SERVICE 87
DER MITTELSTAND.â5 | 2020
Ist Intervallfasten wirklich sinnvoll? Dr. Eckart von Hirschhausen hat es getan, Bas Kaast empfiehlt es in seinem Bestseller âDer ErnĂ€hrungskompassâ: das Intervallfasten. Alles bloĂ ein Hype oder wissenschaftlich fundiert?
F
asten bedeutet lang andauernde Fettverbrennung (bis zu 16 Stunden). Hierzu muss der Insulinspiegel niedrig gehalten werden, damit der Körper eigene Fettreserven aufschlieĂen und die darin enthaltenen Giftstoffe ausscheiden kann. Dies kann man zwar durch Auslassen des FrĂŒhstĂŒcks â eine beliebte Form des Intervallfastens â erreichen, jedoch erzielt man damit gravierende Nachteile.
Erhöhtes Diabetesrisiko Ăbergewichtige verlassen hĂ€ufig ohne FrĂŒhstĂŒck das Haus, um dann ab Mittag bis zum Zubettgehen mehr zu essen, als gut ist. Dabei sollten in den verbleibenden acht Stunden nach der 16-stĂŒndigen Fastenphase lediglich zwei Low-Carb-Mahlzeiten durchgefĂŒhrt werden. Eine Studie aus dem Jahr 2018 mit 150 ĂŒbergewichtigen Teilnehmern zeigt, dass das Intervallfasten im Vergleich zu einer normalen ReduktionsdiĂ€t mit um 20 Prozent verringerter Kalorienaufnahme keine wesentlichen Vorteile hinsichtlich des Gewichtsverlustes hat. Eine Auswertung mehrerer Studien hat sogar ergeben, dass ein Verzicht auf das FrĂŒhstĂŒck mit einem erhöhten Risiko fĂŒr Typ-2-Diabetes einhergeht. Demnach stieg das Diabetesrisiko mit der Anzahl der Tage, an denen nicht gefrĂŒhstĂŒckt wurde.
Fotos: © Kirchheim_Christine Haas; © Victoria Litvinova von www.stock.adobe.com
EiweiĂfrĂŒhstĂŒck schĂŒtzt Ein eiweiĂreiches FrĂŒhstĂŒck schĂŒtzt dagegen vor einer Gewichtszunahme. Es reduziert das HungergefĂŒhl und damit die tĂ€gliche Kalorienaufnahme deutlich. Dieser positive Effekt wird durch den sogenannten EiweiĂhunger erklĂ€rt: Man geht davon aus, dass unser Körper einen âMessfĂŒhler fĂŒr EiweiĂâ hat und wir so lange essen, bis eine gewisse Mindestmenge an EiweiĂ zugefĂŒhrt worden ist. Startet man nun eiweiĂreich in den Tag, wird dieser EiweiĂhunger frĂŒh gestillt, und man nimmt, ohne es zu merken, weniger Kalorien zu sich. Verzichtet man jedoch auf das FrĂŒhstĂŒck, so fĂŒhrt der ungestillte EiweiĂhunger dazu, dass man bei den darauffolgenden Mahlzeiten mehr und leider oft zu viel isst. Zudem besteht die Gefahr, dass ein EiweiĂmangel entsteht und folglich Muskeln abgebaut werden.
Modifiziertes Intervallfasten Mit dem modifizierten Intervallfasten schlĂ€gt man nun zwei Fliegen mit einer Klappe: Möglichst wenig Kohlenhydrate und möglichst viel hochwertiges EiweiĂ zum FrĂŒhstĂŒck erhöhen den Insulinspiegel nicht und ermöglichen so eine Fettverbrennung bis zu 16 Stunden. Zudem wird der EiweiĂhunger schon frĂŒh gestillt. Man ist also lange satt und nimmt automatisch bei den darauffolgenden Mahlzeiten weniger Kalorien zu sich. So bleibt man nach einer Gewichtsreduktion auf Dauer schlank und vermeidet eine schleichende Gewichtszunahme, etwa nach Nikotinverzicht, im Alter, wĂ€hrend der Wechseljahre oder durch
Medikamente. Bei vielen Menschen genĂŒgt es, von Montag bis Freitag dieses modifizierte Intervallfasten durchzufĂŒhren. Am Wochenende kann man dann ein ausgiebiges FrĂŒhstĂŒck genieĂen. Gut zu wissen nâ Fasten bedeutet nicht, nichts zu essen nâ Intervallfasten â etwa FrĂŒhstĂŒcksverzicht â birgt ein Diabetesrisiko nâ Ein eiweiĂreiches FrĂŒhstĂŒck beugt Hunger vor und hilft so bei der Kalorienreduktion Dr. med. Hardy Walle Vorstand und GrĂŒnder der Bodymed AG Facharzt fĂŒr Innere Medizin, ErnĂ€hrungsmediziner BVMW-Mitglied www.dr-walle.de