DER Mittelstand. Ausgabe 04/2018

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4/2018 | August / September 2018 | 4,90 Euro

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Energie

: g n u n n a p s h c Ho e i g r e n E a m e Th

Standortfaktor Strompreis S. 24

Win-win-Strategie fĂźr Unternehmen und Studierende S. 46

Arbeitszeitgesetz flexibilisieren – aber wie? S. 66


IHR ANSCHLUSS AN DIE ZUKUNFT. FÜHREN SIE IHR UNTERNEHMEN ERFOLGREICH IN DAS DIGITALE ZEITALTER. JETZT MIT DEM ANSCHLUSS DER MÖGLICHKEITEN. Digitalisierung. Einfach. Machen. Mehr Sicherheit Mehr Bandbreite/Schnelligkeit Mehr Service Mehr Mobile Mehr auf telekom.de/digitale-zukunft


3

Die Datensteuer ist eine Anti-Wohlstandssteuer

In Deutschland geht ein ökonomisches Märchen

es bei dem Austausch von Daten zwischen Kon-

um: Nur wenn wir eine Datensteuer einführen,

sumenten und beispielsweise Google um einen

können wir ein gerechtes Land sein. Bundes-

umsatzsteuerrechtlich relevanten Vorgang han-

kanzlerin Angela Merkel erkennt in der „Beprei-

delt. Man muss kein Hellseher sein, um zu ahnen,

sung von Daten“ das „zentrale Gerechtigkeits-

dass der Staat sich auf Dauer diese neue Steuer-

problem der Zukunft“. Das Problem mit Märchen

quelle nicht entgehen lässt. Noch gibt es aber

ist: Es wird schwierig, wenn man sie in die Reali-

keine Antwort auf die entscheidende Frage, was

tät überträgt.

die persönlichen Daten, die jemand Amazon oder Google überlässt, wert sind. Nicht wenige Ex-

In Wirklichkeit droht in Deutschland ein staat-

perten bezweifeln, dass deren Wert überhaupt

licher Zangenangriff auf die zukunftsträchtige

konkret, nachprüfbar und zur Not gerichtsfest

Digitalwirtschaft. Bereits Realität ist die neue

ermittelt werden kann. Denn: Ihren enormen

Datenschutzgrundverordnung, deren erklärtes

Wert erhalten die Daten erst in der Masse und

Ziel es ist, das Datenaufkommen zu minimie-

aufbereitet durch die Algorithmen der Konzer-

ren. Gleichzeitig grübeln EU-Kommission und

ne. Doch sollte sich die Annahme durchsetzen,

deutsche Finanzministerien darüber, wie sie

der Tausch Daten gegen Dienstleistungen unter-

Daten-Konzerne oder Daten künftig besteuern

liege der geltenden Umsatzsteuer, hätte dies

könnten. In Kombination wird beides der Ent-

weitreichende Folgen. Dann würden Transaktio-

digitalisierung massiven Vorschub leisten. Eine

nen auch in der Vergangenheit steuerpflichtig,

Datensteuer wäre eine Anti-Wohlstandssteuer

da es sich um die Anwendung der bestehenden

für Deutschland und die gesamte EU. Vorgeblich

Umsatzsteuer und nicht um eine neue Steuer mit

geht es ja darum, die Internet-Giganten Google

Stichtag handeln würde. Für die wenigen erfolg-

und Co. endlich gerecht zu besteuern. Doch gut

reichen deutschen Player der Plattformökono-

gemeint ist häufig das Gegenteil von gut gemacht.

mie ginge es hier schnell um Millionenbeträge

Zum einen profitieren die Silicon-Valley-Konzer-

und damit um die Existenz.

ne davon, dass sich die EU-Staaten einen harten Steuerwettbewerb gegeneinander leisten. Hin-

Deshalb kann ich nur an die Politik appellieren,

zu kommen die niedrigeren Unternehmenssteu-

der digitalen Wirtschaft nicht jetzt regulato-

ern in den USA. Weder eine Digital- noch eine

risch und steuerlich die Luft abzudrücken. Mit

Datensteuer eignen sich als Ersatzvornahme für

dem Thema Digital- und Datensteuer sollte

eine als zu gering empfundene Gewinnsteuer der

man in Berlin und Brüssel warten, bis die OECD

Internetkonzerne. Die Daten-Giganten aus den

2020 ihr Konzept vorlegt, das sie im Auftrag der

USA dürften aufgrund ihrer monopolähnlichen

G20-Finanzminister erarbeitet. Dieses hoch-

Marktposition keine Probleme haben, zusätzli-

komplexe Thema kann man weder national noch

che Steuerkosten auf ihre Kunden abzuwälzen.

europäisch, sondern nur global wirksam lösen.

Foto: © Silke Borek

Für einheimische IT-Unternehmen gilt das aber keinesfalls. Hier droht die deutsche Industrie 4.0 fiskalisch unter die Räder zu kommen. Leider verbeißt man sich in einigen Länderfinanzministerien derzeit in den Gedanken, dass

Prof. Dr. h.  c. Mario Ohoven

4|18  DER Mittelstand. | Editorial

Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „DER Mittelstand.“


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IN DIESER AUSGABE POLITIK

Iran-Sanktionen: US-Entscheid trifft europäische Firmen

POLITIK

SCHWERPUNKT

Mittelstand: Innovationstreiber der Energiewende

24

Standortfaktor Strompreis

26

Mittelstand: Innovationstreiber

6 Deutschland-News 8

11

44

Windräder 4.0

46

Win-win-Strategie für

Mittelstandspräsident im Dialog

29

Eichrecht bremst E-Mobilität aus

48

BVMW fördert Mittelstand in

30

Mittelstand unterstützt

Elektromobilität

bieterwechsel kann sich lohnen

31

Energie in Zahlen

32

Energetisches Bauen

14 Europa-News

34

Energieeffizienz im Mittelstand

16

36

Kontrapunkt in NRW Erfolg durch Export –

und Wohnen

Grenzüberschreitender Mittelstand

37

„KMU in Ägypten ebenso

SCHWERPUNKT 23

Mittelstand und Energie

39

im Steuerrecht

BUNDESWIRTSCHAFTSSENAT

EU fördert energieeffizientes 51

Mann mit Durchblick

Kürzung der kostenlosen

55

Online elektrisiert

Belastungen für KMU 38

Steuern auf den Punkt:

Bauen Emissionszertifikate – neue

wichtig wie in Deutschland“ Chancen in Westafrika

Unternehmen und Studierende

nachhaltigen Wachstumspfad

Online-Gründerportal setzt

20

leichter als gedacht

Stromkosten sparen – ein An-

Ohoven – Lehrstuhl Mittelstand

18

40 Energiesparen:

der Energiewende

Russland – Ehrung von Mario 12

Bundeswirtschaftssenat: Im Dialog mit Spitzenunternehmern

28

Iran-Sanktionen: US-Entscheid trifft europäische Firmen

10

BWS

SERVICE

Energiescout im Förderdschungel

60 News

Der Staat verdient

62

zu viel am Stromkonsum

4|18  DER Mittelstand. | Inhalt

Cyber-Attacken werden immer raffinierter und gefährlicher


5

UNTERNEHMERSERVICE

Arbeitszeitgesetz flexibilisieren – aber wie?

63

Cybersecurity – so holen

BVMW

Wie Manager von Pferden lernen

76

Unternehmen ihre Mitarbeiter 64 65 66

Wann Manager-Entschei-

94

So geht Zukunft kinderleicht

95

Gipfeltreffen des Jungen

77

Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

Vom Ende des Jugendwahns

78

Erde 5.0 – Zukunftschance

BVMW fördert neues

80 Buchtipps

Arbeitszeitgesetz flexibilisieren

82 BVMW-Veranstaltungskalender

BVMW

70

Mittelstandsallianz trifft GRÜNEN-Bundesvorsitzende

97 Impressum

KULTUR 98

BVMW fördert Gründertum 69

Mittelstands 96

Digitalisierung

Ausbildungszentrum in Indien

Innovativ statt insolvent:

„Wer das Risiko scheut, steht still“

dungen strafbar sind

ins Boot

– aber wie? 68

KULTUR

„Wer das Risiko scheut, steht still“

Sechs Tipps für die

84 News

100 Hexe auf dem Eis

Mitarbeitersuche im

86

102 Männer, kauft Unterhosen!

digitalen Zeitalter

87

Kurzer Blick und

Recycling aus Leidenschaft Geländevermessung für die Welt von morgen

lange Wirkung

88

Erfolgsmethode Theater

71

Live-Entertainment und

90

Mit Klärschlamm zum Erfolg

stilvolle Gastronomie

91

Wenn Meetings grün werden

72

Management für Mittelständler

92

Wie Manager von

73

Kleine Helfer

74

Wie Personas Ihr Marketing effektiver machen

Pferden lernen 93

BVMW und Bundeswehr – starker Schulterschluss

4|18  DER Mittelstand. | Inhalt

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Deutschland-News BVMW-Forderungen an die Rentenkommission

Grundsteuer verfassungswidrig Die Grundsteuer ist verfassungswidrig.

„Die Rente ist sicher“ – dieses Versprechen gilt schon lange

Das Bundesverfassungsgericht begrün-

nicht mehr. Um einen verlässlichen Generationenvertrag zu

dete sein Urteil vom 10. April 2018 mit

schaffen, wurde durch den Koalitionsvertrag die Gründung

den veralteten Einheitswerten von 1935

einer Rentenkommission beschlossen. Diese soll bis 2019

und 1964. Eine Neuregelung muss bis

Wege zu einer nachhaltigen Sicherung und Fortentwicklung

Ende 2019 beschlossen sein und soll den

der Altersvorsorge ab dem Jahr 2025 entwickeln und der Bun-

Kommunen Einnahmen von 14 Milliarden Euro jährlich sichern.

desregierung vorlegen. Auch der BVMW wurde durch Arbeits-

Für die gesamte Umsetzung bleiben lediglich fünf Jahre. Je nach

minister Hubertus Heil dazu aufgefordert, seine Expertise

Modell kann die Neugestaltung aber bis zu zehn Jahre dauern,

einzubringen. In seinem Positionspapier fordert der BVMW

was eine grundsteuerfreie Zeit nach sich zöge. Der BVMW

maximale Wahlfreiheit bei der Altersvorsorge für Selbststän-

schlägt deshalb gemeinsam mit dem Eigenheimerverband,

dige, ein flexibles Renteneintrittsalter, ein Online-Rentenkonto

Partnerverband der Mittelstandsallianz, Maßnahmen vor, wie

und die Haftungsbegrenzung für Arbeitgeber in der betriebli-

die Neuregelung deutlich unbürokratischer und schneller um-

chen Altersvorsorge.

Fahrverbote in Hand der Kommunen Das Bundesverwaltungsgericht hat mit seinem Urteil vom 28. Februar 2018 den Weg für kommunale Fahrverbote geebnet. Hamburg hat bereits Ende Mai die ersten streckenbezogenen Fahrverbote eingeführt. Die Einführung weiterer Fahrverbote ist zu erwarten. Die Ausgestaltung der einzelnen Fahrverbote sowie möglicher Ausnahmen für die mittelständische Wirtschaft obliegt den betroffenen Kommunen. Von den Fahrverboten sind alle Dieselfahrzeuge bis Euro-4-Norm betroffen. Fahrzeuge mit der Euro-5-Norm können bei Fahrverboten auf einzelnen Strecken schon heute betroffen sein, ansonsten gilt noch eine Schonfrist bis zum 1. September 2019.

Kohlekommission eingesetzt Die Bundesregierung hat die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ eingesetzt. Zu den klimapolitischen Zielen der Kommission gehört die Festlegung eines Ausstiegsdatums für die Kohleverstromung sowie die Erarbeitung von Maßnahmen zur Verwirklichung des Klimaziels 2030. Zudem soll die Kommission Maßnahmen vorschlagen, um den durch den Kohleausstieg

verursachten

Strukturwan-

del abzumildern. Die Ergebnisse sollen bis Ende des Jahres feststehen und bilden die Grundlage für ein verbindliches Klimaschutzgesetz in 2019.

4|18  DER Mittelstand. | Politik

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gesetzt werden kann.


7

Reform des EU-Urheberrechts offen

Baukindergeld wird eingeführt

Das Europäische Parlament hat Plänen zur Reform des EU-Ur-

die Einführung und die Rahmen-

heberrechts Anfang Juli vorerst eine Absage erteilt. Die Ab-

bedingungen des Baukindergeldes

geordneten stimmten in Straßburg dagegen, dass die Ver-

geeinigt. Die Förderung des Erst-

handlungen über die aktuelle Gesetzesfassung in die nächste

erwerbs von Neubau und Bestand

Runde gehen. Stattdessen will sich das Parlament voraussicht-

durch das Baukindergeld wird auf

lich im September noch einmal mit dem Entwurf befassen und

den Zeitraum vom 1. Januar 2018 bis zum 31. Dezember 2020

Änderungen beschließen. Vor allem ein europaweit neu ein-

begrenzt. Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, wird die Höhe

zuführendes Leistungsschutzrecht für Presseverlage und der

des Baukindergeldes 1.200 Euro je Kind und Jahr betragen und

befürchtete Zwang zu Uploadfiltern hatten im Vorfeld die Dis-

für einen Zeitraum von zehn Jahren gewährt.

Die Große Koalition hat sich auf

https://bvmw.info/baukindergeld

kussion um das Urheberrecht bestimmt.

Unternehmen für biologische Vielfalt Nachhaltigkeit und biologische

BVMW engagiert bei Bürokratieentlastungsgesetz III

Foto o.: © Butch – www.fotolia.com; Foto u.: © fotomek – www.fotolia.com

Vielfalt sind gerade auch für die regional verwurzelten mit-

Die Bundesregierung plant derzeit ein Bürokratieentlastungs-

telständischen

Unternehmen

gesetz III, um Unternehmen und dabei insbesondere Kleinst-

wichtige Themen. Die Erhaltung

betriebe von überbordenden Berichtspflichten zu entlasten.

der biologischen Diversität kann

So sollen beispielsweise Statistikpflichten weiter verringert,

jedoch nur gelingen, wenn sich

Grenz- und Schwellenwerte in verschiedenen Rechtsberei-

alle Akteure beteiligen. Viele

chen vereinheitlicht, die Harmonisierung von handels- und

kleine und mittlere Unterneh-

steuerrechtlichen Vorschriften geprüft und zeitnahe Be-

men setzen sich bereits aktiv für

triebsprüfungen durch die Finanzbehörden erreicht werden.

den Umwelt- und Naturschutz

Der Abbau der Bürokratie belegt in Umfragen des BVMW re-

ein – von der Begrünung be-

gelmäßig den Spitzenplatz bei den wirtschaftspolitisch drin-

triebseigener Dächer bis hin zu einer umweltfreundlichen Pro-

gendsten Aufgaben. Deshalb bringt der BVMW die Anliegen

duktion. Der BVMW ist seit März Unterstützer der vom Bun-

des Mittelstands erneut konstruktiv in den aktuellen Gesetz-

desumweltministerium initiierten Plattform „Unternehmen

gebungsprozess ein. Senden Sie uns Ihre Praxisbeispiele für

Biologische Vielfalt 2020“.

bürokratische Hürden unter politik@bvmw.de.

Der BVMW. Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen. Chancengeber für den Mittelstand. Der BVMW stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands! National und internatio­nal vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.

Der BVMW • repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz mehr als 650.000 Unternehmen aller Branchen, die über 11 Millionen Mit­arbeiter beschäftigen • ist mit 300 Geschäfts­stellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 800.000 Unternehmerkontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstands­verbände (European Entrepreneurs).

4|18  DER Mittelstand. | Politik


8

Iran-Sanktionen: US-Entscheid trifft europäische Firmen Der Versuch der USA, den Iran wirtschaftlich in die Knie zu zwingen, trifft in erster Linie Europa. Denn die Hauptbetroffenen vom US-Handelsverbot gegenüber dem Iran sind europäische Firmen. Doch das wollen die Europäer nicht kampflos hinnehmen. Sie bieten dem US-Präsidenten die Stirn, um die im Iran tätigen Unternehmen zu schützen. Am 8. Mai haben die USA den Ausstieg aus dem

3,4 Milliarden Euro nur rund zwei Prozent davon

Atomabkommen mit dem Iran bekanntgegeben.

im Jahr 2017 zusammen.

Die Begründung: der Iran arbeite unvermindert an seinem Atomwaffenprogramm. Alle früheren

Die EU-Kommission will indes den Beschluss der

US-Sanktionen, die Anfang 2016 im Rahmen die-

USA nicht ohne Weiteres akzeptieren. Um das Nu-

ses Abkommens endeten, sollen nach und nach

klearabkommen aus dem Jahr 2015 zu retten und

wieder in Kraft treten. Ziel der Regierung von Prä-

europäische Unternehmen zu schützen, wurden

sident Trump ist es, den Iran durch Wirtschafts-

auf dem Gipfeltreffen in Sofia Abwehrmaßnah-

sanktionen so zu schwächen, dass das Land bereit

men beschlossen. Wie schon bei den von den USA

ist, einer Neuverhandlung des Atomabkommens

verhängten Schutzzöllen auf Stahl und Aluminium

zuzustimmen.

sieht sich die EU gezwungen, mit Vergeltungsmaßnahmen zu reagieren. Kommissionspräsident

Das allerdings kann kaum als Zufall bezeichnet

Juncker betonte, solange sich die iranische Regie-

werden: Mit den Sanktionen üben die USA auch

rung an ihre Verpflichtungen halte, solange werde

Druck auf andere Staaten und Unternehmen in

sich die EU an die vereinbarte Normalisierung der

aller Welt aus, damit diese ebenfalls ihre Wirt-

Wirtschaftsbeziehungen halten – eine klare Ge-

schaftsbeziehungen mit dem Iran einfrieren. So

genposition zu den USA.

stellen die USA andere Staaten und Unternehmen vor die Wahl, entweder mit dem Mullah-Regime

Konkret wurde seitens der EU das „Blockadesta-

in Teheran oder mit den Vereinigten Staaten Ge-

tut“ aktiviert. Es verbietet Unternehmen aus der

schäfte zu machen. Die Vermutung ist nicht unbe-

EU, sich an die US-Sanktionen gegen Iran zu hal-

gründet, dass die wenigsten sich gegen die größte

ten und räumt ihnen für den Fall, dass sie durch die

und konsumfreudigste Volkswirtschaft der Welt

Sanktionen Schaden erleiden, die Möglichkeit ein,

entscheiden dürften. So betrug etwa das Han-

Entschädigung vom Verursacher zu verlangen. Zu-

delsvolumen (Exporte und Importe zusammen)

dem werden Urteile ausländischer Gerichte, die

Deutschlands mit den USA rund 173 Milliarden

zur Durchsetzung der US-Sanktionen verhängt

Euro. Mit dem Iran kamen mit gerade einmal

werden, in der EU nicht anerkannt. Diese Rechts-

Die USA haben den Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran bekanntgegeben Alle früheren US-Sanktionen sollen daher wieder in Kraft treten Mit den Sanktionen üben die USA auch Druck auf andere Staaten und Unternehmen in aller Welt aus Die EU akzeptiert den Beschluss von Präsident Trump nicht

4|18  DER Mittelstand. | Politik


9

„„ vorschrift soll noch in Kraft treten, bevor die ersten US-Sanktionen wirksam werden. Ab dem 4. November 2018 soll das amerikanische Sank-

Foto o.: © BornaMir – www.istockphoto.com; Autor: © Philipp Wehrend

tionsregime gegenüber dem Iran wieder voll grei-

Wenn die USA Wirtschaftssanktionen verhängen, ist dies ihre wirksamste Waffe außerhalb der USA.

fen. Dennoch haben die Amerikaner mit dem

men. Das Geschäft mit dem Iran wird weiterhin

US-Dollar ein starkes Druckmittel. Ohne die Welt-

auch durch staatliche Bürgschaften abgesichert.

leitwährung ist derzeit der internationale Handel

Hermes-Exportkreditgarantien

kaum möglich. An rund 88 Prozent aller globalen

tionsgarantien der Bundesregierung stehen Unter-

Devisentransaktionen ist der „Greenback“ betei-

nehmen weiter zur Verfügung. Ferner hat das Bun-

ligt. Wenn die USA Wirtschaftssanktionen verhän-

deswirtschaftsministerium eine „Kontaktstelle

gen, ist dies ihre wirksamste Waffe außerhalb der

Iran“ für deutsche Unternehmen eingerichtet. Die

USA. Unternehmen können so von den Finanzie-

Kontaktstelle soll vor allem kleinere und mittlere

rungsströmen in US-Dollar ausgeschlossen wer-

Unternehmen erreichen und ist ab sofort geschal-

den. Der Rohstoffsektor und die Finanzbranche

tet. Das Bundesausfuhramt BAFA bietet zudem

würden hiervon massiv getroffen werden.

eine Hotline für Fragen zum Iran-Embargo an. In-

sowie

Investi-

formationen finden Sie auch auf der BMWi-WebIn einem Brief an US-Außenminister Pompeo und

seite mit Hinweisen auf weiterführende Informa-

US-Finanzminister Mnuchin haben europäische

tionen des BAFA und der German Trade and Invest

Minister – darunter auch Bundesfinanzminister

GTAI. Rechtsauskünfte dürfen nicht erteilt wer-

Scholz, Bundesaußenminister Maas und Bundes-

den. Hierzu müssen spezialisierte Anwaltskanzlei-

wirtschaftsminister Altmaier – eine konkrete

en konsultiert werden.

Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt hans-juergen.voelz@ bvmw.de

Ausnahme für europäische Unternehmen von den US-Sanktionen gegen den Iran gefordert. Seitens der USA blieb die Haltung der Trump Administration unverändert hart: keine Ausnahmen

Kleine und mittlere Unternehmen können sich an die Kontaktstelle im BMWi wenden unter der E-Mail-Adresse: Kontaktstelle-Iran@bmwi.bund.de

für niemand!

Bei güterbezogenen Fragen zum Iran-Embargo rufen Sie das BAFA an

Deutschland übt sich indessen in Schadensbegren-

Kontakt GTAI: 0228. 24 993 234

zung für die im Iran-Geschäft tätigen Unterneh-

BVMW: Dr. Hans-Jürgen Völz

unter: 06196. 908-1870

4|18  DER Mittelstand. | Politik


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Mittelstandspräsident im Dialog Als gefragter Keynote-Speaker, mit der Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen und in Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven im In- und Ausland Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Hier eine kleine Auswahl hochrangiger Treffen: Außergewöhnliche Ehrung

Initiative Re-Imagine Europe

Für

außerordent-

Der ehemalige franzö-

lichen Verdienste um die

seine

sische Präsident Valéry

wirtschaftlichen und poli-

Giscard d’Estaing emp-

tischen Beziehungen zur

fing Prof. Dr. h. c. Mario … mit Valéry Giscard d’Estaing, ehemaliger Präsident Frankreichs …

Republik Estland wurde Prof. Dr. h. c. Mario Oho-

Ohoven zu einem Dinner im exklusiven Kreis in Pa-

ven die hohe estnische

ris. Im Fokus des Treffens stand die Initiative „Re-Imagine Eu-

Auszeichnung, der Orden

rope“, die von Valéry Giscard d’Estaing gemeinsam mit EU-Par-

des Marienland-Kreuzes,

lamentspräsident Antonio Tajani und Mario Ohoven in Brüssel

verliehen. Übergeben wurde der Orden durch die Präsidentin der Republik

Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven mit Kersti Kaljulaid, Präsidentin der Republik Estland …

Estland Kersti Kaljulaid in Düsseldorf.

gegründet wurde. Die Initiative, der profilierte europäische Politiker wie die früheren Premierminister Wim Kok (NL) und Enrico Letta (I) angehören, verfolgt das Ziel, Europas Position als globale Wirtschaftsmacht im 21. Jahrhundert zu stärken.

International in Berlin Als Keynote-Speaker war Mario Ohoven zu Gast bei den 23. Internationalen Begegnungen in Berlin. Die traditionsreiche Veranstaltung wird bereits seit tausch mit hochrangigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unterstrich Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven die Bedeutung des Mittelstands und des BVMW im internationalen Umfeld. Zu den Gesprächspartnern zählten unter anderem die Duma-Abgeordneten und Vorsitzenden des Haushaltsausschusses in Russland, Andrey Makarov und Leonid Simanovskiy.

… und mit den Duma-Abgeordneten Andrey Makarov und Leonid Simanovskiy (v. li.).

Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 05.06. Keynote auf dem Event „Digital East“ in Berlin 06.06. Veranstaltung Biodiversität in der BVMW-Bundeszentrale 12.06. Empfang in der russischen Botschaft in Berlin 19.06. Treffen mit Annalena Baerbock, Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen 21.06. Jour fixe des Ambassadors Clubs im Hotel Palace Berlin 26.06. Kooperationsvereinbarung mit der Staatlichen Universität für Wirtschaft in St. Petersburg, Russland 03.07. Abschlussveranstaltung des Projekts EU-DualS in Berlin 03.07. Treffen mit Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin 12.07. Treffen mit Andrus Ansip, Vizepräsident der EU-Kommission und Kommissar für den digitalen Binnenmarkt, in Brüssel 19.07. Gespräch mit dem SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil … und viele weitere Termine im In- und Ausland 4|18  DER Mittelstand. | Politik

Foto o. li.: © Malte Krudewig

1996 von Parlamentariern des Deutschen Bundestages veranstaltet. Im Aus-


11

BVMW fördert Mittelstand in Russland – Ehrung von Mario Ohoven Einrichtung des Lehrstuhls Mittelstand

Die renommierte Staatliche Universität für Wirt-

Ziel des Programms ist es, den Studenten um-

schaft St. Petersburg (UNECON) und der Bundes-

fassendes Wissen über den Mittelstand in Theo-

verband mittelständische Wirtschaft (BVMW)

rie und Praxis zu vermitteln. Dazu wird es an der

haben im russischen St. Petersburg eine schlag-

UNECON zunächst wissenschaftliche Angebote

kräftige Kooperation vereinbart. Durch ein inter-

für die Studierenden geben. In Zukunft sollen

nationales Studienprogramm soll der Mittelstand

aber auch andere Universitäten die Möglichkeit

in Russland umfassend gefördert werden. Dazu

bekommen, an dem Programm teilzunehmen.

wird den Studierenden umfassendes Wissen zum

Praxis-Erfahrung im Umfeld des Mittelstands sol-

Thema Mittelstand in Theorie und Praxis vermit-

len die Teilnehmer durch Praktika in kleinen und

telt. Praxiserfahrung sollen die Teilnehmer durch

mittleren Unternehmen in Deutschland sammeln.

Praktika in mittelständischen Unternehmen in

„Ich sehe in diesem Studienprogramm eine gro-

Deutschland sammeln. Zugleich halten deutsche

ße Chance, den Mittelstand in Russland nach-

Mittelständler Vorlesungen und Seminare an der

haltig zu fördern. Das unterstütze ich aus vollem

UNECON. Dazu wird dort ein Lehrstuhl einge-

Herzen. Die Verleihung von Ehrendoktorwürde

richtet.

und Honorarprofessur ist eine große Ehre für mich, die ich auch stellvertretend für den ganzen

Zugleich wurde Mario Ohoven in einer feierlichen

Mittelstand annehme. Der Mittelstand ist nicht

Zeremonie die Ehrendoktorwürde und Honorar-

nur für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes

professur der UNECON für seine großen Ver-

wichtig, sondern für den Zusammenhalt einer Ge-

dienste um den Mittelstand sowie sein unterneh-

sellschaft“, betonte Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven. 

Fotos: © UNECON/Vladimir Mayorov

merisches und politisches Wirken verliehen. Im März 2018 haben die UNECON und der BVMW ein Memorandum über gemeinsame Aktivitäten zur Förderung des Mittelstands unterzeichnet. Umgesetzt werden soll das Studienprogramm unter Leitung eines „Internationalen Rats für die Entwicklung kleiner und mittlerer Unter-

Für seine großen Verdienste um den Mittelstand wurde Mario Ohoven die Ehrendoktorwürde und Honorarprofessur am Lehrstuhl Mittelstand der Staatlichen Universität für Wirtschaft St. Petersburg verliehen.

nehmen“ der Universität. Den Ratsvorsitz übernimmt Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven.

4|18  DER Mittelstand.  | Politik


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Online-Gründerportal setzt Kontrapunkt in NRW Nordrhein-Westfalen ist für Ordnungspolitiker kein leichtes Pflaster. Jahrelanger Investitionsstau und ein schleichender Industrieabbau engen den politischen Spielraum ein. Die Landesregierung setzt auf Entbürokratisierung und Digitalisierung.

Mindestlohn, Arbeitsstättenverordnung und Ent-

lisiert, von der Gründung bis zu notwendigen An-

geltgleichheitsgesetz – die Politik ließ in der jün-

tragsverfahren. Nach einmaliger Authentifizie-

geren Vergangenheit keine Gelegenheit aus, der

rung auf dem Portal entfallen zahlreiche lästige

Wirtschaft bürokratische Knüppel zwischen die

Behördengänge. NRW nähert sich bei der Bünde-

Beine zu werfen. In Berlin herrscht in Zeiten der

lung seiner Verwaltungsprozesse im Gründungs-

Großen Koalition der Ungeist der Sozialstaats-

verfahren damit der Idee des „One-Stop-Shop-

ingenieure. Und die verlieren nicht selten bei der

Systems“ und wird seinen Service kontinuierlich

Umsetzung ihrer Regulierungsideen Maß und

erweitern.

Mitte aus den Augen. Nordrhein-Westfalen wird seit einem Jahr von

soll nicht nur die Gewerbeanmeldung vom Office

CDU und FDP regiert. Die einzig verbliebene

oder Sofa aus möglich sein. Das Portal wird in der

schwarz-gelbe Landesregierung setzt mit einer

Zukunft weitere Verwaltungsschritte integrieren

ordnungspolitischen Kehrtwende einen Kontra-

und so Kosten senken und helfen, Zeit einzuspa-

punkt zur Berliner Politik und spielt die Karte des

ren. So sollen Einträge in die Handwerksrolle ge-

Bürokratieabbaus. Nach den erfolgreich umge-

nauso digital möglich sein wie die Organisation

setzten Entfesselungsgesetzen, die unter anderem

gewerblicher Genehmigungsverfahren. Bis zum

ein Ende der Hygiene-Ampel und zusätzliche ver-

Jahresende werden sämtliche Kommunen Nord-

kaufsoffene Sonntage brachten, startete Anfang

rhein-Westfalens an das dezentrale System ange-

Juli das neue Online-Gründerportal des Landes.

bunden sein.

Das „Gewerbe-Service-Portal.NRW“ soll die Kom-

Gehen in Nordrhein-Westfalen in der Zukunft

munikation zwischen Unternehmensgründern

Gründergeist und Digitalisierung eine Symbiose

Thomas Kolbe BVMW Pressesprecher Nordrhein-Westfalen

und Betrieben auf der einen Seite sowie staat-

ein, könnte nach Jahren ökonomischer Schockstar-

lichen Institutionen wie den Gewerbeämtern

re an Rhein und Ruhr wieder mit wertvollen Impul-

auf der anderen Seite vereinfachen. Sämtliche

sen für das ganze Land aus dem Westen zu rechnen

thomas.kolbe@bvmw.de

Verwaltungsprozesse werden vollständig digita-

sein. Das neue Portal könnte Schule machen.

4|18  DER Mittelstand. | Politik

Foto: © marako85 – www.fotolia.com

Nach Plänen des Landeswirtschaftsministeriums


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Europa-News Duale Ausbildung nach deutschem Vorbild In Berlin fand im Rahmen der BVMW-Bildungskonferenz die EU-DualS-Abschlussveranstaltung statt. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise 2015 gegründet, hatten der BVMW und seine europäischen Partnerverbände ADEGI (Spanien) und CONFAPI (Italien) das Bildungsprojekt European Dual Systems EU-DualS ins Leben gerufen. Unter der Leitung des europäischen Dachverbands, der European Entrepreneurs CEA-PME, zielte das Projekt darauf ab, das deutsche duale Ausbildungssystem in die Berufsbildungssysteme der europäischen Nachbarländer zu integrieren und ein einheitliches europäisches System einzuführen. Mit der Unterstützung des Forschungs-

Ausland und hohe Jugendarbeitslosigkeit weiterhin bestehen

institut Berufliche Bildung aus Nürnberg wurde im Laufe des

bleiben, zeigt EU-DualS, dass ein einheitlich europäisches Sys-

Projektes elf jungen Italienern und zehn jungen Spaniern ein

tem nach deutschem Vorbild ein großes Potenzial birgt. Zu-

vierwöchiges Praktikum in einem deutschen mittelständischen

künftig möchte sich CEA-PME gemeinsam mit seinen Partnern

Betrieb ermöglicht. Obwohl langfristige Herausforderun-

für eine grundlegende Ausbildungsreform einsetzten.

ÖPP-Projekte werden oft teurer

Neue Finanzquellen für kleine Firmen Mit

Gesetzesvor-

Der Europäische Rechnungshof hat in einem aktuellen Be-

schlägen will die EU-Kommissi-

weiteren

richt festgestellt, dass öffentlich-private Partnerschaften

on kleinen und mittleren Unter-

(ÖPP) nicht als „wirtschaftlich tragfähige Option zur Ver-

nehmen (KMU) den Gang an die

wirklichung öffentlicher Infrastrukturvorhaben angesehen

Börse erleichtern. So sollen sie

werden“ können. Er hat zwölf von der EU mitfinanzierte

unter bestimmten Bedingungen

Projekte in Frankreich, Griechenland, Irland und Spanien

nur abgespeckte Börsenpro-

untersucht. Dabei wurden erhebliche Ineffizienzen, Verzö-

spekte erstellen müssen, und

gerungen und Baukostensteigerungen festgestellt. Hinter-

es sollen gelockerte Regeln zur

grund der Kooperation von öffentlicher Hand und Privat-

Benennung von Personen gelten, die auf preissensible In-

wirtschaft ist oft die angespannte Finanzlage öffentlicher

formationen Zugriff haben. „Von den 20 Millionen KMU in

Kassen. Sie müssen dabei meist langfristige und risikoreiche

Europa sind derzeit nur 3.000 an einer Börse notiert. Das

Zahlungsverpflichtungen eingehen.

wollen wir ändern“, erklärte Kommissionsvizepräsident

Daher hat sich in den parlamentarischen Entscheidungsgre-

Valdis Dombrovskis. Mit Vorschlägen zur KMU-Finanzie-

mien herumgesprochen, dass ÖPP kein Allheilmittel sind.

rung über die Börse befasst sich eine aktuelle Studie des

Auch bei Betrieben ist die klassische Auftragsvergabe be-

Deutschen Aktieninstituts.

liebter. Die Kritik am Transfer öffentlicher Infrastruktur in

www.dai.de → Börsengang aus Sicht von KMU

den privaten Sektor wächst. www.eca.europa.eu

4|18  DER Mittelstand. | Politik

Foto o.: © AlexRaths– www.istockphoto.com; Foto u.: © psdesign1– www.fotolia.com

https://bvmw.info/eu-duals

gen wie Qualitätssicherung, Anerkennung der Ausbildung im


15

Digitale Gründung vereinfachen Mit

Änderungen

im

Vergeblicher Kampf gegen Korruption? Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) hat für 2017 fast 200 Betrugs-

EU-Gesell-

delikte aufgedeckt und dafür drei Milliarden

schaftsrecht soll es künftig in allen

Euro zurückgefordert. Besonders in Osteuro-

EU-Staaten möglich werden, alle Ty-

pa ist es schwierig, Korruption zurückzudrängen. In Rumänien verliert gerade Staats-

pen von Unternehmen auf digitalem

präsident Klaus Johannis seinen Kampf gegen eine kleptokratische Politikerkaste.

Weg zu gründen, auch solche mit be-

Das rumänische Verfassungsgericht hat ihn auf Antrag der Regierung aufgefordert,

schränkter Haftung. Bisher gibt es

die Leiterin der Antikorruptionsbehörde (DNA) Laura Kövesi des Amtes zu entheben.

erst in 17 EU-Staaten die Möglichkeit,

Laut DNA-Anklage ist der sozialdemokratische Parteichef Liviu Dragnea der Kopf

Unternehmen online zu gründen oder

eines korrupten Netzwerks, das in den letzten fünf Jahren EU-Fördergelder in Höhe

die verlangten Geschäftsunterlagen

von 21 Millionen Euro beiseitegeschafft habe. Auch in der Slowakei ist Korruption ein

digital an Firmenregister zu über-

weit verbreitetes Phänomen, gegen das öffentlich protestiert wird. Die slowakischen

mitteln. Derartige Gründungen seien

Machthaber versuchten zunächst, die Proteste auszusitzen, doch der Druck wurde so

doppelt so schnell zu realisieren wie

groß, dass Regierungschef und Innenminister zurücktreten mussten. Unter dem Na-

solche mit persönlicher Anwesen-

men „Für eine anständige Slowakei“ entstand die größte zivile Bewegung seit Ende

heitspflicht und kosteten nur etwa ein

der Diktatur 1989. www.ec.europa.eu/anti-fraud

Drittel, hat Brüssel herausgefunden. Foto r.: © trahko – www.fotolia.com; Foto o.: © snowing12 – www.fotolia.com; Foto u.: ©marcus_hofmann – www.fotolia.com

„Europäische Unternehmen werden zu oft daran gehindert, geschäftliche Chancen im Ausland zu suchen.

Weniger Insolvenzen in Europa

„Unser Ziel ist es, das zu ändern und das Gesellschaftsrecht zu moderni-

Die konjunkturelle Erholung in Europa lässt die Insolvenz-

sieren“, sagte EU-Justizkommissarin

zahlen weiter sinken. In Westeuropa (EU-15-Länder sowie

Věra Jourová. In Deutschland unter-

Norwegen und Schweiz) wurden im Jahr 2017 insgesamt

stützt das Bundeswirtschaftsminis-

164.181 Unternehmensinsolvenzen registriert, ein Rück-

terium digitale Gründerinnen und

gang zum Vorjahr um 4,2 Prozent und der niedrigste Stand

Gründer mit einer neuen, kostenfrei-

seit 2008. Auch in Mittel- und Osteuropa verringerten

en Plattform.

sich im Jahr 2017 die Unternehmensinsolvenzen. Sie nahmen um 12,8 Prozent auf insgesamt 86.879 Fälle ab. Ausschlaggebend waren die günstigen Rahmenbedingungen

n de r . g r ue w w w

for platt

m . de

in Form von niedrigen Finanzierungskosten und eine gute Wirtschaftslage. Politische Unsicherheiten wie der Brexit oder die Handelsstreitigkeiten mit den USA haben bisher nicht auf die Insolvenzstatistik durchgeschlagen. Einen Zuwachs an Insolvenzen gab es dagegen in Griechenland (+ 11,1 Prozent), gefolgt von Belgien (+ 8,7 Prozent) und Schweden (+ 6,2 Prozent). www.creditreform.de

VentureEU verhilft zu Risikokapital „VentureEU“ heißt das Instrument, mit dem die Europäische

„Dies wird es vielversprechenden Start-up-Unternehmen er-

Union neue Investitionen in Höhe von 6,5 Milliarden Euro ermög-

leichtern, in Europa ansässig zu bleiben und hier das Binnenmarkt-

lichen will. Das über den Europäischen Investitionsfonds (EIF)

potenzial voll auszuschöpfen“, erklärte Elżbieta Bieńkowska,

aufgelegte Programm soll das in der EU verfügbare Risikokapital

Kommissarin für Unternehmertum und KMU. Unterstützt wer-

verdoppeln und so die Rahmenbedingungen für Investitionen im

den Projekte zu Biowissenschaften, zur Digitalisierung, Medizin-

Vergleich zu den USA und China verbessern.

technik oder zu Informationstechnologien. bvmw.info/venture-eu

4|18  DER Mittelstand. | Politik


16

Erfolg durch Export – Grenzüberschreitender Mittelstand Das Siegel „Made in Germany“ genießt rund um den Globus hohes Ansehen. Die Produkte und Dienstleistungen des deutschen Mittelstands sind daher auf den internationalen Märkten besonders gefragt. Für kleine und mittlere Unternehmen bedeuten die Auslandsaktivitäten eine große Chance – aber auch Herausforderungen.

Was für Konzerne eine Selbstverständlichkeit ist,

landsaktivitäten auf – sie betätigen sich direkt

die Expansion ins Ausland, wird von den kleinen

oder als Zulieferer. Dieses Engagement kann sich

und mittelständischen Unternehmen als Strate-

positiv auswirken, denn auslandsaktive Betriebe

gie oft nicht umgesetzt. Zu hoch erscheint das

erzielen über ein Viertel ihres gesamten Umsat-

Risiko: unbekannte Märkte, hohe Anfangsinves-

zes im Ausland.

titionen, fehlende Kontakte und Fachkräfte am Standort. Eine vertane Chance! In der Internatio-

Deutschland ist berühmt für seine Hidden

nalisierung liegt der heimliche, langfristige Erfolg.

Champions. Von den weltweit circa 2.700

Innovative Lösungen und neue Produktideen, die

Weltmarktführern kommen über die Hälfte

im deutschen Mittelstand zuhause sind, kennen

aus Deutschland. Sie zeichnen sich durch eine

keine Grenzen.

enorme Innovationskraft, Internationalisierung und Flexibilität aus. So sichern sie sich in ihren

Deutsche Produkte erfreuen sich höchster Be-

Nischen die Qualitäts- und/oder Technologie-

liebtheit und werden im Ausland mehr denn je

führerschaft. Der Auslandsmarkt ist ein Schlüs-

gefragt. Dies führte im vergangenen Jahr zu Re-

selelement für den Erfolg.

kordexporten von rund 1,3 Billionen Euro und dem weltweit größten Leistungsbilanzüberschuss

Die Gründe für den Mittelstand, ins Ausland

in Höhe von 257 Milliarden Euro.

zu expandieren, sind zahlreich. So eröffnet der Schritt über die Grenzen die Möglichkeit, das

Die deutsche Wirtschaft ist in hohem Maße vom

Absatzvolumen zu steigern. Auch um das Risiko

Exportgeschäft geprägt, und viele kleine und

zu verteilen, ist es essentiell zu diversifizieren

mittlere Unternehmen haben daran einen ganz

und das nicht nur bei Produkten, sondern auch

entscheidenden Anteil:

auf unterschiedlichen Märkten. Mittelständler

Inzwischen ist jeder fünfte deutsche Mittel-

können auf diese Weise von Wachstumspoten-

ständler im Ausland aktiv. Bei den mittelständi-

zialen neu erschlossener Märkte und von den

schen Betrieben, die einen Jahresumsatz zwi-

hohen Zuwachsraten schnell wachsender Län-

schen zwei und zehn Millionen Euro generieren,

der profitieren oder einen Ersatz für einen ge-

wird die Exportstärke noch ersichtlicher: Mehr

sättigten Binnenmarkt schaffen. Auch wenn sich

als die Hälfte dieser Unternehmen weisen Aus-

herauskristallisiert, dass das Potenzial auf dem

4|18  DER Mittelstand. | Politik


17

heimischen Markt ausgeschöpft ist, kann die

hen die Gegebenheiten des Marktes schnell zu

Etablierung von Aktivitäten auf ausländischen

erkennen und reagieren zu können. Der Kunde

Märkten ein gewinnbringender Schritt sein.

im Zielmarkt profitiert durch die Ansprechpart-

Ebenso, wenn es darum geht, Produktions- und

ner vor Ort. Auch sollte beachtet werden, dass

Arbeitskosten auf Dauer zu senken.

eine Auslandsexpansion mit zusätzlichen Kosten verbunden ist: Die Analyse des Marktes, Zölle,

Der Schritt zur Internationalisierung sollte im-

Transport, die Anpassung von Produkten und

mer unabhängig erfolgen von der Position im

weitere Aspekte kosten Mittelständler rund ein

Binnenmarkt, ein „Germany first“ kann verpass-

Zehntel des im Ausland erwirtschafteten Um-

te Chancen bedeuten! Es ist von enormer Bedeu-

satzes. Zentral für den wirtschaftlichen Erfolg

tung, in einer immer schneller werdenden Zeit zu

ist auch der Aufbau eines umfangreichen Netz-

agieren statt zu reagieren. Andere Märkte den

werkes vor Ort und natürlich das Verständnis für

anderen zu überlassen, ist zu kurz gedacht.

die lokalen und kulturellen Gegebenheiten.

Bei all dem sollten kleine und mittlere Betriebe

Gut geplant, kann sich die Etablierung von Aus-

dennoch vermeiden, zu schnell zu viel zu wollen.

landsaktivitäten für viele Mittelständler zu ei-

Gerade im Mittelstand besteht eine enge Bezie-

nem nachhaltigen Erfolg entwickeln. Der BVMW

hung zwischen Mitarbeitern und Geschäftslei-

hilft dabei: Mit unserem weltumspannenden

tung, weshalb zunächst die eigenen Angestellten

Netzwerk an Auslandsbüros in über 35 Ländern

von der Idee, die Geschäftsaktivitäten ins Aus-

werden Unternehmerinnen und Unternehmer,

land zu erweitern, überzeugt werden sollten.

die den Schritt ins Ausland wagen, kompetent

Die Kommunikationsstrategie ist essentiell für

vor Ort begleitet und im Zielland vernetzt. Wir

den Erfolg. Langfristig ist es wichtig, mit einer

verfügen über Jahrzehnte lange Erfahrung und

eigenen Repräsentanz im Ausland vertreten zu

sind gern beratender Partner an Ihrer Seite.

sein. Dies bietet den Vorteil, nahe am Gesche-

Sprechen Sie uns gerne an.

Prof. Dr. h. c. Markus Jerger BVMWBundesgeschäftsführer

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4|18  DER Mittelstand. | Politik


18

„KMU in Ägypten ebenso wichtig wie in Deutschland“ Große Investitionsprojekte, gute makro-ökonomische Zahlen, eine intakte Privatwirtschaft, andererseits eine rapide wachsende Bevölkerung mit hoher Arbeitslosigkeit – diese Gegensätze kennzeichnen Ägyptens Wirtschaft. Über die Chancen für deutsche Unternehmen in seinem Land, insbesondere für KMU, sprach DER Mittelstand. mit Ägyptens Botschafter Dr. Badr Abdelatty.

Der ägyptische Botschafter in Deutschland S. E. Dr. Badr Ahmed Mohammed Abdelatty.

DER Mittelstand.: Exzellenz, in welcher Verfas-

Um Arbeitsplätze zu schaffen, benötigen wir

sung befindet sich Ägyptens Wirtschaft gegen-

auch ausländische Direktinvestitionen. Acht

wärtig?

Milliarden US-Dollar waren es im vergangenen

S. E. Dr. Badr Ahmed Mohammed Abdelatty:

Jahr. Zur weiteren Förderung haben wir ein

Unsere Wirtschaft wächst um 5,8 Prozent. Mit

neues Investitionsgesetz in Kraft gesetzt, um

dem aktuellen Fiskaljahr, das am 1. Juli begann,

bürokratische Hürden zu beseitigen. So gibt es

hoffen wir, über sechs Prozent hinauszukommen.

beispielsweise ein One-Stop-Shop-System mit

Aber wir müssen mindestens um acht Prozent

elektronischer Unterschrift, das heißt Reduzie-

wachsen, um eine Million Arbeitsplätze zu schaf-

rung der Zeit von Monaten auf Tage, um ein Ge-

fen, damit wir der Geburtenrate gerecht werden

schäft anzumelden. Zudem gibt es mehr Garan-

können. Die Inflationsrate ist von 30 auf zwölf

tien für ausländische Investoren.

Prozent gesunken, die Arbeitslosigkeit von 14 auf zehn Prozent. Mit 44 Milliarden US-Dollar Devi-

Wie sieht Präsident Al Sisis Programm für seine

senreserven übertreffen wir den Stand von vor

kürzlich begonnene zweite Amtszeit aus?

der Revolution 2011. Dies zeigt das Vertrauen in

Die ersten vier Jahre waren Großprojekten ge-

die ägyptische Wirtschaft.

widmet, um Stabilität und Sicherheit zu garantieren. Wir haben 7.000 Kilometer Straßen und mehr

Wie will Ägypten der Arbeitslosigkeit

Städte für die arme Bevölkerung gebaut und er-

begegnen?

richten jetzt 16 neue Städte im Westen des Niltals

Mehr Arbeitsplätze für junge Menschen zu

und in Teilen der Suezkanalzone, die wir geschaf-

schaffen, ist die wichtigste Herausforderung.

fen haben. Wir haben den Suezkanal erweitert

Unsere Bevölkerung wächst um 2,5 Prozent

und die Stromkapazität um 40 Prozent erhöht.

jährlich. Wir führen eine große Kampagne durch, um die Aufmerksamkeit auf die Geburtenkon-

Präsident Al Sisi betonte in seiner Rede zur Amts-

trolle zu lenken. Alle Meinungsführer, religiöse

einführung, dass die kommenden vier Jahre im

Einrichtungen einschließlich der Koptischen

Zeichen der Menschen stehen werden, um für

Kirche, der Al Azhar-Universität, NGOs und die

mehr Gesundheit und Bildung zu sorgen. Die Mo-

Zivilgesellschaft arbeiten Hand in Hand mit der

dernisierung unseres Bildungssystems bedeutet

Regierung, um einen Wandel in der Mentalität

mehr Lehrerbildung, um nicht auf das Memorie-

der Menschen zu bewirken.

ren von Wissen, sondern auf Kreativität zu setzen.

4|18  DER Mittelstand. | Politik


19

Arabische Republik Ägypten: Einwohner: 97,0* Millionen

Wirtschaftswachstum nach Sektoren

Fläche: 1.001.450 qkm

2016 (real): Bau 11,2 %; Transport/

Bevölkerungsdichte: 2018: 96,8*

Logistik/Kommunikation 6,8 %;

(Einwohner/qkm)

Land-/Forst-/Fischwirtschaft 3,1 %;

Altersstruktur 2017:

Handel/Gaststätten/Hotels 0,2 %;

0 – 14 Jahre: 33,3 %; 15 – 24 Jahre: 18,9 %; 25 – 54 Jahre: 37,6 %; 55 – 64 Jahre: 6,0 %;

Bergbau/Industrie -1,4 % Inflationsrate: 2017: 23,5 %; 2018: 20,1 %*;

65 Jahre und darüber: 4,2 %* Analphabetenquote 2015: 26,2*

2019: 13,0 %* Arbeitslosenquote: 2017: 12,2 %;

Geschäftssprache(n): Arabisch, Englisch Rohstoffe: agrarisch: Baumwolle, Reis,

2018: 11,1 %*; 2019: 9,7 %* Bruttoinlandsprodukt (BIP, nom) 2017:

Mais, Weizen, Bohnen, Früchte, Gemüse,

237,1 Milliarden US$

Rinder, Wasserbüffel, Schafe, Ziegen

* Schätzung bzw. Prognose

mineralisch : Erdöl, Erdgas, Eisenerz, Phosphate, Mangan, Kalkstein, Gips, Talk, Asbest, Blei, Seltene Erden, Zink

Quelle: GTAI Germany Trade & Invest 2018 – Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Wir wollen, mit der Hilfe von Deutschland, der

Hauptstadt. Wir werden eine neue Strecke für

Berufs- und Facharbeiterbildung größere Bedeu-

Hochgeschwindigkeitszüge vom Roten Meer

tung verschaffen. Wir haben Ärzte und Ingenieu-

zum Mittelmeer bauen. Logistik, die Automobil-

re, aber wir brauchen mehr Installateure, Tischler

und Pharmaindustrie sowie die IT-Wirtschaft

und Facharbeiter. Wir müssen die Einstellung der

sind vielversprechende Branchen. Wir benö-

Menschen hierzu ändern. Außerdem müssen wir

tigen Rohrleitungs- und Pumpensysteme, die

mehr für unser Gesundheitssystem tun. Private

Wasser mit Hilfe von Solarenergie aus Brunnen

Unternehmen aus Deutschland können uns dabei

bohren, um unsere Umwelt sauber zu halten.

mit Erfahrung und Ausbildung helfen.

Privatwirtschaft und Regierung sind für Joint Ventures mit deutschen Unternehmen offen.

Welche anderen Kooperationen mit

Was wir uns von ihnen wünschen, sind Techno-

Deutschland sind in Ägypten gefragt?

logie und Ausbildung.

Foto o.: © Zdenar Adamsen – www.fotolia.com

Einer der wichtigsten Bereiche ist, kleine und mittlere Unternehmen zu ermutigen, in Ägypten

Ägypten bietet einen großen Binnenmarkt mit

zu investieren. Familienunternehmen und KMU

mehr als 100 Millionen Menschen. Zudem steht

spielen in Ägypten eine ebenso wichtige Rolle

ein Markt von einer Milliarde Menschen offen,

wie in Deutschland. Die ägyptische Regierung

in Regionen, mit denen Ägypten Freihandelsab-

gibt kleinen Unternehmen durch Steuernach-

kommen unterhält, wie COMESA und CFTA und

lässe bessere Anreize. Für mich als Botschafter

seit 2017 mit Mercosur. Nicht zu vergessen ist,

ist es die wichtigste Aufgabe, Unternehmen in

dass Ägypten im Januar 2019 den Vorsitz der Af-

Deutschland von den ausgezeichneten Möglich-

rikanischen Union übernehmen wird. Wir werden

keiten zu überzeugen, in Ägypten zu investieren.

an einem afrikanischen Freihandelsabkommen

Wir arbeiten mit dem Bundesministerium für

arbeiten. Es wird dann leichter sein für deutsche

Wirtschaft und Energie zusammen, um dafür klei-

Unternehmen, Afrika mit Ägypten als dessen

nen und mittleren Unternehmen bessere Investi-

nördlichem Tor zu betreten.

tionsgarantien zu geben. Das Interview führte Rainer Schubert. Welche Branchen sind in Ägypten gefragt?

Chefredakteur der Zeitschrift

Die Bauwirtschaft ist für die Errichtung neu-

BUSINESS & DIPLOMACY

er Städte sehr wichtig, besonders für die neue

www.business-diplomacy.de

4|18  DER Mittelstand. | Politik


M 20

Chancen in Westafrika Gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit begrüßte Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven eine hochrangige Delegation westafrikanischer Unternehmer und Diplomaten in der Bundeszentrale des BVMW. In den vergangenen 15 Jahren hat die Wirtschaft in Westafrika einen enormen Aufschwung erfahren. Die Etablierung einer afrikanischen Freihandelszone bietet auch für den deutschen Mittelstand große Potenziale.

Der BVMW und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit mit einer Delegation westafrikanischer Unternehmer und Diplomaten in der Bundeszentrale des BVMW in Berlin. Ehrengast war Kebour Ghenna, Geschäftsführer der Panafrikanischen Industrie- und Handelskammer (2. v. li.).

Der Senegal und die Elfenbeinküste sind zwei

von Kleinen und mittleren Unternehmen) in der

der ersten „Compact with Africa“ (CWA)-Länder.

Elfenbeinküste; Serge Konan-Allany, Direktor

CWA ist eine im Rahmen der G20-Präsident-

Unterstützung von Unternehmen des Unterneh-

schaft entwickelte Initiative, die von den Finanz-

mensverbands CGECI; Fatoumata Niang Niox,

ministern der G20 unterstützt wird. Das Ziel: die

Geschäftsführerin von Jokkolabs; Serigne Mous-

Bedingungen für private Investitionen in afrika-

tapha Sène, Direktor Wirtschaftsprognosen und

nischen Partnerländern verbessern.

wirtschaftliche Studien des Ministeriums für Wirtschaft, Finanzen und Planung im Senegal und

Neben dem makroökonomischen und dem Fi-

Stanislas Zézé, Gründer und geschäftsführender

nanzierungsumfeld betrachtet der CWA das Ge-

Vorsitzender der Bloomfield Financial Group in

schäftsumfeld, also Aspekte wie Investitionskli-

der Elfenbeinküste. Als Ehrengast nahm Kebour

ma, Rahmenbedingungen und die Unterstützung

Ghenna, Geschäftsführer der Panafrikanischen

von Unternehmensgründungen. Insbesondere

Industrie- und Handelskammer, an der Experten-

für deutsche mittelständische Unternehmen ist

runde teil. Die Delegationsreise wurde von Inge

das eine große Chance.

Herbert, Projektleiterin Westafrika der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, geleitet.

Beim Expertengespräch „Deutsche Investitionen in Westafrika: Perspektiven und Chancen“

Auch zukünftig will die Friedrich-Naumann-

diskutierten unter anderen Joséphine Kane

Stiftung für die Freiheit, gemeinsam mit Le Mittel-

Caroline Weis BVMW Außenwirtschaft

von der Agentur zur Förderung von KMU im

stand BVMW, afrikanische und deutsche Mittel-

Senegal; Diby Cleophas Lolo, stellvertretender

ständler dabei unterstützen, sich besser auszu-

caroline.weis@bvmw.de

Vorsitzender von FIPME (Agentur zur Förderung

tauschen und Joint-Ventures zu gründen.

4|18  DER Mittelstand. | Politik


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22

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


23

Foto li.: © archideaphoto – www.istockphoto.com

Mittelstand und Energie Energieeffizienz, Klima- und Umweltschutz sind in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Dabei prägen energiepolitische Themen nicht nur die politische Agenda maßgeblich, sondern auch die Geschäftsaktivitäten zahlreicher kleiner und mittlerer Unternehmen im In- und Ausland. In unserem Themenschwerpunkt lesen Sie, wie Sie Stromkosten durch einen Anbieterwechsel ganz einfach senken können, welche Rolle der Mittelstand bei der Energiewende spielt, wie Ihnen der Staat beim Energiesparen helfen kann, und welche Potenziale eine professionelle Energieberatung für mittelständische Unternehmen haben kann.

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


24

Standortfaktor Strompreis Globale Probleme, wie der Klimawandel, müssen durch weltweite Zusammenarbeit gelöst werden. Wenn es gelingt, Deutschlands Energieversorgung sicher, sauber und bezahlbar zu gestalten, können wir in der Klima- und Energiepolitik zum Vorbild für andere Länder werden.

Auch für die Klima- und Energiepolitik gilt:

fizienzprogramm-Abwärme oder der Richtlinie

Multilateralismus vor Nationalismus. Globa-

zum Einsatz hocheffizienter Querschnittstech-

le Probleme, wie der Klimawandel, lassen sich

nologien. Für die Union steht fest, dass die Ener-

nur durch multilaterale Zusammenarbeit lösen.

gieversorgung in Deutschland sicher, sauber und

Daher ist es richtig und wichtig, dass multilate-

bezahlbar sein muss.

rale Vereinbarungen der UN-Klimakonferenz (insbesondere von Paris 2016), das Europäi-

Ein wichtiger Baustein des Umbaus der Energie-

sche Emissionshandelssystem (ETS) und das

versorgung ist der zügige Ausbau der erneuer-

sogenannte EU-Effort-Sharing, welches die

baren Energien. Dieser bringt allerdings in seiner

Reduktionsvorgaben für die nicht vom ETS um-

derzeitigen Form erhebliche Herausforderungen

fassten Wirtschaftssektoren innerhalb der EU

und Probleme mit sich. So belaufen sich die För-

regelt, den Rahmen für eine deutsche Klima-

derkosten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes

und Energiepolitik bilden. Diese multilateralen

(EEG) mittlerweile auf über 26 Milliarden Euro –

Maßnahmen sind die wirksamen Ansatzpunkte

pro Jahr! Bis heute summiert sich der Ausgaben-

für die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen

rucksack, also die Bruttosubventionierung, al-

auch in Deutschland. Es gilt daher, international

lein aus dem EEG auf 550 Milliarden Euro. Davon

und global zu handeln. Klimaschutzmaßnahmen

sind bisher lediglich rund 150 Milliarden Euro

sind erst dann wirksam, wenn sie in einen glo-

abbezahlt. Hinzu kommen die steigenden Kos-

balen, zumindest europäischen Kontext einge-

ten der Netzintegration der erneuerbaren Ener-

bettet sind.

gien (z. B. Netzstabilisierungskosten in Höhe von über 1,4 Milliarden Euro allein in 2017, Tendenz

Deutschland kann nur dann klimapolitisches

stark steigend), Netzausbaukosten etc.

Vorbild sein, wenn es gelingt, den Umbau der Energieversorgung mit einem hohen Grad an

Das EEG war vor fast 20 Jahren als Einstiegsför-

Versorgungssicherheit

wirtschaftlichem

derung für eine Nischentechnologie gedacht. In-

Wachstum zu verbinden. Dies gilt insbesonde-

und

zwischen stammen rund 40 Prozent der Strom-

re auch für den Mittelstand – das Rückgrat der

produktion aus erneuerbaren Energien. Insofern

deutschen Wirtschaft. Bereits heute unterstützt

hat das alte EEG sein Ziel erreicht und ist in

die unionsgeführte Bundesregierung die zahlrei-

seiner ursprünglichen Form nicht mehr haltbar.

chen mittelständischen Unternehmen mit För-

In Zukunft wird es notwendig sein, innovations-

derprogrammen, wie etwa dem KfW-Energieef-

orientierte

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Ausschreibungen

durchzuführen,


25

sodass zum Beispiel auch Flexibilität, Arbeit, In-

det, ergeben sich aufgrund schleppenden Infra-

vestitionszuschüsse auch technologieoffen aus-

strukturausbaus zunehmend Probleme. Häufig

geschrieben werden können. Förderung muss

kann produzierter Strom nicht abtransportiert

endlich sein, sonst wird die Akzeptanz für die

werden, wird aber trotzdem teuer vergütet. Es

Energiewende weiter schwinden.

entstehen steigende Kosten für den Netzausbau (Stichwort Erdverkabelung) sowie für Redis­

Neben dem Aspekt der Umweltverträglichkeit ist

patch- und Einspeisemanagement. Vor diesem

eine sichere und wettbewerbsfähige Stromver-

Hintergrund ist es von großer Bedeutung, die

sorgung für den Industrie- und Wirtschaftsstand-

Markt- und Systemintegration der Erneuerbaren

ort Deutschland von überragender Bedeutung.

voranzutreiben. Das einseitige Setzen auf bloße

Die deutsche Industrie leidet im internationalen

Erzeugung ohne Anreize für Innovationen und

Vergleich unter viel zu hohen Strompreisen und

die Netz- und Systemintegration ist eine extrem

bezahlt z. B. etwa 50 Prozent mehr für den Strom

teure Sackgasse, die inzwischen die Energiewen-

als die Konkurrenz in Frankreich und über das

de ernsthaft gefährdet. Es ist höchste Zeit, den

Doppelte der Unternehmen in den USA. Dabei

Erneuerbaren-Ausbau mit dem Netzausbau zu

ist der Strompreis ein zentraler Standortfaktor.

synchronisieren.

Steigt er weiter, werden Unternehmen verstärkt im günstigeren Ausland investieren und die Ab-

Insbesondere das europäische Emissionshan-

wanderung der heimischen Industrie wird nicht

delssystem gilt es als ein zentrales und bewähr-

mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein. Ent-

tes Klimaschutzinstrument weiter zu stärken

sprechende Tendenzen sind bereits heute zu be-

und dieses nicht durch einseitige nationale Maß-

obachten.

nahmen zu konterkarieren. Zudem sollte der

Foto: © fineart-collection – www.fotolia.com

Emissionshandel auf den Gebäude- und StraDaher muss bei den Ursachen des Preisanstiegs

ßenverkehrssektor ausgeweitet werden. Bei der

angesetzt werden. Hier gilt die Devise: mehr

Erfüllung der Klima- und Effizienzziele gilt es, auf

Europa, mehr Markt, mehr Wettbewerb! So war

Technologieoffenheit zu setzen. Hier muss im

die Einführung von Ausschreibungen für erneuer-

Sinne der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen

bare Energien im Jahr 2016 längst überfällig (und

und europäischen Industrie auf die Schaffung

wie die Ergebnisse zeigen, auch erfolgreich). Dies

eines internationalen level-playing-fields hinge-

ist aber nur ein erster Schritt, weitere müssen fol-

arbeitet werden.

gen, u. a. müssen Ausnahmen von den Ausschreibungen reduziert, fixe (statt gleitende) Marktprä-

Statt sklavisch auf ein einzelnes Reduktionsziel

mien eingeführt und Innovationsanreize gesetzt

zu schielen, gilt es, stets die wirtschaftlichen

werden, etwa durch Abschaffung der marktfer-

und sozialen Auswirkungen im Blick zu behalten.

nen Entschädigungen für Erneuerbare-Anlagen,

Erst wenn der Umbau der Energieversorgung

die wegen Überlastung des Netzes abgeschaltet

auch auf globaler Ebene als Erfolgsmodell wahr-

werden müssen (Einspeisemanagement).

genommen wird und mit der Stärkung des Wirtschaftsstandortes einhergeht, kann Deutsch-

Auch wenn sich die Versorgungssicherheit in

land zum Vorbild für andere Länder wie China

Deutschland auf einem hohen Niveau befin-

oder Indien werden.

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Dr. Joachim Pfeiffer, MdB (CDU/CSU) Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Energie Wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der CDU/CSUBundestagsfraktion www.joachim-pfeiffer.info


26

Mittelstand: Innovationstreiber der Energiewende Die Energiewende in Deutschland hat sich zunächst auf die Stromerzeugung konzentriert. Doch die Klimakonferenz von Paris 2015 machte deutlich, dass auch die Verbrauchssektoren Wärme, Verkehr und Industrie viel stärker in die Energiewende einbezogen werden müssen. Die Sektorenkopplung gibt dem Mittelstand neue Möglichkeiten wirtschaftlicher Betätigung. Während Erneuerbare Energien im Jahr 2017

den Mengen fluktuierender Stromerzeugung mit-

bereits 36 Prozent des deutschen Strombe-

tels Sonnen- und Windenergie immer wichtiger

darfs abdeckten, trugen sie nur 13 Prozent zum

werden. Die Sektorenkopplung ist somit ein viel-

Wärmeverbrauch und lediglich fünf Prozent

versprechender Lösungsweg für eine Dekarboni-

zum Energieverbrauch im Verkehrssektor bei.

sierung unserer gesamten Energieversorgung.

Über alle drei Sektoren werden gerade einmal 15 Prozent des Endenergieverbrauchs aus erneu-

Klingt nach Zukunftsmusik? Mitnichten! Bereits heute gibt es eine Vielfalt an technischen Op-

Schon der dezentrale Ausbau der Erneuerbaren Energien bot und bietet eine Vielzahl von Betätigungsfeldern f ür die mittelständische Wirtschaft.

tionen, um erneuerbaren Strom für die Wärmeerzeugung und in der Mobilität zu nutzen oder als synthetisches Gas zu speichern. Im Bereich Raumwärme gelten elektrische Wärmepumpen als Schlüsseltechnologie, da sie eine Einheit Strom gleich zu mehreren Einheiten Wärme umwandeln. Wärmepumpen können sowohl dezentral in Gebäuden als auch zentral zur Speisung von Wärmenetzen bis zu einem Temperaturniveau von 100 Grad Celsius eingesetzt werden und verschiedene Quellen von Umgebungswärme nutzen:

Damit die Energiewende gelingt und die Klima-

Luft, Grundwasser, Erdreich oder Abwärme von

schutzziele erreicht werden können, muss der

Industrieprozessen. Erneuerbarer Strom kann

Enenergieverbrauch deutlich gesenkt und in

auch über Power-to-Heat-Anlagen in Wärme um-

allen Sektoren langfristig durch Erneuerbare

gewandelt werden. Bei Kraft-Wärme-Kopplungs-

Energien gedeckt werden. Doch sind die Einspar-

systemen mit hohen Temperaturanforderungen

potenziale sowie die Nutzung regenerativer Res-

über 500 Grad Celsius werden sowohl auf Erd-

sourcen in den Bereichen Wärme und Mobilität

gasqualität aufbereitetes Biomethan als auch mit-

begrenzt. Ein Großteil fossiler Brenn- und Kraft-

tels Ökostrom erzeugtes synthetisches Methan

stoffe kann nur durch den Einsatz von Strom aus

eine Rolle spielen. Günstiger Ökostrom für den

Erneuerbaren Energien ersetzt werden. Durch

Elektrolyseprozess, mit dessen Hilfe Wasserstoff

die Kopplung der Verbrauchsbereiche können

erzeugt werden kann (Power to Gas), steht in den

wiederum effiziente und flexible Ausgleichsmög-

wind- und sonnenreichen Regionen Deutschlands

lichkeiten geschaffen werden, die bei wachsen-

längst zur Verfügung.

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto li. : © focus finder – www.fotolia.com; Foto r. : © chungking – www.fotolia.com

„„

erbaren Quellen bereitgestellt.

Viele technische Optionen stehen parat


27

Stromwandlung als Speicheroption

die Erzeugung und die Speicherung harmonisiert

Für den Verkehrssektor kommen entweder bat-

werden.

Foto li. : © Christian Schwier – www.fotolia.com; Foto r. : © Matthias Buehner – www.fotolia.com

terie- oder oberleitungsbetriebene Fahrzeuge in Betracht oder stromgenerierte Kraftstoffe. So-

Schon der dezentrale Ausbau der Erneuerba-

wohl Wasserstoff als auch synthetisches Methan

ren Energien bot und bietet eine Vielzahl von

oder synthetische Flüssigkraftstoffe (Power to

Betätigungsfeldern für die mittelständische

Liquid) stehen als Speicher- und Einsatzoptionen

Wirtschaft. Durch die Sektorenkopplung er-

zur Verfügung. Diese sind maßgeblich in Ver-

höhen sich diese ökonomischen Chancen noch:

kehrssegmenten erforderlich, in denen batterie-

Regionale und lokale Kooperationen und Ge-

elektrische Antriebe technisch begrenzt sind,

schäftsmodelle werden angereizt. Der deutsche

etwa im Schiffs- oder Luftverkehr. Stromgene-

Mittelstand steht für innovative, systemische

rierte Kraftstoffe sind außerdem nur dann treib-

Lösungen. Neue Technologien und Dienstleis-

hausgasneutral, wenn sie mithilfe Erneuerbarer

tungen sind gefragt. Durch zunehmende Eigen-

Energien erzeugt wurden. Aufgrund ihres hohen

versorgung und einen flexiblen Verbrauch kön-

Energiebedarfs bei der Umwandlung sollten sie

nen die Unternehmen selbst zu Akteuren auf

nur in Nischen zum Einsatz kommen, wo keine an-

dem Energiemarkt werden – mit entsprechen-

deren Optionen zur Verfügung stehen.

den Wertschöpfungsmöglichkeiten.

Die Sektorenkopplung dient aber auch als Speicher in Situationen, in denen die erneuerbare

Erneuerbare Energien decken 36 Prozent

Erzeugung geringer ist als der Verbrauch. Strom-

des deutschen Strombedarfs, aber nur

generierte Kraft- und Brennstoffe können im

13 Prozent im Wärme- und fünf Prozent

bundesweiten Gasnetz gespeichert und notfalls

im Verkehrssektor

auch zur Rückverstromung genutzt werden. Die bereits vorhandene Gasinfrastruktur ist hier ein großer Vorteil. Für eine optimale Flexibilität ist eine stärkere Vernetzung der Sektoren mit Hilfe eines intelligenten Stromnetzes notwendig. Nur

Technische Optionen zur Sektorenkopplung stehen bereit: Power to Heat, Power to Gas, Power to Liquid Anbieter innovativer, systemischer Lösungen sind gefragt

so können in einem Gesamtsystem die Lasten,

Philipp Vohrer Geschäftsführer Agentur für Erneuerbare Energien www.unendlichviel-energie.de

Forum Synergiewende

austausch zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Wis-

Obwohl über die Notwendigkeit der Sektorenkopplung Einigkeit

senschaft institutionalisiert. So werden neueste Erkenntnisse

besteht, fehlt es derzeit noch an der richtigen regulatorischen

geteilt, Netzwerke geknüpft, Lösungen erarbeitet und konkrete

Steuerung, aber auch an den notwendigen Kooperationen, um

Vorhaben unterstützt.

eine wirtschaftliche Dynamik in diesem Bereich entstehen zu lassen. Mit dem durch die Agentur für Erneuerbare Energien

Der Mittelstand ist durch den BVMW im Fachbeirat vertreten.

(AEE) und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) initiierten Forum

Gefördert wird das Forum durch das Bundesumweltministerium

Synergiewende wird daher der Informations- und Erfahrungs-

im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI).

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


28

Stromkosten sparen – ein Anbieterwechsel kann sich lohnen Seit der Liberalisierung des Strommarktes im Jahr 1998 können Geschäftskunden ihren Energieversorger frei wählen. Doch nur wenige kleinere und mittlere Unternehmen machen davon Gebrauch, ihre Stromkosten durch einen Wechsel des Anbieters zu senken. Viele Firmen verschenken damit enorme Einsparpotenziale. Als der Strommarkt vor 20 Jahren liberalisiert

spirale allerdings nicht machtlos ausgesetzt, wie

wurde, erhofften sich die Verantwortlichen neben

Prof. Dr. Stefan Nägele, Geschäftsführer BEV

einer höheren Angebotsvielfalt auch niedrigere

Bayerische Energieversorgungsgesellschaft mbH

Strompreise. Letzteres erfüllte sich jedoch nicht.

(BEV Energie), erklärt: „Kleinere und mittlere Un-

Ganz im Gegenteil: Die Preise für Elektrizität stie-

ternehmen können ihre Stromkosten um bis zu

gen aufgrund immer höherer Steuern und Abgaben

15 Prozent senken, wenn sie zu einem günstigeren

in den vergangenen Jahren stetig. Ein Blick in den

Stromanbieter wechseln.“ Bislang nutzten jedoch

Monitoringbericht der Bundesnetzagentur zeigt:

nur wenige Unternehmen diese Möglichkeit. Als

2008 bezahlte ein Dienstleistungsunternehmen

Ursachen nennt Prof. Dr. Nägele die Macht der Ge-

mit 200 Quadratmetern Nutzfläche und einem

wohnheit sowie mangelnde Kenntnisse über den

Jahresverbrauch von 50.000 Kilowattstunden

Energiemarkt. Zudem gebe es bei nicht wenigen

durchschnittlich 9.900 Euro für Strom. 2017 sind es

Unternehmen eine diffuse Sorge, durch einen An-

bereits rund 1.000 Euro mehr, denn der Preis pro

bieterwechsel plötzlich ohne Strom dazustehen.

Kilowattstunde ist in diesem Zeitraum von 19,8 auf

Diese Befürchtung sei allerdings unbegründet, ver-

21,7 Euro-Cent gestiegen.

sichert der Experte: „Der Energiemarkt ist streng reglementiert, und die Kommunikation aller Akteu-

Staat diktiert 78 Prozent des Strompreises

re läuft nach einheitlichen Prozessen ab.“ Eine Un-

Mittlerweile sind 78 Prozent des Strompreises Kos-

beim Anbieterwechsel ausgeschlossen werden.

tenpositionen, auf die der Lieferant keinen Einfluss

Heute gebe es zwar weit über 1.200 unabhängige

hat. Dabei machen Steuern und sonstige staatliche

Energieversorger in Deutschland, doch seien diese

Abgaben den größten Anteil aus. Weitere zehn Pro-

massiv von staatlicher Preisgängelei abhängig. Dies

zent der Kosten entfallen auf den Stromeinkauf.

belaste den Mittelstand zusätzlich. Umso wichtiger

Das heißt, der Energieversorger hat am Ende nur

sei es, so Prof. Dr. Nägele, dass Unternehmen die

ein kleines Handlungsfenster von zehn Prozent des

Chancen nutzten, ihre Energiekosten durch einen

effektiven Strompreises, über welches er sich selbst

Anbieterwechsel zu senken.

terbrechung der Stromversorgung könne demnach

finanzieren muss und gegebenenfalls Einsparungen an den Kunden weitergeben kann. Insbesondere Seit Jahren steigen die Strompreise in

erbaren-Energien-Gesetz (EEG-Umlage) lässt den

Marcus Plaul Redaktionsdienst BEV Bayerische Energieversorgungsgesellschaft mbH (BEV Energie) business@bev-energie.de www.bev-energie.com

Deutschland

Strompreis in die Höhe schnellen. Stromkostenin-

Steuern und sonstige staatliche Abgaben

tensive Unternehmen werden zwar von der Öko-

machen mit fast 80 Prozent den größten

strom-Umlage befreit, allerdings fällt der Anteil der

Anteil am Strompreis aus

begünstigten Betriebe mit 0,06 Prozent verschwin-

Kleine und mittlere Unternehmen können

dend gering aus.

ihre Stromkosten um bis zu 15 Prozent senken, wenn sie zu einem günstigeren

Kostenersparnis durch Anbieterwechsel Verbraucher und Geschäftskunden sind der Preis-

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Stromanbieter wechseln

Foto o.: © moquai86 – www.fotolia.com

die staatlich verordnete Umlage nach dem Erneu-


29

Eichrecht bremst E-Mobilität aus E-Mobilität wird kräftig gefördert. Doch viele Fördergelder zur Anschaffung von E-Ladesäulen werden nicht abgerufen, weil es bisher keinen Hersteller gibt, der die Anforderungen zum Eichrecht vorlegen kann.

Die Bundesregierung hat sich der Energiewende

Diese schreibt vor, dass alle Säulen im öffentlichen

verschrieben und will massiv die E-Mobilität

Raum, die nach dem 14. Dezember 2017 installiert

fördern.

werden, die Baumusterprüfung vorweisen müssen. Der Haken daran: diese gibt es nicht.

Das lässt sich die Regierung einiges kosten. Seit 2009 sind Fördermittel von rund fünf Milliarden

Bisher hat nur ein Betreiber eine Bauartzulassung

Euro bereitgestellt und Rahmenbedingungen

– keine Baumusterprüfbescheinigung. Diese wur-

gesetzt, um Elektromobilität attraktiver zu ma-

de noch 2014 nach dem alten Eichrecht erteilt. Die

chen. "Eine Million E-Autos bis 2020", so lautete

neue Baumusterprüfbescheinigung kann bisher

das ambitionierte Ziel der Bundesregierung. Im

keiner der Hersteller von Ladesäulen nachweisen.

Januar 2018 waren es 53.000, gerade mal fünf

Wann und an wen die ersten Baumusterprüfbe-

Prozent der angepeilten Million.

scheide ausgegeben werden, ist noch ungewiss.

Etwa drei bis fünf Millionen Neuzulassungen gibt es jedes Jahr, davon sind fast 70 Prozent Leasing-

„„

Wann und an wen die ersten Baumusterprüfbescheide ausgegeben werden, ist noch ungewiss.

fahrzeuge in Firmenflotten. Diese setzen noch immer auf den Diesel trotz der Kaufprämie für Elektroautos. Das liegt wesentlich an der geringen Verbreitung der Ladesäulen von insgesamt nicht mehr als 4.402, laut Bundesnetzagentur. Die Nationale Plattform für Elektromobilität hält

Schwer zu erfüllen sind die an die Förderungen

mindestens 70.000 Ladesäulen für nötig, um flä-

geknüpften Bedingungen vor allem für kleine und

chendeckend laden zu können.

innovative Unternehmen. Problematisch ist vor

Foto o.: © electriceye – www.fotolia.com

allem der Unsicherheitsfaktor. Auftragsvergaben 85 Prozent der vorhandenen Ladesäulen stehen

hängen in der Luft, auch wenn keiner verpflichtet

im privaten Bereich, wie zum Beispiel in Einzel-

ist, Strom eichrechtskonform abzugeben. Das gilt

oder Doppelgaragen im Eigenheim, Tiefgaragen

auch für die öffentlichen und halböffentlichen Ak-

von Wohnanlagen oder Firmenparkplätzen auf

teure, die doppelt wichtig sind für die Förderung

werkseigenem Gelände. Gerade einmal knapp

der E-Mobilität im öffentlichen Raum. Dennoch

700 öffentliche Ladesäulen gibt es in der gesam-

entscheidet sich der eine oder andere öffentliche

ten Bundesrepublik. Von den Förderaufrufen der

Fördermittelnehmer lieber zu warten, aus Sorge,

Bundesregierung sind bisher rund 3.000 Anträ-

Fehler zu machen. Dabei wäre gerade für manches

ge für etwa 9.000 Normalladepunkte und 1.100

kleinere Stadtwerk das Stellen von Ladeinfra-

Schnelladepunkte bewilligt, bis Ende 2020 sollen

struktur eine zukünftige Form der Dienstleistung.

es 15.000 werden. Die Auszahlung der Fördermittel ist jedoch an eine wichtige Bedingung gekop-

Fazit: Es wird Zeit, endlich Bürokratie abzubau-

pelt, nämlich an die technischen Mindestanforde-

en, um Raum für zukunftsgreifende Projekte zu

rungen, geregelt durch die Ladesäulenverordnung.

lassen.

