommen. Für 18 Jahre lang war Büter mitglied des Pfarrgemeinderates und organisierte mit seinen mitstreitern unzählige Feste und Veranstaltungen. Herausragend war seine mitwirkung als Vorsitzender des Festausschusses zum Jubiläum „125 Jahre erika“ im Jahr 2011. Bis heute ist er im krankenhausbesuchsdienst, als nikolaus in mehreren kindertagesstätten sowie im arbeitskreis „Plattdeutsch“ des emsländischen Heimatbundes aktiv. Für sein ehrenamtliches engagement wurde Bernhard Büter im märz 2015 mit dem Harener Bürgerpreis ausgezeichnet.

Herr Büter, 1965 zogen Sie von lindloh nach Erika. Wie wurden Sie aufgenommen?

integration funktioniert immer am besten über die Vereine. ich spielte in den ersten Jahren beim sV erika Fußball und war gleich mittendrin. die kirchlichen Vereine und Verbände spielen beim ehrenamtlichen engagement eine herausragende rolle, kann man sich hier doch unmittelbar auch für seine mitmenschen einsetzen.

In Erika sind mit dem tC, dem tV sowie dem SV drei starke Sportvereine ansässig. Werden sich die Vereine auf Dauer halten können?

nach meiner meinung war es eine kluge entscheidung, drei eigene Vereine zu gründen. Jeder hat seinen schwerpunkt, jeder seine eigenen mitglieder und gleichzeitig ist das arbeitspensum für die Vorstände noch übersichtlich. diese kleinteiligkeit befördert das ehrenamt und ist eine besondere stärke erikas. dies ist auch ein Verdienst von Gerd knoll, der in erika vieles maßgeblich mit angeschoben hat.

1974 gab es eine andere Bewegung, vom kleinen Dorf zur großen Stadt Haren (Ems).

ich habe das mit interesse verfolgt. so musste rütenbrock ja wohl die weiterführende schule erhalten, um der eingemeindung zustimmen zu können. dafür wurde ein stall vom Bauern max Büter zeitweise zum klassenzimmer gemacht. Wirklich zentral liegt der standort im westlichen stadtgebiet ja nicht. aber die katholischen kirchengemeinden erika und altenberge wollten auch beide zwingend ihr eigenes Gotteshaus erhalten, statt etwas Gemeinsames zu errichten. es gibt bis heute noch einzelne stimmen, die der eigenständigkeit in teilen nachtrauern. ich kann das nicht nachvollziehen und es werden zum Glück auch immer weniger.

Haben Sie einen Wunsch zum 50. Geburtstag der Stadt?

Was vor Ort geregelt werden kann, kann sich sehenlassen. ich wünsche mir in der innenstadt mehr Fachgeschäfte auch für gehobene Bekleidung. leider wird man gezwungen, für einige Waren oder entsprechende auswahl nach Oldenburg, Osnabrück oder leer zu fahren.