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Umweltschonende Bewirtschaftung unserer Felder

Als Alternative zur konventionellen Bodenbearbeitung gibt es die konservierende Bodenbearbeitung. Dabei wird auf den Pflug verzichtet und nicht-wendende Bodenbearbeitungsgeräte (Grubber, Scheibenegge) eingesetzt. Mit dieser Bearbeitungsmethode kann sich ein stabiles, tragfähiges, wenig verschlammungsanfälliges Bodengefüge bilden. Gemeinsam mit DI Erich Roscher von der Landwirtschaftskammer Kärnten durchleuchten wir die gängigsten Bodenbearbeitungsmaßnahmen und präsentieren „das kleine Einmaleins der Bodenbearbeitung“.

Der Boden ist im Zuge der Klimawandeldiskussion auch in den Fokus der breiten Bevölkerung gerückt. Das ist gut so, denn in der Landwirtschaft beschäftigen wir uns schon seit geraumer Zeit mit einer umweltschonenden Bewirtschaftung unserer Felder. Die neue GAP 23+ gibt den bäuerlichen Betrieben die Möglichkeit, sich freiwillig an alternativen Bearbeitungsmethoden zu versuchen. Die dafür anfallenden Kosten werden zu einem Teil ausgeglichen. Ziel dieser neuen Verfahren ist es, den Boden vor Erosion durch Wasser und Wind zu schützen, den Wasserverbrauch durch Verdunstung zu minimieren. Gleichzeitig ist das auch ein gewisser Schutz vor Nährstoffaustrag. Voraussetzung ist das Anlegen einer ordentlichen Begrünung, wohl die effektivste Maßnahme im neuen ÖPUL.

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Bevor wir uns mit reduzierter Bodenbearbeitung beschäftigen, sollten wir einen Überblick der vorhandenen Methoden erhalten.

D IE G ä NGIGSTE N Bo DENBEARBEITUNGSMA SS NAHMEN (NAc H K AMPTNER UND LIEBHARD, 2014) SIND :

Konventionelle Bodenbearbeitung mit Pflug

• vor jeder Hauptfrucht wendende Bearbeitung auf Krumentiefe mit dem Pflug

• organische Masse wird vollständig vergraben

• vor der Saat erfolgt eine Saatbeetbereitung auf Saatgutablagetiefe

Alternative Bodenbearbeitung ohne Pflug

• vor jeder Hauptfrucht flächendeckende (wühlende) Bodenbearbeitung bis zu 20 cm Tiefe, meist mit dem Grubber

• evtl. flache Saatbettbereitung mit gezogenen oder rotierenden Geräten

• ein geringer Teil der organischen Masse (Ernterückstände und/oder Rückstände der Zwischenfrucht) verbleibt auf der Oberfläche

Minimale Bodenbearbeitung

• vor jeder Hauptfrucht flächen- deckende (wühlende) Bodenbearbeitung bis zu 10 cm Tiefe, meist mit dem Grubber

• evtl. flache Saatbeetbereitung mit gezogenen oder rotierenden Geräten

• Saat erfolgt als Mulchsaat (Direktsaat)

• ein großer Teil der organischen Masse (Ernterückstände und/oder Rückstände der Zwischenfrucht) verbleibt auf der Oberfläche

Direktsaat im System

• es wird keine Bodenbearbeitung durchgeführt

• bei der Saat wird der Boden nur in der Saatreihe auf Saattiefe geöffnet

• die gesamte organische Masse bleibt auf der Oberfläche

Kombiniert-integrierte Bodenbearbeitung

• innerhalb einer gesamten Fruchtfolgerotation wird nur einmal auf Krumentiefe mit dem Pflug gewendet

• ansonsten wird die minimale Boden- bearbeitung eingesetzt

• Saat erfolgt meist als Mulchsaat

Mulch- und Direktsaat –eine o ption auch für Kärnten?

Diese Verfahren sind in der Praxis von unseren Ackerbauern ausprobiert worden und nur zum Teil haben sich diese Verfahren in der Vergangenheit etablieren können. Gründe liegen hier wohl im ansteigenden Unkraut- und Schaderregerdruck, mit dem die Landwirte konfrontiert waren. Auch ist hierzulande die Maschinenausstattung nicht vorhanden, hoher Leistungsbedarf bei den Traktoren schrecken bislang davor ab. Ein Grund kann aber auch mangelndes Durchhaltevermögen sein – eine Umstellung auf reduzierte Bodenbearbeitung verlangt ständiges Anpassen dieser Systeme auf die Gegebenheiten des Betriebes.

Ein Anpassen der Bodenbearbeitung braucht Zeit und Geduld

Stellt man sein Anbausystem um, kann und soll das nicht ohne Umstellungsphase erfolgen. Als Faustzahl kann gelten, pro Jahr um fünf Zentimeter seichter zu bearbeiten, um unnötige Probleme in der Umstellungsphase zu vermeiden. Dann wird sich der Boden mit seinen enorm wichtigen Mikround Makroorganismen auf das System einstellen und die Vorteile können ausgeschöpft werden.

