10 Jahre 10 Geschichten

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2003 – 2013 Festschrift des Ronald McDonald Hauses Cottbus

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› Als aus Liebe Leben wurde, bekam das Glück den Namen Linus ‹

06 L IN US KUBEC › Über die Ankunft von Linus am 2. März 2005 um 15.30 Uhr freuten sich Mama Wenke, Papa Sigie und der damals 13-jährige Bruder Tobi sehr. Linus wurde per Kaiserschnitt in Forst geboren und musste bereits am selben Abend wegen des Verdachts auf einen Herzfehler ins Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum (CTK) zu einer Routineuntersuchung gebracht werden, während Mama Wenke in Forst versorgt wurde. Der Verdacht bestätigte sich, woraufhin Linus mit der Diagnose Hypoplastisches Linksherz sofort nach Berlin ins Herzzentrum verlegt wurde. Papa Sigie fuhr ihm mit dem PKW hinterher. Er muss sehr verzweifelt an einer Berliner Kreuzung ausgesehen haben, als er den neben ihm haltenden Fahrer nach dem Weg ins Herzzentrum fragte, denn dieser bot ihm an, vor ihm herzufahren, damit er so Zeit sparen konnte und schneller bei Linus sein konnte. Dort war er Linus die erste Nacht auf der H4 im Elternzimmer nah. Er und Wenke bezogen dann für insgesamt 3 Monate Quartier im Berliner Ronald McDonald Haus, während Tobi unter der Woche in Guben zur Schule ging und seine Familie am Wochenende besuchte. Für diese Möglichkeit, ganz in Familie kostenfrei zusammen sein zu können, war und ist die Familie sehr dankbar. So konnten sie sich ausschließlich um Linus‘ Wohlergehen kümmern. Bereits am 13. März 2005 wurde der kleine Kerl 12 Stunden lang am Herzen operiert. 14 Tage ging es ihm gut. Als ein Pesakabel entfernt wurde, riss es ihm jedoch ein Loch ins Herz und er musste reanimiert werden. Nachdem er von der Beatmungsmaschine gelöst wurde, stellte sich eine Lungenentzündung ein. Hoffen und Bangen schienen der Familie ständige Begleiter zu sein. Doch am 1. Juni 2005 war es endlich soweit – Linus konnte zum ersten Mal nach Hause. Er wurde durch eine Magensonde ernährt und besonders für Wenke begann eine vollkommene Lebensumstellung auf eine 24-stündige Tagesbetreuung ihres »todkranken Kindes«, während Papa Sigie als Montagearbeiter nur alle 14 Tage am Wochenende bei der Familie sein kann. Unterstützung bei der Rund-um-die-Uhr-Betreuung von Linus erhielt Wen-

ke von Tobi, ihrer Schwägerin, sowie von ihrer Mutter. Als Linus nach 6 Wochen wegen eines grippalen Infektes ins CTK eingewiesen werden musste, war Wenke voller Verzweiflung. Ihre Mutter riet ihr, sich im nahegelegenen Ronald McDonald Haus unterbringen zu lassen, damit sie Linus zu jeder Zeit unterstützen konnte. Während des einwöchigen Aufenthaltes schöpfte sie Hoffnung und Kraft für ihren Alltag zu Hause.

Man wächst mit seinen Aufgaben! Im November 2005 wurde Linus im Berliner Herzzentrum mit Erfolg zum 2. Mal operiert und Wenke konnte ihrem Linus 14 Tage im nahegelegenen Berliner Ronald McDonald Haus beistehen. Ende Mai/Anfang Juni 2006 wurde Linus in Graz die Magensonde entfernt und er lernte mühsam selbst zu essen, das Trinken fiel ihm noch schwerer. Als er 3 Wochen danach wegen Rota-Viren erneut ins CTK eingewiesen wurde, trank er während der Fahrt zum Erstaunen seiner Mama instinktiv gleich 2 Flaschen Tee von alleine leer. Während seiner Behandlungen war Wenke gern im Ronald McDonald Haus Cottbus. An der Unterbringung schätzt sie besonders, dass sie ihrem Kind immer nah sein kann und alles aufgrund der vielen Spenden kostenfrei genutzt werden kann. Schön ist auch das gemeinsame Basteln, das eine willkommene und entspannende Abwechslung in schweren Zeiten war. Nachdem Linus im Oktober 2008 zum 3. Mal am Herzen in Berlin operiert wurde, bangte die Familie über 5 Wochen um sein Leben. Als kaum noch Hoffnung bestand, trat Wenke schweren Herzens an sein Bettchen und sagte zu ihm: »Linus, wenn du nicht mehr kannst, schlaf ein!« Noch im selben Augenblick machte Linus zum ersten Mal in seinem kurzen, ereignisreichen Leben dermaßen Rabatz, dass jeder verstand, dass sein Leben jetzt erst richtig beginnen würde! Heute ist Linus ein glücklicher, zufriedener Junge mit sonnigem Gemüt und durch die vielen Kämpfe von Geburt an ein kleiner »Weiser« unter seinen Altersgenossen und Familienmitgliedern. ‹


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