2 minute read

das reh bestimmt den Waldbau

Geld und Arbeit sparen Warum kümmern sich viele Waldbesitzer nicht, was in ihrem Wald passiert, wenn zu viel Schalenwild herumläuft.

Advertisement

Viel Geld und Arbeit könnte gespart werden, wenn die Wildbestände angepasst werden, was im Übrigen auch dem Wild selbst zugute käme.

Hinweis: Diese Modell-Rechnung muss den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. So können die Unkosten weiter steigen, wenn durch Trockenheit die Pflanzen vertrocknen. Andererseits kann im Idealfall auf eine ergänzende Pflanzung ganz verzichtet werden, wenn sich ein gemischter Altbestand verjüngt. Dazwischen sind alle Abstufungen möglich. Der mögliche Einwand, dass die Pflanzungen durch den Staat großzügig gefördert werden, zieht nicht! Warum? Die Folgekosten nicht angepasster Schalenwildbestände werden nur dem Steuerzahler aufgebürdet. Anders ausgedrückt: Würden alle Beteiligte wie Waldbesitzer, Jagdvorsteher, Jäger, Jagdbehörden und Gesetzgeber endlich an einem Strang zugunsten der waldbaulichen Jagd ziehen, könnten viele Millionen Euro an Unkosten vermieden und die Fauna an Arten erheblich bereichert werden.

Vergleich eines Waldes in einem Jagdrevier mit niedriger und zu hoher Rehwilddichte:

Kosten bei hoher Rehdichte, Naturverjüngung nicht möglich:

Zaunbau, 12 Jahre Zaunkontrolle, Zaunabbau: 6.000 €/ha

Pflanzen und Pflanzung: 2500 Stück x 3 € = 7.500 €/ha

Ausmähen, 3 Jahre, 30 h/Jahr = 90 h x 35 € = 3.150 €/ha

Summe: ca. 200 Arbeitsstunden 16.650 €/ha

Kosten bei tragbarer Rehdichte, Naturverjüngung möglich: Ergänzung der Verjüngung mit Mischbaumarten, auch im Voranbau möglich:

Pflanzen und Pflanzung: 500 Stück x 3,5 € = 1.750 €/ha

Zaunbau entfällt, Ausmähen entfällt, da Verjüngung vor der Brombeere aufkommt.

Die Ersparnis beträgt etwa 180 AKh und fast 15.000 € pro ha!

Weitere Vorteile einer gelungenen Naturverjüngung sind... ...ungestörtes Wurzelwachstum, keine Spätfrostschäden, kürzere Umtriebszeit – Überführung in Dauerwald möglich, kleineres waldbauliches Risiko, wenn selektiver Verbiss unterbleibt – Tannen und Buchen werden nicht von Fichten überwachsen. Diese Vorteile sind schwer zu beziffern, dürften zusammen aber bei 5.000 – 10.000 €/ha liegen. Bezogen auf eine 80jährige Umtriebszeit ergeben sich ohne Verzinsung insgesamt Einsparungen von mind. 250 €/ ha/Jahr. Die Einnahmen durch die Jagdpacht können dies nur im niedrigen Prozentbereich aufwiegen.

Damit eine Naturverjüngung funktioniert sind neben der Jagd zwei weitere Voraussetzungen unabdingbar, welche der Waldbesitzer jedoch selbst in der Hand hat: Ständige Durchforstung seines Bestandes, damit ausreichend Licht zum Boden kommt und eine schonende Ernte des Starkholzes, was z.B. mit Harvester und Beifäller sehr gut möglich ist.

Beispiel Jagdgenossenschaft Reichelkofen

Dass angepasste Rehwildbestände auch in einer Jagdgenossenschaft möglich sind, soll das Beispiel Reichlkofen im Landkreis Landshut zeigen. Trotz Erhöhung und angeblicher Erfüllung der Abschüsse bis 2013, war die Situation im Wald prekär. Wie das erste Bild zeigt, war der Tannenverbiss extrem und die Fichten drohten die Tannen zu überwachsen. In dieser Situation rafften sich die Waldbesitzer auf und der damalige 2. Jagdvorsteher Ludwig Schlittmeier motivierte in vielen Gesprächen die Waldbesitzer so, dass sich die Jagdgenossen in der Versammlung für eine Jagdwende entschieden. Die Jagdpachtverträge wurden nicht mehr verlängert, sondern für die ganze Gemarkung mit 1200 ha und 28% Waldanteil ab 1.4.2013 eine Eigenbewirtschaftung beschlossen. Für die drei Reviere wurden verantwortliche Jäger gewonnen, welche von 10 Begehungsscheininhabern unterstützt wurden. Die Reviere wurden mit Jagdsitzen ausgestattet, welche nummeriert und kartiert sind. Jeder Jäger hat dies auf seiner HandyApp und informiert seine Kollegen und den Jagdvorsteher, wo er ansitzt. Auch Sammelansitze werden so schnell organisiert. Erlegt werden darf, was die Jagdgesetze erlauben, ohne selbstgemachte Einschränkungen. Bei erfolgreicher Jagd wird das Ergebnis mit Bild ebenfalls über die App verbreitet. So ist eine volle Transparenz gewährleistet. Für die Vermarktung des Wildbrets sorgen die verantwortlichen Jäger. Zum Ende des Jagdjahres zahlen die Jäger das erlegte Wildbret an die Jagdgenossenschaft. Obwohl die Abschussplanzahlen von 2013 mit knapp 10 Rehen/100 ha nicht erhöht wurden, zeigt der Wald eine positive Entwicklung. Flächig verjüngen sich neben den Fichten vor allem die Tannen, zudem auch Buchen, Eichen u.a. Die Fütterung wurde 2013 eingestellt. Ein jährlicher Waldbegang am Karfreitag von Jägern und Jagdgenossen sorgt für die Lösung anstehender Probleme.

Vorteile für das Wild

Großen Wert legt Jagdvorsteher Schlittmeier auf die Feststellung, dass angepasste Rehwildbestände nicht nur der ungehinderten Verjüngung der Wälder dienen, sondern auch den Rehen selbst. Die Wildbretgewichte insbesondere bei den Kitzen haben sich verdoppelt, was auf einen viel besseren Gesundheitszustand schließen lässt. Die Rehe haben mehr Lebensraum und dadurch viel weniger Stress mit benachbarten Rehen, so seine Beobachtung.

This article is from: