82 SERVICE
DER MITTELSTAND.â5 | 2020
FĂŒhrungswechsel in CoronaZeiten? Gerade jetzt! Auch wenn Familienunternehmen ihre HandlungsfĂ€higkeit in der Pandemie-Zeit erneut mit Bravour unter Beweis stellen, hat ihre schwierigste Herausforderung nicht an Relevanz verloren: die Unternehmensnachfolge.
1. Den Unternehmergeist nutzen Kurze Entscheidungswege, Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften: Die Coronakrise hat gezeigt, was Unternehmertum von bloĂem Management unterscheidet. Familienunternehmen âat their bestâ: Schon heute erkennen, welches Problem es morgen zu lösen gilt. 2. Das aufgebaute Vertrauenspotenzial nutzen Schon vor dem Ausbruch von Corona galt: Wer bereit ist, mit Eigentum und Reputation zu haften, baut GlaubwĂŒrdigkeit und Vertrauen auf. In einer Krise zahlt sich dieses Vertrauen besonders aus. Dieses groĂe Vertrauenspolster der Kunden vereinfacht den Prozess, Neues in die Wege zu leiten. 3. Das Momentum des Ausprobierens nutzen Eine Krise ist die Zeit fĂŒr Neuausrichtung und DiversitĂ€t. Denn anders als in stabilen Zeiten reichen etablierte Standards in Krisenzeiten oft nicht mehr zur Lösungsfindung aus. Gerade jetzt kann ein generationsĂŒbergreifender Ansatz die Antwort auf neue Herausforderungen bringen. 4. Die gemeinsame Krisenerfahrung nutzen Das Krisenmanagement als kalter Sprung ins Wasser: Durch Corona vergröĂert sich unausgesprochen der Handlungs- und Verantwortungsraum der sogenannten NextGen, der nĂ€chsten Generation, in vielen Familienunternehmen. Eine BewĂ€hrungsprobe fĂŒr die Nachfolger, die als gute Vorbereitung fĂŒr die Unternehmensnachfolge geeignet ist.
5. Was spricht dagegen? Was spricht dagegen, die NextGen zur Lösung der Krise in die erste FĂŒhrungsreihe zu heben und die Unternehmensnachfolge jetzt umzusetzen? Auf den ersten Blick die geringere Erfahrung der NextGen. Doch die Auswirkungen der Pandemie sind so gravierend, dass sie allein mit jahrelanger Erfahrung nicht zu lösen sind. Es braucht auch neue Impulse fĂŒr die Zukunft.
Klassische Stolpersteine der Nachfolge bleiben Auch wenn der Zeitpunkt gut ist, um die groĂe Aufgabe der eigenen Unternehmensnachfolge anzugehen, lösen sich hierdurch die typischen Stolpersteine des Generationswechsels nicht automatisch auf. Dazu gehören: nâ Steueroptimierung als Hauptmotiv fĂŒr Nachfolgeregelungen nâ Den richtigen Zeitpunkt fĂŒr den Generationswechsel verpassen nâ Unternehmensnachfolge allein auf operativer Ebene regeln nâ Fehlende Rollentrennung zwischen Familie und Unternehmen nâ Mitarbeiterbelange ĂŒbergehen Eine Unternehmensnachfolge ist am Ende nur dann erfolgreich, wenn jedes Mitglied einer Unternehmerfamilie seinen Platz sowohl im unternehmerischen als auch im familiĂ€ren Umfeld gefunden hat. So bleibt der Familienfrieden gewahrt, und das Unternehmen kann sicher in die Zukunft gefĂŒhrt werden. Carola Jungwirth RechtsanwĂ€ltin und Nachfolgeberaterin Mitglied im BVMW Expertenkreis Nachfolge www.jungwirth-nachfolgeberatung.de
Foto: © D. Möllenhoff; adobe stock, EtiAmmos
E
s mag ĂŒberraschend klingen, dass gegenwĂ€rtig ein besonders guter Zeitpunkt fĂŒr die Umsetzung des Generationswechsels ist. Doch die Corona-Zeit liefert fĂŒnf gute GrĂŒnde, die Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen genau jetzt anzugehen: