ALBERT WIRTH ( 1881 – 1952 ) SEINER ZEIT VORAUS
Herr Wirth, Sie waren Ihrer Zeit voraus. Je größer der Abstand, desto größer der Mythos. Versuchen wir es anders zu sagen – ohne Sie gäbe es in Kärnten keinen Nationalpark. Eine große Idee war bedroht: weite Räume – sich selbst überlassen, freie Natur. Es gab zu viele Projekte zur Vermarktung des Glocknergebietes. Ihre Weitsicht … … ist nichts anderes als Einsicht – mitgebracht aus Amerika. Sie waren in Amerika, um sich in Bauwesen und Technik auszubilden.
ALBERT WIRTH
Und war beeindruckt von der Natur – vielleicht auch, weil ich gerne Naturforscher geworden wäre. Yellowstone, Yosemite – dort habe ich begriffen. Technik und Natur – ein Gegensatz? Technik lernt von der Natur, gerade darin liegt die Zukunft. Auch in Ihrer Heimat – hier in Kärnten – suchten Sie nach einem Weg, Natur sich selbst zu überlassen. Als sich die Gelegenheit ergab … … nicht nur zu reden, sondern zu handeln? Als sich im Jahr 1918 die Gelegenheit ergab, erwarben Sie das gesamte Glocknergebiet. Um es dem Österreichischen Alpenverein zu überlassen. Mit Auflagen. Die Idee der ersten Stunde sollte verwirklicht werden – ein umfassendes Naturschutzgebiet. Die Stollenbahn zur Adlersruhe, die Seilbahn zum Gipfel des Großglockners und weitere Projekte waren damit verhindert. Vielleicht in letzter Sekunde.
Für manche Ideen scheint die Zeit erst nach langen Jahren reif zu sein. Alberth Wirth überließ im Jahr 1918 das gesamte Glocknergebiet dem Österreichischen Alpenverein – 1981 wurde der Nationalparks Hohe Tauern gegründet. Es dürfte im Sinne Wirths sein, stets aufs Neue zu fragen, in welcher Beziehung wir zur Natur stehen – vor allem heute, in einer Zeit der globalen ökologischen Herausforderung. Zumindest eine Antwort steht fest: Der Nationalpark Hohe Tauern sollte weiterhin dazu beitragen, der Natur verlorenes Land zurückzugeben. Was er großräumig im Herzen Europas erreicht hat, sollte als Impuls dienen, die Ausbeutung aufzuhalten, die letztlich uns selbst in Gefahr bringt. So geht es darum, die bereits bestehenden Initiativen weltweit zu bündeln, um in bedrohter Lage Erfolge zu sichern. Und wiederum – vielleicht – in letzter Sekunde.
In the year 1918, Alberth Wirth bestowed the entire Glockner territory on the Austrian Alpinist Association – the Hohe Tauern National Park was subsequently founded in 1981. It would be in the spirit of Wirth´s generous act that we should continuously pose questions concerning our relationship with nature – now more than ever, given our global ecological challenges. The Hohe Tauern National Park aims to further contribute to restoring lost land back to nature. Our large-scale achievements in the heart of Europe should serve as an incentive to cease the exploitation which, after all, represents a grave threat to our own kind. What matters now is to consolidate existing world-wide initiatives in order to ensure success in these perilous times – perhaps, once again, at the eleventh hour.
Am Jungfernsprung
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