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Raymonde Sawal Geschäftsführerin Call Attack BVMW-Mitglied www.callattack.de


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Mittelstand unterstützt nachhaltigen Wachstumspfad Den Klimawandel auf einen Temperaturanstieg von unter zwei Grad zu begrenzen, ist ein besonders wichtiges und ambitioniertes umweltpolitisches Ziel. Der Mittelstand unterstützt deshalb die Umstellung der Wirtschaft auf einen nachhaltigen Wachstumspfad. Der Mittelstand ist der Motor der Energiewende,

mittelständischer Unternehmen an der Energie-

denn es sind vor allem die kleinen und mittleren

wende gewahrt bleiben. Eine nachhaltige, klima-

Unternehmen, die für Innovationen im Energie-

neutrale und wettbewerbsfähige Wirtschaft kann

bereich sorgen und tagtäglich vor Ort den Um-

nur durch die Kombination der drei Ziele und die

bau der Energieversorgung durch ihre Produkte

Förderung der Akteursvielfalt erreicht werden. 

und Dienstleistungen vorantreiben. Bereits 2015 lag die Zahl der Arbeitnehmer in der Branche der Erneuerbaren Energien bei über 330.000 und

Der Mittelstand fördert aktiv

übertraf damit die Zahl der Beschäftigten in der konventionellen Stromerzeugung um das Drei-

die Energiewende Zu hohe Energiepreise gefährden jedoch

fache. Der Großteil der Beschäftigten in diesen

den Wirtschaftsstandort Deutschland

Branchen wird von mittelständischen Unterneh-

Zieldreieck aus Bezahlbarkeit,

men – vom Handwerksunternehmen bis zum In-

Umweltverträglichkeit und

dustriebetrieb – beschäftigt.

Versorgungssicherheit muss das zentrale Prinzip sein

Gleichzeitig wächst jedoch die Gefahr, die Standortvorteile Deutschlands durch zu hohe Energiepreise zu gefährden. Der deutsche Mittelstand

Kommission für Energie und

braucht eine sichere und bezahlbare Energie-

nachhaltiges Wirtschaften

versorgung, um erfolgreich zu sein. Während die

Die Unternehmerkommission wurde

Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Ener-

2011 mit dem Ziel gegründet, eine

gien immer günstiger wird, steigen die staatlich

wirtschaftlich effiziente, sichere und

beeinflussten Preisbestandteile auf zuletzt über

nachhaltige Energiepolitik zu fördern.

50 Prozent des Strompreises. Deshalb ist die Poli-

Aus dieser Perspektive entwickelt die

tik jetzt gefordert, die Strompreisbestandteile zu

Kommission energiepolitische Strategien

reformieren. Das energiepolitische Zieldreieck

und Konzepte zur Umsetzung einer

aus Bezahlbarkeit, Umweltverträglichkeit und

dezentralen Energiewende

Versorgungssicherheit muss dabei weiter das

als gesamtwirtschaftliche

zentrale Maß der Energiepolitik bleiben.

Herausforderung.

Eine dezentrale, verbrauchsnahe Erzeugung aus

Die Kommission und der

Erneuerbaren Energien nach dem Prinzip „so

BVMW stehen dafür im engen

MIT TE LS MOTOR TA ND. R ENERGIEDE WENDE. Ene

rgiepolitisc he Forderung en des Mit

dezentral wie möglich, so zentral wie nötig“ ver-

Dialog mit Wissenschaftlern

BVMWUnternehmerkommision für Energie und nachhaltiges Wirtschaften

ringert die Kosten der Energiewende. Zudem

und Politikern. Die von der

verbleibt bei einer verbrauchernahen Energie-

Kommission erarbeitete

gewinnung und Eigenverbrauch die Wertschöp-

Broschüre mit den energiepolitischen

fung in der Region. Das wiederum stärkt auch den

Forderungen des Mittelstands finden Sie

www.bvmw.de/themen/ energie/kommission

Mittelstand vor Ort. Daher muss die Vielfalt der

unter: https://bvmw.info/energiewende

Akteure sowie die Beteiligung der Bürger und

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Motor der

Energiewen

de.indd

telstands

1

05.07.18

12:07


31

Energie in Zahlen

28.675

33,3

Prozent

des 2017 in Deutschland erzeugten Stroms stammt aus Erneuerba-

ren Energien. Ziel ist es, diesen Anteil bis 2025 auf 40 bis 45

Onshore-Windkraftanlagen

Prozent des verbrauchten Stroms zu steigern. Mit 16,3 Prozent

befanden sich 2017 in Deutschland. Seit dem Jahr 2000

der gesamten Stromerzeugung ist die Windkraft neben der

hat sich die Zahl der Anlagen auf dem Festland von 9.359

Photovoltaik Kernelement der Erneuerbaren Energien.

damit mehr als verdreifacht. Durch den voranschreitenden Ausstieg aus der Atomkraft hat sich die Anzahl der aktiven

Foto: © -VICTOR- – www.istockphoto.com; Foto: © supanut piyakanont – www.istockphoto.com; Foto: © ihorzigor – www.istockphoto.com

Quelle: Bundesministerium f ür Wirtschaft und Energie

Atomkraftwerke auf sieben verringert. Quelle: Statista

Elektroautos wurden in

54.492

2017

Deutschland

verkauft.

Das

entspricht einem Marktanteil von lediglich 1,6 Prozent.

Im

Ver-

gleich zum Vorjahr stieg der Verkauf der Elektroautos mit

20.000

Menschen

einem Plus von 117 Prozent jedoch stark an.

arbeiten in etwa für Braunkohleunternehmen in Deutschland. So haben ver-

Quelle: Focus Online und heise.de

gleichsweise Arbeitgeber im Bereich der regenerativen Energien 340.000 Mitarbeiter. Der Bergbau konzentriert sich auf die vier Braunkohleregionen, in denen kaum andere große

29,86

Arbeitgeber existieren. Deshalb ist der

Cent

Ausstieg aus der Braunkohlegewinnung

auch

mit

gesellschaftlichen

Strukturbrüchen verbunden.

zahlen deutsche Haushalte mit einem Verbrauch von 2.500 bis 5.000 Kilowattstunden durchschnittlich für eine Kilowattstunde. Der Preis stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,06 Cent geringfügig an. Hauptursache für den im europäischen Vergleich hohen Strompreis sind Steuern und andere Abgaben, die rund 78 Prozent des Gesamtpreises ausmachen. Quelle: Bundesnetzagentur

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Quelle: Deutsche Welle


Partnerverband der Mittelstandsallianz

32

Energetisches Bauen und Wohnen In Deutschland gibt es etwa 18 Millionen Wohngebäude, davon etwa 15 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser. Somit sind die Mitglieder des Eigenheimerverbandes besonders stark von der geforderten Energieeinsparung und aus den daraus entstehenden Investitionen betroffen. Die Gruppe der Eigentümer wird in öffentlichen

Einsparungen erbringen als in der Energieeinspar-

Diskussionen kaum wahrgenommen, obwohl es

verordnung vorgeschrieben. Dies kann zur Folge

sich um rund die Hälfte der Bevölkerung handelt.

haben, dass die dadurch entstehenden Kosten die

Erschwerend kommt hinzu, dass in der Politik häu-

Förderung übersteigen, sodass Eigentümer keinen

fig die Auffassung vertreten wird, dass derjenige,

finanziellen Anreiz für eine energetische Sanierung

der ein Einfamilienhaus hat, vermögend sei und

haben. Die Förderkriterien sind daher zu überprü-

somit die Kosten der Energiewende aus eigener

fen und anzupassen.

Tasche tragen könne. Dies ist jedoch falsch. Die meisten Eigenheimer sind entweder Rentner oder

Heizungsanlagen

Familien mit Kindern.

In Deutschland gibt es noch hunderttausende ineffiziente Heizungen. Bei einem konsequenten Aus-

Insgesamt wird beklagt, dass die Sanierungsquote

tausch alter Heizkessel ließen sich große Mengen

von zwei Prozent nicht erreicht wird beziehungs-

fossiler Brennstoffe sparen. Um eine Beschleuni-

weise rückläufig ist. Bei einem genaueren Blick ver-

gung des Kesseltauschs zu erreichen, ist eine Ab-

wundert dies nicht. Um langfristige und kostenin-

wrackprämie für alte Heizungsanlagen in einem

tensive Investitionen zu tätigen, werden konstante

Alter zwischen 20 und 30 Jahren einzuführen.

Rahmenbedingungen benötigt. Doch sich ständig ändernde Bedingungen verunsichern die Eigentü-

Technische Anforderungen

mer, anstatt sie zu einer energetischen Sanierung

Durch die regelmäßige Verschärfung der Energie-

zu motivieren.

einsparverordnung (EnEV) veralten bereits ausgeführte Maßnahmen, da diese schon nach wenigen

Information und Beratung

Jahren nicht mehr den dann aktuellen Anforderun-

Um Eigentümer zu einer energetischen Sanierung

gen entsprechen. Eine weitere Verschärfung der

zu motivieren, sind objektive Informationen er-

EnEV ist zu unterlassen.

forderlich. Darum sollte jeder Eigentümer die Möglichkeit einer kostenfreien und ergebnisoffe-

Teilsanierungen

nen Beratung durch einen anerkannten Energie-

Teilsanierungen sind sinnvoll und sollten auch bes-

berater erhalten.

ser gefördert werden. Nur wenige Eigentümer können Gelder für eine Komplettsanierung aufbringen,

Förderung

Teilmaßnahmen hingegen lassen sich leichter finan-

Die Förderung von energetischen Sanierungen

zieren und bringen auch gewünschte Effekte.

soll wahlweise durch zinsverbilligte Darlehen, Zu-

Frank Behrend Vizepräsident Eigenheimerverband Deutschland e. V. www.ehvd.de

schüsse und – auch für selbst nutzende Eigentümer

Keine Koppelung

– steuerliche Abschreibungen erfolgen. So kann

Kann ein Eigentümer den Austausch der Heizungs-

sich jeder die für ihn beste Art der Förderung aus-

anlage finanzieren, wird aber im Nachhinein ge-

suchen. Die Förderung des Bundes sollte bei der

zwungen, zum Beispiel noch eine Solaranlage zu

KfW zusammengefasst werden (derzeit auch noch

installieren, so kann es gut sein, dass die gesam-

beim BAFA). In vielen Programmen fördert die KfW

te Finanzierung nicht zu stemmen ist. Das führt

energetische Maßnahmen nur, wenn diese bessere

letzten Endes dazu, dass auch die Heizung nicht

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


33

erneuert wird, und es ergibt sich überhaupt kein

nierungsmaßnahmen plant und den energetischen

energetischer Effekt. Auf eine sinnvolle Maßnahme

Zustand verbessern will. Der Verkäufer hat aber

sollte nicht zwangsweise eine weitere Maßnahme

mehrere hundert Euro für einen Energieausweis

gesattelt werden.

zu tragen, den keiner sehen will. Darum sollte die zwangsweise Erstellung und Vorlage von Energie-

Energieausweise

ausweisen abgeschafft werden.

Foto: © DiyanaDimitrova – www.istockphoto.com

Trotz der wiederholten Änderung der Bestimmungen zu Energieausweisen haben diese bisher kaum

Neubau

eine Akzeptanz gefunden. Dies ist sowohl bei der

Auch beim Neubau treiben die energetischen An-

Vermietung als auch beim Verkauf der Fall. Den

forderungen die Baukosten nach oben. Daher dür-

Käufer eines älteren Gebäudes interessiert der

fen die Anforderungen an Neubauten nicht weiter

Energiekennwert nicht, da er häufig ohnehin Sa-

verschärft werden.

Der Eigenheimerverband Deutschland e. V. vertritt nachhaltig und konsequent die Interessen der in seinen Vereinen und Verbänden organisierten Eigenheimer, das sind derzeit ca. 120.000 Personen im gesamten Bundesgebiet. Zweck ist die Förderung des selbstgenutzten Wohneigentums für weite Teile der Bevölkerung. Damit trägt der Verband Mitverantwortung für die allgemeine Wohnungs- und Gesellschaftspolitik. www.ehvd.de

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Energieeffizienz im Mittelstand Ist Energieeffizienz nicht ein Thema für Großkonzerne und Großverbraucher? Natürlich – dort gibt es ganze Abteilungen, die sich nur mit Effizienzfragen befassen. Durch eine Förderung kann nun der Mittelstand nachziehen. Energieeffizienz war jahrzehntelang kein großes Thema im Mittelstand. Energie war billig, und alle hatten die gleichen Bedingungen, sodass es keinen nennenswerten Wettbewerbsvorteil gab. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Energiepreise sind deutlich gestiegen und zu einem ernst zu nehmenden Faktor in der Kalkulation

gesetzt, von denen wir jedoch noch weit entfernt

geworden. Noch deutlicher zeigt sich die Proble-

sind. Nach einer Studie, die von der Branchenini-

matik, wenn man die Energiepreisentwicklung im

tiative Zukunft Erdgas in Auftrag gegeben wurde,

internationalen Rahmen betrachtet. Deutschland

hat Deutschland sein CO2-Budget für 2018 schon

nimmt einen Spitzenplatz ein. Es bedarf also ge-

Ende März aufgebraucht.

eigneter Maßnahmen, um Wettbewerbsnachteile Um dem deutschen Mittelstand ein erfolgreiches

zu verhindern.

Gegensteuern zu erleichtern, wurden verschieEs gibt zwei gute Gründe, sich des Energiethemas

dene Förderprogramme etabliert. Effizienzstei-

anzunehmen: einen ökonomischen – es geht um

gerung ist der einzig vernünftige Weg zu einer

Wettbewerbsfähigkeit – und einen ökologischen,

signifikanten CO2-Reduzierung.

den man auf keinen Fall aus dem Auge verlieren sollte. Wir alle haben eine Verantwortung unse-

Das einfachste Einstiegstool in die Effizienzver-

ren Kindern gegenüber. Deutschland hat sich

besserung ist die Energieberatung Mittelstand

in diesem Zusammenhang anspruchsvolle Ziele

(EBM). Auf deren Grundlage können notwendige Maßnahmen getroffen werden.

Industriestrompreisentwicklung verschiedener Länder (2007 – 2012) Deutschland China (Guangdong)

Frankreich Vereinigte Staaten

Wie funktioniert die Energieberatung Mittelstand? Zunächst muss ein unabhängiger Energiebera-

140

ter mit entsprechenden Qualifikationen und Er-

120

fahrungen gefunden werden. Das ist manchmal

100

schwierig, weil die Berufsbezeichnung Energieberater nicht geschützt ist. Jeder Stromverkäufer

80

nennt sich Energieberater. Es ist jedoch grundsätz-

60

lich kein Fehler, über den Energieeinkauf Kosten zu

40

reduzieren. Man sollte sich allerdings darüber im

20

Klaren sein, dass dadurch keine einzige Kilowattstunde weniger verbraucht wird. In vielen Fällen

0

2007

2008

2009

2010

2011

H1 2012

wird sogar mehr verbraucht, weil die Energie jetzt „billiger“ ist. Mit den eingesparten Mitteln kann

Quelle: IEA, IHS Energy

© CHEManager

man aber sehr gut die Energieberatung bezahlen,

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


35

sodass dieser Prozess

gleichen Schema aufgebaut. Wenn es konsequent

kostenneutral gestaltet

angewendet wird, werden damit alle energierele-

werden kann.

vanten Prozesse überwacht und gesteuert, was zu einer erheblichen Effizienzsteigerung führen

Der Energieberater erle-

kann. Allerdings ist ein Energiemanager mit ent-

digt nun alle Formalitä-

sprechender Qualifikation erforderlich. Und das

ten mit dem Bundesamt

Energiemanagementsystem

für Wirtschaft und Aus-

zertifiziert werden.

fuhrkontrolle

muss

regelmäßig

(BAFA),

damit die Beratung zu

In allen Fällen sind sämtliche Energieträger eines

80 Prozent gefördert

Unternehmens ausführlich zu betrachten. Es geht

wird. Diese hohe Förde-

also nicht nur um Strom und Gas, sondern auch

rung ist nicht zufällig, da

um Pellets, Biomasse, Kohle oder Hackschnitzel.

ein großes Interesse dar-

Auch die Eigenerzeugung durch Wind- und Son-

an besteht, die Klimazie-

nenenergie oder Blockheizkraftwerke fließen in

le zu erreichen. Erst nach

die Betrachtung ein.

einem positiven Förderbescheid wird ein Beratervertrag

abgeschlos-

sen. Die Inhalte der Beratung sind in der DIN EN 16247‑1 genau vorgegeben, und der Beratungsbericht wird anschließend auch vom BAFA geprüft.

Was ist der Inhalt einer solchen Beratung? Der Unternehmer bekommt eine detaillierte

„„

Um dem deutschen Mittelstand ein erfolgreiches Gegensteuern zu erleichtern, wurden verschiedene Förderprogramme etabliert.

Ist-Stand-Analyse. Auf Grund dieser Analyse werden Effizienzpotenziale aufgezeigt und für

Ob ein Unternehmen seine Effizienz mithilfe ei-

die entsprechenden Bereiche Veränderungsvor-

nes externen Energieberaters und der geförder-

schläge unterbreitet. Alle Vorschläge sind mit ei-

ten Energieberatung Mittelstand steigert oder ob

ner Kostenschätzung und Amortisationsbetrach-

ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001

tung zu untermauern.

eingeführt werden sollte, hängt von verschiedenen Faktoren wie der Unternehmensgröße und

Der Weg zur Energieeffizienz ist ein Prozess, der

externen Einflüssen ab. In bestimmten Branchen

mit der Energieberatung Mittelstand lediglich be-

kann es vorkommen, dass als Lieferant nur zuge-

ginnt. Weitere Schritte müssen folgen. Und auch

lassen wird, wer ein Energiemanagementsystem

hier gibt es wieder diverse Förderprogramme,

eingeführt hat.

die den Weg erleichtern. Für diese Förderprogramme müssen in der Regel die zu erwarten-

Im Zweifel sollte ein zertifizierter Energieberater

den CO2-Reduzierungen ausgewiesen werden,

zurate gezogen werden. Eine Erstberatung zur Ent-

weil sie maßgeblich für die Förderung sind. Die

scheidungsfindung ist in der Regel kostenfrei.

Foto o.: © fotomek – www.fotolia.com

CO2-Reduzierungen wurden ja im Rahmen der Energieberatung bereits berechnet, sodass sie verfügbar sind.

Deutschland hat sein CO2-Budget für 2018 schon Ende März aufgebraucht Eine wirksame Reduzierung des

Eine weitere Möglichkeit für die kontinuierliche Verbesserung der energiebezogenen Leistung eines Unternehmens ist die Einführung eines Ener-

Energieverbrauchs ist nur über Effizienzsteigerungen zu erreichen Eine Energieberatung durch einen

giemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001.

BAFA-gelisteten Berater kann zu 80 %

Jeder Unternehmer kennt Managementsysteme.

gefördert werden

Reinhard Gütz Präsident Motivation & Consulting Global n. e. V. Mittelstandsberater im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.mcg-consulting.de

Das Energiemanagementsystem ist nach dem

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


36

EU fördert energieeffizientes Bauen Die EU hat sich auf eine überarbeitete Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden geeinigt. Damit schafft sie notwendige Anreize für Gebäuderenovierungen. Vor allem finanzielle Einsparungen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Renovierungs- und Bausektor sollen so ermöglicht werden.

„„

Gebäude sind nach einer Studie der Europäischen

die energieeffiziente Renovierung von Gebäuden

Kommission für etwa 40 Prozent des Energiever-

zu beschleunigen. Die Kommission hat außerdem

brauchs und für 36 Prozent der CO2-Emissionen

eine neue Gebäudedatenbank – das „EU Building

innerhalb der Europäischen Union verantwort-

Stock Observatory“ – veröffentlicht, um die

lich. Derzeit sind etwa 35 Prozent dieser Gebäude

Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden in ganz

über 50 Jahre alt, und fast 75 Prozent des Gebäu-

Europa zu erfassen. Die Initiative der Kommis-

debestands gelten nicht

sion „Smart Finance for Smart Buildings“ hat das

als energieeffizient. Dage-

Potenzial, zusätzliche öffentliche und private Mit-

gen werden je nach Land

tel in Höhe von zehn Milliarden Euro für Energie-

nur zwischen 0,4 und

effizienz und die Nutzung Erneuerbarer Energien

1,2 Prozent des Gebäude-

in Gebäuden freizusetzen.

Je nach Land werden nur zwischen 0,4 und 1,2 Prozent des Gebäudebestands im Jahr energieeffizient renoviert.

bestands im Jahr energieeffizient renoviert.

Die Überarbeitung unterstützt auch den Einsatz der Elektromobilitätsinfrastruktur in Parkhäu-

Mit einem energieeffizi-

sern und führt neue Bestimmungen zur Verbes-

enten

Gebäudebestand

serung intelligenter Technologien und gebäude-

könnten der Gesamtener-

technischer Systeme ein. Die neuen Regelungen

gieverbrauch in der EU

zielen darauf ab, bestehende Gebäude schneller

um fünf bis sechs Prozent

nachzurüsten und die Energieeffizienz neuer Ge-

und die CO2-Emissionen

bäude durch den Einbau „intelligenter“ Systeme

um etwa fünf Prozent ge-

zu verbessern.

senkt werden. Zudem stimulieren Investitionen in Energieeffizienz insbesondere die Bauwirtschaft,

In Deutschland gilt es jetzt, die Regelungen des

die rund neun Prozent des europäischen Brutto-

Energieeinsparungsgesetzes (EnEG 2013) und der

inlandsprodukts erwirtschaftet und 18 Millionen

Energieeinsparverordnung (EnEV 2014/ab 2016)

Arbeitsplätze schafft. Die kleinen und mittleren

anzupassen, diese im überfälligen Gebäudeener-

Unternehmen tragen mehr als 70 Prozent der

giegesetz (GEG) zusammenzufassen und durch

Wertschöpfung im EU-Bausektor bei. Gerade der

den Deutschen Bundestag zu verabschieden.

Mittelstand profitiert deshalb von einer Belebung

René Sittner Rechtsanwalt, Partner HAWS Rechtsanwälte BVMW-Mitglied www.haws.de

Von der Richtlinie zum nationalen Recht

Gebäude verbrauchen 40 % der Energie

Ende 2016 schlug die Kommission im Rahmen

75 Prozent der Immobilien sind nicht

in der EU energieeffizient

des Pakets „Saubere Energie für alle Europäer“ eine Aktualisierung der Richtlinie über die Ge-

Eine aktualisierte Richtlinie der EU soll

samtenergieeffizienz von Gebäuden von 2010

Abhilfe schaffen und setzt Anreize in der

vor, um den Einsatz intelligenter Technologien zu

mittelständischen Bauwirtschaft

fördern, bestehende Vorschriften zu straffen und

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © Eisenhans – www.fotolia.com

der energetischen Sanierung.


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Kürzung der kostenlosen Emissionszertifikate – neue Belastungen für KMU Das Bundesverfassungsgericht hat Anfang März 2018 die Verfassungsbeschwerde eines Braunkohlekraftwerk-Betreibers gegen die Kürzung seines Kontingentes an kostenlosen Emissionszertifikaten nicht zur Entscheidung angenommen. Insbesondere sei die Kürzung nicht gleichheitswidrig im Vergleich zu Industrieanlagen-Betreibern. Die Folgen für den Strompreis sind noch nicht absehbar.

„„

Fraglich bleibt, welche Folgewirkungen sich aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes f ür den Mittelstand ergeben.

Das europäische Emissionshandelssystem dient

Zuteilung

dem Klimaschutz, indem die Treibhausgas-Emis-

kostenlo-

sionen bestimmter Anlagen auf eine Gesamtmenge

ser Emissi-

begrenzt und handelbare Zertifikate zur Emission

onsberech-

ausgegeben werden. Die schrittweise Reduktion

tigungen

der erlaubten Emissionsmenge und die Attraktivität

verbunde-

der Verringerung von Emissionen durch den Verkauf

ne größere

nicht genutzter Emissionsberechtigungen sollen

Belastung

dabei den Rückgang des Ausstoßes von Treibhaus-

der stromproduzierenden Anlagen der Energiewirt-

gasen fördern.

schaft im Vergleich zu Industrieanlagen sei aus Grün-

Foto: © querbeet – www.istockphoto.com

den der Vorteilsabschöpfung gerechtfertigt. Mit der Der deutsche Gesetzgeber hatte die Gesamtmenge

Kürzungsregelung würden Vorteile ausgeglichen, die

der Zertifikate für die Zuteilungsperiode 2008 bis

den Stromproduzenten mit der kostenlosen Zutei-

2012 auf 453,07 Millionen pro Jahr beschränkt. Bei

lung von Emissionszertifikaten über die Befugnis zur

Übersteigen der Gesamtmenge sowie für die Schaf-

Nutzung der Luft zum Anlagenbetrieb hinaus zuteil

fung eines Kontingentes an kostenpflichtigen Zerti-

würden. Auf dem deutschen Strommarkt bestehe

fikaten war eine anteilige Kürzung von kostenlosen

nämlich anders als in anderen Branchen ein hoher

Emissionsberechtigungen, und zwar ausschließlich

Einpreisungsgrad, sodass Stromerzeuger mit den

zu Lasten von stromproduzierenden Anlagenbetrei-

kostenlos zugeteilten Zertifikaten unbeabsichtigte

bern, vorgesehen.

Zusatzerlöse generieren könnten.

Für das Kraftwerk der Beschwerdeführerin waren

Fraglich bleibt, welche Folgewirkungen sich aus der

nach erfolgter Kürzung durch die Deutsche Emis-

Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes für

sionshandelsstelle nur noch rund 50 Prozent der Zer-

den Mittelstand ergeben. Denkbar ist vor allem eine

tifikate kostenlos. Nach dem erfolglosen Beschreiten

noch weitergehende Einpreisung von Kosten in den

des Rechtsweges durch den Anlagenbetreiber kam

Strompreis, die sich, unmittelbar oder mittelbar, aus

die Sache schließlich zum Bundesverfassungsgericht.

dem verringerten Kontingent an kostenlosen Zerti-

Dieses konnte indes keine Verfassungswidrigkeit der

fikaten ergeben. Dies würde gerade für strominten-

Kürzung, insbesondere nicht im Vergleich zu den In-

sive mittelständische Betriebe eine weitergehende

dustrieanlagen, feststellen. Die mit der Kürzung der

Belastung bedeuten.

Dr. jur. Dr. rer. medic. Simon Alexander Lück Rechtsanwalt und Fachanwalt für Medizinrecht & Verwaltungsrecht Mittelstandsberater im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V.

 www.bbm-recht.de

4|18  DER Mittelstand.  | Schwerpunkt


38

Energiescout im Förderdschungel Kleine und mittlere Betriebe freuen sich über Unterstützung bei Sparmaßnahmen. Das Bundesministerium für Wirtschaft bietet Hilfe an. Doch wer sich schlau machen will, landet im Förderdschungel. DER Mittelstand. versucht, das Dickicht zu lichten. Die Energiewende läuft stockend, aber die neue

stand“, die ebenfalls nichts anderes als eben jenes

Bundesregierung nimmt das Unterfangen durch-

Contracting ist.

aus ernst und will die Wirtschaft bei energetischen Sparmaßnahmen unterstützen. Vor allem

Den Überblick finden

KMU soll geholfen werden. Doch will ein Mittel-

Klarer strukturiert ist die Förderdatenbank des

ständler wissen, woher und wieviel Geld er für

BMWi, die dankenswerterweise ihre eigene Do-

ein Blockheizkraftwerk oder eine Solaranlage be-

main hat: foerderdatenbank.de. Unternehmer

kommt, fühlt er sich erstmal alleingelassen. Wer

können im Feld „Schnellsuche“ ihr Bundesland,

ist Ansprechpartner? Welche Internetseite infor-

unter „Förderberechtigte“ „Unternehmer“ und

miert über die ersten Schritte?

unter „Förderbereich“ „Energieeffizienz und erneuerbare Energien“ auswählen.

Im Dschungel der Fördermittel für Wirtschaft und Energie die richtige Adresse

Erst nachdenken, dann Fördermaßnahmen suchen

Man könnte vermuten, dass das Bundesministerium wäre. Doch von BMWi.de muss man sich durch zahl-

Generell empfiehlt es sich, erst einen Energiebe-

reiche Menüpunkte quälen, um dann schließlich

rater in der Region zu konsultieren, der dann je

bei deutschland-machts-effizient.de zu landen. Also

nach Sachlage auch das entsprechende Förder-

lieber gleich dorthin, um dann auf den Menüpunkt

programm des Bundes empfehlen kann. Ein Ener-

„Unternehmen“ zu klicken. Hier wird es schon kon-

giescout kann bei vielen wichtigen Fragen helfen:

kreter: Wir finden Vorschläge, wie Unternehmen

Für welche Fördermaßnahme ist das Unterneh-

sich zu „Energieeffizienz-Netzwerken“ zusammen-

men qualifiziert, für welche nicht? Um welches

schließen, und einen „Energieaudit“, der Energie-

Fördervolumen geht es in Relation zur Unterneh-

verbrauch und -kosten im Betrieb analysiert. Unter

mensgröße? All dies sind Faktoren, die die Bun-

„Energiemanagement“ entdecken wir Informatio-

desbehörden online nur unklar vermitteln. Die Mi-

nen zum „Energiespar-Contracting“, ein Förder-

nisterien wären gut beraten, einen IT-Berater zu

programm, das Energieeffizienzberatung (nur die

konsultieren, um die Fördermaßnahmen für KMU

Beratung wohlgemerkt) zu 80 Prozent und bis zu

transparent und gut gegliedert darzustellen. Das

6.000 Euro bei Energiekosten über 10.000 Euro

spart viel Energie – und Zeit.

unterstützt. Ob nun auch die Energiesparmaßnahvom jeweiligen Vertrag mit dem Energieberater ab.

Die Suche nach Fördermaßnahmen im Energiebereich gestaltet sich

Im Dunkeln bleibt auch, warum eine untergeordnete Behörde wie das exotisch anmutende BAFA,

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

unübersichtlich Die Förderdatenbank des BMWi

das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon-

(foerderdatenbank.de) bietet einen

trolle, auf seiner Seite bafa.de unter dem Menü-

strukturierten Überblick

punkt „Energie/Energieberatung“ gleich zwei

Ein Energieberater vor Ort kann individuell

KMU-Angebote aufführt: die bekannte „Contrac-

passende Förderprogramme empfehlen

ting-Beratung“ und die „Energieberatung Mittel-

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © Soonthorn – www.fotolia.com

me selber unterstützt wird, bleibt unklar und hängt


Partnerverband der Mittelstandsallianz

Der Staat verdient zu viel am Stromkonsum Mehr als zehn Milliarden Euro haben die privaten Haushalte im Jahr 2017 über ihren Stromkonsum an den Fiskus gezahlt, wie das Deutsche Steuerzahlerinstitut des Bundes der Steuerzahler (DSi) errechnet hat. Besonders ärgerlich: 2,6 Milliarden Euro davon verdient der Staat alleine durch die Besteuerung von politisch beschlossenen Abgaben. Nirgends in der Europäischen Union müssen die

Doppelt ärgerlich ist, dass sich

privaten Haushalte für ihren Stromkonsum tiefer

die politisch beschlossenen Be-

in die Tasche greifen als in Deutschland. So ist der

lastungen kumulieren: So wird

deutsche Haushaltsstrompreis rund doppelt so

die Umsatzsteuer beispielsweise

hoch wie in den Nachbarländern Niederlande,

auch auf die Stromsteuer, Kon-

Polen und Tschechien.

zessionsabgabe,

EEG-Umlage

und weitere politisch beschlosDabei besteht der überwiegende Teil des deut-

senen Abgaben gezahlt – es ist

schen Haushaltsstrompreises aus politisch be-

quasi eine „Steuer auf die Steu-

schlossenen Abgaben. Im Jahr 2017 zahlten die

er“. Knapp 1,6 Milliarden Euro

Kunden 54 Prozent des Strompreises für Steu-

entfielen auf die Umsatzsteuer,

ern, Umlagen und weitere Abgaben. Die größ-

die private Haushalte auf die

te politisch verursachte Belastung ist dabei die

EEG-Umlage gezahlt haben. Für

EEG-Umlage, mit der der Ausbau der Erneuer-

die Umsatzsteuer auf die Stromsteuer waren dies

baren Energien subventioniert wird. Seit Einfüh-

rund 470 Millionen Euro und rund 370 Millionen

rung der Förderung haben die Stromverbraucher

Euro Umsatzsteuer auf die Konzessionsabgabe.

Autor: © Philipp Wehrend; Foto o.: sebra – www.fotolia.com

durch das Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) die Betreiber der Ökostrom-Anlagen mit rund

Um die Stromverbraucher zeitnah zu entlas-

200 Milliarden Euro subventioniert. Auch die

ten, sollte die Stromsteuer gesenkt werden. Der

Stromsteuer und Abgaben, wie beispielsweise

Stromsteuersatz liegt in Deutschland um mehr

die KWK-Umlage, erhöhen den Strompreis. Für

als das 20-fache über dem EU-Mindeststeuersatz

einen typischen privaten Haushalt haben sich

für die nichtbetriebliche Verwendung. Zudem

die Stromkosten seit dem Jahr 2000 auf rund

sollte die Mehrwertsteuer auf Strom von 19 auf

1.000 Euro mehr als verdoppelt. Die im Strom-

sieben Prozent reduziert werden. Bei elektri-

preis enthaltenen Steuern, Abgaben und Umla-

schem Strom handelt es sich um ein lebensnot-

gen haben sich im gleichen Zeitraum sogar mehr

wendiges Gut, das höchstens mit dem ermäßig-

als verdreifacht. Das zeigt: Der Strompreistreiber

ten Mehrwertsteuersatz belastet werden sollte.

Nr. 1 ist der Staat.

Die Umsetzung der Reformvorschläge würde die privaten Stromverbraucher insgesamt um rund

Auch der Fiskus verdient kräftig mit am privaten

6,2 Milliarden Euro pro Jahr entlasten. Das ist

Stromkonsum. Das Deutsche Steuerzahlerinsti-

angesichts hoher Strompreise und sprudelnder

tut des Bundes der Steuerzahler hat errechnet,

Steuereinnahmen überfällig.

wieviel der Staat im Jahr 2017 durch den Stromkonsum privater Haushalt in etwa eingenom-

Das DSi kompakt Nr. 35

men hat. Danach flossen rund 10,2 Milliarden

„Wie der Staat am Stromverbrauch

Euro über Steuern und weitere Abgaben auf den

verdient“ erhalten Sie kostenfrei unter

Stromkonsum an den Fiskus. Allein auf die Um-

www.steuerzahlerinstitut.de

Philipp Behm Leiter Recherche Bund der Steuerzahler Deutschland www.steuerzahler.de

satzsteuer entfielen rund 5,8 Milliarden Euro.

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

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40

Energiesparen: leichter als gedacht Energiewende und Klimaschutzziele sind die großen Herausforderungen der nächsten Jahre. Wie insbesondere kleine und mittlere Unternehmen ihren Beitrag dazu leisten können und dabei selbst profitieren, zeigen nachfolgende best-practice-Beispiele unserer Mitgliedsunternehmen.

Energieeffizienzkonzepte der Ortrander Eisenhütte GmbH Die Ortrander Eisenhütte ist eine der moderns-

Erreicht wurden die Einsparungen über ein Bün-

ten Eisen-Gießereien in Europa. Die Hütte reali-

del von Maßnahmen:

siert etwa 50 Millionen Umsatz und beschäftigt

Technische Veränderungen bei den Schmelz-

über 300 Mitarbeiter. In einer Eisenhütte wird

spulen

die meiste Energie verbraucht, um das flüssige

Veränderung des Wartungsregimes

Eisen zu erschmelzen. Die Hütte setzt als Ener-

Optimieren der Arbeitsabläufe

gieträger dafür Strom ein und verbraucht insge-

Das Beschicken der Schmelzöfen wurde auf die

samt circa 50 GWh im Jahr.

physikalischen Gegebenheiten des Schmelzvorganges eingestellt

Die ersten systematischen Überlegungen zur Energieeffizienz begannen im Jahre 2006. Da-

Der Erfolg dieser Maßnahmen führte zu einer

mals wurde ein brandenburgisches Impuls-

ganzen Reihe von weiteren Projekten, die über

netzwerk gegründet mit dem Ziel, Energie im

das Thema Beleuchtung weit hinausgehen. Mit

Schmelzbetrieb einzusparen. Die Teilnehmer

jährlich neuen Projekten zur Steigerung der

waren zwei Gießereien, der lokale Energiever-

Energieeffizienz wird der eingeschlagene Weg

sorger, ein Rohstofflieferant, ein Anlagenbauer

konsequent weiterverfolgt.

für Schmelztechnik sowie zwei universitäre Eingie einzusparen. Die erste Zielgröße war ein Verbrauch an Schmelzstrom inklusive Prozessführungsverluste von 520 KW pro Tonne flüssigem Eisen. Dieses wurde erreicht und über die Jahre weiter optimiert. Aktuell liegt die Hütte bei einem Verbrauch von unter 500 KW pro Tonne flüssigem Eisen. Die Hütte erschmelzt pro Jahr circa 50.000 Tonnen flüssiges Eisen. Damit wurde und wird eine Einsparung von ca. 4.000.000 KW pro Jahr realisiert.

Bernd H. Williams-Boock Geschäftsführer Ortrander Eisenhütte GmbH BVMW-Mitglied

Schmelzofen in der Ortrander Eisenhütte.

Ortrander Eisenhütte GmbH:

Mitarbeiter: circa 300

Das Unternehmen liefert seit rund 120

Geschäftsführer: Bernd H. Williams-Boock

Jahren dünnwandigen, gewichtssparenden

Firmensitz: Ortrand (Brandenburg)

Qualitätsguss

www.ortrander.de

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © Ortrander Eisenhütte; Foto o.: juerginho – www.shutterstock.com

richtungen. Ziel war es, rund 15 Prozent Ener-


41

Euro Courier Logistics GmbH – neue Firmenzentrale spart 50 Prozent Energiekosten Als Firmeninhaber Sebastian Fankhänel vor

Über zwei Regenwasser-Zis-

rund vier Jahren den Bau seiner neuen Unter-

ternen werden sämtliche Toi-

nehmenszentrale plante, stand für ihn vor al-

lettenspülungen im Gebäude

lem eines fest: Sämtliche Anlagen sollten unter

versorgt sowie die Fahrzeug-

energiewirtschaftlichen Gesichtspunkten seine

waschanlagen für Transporter

Kostenbilanz entlasten. So entstand in Chemnitz

und LKW.

für 3,1 Millionen Euro nicht nur ein stylischer Bau des Architektenbüros Furoris X art, sondern

Durch

auch ein Gebäude, das dem Unternehmer eine

becken mit 120 Kubikmeter

ein

Regenrückhalte-

Ersparnis von rund 50 Prozent seiner Energie-

Fassungsvermögen muss das

kosten einbrachte. Erreicht hat er das mit folgen-

Unternehmen keine Abwasser-

den Maßnahmen:

gebühren für Niederschlagswasser an die Kommune zahlen.

Firmeninhaber Sebastian Fankhänel vor dem neuen Firmengebäude der Euro Courier Logistics.

Wärmepumpe und Lüftungsanlage arbeiten wie ein Team zusammen: Während die Wärmepumpe

Vier Parktaschen für die Transporter sind für

mit Erdwärme vor allem in der kalten Jahreszeit

Elektromobilität mit Starkstromkabeln vorgerüs-

für angenehme Temperaturen im Verwaltungsge-

tet. Sobald der Markt Fahrzeuge mit hoher Batte-

bäude sorgt, arbeitet die Lüftungsanlage nach dem

rieleistung anbietet, wird hier nachgerüstet.

