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DER MITTELSTAND.â5 | 2020
Smart Services: mehr Umsatz, weniger Kosten Produkt-Service-Systeme (PSS) wurden in den letzten Jahren in diversen Branchen entwickelt. Neben den etablierten Smart-MobilityAngeboten im Business-to-Customer (B2C)Bereich ergeben sich vielseitige Potenziale fĂŒr Industrielle-Produkt-Service-Systeme (IPSÂČ) im Business-to-Business (B2B)-Bereich.
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erade in der Industrie lassen sich durch IPSÂČ, auch hybride LeistungsbĂŒndel genannt, Ressourcen entlang des gesamten Produktlebenszyklus einsparen. Sie ermöglichen unter anderem die Entwicklung von der linearen hin zur zirkulĂ€ren und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft. Zudem sind IPSÂČ ein wesentlicher Treiber, um die industrielle Digitalisierung bis zur Industrie 4.0 maĂgeblich zu gestalten. Die mit der digitalen Transformation einhergehende Vernetzung und Interaktion digitaler Systeme ermöglichen eine weitere Form der PSS, sogenannte Smart Services (Intelligente Dienstleistungen). Durch diese können PSS um die vernetzte, daten- und plattformbasierte, intelligente Wertschöpfung und Wertschöpfungsnetzwerke erweitert werden. Smart Services ermöglichen somit die Aufbereitung, Analyse und Interpretation der im Lebenszyklus entstehenden Daten und weiteren Informationen, um daraus höherwertige Informationen zu generieren. Aus den daraus gewonnenen Informationen können innovative und auf den Kunden zugeschnittene GeschĂ€ftsmodelle und Angebote entwickelt werden.
Digitalisierung macht intelligente Produkte und Dienstleistungen erst möglich Die Grundlage hierfĂŒr bildet das Internet of Things (IoT, dt.: Internet der Dinge). Es verbindet physische Objekte mit dem Internet oder anderen virtuellen Inhalten â von Smartphones oder Computern ĂŒber HaushaltsgerĂ€te, aber auch Industrieanlagen (Industrie 4.0), medizinische Apparate, Fahrzeuge (Smart Mobility) bis hin zu StĂ€dten (Smart Cities). Die Analyse und Auswertung der entstehenden Systemdaten erfolgt durch KĂŒnstliche Intelligenz (KI) unter Nutzung von Big Data oder Cloud Computing. Smart Services sind eng mit dem Internet of Things verbunden â und das mit wachsender Bedeutung. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass die Anzahl der an das IoT angeschlossenen GerĂ€te bis 2024 von derzeit 35 Milliarden auf 83 Milliarden ansteigen wird. Der Industrie wird dabei das gröĂte Wachs-
tum prognostiziert. Die Integration des IoT ermöglicht vielfĂ€ltige ökonomische und ökologische Synergien, die zu Umsatzsteigerungen und gleichzeitiger Kostensenkung, Steigerung der ProduktivitĂ€t und Arbeitseffizienz sowie Verbesserung der Ressourcennutzung fĂŒhren können. Intelligente Produkt-Service-Lösungen erlauben es, RĂŒckschlĂŒsse auf MaschinenzuverlĂ€ssigkeit, Lebensdauer, Verbrauch und Nutzungsmuster zu ziehen. Mit diesen Daten können Unternehmen ihre GeschĂ€ftsmodelle besser auf ihre Zielgruppen anpassen, erweitern und wertvolle Synergieeffekte, wie Ressourceneffizienzpotenziale, nutzen. Diese individualisierten Angebote sind gerade fĂŒr B2B-Kunden von hohem Wert, da sie die Potenziale der unterschiedlichen Wertschöpfungsstrukturen und GeschĂ€ftsmodelle ausschöpfen.
Neue Rahmenbedingungen Im europĂ€ischen Wirtschaftsraum können sich Unternehmen die VorzĂŒge des Binnenmarkts zunutze machen und durch die Etablierung kundenindividueller, datenbasierter und ressourcenschonender PSS verstĂ€rkt im globalen Wettbewerb durchsetzen. Durch einheitliche EU-Bestimmungen können auch lĂ€nderĂŒbergreifend Daten erhoben und zurĂŒckverfolgt werden sowie in Entwicklungs- und Verbesserungsprozesse einflieĂen. Zudem können EU-weit Liefer- und RĂŒckfĂŒhrungsstrukturen sowie Servicenetzwerke eingerichtet wer-