Getreide-Maisfruchtfolgen –Fusariumdruck wird höher

Ebenso darf bei Getreide-Maisfruchtfolgen die Gefahr einer Fusariuminfektion, übertragen durch oberflächlich liegende Ernterückstände, nicht unterschätzt werden. In diesem Fall ist nach der Ernte ein seichtes Einmischen der Erntereste unumgänglich, um einen raschen Rotteprozess einzuleiten. Anschließend kann man die Gründecke anlegen, um Schattengare und Erosionsschutz zu gewährleisten.

Auf welche Maschinen kann ich zurückgreifen der Tiefgrubber, Seichtgrubber, Kreiseleggen, Mulchsaaten bis hin zur Direktsaat, wo keine Bodenbearbeitung stattfindet. Wird die Bodenbearbeitung vor dem Frühjahrsanbau – gerade bei Hackfrüchten mit langsamer Jugendentwicklung – vor Perioden mit Gewitterneigung und damit einhergehenden Starkregenereignissen durchgeführt, ist von einem bedeutend höheren Erosionsrisiko auszugehen, verglichen mit einer Bodenbearbeitung vor dem Sommeranbau einer Zwischenfrucht oder von vor dem Herbstanbau von Wintergetreide im September und Oktober. Denn in dieser Zeit ist die Gewitterneigung und somit die Gefahr von Starkregenereignissen bedeutend geringer. Außerdem haben Wintergetreidearten eine relativ zügige Jugendentwicklung, die dadurch relativ schnell zu einer Stabilisierung der Bodenkrume beitragen. Aus diesen Gründen sollte die tiefe Bodenlockerung (Pflug) möglichst in die Phasen der geringeren Wahrscheinlichkeit von Starkregenereignissen verschoben werden.

Minimalbodenbearbeitung, also konservierende Mulchsaat, ist bei entsprechender maschineller Ausstattung problemlos anwendbar. Bei den Maschinen ist jedoch auf ihre Mulchsaattauglichkeit - speziell bei den Sägeräten - zu achten. Schardrücke von mindestens 120 bis 150 kg sind unumgänglich, Scheibeneggenvorsätze bei Drillsaat empfehlenswert.

Neues Umweltprogramm ab 2023

zes ist es besser, das Mulchmaterial an der Oberfläche zu belassen.

Einen Schritt weiter geht die Mulchsaat ohne vorherige Saatbettbereitung („Direktsaat“), weil dadurch das meiste Mulchmaterial an der Oberfläche bleibt. Wichtig ist, dass die Vorwerkzeuge ausreichend Feinerde produzieren, damit eine Einbettung des Samenkornes gewährleistet werden kann. Zudem ist ein höherer Schardruck notwendig, damit auch bei höheren Fahrgeschwindigkeiten die Tiefenablage gleichmäßig erfolgt. In der Praxis hat sich oft gezeigt, dass die Aussaat bei stehenden, unbearbeiteten Pflanzenresten besser gelingt, vorausgesetzt, dass der Boden locker genug ist.

Stripp-Till

Ein spezielles Verfahren ist „Strip-Till“, bei dem der Boden nur streifenförmig in Abhängigkeit der Reihenweite der Kultur bearbeitet und gelockert wird. Der höhere technische Aufwand für Direktsaat und Strip-Till wird zukünftig durch eine höhere Prämie abgegolten.

Wie sollen wir mit dem Pflug zukünftig umgehen?

Als intensivste Bodenbearbeitungsmaßnahme wird in diesem Fall der Pflug mit einer Bodenauflockerung und Durchmischung bis eine Tiefe von 20 bis 30 cm angesehen. Danach folgen

Im Rahmen des Österreichischen Umweltprogrammes ÖPUL werden zukünftig mit der Maßnahme „Erosionsschutz Acker“ verschiedenste erosionsmindernde Maßnahmen angeboten. Bei „Mulchsaat“ erfolgt die Saatbettbereitung mit einer flachen Bearbeitung, die organisches Material an der Bodenoberfläche belässt. Die Sägeräte sind mittlerweile technisch in der Lage, auch bei höheren Mulchmengen eine exakte Saat zu erreichen. Entsprechende Vorwerkzeuge, wie zum Beispiel Sternräumer und Wellscheiben räumen Mulchmaterial aus der Säreihe oder lockern diesen Bereich. Die Saatbettbereitung muss daher nicht zwangsläufig alle Pflanzenreste einarbeiten. Es genügt, dass der Boden im Saathorizont gelockert ist. Aus Sicht des Erosionsschut-

Fazit: In Kärnten sind reduzierte Anbauverfahren in der Praxis noch nicht etabliert. Vorgaben der neuen GAP (GLÖZ 5 und 6) verunsichern derzeit und können aber auch eine neue Chance bedeuten. In der Landtechnik ist vieles schon möglich. Jetzt gilt es durch geschickte Steuerungsmaßnahmen die neue Technik auch leistbar zu machen. Ein Patentrezept für eine Bodenbearbeitung kann nicht erstellt werden, weil die zu setzenden Maßnahmen von der Fruchtfolge und der Bodenart stark abhängen. Praktische Feldtage würden zur Aufklärung der Landwirte enorm beitragen.

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