Prinzip der Energierückgewinnung. Damit werden im Sommer die Kühlaggregate angetrieben, die un-

Die Fenster im Verwaltungsgebäude bestehen

nötige Hitze aus dem Gebäude vertreiben.

aus dreifach verglasten Scheiben mit UV-SchutzFaktor. So werden Blendwirkung und UV-Licht

Über eine Luftsolaranlage wird die 800 Quadrat-

vermindert.

meter große Umschlaghalle mit Wärme versorgt. Das geschieht über ein 30 Quadratmeter großes

Alle Wände im Gebäude sind mit Lehmputz ver-

Wabengeflecht mit Solarpanels an der Südseite

siegelt. Das sorgt für ausgewogene Luftfeuchtig-

der Halle. Hinter den Panels verbirgt sich ein Lüf-

keit und für ein angenehmes Raumklima.

ter, der die Sonnenenergie in die Halle einbläst. Darüber hinaus sind die Dächer des VerwaltungsDas Sheddach der Umschlaghalle garantiert

traktes begrünt, und ein Teil der Außenflächen

durch pultartig angeordnete Oberlichter einen

besteht aus einer üppig blühenden Bienenwiese,

breit gestreuten Einfall von Tageslicht. So müssen

die nur zweimal im Jahr gemäht werden muss. Auf

in der Halle kaum künstliche Beleuchtungskörper

dem Rest der Außenanlage grasen zwei Schafe,

eingeschaltet werden.

die das Rasenmähen unnötig machen.

Foto: © EuroCourier Logistics

Die Euro Courier Logistics GmbH ist ein

Euro Courier Logistics GmbH:

europaweit tätiger Expressdienstleister

Firmensitz: Chemnitz

für den Warenversand. Zur Fahrzeug-

Firmengründung: 2000

flotte gehören 50 Transporter und LKW.

Mitarbeiter: 80

Inhaber und Firmenchef Sebastian Fank-

www.ecl24.de/de

hänel begann seine Karriere als LogistikUta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen

unternehmer 1993 als Motorradkurier. Heute erwirtschaftet sein Unternehmen acht Millionen Euro Umsatz im Jahr.

uta.georgi@bvmw.de

>> 4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


42

Energie-Optimierung bei B2benergy Sindelfingen liegt in der Mitte Baden-Württem-

ten um mehr als die Hälfte gesenkt werden – von

bergs, wo das Wort „sparen“ eine gewisse Be-

34.000 auf 16.000 Euro.

deutung hat. Eine Chance für Unternehmen, die schwäbischen Firmen oder Hausverwaltungen

Natürlich spielt auch die Digitalisierung eine gro-

helfen, ihre Energiekosten zu senken.

ße Rolle. Sämtliche Informationen kann der Kunde über einen digitalen Zugang überall abrufen. Gleiches gilt auch für das beständige Monitoring seitens B2benergy. Neben der umfassenden Beratung bezüglich der Energieverbrauchsstruktur kommt je nach Möglichkeit modernste Technologie zum Einsatz: auf den Raum abgestimmte Lichttechnik, Spezialtransformatoren und natürlich Photovoltaik-Anlagen. Außerdem hat sich B2benergy das Ziel gesetzt, die gesetzlich verpflichtende Umrüstung auf digitale Zähler (Smart Meter) für mittelständische Unternehmen so in Angriff zu nehmen, dass diese

Seit rund zehn Jahren ist der effektive Um-

optimal davon profitieren. Ausgestattet mit inno-

gang mit Energie das Spezialgebiet der Firma

vativen Zusatzfunktionen kann die neue Zähler-

B2benergy. Geschäftsführer Ahmet Topalak weiß,

generation dazu beitragen, die jährlichen Ablese-

dass die liberalisierten Energiemärkte Europas

und Administrationsaufwände zu reduzieren. Ziel

heute eine große Bandbreite von Beschaffungs-

der neuen Angebote sind zügigere Abrechnungen

strategien und eine vollständig freie Auswahl

und die Möglichkeit, den Verbrauch sowie die Kos-

des Energielieferanten erlauben. Neben diesen

ten besser nachvollziehen zu können. Ferner wer-

Chancen bestehen aber auch ausgeprägte Risi-

den detaillierte Verbrauchsdaten generiert, um

ken aufgrund stark schwankender Marktpreise.

den individuellen Stromverbrauch zu optimieren.

B2benergy unterstützt Unternehmen bei der Auswahl der betrieblich orientierten Gesamt-

Aufbauend auf diesen Funktionen wird es möglich,

konzepte und ermöglicht Kostensenkungen, zum

die Dienste und Prozesse mit den Ablesedienst-

Beispiel durch Markt- und Börsenbeobachtung,

leistern in Bezug auf die verbrauchsabhängigen

Tranchen und Bündelungseffekte im Einkauf.

Heiz- und Warmwasserkostenabrechnungen auszuweiten. Daraus resultiert ein deutlicher Mehrwert gegenüber den Basiszählern, die gesetzlich

und Kostensenkung stellt die Zusammenarbeit

vorgeschrieben in den nächsten Jahren durch die

mit einem Unternehmen des Röhm Verlags Sin-

grundzuständigen Messstellenbetreiber (meist

delfingen dar. Die Gesamtenergiekosten konn-

Netzbetreiber) eingeführt werden.

Die liberalisierten Energiemärkte bergen Chancen und Risiken Eine Umrüstung auf intelligente Systeme ermöglicht erhebliche Dr. Ulrich Köppen BVMW Pressesprecher Baden-Württemberg

Foto: © Manuel Schönfeld – www.fotolia.com

Ein typisches Beispiel für Energieoptimierung

B2benergy GmbH: Firmensitz: Sindelfingen Mitarbeiter: 8 www.b2benergy.de

Einsparungen Optimierer wie B2benergy bieten ganzheitliche, smarte Lösungen

mittelstand@bvmw.de

>> 4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


43

Solaranlage ausgliedern und damit Kosten senken Solarstromanlagen eignen sich hervorragend, um die Anforderungen der Energieeinsparverordnung zu erfüllen. Sie verursachen jedoch Investitionskosten und Verwaltungsaufwand. Zudem ist die Solaranlage eine Betriebsvorrichtung, und der bürokratische Aufwand ist hoch. Dabei ist Solarstrom langfristig preisstabil, spart viele Tonnen CO2 und ist auf den Primärenergiebedarf von Gebäuden anrechenbar. Zudem ist die Erzeugung vollkommen emissionsfrei. Die Gründer von RE.source Projects hatten die Idee, vor Ort erzeugten Solarstrom so einfach anzubieten wie Netzstrom und die Nutzung auch Gewerbemietern zu ermöglichen. Das Berliner Unternehmen bietet gewerblichen Kunden

Foto: © Petair – www.fotolia.com

Solarstrom unterhalb der Netzstromkosten an – mit kurzen Laufzeiten oder langfristigen Preisga-

Re.source bleibt weiterhin innovativ: Ab sofort

rantien. Viele Unternehmen setzen auf Nachhal-

wird jedes Projekt mit einer Solartankstelle aus-

tigkeit, möchten jedoch Mehrkosten vemeiden.

gestattet.

Mit dem RE.source Solar Contracting sparen die Kunden jährlich bis zu 500 Tonnen CO2 und 2,5 Millionen Liter Wasser. Zudem reduzieren

RE.source Projects GmbH:

sie Energiekosten und entkoppeln ihre Strom-

Geschäftsführer: Benjamin Hofer

rechnung von vielen Abgaben, Steuern und Entgelten. Solar Contracting macht Solarstrom so einfach wie Netzstrom.

& Tilo T. Nahrath www.REsourceprojects.de

Tilo T. Nahrath RE.source Projects GmbH BVMW-Mitglied

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Windräder 4.0 In jeder Ausgabe stellt DER Mittelstand. BVMW Mitgliedsunternehmen und ihre Produkte vor. Diesmal die neuen Windräder der Firma Enercon. Gechäftsführer Hans-Dieter Ketting ist Mitglied des Bundeswirtschaftssenats. Als Reaktion auf sich ändernde Marktanforderungen entwickelte Enercon zwei neue Anlagentypen auf Basis der EP3-Plattform: die E-126 EP3 für Windklasse-IIA- und die E-138 EP3 für Windklasse-IIIA-Standorte. Neben signifikanten Leistungs- und Effizienzsteigerungen stehen bei beiden Neuentwicklungen optimierte Prozesse bei Produktion, Transport & Logistik, Aufbau und Inbetriebnahme im Vordergrund.

Die 3- bis 4-MW-Klasse ist eines der wichtigsten Marktsegmente bei Onshore-Windenergieanlagen. 2.000 Anlagen hat Enercon seit 2011 weltweit installiert. Aufgrund von Änderungen der Rahmenbedingungen stellen sich jedoch neue Anforderungen an die Anlagentechnologie in diesem volumenstarken Segment.

Bei den neuen EP3-Maschinen wird die Gesamtperformance signifikant erhöht. Erreicht wird die Effizienzsteigerung durch eine Vergrößerung der Erntefläche und eine Steigerung der Nennleistung. Die E-126 EP3 wird über Nennleistungen von 3,0 bis 4,0 MW verfügen, die E-138 EP3 über eine Nennleistung von 3,5 MW.

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Beide Anlagentypen sind konsequent auf Effizienz getrimmt. Sämtliche Abläufe – von der Produktion über Transport & Logistik bis Aufbau und Inbetriebnahme – werden optimiert. Ziel ist es, alle Prozesse zu vereinfachen und zu verkürzen und somit in Anpassung an die sich verschärfenden Markt- und Wettbewerbsbedingungen auch günstiger zu machen. Bezogen auf die Technologie verfolgt Enercon den Ansatz einer durchweg effizienten, kompakten und kostenoptimierten Maschine. Die Anlagen folgen einem radikal funktionalen Kompaktdesign, die bislang für Enercon typische Ei-Form der Gondel wird bei den neuen EP3-Anlagen nicht mehr verfolgt. Die EP3-Bauteile sind optimal an den Antriebsstrang angepasst. Die Gondel ist klein gehalten, ihr Innenraum optimal ausgenutzt.

Die Größe von Maschinenhaus und Nabe ist so weit reduziert, dass beide Komponenten als jeweils eine Transporteinheit endmontiert und funktionsgeprüft im Werk auf einen Schwertransporter verladen und zum Aufbauort transportiert werden können. Auf der Baustelle sind anschließend keine umfangreichen Komplettierungsschritte mehr erforderlich. Transportaufwand und Aufbauzeit lassen sich somit erheblich verringern.

Unternehmenssteckbrief: Fotos: © Enercon GmbH

Geschäftsführer: Hans-Dieter Kettwig Sitz: Aurich (Niedersachsen) Gründung: 1984 Mitarbeiter: weltweit direkt und indirekt rund 18.000 Branche: Onshore-Windenergieanlagen BVMW-Mitglied www.enercon.de

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Win-win-Strategie für Unternehmen und Studierende Viele Mittelständler kooperieren erfolgreich mit Hochschulen. Von dieser Zusammenarbeit profitieren beide Seiten: Die Lehranstalten und ihre Studentenschaften erhalten Einblick in innovative Fertigung und technologische Praxis, die Firmen reichern ihre eigene Expertise an und kommen in Kontakt mit künftigen Fachkräften. Die Viessmann Group gehört mit einem Um-

Bachelor-Studiengängen teilnehmen“, sagt Georg

satz von 2,37 Milliarden Euro und 12.100 Mit-

Glade, Ausbildungsleiter der Viessmann Werke

arbeitern – davon 7.100 in Deutschland – zu den

GmbH & Co KG und zuständig für Kooperationen

international führenden Herstellern von Heiz-,

mit Hochschulen und Instituten. „Dabei konnten

Industrie- und Kühlsystemen. Als Familienunter-

wir an der Erstellung einzelner Curricula mitwir-

nehmen, das Mitglied im Bundeswirtschaftssenat

ken.“ Außerdem ermögliche Viessmann pro Jahr

des BVMW ist, anlässlich seines 100-jährigen Fir-

etwa vier bis sechs Mitarbeitern berufsbegleiten-

menjubiläums im April 2017 an seinem Stammsitz

de Masterstudiengänge an der THM.

im hessischen Allendorf (Weser) ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum einweih-

„Wir bieten Praktikumsplätze und Bachelor-

te, sagte Chairman Martin Viessmann:

oder Masterarbeitsplätze für Studierende der

„Das Technikum ist zukünftig un-

THM und für Studierende von ausländischen

sere Keimzelle für Innovationen

Kooperationsuniversitäten der THM an“, führt

für die Energiewende und im

Glade weiter aus. „Unsere Bachelor-Studenten

Bereich der Digitalisierung.“

erhalten die Möglichkeit, Auslandssemester an internationalen Partneruniversitäten der THM

Bundeskanzlerin

Angela

zu belegen.“ Eine weitere wichtige Partnerschaft

Merkel, Ehrengast bei der

bestehe seit 2010 mit der University of Wis-

Eröffnung

50-Millio-

consin in Oshkosh, USA. Jährlich würden so 20

der

nen-Investition, war beein-

ausgewählte Viessmann-Mitarbeiter für jeweils

druckt: „Sie unterstreichen da-

vier Wochen an einem Leadership-Develop-

mit, welchen hohen Stellenwert

ment-Programm in Oshkosh teilnehmen. Eben-

Sie Forschung und Entwicklung in

falls jedes Jahr finde am Stammsitz in Allendorf

Ihrem Unternehmen einräumen.“ Und der

das Viessmann-Sustainability-Seminar statt, an

hessische Wirtschafts- und Energieminister Tarek

dem 20 amerikanische und zehn der dualen Viess-

Al-Wazir lobte vor allem das Engagement „als Ko-

mann-Studenten teilnehmen würden.

operationspartner zahlreicher Hochschulen“. gibt es Kooperationen oder gemeinsame Projek-

Ein wichtiger Partner ist die Technische Hoch-

im Rahmen eines Beratungsprojektes ein Wei-

schule Mittelhessen (THM). Mit der THM und

terbildungskonzept für Viessmann zum Thema

der Edertalschule in Frankenberg bietet Viess-

„Fit für die Industrie 4.0“ entwickelt. Zudem ste-

mann in dem Projekt „Young Engineer Academy“

hen immer wieder Exkursionen von Studieren-

Oberstufenschülern Einblick in den Ingenieurs-

dengruppen auf dem Programm, und jedes Jahr

beruf mit den Schwerpunkten Robotik und In-

schreiben 20 bis 25 Studierende von verschiede-

formatik. „Viessmann entsendet jährlich rund

nen Unis ihre Abschlussarbeiten bei Viessmann.

20 Studierende an die THM, die an sechs dualen

„Bei der Unterstützung von Forschung und Lehre

te. So hätten acht Studierende der FH Darmstadt

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © denisismagilov – www.fotolia.com

Auch mit verschiedenen anderen Hochschulen

Mitwirkung an der Erstellung von Curricula


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findet ein Wissenstransfer in beide Richtungen

und Energie einzusparen – daraus ergeben sich

statt, der allen Beteiligten nutzt“, sagt Georg

häufig Kooperationen. So begann für die WUQM

Glade. Dabei entstünden auch wichtige Kontakte

2008/2009 mit einem EMAS-Pilotprojekt an

zu potenziellen Mitarbeitern.

der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) eine fruchtbare und erfolg-

Selbst kleine Betriebe wie die Würzburger

reiche Zusammenarbeit mit bis heute insgesamt

Umwelt- und Qualitätsmanagement (WUQM)

acht Hochschulen bei der Implementierung von

Consulting GmbH kooperieren mit Hochschulen.

Umweltmanagementsystemen.

Foto o.: © denisismagilov – www.fotolia.com; Foto r.: © denisismagilov – www.fotolia.com

Die Firma, ebenfalls Mitglied im BVMW, berät seit über 20 Jahren Unternehmen und Organi-

„Mit einem ausgegründeten Start-up-Unter-

sationen beim Aufbau, der Umsetzung und der

nehmen der EMAS-zertifizierten Hochschule für

Überprüfung von Umwelt-, Energie- und Quali-

Technik in Stuttgart arbeiten wir derzeit an der

tätsmanagementsystemen. „Unser Team aus

Verbreitung digitalisierter Lösungen und Tools

hochqualifizierten Beratern begleitet vor allem

für die Umweltmanagementberatung“,

Mittelständler und öffentliche Organisationen

sagt Stefan Müssig. „Und aus dem

bei der Einführung von prozessorientierten Ma-

Umfeld von Hochschulen und

nagementsystemen nach internationalen ISO-

anderen wissenschaftlichen

und anderen Standards und bereitet sie in der

Instituten bekommen wir

Regel auf die externe Zertifizierung durch unab-

seit Jahren immer wieder

hängige Auditoren vor“, sagt Stefan Müssig, der

Praktikanten

die WUQM Consulting gemeinsam mit Michael

denten, die Bachelor- oder

Zöller führt. Das Kernteam besteht aus den bei-

Masterarbeiten bei uns ab-

den Chefs und drei weiteren Angestellten – ver-

solvieren möchten.“ Diese

stärkt wird es von mehreren freien Mitarbeitern.

qualifizierten Nachwuchskräf-

oder

Stu-

te seien potenzielle Bewerber,

Vom Energie-Pilotprojekt zur Kooperation mit acht Hochschulen

und einige wurden dann auch tatsächlich Mitarbeiter der WUQM.

„Qualitäts-, Umwelt- und zunehmend auch Arbeitsschutzmanagement stellen heute eine Art Marktzugangsberechtigung dar“, so WUQMGeschäftsführer Müssig, „im Bereich Energiemanagement ist ein ISO 50001- oder EMAS-Zer-

BVMW-Mitglieder haben erfolgreiche Kooperationen mit Hochschulen etabliert Vom wechselseitigen Wissenstransfer

tifikat oder ein Energieaudit nach DIN EN 16247

profitieren Unternehmen und Studenten

inzwischen sogar Voraussetzung für die weitere

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels

Energie- und Stromsteuerprivilegierung ener-

sind die Kooperationen ein wichtiges

gieintensiver Unternehmen.“ Auch viele Hoch-

Instrument

schulen sind daran interessiert, Ressourcen

4|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Almut Friederike Kaspar Journalistin mittelstand@bvmw.de


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Steuern auf den Punkt Elektromobilität im Steuerrecht Elektro- und Hybridfahrzeuge werden immer beliebter und machen dem herkömmlichen Verbrennungsmotor zunehmend Konkurrenz. Die höheren Anschaffungskosten können durch Steuerbegünstigungen teilweise kompensiert werden. Wird ein betriebliches Kraftfahrzeug für private

zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeits-

Zwecke genutzt, ist der Wert der Privatfahrten

lohn erbracht, also nicht auf den Arbeitslohn

zu versteuern. Dies gilt unabhängig davon, ob

angerechnet oder durch dessen Umwandlung

ein Unternehmer oder ein Arbeitnehmer das

gewährt wird. Steuerfrei ist erstens die vor-

Fahrzeug nutzt. Der Privatanteil ist entweder

übergehende Überlassung einer betrieblichen

pauschal im Rahmen der Ein-Prozent-Regelung

Ladevorrichtung einschließlich Zubehör an den

oder exakt durch die Führung eines Fahrten-

Arbeitnehmer. Zweitens die unentgeltliche oder

buchs zu ermitteln.

verbilligte Überlassung von Ladestrom an einer Ladeeinrichtung des Arbeitgebers oder eines

Bei der Ein-Prozent-Regelung wird monatlich ein

mit dem Betrieb des Arbeitgebers verbundenen

Prozent des Bruttolistenpreises als geldwerter

Unternehmens. Wohlgemerkt wirkt sich dieser

Vorteil versteuert. Für Elektro- und Hybridfahr-

Steuervorteil nur für Arbeitnehmer aus, die ein

zeuge sieht das Steuerrecht eine Minderung des

Fahrtenbuch führen. Drittens kann der Vorteil

Listenpreises um bis zu 10.000 Euro vor, sofern

aus einem unentgeltlichen oder verbilligten Er-

das Batteriesystem im Preis enthalten ist. Die ge-

werb und der Nutzung einer Ladevorrichtung

naue Höhe des Minderungsbetrags ist abhängig

durch eine pauschale Lohnsteuer von 25 Prozent

vom Zeitpunkt der Anschaffung beziehungsweise

abgegolten werden. Diese wird dabei vollständig

der Erstzulassung und der Batteriekapazität.

vom Arbeitgeber getragen, sodass dem Arbeitnehmer keine zusätzliche Steuerbelastung ent-

Bei Anwendung der Fahrtenbuchmethode richtet

steht. Wird der Vorgang im Monat der Vorteils-

sich der zu versteuernde Betrag nach der Höhe

gewährung in der Lohnabrechnung erfasst, ist er

der Gesamtkosten, multipliziert mit dem laut

sogar sozialversicherungsfrei.

fenden Gesamtkosten sind insbesondere auch die

Die vorgenannten Steuervorteile finden Anwen-

Abschreibungen des Kraftfahrzeugs. Für Elektro-

dung für den Zeitraum vom 1. Januar 2017 bis

und Hybridfahrzeuge wirkt sich steuermindernd

zum 31. Dezember 2020.

aus, dass die um den Minderungsbetrag reduzierten Anschaffungskosten zur Berechnung der AbDr. Sebastian Krauß Steuerberater, Fachberater für Internationales Steuerrecht SteuerbüroKrauß BVMW-Mitglied www.steuerbuerokrauss.de

schreibungen angesetzt werden dürfen.

Die Nutzung eines Firmenwagens muss als geldwerter Vorteil versteuert werden

Aufladen steuerlich begünstigt

Handelt es sich um ein Elektro- oder

Arbeitgeber können ihre Arbeitnehmer bei der

Hybridfahrzeug, kompensieren

Nutzung von privaten und dienstlichen Elektro-

steuerliche Vergünstigungen die höheren

und Hybridfahrzeugen steuerfrei unterstützen.

Anschaffungskosten

Voraussetzung ist, dass der gewährte Vorteil

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Foto: © Daft_Lion_Studio – www.istockphoto.com

Fahrtenbuch ermittelten Privatanteil. Teil der lau-


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IM DIALOG MIT SPITZENUNTERNEHMERN MEDIENEXPERTE PROF. DR. JO GROEBEL

S.51

OLIVER KASTALIO Rodenstock Gruppe Mann mit Durchblick

S.55

DR. MICHAEL KLINKERS UND GEORG KÜHL nexum AG Online elektrisiert

230 Unternehmerpersönlichkeiten 4 Nobelpreisträger Weltmarktführer, Wissenschaftler, Künstler* Jahresumsatz circa 100.000.000.000 Euro 1.100.000 Arbeitsplätze

* Siehe S.98 Interview mit Prof. Dr. h. c. Jürgen Flimm 4|18  DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat


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OLIVER KASTALIO Rodenstock Gruppe

4|18  DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat


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Mann mit Durchblick Seit mehr als 140 Jahren entwickelt die Firma Rodenstock mit viel Liebe zum Detail Brillengläser und Brillenfassungen von höchster Qualität. Mit Oliver Kastalio, der seit 2010 an der Spitze der Traditionsmarke steht, machte das Unternehmen noch einmal einen großen Sprung nach vorn. Er setzt auf Eigenverantwortung und auf das konsequente Umsetzen von Strategien und Konzepten.

Prof. Dr. Jo Groebel: Herr Kastalio, wenn man Ihr bekanntes Unternehmen im Netz recherchiert, so stößt man vor allem auf die Kombination aus Tradition und Innovation. Sie zieht sich durch alle Firmenabläufe und durch alle Ihre Produktmodelle hindurch. Zunächst: Wie viele Brillen besitzen Sie selbst? Oliver Kastalio: Ich bin natürlich ein passionierter Brillenträger. Auch aus unternehmerischem Interesse probiere ich immer unsere neuesten Modelle aus und prüfe ebenso die aktuellsten Ergebnisse der Glasfertigung. Da kommen bei mir zwanzig bis dreißig persönliche Brillen zusammen. Wir entwickeln selbstverständlich ständig weiter, viele der neuen Modelle übernehme ich natürlich wieder in meinen eigenen Fundus.

Fotos: © Rodenstock

Sie verfolgen ein ganzheitliches Produktkonzept. Anders als die meisten anderen Hersteller fertigen Sie sowohl Fassungen wie darauf angepasste Gläser. Ist dabei Glas wörtlich zu nehmen? Nein, Glas ist schon lange nicht mehr das übliche Mineralglas. Es ist zu schwer, es schafft zudem sehr schnell den berüchtigten Flaschenbodeneffekt, den noch jeder aus seiner Jugend kennt. Heute verwenden wir stattdessen gehobene, hochkomplexe Kunststoffkombinationen. Echte Gläser haben gerade noch einen Anteil von rund fünf Prozent.

Anspruch an die Individualisierung aber geht das nur sehr, sehr begrenzt. Geschmäcker sind international und auch regional verschieden. Große Unterschiede gibt es bereits bei den physiognomischen Eigenschaften. Das gilt erst recht, wenn man die Kulturunterschiede nimmt. Für den asiatischen Markt sieht die Abstimmung aus Glas und Fassung ganz anders aus als für den europäischen. Dazu passt unser internationaler Slogan „See better, look perfect“. Was genau verbirgt sich hinter der Rodenstock-Gruppe? Man muss unterscheiden zwischen der Marke Rodenstock, also der einzelnen Brille einerseits und den Unternehmen unter unserem Dach andererseits. Wir besitzen international etliche Tochterfirmen, dazu gehören auch solche, die unter einem anderen Namen operieren. Rodenstock als Marke steht für das hochpreisige Segment. Unsere Tochterunternehmen fertigen aber auch immer noch hochwertige Gläser, die in preisgünstigeren Modellen verarbeitet werden.

Ihr Unternehmen ist jetzt mehr als 140 Jahre alt. Besitzen Sie ein Museum mit Monokel und Lorgnons? Wir haben in der Tat ein kleines Museum und natürlich auch ein umfangreiches Archiv. Da sieht man, dass Josef Rodenstock das erste kaiserliche Patent für ein in Fassung gebrachtes Brillenglas besaß. Das war im Jahr 1887. Auch davon existiert noch eine Fotografie.

Zur Unternehmensstrategie gehören auch Mergers and Acquisitions … Ja, richtig. Neben dem organischen Wachstum innerhalb der Unternehmensgruppe sind wir auch immer am Neuerwerb geeigneter Firmen interessiert. So haben wir 2012 ein zu uns passendes Unternehmen in Brasilien übernommen, das mittlerweile dort auch unter dem Namen Rodenstock firmiert. Das ist deshalb sinnvoll, weil Brasilien sehr hohe Importzölle hat. Da ist die Herstellung vor Ort viel lukrativer. Genauso mutig haben wir auch 2014 in Russland einen früheren Distributor übernommen, gegen den allgemeinen Trend. Ich habe es nicht bereut.

Einer Ihrer Leitsprüche ist „Das System des besseren Sehens“. Dies ist nicht nur zu lesen als die erwähnte Integration aus Glas und Fassung, es gilt auch für Ihren unternehmerischen Ansatz. Zunächst zur Kombination aus Fassung und Glas: Bei uns sind beide immer perfekt aufeinander abgestimmt. Das ist ein durchaus aufwändiger Prozess, da wir ja auch immer die Proportionen eines Gesichtes berücksichtigen müssen. Alleine schon Augenabstände und Nasenformen erfordern in der Brillenentwicklung eine Optimierung. Einerseits würden wir natürlich aus Kostengründen gerne möglichst standardisiert herstellen können. Bei unserem

2010 schafften Sie den Turnaround nach einer schwierigen Phase. Mittlerweile haben Sie einen Umsatz von weit über 400 Millionen Euro und einen Zuwachs von über 80 Millionen Euro … Stimmt. „Hope is not a strategy.“ 2010 stieg ich ins Unternehmen ein, dem es damals gar nicht gut ging. Es gab sehr viele hervorragende Einzelansätze und -papiere, sie wurden aber nicht konsequent umgesetzt. Hier griff meine „100-Tage-Strategie“, das konsequente Verfolgen und Realisieren exzellenter Initiativen und dies in koordinierter Form. Mein Motto: 20 Prozent ist Strategie, 80 Prozent ist Exekution, also eine gute Umsetzung und Ausführung.

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Wie sieht es mit den USA, mit Nordamerika aus? Diese Region deckt rund ein Drittel des Welt-Brillenumsatzes ab. Soeben haben wir hier einen Standort eröffnet. Auch hier ist eine hohe kulturelle und wirtschaftliche Anpassungsfähigkeit erforderlich. Wir sprechen über ganz andere Einbettungen des Brillenmarktes in das Distributions- und Gesundheitssystem. Ein Beispiel ist die dortige Betonung der Bruchsicherheit, sie wiegt schwerer als die optische Qualität. Das hängt unter anderem mit den hohen Haftpflichtrisiken für Unternehmen zusammen. Brillengläser müssen in den USA schusssicher sein. Ist Ihr „Made in Germany“ immer noch ein Gütesiegel? Absolut. Wir hatten sogar aus Kostengründen einmal eine Gläserproduktion in China erwogen. Unsere dortigen Kunden waren eindeutig: „Made in China“ wollen wir nicht. Es muss „Made in Germany“ sein.

Zu Ihren strategischen Schwerpunkten gehören die „Key Performance Indicators“, KPIs. Was ist darunter zu verstehen? Ziele müssen klar definiert und gemessen werden. Bei uns heißt das klare Konsumentenausrichtung und hohe Innovationskraft. Dann die Fokussierung auf die Märkte in den unterschiedlichen Ländern, in denen wir operieren. Dabei bleibt Deutschland unser Kernmarkt. Dann folgen Europa und schließlich der Rest der Welt. Der schon erwähnte notwendige Service-Gedanke bedeutet dabei, dass zwischen dem Endkunden und uns der Augenoptiker als Berater und Service-Anbieter steht. Ihm, dem Augenoptiker, gilt unsererseits jede Unterstützung. Wichtig ist uns, in diesen Konstellationen jeweils eine messbare Effizienzsteigerung zu bewerkstelligen.

Wie viele Mitarbeiter sind in Ihrem Unternehmen tätig? Über 4.700 insgesamt, davon rund 2.000 in Deutschland. Die meisten in der Produktion, gefolgt vom Vertrieb.

VITA Oliver Kastalio, Jahrgang 1964, ist seit Oktober 2010 Chief Executive Officer (CEO) der Rodenstock Gruppe in München. Er hat das Traditionsunternehmen durch einen Turnaround geführt und wieder auf Wachstumskurs und in die Profitabilität gebracht. Der diplomierte Elektro-Ingenieur und Betriebswirt war zuvor 19 Jahre lang beim Konsumgüter-Konzern Procter & Gamble in Führungspositionen in den Bereichen Produktentwicklung, Marketing, Finanzen und Vertrieb tätig. Zuletzt verantwortete er dort als General Manager und President die Sparte Global Prestige Products (Luxusprodukte und Düfte). Kastalio engagiert sich als Senator im BVMW und ist Mitglied im Bundesvorstand des Branchenverbandes SPECTARIS. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in München.

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Foto: © Rodenstock

Ist diese Relation eine allgemeine Regel? Ich fürchte nein. Viele Unternehmen konzentrieren sich so sehr auf die Formulierung von Strategien, anschließend hapert es aber dann an einer konsequenten Realisierung und deren ständiger dynamischer Anpassung. Aber zurück zu dem von Ihnen beschriebenen Turnaround. Ich fand, als ich in das Unternehmen geholt wurde, eine höchst verunsicherte Mannschaft vor. Es drohte Cash-Knappheit. Vor allem war die Organisation extrem hierarchisch strukturiert, was die Motivation nicht gerade förderte. Dabei ist die Eigenverantwortung in einem Unternehmen mit das Wichtigste überhaupt. Mein sofort eingeleiteter kultureller Wandel bestand darin, diese Eigenverantwortung massiv zu stärken, auch Fehler zuzulassen, denn aus Fehlern kann man lernen.

Ist Rodenstock eine Luxusmarke? Rodenstock steht für Premiumqualität, konkurriert international natürlich nicht mit Modemarken wie Dolce & Gabbana. Immerhin sind wir mit von uns gefertigten Brillen der Marke Porsche Design auch im Luxussegment aktiv. Im deutschen Sprachraum hat Rodenstock eine sehr hohe, positiv besetzte Markenbekanntheit. Die wollen wir auch international weiter ausbauen, in genau der genannten Kombination aus Tradition und Innovation. Schon jetzt sind wir bei Augenoptikern auch global eine hoch geachtete Größe.


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Wie lautet Ihre Führungsphilosophie? Die beginnt mit dem Selbstanspruch. Drei Begriffe fallen mir dazu ein. Erstens Mut: und zwar zur ständigen Anpassung und Veränderung abhängig von den Kontextgegebenheiten. Zweitens Vision: das heißt, Energie und Vorstellung darüber, wo und wie man langfristig sein Unternehmen sieht. Und drittens Authentizität: also glaubwürdige Begeisterung für Unternehmen, Mitarbeiter und Eigeninitiative. Das alles schafft dann auch ansteckende Freude und daraus abgeleitet wieder Erfolg. Dies überträgt sich auch auf Ihre unmittelbaren Kunden, die Augenoptiker und Fachgeschäfte … Genau, die Augenoptiker sind unsere wichtige Verbindung zum Endkunden, dem Brillenträger. Sie stehen für individuelle Beratung und Service. Zwar beliefern wir auch Ketten mit Submarken, im Zentrum stehen aber die ausgebildeten Fachleute, die wir mit Analyse- und Messinstrumenten unterstützen und die so bis zu 20.000 individuelle Daten pro Kunde für die anschließende Brillenfertigung liefern können. Dazu dient unser „DNEye-Scanner“. High-Tech spielt also eine wichtige Rolle bei Ihnen. Wie viele Mitarbeiter sind mit Innovation und Forschung befasst? Rund 130, davon hundert im Bereich Gläser. Ein einzelnes Glas ist bei uns hochkomplex. Wir sprechen über drei Größen, die Optik, die zehn Beschichtungen im Nanobereich wie beispielsweise Bruchfestigkeit und Entspiegelung, schließlich Färbung und Lichtanpassung.

Foto: © Rodenstock

Wird die Brille durch medizinische Innovationen wie Lasereingriffe eines Tages überflüssig? Diese Entwicklung beobachten wir genau, hier sind aber die Zuwachsraten noch äußerst überschaubar. Und Kontaktlinsen entwickeln sich im Markt nicht schneller als Gläser mit Fassungen. Hoch spannend finde ich aber den Bereich digitaler Sehhilfen, bei denen zum Beispiel die Brechungswinkel über intelligente Gläser erfasst werden und zu einer jeweils angepassten, genauen Korrektur führen. Dies ist allerdings noch Zukunftsmusik. Näher sind bereits 3D-Drucker im Bereich der Fassungen. Wir setzen sie selbst für die Musterherstellung ein. Die bislang mögliche Materialverbindung ist beim Endkunden jedoch noch keine Konkurrenz. Die könnte sogar eher beim 3D-Druck von Gläsern entstehen. Das Unternehmen wurde 1877 in Würzburg von Josef Rodenstock gegründet, schon wenig später Umzug nach München … Ja, Josef Rodenstock war der Erfinder der Brille, wie wir sie heute kennen. Und Rodenstock war Jahrzehnte später auch ein Pionier des Brillenmarketings, mit Prominenten wie Curd Jürgens, die schon in den frühen 1960ern für uns warben. Sie selbst sind weltoffen, lebten mehrere Jahre im Ausland. Wurde Ihnen das in die Wiege gelegt? Meine Eltern und deren Vorgängergenerationen stamm-

ten aus verschiedenen Ländern: den Niederlanden, aus Tschechien, England und Deutschland. Ich selbst lebte auch längere Zeit in England, der Schweiz und den USA. Dort wurden auch meine Kinder graduiert. Weltoffenheit geht ja mit Freiheitsdrang einher … Ja, und das war ein Grund, von einem Großunternehmen, nämlich Procter & Gamble, bei dem ich mich sehr wohlfühlte und sehr erfolgreich war, wegzugehen hin zu einer noch größeren Gestaltungsfreiheit. Der Wechsel war eine schwierige Entscheidung, die ich jedoch nie bereut habe. Worin sehen Sie die Stärken des deutschen Mittelstands? Neben dem wichtigsten Beitrag zur Wirtschaftskraft ist es die hohe Qualität, nicht zuletzt im Ausbildungssystem und im Bereich Innovation. Es gibt natürlich noch Verbesserungspotenzial, beispielsweise bei der Digitalisierung. Zudem müsste von politischer Seite noch viel mehr für die Wertschätzung des Mittelstandes getan werden. Das ist auch eine Forderung des BVMW … Zum Glück gibt es den Verband. Die gute Arbeit des Präsidenten ist extrem wichtig und sollte durch noch mehr Einsatz der Funktionsträger flankiert werden. Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.

DAS UNTERNEHMEN Gründung: 1877

Umsatz: 416 Mio. Euro

Sitz: München

Branche: Augenoptische Industrie

Geschäftsführer: Oliver Kastalio (CEO), Dr. Michael Kleer (COO), Antonio Arrigoni (CFO) Mitarbeiter: 4.700 Mitarbeiter weltweit

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Produkte: Brillengläser, Brillenfassungen, Geräte zur Augen-Vermessung und 3D-Brillenanpassung Webseite: www.rodenstock.de


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GEORG KÜHL & DR. MICHAEL KLINKERS nexum AG

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Online elektrisiert Digitale Lösungen sind in der heutigen Zeit ein kaum wegzudenkender Bestandteil in Unternehmen. Doch insbesondere viele Mittelständler hinken in diesem Bereich noch hinterher. Hier setzen Dr. Michael Klinkers und Georg Kühl, Vorstände der nexum AG, an und verbinden traditionelle Geschäftsbereiche mit der Moderne.

Prof. Dr. Jo Groebel: Es freut mich, heute mit den Vorständen von nexum zum ersten Mal gleich zwei Gesprächspartner im Interview zu haben, Dr. Michael Klinkers und Georg Kühl. Als jetzigen Kölnern und gebürtigen Rheinländern wird Ihnen das Geschick des 1. FC Köln ganz besonders am Herzen liegen … Dr. Michael Klinkers: Ja, tatsächlich, es gibt sogar eine Verbindung zwischen der Fußballmannschaft und unserem Unternehmen. Beide zeichnen sich durch Haltung und Empathie für ihre Zielgruppen aus, es geht nie nur um den Profit. Überzeugungen und der Glauben an die richtige Sache prägen jeweils unser Handeln. Georg Kühl: Ich komme gebürtig vom linken Niederrhein, da schlägt mein Herz natürlich für die Borussia aus Mönchengladbach. Als Wahlkölner fiebere ich aber natürlich auch für den FC mit, die digital auf jeden Fall 1. Liga sind.

Foto: © nexum AG

Ich spreche aus vollster Überzeugung: Ihre Website hat mich wirklich begeistert. Klinkers: Passend zu unserem Geschäftsfeld haben wir den höchsten Anspruch an unser eigenes digitales Tun und möchten uns ständig weiter verbessern. Das gilt auch für unsere Website. Man findet unter Ihren Kunden alles, was Rang und Namen hat. Das Motto auf Ihrer Website heißt „Online elektrisiert“. Können Sie Ihr riesiges Tätigkeitsfeld in wenigen Worten beschreiben? Kühl: Unser Ansatz ist ganzheitlich. Durch unsere Kollegen und Mitarbeiter können wir über ganz unterschiedliche Aufgabenbereiche hinweg integrierte Gesamtlösungen für digitale Geschäfte liefern. Wir stellen immer wieder erfolgreich Verknüpfungen zwischen den neuesten Entwicklungen im Online-Sektor und den soliden Anforderungen der traditionellen Geschäftswelt her. Klinkers: Zugespitzt bieten wir Unterstützung in den drei Schwerpunkten Kommunikation, Interaktion, Transaktion. Wir verbinden dabei, was eigentlich selbstverständlich zusammengehört, jedoch gerade bei mittelständischen und auch großen Unternehmen zu oft isoliert betrachtet wird. IT ist nicht losgelöst vom Vertrieb zu sehen, Marketing nicht losgelöst von der Nutzerführung. Diese Nutzerführung ist für uns zentral in einer komplexen Welt. Wir setzen dabei beim Menschen an, bei dessen emotionalem Zugang zur digitalen Welt, und entwickeln zusammen mit unseren Kunden eine optimale „User Experience“.

