Die Bedeutung der Verklärungsepisode für das lukanische Doppelwerk

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-137Stellvertreter für die Propheten1, aber er kann kaum als Repräsentant für das Zeugnis der prophetischen Schriften gelten, weil er kein Schriftprophet war. „Er ist doch weder der erste noch der letzte noch der größte der Propheten und hat mit der Weissagung des Messias rein gar nichts zu tun. Als Vertreter der Propheten mochte Isaias viel eher geeignet erscheinen“.2 Um das Problem zu klären, wird in der Forschung angenommen, dass vor allem der Maleachi-Text eine Schlüsselrolle in der Erklärung der Erscheinung der beiden alttestamentlichen Gestalten spielt.3 Der Maleachi-Text (3,22-24) ist die einzige Stelle im AT, wo die beiden Gestalten zusammen auftreten und als Vorbote der messianischen Zeit bezeichnet werden. Im masoretischen Text - im Gegenteil zu LXX4 - steht an der ersten Stelle Mose als Repräsentant des Gesetzes und danach wird Elija erwähnt, der als Prophet bezeichnet wird (' ybNh hYl) ). Somit wird eine „kanongeschichtlich bedeutsame Aussage gemacht. Elia steht für den Kanonteil der vorderen und hinteren Propheten, für Geschichtsund eigentlichen Prophetenbücher, für die ,yaybn“.5 Nach der Aussage des hebräischen Maleachi-Textes (3,23) wird Elija eindeutig als Prophet bezeichnet. 3. Repräsentanten der eschatologischen Zeiten Nach einer anderen Auslegung wird den beiden himmlischen Gestalten eine eschatologische Funktion zugewiesen. F. Hahn behauptet, dass das Erscheinen von Mose und Elija auf Jesu endzeitliche Rolle hinweisen soll.6 Nach W. Grundmann kündet Mose den messianischen Propheten und Elija den messianischen Hohenpriester an.7 J. Homerski schreibt, dass die geheimnisvolle Entrückung Elijas (2 Kön 2,11; Sir 48,9-10) und die Verheißung seiner Rückkehr (Mal 3,1.23-24) ihm die eschatologische Funktion gaben.8 H. Bietenhard erklärt: „Indem bei der Verklärung Jesu Mose und Elija erscheinen, kündigt sich 1

Siehe dazu J.S. Croatto, Jesus, 451-465.

2

J. Höller, Verklärung, 69. Eine ähnliche Stellung hat neuerdings M. Öhler, Elia, 122, angenommen. Dazu vgl. auch C.A. Keller, Wer war Elija?, 299, bezeichnet Elija als Vorläufer der großen „Schriftpropheten“. P. Dabeck, Moses und Elijas, 175, schreibt, dass Elija „nicht der passendste Vertreter der Prophetie“ ist, „weil er vom Messias gar nichts geweissagt hat“. M.E. Thrall, Elijah and Moses, 308, fragt: „But in that case, why should Elijah represent the writing prophets?”. Vgl. auch S. Pellegrini, Elija, 317.

3

So z.B. U. Becker, Elia, Mose und Jesus, 9. Dagegen ist M. Öhler, Elia, 126f.

4

Eine andere Reihenfolge wird in LXX gewählt. Dort steht an der ersten Stelle Elija (Ml 3, 22) und erst dann wird Mose erwähnt (Ml 3, 24) - dieser Reihenfolge begegnet man in der markinischen Verklärungsgeschichte (Mk 9, 4).

5

U. Becker, Elia, Mose und Jesus, 9.

6

F. Hahn, Christologische Hoheitstitel, 336. Siehe dazu auch A. Standhartinger, Jesus, Elija und Mose, 68f.

7

W. Grundmann, Markus, 183.

8

J. Homerski, Eliasz, EK IV, 885-886. J. Teodorowicz, Herold Chrystusa, 249, schreibt, dass in der Überzeugung der Jünger Elija die messianische Epoche ankündigt. Vgl. auch J.S. Croatto, Jesus, 454.


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