DER MITTELSTAND Ausgabe 5-2014

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UNTERNEHMERSERVICE

Der Mittelstand. | 5 | 2014

Working Capital Management Wie sich wertvolle Ressourcen im Unternehmen freisetzen lassen Kaum ein Unternehmen, das sich nicht Wachstum auf die Agenda geschrieben hätte. Doch ohne ausreichend liquide Mittel ist dies nicht realisierbar. Auf der Suche nach Potenzialen wird hierbei in der Regel nur die Erfolgsrechnung geprüft. Dabei lohnt sich ein Blick auf einzelne Bilanzpositionen. Durch eine Verbesserung der Kapitalstrukturen können wertvolle Ressourcen freigesetzt werden. Beschrieben wird dieser Prozess als Working Capital Management. Rudolf Gellrich Geschäftsführer BFS finance GmbH, ein Unternehmen von arvato Financial Solu­ tions, dem mittelstands­ orientierten und banken­unabhängigen Finanz­ dienstleister aus dem Hause Bertelsmann

Working Capital wird häufig als „brachliegendes“ Kapital bezeichnet. Es umfasst das gebundene Umlaufvermögen aus der operativen Geschäfts­ tätigkeit eines Unternehmens. Es setzt sich aus Forderungen und Vorräten auf der Aktivseite und Lieferantenverbindlichkeiten auf der Passivseite zusammen. Eine ineffiziente Bindung potenzieller Liquidität führt zu schlechteren Ratings, ungünsti­ geren Zinskonditionen bei externen Kapitalgebern und unnötigen Kreditaufnahmen.

www.finance.arvato.com Ein Ansatzpunkt, das Working Capital so nied­ rig wie möglich zu halten, ist die Optimierung des Cash-to-Cash Conversion Cycles. Dieser Zyklus beschreibt den Zeitraum vom Zahlungsausgang an Zulieferer bis zum Zahlungseingang durch den Kunden. Hierzu sollten folgende Punkte berück­ sichtigt werden:

1. Vorratsmanagement Für ein optimales Lagermanagement sind eine möglichst produktionssynchrone Anlieferung der Beschaffungsobjekte (Just-In-Time), die Reduktion interner Durchlaufzeiten (z. B. durch Parallelbear­

Vorproduktlieferung / Vorleistung

beitung) sowie das Einführen von Konsignationsla­ gern (Lager des Zulieferers in unmittelbarer Nähe, Ware geht erst zum Zeitpunkt der Entnahme in den Besitz der Firma über) ratsam.

2. Forderungsmanagement Der Forderungsbestand und die hiermit verbunde­ nen Risiken sollten minimiert werden. Besonders geeignete Maßnahmen hierzu sind ein adäquates Debitorenmanagement sowie ein konsequentes Mahnwesen mit verkürzten Mahnintervallen. Als weitere Möglichkeiten sind der Forderungsverkauf (Factoring) oder bei größeren Volumina die Ver­ briefung von Forderungsbeständen mittels einer ABS-Struktur (Asset Backed Securities) zu nennen.

3. Management von Verbindlichkeiten Mit Blick auf die Verpflichtungen des Unterneh­ mens ist zu klären, ob der Umfang der Außenstände in entsprechender Höhe notwendig ist, oder einzel­ ne Verbindlichkeiten ganz vermeidbar sind. Zudem sollten Beschaffungsprozesse, Preise und Zahlungs­ konditionen optimiert werden. Im Vergleich zu den Maßnahmen im Forderungsbestand entfalten diese jedoch eher mittel- bis langfristig ihre Wirkung. Durch die Verbesserung der Bilanzrelationen und damit des Ratings können geringere Kosten für die Fremdkapitalisierung erzielt werden. Aktives Wor­ king Capital Management setzt wichtige Liquidität frei, das Unternehmen nutzt die eigene Finanzie­ rungskraft, und dies führt folglich zu einer verbes­ serten Kapitalrendite und zu mehr unternehmeri­ schem Handlungsspielraum. 

Leistung- oder Waren-Lieferung

Lagerung

Kundenzahlung

(Lagerdauer in Tagen)

(Zahlungsziel der Debitoren)

Zahlungseingang

Zeitverlauf

Lieferantenzahlung (Zahlungsziel der Kreditoren)

Cash-to-Cash Conversion Cycle Zahlungsausgang Rohmaterial


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