Ich sehe immer wieder bei Unternehmen, wie schwierig, gleichzeitig aber notwendig die Übersetzung digitaler Optionen in Verständnis und Handeln selbst bei Insidern ist. Hier scheinen Sie mir gute Vermittler zu sein. Klinkers: Unsere Beratung zielt darauf ab, die hohe Digitalkomplexität zu reduzieren. Wir sind vor Ort, wir begleiten und initiieren die digitale Transformation im Unternehmen. Kühl: Daher raten wir auch davon ab, bei komplexeren Aufgaben eine Digitaltochter oder -Unit zu gründen. Digitalisierung muss durch alle Firmenfunktionen und -bereiche durchdekliniert werden. Sie entwickeln in den Unternehmen also von der Basis her und bauen dann weiter auf? Klinkers: Stimmt genau. Wir sind keine klassischen Strategieberater. Wir bewegen uns an der Quelle und operieren immer auch ergebnisorientiert unter Einbezug des tatsächlich Erreichten. Insofern sind wir eher Umsetzungsberater als Strategieberater. Große Unternehmen kaufen sehr häufig externen Sachverstand ein. Wir versuchen hingegen, diesen Sachverstand bei unseren Kunden organisch zu entwickeln. Diese Nähe zum Kunden drückt sich ja auch darin aus, dass Sie Mehrstufenschulungen für Mitarbeiter anbieten. Kühl: Wir fügen unsere Methoden und strategischen Tools wie bei einem eigenen Baukasten zusammen, zugleich auch die verschiedenen Mitarbeiter der Kunden und Partner zu einem gesamten Lösungsprozess. Sie alle sollen verstehen lernen, wie ihre eigenen Kunden funktionieren. Die von uns geschulten Mitarbeiter beginnen in gemeinsamen Runden, die unterschiedlichen Sichtweisen und Zugangswege zu verstehen und daraus Handlungskonsequenzen abzuleiten. Nach den verheerenden Geschehnissen rund um die Firma Cambridge Analytica bleibt die Frage nach den positiven Möglichkeiten von Big Data für die Erstellung von Kundenprofilen. Klinkers: Wenn Unternehmen ihre Kunden verstehen wollen, müssen sie die Daten systematisch nutzen. Wir sehen in der Praxis jedoch, dass für viele Unternehmen bereits das Identifizieren und Zusammenführen sauberer Kundendaten ein Problem ist. Ein Beispiel ist einer unserer Kunden, ein bekannter Fußballverein. Bislang gab es unterschiedliche Fanzugänge und technische Systeme

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Kühl: Ein Beispiel: Eine Dachmarke der Fahrradhändler deckt zehn eigene Marken ab. Kommunikativ geht es darum, diese zentrale Gruppe, dann wiederum 900 einzelne Fahrradhändler, zugleich die zum Teil spezialisierten Einzelmarken und schließlich auch noch einen Online-Shop zu positionieren. Wie kann man das ohne gegenseitige Verwirrung bewerkstelligen? Hier gehen wir von unterschiedlichen Käufermotiven und Kauftypen aus. Es ergeben sich spezifische Muster, die ohne Widerspruch die optimale Konstellation über die verschiedenen Angebotsmarken hinweg bieten. Die nexum AG hat ihren Unternehmenssitz in der Alten Wagenfabrik in Köln. Klinkers: Es werden zwischen Dachstruktur, Händlern und Einzum Beispiel den Onlineshop, den Ticketverkauf und den zelmarken sowie Online-Auftritten Synergien geschaffen, eigenen TV-Kanal. Sie haben zahlreiche unterschiedliche die den Kunden optimal durch seine Such- und EntscheiKundenkontaktpunkte und in der Folge verschiedene Dadungsprozesse leiten. Im Zeitalter einer immer größer tensätze für ein und denselben Fan. Hier geht es daher werdenden Amazon-Präsenz sind solche Synergien für in einem ersten Schritt darum, über eine cloudbasierte den unabhängigen stationären Handel immer wichtiger. Lösung eine Einmalanmeldung zu schaffen und die Daten zu konsolidieren. Erst wenn diese Basis stimmt, ist eine Spielt technologische Beratung weiterhin eine Rolle? automatische personalisierte Ansprache möglich, selbstKlinkers: Ohne diese Grundlage läuft bei uns gar nichts. verständlich unter Beachtung des soeben aktualisierten Ganz aktuell übertragen wir zum Beispiel „Look-andDatenschutzes. Feel“ von Apps auf beispielsweise Websites und E-Commerce-Plattformen – hier liegt die Zukunft. Der Nutzer Sie beschäftigen Texter, Redakteure, Kreative für die sollte keine plattformabhängigen Unterschiede mehr zwiPortale, Websites und viele mehr. Zugleich erfassen Sie schen den Angeboten bemerken. über Ihre „User Experience“ die neuesten Trends … Kühl: Ein aktuelles Beispiel ist der Auftritt microspot.ch des Schweizer Elektronikhändlers Interdiscount, eine Tochter der Schweizer Coop Gruppe. Dank des von uns realisierVITEN ten innovativen technischen Konzepts laden die Seiten extrem schnell. Ein nutzerzentriertes Interaktionsdesign sorgt dafür, dass der Kunde innerhalb von Sekunden seinen ArtiDr. Michael Klinkers ist Vorstand der nexum AG. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und prokel im Warenkorb hat und ihn am nächsten Tag in der Filiale movierte am Marketing-Lehrstuhl der Universität abholen oder sich nach Hause liefern lassen kann. Düsseldorf. Nach seinem Berufseinstieg bei einer Unternehmensberatung bekleidete er diverse FühSie sehen den Kunden Ihres Kunden also nicht nur als eirungspositionen bei der Pixelpark AG. 2005 trat er nen kühl kalkulierenden Menschen, sondern fokussieren als Direktor Consulting bei der Pironet NDH AG ein, sich auch sehr stark auf dessen Emotionen und Leidenwo er 2007 zum Vorstand der heutigen nexum AG schaften? berufen wurde. Seit dem Management-Buy-Out in Kühl: Ja, die Gefühle der Menschen sind für uns fast im2012 zählt er zu den größten Aktionären. mer der Ausgangspunkt, daran erinnert man sich häufiger Georg Kühl ist Vorstand der nexum AG. Er studierte als an rein rational getroffene Entscheidungen. in Köln Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. BeKlinkers: Die Marke, das Erlebnis beziehungsweise die reits während seines Studiums arbeitete er bei einer „User Experience“ sind zentrale Werte. Wir versuchen, Unternehmensberatung und gründete sein erstes das Nutzererlebnis optimal mit einer Marke zusammenUnternehmen. 2002 ging der Diplom-Kaufmann als zubringen. Director Partner & IT Sales zur Pixelpark AG, bevor er 2004 das Corporate Business Development der Auch E-Commerce gehört zu Ihren ArbeitsschwerpunkPironet NDH AG in Köln verantwortete. Seit dem ten. Die Digitalisierung heißt ja auch, viele Plattformen Management-Buy-Out in 2012 zählt er zu den größund Kanäle gleichzeitig für die Kundenansprache zu ten Aktionären der nexum AG. nutzen …

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Foto: © nexum AG

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Woher kommt überhaupt der Name nexum? Klinkers: Lateinisch heißt „nexum“ verbunden. Wir verbinden Beratung und Kreation und viele weitere Ebenen, über die wir bereits gesprochen haben. Und selbstverständlich auch Menschen. Sie haben 170 feste Mitarbeiter. Zumindest auf Ihrer Website wirken diese sehr fröhlich ... Kühl: Wir haben sehr bewusst beim Management-Buy-out allen Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben, Anteile zu erwerben. Unsere Mitarbeiter sind das einzige Kapital, das wir haben. Unsere Leute sind ausgesprochen gerne bei uns. Bei der hohen Nachfrage nach Digitalkompetenz könnte jeder Einzelne auch leicht woanders einen lukrativen Job finden. Besonders freut uns, dass der Großteil unserer Mitarbeiter schon länger als fünf Jahre dabei ist.

Kühl: Und uns fast zu spät für die Selbstständigkeit entschieden zu haben. Was war Ihre beste Entscheidung? Klinkers und Kühl: Vater geworden zu sein. Und natürlich auch hier der Management-Buy-out. Haben Sie auch noch Zeit für Freizeit? Klinkers: Klar, Reisen und Fußball, als Zuschauer, soweit möglich auch noch aktiv. Kühl: Ebenfalls Reisen, Sport: Laufen, Rad- und Skifahren sowie Fußball und Musik. Ich danke für das sehr angenehme und interessante Gespräch.

Wo steht Deutschland Ihrer Meinung nach in Bezug auf die Digitalisierung? Klinkers: Beim Konsumentengeschäft, also B2C, ist der Zug für unser Land in Bezug auf die Entstehung von Branchen-Leadern oder gar Global Champions weitestgehend abgefahren – von ganz wenigen Ausnahmen wie United Internet oder Zalando abgesehen. Google, Amazon, Facebook oder Alibaba werden kaum noch einzuholen sein. Im Softwarebereich gibt es außer SAP keinen globalen Leuchtturm. Anders sieht es bei B2B aus. Hier, und insbesondere beim Mittelstand, verfügen wir immer noch über eine sehr starke Industrie – genannt seien für die Zukunft Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz. Darum beneiden uns international immer noch sehr viele. Die traditionelle Ingenieurskunst aus Deutschland genießt hohes Ansehen. Kühl: Wir sind sogar Spitze darin, müssen diese Top-Position allerdings viel besser mit Digitalkompetenz verknüpfen. Es ist regelrecht erschreckend, dass Deutschland bei der Netzabdeckung immer noch einen der hintersten Plätze in europäischen Rankings belegt. Das ist nur noch peinlich. Wir setzen an der Wurzel an und kooperieren jetzt mit Schulen, um schon dort eine bessere Ausgangsbasis für IT-Interesse, -Verständnis und -Ausbildung zu schaffen.

Foto: © nexum AG

Was sind Ihre Wünsche an die Bundesregierung? Klinkers: Eine viel größere Schnelligkeit und Entscheidungsfreude bei der Digitalisierung. Kühl: Und viel mehr Austausch mit den Leuten, die wirklich Ahnung von diesem Metier haben. Haben Sie Wünsche an den BVMW? Klinkers: Wir gehören zu den ersten Digitalunternehmen im Senat … Kühl: … und hier wollen wir rund um die Digitalisierung den Austausch mit anderen Mittelständlern weiter vorantreiben. Ihre schwierigste Entscheidung? Klinkers: Der erwähnte Management-Buy-out.

DAS UNTERNEHMEN Rechtsform: AG Gründung: 2007 Sitz: Köln, Hamburg, München, Nürnberg, Bern, Basel Vorstand: Dr. Michael Klinkers, Georg Kühl Mitarbeiter: 170 Umsatz: 19,5 Mio. Euro (konsolidiert inkl. nexum Schweiz)

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Branche: Digital-Beratung und Agentur Leistungen: E-Commerce, MarketingKommunikation und -Technologien, Digital Campaigning und Performance Marketing, Corporate Web, Digital Workplace, Employer Branding, Digitale Produkte und Services Webseite: www.nexum.de


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60

News Jetzt EU-Förderung sichern Der BVMW leitet erneut ein Projekt zur Digitalisierung im Mittelstand. Mit DigitaliseSME fördert die EU die Digi­ talisierung von kleinen und mittleren Unternehmen. Als EU-weites Vermitt­ lungsprogramm gibt es Unternehmern

Unternehmerpreise

aus dem Mittelstand die Möglichkeit, sich von internationalen Digitalisie­ rungsexperten unterstützen zu lassen. Diese analysieren die Prozesse

Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb zu

eines Unternehmens und erstellen ein

messen: gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und, nicht zu

Digitalisie­rungskonzept, das nach einem

vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen drei der aktuellen Unternehmer-

Monat mit dem Experten umgesetzt

preise vor.

werden kann. Wie Sie als Unternehmer oder IT-Dienstleister profitieren kön-

Handelsblatt Energy Awards

nen, lesen Sie hier:

Die Energy Academy kürt Projekte und Konzepte, die sich mit der nachhaltigen Nutzung und Gewinnung von Energie beschäftigen. Unternehmen können teil-

Weitere Informationen zum Projekt

nehmen, wenn ihre Ideen nachhaltig zum Erfolg der Energiewende beitragen.

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Neben den Kategorien Industrie, Mobilität, Smart Infrastructure, Start-up und

der-bvmw/digitalisesme

System Stadt wird der Sonderpreis Energizer of the Year verliehen.

Oder nehmen Sie direkt Kontakt auf:

Die Bewerbungsfrist endet am 24. August 2018.

marc.doenges@bvmw.de

https://bvmw.info/energy-awards

Gipfelstürmer Der SZ-Wirtschaftsgipfel möchte mit dem Wettbewerb „Gipfelstürmer“ den deutschen Gründergeist fördern. Teilnehmen können alle Betriebe, die seit mindestens sechs Monaten, längstens aber fünf Jahren bestehen und ihren Hauptsitz in Deutschland haben. Die Süddeutsche Zeitung begleitet in der Serie „Gipfelstürmer“ den Wettbewerb und stellt dort die Bewerber öffentlichkeitswirksam vor. Die Bewerbungsfrist endet am 31. August 2018. https://bvmw.info/gipfelstuermer

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie prämiert digitale Geschäftsmodelle, die durch ihre Umsetzbarkeit und wirtschaftlichen Erfolg bestechen. Bewerber sollen hierzu auf bis zu 15 Seiten ihre Konzepte skizzieren und ihre fachlichen Kompetenzen darlegen. Dabei winken den Siegern Preise von je 32.000 Euro, die als Startkapital für die Unternehmensgründung dienen sollen sowie eine Bewertung der Stärken und Schwächen der eingereichten Vorschläge. Die Bewerbungsfrist endet am 1. Oktober 2018. https://bvmw.info/gruenderwettbewerb-digitale-innovationen

4|18  DER Mittelstand. | Service

Foto u.: FotolEdhar – www.fotolia.com

Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen


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Effizienznetzwerk EffNaNet startet durch

Die Zukunft der Arbeit testen Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt grundlegend. Darauf sollten sich alle Akteure im Betrieb vorbereiten und ausprobieren, welche Lösungen zu den neuen Herausforderungen passen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt Unter-

In DER Mittelstand 2-2017 wurde das

nehmen dabei, Experimentierräu-

prämierte Energieeffizienz- und Nach-

me im Betrieb einzurichten, um

haltigkeitsnetzwerk ecoistics EffNaNet

das Potenzial neuer Möglichkei-

vorgestellt. Inzwischen konnte EffNa-

ten zu erproben und vernetzt die Betriebe untereinander.

Net im bundesweiten Handels- und Ser-

www.arbeitenviernull.de/experimentierraeume/start.html

vicenetzwerk der Ford-Werke erfolgreich starten. Die Geschäftsführer von Ford, Gunnar Herrmann und Wolfgang Kopplin, unterstützen das Konzept, schließlich werden die Händler über

Foto r. o.: © sebra– www.fotolia.com; Foto o.li..: DKcomposing – www.fotolia.com; Foto u.:fizkes – www.fotolia.com

drei Jahre bezüglich Energieeffizienz

Logistik- und Mobilitätsexperten gesucht

und Nachhaltigkeit begleitet und auf

Die Kommissionen des BVMW sind die Schnittstelle zwischen Unternehmerinteres-

diese Weise effizienter. Profitieren auch

sen und Politik. Logistik und Mobilität stehen aufgrund der Digitalisierung und des

Sie von dem in DER Mittelstand be-

Fachkräftemangels vor neuen Herausforderungen. Die neue BVMW-Kommission

schriebenen BVMW Bonus.

Mobilität und Logistik will diese angehen und sucht Mitglieder, die in den Bereichen

https://bvmw.info/energieeffizienz https://bvmw.info/ecoistics

Logistik und Mobilität tätig sind. Interessiert? Dann melden Sie sich direkt bei uns und gestalten Sie die Positionen des Mittelstands aktiv mit!

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Hier erklärt sich alles von selbst Neben der Konzeption und Produktion bietet exploqii maßgeschneiderte, animierte Erklär-Filme zu Themen wie Cybersecurity, Sicherheit, Datenschutz und Compliance. Aktuell umfasst die Videothek exploqii library mehr als 50 Themen in 24 Sprachen und wird von mehr als einer Million Nutzern eingesetzt. Die Video-Trainings ermöglichen Anwendern ein besseres Verständnis von Sicherheitsthemen wie Phishing, Ransomware, Social Engineering und vieles andere mehr. Nun gab KnowBe4, Anbieter der weltweit größten Security Awareness-, Schulungs- und Phishing-Simulations-Plattform, die Akquisition von exploqii bekannt. Damit erweitert das Unternehmen seine Bibliothek von Security Awareness-Schulungsformaten. exploqii.com knowbe4.com

4|18  DER Mittelstand. | Service


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Cyber-Attacken werden immer raffinierter und gefährlicher Der deutsche Mittelstand steht im Fadenkreuz organisierter Cyberkriminalität. Gerade kleinere Betriebe sind betroffen, da sie sich weniger schützen können. Eine Aufklärung ist daher für jeden Unternehmer und Mitarbeiter Pflicht. neln mittlerweile der organisierten Kriminali Jedes dritte Unternehmen war in den letzten

tät. Die Täter benötigen kein fachspezifisches

zwei Jahren von Cyberattacken betroffen

Know-how oder keine bestimmten Ressourcen

Die Angreifer beschaffen sich ihre Schadprogramme im Darknet Jedes Unternehmen, jeder Mitarbeiter muss sich schützen

mehr, da sie Mittel und Werkzeuge über illegale Marktplätze im Darknet erwerben können. Das Angebot reicht von gestohlenen Identitäten, Kreditkartendaten, E-Mail-Konten mit Passwörtern bis zu Viren, die sich selbst verbreiten, sowie Anleitungen zur Durchführung eines flächendeckenden Angriffs.

Laut dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) war bereits jedes

Neben den konventionellen Angriffen gibt es zahl-

dritte mittelständische Unternehmen in den ver-

reiche neue Methoden:

gangen zwei Jahren von Cyberkriminalität betroffen. Die drei gängigsten Angriffsformen sind

Scareware bezeichnet täuschend echt aussehen-

Ransomware, Phishing und Social Engineering.

de Pop-Up-Anzeigen, dass sich der Computer mit einem Virus infiziert hätte. Gleichzeitig wird eine

Bei einer Ransomware-Attacke werden über

schnelle Lösung wie ein Anti-Viren-Programm an-

ein Schadprogramm sämtliche gespeicherten

geboten. Beim Download erlangt der Hacker Zu-

Daten und Anwendungen verschlüsselt und erst

griff auf alle Daten und Systeme des Opfers.

gegen Zahlung eines Lösegeldes (Ransom) wieBeim Pharming leiten die Betrüger ihre Opfer auf

der freigegeben.

gefälschte Seiten weiter, um dort sensible Daten Das illegale Erfragen sensibler Daten (Phishing)

abzufragen. Selbst bei Eingabe der korrekten Ad-

erfolgt typischerweise über Pop-Ups oder Links

resse im Web-Browser gelangt das Opfer auf die

und Anhänge in E-Mails. Ziel ist das Erbeuten

gefälschte Homepage.

von Kreditkarten- oder Benutzerdaten. Beim Social Engineering nutzen Täter mensch-

king-Anwender entwickelt wurden, kompromit-

liche Verhaltensweisen gezielt aus. Ein bekann-

tieren Endgeräte und leiten etwa eine mTAN

tes Beispiel ist die „Fake-President-Methode“:

auf andere Mobilgeräte um. So können die Täter

Täter geben sich als Geschäftsführer aus, um

selbst Überweisungen durchführen.

einen Mitarbeiter des Unternehmens zu einer Überweisung von Geldbeträgen zu veranlassen. Hanno Pingsmann Geschäftsführer CyberDirekt BVMW-Mitglied www.cyberdirekt.de

Die betroffenen Unternehmen werden dabei ungezielt und zufällig Opfer einer Cyberattacke. Die

Cyberkriminelle verbessern ihre Methoden und

Frage, die sich Mittelständler stellen müssen, lau-

Vorgehensweisen kontinuierlich. Das Klischee

tet nicht mehr, ob, sondern wann und in welcher

eines Hackers, der gezielt Industriespionage

Form sie Opfer eines Cyberangriffs werden und

betreibt, ist längst überholt. Cyberattacken äh-

wie sie sich davor am besten schützen können. 

4|18  DER Mittelstand. | Service

Foto: © Art Alex – Shutterstock.com

Schadprogramme, die speziell für Mobile-Ban-


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Cybersecurity – so holen Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Boot Professionelle Angreifer haben längst nicht mehr nur die Sicherheitsinfrastrukturen von Unternehmen im Visier, wenn sie an geschäftskritische Informationen gelangen möchten. Mindestens genauso im Fokus stehen die Mitarbeiter. Unternehmen müssen ihre Belegschaft deshalb kontinuierlich für das Thema Sicherheit sensibilisieren. In vielen Cybersecurity-Konzepten liegt der

Positive Fehlerkultur

Schwerpunkt auf Sicherheitstechnik wie Firewalls

Ihre Wirkung können Awareness-Programme

oder Verschlüsselungsprogramme. Obwohl Mit-

aber nur entfalten, wenn im Unternehmen eine

arbeiter beim Schutz sensibler Daten eine Schlüs-

„Security-förderliche“

selrolle spielen, wird der Faktor Mensch dagegen

Das beginnt mit dem Stellenwert des Themas in-

meist zu wenig beachtet. Das zu ändern, ist eine

nerhalb der Organisation: Empfindet die Führung

dringende Aufgabe der Geschäftsführung, die

Cybersicherheit als Bremse, nehmen die Beschäf-

einen Rahmen schaffen muss, in dem die Mitarbei-

tigten die Sicherheitsmaßnahmen wahrscheinlich

„„

Firmenkultur

herrscht.

ter in der Lage sind, kompetent und sensibel mit

nicht ernst. Wenn das Thema dagegen als Vor-

IT-Systemen und Informationen umzugehen.

aussetzung für wirtschaftlichen Erfolg gesehen und kommuniziert wird, gehen die Mitarbeiter

Der Faktor Mensch wird meist zu wenig beachtet.

automatisch sorgfältiger mit geschäftskritischen Daten um. Die Unternehmensführung sollte zudem auf eine positive Fehlerkultur achten. Denn nur wenn Mitarbeiter etwa nach einem Klick auf einen verseuchten Anhang keine negativen Konsequenzen

Awareness-Programme als Schlüssel

fürchten müssen, melden sie solche Vorkomm-

Eine Schlüsselrolle dafür spielen Awareness-Pro-

nisse an die Sicherheitsverantwortlichen. Und

gramme, die vermitteln, wie Cyberkriminelle

nur dann kann die Sicherheitsabteilung schnell

arbeiten – also etwa darüber aufklären, was

reagieren und Schaden abwenden.

Katharina Keupp Projektleiterin Command Control Messe München Netzwerkpartner des BVMW https://cmdctrl.com

Social Engineering ist oder wie professionelle

Foto: © sdecoret – www.fotolia.com

Phishing-Mails

aussehen.

Neben

regelmäßi-

gen Schulungen sollte die Belegschaft auch im

Command Control

Arbeitsalltag kontinuierlich mit dem Thema Si-

Mit der richtigen Firmenkultur und geschickten Awareness-

cherheit konfrontiert werden. Dafür eignen sich

Maßnahmen können Unternehmen ihre Mitarbeiter für den Schutz

beispielsweise

ihrer Unternehmensdaten ins Boot holen. Mehr dazu, wie sich

Anti-Phishing-Übungen.

Dabei

werden zu Trainingszwecken Phishing-Nachrich-

die Digitalisierung sicher managen und Cybersicherheit sogar als

ten erstellt und verschickt. Die Mitarbeiter wer-

Wachstumshebel nutzen lässt, gibt es auf der Command Control.

den im Anschluss über die Maßnahme aufgeklärt

Der neue Cybersecurity-Summit für Entscheider findet erstmals

und erhalten Rückmeldung zu ihrem Umgang mit

vom 20. – 22. September in München statt.

der Phishing-Mail.

4|18  DER Mittelstand. | Service


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Vom Ende des Jugendwahns Die Generation der über 50-Jährigen erlebt gegenwärtig eine noch nie dagewesene Blüte. In keiner anderen Altersgruppe ist der Zuwachs an Beschäftigten so stark gestiegen wie in dieser Gruppe. Das erfordert ein Umdenken. Für die über 60-Jährigen ist

in Frage stellt, bleibt diese Altersgruppe gerade

es heutzutage die Regel zu

bei der beruflichen Neuorientierung benachteiligt.

arbeiten: Über 56 Prozent

Immer noch sind die Vermittlungszahlen nur halb

der 60- bis 64-Jährigen sind

so hoch wie bei Jüngeren, und die Zeit der Stellen-

erwerbstätig. In den ver-

suche dauert länger. So brauchen 55- bis 64-Jähri-

gangenen Jahren hat sich

ge rund 65 Wochen, um einen neuen Job zu finden,

die Beschäftigungsquote in

30 Wochen länger als der Durchschnitt.

dieser Altersgruppe nahezu verdreifacht. Und selbst bei

Doch positive Trends zeichnen sich ab. So inves-

den 65- bis 69-Jährigen ist

tieren Unternehmen mehr in die demographie-

die Erwerbsquote zwischen

gerechte Pflege ihres Personals. Wenn bei Mit-

2005 und 2015 von 6,5 Prozent auf beachtliche

arbeitern das Vertrauen entsteht, entlang des

14,5 Prozent gestiegen.

jeweiligen Alters und Leistungsfähigkeit eingesetzt zu werden, bleiben sie länger und gesünder

Grund der Entwicklung: Zum einen wird die allge-

am Arbeitsplatz erhalten.

meine demographische Entwicklung immer spürbarer, in einigen industriellen Schlüsselberufen ist

Zudem hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass

sie inzwischen sogar dramatisch. So schrumpft die

der noch vor Jahren verfolgte Trend hin zu einer

Zahl der 20- bis 64-Jährigen von heute 49 Millio-

immer jüngeren Belegschaft nicht immer erfolg-

nen auf etwa 34 bis 38 Millionen (je nach Umfang

reich war. Im Gegenteil, Teams aus jüngeren und

der Zuwanderung) im Jahre 2060. Ein Rückgang

älteren Mitarbeitern arbeiten am effektivsten

um bis zu 30 Prozent, der sich geradezu bedrohlich

durch den Austausch von bestehendem und

in der für Deutschland so wichtigen industriellen

neuem Wissen. Die Potenziale dieser Arbeitneh-

Berufsgruppe der Ingenieure auswirkt. Insgesamt

merschaft sind für jeden erkennbar: Gegenwär-

werden so bis 2029 etwa 710.000 Ingenieure in

tig eilt die deutsche Wirtschaft von Exporterfolg

den Ruhestand gehen. Das entspricht 42 Prozent

zu Exporterfolg – und das mit Belegschaften, die

des aktuellen Bestands erwerbstätiger Ingenieure.

noch nie so alt waren wie heute.

chefs, dass geistig arbeitende Menschen auch weit

Vier Tipps für Unternehmen:

über ihr 60. Lebensjahr hinaus noch hochproduktiv

Demographiegerechte Personalplanung:

und kreativ arbeiten können. Zwar wurde durch

Förderung aller Mitarbeiter zum frühest-

Studien bestätigt, dass in der Regel der Höhepunkt

möglichen Zeitpunkt

der geistigen Schaffenskraft bei etwa 40 Jahren

Etablierung von Offenheit für die Fähig-

liegt. Jedoch lässt sich die Leistungsfähigkeit auf

keiten der bestehenden Belegschaft und

hohem Niveau halten – und das über Jahrzehnte.

Investitionen in das Personal Eine aktive interne Karriereentwicklung

Stefan Detzel Geschäftsführer EL-NET Innovation GmbH BVMW-Mitglied

Um die Leistungsfähigkeit aber in der Breite sicher-

sollte ein Hauptbestandteil der Personal-

zustellen, bedarf es einer systematischen Entwick-

arbeit werden

www.elnet.group/ innovation

noch. Obwohl also die Performance der Mitarbei-

lung der älteren Arbeitnehmer. Daran mangelt es ter, die über 50 Jahre alt sind, heute niemand mehr

4|18  DER Mittelstand. | Service

Die besten Resultate erzielen Teams aus jüngeren und älteren Mitarbeitern

Autor: © EL-NET Group; Foto o.: © JackF – www.fotolia.com

Zum anderen bemerken immer mehr Personal-


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BVMW fördert neues Ausbildungszentrum in Indien Sichere Berufsperspektiven für indische Straßenkinder und gute Fachkräfte für deutsche Unternehmen will das neue BerufsBildungsZentrum in Bhopal anbieten, gegründet von der IndienHilfe Deutschland in Kooperation mit dem BVMW. Deutsche Firmen mit indischen Standorten können sich als Partner und Multiplikatoren beteiligen. Der Fachkräftemangel ist eine wesentliche Herausforderung für westliche Firmen, die in Indien Fuß fassen möchten. Es gibt kein vergleichbares Ausbildungssystem, keine einheitlichen Zeugnisse und Zertifikate. Schulen, die nach westlichen Standards arbeiten, genießen einen guten Ruf, verlangen allerdings auch hohe Ausbildungsgebühren und bleiben bestimmten Schichten vorbehalten. „Berufschancen sind in Indien eine Frage des Geldes und nicht des Könnens. Das ist moralisch ungerecht und wirtschaftlich in höchstem Maße ineffizient“, erläutert Jürgen Fluhr, Vorstandsvorsitzender der IndienHilfe Deutschland e. V., die zusammen mit einem katholischen Orden verschiedene Schulen, Bildungs- und Ernährungsprojekte in Indien unterhält. „Die Straßen- und

Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen IndienHilfe Deutschland e. V. und BVMW (v. li.): Sabine Müller, Vorstand IHD; Jürgen Fluhr, Vorsitzender IHD; Matthias Kirsch, Vorstand IHD und Rainer Ptok, BVMW.

Waisenkinder, die wir im Alter zwischen drei bis sechs Jahren aufnehmen, bleiben rund zwölf Jah-

„Unser Architektenteam steht derzeit in Kon-

re in unseren Schulen. Danach verfügen sie über

takt mit lokalen Baufirmen, sodass wir von einer

eine christlich geprägte Werteerziehung, sehr

Grundsteinlegung noch in diesem Jahr ausgehen“,

gutes Sozialverhalten und eine überdurchschnitt-

verrät Fluhr. „Parallel festigen wir aktuell unser

liche Bildung. Dennoch fallen viele Jungen und

Netzwerk von deutschen Firmen mit indischen

Mädchen in bitterste Armut zurück, weil sie kein

Standorten, das wir langfristig, über die Vermitt-

Geld für eine Ausbildung haben und ihr enormes

lung von Fachkräften hinaus, zu einem Runden

Potenzial nicht weiter entfalten können.“

Tisch ausbauen möchten. Hier arbeiten wir eng mit dem BVMW zusammen, der uns in einem ei-

Bereits seit Jahren arbeitet der Verein an einer

genen Kooperationsvertrag seine Unterstützung

Lösung und hat in Kooperation mit deutschen Un-

zugesichert hat.“

Paul Hohenhaus IndienHilfe Deutschland e. V. www.indienhilfedeutschland.de

ternehmen erste Ausbildungsprojekte für Mechatroniker, Schweißer, Krankenschwestern und Näherinnen ins Leben gerufen. Die positiven Erfahrungen

IndienHilfe Deutschland e. V. (IHD)

machen Mut für das aktuelle, für rund 1,2 Mil-

Interessierte Unternehmen können die detaillierte Projektbroschüre

lionen Euro eingerichtete BerufsBildungsZentrum

unter info@indienhilfe-deutschland.de oder telefonisch unter

Bhopal. Nach Fertigstellung können hier bis zu

05407. 8032792 anfordern

1.000 Schülerinnen und Schüler ihre Abschlüsse

BVMW-Mitglied

machen – teilweise ausgerichtet auf die Bedürfnis-

www.indienhilfe-deutschland.de

se deutscher Firmen mit indischen Standorten.

4|18  DER Mittelstand. | Service


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[Ar|beits|zeit|gesetz] flexibilisieren – aber wie? Ihre Hilfe ist gefragt! Nach der Arbeit E-Mails lesen, Fachliteratur zum Einschlafen und vor dem Frühstück noch schnell einen Auftrag freigeben: all das schließt das Arbeitszeitgesetz aus. Das Bundesarbeitsministerium und der BVMW wollen herausfinden, wie die Arbeitszeitgestaltung der Zukunft aussehen könnte – und bitten Sie um Ihre aktive Mitarbeit. Das Arbeitszeitgesetz enthält mit seinen Kern-

Der BVMW und das Bundesministerium für Ar-

regelungen einer täglichen Arbeitszeit von acht

beit und Soziales möchten Unternehmerinnen

Stunden, einer starren Obergrenze von zehn

und Unternehmer motivieren, mit ihren Firmen

Stunden pro Kalendertag, einer fixen Ruhezeit

an den Experimentierräumen teilzunehmen und

von elf Stunden, dem weitgehenden Verbot von

selbst herauszufinden, ob ein Mehr an Flexibilität

Sonntagsarbeit, seinen zwingenden Pausenrege-

erforderlich ist.

lungen und anderen Vorschriften eine Reihe von Normen, die – so die aktuelle Kritik – modernes,

Das Horrorbild vieler Arbeitgeber, dass der Server

flexibles und mobiles Arbeiten erschweren, wenn

abends um 19.00 Uhr für E-Mails blockiert wer-

nicht gar ausschließen würden. Auch mit der Nut-

den müsste, damit am nächsten Morgen die Sechs

zung von mobilen Endgeräten und Social Media

Uhr-Schicht wieder beginnen kann, ist gar nicht so

Diensten sei dies nicht zu vereinbaren.

abwegig. Legt man die aktuelle Gesetzeslage zugrunde, führt das Versenden einer E-Mail abends

Alles falsch, sagen die Anderen. Das Arbeits-

um 22.00 Uhr dazu, dass die Arbeit am nächsten

zeitgesetz sei ein wichtiger Schutz der

Morgen (auch die mobile oder flexible Arbeitszeit

Arbeitnehmer vor der Selbstaus-

per Endgerät wie Smartphone oder Tablet) erst um

beutung. Die in Teilzeit arbeiten-

neun Uhr begonnen werden darf. Dazwischen blei-

de Mutter, die bis 24.00 Uhr vor

ben dienstliche mobile Endgeräte natürlich „out of

dem Computer sitzt, wenn die Kinder

use“. Aufgrund der vielfach beklagten Sonntags-

im Bett sind, und morgens ab sechs Uhr

ruhe, die grundsätzlich für alle Bürotätigkeiten

weitermacht, würde sich unweigerlich in den

gilt, ist es Arbeitnehmern untersagt, sonntags die

Burnout arbeiten. Hier biete das Arbeitszeitge-

kommende Arbeitswoche vorzubereiten, anstatt

setz den richtigen Schutz.

dies samstags zu tun. Auch die Verblockung der

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales

leider illegal, weil sie die Zehnstundengrenze stän-

hat bereits in der letzten Legislaturperiode be-

dig verletzt. Ebenso gilt, dass die Erreichbarkeit im

gonnen, sich hierzu Gedanken zu machen und

Urlaub ein Problem darstellt: Das Lesen und Bear-

Experimentierräume zu schaffen, an denen sich

beiten von E-Mails im Urlaub birgt die Gefahr, dass

Unternehmen beteiligen können. Darin sollen

die Urlaubstage gar nicht genommen sind, und da-

moderne Formen des mobilen flexiblen Arbei-

mit zumindest der gesetzliche Urlaub von zwanzig

tens ausprobiert werden. In den betrieblichen

Tagen nicht verbraucht wird.

Experimentierräumen sollen Unternehmensleitung und Beschäftigte gemeinsam neue Ideen

Die Sanktionen gegen entsprechende Verstöße

für die Arbeit von morgen entwickeln und tes-

sind drastisch. Schon das Nichtaufzeichnen der

ten. Scheitern ist dabei möglich, Fehler dürfen

Arbeitszeit, insbesondere der Zeit, die über acht

gemacht werden, um am Ende zu den besten

Stunden pro Tag hinausgeht, stellt eine Ordnungs-

Lösungen zu kommen.

widrigkeit dar. Ebenso handelt ordnungswidrig,

4|18  DER Mittelstand. | Service

Foto: © rdnzl – www.fotolia.com

Wochenarbeitszeit auf vier Tage à elf Stunden ist


67

wer gegen die eingangs beschriebenen Kernvor-

ben jedoch bislang lediglich fünf Mitgliedsstaa-

schriften des Arbeitszeitgesetzes verstößt.

ten, unter anderem Großbritannien, Gebrauch gemacht. In diesen Staaten ist eine Erhöhung der

Die Konsequenzen sind drastische Ordnungsgelder

täglichen Arbeitszeit auf bis zu 13 Stunden, unab-

und schlimmstenfalls sogar die Ahndung als Straf-

hängig einer Branchenzugehörigkeit, der betrof-

tat. Daneben können Eintragungen des Unterneh-

fenen Arbeitnehmer grundsätzlich möglich.

Thomas Hey Fachanwalt für Arbeitsrecht Partner Bird & Bird LLP Mitglied BVMW Kommission Arbeit und Soziales www.twobirds.com

mens im Gewerbezentralregister erfolgen, mit dem Risiko, sich zukünftig nicht mehr an öffentlichen

Ihre Mitarbeit ist gefragt:

Ausschreibungen beteiligen zu können. Darüber hi-

Beteiligen Sie sich mit Ihrem Unternehmen an den Experimentier-

naus sind auch die persönlich handelnden Personen

räumen. Schildern Sie Ihre Meinung und Ihre Erfahrungen zum Thema

unterhalb der Vorstands- und Geschäftsführungs-

Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes. Wie Sie Ihr innovatives

ebene betroffen und können Täter im Sinne des

Arbeitszeitmodell über die Experimentierräume vorstellen und erpro-

Ordnungswidrigkeitenrechts sein. Unangenehm

ben können, erfahren Sie auf der Homepage des BMAS:

sind zudem die Möglichkeiten der Ordnungsbe-

www.arbeitenviernull.de/experimentierraeume

hörden, Gewinnabschöpfungen vorzunehmen. In

eine Expertengruppe gebildet, die die Interessen der Mitglieder des

Unternehmens durch die Überschreitungen des Ar-

Verbandes bündeln und in den politischen Prozess zur Änderung des

beitszeitgesetzes erzielt wurde, dieser Betrag wird

Arbeitszeitgesetzes einbringen möchte

in derselben Höhe eingezogen. Schließlich können Geschäftsführer, Vorstände, aber auch Abteilungsleiter, Personalleiter und auch Teamleiter, die für die Überschreitungen und Verstöße gegen das ArbeitsFoto o.li.: © Prostock-studio – www.fotolia.com; Foto o.m.: © Wellnhofer Designs – www.fotolia.com

Die BVMW Kommission Arbeit und Soziales hat darüber hinaus

diesem Fall wird vermutet, dass der Gewinn des

Ansprechpartner BVMW: Chefvolkswirt Dr. Hans-Jürgen Völz hans.juergen.voelz@bvmw.de Anzeige

zeitgesetz verantwortlich sind, persönlich mit den Geldbußen belegt werden und diese aus ihrem Nettoeinkommen zahlen. Angesichts dieser drastischen Sanktionsmöglichkeiten stellt sich noch einmal mehr die Frage, wie das Arbeitszeitgesetz künftig aussehen müsste, das vernünftige, realistische Vorgaben macht, die den Bedürfnissen der modernen, flexiblen Arbeit angemessen nachkommen. Unser Arbeitsrecht basiert inzwischen weitgehend auf der EU-Arbeitszeitrichtlinie, die die Kernregelungen des deutschen Arbeitszeitrechts widerspiegelt: 48 Stunden pro Woche als grundsätzliches Arbeitsmaximum, elf Stunden Ruhepause. Allerdings ist das Verbot der Sonntagsarbeit ein deutsches Relikt aus Zeiten der Weimarer Reichsverfassung. Zusätzlich enthält die EU-Arbeitszeitrichtlinie in Artikel 22 eine Opt-Out-Regelung hinsichtlich der Möglichkeit, am Tag bis zu 13 Stunden zu arbeiten, womit theoretisch eine Wochenarbeitszeit bis zu 78 Stunden erreicht werden kann. Von dieser Opt-Out-Regelung ha-

Viel Platz für Ihren Unternehmenserfolg optimale Lage zu den ARA-Häfen und zum Ruhrgebiet Logistiklösungen aus einer Hand mit eigener Bahn und Bahninfrastruktur trimodale Verkehrsanbindung Umschlag von Schütt-, Stück- und Flüssiggütern sowie Containern 86 ha Flächenpotential für hafenaffine Gewerbe- und Industriebetriebe DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH Orsoy - Voerde - Wesel - Emmerich info@deltaport-niederrheinhaefen.de | www.deltaport-niederrheinhaefen.de


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Innovativ statt insolvent: BVMW fördert Gründertum Gehen Deutschland die Unternehmer aus? Die Frage erscheint anhand der aktuellen Statistiken nicht ganz unberechtigt: Seit Jahren übersteigt die Zahl der Firmenpleiten die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen. Und die Auswirkungen der Nachfolgeproblematik der Betriebe durch den demographischen Wandel stehen uns erst noch bevor. Was die Gründerfreund-

Dabei soll der Fokus auch über junge Unterneh-

lichkeit Deutschlands im

mer hinausgehen. Alle Arten und Altersklassen

internationalen Vergleich

von Unternehmensgründern sollen so unter-

angeht, so belegt die Bun-

stützt und ihnen Gehör verschafft werden. Dazu

desrepublik seit Jahren

gilt es, die im BVMW vorhandenen Kompetenzen

lediglich mittlere Plätze.

zu nutzen und zu bündeln.

Im „Ranking of Doing BusDie Bundeskommission Start-ups und Unternehmensgründungen des BVMW.

iness“ der Weltbank wurden in den vergange-

Den Vorsitz der Kommission hat Nick Martin

nen Jahren sogar beständig Plätze eingebüßt.

Willer von ACT – Advanced Coaching and Trai-

Deutschland liegt mittlerweile auf Platz 20. Im

ning aus Berlin inne, stellvertretende Vorsitzende

Hinblick auf die Unternehmensgründungen hier-

sind Farina Schurzfeld von Selfapy und Florian

zulande wurde 2017 der siebte Rückgang in Folge

Eismann von Bullet Global.

verzeichnet. Das kann nicht der Anspruch einer ansonsten so starken Volkswirtschaft sein.

Das Angebot der Bundeskommission Start-ups und Unternehmensgründungen:

Der BVMW setzt sich seit vielen Jahren dafür ein,

Die Experten aus der Kommission helfen bei

die Unternehmenskultur in Deutschland zu stär-

Fragen rund um das Thema Gründungen und

ken und dieser politisch eine Stimme zu verleihen.

die Etablierung von Unternehmen. Die Kommission verschafft Gründern Gehör

Das Land kann sich glücklich schätzen, eine sta-

und setzt sich für bessere Rahmenbedingun-

bile Wirtschaft, einen starken Mittelstand und

gen für Gründerinnen und Gründer ein.

Unternehmer zu haben, die Verantwortung über-

Die Kommission vernetzt, kooperiert und

nehmen und Wohlstand sichern – für sich und

informiert in der Gründerbewegung.

andere. Dennoch sind die Zahlen rund um das Gründungsgeschehen weiterhin alles andere als zufriedenstellend, und es ist Zeit, neue Ansatzpunkte zu finden. Die Bundeskommission Start-

Jährlich gibt es in Deutschland mehr Firmenpleiten als Gründungen

ups und Unternehmensgründungen will genau

Die Bundeskommission für Start-ups und

dort anknüpfen: Sie will positive Entwicklungen

Unternehmensgründungen des BVMW

fortführen und gleichzeitig um eine gezielte För-

will daher die Gründungskultur gezielt

derung der Gründungskultur und der Rahmen-

fördern

bedingungen für die Selbstständigkeit ergänzen. Diana Scholl BVMW Leiterin Politische Kommunikation und stellvertretende Leiterin Volkswirtschaft

Sie haben Fragen zur Kommission oder zum Thema Gründung? Oder Sie sind ausgewiesener Experte zum Thema Gründungszuschuss und möchten in der Kommission mitwirken? Dann nehmen Sie Kontakt auf: diana.scholl@bvmw.de Mehr Informationen zur Kommission unter: https://bvmw.info/gründer

diana.scholl@bvmw.de

4|18  DER Mittelstand. | Service


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Sechs Tipps für die Mitarbeitersuche im digitalen Zeitalter Das Blatt hat sich gewendet: Durch die Möglichkeiten der Digitalisierung hat sich auch die Art und Weise der Personalgewinnung verändert. Inzwischen müssen sich Unternehmen aktiv und mit modernen Einstellungsmethoden um die Besten am Markt bemühen. Dabei hilft es, sich in die Perspektive des zukünftigen Mitarbeiters hineinzuversetzen. Business as usual bei der Personalgewinnung

(Active Sourcing) auf

funktioniert nicht mehr. Nutzen Sie neue Mög-

den Bewerber zu. Seien

lichkeiten und verabschieden Sie sich vom Prinzip

Sie präsent in den sozia-

„Stellenausschreibung verschicken und hoffen“.

len Netzwerken. Neh-

Im Folgenden werden ausgewählte Denkanstöße

men Sie dort Kontakt

für eine moderne Personalgewinnung skizziert.

auf und zeigen Sie sich

Wie kommen Sie an die passenden Mitarbeiter,

auf Recruiting Messen

und was gilt es zu berücksichtigen?

und Events.

Wechseln Sie die Perspektive. Versetzen Sie

Achten Sie auf einen klar

sich in die Lage geeigneter Kandidaten für Ihre

strukturierten und zü-

Stelle. Wer sind die Menschen, die Sie umwer-

gigen Bewerbungspro-

ben? Auf welchen Plattformen bewegen sich

zess. Ein leicht zugäng-

diese, und wie möchten sie angesprochen wer-

licher und transparenter

den? Welche Motivation und Wünsche bringen

Bewerbungsablauf mit

die Bewerber mit, und wie können Sie auf die-

klaren Anforderungen an die Bewerber rundet

se sowohl im Bewerbungsprozess als auch im

Ihren Bewerbungsprozess ab.

Arbeitsalltag eingehen? Beantworten Sie die-

Falls ein Bewerber Ihnen absagt, fragen Sie pro-

se Fragen, bevor Sie auf die Suche nach Ihrem

aktiv nach den Gründen. So können Sie zukünf-

Wunschkandidaten gehen.

tige Bewerbungsprozesse optimieren.

Foto: © Freedomz – www.fotolia.com

Beschäftigen Sie sich mit den Generationen Y und Z. Es gibt viele Unterschiede der Genera-

Nehmen Sie sich etwas Zeit, und überdenken Sie

tionen in Hinblick auf Mediennutzung, Wert-

zusammen mit Ihren zuständigen Mitarbeitern

vorstellungen und Hierarchien. Das sollten Sie

die bisherigen Bewerbungsabläufe. Jedes Unter-

als Unternehmer reflektieren. Nutzen Sie hier

nehmen muss für sich selbst herausfinden, wel-

das Potenzial Ihrer Mitarbeiter aus der ent-

che Instrumente der Personalgewinnung am bes-

sprechenden Zielgruppe und fragen Sie diese

ten passen.

Tobias Thimm BVMW Projektreferent tobias.thimm@bvmw.de www.gemeinsam-digital.de

nach deren Meinung. Stellen Sie das Besondere – Ihr Alleinstellungs-

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin – gemeinsam-digital.de

merkmal – in den Mittelpunkt Ihrer Kommuni-

– organisiert zahlreiche Trainings und Workshops. Dort liefern wir Ant-

kation und machen Sie sich so zur Marke (Em-

worten und praxisorientierte Lösungsansätze für kleine und mittlere

ployer Branding). Ziel ist es, einen positiven

Unternehmen. Im September 2018 startet die nächste Workshop-Reihe

Eindruck zu vermitteln und den potenziellen In-

zu digitalen Geschäftsmodellen. Besuchen Sie uns auf www.gemeinsam-

teressenten für Ihr Unternehmen zu begeistern.

digital.de und melden Sie sich an.

Gehen Sie selbst durch aktive Ansprache

4|18  DER Mittelstand. | Service


70

Kurzer Blick und lange Wirkung Plakate zählen seit mehr als 100 Jahren zu den erfolgreichsten Werbeformen. Sie sind immer noch beliebt. Damit sie die gewünschte Wirkung erzielen, muss ihre Gestaltung jedoch bestimmten Regeln folgen. Nachfolgend zehn Tipps, die bei der Gestaltung zu beachten sind.

1.

KISS

Bezug zum Produkt hat. Deshalb sollten Gestal-

Plakate müssen dem

Betrachter

sofort

ins

Auge fallen und schnell

ter sich von Anfang an überlegen, was die Kernaussage ihres Plakats ist und wie sie diese hervorheben können.

verständlich sein. Desgel: KISS (Keep it short

4.

and simple – halte es

Absender ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei

kurz und einfach). Da

das Logo des werbenden Unternehmens. Dieses

die

sollte auch aus der Entfernung erkennbar, unver-

wegen gilt die Faustre-

durchschnittliche

Logo sichtbar platzieren Bei einem Plakat muss klar sein, wer der

nur

deckt und sichtbar platziert werden. Ein Vorteil

etwa drei bis fünf Se-

für Unternehmen: Logos sind leicht wiederer-

kunden beträgt, dürfen

kennbar, wecken Assoziationen und helfen somit ,

nicht mehr als fünf Wirk-

die Aufmerksamkeit auf das Plakat und seine Aus-

elemente (Hintergrund/

sage zu lenken.

Betrachtungsdauer

Überschrift/Unterüberschrift/Bilder/Kontaktadresse/Preise)

enthal-

5.

Die richtige Produktplatzierung Das Produkt ist ein zentrales Element jedes

Plakates. Generell sollte die Produktabbildung

ten sein.

mindestens 40 Prozent der Formathöhe einneh-

2.

men. Wichtig ist eine großformatige Darstellung,

und Blickverlauf

ohne kleinteilige Details und eine klare, verständ-

Wichtig ist, dass ver-

liche Bildsprache. Auch bekannte Testimonials,

schiedene

Plakat-Ele-

die zusammen mit dem Produkt abgebildet wer-

mente trennscharf dargestellt werden und leicht

den, unterstützen die Werbeaussage. Dabei muss

zu unterscheiden sind. Zudem müssen die Gestal-

allerdings die betreffende Person zum Produkt

ter die Blickrichtung des Betrachters lenken und

passen: Ein Wintersportler, der für Sonnenliegen

überlegen, wohin dieser zuerst schauen soll. Denn

wirbt, passt nicht.

Betrachter erfassen nur wenige Motiv-Elemente, was bei der Platzierung von Logos, Produktbildern und Werbesprüchen beachtet werden muss.

6.

Farbgestaltung und Kontraste Farben spielen in der Gestaltung von Pla-

katen eine entscheidende Rolle: Durch bewusst

3.

Kernaussage in den Mittelpunkt stellen

gesetzte Akzente können bestimmte Stimmun-

Betrachter müssen die Kernaussage eines

gen hervorgerufen werden. Ein dunkles oder

Plakates auf den ersten Blick verstehen, sonst

schwarz-weißes Bild wirkt anders als ein Bild in

schenken sie ihm keine weitere Aufmerksamkeit.

leuchtenden Farben. So können Farbkontraste

Das schönste Motiv nützt nichts, wenn es nicht

die Blickrichtung der Betrachter lenken. Wich-

zur Kernaussage passt und keinen inhaltlichen

tig ist auch, dass Gestalter bedenken, wohin ihr

4|18  DER Mittelstand. | Service

Foto: © Cewe-Print.de

Da Plakate meist im Vorbeigehen gesehen werden, müssen sie dem Betrachter sofort ins Auge fallen und leicht zu verstehen sein.

Motivaufbau


71

Beleuchtungssituationen wirkt oder die Aussage-

9.

kraft verändert wird.

umfeld ist für Plakate wichtig. Plakate, die bei-

Plakat gehängt werden soll und ob es unter allen

Werbeumfeld und Vorgaben Nicht nur die Gestaltung auch das Werbe-

spielsweise an einer Bushaltestelle hängen, kön-

7.

Schriftgröße und Schriftarten

nen mehr Text enthalten als solche, die an einer

Die Schriftgröße entscheidet über die Les-

Schnellstraße zu finden sind. Das liegt daran,

barkeit eines Plakats. Idealerweise sollte die

dass Menschen, die auf den Bus warten, eher ge-

Größe der Headline 12 bis 15 Prozent der For-

neigt sind Text zu lesen als solche, die mit dem

mathöhe betragen, damit der Schriftzug gut les-

Auto an einem Plakat vorbeifahren. Wichtig bei

bar ist. Die Schriftgröße der Sublines sollte noch

der Gestaltung ist auch die Beachtung von Vor-

sieben bis zehn Prozent der Formathöhe aufwei-

gaben, wie Sponsoren, die erwähnt werden müs-

sen. Auch auf gut lesbare, nicht verschnörkelte

sen oder die Einplanung von Platz für Kontakt-

Schriftarten wie Arial oder Helvetica sollten Ge-

möglichkeiten.

stalter achten.

8.

Think Positive

10.

Zielgruppe ansprechen Plakatgestalter wissen meist nicht, wer

Auf Plakaten sollten nur positive Formu-

an ihren Plakaten vorbeigeht, was die Zielgrup-

lierungen stehen, denn positive Emotionen akti-

penbestimmung erschwert. Aber sie wissen, wo

vieren bejahende Vorstellungen im Gedächtnis,

die Werbemittel aufgehängt werden. Das macht

unterstützen die Informationsverarbeitung und

Plakate zum Beispiel für regionales Marketing

erhöhen so die Aufmerksamkeit. Zudem sorgen

interessant. Auch eine klare Handlungsaufforde-

sie für eine bessere Bewertung des beworbenen

rung (Schon probiert? Jetzt testen! Noch heute

Produktes und bleiben im Gedächtnis des Rezi-

zuschlagen!) wirkt positiv auf die Betrachter und

pienten.

sollte genutzt werden.

Britta Zurborn Marketing Managerin Cewe-Print.de Kooperationspartner des BVMW

Live-Entertainment und stilvolle Gastronomie Der im Herzen der Hauptstadt gelegene Win-

Lounge gelten

tergarten Berlin bietet seinen Gästen neben

schon jetzt als

kulinarischen Köstlichkeiten ein Rundum-Paket

die schönsten Ört-

der schönen Künste. Das Haus bietet eine (fast)

chen weit und breit. Ein

ganzjährige Bespielung mit eigenen Shows und ist

Atrium, das Raum bieten wird

an ausgewählten Abenden Spielstätte für atem-

für Veranstaltungen, steht kurz vor der Vollen-

beraubende Gastauftritte. Vom Time Magazine

dung.

als Kultur-Tipp für Europa empfohlen, erreicht der Wintergarten auch international ein breites Publikum. Zudem gilt das Theater als stillvolle

BVMW-Mitglieder erhalten für die Show „STAUNEN- Circus of Stars“

Location für exklusive Veranstaltungen: von Pro-

(ab 22. August) einen Preisnachlass von 25 %, buchbar unter Angabe

duktpräsentationen über Firmenjubiläen bis zu

des Aktionscodes „BVMW“

Award-Veranstaltungen. Die jüngst eröffneten

www.wintergarten-berlin.de

unterirdischen Toiletten-Welten mit großzügiger

4|18  DER Mittelstand. | Service


72

Management für Mittelständler Ständige Erreichbarkeit, rasche Lieferzeiten und Benutzerfreundlichkeit sind essentiell im Onlinehandel. Doch viele Mittelständler scheuen sich vor der praktischen Umsetzung. Ein Projekt des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums zeigt, wie diese Zurückhaltung überwunden werden kann. Das Berliner Feinkostgeschäft Maître Philippe &

Kanälen stets aktuell zu halten“, so Noémie Caus-

Filles GmbH bietet eine extravagante Auswahl

se, die Geschäftsführerin der Maître Philippe &

an Käse, Wein und französischen Lebensmitteln.

Filles GmbH.

Aus Frankreich importiert, werden diese über online verkauft. Die beiden Verkaufskanäle sind

Kleine, nutzerzentrierte Lösungen erarbeiten …

über zahlreiche Schnittstellen miteinander ver-

Das Projekt bei der Maître Philippe & Filles GmbH

knüpft. Die besondere Herausforderung: den In-

begann Anfang 2018. Das Expertenteam von

formationsfluss so schnell und effektiv wie mög-

_Gemeinsam digital und seinen Projektpartnern

lich zu gestalten.

führte Interviews mit der Geschäftsführung zur

ein Ladengeschäft in Berlin-Wilmersdorf und

eingesetzten Software, den Bestellprozessen und

„„

Baustelle Datenmanagement

Abläufen im Onlineshop. In zahlreichen Work-

Eine typische Hürde für kleine Händler, die noch

shops mit dem Team konnten Prozesse optimiert

nicht im Onlinehandel aktiv sind, stellt das Daten-

und klare Ziele definiert werden. Der Fokus lag da-

management dar. Dabei

bei auf der Schnittstellenanalyse. Gemeinsam mit

eröffnet der Verkauf von

dem Unternehmen wurden Lösungsschritte zu ei-

Produkten und Dienstleis-

ner Harmonisierung der Schnittstellen – vom Ein-

tungen über das Internet

kauf (Stammdaten, Bestellwesen, Wareneingang,

vielseitige Möglichkeiten.

Lagerhaltung) über den Verkauf (stationärer Han-

So können neue Kunden-

del, Waage, Onlineshop, Gastronomie, Versand,

gruppen erschlossen und

Großhandel) bis zur Buchhaltung – erarbeitet. Ein

das Absatzgebiet vergrö-

zusätzlich erstellter Fragenkatalog dient der künf-

ßert werden. Die Heraus-

tigen Optimierung einzelner Prozesse.

Um konkurrenzf ähig zu sein, müssen wir flexibel auf Neuerungen reagieren können.

ständler bestehen dabei nicht nur in der ständigen

… und Schritt für Schritt etablieren

Erreichbarkeit und den raschen Lieferzeiten, son-

Die Bestände zwischen dem Laden und dem On-

dern vor allem in der Optimierung der internen

lineshop können nun synchronisiert werden, und

Prozesse. Dabei stellen sich Fragen wie: Wie verar-

ein Etikett mit QR-Code beim Wareneingang er-

beite ich die notwendigen Kundeninformationen?

möglicht es, den Bestand in Echtzeit zu erfassen.

Wie können die Bestände zwischen Warenein-

Durch die Analyse wurde deutlich, an welchen

gang und Warenausgang in Echtzeit synchronisiert

Stellen die IT-Infrastruktur angepasst werden

werden? „Um konkurrenzfähig zu sein, müssen wir

muss. Alle Änderungen können vom Unternehmen

flexibel auf Neuerungen reagieren können, sei es

weitgehend selbstständig und unter Nutzung der

in Sachen Software, Buchhaltung oder Logistik.

bestehenden Infrastruktur begleitend zum Tages-

Nur so können wir effizient arbeiten und unseren

geschäft durchgeführt werden.

Kunden ein optimales Einkaufserlebnis bieten. Kjell Schneider BVMW Projektreferent Verbandskooperationen und Projekte kjell.schneider@bvmw.de

Unsere tägliche Arbeit wäre ohne Digitalisierung gar nicht denkbar. Beide Verkaufskanäle – der La-

Mehr zu diesem und weiteren Projekten

den und der Onlineshop – sind über viele Schnitt-

unter: https://gemeinsam-digital.de/

stellen miteinander verknüpft, und es stellt uns vor

portfolio/kulinarische-vielfalt/

eine große Herausforderung, alle Daten auf allen

4|18  DER Mittelstand. | Service

Foto: © Sunflower – www.fotolia.com

forderungen für Mittel-


73

Kleine Helfer Sitzen neu erfunden Statistisch gesehen verbringen wir 24 Jahre unseres Lebens sitzend. Fast jede zweite Person leidet unter regelmäßigen oder chronischen Rückenschmerzen. Die Fehlhaltung der Wirbelsäule ist eines der größten Risiken bei falschem Sitzen und gilt als eine der Hauptursachen für Arbeitsausfälle. Mit sitBoard lässt sich jede sitzende Minute im Büroalltag als Basis für Ihre Rückengesundheit nutzen. Das patentierte sitBoard wird direkt mit ihrem Bürostuhl verbunden. Dadurch ist es dem Anwender möglich, sich sanft mithilfe seiner

Echte Postkarten per App verschicken

Füße in den Sitz zu drücken. Die Sitzposition wird dauerhaft korrigiert. Der untere Rücken wird gestärkt, und die aufrechte Sitzposition

Die Postkarten-App CARDIETY er-

nity oder eines Postkartenformats

kräftigt passiv die unteren Extremitäten sowie

möglicht es, besondere Urlaubsgrü-

kann die eigene Postkarte gestaltet

den unteren Rücken.

ße mit eigenen Fotos und persön-

werden. Hierfür einfach die schöns-

www.sitboard.com

lichen Grüßen als echte Postkarte

ten Fotos einfügen und persönliche

weltweit zu versenden. Zusätzlich

Grüße schreiben – fast so wie früher

dazu

App-eigene

bei gekauften Postkarten auch. An-

E-Community die Nutzer der App,

schließend kann die Postkarte mit

indem diese ihre selbst designten

nur wenigen Klicks weltweit ver-

Postkarten anderen Nutzern als

schickt und bei Wunsch zusätzlich

Vorlage zur Verfügung stellen kön-

für die App-eigene E-Community

nen. Nach der Auswahl einer Post-

freigegeben werden.

kartenvorlage aus der E-Commu-

www.worldiety.de

verbindet

die

Faltbarer Tretroller Das ist Fahrspass to go für den Alltag oder im Urlaub: Der TR Tretroller von gomate lässt sich auf Rucksackgröße zusammenfalten, ist mit einem Gesamtgewicht von 6,1 kg ideal zum Mitnehmen geeignet und kann sogar als Sportgepäck im Flugzeug einchecken. Trotz der minimalen Größe bietet er maximalen Fahrkomfort für Personen bis 110 kg Gewicht. Hydraulische Bremsen, große Räder mit Luftbereifung und ein 52 cm breiter, höhenverstellbarer Lenker mit bequemen Handgriffen gehören zur Ausstattung. Geeignet ist der praktische Roller für Flitzer ab sieben Jahren. www.gomate.de

4|18  DER Mittelstand. | Service


74

Erwecken Sie Ihre Zielgruppe zum Leben

Wie Personas Ihr Marketing effektiver machen Als Anbieter von Produkten oder Dienstleistungen wissen Sie natürlich genau, wer Ihre Zielgruppe ist. Aber woher haben Sie dieses Wissen? Basiert es auf reinem Bauchgefühl oder auf demographischen Merkmalen? Und wie genau kennen Sie die Eigenschaften Ihrer unterschiedlichen Kunden und deren Gründe für den Kauf bei Ihnen? Das Bilden von Personas kann Ihnen helfen, diese und viele andere Fragen genauer zu beantworten. Seit Jahrzehnten nutzt das Marketing bei der Defi-

1980er Jahre. „Wiederbelebt“ wurde es durch

nition von Zielgruppen u. a. soziodemographische

die Usability-Bewegung, die sich mit der Entwick-

Daten wie Alter, Einkommen oder Familienstand.

lung oder Weiterentwicklung nutzerfreundlicher

Und mit den Sinus-Milieus werden zusätzlich

Produkte beschäftigt. Gedacht wird dabei grund-

Gruppierungen nach ähnlicher Lebensauffassung

sätzlich vom Verwender aus, was nur funktioniert,

und Lebensweise vorgenommen.

wenn man dessen Motivation und Bedürfnisse

Diese Sortierung ist auch weiterhin richtig und

genau versteht. Es geht also darum, möglichst ziel-

wichtig, sie hat allerdings den großen Nachteil,

gruppenorientiertes Marketing zu machen mit

dass die Zielgruppe eine anonyme Masse bleibt.

der Aussage „Kunde mit XX-Bedarf, wir helfen dir,

Das kann dazu führen, dass jeder im Unternehmen

weil …“ statt wie sonst üblich nur vom Produkt aus

eine ganz andere Auffassung davon hat, wer der

zu argumentieren „Ich biete X und das kann …!“.

„typische“ Kunde nun eigentlich ist. Doch wie soll

Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis. Werbeagentur GmbH BVMW-Mitglied www.mattheis-berlin.de

man ein Produkt oder Angebot entwickeln bezie-

Was sind Personas?

hungsweise erfolgreich verkaufen, wenn man im

Personas werden zwar aus echten Daten abgelei-

wahrsten Sinne des Wortes kein gemeinsames Bild

tet, sind aber fiktive Menschen, die stellvertretend

vom Kunden vor Augen hat? Das Bilden von Perso-

für Ihre realen Kunden stehen. Sie zeigen nicht den

nas kann dabei unterstützen, das bisher Unsichtba-

Durchschnitt aller Nutzer, sondern haben wie ech-

re besser greifbar zu machen.

te Menschen einen eigenen Lebenslauf, Vorlieben, Fähigkeiten, Wünsche und Ziele. Je nachdem, wie

Personas als Basis für zielgruppenorientiertes Marketing

unterschiedlich Ihre Zielgruppe ist, werden Sie vier

Erfunden hat das Persona-Konzept Alan Cooper

stellvertretend für einen Kundentyp und hat einen

für ein Softwareentwicklungsprojekt Anfang der

eigenen Namen sowie ein Gesicht.

bis sechs Personas benötigen. Jede Persona steht

1. Ziele definieren:

2.  Datenquellen wählen:

Was wollen Sie erreichen? Soll z. B. eine neues Produkt ent-

Nutzen Sie möglichst viele Quellen. Die beste Möglichkeit: Füh-

wickelt oder ein bestehendes überarbeitet werden? Oder wol-

ren Sie Interviews mit Ihren Kunden oder potentiellen Verwen-

len Sie wissen, welcher Werbekanal beziehungsweise welches

dern. Weitere Daten für Personas erhalten Sie intern in Ihren

Werbemittel für welche Zielgruppe optimal ist?

Kundendaten, in der bisherigen Kundenkommunikation, im Gespräch mit Mitarbeitern oder durch Umfragen. Extern gibt es diverse Marktinformationen, Branchendienste oder Daten vom Statistischen Bundesamt etc.

4|18  DER Mittelstand. | Service

Foto o.: © babaroga – www.fotolia.com

Personas für Ihr Marketing nutzen in 4 Schritten


75

So gut funktionieren Personas: Ein Beispiel Stellen Sie sich vor, Sie sind Inhaber/in einer Fahrzeugvermietung in Berlin. Nach einer allgemeinen Zielgruppen-Definition sind Ihre Kunden: Alter: 18 bis 75 Jahre | Geschlecht: weiblich oder männlich Beruf: Auszubildende bis Rentner Wohnort: regional, national und international

Daraus – und auf Basis der vorhandenen Kundeninformationen – lassen sich mehrere Personas bilden:

Foto o.: © Andrey Apoev – www.fotolia.com; Foto u. li.: © contrastwerkstatt – www.fotolia.com; Foto u. m.: © Drobot Dean – www.fotolia.com; Foto u. r.: © deagreez – www.fotolia.com

Name: Manfred

Persona-Steckbrief 1

Persona-Steckbrief 2

Name: Lea

Name: Kai

Persona-Steckbrief 3

Alter: 56

Alter: 28

Alter: 35

Familienstand: geschieden

Familienstand: ledig

Familienstand: verheiratet, 2 Kinder

Beruf: Unternehmensberater

Beruf: Start-up-Gründerin

Beruf: selbstständiger Elektro-Meister

Wohnort: Potsdam

Wohnort: Berlin

Wohnort: Außenbezirk von Berlin

Anforderung an Mietwagen: groß,

Anforderung an Mietwagen: stylish,

Anforderung an Mietwagen: braucht

repräsentativ, schnell, neu

schnell, nicht zu groß zum Parken in der

schnell verfügbare günstige Lieferfahr-

Befürchtungen: Wagen sieht ungepflegt

Stadt

zeuge

aus, steht nicht pünktlich zur Verfügung

Befürchtungen: weiß nicht, ob sich

Befürchtungen: ist zu teuer und nicht

Kontaktpunkt: ist Stammkunde, be-

Mietwagen überhaupt lohnt oder

da, wenn kurzfristig benötigt

kommt regelmäßig Newsletter und

Car-Sharing nicht günstiger ist

Kontaktpunkt: fragt andere Unterneh-

Mailings

Kontaktpunkt: sucht online und fragt

mer im Branchennetzwerk

Freunde „Ich brauche einen

„Ich fahre super ger-

„Ich muss mit mei-

Mietwagen, der

ne selber, vor allem

ner Firma extrem

mich schnell und

Cabrio im Sommer

flexibel sein. Mein

sicher zu meinen

in der Stadt. Und ich

Fuhrpark hat groß

Terminen in ganz

mache oft Ausflüge

genug zu sein,

Deutschland

am Wochenende

damit ich auf alle

bringt. Wenn ich

oder Kurztrips.

Anfragen schnell

bei meinen Kun-

Ich will aber kein

reagieren kann.

den vorfahre, will ich Eindruck machen.“

eigenes Auto haben, doch es soll mög-

Aber auch so klein, dass meine Fixkos-

lichst immer dann sofort eins vor der Tür

ten so gering wie möglich bleiben.“

stehen, wenn ich es möchte.“ Schon diese drei sehr kurzen Persona-Steckbriefe zeigen, wie un-

sen und je detaillierter Sie die Steckbriefe mit Informationen an-

terschiedlich die Anforderungen an ein Mietwagenangebot sind.

reichern, umso besser lassen sich daraus passende Produkte und

Je ausführlicher Sie sich auf die einzelnen fiktiven Kunden einlas-

Werbemaßnahmen entwickeln.

3. Persona-Profil erstellen:

4. Personas in Ihr Marketing einbinden:

Dazu gehören Angaben wie z. B.: Alter, Familienstand, Wohn-

Sinnvoll ist es, die Personas regelmäßig vor Augen zu haben.

ort, Beruf, Position im Unternehmen, Ausbildung, Einkommen,

Hängen Sie beispielsweise die Steckbriefe mit Bildern in Ihren

Hobbys, Sorgen, Wünsche, Ziele, Informationskanäle etc. Und

Besprechungsraum. Versuchen Sie immer wieder, Ihr Produkt

beantworten Sie Fragen wie: Wo kommt die Person mit meinem

aus der Persona-Sicht zu betrachten. Und fordern Sie auch Ihre

Unternehmen in Kontakt? Wie sucht sie nach meinem Produkt?

Mitarbeiter auf, häufiger durch die „Persona-Brille“ auf Ihr An-

Wie sieht der Kaufprozess aus? Wer oder was hat Einfluss auf die

gebot zu blicken.

Entscheidung? Was sind die Befürchtungen und Erwartungen?

4|18  DER Mittelstand. | Service


76

Wann Manager-Entscheidungen strafbar sind Mit einer aufsehenerregenden Entscheidung meldete sich der Fünfte Strafsenat des Bundesgerichtshofes (BGH) im Jahre 2016 in Sachen Manager-Strafbarkeit zurück und dürfte wohl nicht nur die Compliance-Abteilungen der Republik in erneute Aufregung versetzen. Der BGH hob mit seinem Urteil vom 12. Oktober

Informationsgrundlagen erfolgen oder in die ord-

2016 – 5 StR 134/15 – die Freisprüche des Land-

nungsgemäße Berichterstattung der Jahresab-

gerichts Hamburg in einem Prozess gegen sechs

schlüsse durch evident fehlerhafte Angaben zur

ehemalige Vorstände der HSH-Nordbank AG auf

wirtschaftlichen Lage des Unternehmens eingrei-

und verwies die Sache zurück nach Hamburg.

fen. Da aber der Geschäftsleiter gemäß der gesetzlichen Beweislastumkehr in § 93 Abs. 2 S. 2 AktG

Der Vorwurf: Strafbarkeit wegen vorsätzlicher

beweisen muss, dass seine unternehmerische Ent-

Untreue nach § 266 Abs. 1 StGB wegen Verlet-

scheidung innerhalb der Grenzen der Business

zung der Grundsätze ordnungsgemäßer Entschei-

Judgement Rule zu verorten war, ist ihm vorab

dungsfindung, der sogenannten „Business Judge-

zu empfehlen, ein besonderes Augenmerk auf die

ment Rule“.

eigene Dokumentationssicherung bei seiner Entscheidungsfindung zu legen. Im Rahmen der „In-

Der BGH ging in seiner Entscheidung davon aus,

formed Judgement Rule“ ist in den Fällen von be-

dass sich Management-Entscheidungen an nach-

deutenden Unternehmensentscheidungen zudem

vollziehbaren Kriterien orientieren müssen. Nicht

stets zu empfehlen, Expertenrat durch einen fach-

nachvollziehbare oder riskante Entscheidungen

lich qualifizierten Berufsträger einzuholen.

hingegen können, sofern sie dem Unternehmen einen Schaden zufügen, letztlich unter Umstän-

Auch den Compliance-Verantwortlichen kommt

den die Strafbarkeit zur Folge haben.

mithin eine erhöhte Bedeutung zu. Ein wirksam aufgestelltes Compliance-System sollte als „erste

Da Manager in ihrer täglichen Praxis zahlreiche

Verteidigungslinie“ ermöglichen, die unterneh-

Entscheidungen unterschiedlichster Art und Trag-

merische Entscheidung unter Compliance-Ge-

weite zu treffen haben, hat dies naturgemäß zur

sichtspunkten dahingehend abzuprüfen, ob diese

Folge, dass sich nicht alle Entscheidungen als vor-

überhaupt auf einer ordnungsgemäßen Informa-

teilhaft oder richtig erweisen. Mit der nunmehr als

tionsgrundlage erfolgen kann. Ist dies zu vernei-

gefestigt anzusehenden Eingangsrechtsprechung

nen, muss zur Bewahrung des Geschäftsleiters vor

verleiht der BGH dem Untreuetatbestand und der

einer strafrechtlichen Verfolgung ein klares Veto

damit verbundenen Frage, wann eine wirtschaft-

eingelegt werden, bis die für die unternehmerische

lich riskante Management-Entscheidung zu einer

Entscheidung bedeutende Frage geklärt wurde. 

jedenfalls vordergründig etwas mehr Kontur.

Prof. Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt BVMW-IBWFRechtshotline

Zugleich verschärfen die aufgezeigten Grundsät-

Die BVMW-IBWF-

ze die Bedeutung von Vorbereitungsmaßnahmen

Rechtshotline erreichen Sie:

bei einer unternehmerischen Entscheidung. Straf-

Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr

rechtliche Relevanz erlangen nachteilige ökono-

Tel.: 030 / 53 32 06-963 | Fax: 030 / 53 32 06-50

mische Entscheidungen zwar auch weiterhin erst

rechtshotline@bvmw.de

dann, wenn diese im Voraus ohne ausreichende

4|18  DER Mittelstand. | Service

Foto: © AllebaziB – Fotolia.com

Pflichtverletzung im Sinne des § 266 führen kann,


77

Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ MDAX gegen DAX 30 Jahre DAX: Die Presse berichtet, dass An-

über ein millionenschweres Depot verfügt und

leger mit dem DAX „im Schnitt fast neun Pro-

unendlich viel Zeit hätte – und die Bank- und Bör-

zent jährlich“ gewonnen haben. Das stimmt

sengebühren für laufende Umschichtungen wür-

aber nur auf dem geduldigen Papier. Haben

den den Großteil der Gewinne auffressen.

Sie in den letzten 30 Jahren Ihr Anlagevermögen um jährlich „fast neun Prozent“ erhö-

Und nicht zu vergessen: Der DAX ist ein Perfor-

hen können? Selbst Fonds, die in die 30 DAX-

mance-Index, alle Dividenden werden automa-

Titel investieren, kommen höchstens auf sechs

tisch in dieselben Aktien reinvestiert, ohne dass

Prozent, aber nur wenn Sie jeweils in die besten

darauf Steuern oder Bankgebühren gezahlt wer-

Fonds des Jahres investiert hätten.

den. Mit anderen Worten: Kein Anleger kann in der Praxis die Ergebnisse des DAX übertreffen.

Wer oder was ist der DAX? Ein erfundener Index

Somit bleibt der DAX ein von wachen Geistern

der bedeutendsten 30 an der Börse Frankfurt

erfundenes Marketing-Instrument zur Förderung

gelisteten Aktien, die etwa 80 Prozent des Wer-

der für jeden Kunden kostenpflichtigen Börsen-

tes aller börsengehandelten deutschen Aktien

transaktionen.

entsprechen. Welche Aktie im DAX ist, ist noch einfach zu erklären: die Schwergewichte und be-

Zum Nachdenken: Die DAX-Unternehmen wer-

kanntesten Titel, alphabetisch angefangen bei

den von bezahlten Managern gelenkt. Und deren

adidas, über Allianz bis Volkswagen und Vonovia.

Vergütungen steigen wesentlich schneller als die

Wer aber gelegentlich rausfliegt und dann stante

Inflationsrate oder die Einkommen der übrigen

pede ersetzt werden muss, ist für den Börsenbe-

Bevölkerung und werden sogar gezahlt, wenn

treiber schon ein Problem. Es geht dabei nicht um

die Börsenkurse fallen oder die Dividende nur

den „inneren Wert“ des Unternehmens, sondern

aus der Substanz statt aus Gewinnen bezahlt

um Marktkapitalisierung und Börsenumsätze in

wird.

eben dieser Aktie.

Foto: © photocrew – Fotolia.com

Da lobe ich mir den kleinen Bruder des DAX, Es gibt noch einen anderen Punkt: die Gewich-

den MDAX, den Index für die mittelgroßen Bör-

tung im Index. Die 30 Aktien sind nicht zu glei-

senwerte mit 50 Aktien. Das ist auch ein Perfor-

chen Teilen gewichtet. In Zeiten der Euphorie wa-

mance-Index, aber er schlägt den großen Bruder

ren Telekom-Aktien übergewichtet. Adidas ist mit

DAX mit einem jährlichen Durchschnittszuwachs

ca. drei Prozent im Index gewichtet. Und es darf

von rund elf Prozent. Die Gründe: mittelgroße

nicht wundern, wenn die Deutsche Bank in der

Unternehmen sind flexibler, haben eine höhere

Gewichtung herabgestuft wird – oder ganz aus

Innovationskraft und weisen eine stärkere Ge-

dem Index verschwindet, sollte der Sitz ins Aus-

winndynamik auf als die schwerfälligen Riesen-

land verlegt werden …

tanker wie Siemens oder Daimler. Und vor allem: die kleineren und mittleren Gesellschaften sind

All diese Änderungen kann ein Privatanleger auf

oft familien- oder eigentümergeführt und gehö-

seinem Konto nicht mitmachen, selbst wenn er

ren damit zum innovativen Mittelstand.

4|18  DER Mittelstand. | Service

Hans-Peter Holbach Herausgeber des im 46. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com


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Erde 5.0 – Zukunftschance Digitalisierung Seit Jahrzehnten lebt die Menschheit über ihre Verhältnisse. Sie beutet den Planeten aus, riskiert ihre eigene Zukunft. Die Digitalisierung gibt ihr jetzt die Mittel in die Hand, um die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen.

„„

Der Mensch ist es gewohnt,

Es ist an der Zeit, die

linear zu denken und die Ver-

wahren

gangenheit in die Zukunft fort-

5.0-Zeit zu erkennen. Wir

zuschreiben. So funktioniert

bekommen gerade die ein-

die digitale Welt aber nicht.

malige Chance, eine besse-

Sie entwickelt sich seit Mitte

re Zukunft zu provozieren

des vergangenen Jahrhunderts

und den Planeten zu ret-

exponentiell und läuft seither

ten. Die Digitalisierung und

auf einen Punkt zu, an dem die

der durch sie befeuerte

Möglichkeiten der IT geradezu

technologische Fortschritt

explodieren. Wir erleben jetzt

geben uns die Mittel an

den Beginn dieser Zeit. Des-

die Hand, um Hunger und

halb vollziehen alle Disziplinen

Armut zu besiegen, den

von der Künstlichen Intelli-

Klimawandel

genz über die Robotik und den

men und der Vergeudung

3D-Druck bis hin zum Internet

Potenziale

der

einzudäm-

von Ressourcen ein Ende

der Dinge aktuell einen Innovationssprung nach

zu bereiten. Bis in die letzten Winkel der Erde

dem nächsten. Vernetzung und Automatisierung

können wir eine neue, digitale Infrastruktur des

Es ist an der Zeit, die wahren Potenziale der 5.0-Zeit zu erkennen

Wohlstands bringen, die den Zugang zu Bildung, Information, Kapital, Gesundheitsleistungen und Produktionsmitteln demokratisiert. In der 5.0-Ära sollten Unternehmen sich verstärkt der Tatsache bewusst werden, dass das Wohl der Gesellschaft im Sinne des „Total Societal Impact“ in

schreiten so rasch voran, dass „Industrie 4.0“ oder

den Kanon der Unternehmensziele gehört. Zudem

„Bildung 4.0“ in der Zählweise schon wieder über-

muss der Wechsel von einer Verschwendungs- zur

holt sind. Wir erleben, wie eine „Weltmaschine“

Zirkulärwirtschaft gelingen – eine Recycling- oder

zusammenwächst, wie Roboter und Maschinen zu-

Wiederverwertungsquote von nahezu 100 Pro-

nehmend autonom agieren. Das ist der Beginn der

zent ist das Ziel.

fünften industriellen Revolution. Diese Beispiele zeigen: Die digitale Zukunft wirft Fragen über Fragen auf. Eine Vision für die GesellKarl-Heinz Land ist Investor, Serienunternehmer und digitaler Neudenker

schaft, für unser Zusammenleben von morgen ist

aus Köln. In seinem Buch „Erde 5.0 – Die Zukunft provozieren“ entfaltet

deshalb längst überfällig und gehört auf die politi-

Karl-Heinz Land ein ebenso mutiges wie faszinierendes Szenario, wie die

sche Agenda – in Deutschland, in Europa und bei

Welt und die Menschheit durch digitale Transformation zu retten sind.

den Vereinten Nationen.

www.erde50.de

Karl-Heinz Land

4|18  DER Mittelstand. | Service


10

% s PakHöhledjam EINon. da er re uf d g P CHCoup s a ng ur TS m as u B U t d ie se hl tig + ac h na N sic oj KG18 mi t Be o s P EN /20 n H 24/12 vo SC ig bis GE Gült

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et

a

Es gibt sie die Wunderwelt! Die Höhle von Postojna, in Slowenien, ist eine der bekanntesten Schauhöhlen der Welt. Sie ist gleichzeitig eine der eindrucksvollsten Höhlen und leicht zugänglich. Nur wenige Kilometer von der Autobahn entfernt erwartet Sie ein wunderbares Geflecht von unterirdischen Gängen im Herzen eines riesigen Parks, der ein ganztägiges Familienabenteuer bietet.

Einzigartiges unterirdisches Abenteur

Uneinnehmbare Burg

Schon allein die Fahrt durch die Höhle von Postojna mit dem einzigen Höhlenzug der Welt ist bereits ein unvergessliches Erlebnis.

A I

Die Burg Predjama, die größte Höhlenburg der Welt, beeindruckt die Besucher mit ihrer Lage. Sie steht nämlich inmitten einer hohen Felswand.

U

SLOWENIEN LJUBLJANA

POSTOJNA

CRO

info@postojnska-jama.eu | www.postojnska-jama.eu LOŠINJ

Das Business Forum des Slovenian Business Club, bei dem ich als Vorstand die Ehre hatte, den BVMW zu vertreten, war bereits ein beeindruckendes Event. Im Anschluss dann aber noch zu einer exklusiven Tour durch die atemberaubende Höhle von Postojna eingeladen zu werden, war für mich ein absolutes Erlebnis, das ich nur jedem empfehlen kann. Dr. Jochen Leonhardt


80

Buchtipps Chinas Bosse Wer kennt Guo Guangchang? Wer hat

Ganz im Interesse des Staatsapparates,

jemals von Chen Feng oder Li Shufu

der diese Entwicklung an vielen Stellen

gehört? Guo Guangchang ist an eini-

unterstützt. Wolfgang Hirn kennt viele

gen deutschen Firmen beteiligt, ihm

chinesische Unternehmer persönlich

gehören der Club Med und der Cirque

und gibt Chinas „unbekannten Gigan-

du Soleil, und gerade hat er auch noch

ten“ ein Gesicht. Er beschreibt die Ma-

die bekannte österreichische Strumpf-

cher und ihre Strategien und beleuch-

marke Wolford übernommen. Chen Feng

tet, was es bedeutet, wenn chinesische

ist mit HNA seit 2017 Großaktionär bei

Manager in deutsche Banken, Flughäfen

der Deutschen Bank, und Geely-Chef

oder andere Industrien einsteigen.

Persönliche Empfehlung von Persönliche Empfehlung Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven! von Mario Ohoven!

Li Shufu sorgt aktuell mit seinem Einstieg bei Daimler für helle Aufregung in

Seine Erkenntnis: Chinas Manager sind

der Autoindustrie. Das ist nur der An-

flexibler, pragmatischer, risikofreudi-

fang, ist China-Kenner Wolfgang Hirn

ger und deshalb meist schneller als ihre

überzeugt. Schon heute haben 115 der

westlichen Konkurrenten. Höchste Zeit,

500 größten Unternehmen der Welt ih-

mehr über sie zu erfahren.

ren Sitz in China. Tendenz steigend. Wer »Made in China« heute noch mit Billigware assoziiert, hat die Zeit verschlafen. Die Fabrik der Welt ist längst zum Labor der Welt geworden. In vielen Zukunftstechnologien – von Elektroautos bis Ro-

Wolfgang Hirn Chinas Bosse Campus 284 Seiten

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botik – holt China gewaltig auf.

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81

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82

BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW organisiert eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herz­lich eingeladen, sich zu informieren, Netz­werke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine kleine Auswahl finden Sie hier.

BADEN-WÜRTTEMBERG Netzwerken auf dem Neckar Sporttalk mit Helmut Roleder und Timo Hildebrand Do, 23. August 2018, 18.00 Uhr Anlegestelle Wilhelma/Bad Cannstatt 70376 Stuttgart ulrich.koeppen@bvmw.de

Mittagsakademie: effektive Mitarbeiterbindung Mi, 19. September 2018 11.30 Uhr Am Bildungscampus 2 74076 Heilbronn ulrich.spitaler@bvmw.de

Frühstück: Mediation im Unternehmen Mo, 24. September 2018, 08.00 Uhr Bad Hotel Otto-Neidhart-Platz 1 73337 Bad Überkingen lothar.lehner@bvmw.de

Bavarian Attack – das BVMW Golfevent 2018 Sa, 15. September 2018, 09.00 Uhr Golfclub Schloss Egmating Schlossstraße 15, 85658 Egmating kajetan.brandstaetter@bvmw.de

BVMW Bayern im Gespräch mit Spitzenpolitikern Mi, 19. September, 10.00 Uhr Presseclub München Marienplatz 22, 80331 München achim.von.michel@bvmw.de

BAYERN Landtagswahl Bayern: Mittelständische Unternehmer fragen ihre Wahlkreisabgeordneten Mo, 03. September 2018, 19.00 Uhr Kurhaus, Ludwigstraße 25, 83646 Bad Tölz stephan.oberacher@bvmw.de BRANDENBURG

BREMEN

BERLIN

BVMW Unternehmerinnenabend – Schnuppercoaching mit Pferden Di, 11. September 2018 18.00 Uhr Reiterhof Susan Grafinger Waltersdorfer Bahnhof 2 15926 Heideblick ralf.henkler@bvmw.de

Digitalisierung und intelligente Vergütungskonzepte Di, 18. September 2018, 18.00 Uhr NOWIS GmbH, Mittelkamp 110-118, 26125 Oldenburg detlef.blome@bvmw.de

[m]IT-Sicherheit am Arbeitsplatz: kl. Lösungen, große Wirkung Mi, 15. August 2018, 17.30 Uhr Smart Data Forum, Salzufer 6, 10587 Berlin www.gemeinsam-digital.de

HAMBURG

HESSEN

BusinessLunch@Hotel Reichshof Hamburg Do, 16. August 2018 12.00 Uhr Hotel Reichshof Kirchenallee 34 -36 20099 Hamburg guenther.enger@bvmw.de

Profession Unternehmerin – erfolgreich sein, heißt Erfolg wagen Mi, 19. September 2018, 17.30 Uhr Ille Papierservice, Industriestraße 25 63674 Altenstadt malu.schaefer@bvmw.de

BVMW Unternehmer Lounge Mo, 03. September 2018, 19.00 Uhr Abba Hotel, Lietzenburger Straße 89, 10719 Berlin silke.landgraf-bittner@bvmw.de

Blockchain und Kryptowährung – Fluch oder Segen? Do, 20. September 2018 , 17.30 Uhr Weinrich GmbH & Co. KG, Ronsbachstraße 32 36043 Fulda ruediger.muth@bvmw.de

BVMW Business Golf Cup 2018 Fr, 14. September 2018, 10.00 Uhr Golf & Country Club Motzener See, Am Golfplatz 5 15749 Mittenwalde silke.landgraf-bittner@bvmw.de marcel.sturm@bvmw.de

Quo vadis Europa – Frankreich lohnt sich!?! Di, 04. September 2018 17.30 Uhr Leonardo Hotel Hamburg Mexikoring 1 22297 Hamburg guenther.enger@bvmw.de Mittelstand meets Techniker Do, 13. September 2018 17.30 Uhr Hamburg, Stadion des FC St. Pauli guenther.enger@bvmw.de

FOKUS.VERKAUF mit Karsten Brocke Do, 27. September 2018, 15.00 Uhr Oldenburger Nutzfahrzeugzentrum Senger Bremer Heerstr. 401-405, 26135 Oldenburg detlef.blome@bvmw.de

Business Lunch Di, 21. August 2018, 12.30 Uhr Restaurant „DUKE“ im Ellington Hotel, Nürnberger Straße 50-55 10789 Berlin birgid.zoschnik@bvmw.de

MECKLENBURG-VORPOMMERN BVMW MV Sommerfest (mit Firmenbesichtigung) Fr, 31. August 2018, 13.30 Uhr MPI Wendelstein 7X, Greifswald Wendelsteinstr. 1, 17491 Greifswald rainer.junold@bvmw.de 4|18  DER Mittelstand. | Service

LÖWENPITCH III Do, 27. September 2018 17.30 Uhr EGZ Waren, Warendorfer Str. 20 17192 Waren robert.gardlowski@bvmw.de


83

NIEDERSACHSEN

RHEINLAND-PFALZ

Business-Meeting mit Ralf Baudis/ Ex-Vorstand Google Deutschland Do, 23. August 2018, 18.00 Uhr Graf Isang Restaurant am Seeburger See, Seestraße 37 37136 Seeburg suedniedersachsen@bvmw.de

BVMW-GreenvestingCharity Golf-Trophy Do, 23. August 2018 09.00 Uhr Golfclub Worms Gernsheimer Fahrt 67580 Hamm horst.schneider@bvmw.de

Innovationsoffensive 2018: Mittelstand und Gründer Di, 18. September 2018, 15.00 Uhr Workshops 18.00 Uhr Abendveranstaltung Veranstaltungsort: Halle 31, Kaiserstr. 10, 49809 Lingen beate.boettger-goewecke@bvmw.de

SACHSEN

Unternehmerfrühstück: Unternehmer fragen, Politiker antworten Do, 20. September 2018, 08.15 Uhr Romantischer Winkel, Bad Sachsa, Bismarckstraße 23 37441 Bad Sachsa joern.kater@bvmw.de Quick Business Lunch Süderelbe Mi, 10. Oktober 2018, 12.30 Uhr Erlebnisland Eurostrand GmbH & Co. KG, Bruchweg 11, 27389 Fintel heino.geritz@bvmw.de Kaminabend mit Rainer Holznagel, Präsident Bund der Steuerzahler Di, 16. Oktober 2018, 18.00 Uhr Burghotel Nörten-Hardenberg Hinterhaus 11A, 37176 Nörten-Hardenberg suedniedersachsen@bvmw.de

NORDRHEIN-WESTFALEN Junger Mittelstand – Ist Co-Working die bessere Alternative? Do, 16. August 2018, 18.30 Uhr Factory Campus, Erkrather Straße 401, 40231 Düsseldorf stefan.wagemanns@bvmw.de

Erben und vererben Mi, 29. August 2018, 17.30 Uhr Preußische Turnhalle in der Akademie der Aachen Münchener Am Schloss 1-3 51429 Bergisch Gladbach frank.patt@bvmw.de

Professionelles Angebotsmanagement – mit weniger Angeboten zu mehr Aufträgen Di, 28. August 2018 09.00 Uhr Gründerzentrum Willich Oval Office, Gießerallee 19 47877 Willich angela.willeke@bvmw.de

Cyberkriminalität – kalkulierbares Risiko oder Fluch der Digitalisierung? Do, 6. September 2018 17.30 Uhr Welcome Hotel Euskirchen Alleestraße 1, 53879 Euskirchen alois.kreins@bvmw.de

Impuls BiZ Mitteldeutschland Fr, 17. August 2018 14.00 Uhr Golfclub Leipzig-Seehausen Bergweg 10, 04356 Leipzig patrick.paul@bvmw.de Ihr BVMWBusiness-Shooting Di, 21. August 2018 18.00 Uhr Wohlfühlwelt Kerstin Fiedler Louisenstraße 79 01099 Dresden britta.kick@bvmw.de BVMW Sommerfest -Wirtschaftsregion Chemnitz & Netzwerk Sachsen Di, 21. August 2018, 18.30 Uhr Wernesgrüner Brauerei Bergstraße 4, 08237 Steinberg Anmeldung: www.netz­ werk-sachsen.de/termine/ bvmw-praesentiert/

Illustration: Stefan-Xp – wikipedia.org

THÜRINGEN

SACHSEN-ANHALT Mittelstandsforum des BVMW Sachsen-Anhalt Do, 27. September 2018, 12.00 Uhr VDTC des Fraunhofer IFF Joseph-von-Fraunhofer-Straße, 39106 Magdeburg peter.martini@bvmw.de

Unternehmer um 6 Mi, 29. August 2018 18.00 Uhr Justizvollzugsanstalt Rohrbach Peter-Caesar-Allee 1 55597 Wöllstein horst.schneider@bvmw.de

BVMW Rodelcup Fr, 24. August 2018 17.00 Uhr Rennschlittenbahn Wolfram Fiedler Steinstraße 98693 Ilmenau ringo.siemon@bvmw.de Forum Wirtschaft Thüringen Do, 6. September 2018 16.00 Uhr Schloss Ettersburg Am Schloss 1 99439 Ettersburg ringo.siemon@bvmw.de

Weitere zahlreiche Veranstaltungen unter www.bvmw.de/unsere-veranstaltungen 4|18  DER Mittelstand. | Service

BVMW Sommerfest Wirtschaftsregion Dresden Do, 30. August 2018 16.30 Uhr Schloss Wackerbarth Wackerbarthstraße 1 01445 Radebeul/Dresden albrecht.brosius@bvmw.de Digitalisierung als Chance – Unternehmerkolleg Di, 11. September 2018 08.00 Uhr VHS Wurzen Lüptitzer Straße 2 04808 Wurzen constanze.weiss@bvmw.de Mein neuer Kollege – der Roboter Di, 18. September 2018 18.00 Uhr Campus TU Chemnitz Reichenhainer Straße 88 09126 Chemnitz bernd.reinshagen@bvmw.de


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News Orden für nachhaltige Unternehmensführung

Preisverleihung in Düsseldorf: Tobias Ell (2. v. li.), Claudia Hunger (4. v. li.) von Carpus+Partner mit Moderator Michael Oelmann, Ehrenpreisträgerin Judith Williams und NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (v. li. n. re.).

Innovator des Jahres 2018 Die Wirtschaft hat gewählt: Im Düsseldorfer Wirtschaftsclub wurden 18 mittelständische Unternehmen mit besonderer Innovationskraft ausgezeichnet. Das Unternehmerportal „Die Deutsche Wirtschaft“ entschied anlässlich des größten Publikumspreises der deutschen Wirtschaft über den „Innovator des Jahres 2018“. BVMW-Mitglied Carpus+Partner AG aus Aachen erhielt für seine innovationsfördernden Büro-, Forschungs- und Hochschulgebäude den Titel im Bereich „Arbeitswelten“. Überreicht wurde der Preis von NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart. Carpus+Partner entwickeln und realisieren Gebäude für die Zukunft. www.carpus.de

Ulrike Freund mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.

schäftsführerin der Ulmer Gold-Ochsen-Brauerei, erhielt aus den Händen von Baden-Württembergs Ministerprä-

Unternehmerreise nach Brüssel und Luxemburg

sident Winfried Kretschmann den Ver-

In die Europa-Hauptstadt Brüssel und in die Finanzmetropole Luxemburg führten

dienstorden des Landes Baden-Würt-

Hans-Peter Pick vom BVMW Eifel-Mosel und Andrea Schneider vom BVMW West-

temberg. Die Brauerei-Chefin erhielt

pfalz ihre Unternehmerinnen und Unternehmer. Neben einem Besuch in der Brüsse-

den Landesorden für ihre nachhaltige

ler BVMW-Vertretung fanden Gespräche mit den Europa-Abgeordneten Dr. Werner

Unternehmensführung. Nicht Wachs-

Langen (CDU), Birgit Collin-Langen (CDU), Michael Detjen (SPD) sowie mit dem Vize-

tum und Gewinnsteigerung sind es, die

präsident des Europäischen Parlamentes Rainer Wieland (CDU) statt.

für sie im Mittelpunkt stehen. Vielmehr

In Luxemburg hatte Stefan Drescher, Leiter des BVMW-Auslandsbüros, für die Rei-

achtet sie auf eine nachhaltige Investiti-

segruppe eine Stadtführung organisiert. Beim abschließenden Besuch in der Euro-

on in die Wertigkeit des Kulturgutes Bier

päischen Investitionsbank

und setzt dabei auf eine umwelt- und

erfuhren die Teilnehmer,

ressourcenschonende Produktion.

welche

Mit dem Verdienstorden werden her-

projekte bereits realisiert

ausragende Verdienste insbesondere

worden sind, zudem gab es

im politischen, sozialen, kulturellen und

ausführliche

wirtschaftlichen Bereich geehrt.

nen zu Fördermöglichkei-

Unternehmens-

Informatio-

ten für KMU.

Die Unternehmerinnen und Unternehmer im EU-Parlament in Brüssel.

Querdenker gesucht Die neue BVMW-Veranstaltungsreihe „Mittelstandsmotor Innovation“ sucht Unternehmer, die Zukunft machen wollen, dabei quer denken und doch geradeaus lenken. Unternehmer, die sich der Frage stellen: Wie steht es um Ihre Innovationskraft? „Innovationen im Mittelstand sind da, es wird nur zu wenig darüber geredet“, meint Cornelia Gärtner, Leiterin BVMW FrankfurtRheinMain und Veranstalterin des „Mittelstandsmotor Innovation“. Weitere Infos unter: www.bvmw.de/frankfurtrheinmain

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

Foto o. r.: © Uwe Erensmann/@uepress; Foto m.: © Michael Bodin/ pdp; Foto u.: © liuzishan – www.fotolia.com

BVMW-Mitglied Ulrike Freund, Ge-


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Unternehmerpreis „Erfolgreich nachhaltig“ BVMW-Mitglied GREEN IT wurde mit dem Unternehmerpreis „Erfolgreich nachhaltig“ ausgezeichnet. Die IT-Experten aus dem TechnologiePark Dortmund überzeugten die Jury, deren prominente Mitglieder Friedrich Merz und Erzbischof HansJosef Becker die Bedeutung der konsequenten Verzahnung von IT-Innovationen und Umweltschutz unterstrichen. GREEN IT beschäftigt 100 Mitarbeiter, darunter zehn Auszubildende. Die Firma gibt der IT-Branche mit ihrem Engagement wichtige Impulse zur Entwicklung ressourcenschonender IT-Lösungen. Die Geschäftsführer Thomas Lesser und Jan Schriewer engagieren sich im CSR-Netzwerk Dortmund, bei der St. Vincenz Jugendhilfe sowie beim Bundesdeutschen Arbeitskreis für umweltbewusstes Management und der Greentech.Ruhr.

Das BVMW-Team der Wirtschaftsregion Leipzig.

Sommerfest im Barockschloss Rund 400 Gäste waren der Einladung des BVMW zum Leipziger Sommerfest ins Gohliser Schlösschen gefolgt. Längst hat sich das Sommerfest in Leipzig zu einem wichtigen Treffpunkt des sächsischen Mittelstandes etabliert. Unter dem Motto „Coun-

Unternehmerpreis „Erfolgreich nachhaltig“: das Team Green IT mit Prälat Dr. Peter Klasvogt bei der Preisverleihung.

try im Barockschloss“ konnten die Mittelständler an diesem Abend tanzen, netzwerken und sich am Bullriding versuchen. www.bvmw.de/wirtschaftsregion-leipzig

„BVMW hat Wort gehalten“

Bildungsverband neuer Partner in der Mittelstandsallianz

Als ich Detlef Blome (BVMW Leiter Wirtschaftsre-

Mit dem Bundesverband der Träger beruflicher Bildung

gion Bremen) kennenlernte, erzählte ich ihm, dass es

e. V. (Bildungsverband, BBB) begrüßt die Mittelstands-

für mich wichtig sei, in Netzwerken eine Heimat zu haben, um

allianz einen neuen Partner. Der Bildungsverband ist ein

kompetent vertreten zu werden, dass das aber bisher nie der

Zusammenschluss maßgeblicher Anbieter von Bildungs-

Fall gewesen sei. Blome sagte klar und deutlich, das werde er

programmen in Deutschland. In seinen Mitgliedsunter-

jetzt ändern, und er hat Wort gehalten. Ihm ist es gelungen, ein

nehmen und -verbänden unterstützen jährlich Tausende

Netzwerk mit interessanten Veranstaltungen in der Region zu

von Mitarbeitern Menschen mit qualitätsgeprüften Aus-

etablieren. Als Inhaber einer Druckerei, die sich als Dienstleis-

und Weiterbildungen bei der Verbesserung ihrer berufli-

ter mit eigener Produktion vor Ort versteht, habe ich auf vielen

chen Chancen. Zum neuen Schulterschluss mit der Mittel-

Veranstaltungen Impulse bekommen, die ich auch in der Praxis

standsallianz sagte Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender

umsetzen konnte, dafür bin ich dem BVMW und ganz beson-

des Bildungsverbands: „Angesichts der anstehenden Di-

ders Detlef Blome dankbar. In diesem Sinne freue ich mich auf

gitalisierung wird Weiterbildung zentral für die Wettbe-

weitere zehn Jahre Mitgliedschaft im BVMW.“

werbsfähigkeit der Unternehmen sein. Wir freuen uns auf

Gerd Behrens, Geschäftsführender Gesellschafter, Officina Druck & Medienservice

die gemeinsame Arbeit mit dem Mittelstand.“

www.officina-druck.de

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

https://bildungsverband.info


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Recycling aus Leidenschaft Die Ludwig Melosch Gruppe gehört zu den führenden Umweltdienstleistern Deutschlands und ist ein kompetenter Entsorgungs- und Recyclingpartner für Behörden, Kommunen und Unternehmen nahezu aller Branchen. Bereits in der vierten Generation zeichnet sich das Familienunternehmen durch seine Innovationskraft aus. Schon Peter William Ludwig Melosch bewies 1907

„Als inhabergeführtes Familienunternehmen verbin-

mit der Gründung seines Papierhandels unternehme-

den wir langjährige Erfahrung mit kontinuierlicher

rischen Weitblick. „Damals wie heute war und ist das

Weiterentwicklung“, beschreibt Mike Melosch diese

Leitmotiv unseres Geschäfts der sorgsame Umgang mit

vielfältigen Aktivitäten. Das Unternehmen engagiert

wertvollen Ressourcen“, erklärt der heutige Geschäfts-

sich für innovative Verwertungsverfahren, die öko-

führer Mike Melosch. „Seinem Kerngeschäft blieb un-

nomisch und ökologisch sind. Dabei orientiert es sich

ser Unternehmen bis heute, allerdings in weit größeren

an den Wünschen und Anforderungen der Kunden

Dimensionen, treu.“ Pro Jahr

aus Industrie und Gewerbe.

werden rund zwei Millionen

Verlässliche Zusammenarbeit

Tonnen Altpapier meist im

und

kommunalen Auftrag gesam-

schaften haben für Melosch

melt, in unterschiedliche Qua-

einen hohen Stellenwert, und

litäten sortiert und an über

die Mitarbeiter honorieren

250 Papierfabriken in Europa

dies mit engagierter Arbeit

und Asien geliefert.

und langjähriger Betriebs-

langjährige

Partner-

zugehörigkeit. Die Vision des Doch die Ludwig Melosch

Hauses besteht darin, diesem

Gruppe steht, mit ihren in

Kerngeschäft auch weiter-

ganz

verteil-

hin treu zu bleiben. Zum Er-

ten Standorten, längst nicht

halt und zur Ausweitung der

mehr nur für Altpapier. Auch

Marktstellung entwickelt das

diverse weitere Entsorgungs-

Unternehmen

bereiche, kommunale Dienste

passgenaue

und der Handel mit mehreren

täten für und mit Papierfab-

100.000 Tonnen Neupapier

riken, geht sinnbringende Ko-

pro Jahr gehören zum Portfo-

operationen ein oder betreibt

lio. Zusätzliche Betätigungs-

eigene Neugründungen wie

felder des Familienunterneh-

die eines Papier-Umroll- und

mens sind die fachgerechte

Geschäftsführer Mike Melosch.

gleichzeitig Altpapierquali-

Sägebetriebes für Verlags-

Vernichtung von Akten und

und Druckereikunden sowie

Datenträgern, Entsorgungs-

KG Ludwig Melosch Vertriebs-GmbH & Co

die Verpackungs- und Papier-

Firmensitz: Hamburg Altona Mitarbeiter: 470 Branche: Umweltdienstleister Jahresumsatz: rund 350 Millionen Euro BVMW-Mitglied www.melosch.de

„Diesen Prozess, gewinnbrin-

konzepte, logistische Dienstleistungen und IT-Lösungen. Ingrid Hausemann BVMW Pressesprecherin Bremen, Hamburg, SchleswigHolstein, Niedersachsen mittelstand@bvmw.de

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

industrie. gende

Mike

Melosch:

Diversifikationsmög-

lichkeiten zu erkennen und umzusetzen, wollen wir auch in der Zukunft erfolgreich fortsetzen.“

Foto: © Jens-Uwe Veit

Deutschland


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Geländevermessung für die Welt von morgen Präzise, berührungslos, effizient – die jalasca GmbH revolutioniert mit 3D-Laserscanning und drohnenbasierter Photogrammetrie das Vermessungswesen. Das Start-up-Unternehmen mit Hauptsitz in Moers

Datei auch an beteiligte Handwerker geschickt werden.

und Niederlassung in Berlin ist spezialisiert auf Hoch-

Die jalasca GmbH eröffnet ihren Kunden mit ihren be-

geschwindigkeits-Laserscanning

UAV-Photo-

rührungsfreien Vermessungsmethoden neue Perspekti-

grammetrie. UAV steht für Unmanned Aerial Vehicle

ven. Die Experten des Unternehmens beschränken sich

und bedeutet, dass die Experten für die berührungslose

aber nicht nur aufs Datensammeln. Sie übernehmen auch

Vermessung von Geländen oder Objekten Flugroboter

die komplette Auswertung und die komplexe Aufberei-

einsetzen. Diese sind mit innovativer Sensortechnik

tung. Erstellt werden neben den digitalen 3D-Modellen,

ausgestattet und verfügen über eine hochauflösende

2D-Zeichnungen und Visualisierungen wie Luftbildauf-

36-Megapixel-Kamera. Das intelligente Luftfahrzeug ist

nahmen zum Beispiel Kugelbildpanoramen und virtuelle

in der Lage, auch sehr große Flächen aus einer Höhe von

Rundgänge, die Kunden in Staunen versetzen.

sowie

bis zu 100 Metern Höhe aufzunehmen. Dabei entstehen brillante Bilder mit einer genau definierten Überlap-

Die Einsatzmöglichkeiten reichen von der Vermessung

pung, sodass jedes einzelne Pixel genau bestimmt und

von Kirchen und großen Industrie- und Energieanla-

auf Wunsch zu einem 3D-Modell zusammengeführt

gen über Talsperren, Flugzeugturbinen bis hin zu Ge-

werden kann.

ländevermessungen und Volumenbestimmungen von Erd- und Kohlehaufen. Auch

Unbestechlich genau und ob-

die Inspektion von Bauwer-

jektiv ist auch der Laserscan.

ken und die Baufortschritts-

Innerhalb weniger Minuten er-

dokumentation oder die De-

fasst das Gerät Millionen Scan-

formationsanalyse von Silos

punkte, die zusammen eine

gehört zum Auftragsprofil der

Punktwolke bilden und das je-

Hochgeschwindigkeitsvermes-

weilige Objekt digital abbilden.

ser. Gefragt ist die innovative

So lässt sich der Ist-Zustand

Vermessungstechnik auch bei

eines Gebäudes oder einer An-

Archäologen und im Bereich

lage ermitteln. Da dem Laser

Altbausanierung. Jalasca bietet

nichts entgeht, ist auch jede

mit 3D-Laserscanning, intelli-

kleine Abweichung vom Bau-

genter UAV-Photogrammetrie

plan sichtbar.

und Softwareentwicklung bereits heute das, was der Ge-

Der Clou: führen die Experten am Computer die Daten

setzgeber für 2020 fordert. Inspektion Förderturm.

Foto: © jalasca GmbH

des Laserscannings und der

Dann wird der BIM-Standard (Building Information Mode-

UAV-Photogrammetrie zusam-

Jalasca GmbH

ling) eingeführt, der digitale

men, können sie ein dreidimen-

Gegründet: 2015 Firmensitz: Moers Branche: Vermessungsbüros Mitarbeiter: 12 BVMW-Mitglied www.jalasca.de

Geschäftsprozesse in der Bau-

sionales fotorealistisches Modell erstellen. Das dient nicht nur Architekten und Projektplanern als Basis für ihre Arbeit, sondern kann als digitale

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

wirtschaft anstrebt. Beate Hoffbauer Journalistin mittelstand@bvmw.de


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Erfolgsmethode Theater Wenn die Stimmung im Unternehmen sich verschlechtert, dann ist es Zeit für den Auftritt von Scharlatan, dem Theater für Veränderung. Denn die Theatergruppe um Gründer Ali Wichmann zeigt mit ihrem Unternehmenstheater eine Art künstlerischer Unternehmensberatung auf der Bühne. Das Repertoire des Businesstheaters mit und für Unter-

wusst, dass der Mensch selbst einer der wichtigsten

nehmen reicht von tiefsinnigen Komödien bis zum Per-

Erfolgsfaktoren ist.“ Der Bereich Personaltraining

sönlichkeitstraining mit den Mitteln von Schauspiel und

und -entwicklung mit den Methoden des Theaters

Bühne. Damit prägt das Scharlatan Theater seit über

wächst darum stetig. Hier reicht das Angebot vom

30 Jahren die kreative Weiterbildungs- und Bera-

humorvollen Verkaufstraining über lehrreiche Thea-

tungsszene in Deutschland. „Unsere besonderen In-

terstücke für und mit Auszubildenden bis zum Work-

szenierungen vertiefen das Wissen und das Verständ-

shop, in dem Mitarbeiter lernen, ihre eigenen Stärken

nis, bringen Lebendigkeit und Leichtigkeit zurück und

und Ressourcen zu erkennen und dann für sich und

motivieren, Entwicklungen nicht zu erdulden, sondern

damit letztlich auch für das Unternehmen zu nutzen.

die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen“, erklärt Geschäftsführer Ali Wichmann die Wirkungsweise seiner

Nach dem verbindenden Element zwischen all diesen

Kunst. Dafür kommen speziell auf die Anforderungen

Themen gefragt, nennt Wichmann gern den Begriff

des Unternehmens zugeschnittene und eigens für sie

„WERTarbeit“. „Die Digitale Transformation zeigt bei-

geschriebene Stücke zur Auf-

spielsweise

führung. Das kann ein kurzer

dass wir in einer Welt leben,

Sketch oder eine dreiteilige

in der es nicht an Ideen oder

Aufführung mit einem halben

Chancen mangelt, sondern

Dutzend Schauspielern und

allzu oft an der Umsetzung

eigens komponierter Musik

und am Mitnehmen der Men-

sein. „Neben den immer ak-

schen. Wenn das erkannt

tuellen Themen wie Führung,

wird, wird aus der neuen

Zusammenarbeit und Kom-

Idee eine neue Wirklichkeit,

munikation sind es heute ins-

für die es sich zu kämpfen

besondere Themen wie die

und zu arbeiten lohnt. Vor

Digitale Transformation, Ser-

diesem Hintergrund freuen

vice Excellence oder die Ent-

mein Team und ich uns be-

wicklung von Unternehmens-

sonders über unsere Mit-

kulturen, die das Scharlatan

gliedschaft im BVMW. Durch

Theater für seine Kunden auf-

sein Handeln, seine Themen Ali Wichmann, Gründer des Scharlatan Theaters.

Art und Weise bearbeitet“, so der Theatergründer. „Unternehmern wird aber auch immer häufiger be-

Ingrid Hausemann BVMW Pressesprecherin Bremen, Hamburg, SchleswigHolstein, Niedersachsen mittelstand@bvmw.de

deutlich,

und die Verbandsmitglieder macht der BVMW deutlich,

Scharlatan Theater 1985 gründete Ali Wichmann gemeinsam mit einem Partner das Scharlatan Theater in Hamburg. Seither stand das inzwischen etwa 100-köpfige Theaterteam mehr als 9.000mal auf der Bühne und war für über 1.500 Unternehmen aus nahezu jeder Branche in 72 Ländern aktiv. BVMW-Mitglied www.scharlatan.de

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

dass WERTarbeit in zweierlei Hinsicht Relevanz für ihn hat: Im eigentlichen Sinne durch Zuverlässigkeit,

Know-how,

Erfindergeist und Innovation und im übertragenen Sinne im Bewusstsein der Bedeutung von Sinn, Werten, Haltung für den unternehmerischen und persönlichen Erfolg.“

Foto: © SJSK; Romanus Fuhrmann

greift und in verschiedenster

sehr


EVENTLOCATION UCI KINO

RAU M F Ü R I D EEN Der ideale Veranstaltungsort für jedes Event. Tagung, Konferenz, Produktpräsentation oder große Gala – Die UCI Kinos bieten für jeden Anlass den richtigen Rahmen. Die Location Kino ist mit ihrer besonderen Atmosphäre und Ausstattung wie geschaffen für Firmenevents und bietet alles, was Unternehmen von einem modernen und ansprechenden Veranstaltungsort erwarten. Die UCI Kinos bieten die idealen Rahmenbedingungen für eine flexible Planung von jeder Art von Veranstaltung: Klimatisierte Kinosäle mit unterschiedlichen Sitzplatzkapazitäten sowie bequemen und ergonomischen Sesseln mit viel Beinfreiheit und bester Sicht von allen Plätzen geben Eventideen den passenden Raum. Moderne Veranstaltungstechnik wie Beamer, Funk-Mikrofone und 3D-Digitalprojektoren erschließen Unternehmen zudem multimediale Präsentationsmöglichkeiten, wie es nur ein Kino kann. Neben der Atmosphäre und Akustik der Kinosäle stehen die großzügigen Foyerflächen für Empfänge, Präsentationen oder Catering zur Verfügung. UCI begleitet als erfahrener Partner jede Eventplanung von der ersten Idee bis zur Durchführung. Zusätzliche Leistungen wie individuelles Catering oder spezielle Technik bietet UCI in langjähriger Zusammenarbeit mit Fach-Partnern als Service aus einer Hand an. Unternehmen profitieren so von der gestalterischen Flexibilität, Planungs- sowie Kalkulationssicherheit und Servicequalität, die eine Veranstaltung zum Erfolg führen.

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90

Mit Klärschlamm zum Erfolg Klärschlamm ist nicht gerade das, was man einen attraktiven Geschäftsgegenstand nennen würde. Umso erstaunlicher ist die Begeisterung, mit der Matthias Hoger hinter seinem Unternehmen, dem LAV Markranstädt, steht. „An die abenteuerliche Idee einer eigenen Hausmarke

paweit ein begehrtes organisches Düngemittel, und

für Blumenerde haben wir selbst erst nicht geglaubt.“

davon profitiert das Unternehmen mit wachsendem

So blickt Matthias Hoger auf den Projektanfang seiner

Erfolg. Aktuell beträgt der Jahresumsatz rund 27 Milli-

Neuseenland Blumenerde zurück. Eine Anlage musste

onen Euro. 130 Mitarbeiter arbeiten im Unternehmen,

her sowie die Markenrechte für die Region, neue Feu-

darunter elf Auszubildende. Von solchen Zahlen hät-

erwehrzugänge und vieles mehr. „Wenn ich gewusst

ten die beiden Unternehmensgründer 1991 sicherlich

hätte, wie aufwändig es wird, hätten wir die Anlage

nicht zu träumen gewagt. Damals ging LAV aus einem

nicht gebaut.“ Doch einer seiner unternehmerischen

DDR-Betrieb für Futtermittelproduktion hervor, der

Werte lautet „Einfach machen“. In diesem Sinne lebt

nach der Wende geschlossen worden war. Im Jahr

er Unternehmertum vor, zieht

2010 kam Hoger in die Unter-

Mitarbeiter an, bindet die am-

nehmensgruppe, zu der heute

bitionierte Belegschaft. Dass

vier Firmen gehören.

er dafür mit den Kollegen auch beim

Tischtennis-Cup

Besonders

stolz

berichtet

startet oder bei Firmenläufen

Matthias Hoger von der eige-

antritt, verwundert kaum.

nen Forschungs- und Entwicklungsabteilung,

in

der

Bei der Vielzahl der Aktivi-

vier Ingenieure an Projekten

täten scheint der Erfolg der

zum organischen Reststoff-

gesamten LAV-Firmengrup-

recycling

pe in den Hintergrund zu tre-

gründete LAV mit Partnern

ten. Die LAV ist Verwerter

das „Technologie- und Kom-

von biogenen Abfällen, ein

petenzzentrum

Komplettdienstleister für die

Reststoffrecycling“. „Wir ha-

Klärschlamm-Entsorgung.

Detlef Schmidt, Geschäftsführer der LAV-Tochter Erdenwerke GmbH.

Pro Jahr entsorgt LAV rund 350.000 Tonnen aus kommunalen Klärwerken und lagert den fäkalen Stoff zunächst an 26 Stellen in Sachsen und Sachsen-Anhalt zwischen. Was der Laie meistens nicht weiß: Klärschlamm ist euroUta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de

arbeiten.

Dazu

organisches

ben im Mittelstand großes Innovationspotenzial“, so Ho-

LAV Landwirtschaftliches Verarbeitungszentrum Markranstädt GmbH ist Dienstleister für die Verwertung von biogenen Abfällen der Kommunen überwiegend in Sachsen und Sachsen-Anhalt. 130 Mitarbeiter erwirtschaften im Jahr einen Umsatz von 27 Millionen Euro. In einer eigenen F&EAbteilung arbeiten Ingenieure bei LAV an innovativen Methoden, um organische Abfälle wieder in den Stoffkreislauf zu bringen. BVMW-Mitglied www.lav-markranstaedt.de

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

ger, „doch der Staat erkennt das noch viel zu wenig an“, kritisiert er. Der Unternehmer wünsche sich, dass F&E ohne den aktuell großen bürokratischen Aufwand gefördert wird, denn für die Überführung von Entwicklungen in die Praxis braucht es hohe Grundinvestitionen, und hier müsse der Staat den Mittelstand unbedingt mehr unterstützen.

Foto: ©LAV Markkranstädt/M. Hoger

mal


91

Wenn Meetings grün werden Die Berliner Veranstaltungsagentur Berlin Event ist ein Player im umsatzstarken Kongress- und Tagungsmarkt der Hauptstadt. Geschäftsführer Olaf Marsson, auch Vorstandsvorsitzender des Jungen Mittelstands im BVMW, kann dabei mit Green Events punkten, bei denen er auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein setzt. Olaf Marsson weiß, was er will. Als der damals 25-Jäh-

„Denn wir wissen, was gerade bei größeren Veranstal-

rige 2004 mit seinem Bruder Marco das Unternehmen

tungen und Kongressen an Müll anfällt.“

Berlin Event gründete, hatte er bereits erfolgreich Abitur-Bälle organisiert. Die richtet Berlin Event unter der

Maisstärke-Becher und Bambusschalen

Marke Abiplaner auch heute noch aus – immerhin 80 bis

statt Plastikgeschirr

95 pro Jahr. Aber vor allem im Berliner Kongress- und

Wenn er zum Beispiel das Sommerfest einer Firma mit

Tagungsmarkt, der im vergangenen Jahr mit rund

1.000 Personen organisiert, verzichtet er auf Plastikge-

140.200 Veranstaltungen und 11,7 Millionen Teilneh-

schirr und tischt stattdessen regionale Speisen und Ge-

mern einen Gesamtumsatz von über 2,5 Milliarden Euro

tränke in Bambusschalen und Maisstärke-Bechern auf.

machte, mischt Marssons Firma mit. „Für unsere Auf-

Statt einem Dieselaggregat, das die einzelnen Gewerke

traggeber planen und arrangieren wir Tagungen, Mee-

vor Ort mit Energie versorgt, lässt er eine Photovoltaik-

tings und Kongresse oder Produkteinführungen und

Anlage aufstellen. Die Gäste kommen auf Fahrrädern und

andere Marketing-Veranstaltungen, die meisten davon

Rikschas oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Und beim

in einer Größenordnung von 100 bis 500 Personen.“

Abfallmanagement wird auf Mülltrennung geachtet. „So können solche Feste nachhaltig und nahezu CO2-neutral

Dafür arbeitet Berlin Event mit bis zu 20 Dienstleistern

oder wenigstens emissionsarm gestaltet werden.“ Green

zusammen, zum Beispiel mit Ausstattern, Caterern

Events, so Marsson, seien auch nicht viel teurer als kon-

oder Dekorateuren. Das Unternehmen mit 180 Mit-

ventionelle Events, dafür aber enorm umweltfreundlich.

arbeitern – 165 davon im Service-Bereich – bewirtschaftet auch eigene Event-Locations: die größere

„Die Kunden können diese nachhaltigen Veranstaltun-

Academie Lounge mit einzigartiger 360-Grad-Lein-

gen öffentlich kommunizieren und damit ihr eigenes

wand am Potsdamer Platz und die kleinere Berlin Event

Image verbessern“, sagt Olaf Marsson, „auch das gute

Location am Karlsbad. Olaf

Gewissen spielt dabei defini-

Marsson, dessen Firma Part-

tiv eine wichtige Rolle.“ Und

nerunternehmen im BVMW

selbst der Spaß kommt nicht

ist, steht als ehrenamtlicher

zu kurz – ob auf einer Tanzflä-

Vorstandsvorsitzender auch

che, auf der absenkbare Plat-

dem Jungen Mittelstand im

ten die Bewegungsenergie in

BVMW vor und leitet dort den Arbeitskreis „Nachhaltig-

In der Fahrrad-Disco erzeugen die Gäste den Strom für die Musik selbst.

keit“. Und weil der gebürtige

Elektrizität umwandeln, oder in einer Fahrrad-Disco, wo die Gäste abwechselnd in die

Potsdamer, der vom Vater den

Berlin Event

Pedale treten und damit den

Umgang mit der Natur gelernt

180 Mitarbeiter, davon 165 im Service; das Unternehmen veranstaltet Green Events, die zum Beispiel durch nachhaltiges Catering sehr umweltschonend sind

Strom für die Musik selbst er-

hat,

perfektes

Veranstal-

tungsmanagement mit Nachhaltigkeit

und

Umweltbe-

wusstsein verbinden wollte, konzipierte er Green Events.

www.berlinevent.de

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

zeugen. Almut Friederike Kaspar Journalistin mittelstand@bvmw.de


92

Wie Manager von Pferden lernen Anja Voland arbeitet als individualpsychologische Beraterin. Das wirklich Besondere daran ist, dass sie in ihren Führungskräfteseminaren Pferde zum Einsatz kommen lässt. Wenn Anja Voland ihre begehrten Kurse gibt, dann sind

teressieren sich für alles, nur nicht für das, was die

in den Reihen der Teilnehmer vor allem Unternehmer

Teilnehmer vorgeben. Spätestens jetzt wäre manch

und andere Führungskräfte – Persönlichkeiten also, die

eine Führungskraft laut geworden und hätte verbal

Tag für Tag Menschen anleiten.

Argumente verteilt. Doch wie soll das Ziel einem Pferd klargemacht werden?

Beispielsweise in einer Reithalle in der beschaulichen sächsischen Kleinstadt Pulsnitz können sich die Füh-

„Pferde nehmen uns einfach so, wie wir sind“, sagt Anja

rungskräfte je ein eigenes

Voland. „Sie nehmen unser

Pferd aussuchen. Auf diesen

Verhalten ungefiltert wahr

wird bei den pferdegestütz-

und spiegeln unser Kommuni-

ten Seminaren jedoch nicht

kationsverhalten sowie unser

geritten, sondern ausschließ-

Eigen- und Fremdbild wider.“

lich vom Boden aus mit ihnen Die Arbeit mit den Pferden

gearbeitet.

dauert sehr lange und erforAnja Voland zeigt den Teil-

dert viel Geduld. Doch diese

nehmern anschließend einen

Beharrlichkeit zahlt sich aus,

Parcours, den die Unterneh-

denn viele Führungskräfte ler-

mer mit dem Tier gemeinsam

nen dadurch, das Ziel nicht aus

abschreiten sollen. Kleine

den Augen zu verlieren, sich

Hindernisse wie Kegel oder

aber auf das Tempo und die Si-

Steighürden sind Bestand-

tuation des Partners, in diesem

teil des Parcours. Dieser

Fall das Pferd, einzulassen.

wird zunächst mit den angeBei den pferdegestützten Se-

leinten Pferden abgelaufen, doch in der zweiten Runde haben die Teilnehmer die Zü-

Anja Voland ist auf pferdegestützte Seminare von Führungskräften spezialisiert.

minaren kommt es darauf an, durch Beobachtung mit dem Pferd in Interaktion zu treten.

gel nicht mehr in der Hand. Genau hier setzt der erste

Anja Volant

Das Pferd gibt den natürli-

Trainingseffekt ein: Wie soll

Mitglied im BVMW, tauschte die Festanstellung in einer Bank gegen die Selbstständigkeit. Mit Psychologie hatte sie sich schon lange in Weiterbildungen beschäftigt, und Pferde sind ihre Leidenschaft seit frühester Kindheit. So machte sie aus Berufung einen Beruf. Als individualpsychologische Beraterin betreut sie in Sachsen Unternehmen und Privatpersonen in Einzel- oder Teamkursen.

chen Anstoß zur Selbstrefle-

der Teilnehmer es schaffen, dass der Wallach den gleichen Weg geht? Zunächst ein

aussichtsloses

Unter-

fangen, denn die Pferde inUta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de

www.psychologische-beratung-dresden.de

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

xion. Diese erfolgt vor allem auf emotionaler und kognitiver Ebene, wodurch der Veränderungsprozess nachhaltig einsetzt. Im Anschluss an die Trainingseinheiten wird die Erfahrung mit dem Coach ausgewertet, und es können Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden.


93

BVMW und Bundeswehr – starker Schulterschluss Mittelstand und Bundeswehr sind seit jeher eng miteinander verbunden. Mit einer neuen Kommission stärkt der BVMW diese Partnerschaft.

Die Kommission Bundeswehr und Mittelstand.

Der Mittelstand hat sich in mehr als 60 Jah-

(Günzburger Steigtechnik GmbH) widmet sich

ren als verlässlicher Partner der Bundes-

zunächst drei zentralen Themen:

wehr erwiesen. Zur weiteren Intensivierung

der Auftraggeber Bundeswehr und damit die

der Partnerschaft hat der BVMW die Kom-

Beschaffung von Material und das Erbringen

mission

von Dienstleitungen durch mittelständische

Bundeswehr

und

Mittelstand

ins

Leben gerufen. Neben Prof. Dr. h.  c. Mario Ohoven kamen unter anderem Wolfgang Hellmich (MdB), Vorsitzender des Verteidigungsaus-

Unternehmen die Freistellung von Beschäftigten für Reservedienstleistungen

schusses im Deutschen Bundestag, Bernd-Ulrich

aus dem aktiven Dienst ausscheidende Sol-

von Wegerer, Leiter Arbeitsbereich Rüstungspo-

„„

litik an der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der EU, und Oberstleutnant Harry Fegert, Referat Reservisten- und Veteranenangelegenheiten im Bundesministerium der Verteidigung, zu der Gründungssitzung in die Bundeszentrale des BVMW. Mit motivierten Reservisten und qualitativ hochwertigen wehrtechnischen und zivilen

datinnen und Soldaten stellen ein wichtiges Beschäftigtenreservoir für Mittelständler dar

Mittelständische Unternehmen tragen wesentlich zur Aufgabenerf üllung der Streitkräfte bei

Foto: © BVMW

Waren und Dienstleistungen tragen mittelständische Unternehmen wesentlich zur Aufgaben-

Ziel der Kommissionsarbeit ist es, den Informa-

erfüllung der Streitkräfte bei. Der Mittelstand

tionsaustausch zwischen Bundeswehr, Politik

steht bereit, seinen Beitrag zu leisten, um den

und mittelständischen Unternehmen so zu ver-

gewachsenen Anforderungen an die Bundes-

bessern, dass mehr Betriebe vom Auftraggeber

wehr nachzukommen.

Bundeswehr und ausscheidendem Personal profitieren und die Bundeswehr auf ein größeres

Die neue Kommission Bundeswehr und Mittel-

Reservoir an Reservedienstleistenden zurück-

stand unter dem Vorsitzenden Ferdinand Munk

greifen kann.

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt hans-juergen.voelz@ bvmw.de


94

So geht Zukunft kinderleicht Mit einem Auftakt-Workshop in der Grundschule Saarmund kommt die Initiative Code your Life in die Hauptstadtregion. Sie ist Teil des weltweiten Programms Microsoft YouthSpark und wird von 21st Century Competence Center im Förderverein für Jugend und Sozialarbeit e. V. – kurz 21CCC – umgesetzt. Bei dem Projekt lernen Schüler die Techniken zu verstehen, die sie täglich anwenden. Im Kern will Code your Life Programmieren und Informatik für Mädchen und Jungen von 8 – 14 Jahren spannend und aufregend aufbereiten. Auf dem Arbeitsmarkt werden auch in Zukunft qualifizierte Nachwuchskräfte im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik gesucht. Daher liegt es auf der Hand, dass der BVMW Partner der Microsoft-Initiative ist. Birgit Derwanz-Dahlmann, Beauftragte des BVMW Hauptstadtregion Süd, hat sich früh für die Initiative begeistert und in der Bürgermeisterin der brandenburgischen Gemeinde Nuthetal eine Mitstreiterin gefunden. Auftaktveranstaltung Code your Life, hier am Humboldt-Gymnasium in Ulm (v. li.): Thomas Weskamp (Volksbank Ulm-Biberach), Karl-Heinz Raguse (BVMW), Thomas Schmidt (Helliwood), Ronja Kemmer (MdBCDU) und Klaus-Michael Zinnecker (HumboldtGymnasium).

Bis zum Start des neuen Schuljahres sollen weiGlänzende Augen, gerötete Wangen, aufgeregte

tere Schulen für Code your Life und Sponsoren

Mitarbeit, die Mädchen und Jungen der vierten

aus der lokalen Wirtschaft gewonnen werden.

Klasse der Grundschule Saarmund sind mit Spaß

Den Schulen entstehen keine Kosten. Sie werden

und Begeisterung bei der Sache. Paarweise sitzen

mit einem Starterpaket beschenkt, das aus einem

sie vor einem Computer und bewegen eine Schild-

Tablet, der TurtleCoder App, einem Zeichenro-

kröte nach ihren Befehlen über den Bildschirm.

boter und einem Programmierhandbuch besteht.

Die Grundschüler lernen spielerisch die Pro-

Vorkenntnisse müssen die Lehrkräfte nicht mit-

grammiersprache Logo, und da diese Englisch ist,

bringen. Für sie gibt es regelmäßige Schulungen,

sind auch ihre Fremdsprachenkenntnisse gefragt.

ausgearbeitete Unterrichtsmaterialien und eine

Turtle → forward(100) – turtle → right-

Online-Akademie, die es ihnen ermöglicht, Kinder

Turn(90) – turtle → forward(100), schnell ent-

bereits ab der dritten Klasse fürs Programmieren

steht so ein Quadrat. Nach den ersten Erfolgser-

zu begeistern. Wie die Schule das Projekt integ-

lebnissen werden die Parameter verändert, und

riert, ist ihr überlassen. In den Fächern Englisch,

Rechtecke oder Sechsecke füllen den Bildschirm.

Mathe oder Kunst bietet es sich an. Aber auch in

Die Kinder erkennen schnell das Prinzip und be-

einer AG lassen sich die Programmiersprache ler-

ginnen selbstständig, eigene Bewegungsmuster

nen und das logische Denken fördern. Bei Code

der Schildkröte zu programmieren. Learning by

your Life geht es um den Spirit des Erlebens und

doing. Jutta Schneider von der gemeinnützigen

die Freude am Lösen von Problemen.

Organisation 21CCC, die den Workshop leitet, hält sich bewusst mit Erklärungen und Hilfe zurück. Wichtig ist der ErziehungswissenschaftleBeate Hoffbauer Journalistin mittelstand@bvmw.de

rin, dass sich die Mädchen und Jungen über das Ausprobieren mit der Programmiersprache auseinandersetzen. So lernen die Viertklässler die Technik zu verstehen, die sie täglich benutzen.

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

Weitere Kolleginnen und Kollegen im BVMW haben sich bereits an dem Projekt Code your Life beteiligt und erfolgreich in ihrer Region umgesetzt, so Ralf Henkler in Cottbus, Marlies und Peter Staudt in Salzkotten und Karl-Heinz Raguse in Ulm.


95

Gipfeltreffen des Jungen Mittelstands Die Präsidenten von 23 europäischen Jungunternehmerverbänden, Gäste aus aller Welt und erfolgreiche Nachwuchsunternehmer – sie alle kamen zum ersten National Summit des Jungen Mittelstands. Junge Unternehmerinnen und Unternehmer aus

Der Junge Mittelstand im BVMW dankt seinen Partnern, allen voran YES for Europe, der CEBIT und dem Partnerverband bitmi, die den ersten National Summit zu einem ganz besonderen Ereignis gemacht haben.

der ganzen Welt trafen sich am 14. und 15. Juni auf der neunten Europäischen Jungunternehmer Konferenz in Hamburg und auf dem ersten National Summit in Hannover, zu dem der Junge Mittelstand im BVMW geladen hatte. Neben den Präsidenten von über 20 europäischen Partnerverbänden aus dem YES for Europe Netzwerk und internationalen Unternehmern, kamen auch zahlreiche Mitglieder des Jungen Mittelstands zu der Spitzenveranstaltung. Dort hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, neue nationale

Die European Confederation of Young Entrepreneurs (YES for Europe) ist der europäische Dachverband von 23 Jungunternehmerverbänden.

und globale Netzwerke aufzubauen und von der Expertise anderer Gäste aus verschiedensten Branchen und Ländern zu profitieren.

Die Unternehmer- und Lebensgeschichten sowie die Produkte und Dienstleistungen der Referen-

In Hamburg besuchten die Teilnehmer einige der

ten zeigten, wie vielfältig, dynamisch und robust

renommiertesten norddeutschen Unternehmen.

junges Unternehmertum im Jahr 2018 sein kann.

Ob Xing oder Steinway & Sons – die Repräsen-

Vor allem der Auftritt von Dr. Patrick Kramer,

tanten der Unternehmen nahmen sich viel Zeit

dem „Bodyhacker“, der ein Mitglied des Jungen

für die Delegation des Jungen Mittelstands und

Mittelstands durch die Implantierung eines NFC-

gewährten tiefe und informative Einblicke in ihre

Chips in die Hand zu einem echten „Cyborg“ wer-

Geschäfts- und Erfolgsmodelle. Ein besonderes

den ließ, war beeindruckend.

Highlight erwartete die Jungunternehmer am zweiten Tag des National Summits auf der CEBIT.

Der gelungene Abschluss der beiden Tage fand in

Zahlreiche Top-Speaker aus den unterschiedlichs-

der Sky-Lounge in Hannover statt, die die Gäste

ten Wirtschaftsbereichen konnten die Teilnehmer

durch einen atemberaubenden Ausblick und ein

mit eindrucksvollen Präsentationen überzeugen.

tolles Ambiente begeisterte.

EYEC Die European Confederation of Young Entrepreneurs (YES for Europe), der europäische Dachverband von 23 jungen Unternehmerverbänden aus 20 europäischen Ländern, trifft sich halbjährlich zur European Young

Entrepreneurs Conference, die jeweils reihum von einem Mitgliedsverband ausgerichtet wird. Während der Konferenzen kommen Vertreter der 23 Verbände zusammen, um über die strategische und politische Ausrichtung von YES for Europe zu diskutieren und

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

Julian Horvath Leiter der Geschäftsstelle des Jungen Mittelstands julian.horvath@bvmw.de

die Zusammenarbeit zwischen jungen Unternehmern aus ganz Europa zu stärken. Der Junge Mittelstand wird in dem Gremium durch Generalsekretär Benjamin Knöfler vertreten. Mehr Informationen: www.yesforeurope.eu


96

Die Mittelstandsallianz zu Gast bei Annalena Baerbock, Bundesvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Mittelstandsallianz trifft GRÜNEN-Bundesvorsitzende In der Bundesgeschäftsstelle der GRÜNEN in Berlin empfing deren Parteichefin Annalena Baerbock 20 Vertreter der Mittelstandsallianz. Im Bereich Forschung, Innovation und Bildung gab es Überschneidungen, beim Thema Steuern wurden jedoch ordnungspolitische Differenzen deutlich, die den Mittelstand nachdenklich stimmen müssen. „Wir freuen uns über die Unterstützung der GRÜ-

Aufhorchen ließen die Mittelstands-Vertreter

NEN beim Thema steuerliche Forschungs- und Ent-

zwei Äußerungen der neuen Vorsitzenden. Zum

wicklungsförderung. Wir brauchen sie unbedingt,

einen sprach sie sich dafür aus, „die Rolle des Ei-

sonst wird der Mittelstand an der Innovationsfront

gentums bei der Neugestaltung der Grundsteuer

abgehängt!“, betonte Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven

zu überdenken“. Und als der Präsident des Bundes

in seinem Eingangsstatement. Außerdem leide

der Steuerzahler, Reiner Holznagel, fragte, wie

der Mittelstand vor allem unter den inzwischen

sich der deutsche Mittelstand mit der wachsenden

höchsten Strompreisen in Europa. Der BVMW

und im Vergleich hohen Besteuerung im globalen

fordert deshalb gemeinsam mit seinen Partnern,

Wettbewerb behaupten solle, ließ Annalena Baer-

die Steuern und Abgaben auf Strom umfassend

bock wissen: Es sei kein Wert an sich, in einen Steu-

zu reformieren. Annalena Baerbock stimmte

erwettbewerb einzusteigen. Die GRÜNEN seien

zu, dass die Rahmenbedingungen der Energie-

gegen eine Senkung der Unternehmenssteuer. Die

wende dringend reformiert werden müssen. Die

Vorteile der Sozialen Marktwirtschaft, insbeson-

GRÜNEN hatten sich in der Vergangenheit jedoch

dere gegenüber den USA, lägen auf der Hand. Hier

für die Einführung einer nationalen CO2-Steuer

vermisst der Mittelstand das Verständnis für die

ausgesprochen, was eine zusätzliche Belastung

Wirtschaft, die globaler Konkurrenz ausgesetzt

für den Mittelstand darstellen würde.

ist, auch im Bereich der Steuern.

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW


97

an dieser Stelle.“ Annalena Baerbock versicherte, die GRÜNEN sähen dies ähnlich, man müsse bei den Selbstständigen genau hinsehen. Dr. Stephan Albers, Geschäftsführer vom Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO), sagte: „Ich habe eine Bitte an Sie: Im Koalitionsvertrag steht, dass von Kupfer auf Glasfaser umgeschwenkt werden soll. Verfolgen Sie das als Opposition. Von vier Milliarden Euro Fördermitteln wurden bis heute lediglich 2,6 Millionen abgerufen. Wer davon heute noch Kupfer fördert

„„

– was immer noch geschieht – verschwendet Fördermittel.“

Wir freuen uns über die Unterstützung der GRÜNEN beim Thema steuerliche Forschungs- und Entwicklungsf örderung.

Ein weiteres Topthema des Termins: die Digitalisierung. „Das ist die Schicksalsfrage unseres zukünftigen Wohlstands“, so Dr. Oliver Grün, Präsident des Bundesverbands IT-Mittelstand (BITMi). „Wir brauchen deshalb endlich Digitalkunde in

In seinem Schlussstatement forderte Prof. Dr. h. c.

der Grundschule!“ Annalena Baerbock stimmte

Mario Ohoven die Aussetzung der DSGVO-Sank-

der Forderung insoweit zu, dass sie sich für mehr

tionen für kleine und mittlere Unternehmen

Digital-Investitionen in den Schulen aussprach.

für mindestens ein halbes Jahr. Eine Unternehmer-Umfrage des BVMW zeigte zuletzt, dass

Jan Jagemann, Vorstandsvorsitzender der Alli-

viele Mittelständler ihre digitalen Aktivitäten

anz für selbstständige Wissensarbeit, sprach die

aufgrund der Datenschutzgrundverordnung ein-

aktuelle Rechtsunsicherheit bei vielen Selbst-

schränken oder sogar aussetzen. Die DSGVO

ständigen an: „Die Arbeit in der digitalisierten

leistet also einer Entdigitalisierung Vorschub.

Welt ist zunehmend projektbasiert. Viele der

Baerbock nahm diesen Hinweis als „guten Punkt“

Selbstständigen sind nicht schutzbedürftig, wir

mit in ihre Notizen auf. Man bleibe auch diesbe-

brauchen deshalb dringend eine Differenzierung

züglich in Kontakt.

Marilyn Repp BVMW Projektreferentin Verbandskooperationen Projekte marilyn.repp@bvmw.de

Impressum DER Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven Potsdamer Straße 7 / Potsdamer Platz 10785 Berlin www.bvmw.de Titelbild: © phive2015 – www.istockphoto.com Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de

Eberhard Vogt (Chefredakteur) Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Tim Schöllmann Matthias Axtner Rotger H. Kindermann (Korrespondent)

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de

Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de

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Das Magazin „DER Mittelstand.“ ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet. ISSN: 2510-425X

Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

4|18  DER Mittelstand.  | BVMW

Druckauflage: 32.000 2/2018


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„Wer das Risiko scheut, steht still“ Der Regisseur und Intendant Prof. Dr. h. c. Jürgen Flimm leitete von 2010 bis März 2018 die Berliner Staatsoper Unter den Linden. Anlässlich der Verleihung der Ehrensenatorenwürde des BVMW, die im Rahmen eines Symposiums zum verantwortungsvollen Unternehmertum mit Liz Mohn in der Berliner Bertelsmann Repräsentanz stattfand, sprach DER Mittelstand. mit ihm über Geld vom Staat, und warum Kultur sich für alle rechnet. sieht, ist eigenfinanziert. Das Geld der öffentlichen Hand taucht bei uns, den Künstlern, gar nicht auf! Die Produktion der Ware „Oper“, die wir als Dienstleister dem Kunden anbieten, sollten wir selber erwirtschaften. Das gilt für das Schauspiel und in Teilen für die Oper. Der Staat subventioniert also „nur“ die Infrastruktur … Er bezahlt die Straßen, wir das Auto, das darauf fährt. Im Schillertheater haben wir viel mit zeitgenössischer Musik experimentiert, aber eigenfinanDER Mittelstand.: Sie haben die Ehrensenatoren-

ziert, nie auf Kosten der Steuerzahler. Wir haben

würde des BVMW erhalten. Dabei sind Sie doch

zwei Töpfe, einer ist der Staatstopf, der andere der

gar kein Unternehmer …

Einnahmentopf. Auf ersteren haben wir – und das

Ich habe immer gesagt, ich leite ein mittelstän-

ist wichtig – keinen Einfluss, der folgt Tarifverträ-

disches Unternehmen mit 500 Mitarbeitern zur

gen. Das ist gar nicht unser Sprengel, unser Spren-

Herstellung von Unterhaltung. Das stimmt ja

gel sind die Einnahmen, mit denen wir operieren.

auch, nur dass wir den Großteil des Geldes vom

Wir müssen haushalten, damit wir bei den Einnah-

Staat bekommen, was die Sache etwas einfacher

men auf eine gute Summe kommen.

macht als für den Unternehmer auf dem freien Markt. Trotzdem müssen wir sorgsam mit den

Eine Art unternehmerische Verantwortung?

Geldern umgehen und dürfen uns keine Scherze

Klar. Wie jedes Unternehmen planen wir unsere

erlauben. Einen großen Teil der variablen Einnah-

Produkte und wollen sie an den Kunden bringen.

men generieren wir ja auch an der Abendkasse.

Aber Erfolg ist schwer zu planen. Ein Buchautor steht vor demselben Problem, er will den Bestsel-

Haben Sie das öffentliche Geld

ler. Doch Bestseller sind kaum vorhersagbar, sonst

als Druck auf Ihre Arbeit empfunden?

hätten wir ja mehr davon. Ein Autor kann nur sei-

Nein. Der Etat sieht ja so aus: Wir erhalten Unter-

nem Instinkt folgen: Interessiert mein Thema auch

stützung vom Staat – dieses Geld ist nur für die

andere? Wenn das so ist, kann es sogar ein Best-

vom Staat Angestellten, also Leute im öffentlichen

seller werden. An diesem „wenn“ hängt alles, doch

Dienst, die nicht künstlerisch arbeiten: Beleuchter,

dieses „wenn“ ist nicht auslotbar. Man muss seinem

Techniker etc. Alle anderen, die Künstler etwa,

Gespür folgen. Jeder Unternehmer folgt letztlich

die für eine Produktion engagiert sind, werden

seiner Nase bei der Erschließung einer Marktlücke

aus den Einnahmen an der Abendkasse bezahlt.

und darf auch das Risiko nicht scheuen. Wenn Sie

Die eigentliche Arbeit, das, was der Zuschauer

das Risiko scheuen, werden Sie nur den Status Quo

4|18  DER Mittelstand.  | Kultur

Foto: © Thomas Kunsch

Prof. Dr. h. c. Jürgen Flimm bei der Verleihung der Ehrensenatorwürde in Berlin.


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erreichen, und der steht still. Es ist wie in der Wirt-

uns nicht leisten. Wir kontrollieren uns inhaltlich

schaft: nie auf dem Moment beharren!

selber, unser Finanzgebaren hingegen wird streng von außen kontrolliert, und das ist auch richtig so.

Sie sind erfolgreich, also sind Sie oft ins Risiko gegangen?

Nach welchen Kriterien suchen Sie

Sicher. Und ich bin auch schon grandios geschei-

Opern und Theaterstücke aus?

tert, hatte aber eben auch Erfolg. Vor Jahren pro-

Als Intendant muss man so denken: Ich habe die

duzierten wir im Thalia Theater ein Musical des

Summe X und kann das Geld aufteilen. Ich mache

berühmten Robert Wilson mit Musiken von Tom

davon, sagen wir, zehn Produktionen und entschei-

Waits. Eine enorm teure und riskante Inszenie-

de, welche Produktion wie viel kosten darf. Dann

rung. Ich ging zu unserem Aufsichtsrat und sagte:

werden auch Reserven für den Notfall gebildet.

„Wir werden jetzt eine Millionen ausgeben, die wir

Dann erst werden die inhaltlichen Debatten ge-

nicht haben.“ Der Finanzdirektor und ich haben

führt: Was ist von aktuellem Interesse? Bilden wir

das dann tatsächlich durchgesetzt. Es wurde ein

etwa die Flüchtlingsproblematik ab? Gibt es solche

durchschlagender Erfolg auf der ganzen Welt, und

Stücke? Welcher Regisseur kann das inszenieren?

das Thalia Theater hat daran verdient. Wenn nicht

Und hat er überhaupt Zeit? Ein berühmter Kultur-

– meine Güte, die hätten mich ja ins Gefängnis ste-

dezernent in Köln hat mir mal den Job so definiert:

cken können ...

„Der Intendant hat das Fenster zu bestimmen, wo das Geld rausgeschmissen wird.“ Und das stimmt.

Man landet also nicht immer weich?

Die Planung ist ungemein schwer und muss detail-

Nein, Sie produzieren ja Verluste. Die staatliche

liert und wasserdicht sein. Wir hängen ja direkt

Aufsicht, meist der Kultursenator oder Finanz-

von der Prosperität der öffentlichen Hand ab. Es

senator, sagt, du sparst die Schulden, die du ge-

passiert, dass Gelder gestrichen werden. Wenn

macht hast in der nächsten Saison gefälligst wie-

Ford gehustet hat, hat Köln Lungenentzündung ge-

der ein. Da muss man mit spitzem Bleistift rechnen

kriegt. Aber das ist lange Tradition, jeder Landes-

– das hat oft erhebliche Konsequenzen. Aber man

fürst hat seine Kultur finanziert. Kultursubvention

muss auch wissen: Der Kulturetat macht wenige

ist ja keine Erfindung des 20. Jahrhunderts.

Prozente der öffentlichen Haushalte aus. Dabei muss man in die Kultur investieren. Sollte der Kulturetat größer sein? Unbedingt. Es ist ja auch ein Investment in Freizeitgestaltung und Tourismus. Unglaublich viele Menschen machen sich abends auf den Weg in Theater

„„

Der Intendant hat das Fenster zu bestimmen, wo das Geld rausgeschmissen wird.

und Opernhäuser, Tag für Tag, das ganze Jahr! Schließen Sie Theater oder auch Museen – wo sol-

Was geben Sie Ihrem Nachfolger an der

len die Menschen dann noch hin? Vor vielen Jahren

Staatsoper, Matthias Schulz, mit auf den Weg?

hat die Universität Bremen errechnet, dass jeder

Mutig bleiben und das Zeitgenössische nicht ver-

Euro Subvention circa einen Euro zehn an Einnah-

gessen. Die Klassiker von heute waren ja auch mal

men generiert. Wirtschaftlich ein guter „Return of

Zeitgenossen und oft umstritten. Ich habe mich im-

Investment“.

mer den gegenwärtigen Komponisten gestellt und Erfolg damit gehabt. Die Kunst reagiert immer auf

Trotzdem soll das Theater ein, wie Sie es nennen,

Gegenwart – von den ersten Kritzeleien auf Höh-

„repressionsfreier Raum“ sein.

lenwänden bis zur zeitgenössischen Zwölftonmu-

Ja, schließlich ist die Freiheit der Kunst verfas-

sik. Aus jedem Kunstwerk kann man die Themen

sungsmäßig gesichert. Wir müssen machen kön-

der jeweiligen Gesellschaft herauslesen. Ich nenne

nen, was wir wollen. Aber gleichzeitig übernehmen

das „das Zünden der Welt im Ich“. Er ist erfahren

wir Verantwortung für die öffentlichen Gelder.

genug, hat Kraft und wird das sehr gut schaffen. 

Eine Spielzeit, die zehnmal so teuer wird wie geplant, wie manche öffentliche Bauten, können wir

Das Interview führte Bernd Ratmeyer.

4|18  DER Mittelstand.  | Kultur


100

Hexe auf dem Eis Eiskunstläuferinnen haben Prinzessinnen zu sein. Wenn eine talentierte Sportlerin wie Tonya Harding das nicht ist, wird sie vernichtet. Durch die Medien, durch die Familie, durch sich selbst. Der Film „I, Tonya“ ist ein schwindelerregender und zugleich abgrundtief komischer Blick in die Hölle der amerikanischen Unterschicht und des Leistungssports. Der eigentliche Plot von „I, Tonya“ ist eine Mar-

Tonya Harding ist wahrlich „White Trash“, ihr

ginalie in der Kriminalitätsgeschichte des Hoch-

Mann Jeff Gillooly (Sebastian Stan) ein Red-

leistungssports: Damals, Mitte der 1990er Jahre,

neck; ihr Vater bringt ihr früh bei, das Mittag-

ein veritabler Skandal, heute aber weitgehend

essen eigenhändig im Wald zu schießen. Die

vergessen und schnell erzählt. Tonya Harding,

Mutter LaVona (Allison Janney) ist im Reigen

die Frau, die zum ersten Mal den dreifachen

dieses frustrierend-komischen US-Prekariats

Axel auf dem Eis springt, gilt als Goldhoffnung

die Intelligenteste: zynisch, kalt, ehrgeizig und

Amerikas. Ihr Ex-Mann setzt einen Schläger auf

brutal. Dass sie dabei Sympathieträgerin bleibt,

Tonyas schärfste Konkurrentin, Nancy Kerrigan,

hat Darstellerin Allison Janney zu Recht einen

an, der ihr vor dem Wettkampf zur Teilnahme an

Oscar eingebracht. Sie drillt Tonya von Kindheit

den Olympischen Winterspielen in Lillehammer

an, verbirgt ihre Verachtung und Missgunst nicht

mit einer Eisenstange das Knie zerschlägt. So ein-

und opfert doch jeden Penny ihres Kellnerinnen-

Regie: Craig Gillespie

fach, so brutal. „I, Tonya“ ist gleichwohl eine ge-

jobs für den Unterricht.

Buch: Steven Rogers

Leistungswillen, Gewalt, Intrigen – und ganz viel Dummheit. Regisseur Craig Gillespie geht perma-

Gewalt ist keine Lösung? Hier schon!

Mit: Margot Robbie, Allison Janney, Sebastian Stan u. a.

nent dorthin, wo es – ganz im Wortsinn – richtig

So flüchtet Tonya und heiratet viel zu

wehtut und schafft damit eine Heldin, die man

früh Jeff. Doch das Unterschichten-

liebt zu hassen.

unglück ist programmiert. Jeff schlägt

I, Tonya

Drama, Biopic USA 2017 FSK ab 12 Jahren

Ab 24. August erhältlich auf DVD und Blu-ray

radezu metaphysische Abhandlung über Ehrgeiz,

Tonya, Tonya schlägt Jeff – kein Ro-

Schonungslose Unterschicht

senkrieg, sondern nackte Gewalt.

Diese Ambivalenz gegenüber einer der besten

Auch auf dem Eis folgen nach Erfolgen

Eiskunstläuferinnen spiegelt die Haltung der Öf-

wie dem weltweit ersten dreifachen

fentlichkeit jener Zeit wider. Margot Robbie spielt

Axel die Tiefschläge: Die Jury verachtet

Tonya Harding als permanent brodelnder Koch-

das Proletenmädchen. Das „juste milieu“

topf, der regelmäßig überläuft – wahrlich keine

des amerikanischen Sports will die Prin-

Eisprinzessin: etwas zu muskulös, mit einer Frisur,

zessin mit funktionaler Bilderbuchfa-

für die man auf glücklicheren Eilanden verhaftet

milie. Werbeverträge? Doch nicht

worden wäre. Ihre Kostüme sind selbstgenäht

mit dieser Proletin. „Trashy

und grandios geschmacklos, ihre Musik ist nicht

Tonya“ kann

„Schwanensee“, sondern ZZ Top. Ihr Mundwerk ist lose, Manieren sind nicht vorhanden.

Schmerz und Glück des Eiskunstlaufs: Margot Robbie als Tonya Harding.

4|18  DER 4|18 DER Mittelstand.  Mittelstand. | Kultur


Fotos: © DCM

101

und will nicht liefern, und wir sind – ob wir wol-

Die Vernichtung eines Talents

len oder nicht – ganz bei ihr. Sie läuft schneller, sie

Der Rest ist Sportgeschichte. Jeff beschuldigt

springt besser als alle anderen – und wird kons-

Shawn, entgegen seinen Anweisungen körper-

tant abgestraft. Die Beharrlichkeit, mitunter Bru-

lich brutal geworden zu sein, Tonya behauptet,

talität, mit der sie sich gegen die Männergewalt,

nur von Briefen, nicht von Schlägen gewusst zu

die institutionalisierte Gewalt, die Muttergewalt

haben. Das FBI ermittelt, Jeff und Shawn wer-

wehrt, betrachten wir als konfliktlösungsgeschul-

den verurteilt, Tonya kommt mit drei Jahren Be-

te, friedfertige Mitteleuropäer atemlos und (das

währung davon, muss aber 160.000 Dollar Strafe

ist der meisterlich-narrative Dreh von „I, Tonya“)

zahlen und wird vom Eiskunstlaufverband aus-

nicht ohne Sympathie. Doch der eigentliche Hö-

geschlossen. Nie mehr darf sie laufen. Sie, die

hepunkt im wirklichen wie im filmischen Drama

nichts als Eiskunstlauf und Schlagen beherrscht,

kommt noch: Tonya erhält Morddrohungen. Jeff

verdingt sich fortan als Boxerin. Nancy Kerrigan

verdächtigt Nancy Kerrigan und engagiert seinen

gewann übrigens in Lillehammer Silber und hat

alten Freund Shawn Eckhardt, um die Rivalin sei-

in einem Jahr mehr als zehn Millionen Dollar mit

nerseits mit Drohbriefen einzuschüchtern. Shawn

Werbung verdient. Sie ging als Eisprinzessin in die

ist die entsetzliche Karikatur der

Annalen ein, Tonya Harding als Eishexe.

US-Unterschicht: Mit Mitte zwanzig lebt er bei den Eltern und phantasiert sich in seiner optischen und

biographischen

Bedeutungslosigkeit eine Vergangenheit als Terrorexperte und Spion zusammen. Er schickt zwei ähnlich schlicht gestrickte Dummköpfe auf Strafexpedition, die Nancy Kerrigan eben jenen historischen Schlag auf die Kniescheibe verpassen. Hier kippt der Film endgültig in eine groteske, schwarze Komödie. Panik vor dem Lauf: Probleme mit den Schnürsenkeln.

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Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor mittelstand@bvmw.de


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Männer, kauft Unterhosen!

Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner

Seit es uns gibt, versuchen wir Menschen, die Zu-

müt erscheint mir diese Idee des Unterhosen-

kunft vorherzusagen. Noch mehr mögen wir es,

Index sehr plausibel. Jedoch mag ich mich nicht

die Zukunft zu bestimmen – und für beides eignen

mit der beschreibenden Natur dieses Indexes zu-

sich Männerunterhosen ganz hervorragend.

frieden geben.

Wechselfrequenz, Materialbeschaffenheit und

Viel spannender als die Erkenntnis, dass der aktu-

Machart spielen hier keine Rolle. Der Effekt, der

elle Konjunkturzustand sich in Unterhosen mes-

uns Männer heute zu lauter kleinen Chuck Norris’

sen lässt, ist doch die Frage, was wir mit diesem

machen soll, ist ein anderer. Es ist, was Alan Green-

Zusammenhang anfangen können. Kombinieren

span, die Finanzlegende, in seiner Autobiographie

wir doch mal verschiedene Erkenntnisse:

als Unterhosen-Index bezeichnet hat: Männer kaufen mehr Unterhosen, wenn die Konjunktur

Wir wissen, dass die Anzahl gekaufter Unterhosen

gut ist. Umgekehrt sollten Ökonomen alarmiert

auf eine gute Konjunktur – also Wohlstand – hin-

sein, wenn weniger Unterhosen gekauft werden,

weist.

das sei ein Indiz für eine schwache Konjunktur.

Guido Augustin BVMW Pressesprecher Rheinhessen Kommunikationsberater ga@guidoaugustin.com

desto besser geht es dir. Und wir wissen, dass

nomen liegt in der schlichten männlichen Psycho-

wir uns mit unseren Gedanken unsere Welt nach

logie, die seit Urzeiten auf Außenwirkung ausge-

Wunsch gestalten können. Alles, was wir sind,

legt ist, damit Mann die bestmögliche Partnerin

haben wir vorher gedacht. Unsere Gegenwart

anlockt. Wenn die Ressourcen knapp werden,

ist das Ergebnis unserer Gedanken und Entschei-

wird zuerst da gespart, wo es auf den ersten Blick

dungen in der Vergangenheit, und unsere Zukunft

nicht auffällt – unterm Bärenfell nämlich. So eine

wird das Ergebnis unserer Gedanken und Ent-

Unterhose lässt sich bei guter Pflege über viele

scheidungen in der Gegenwart sein. Da sollte es

Jahre verborgen tragen.

doch ohne Weiteres möglich sein, die eigene Konjunktur anzukurbeln und für den eigenen Wohl-

Nun bin ich kein Ökonom, kein Statistiker und

stand von morgen zu sorgen, indem wir Männer

kein Stilberater, aber in meinem schlichten Ge-

heute Unterhosen kaufen!

4|18  DER Mittelstand. | Kultur

Foto: © Heike Rost

Anders gesagt: Je mehr Unterhosen du kaufst, Die wahrscheinlichste Erklärung für dieses Phä-


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